In dem so genannten „Mechelner Dokument“, das im Mai 1974 auf Einladung Kardinal Suenens eine internationale Gruppe von Theologen und Laien erarbeitete, heißt es sehr treffend über diese Bewegung: „Die Charismatische Erneuerung stammt von der Kirche, ist in der Kirche und breitet sich aus. Es liegt jedes Anzeichen dafür vor, dass sie ein dauernder Ausdruck des Lebens der Kirche bleiben wird. Also hat man es nicht mit einer vorübergehenden Mode zu tun. Die Erneuerung sieht ihre theologische Basis in einer Erneuerung des Taufbewusstseins (Taufe, Firmung, Eucharistie). Ihr Interesse ist es, das christliche Leben als Ganzes durch die Kraft des Geistes unter der Herrschaft Jesu zu erneuern.“
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Verfassers
1. Die Charismatische Erneuerung - Begriffserklärung, Entstehung und Organisation
1.0. Einleitung
1.1. Einige kurze Begriffserklärungen
1.2. Geschichte des charismatischen Aufbruchs im 20. Jahrhundert
1.3. Organisation der Bewegung
2. Spirituelle Schwerpunkte
2.1. Persönliche Hingabe an Jesus Christus als Erlöser, Heiland und Herrn
2.2. Verwurzelung des Glaubenslebens im Wort Gottes
2.3. Förderung einer persönlichen Pfingsterfahrung
2.3.1. Taufe im Heiligen Geist
2.3.2. Empfang und Ausübung der vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes
2.3.2.1. Die Gabe des Sprachengebetes (Zungenrede)
2.3.2.2. Die Gabe der Weissagung (Prophetie)
2.3.2.3. Charismen der Heilung
2.4. Entwicklung eines Lebensstils des Lobpreises und der Anbetung
2.5. Heilung und Heiligung des persönlichen Lebens
2.6. Leben mit Maria und der Gemeinschaft der Engel und Heiligen
2.7. Zusammenwachsen als Brüder und Schwestern in Gemeinschaften des Glaubens, der Achtung und der Liebe
2.8. Geistliche Begleitung und Weiterbildung
2.9. Ausbreitung des Evangeliums durch Verkündigung, persönliches Zeugnis und einen anziehenden Lebensstil des Gebens und Dienens in Liebe
3. Die Gemeinschaft der Seligpreisungen
3.1. Entstehungsgeschichte
3.2. Ausbreitung und Organisation
3.3. Kirchliche Stellung und Integration in die Gemeinschaft
3.4. Charisma und Spiritualität
3.5. Aktivitäten
Literaturliste
Vorwort des Verfassers
Seit Beginn des vorigen Jahrhunderts hat es in den christlichen Kirchen viele Bewegungen gegeben, die sich um ein Leben nach der Bibel nach dem Vorbild Jesu Christi und der Urkirche bemühten und das Wirken des Hl. Geistes wieder mehr in den Vordergrund stellten. Aus der Fülle der Pfingstkirchen, Freikirchen und charismatischen Gruppen auf der ganzen Welt werde ich in dieser Seminararbeit vor allem auf jene Gruppe eingehen, die sich selbst als „Charismatische Erneuerung in der Katholischen Kirche“ bezeichnet, und versuchen, sie ein wenig zu beleuchten, da sie von dieser gesamtchristlichen Bewegung die in Österreich am stärksten vertretene Gruppe ist. Ich möchte besonders die spirituellen Schwerpunkte behandeln und auch eine der aus dieser Bewegung neu entstandenen Gemeinschaften vorstellen.
