Nach dem Ende des Börsenbooms der neunziger Jahre, der für viele Anleger mit großen Verlusten endete, ist der Versuch, mit Aktiengeschäften an der Börse schnell Gewinn zu machen, in Misskredit geraten. Doch nicht nur private Anleger, sondern auch Teile der Managementelite denken um. Auf dem jährlich tagenden Weltwirtschaftsforum 2004 in Davos forderte Klaus Schwab, der Gründer und Vorsitzende des Forums, „...ein neues umfassenderes Konzept von Unternehmensführung. Das pure Schielen auf Gewinn bringe kurzfristig Profit, könne langfristig aber den Untergang bedeuten.“ 1
Viele Anleger suchen nach Anlagemöglichkeiten, mit denen nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig eine gute Rendite erzielt werden kann. Neben diesen finanziellen Beweggründen rücken zugleich lokale und globale Umwelt- und Sozialprobleme in das Bewusstsein der Gesellschaft. FCKW-haltige Kühlschränke oder mit Kinderarbeit hergestellte Teppiche sind anders als noch vor 20 Jahren heutzutage in Deutschland kaum oder gar nicht mehr verkäuflich. 2 Vor diesem Hintergrund könnte das Konzept des nachhaltigen Wirtschaftens eine Lösung sein. Hierunter werden nicht nur ökonomische, sondern auch ethische und ökologische Überlegungen im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung in die Entscheidungen der Unternehmensführung einbezogen. Der Markt bietet dem interessierten Anleger eine Reihe von Geldanlagen, die in Unternehmen investieren, welche ihrerseits bestimmte ethische und ökologische Kriterien erfüllen. Problematisch bleiben in diesem Zusammenhang die Begriffe Ethik, Ökologie und Nachhaltigkeit. Sie sind nicht nur interpretationsbedürftig und moralisch belegt, sondern erfreuen sich auch eines zum Teil sehr ambivalenten Verständnisses. 3
Diese Arbeit hat zwei Schwerpunkte: Der erste ist eine kritische Darstellung des heutigen Wirtschaftsystems und die daraus folgende sozialethische Begründung für die Notwendigkeit ethisch und ökologisch orientierter Geldanlagen. Der zweite Schwerpunkt beinhaltet die Probleme, die bei der Implementierung von ethisch-
ökologischen Geldanlagen auftreten können. Sie sind zahlreich und dürfen nicht unterschätzt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemdarstellung
- Vorgehen
- Grundlagen
- Wirtschaftsethik
- Allgemeine Überlegungen
- Die Aufgaben von Banken und Börsen
- Die Geldanlage
- Grundlegende Begriffe
- Formen der Geldanlage und Einfluss des Anlegers
- Einführung
- Einlagengeschäft der Banken
- Festverzinsliche Wertpapiere
- Aktien
- Investmentfonds
- Direktbeteiligungen
- Sozialethische Begründung
- Kritische Darstellung des heutigen Wirtschaftssystems
- Das Konzept des Shareholder Value
- Ziele einer nachhaltigen Entwicklung auf der Basis der Deklaration des Parlaments der Weltreligionen
- Die ethisch-ökologische Geldanlage
- Grundlagen einer ethisch-ökologischen Geldanlage
- Geschichte und Entwicklung ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Kategorien ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Merkmale ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Fordernde ethisch-ökologischen Geldanlagen
- Vermeidende ethisch-ökologischen Geldanlagen
- Die Motive und Ziele der Anleger
- Die Privatanleger
- Die institutionellen Anleger
- Die Anbieter ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Anlagestrategien
- Probleme der Implementierung ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Überblick
- Das Problem der unzureichenden Auswahl
- Das Problem von Rendite und Sicherheit
- Die Rendite ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Die Sicherheit ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Das Informationsproblem
- Rating als Lösung des Informationsproblems
- Grundlagen des Rating
- Ein Kriterienkatalog am Beispiel des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens
- Grundlagen
- Vorstellung des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens
- Das Corporate Responsibility Rating der Oekom Research AG
- Kritik an der Verwendung von Kriterienkatalogen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die sozialethische Begründung ethisch-ökologischer Geldanlagen und analysiert die Probleme, die bei ihrer Implementierung auftreten. Dabei wird das heutige Wirtschaftssystem kritisch betrachtet, das Konzept des Shareholder Value hinterfragt und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung auf der Basis der Deklaration des Parlaments der Weltreligionen hervorgehoben.
- Sozialethische Begründung ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Kritik am heutigen Wirtschaftssystem und dem Shareholder Value Konzept
- Nachhaltige Entwicklung im Sinne der Deklaration des Parlaments der Weltreligionen
- Probleme der Implementierung ethisch-ökologischer Geldanlagen
- Rating als Lösung des Informationsproblems
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problematik der ethisch-ökologischen Geldanlage dar und skizziert die Vorgehensweise der Arbeit.
- Kapitel 2 erläutert die Grundlagen der Wirtschaftsethik und beleuchtet die Aufgaben von Banken und Börsen im Kontext von Geldanlagen.
- Kapitel 3 setzt sich kritisch mit dem heutigen Wirtschaftssystem auseinander und argumentiert für die sozialethische Notwendigkeit einer ethisch-ökologischen Geldanlage.
- Kapitel 4 behandelt die Grundlagen, Geschichte und Entwicklung der ethisch-ökologischen Geldanlage sowie die Motive und Ziele der Anleger.
- Kapitel 5 analysiert die Probleme der Implementierung ethisch-ökologischer Geldanlagen, insbesondere hinsichtlich der Auswahl, Rendite, Sicherheit und Information.
- Kapitel 6 untersucht Rating als Lösung des Informationsproblems und präsentiert den Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden als Beispiel für einen Kriterienkatalog.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen ethisch-ökologische Geldanlagen, sozialethische Begründung, nachhaltige Entwicklung, Shareholder Value, Wirtschaftsethik, Rating, Informationsproblem, Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden, Deklaration des Parlaments der Weltreligionen.
- Quote paper
- Volker Michels (Author), 2005, Ethisch-ökologische Geldanlagen - Sozialethische Begründung und Probleme der Implementierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34696