1. Die Charismatische Erneuerung - Begriffserklärung, Entstehung und Organisation
1.0. Einleitung
In dem so genannten „Mechelner Dokument“, das im Mai 1974 auf Einladung Kardinal Suenens eine internationale Gruppe von Theologen und Laien erarbeitete, heißt es sehr treffend über diese Bewegung: „Die Charismatische Erneuerung stammt von der Kirche, ist in der Kirche und breitet sich aus. Es liegt jedes Anzeichen dafür vor, dass sie ein dauernder Ausdruck des Lebens der Kirche bleiben wird. Also hat man es nicht mit einer vorübergehenden Mode zu tun. Die Erneuerung sieht ihre theologische Basis in einer Erneuerung des Taufbewusstseins (Taufe, Firmung, Eucharistie). Ihr Interesse ist es, das christliche Leben als Ganzes durch die Kraft des Geistes unter der Herrschaft Jesu zu erneuern.“[1]
1.1. Einige kurze Begriffserklärungen
Unser Wort „Charisma“ wird vom griechischen Wort „charis“ abgeleitet und bedeutet „Gnade“. Das Suffix „ma“ formt ein Wort, dessen ursprünglicher Sinn „Arbeit der Gnade“ oder „Geschenk der Gnade“ ist.[2] „Es handelt sich um eine ganz und gar umsonst geschenkte Gnade, das heißt, dass sie überhaupt nichts zu tun hat mit dem Begriff des persönlichen Verdienstes, der Würdigkeit oder der Heiligkeit des Einzelnen. Gott teilt es in Seiner großen Weisheit entsprechend den Bedürfnissen der Kirche und im Hinblick auf ihren Aufbau zu.“[3]
In den Paulusbriefen wird bereits eine Vielzahl von Charismen angeführt, die in der Urkirche vorgekommen sind. So benennen der 1. Korintherbrief (Kap. 12-14) und der Römerbrief (Kap. 12) eine Vielzahl von Gaben, die der Heilige Geist schenkt: Erkenntnis vermitteln, prophetisch reden, heilen, trösten, ermahnen, lehren, Barmherzigkeit üben und vieles mehr. Solche Gaben werden auch heute den Menschen gegeben zu ihrem persönlichen Wachstum und zum Dienst am anderen.
Man darf aber die Bezeichnung „charismatisch“ nicht dahingehend missverstehen, dass der Hl. Geist nirgends sonst in der Kirche wirken würde, also nicht exklusiv, sondern positiv, dass in dieser Bewegung das Wirken des Gottesgeistes besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Der Hl. Geist hat auch immer schon in der Geschichte der Kirche neue Bewegungen ins Leben gerufen - man denke nur an den Hl. Franz von Assisi - die durchaus sehr charismatisch waren, aber sich nicht so bezeichneten.
Mitglieder der Bewegung bezeichnen diese als „Erneuerung“ und sehen darin auch eine Antwort auf die bedrängenden Krisen der Kirche und des Glaubens heute:
- Ein zunehmender Teil der Bevölkerung in Europa wächst ohne jede Form kirchlicher Bindung auf oder distanziert sich von den Kirchen;
- der Glaube an einen persönlichen Gott schwindet;
- christliche Werte verlieren dramatisch an Geltung;
- Menschen geraten auf der Suche nach spiritueller Erfahrung in Sackgassen und Unfreiheiten.[4]
1.2. Geschichte des charismatischen Aufbruchs im 20. Jahrhundert
Die italienische Ordensschwester Elena Guerra schrieb Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals an Papst Leo XIII. und fordert ihn auf, die Kirche durch eine neue Hinwendung zum Heiligen Geist zu erneuern. Sie machte den Vorschlag, in der katholischen Kirche weltweit eine Novene zum Heiligen Geist (ein neuntägiges Gebet zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten vgl. Apg 1,12-14) auszurufen.
Papst Leo XIII. ging auf diesen Vorschlag ein. Des Weiteren verfasste er eine Enzyklika über den Heiligen Geist „ Divinum Illud Munus “, in der er zu einer neuen Wertschätzung des Heiligen Geistes und seiner Gaben aufrief.
1901: Am 1. Januar 1901 rief Papst Leo XIII. mit dem bekannten Hymnus „ Veni Creator Spiritus “ den Heiligen Geist im Namen der ganzen Kirche auf das beginnende 20. Jahrhundert herab.
Genau an diesem Tag erlebte eine 18jährige protestantische Bibelschülerin in Topeka, USA eine „Taufe im Heiligen Geist“, mit dem in der Apostelgeschichte beschriebenen Zeichen der Sprachengabe. Ähnliches geschah auch ihren Mitschülern und anderen Anwesenden. Dieses Ereignis wird allgemein als der Anfang der Pfingstbewegung gesehen.
Es kam in den folgenden Jahren zu einer raschen Ausbreitung der Bewegung. Besonders die Gemeinde eines schwarzen Pastors in der Azusa Street, einem Armenviertel in Los Angeles, USA, erlangte Berühmtheit. Viele Besucher kamen dorthin, um das Wirken des Heiligen Geistes Sprachengebet, Prophetie und Heilung zu erleben, und viele Bekehrungen waren die Folge.
Zu Beginn ergriff die Pfingstbewegung vor allem Teile der Methodistenkirche, aber auch evangelikale und anglikanische Christen. Die Großkirchen blieben dieser Pfingstbewegung - der heute bei weitem größten Gruppe unter den protestantischen Kirchen - zunächst großteils verschlossen.
1940-50: Dadurch, dass viele Mitglieder etablierter Kirchen die Taufe im Heiligen Geist erlebten und Teil ihrer Kirche blieben, kam es zur „Neupfingstlichen Bewegung“ in den protestantischen Kirchen.
1967: Dieses Jahr wird als der Beginn einer pfingstlich-charismatischen Bewegung in der katholischen Kirche gesehen. Der Ausgangspunkt waren die vom 17. bis 19. Februar stattfindenden Einkehrtage von Studenten der Duquesne-Universität in Pittsburgh (US-Staat Pennnsylvania), wo sie eine „Taufe im Heiligen Geist“ erlebten. Was viele Beobachter überraschte, war, wie schnell sich die Bewegung unter Katholiken ausbreitete.
1969: Die amerikanischen Bischöfe bezeichnen die Charismatische Erneuerung in einer ersten Stellungnahme als eine Bewegung, der erlaubt werden sollte, sich zu entwickeln.
1975: Beim ersten Weltkongress der katholischen Charismatischen Erneuerung in Rom bezeichnete Papst Paul VI. diese als eine Chance für die Kirche und die Welt.
1996: Bereits 372 Millionen Christen zählen sich zu diesem pfingstlich-charismatischen Aufbruch, davon mehr als 70 Millionen in der katholischen Kirche.[5]
Durch die Verbreitung der Pfingstbewegungen und Charismatischen Bewegungen in allen christlichen Konfessionen sehen viele darin eine große Chance für die ökumenischen Bemühungen.
1.3. Organisation der Bewegung
Die Charismatische Erneuerung ist eine offene Bewegung, ohne formelle Mitgliedschaft. Sie versucht, grundsätzlich so wenig eigene Strukturen wie nötig aufzubauen, da bereits ausreichend Strukturen in der Kirche vorhanden sind.
Der Sitz des internationalen Büros der Charismatischen Erneuerung ist in Rom (ICCRS – International Catholic Charismatic Renewal Services) und besteht aus einem Rat aus Vertretern aller Erdteile, der Großteil davon sind Laien.
Auf Österreichebene gibt es einen „Österreich-Leitungsdienst“, der eng mit den Diözesanvertretern zusammenarbeitet. Meist sind es ein Ehepaar und ein Priester als „geistlicher Assistent“, die den Diözesangruppen vorstehen.
In Österreich gibt es derzeit etwa 500 Gebetsgruppen, wo sich Menschen wöchentlich zu Gebet, Schriftbetrachtung, Austausch, Lobpreis, Anbetung, Fürbittgebet, gemeinsamen Singen,… treffen.
Aus der Charismatischen Erneuerung sind viele neue Gemeinschaften hervorgegangen, die Bekanntesten sind die „Gemeinschaft der Seligpreisungen“ (siehe unten), sowie die Gemeinschaft Emmanuel (Neuevangelisierung, kräftige Mithilfe bei der Wiener Stadtmission im Mai 2003).
Die Charismatische Erneuerung ist keine Abspaltung, sondern ein wichtiger Teil der katholischen Kirche, im Gegensatz zu vielen evangelischen Pfingstkirchen, die sich aufgrund mangelnder Akzeptanz häufig von der „Mutterkirche“ getrennt haben, und von denen es schon 1925 in den Vereinigten Staaten 38 Pfingstsekten gab.[6] Papst Paul VI. und Johannes Paul II. haben wiederholt die Bedeutung der Erneuerungsbewegung für die katholische Kirche und die Neuevangelisierung betont.
Papst Paul VI. in einer Ansprache an die Teilnehmer der Internationalen Leiterkonferenz der CE in Rom. (Mai 1975):
„Nichts ist nötiger für eine Welt, die mehr und mehr säkularisiert ist, als das Zeugnis dieser geistlichen Erneuerung, die der Heilige Geist heute in den unterschiedlichsten Regionen und Bevölkerungsschichten hervorbringt. Ihre Ausprägungen sind verschieden: tiefe Gemeinschaft des Herzens, inniger Kontakt mit Gott, in Treue zu der durch die Taufe angenommenen Aufgaben, im Gebet, das oft gemeinschaftlich geschieht und in welchem jeder, indem er sich frei äußert, das Beten der anderen unterstützt und es nährt; und als Basis von allem: eine persönliche Überzeugung. Diese Überzeugung hat ihre Quelle nicht allein in der Glaubensunterweisung, sondern in einer Gewissheit gebenden Erfahrung echten Lebens, insbesondere der Erfahrung: dass ohne Gott der Mensch nichts tun kann - und andererseits - mit ihm alles vermag... Wie kann diese geistliche Erneuerung etwas anderes sein, als eine Chance für die Kirche und die Welt?“[7]
2. Spirituelle Schwerpunkte
„Wir wollen dem Dreifaltigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist dienen, indem wir an der Berufung und Sendung der Kirche in folgenden Schwerpunkten mitarbeiten: Lobpreis und Anbetung, Leben aus dem Wort Gottes, Evangelisation und Jüngerschulung, Leben in Gemeinschaft, Soziales Engagement, Ökumene.
Wir wollen ein lebendiges, in der Beziehung zu Jesus verankertes, christliches Leben fördern durch Betonung folgender Erfahrungsbereiche:
- Persönliche Hingabe an Jesus Christus als Erlöser, Heiland und Herrn
- Verwurzelung des Glaubenslebens im Wort Gottes
- Förderung einer persönlichen Pfingsterfahrung:
- Taufe im Heiligen Geist
- Empfang und Ausübung der vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes
- Entwicklung eines Lebensstils des Lobpreises und der Anbetung
- Heilung und Heiligung des persönlichen Lebens
- Leben mit Maria und der Gemeinschaft der Engel und Heiligen
- Zusammenwachsen als Brüder und Schwestern in Gemeinschaften des Glaubens, der Achtung und der Liebe
- Geistliche Begleitung und Weiterbildung
- Ausbreitung des Evangeliums durch Verkündigung, persönliches Zeugnis und einen anziehenden Lebensstil des Gebens und Dienens in Liebe“[8]
2.1. Persönliche Hingabe an Jesus Christus als Erlöser, Heiland und Herrn
„Am Anfang unseres Weges steht für jeden ein persönlicher Anruf Gottes. Durch ein Wort der Heiligen Schrift, ein persönliches Erlebnis, das Bekenntnis eines anderen Christen, Teilnahme an einer Gebetsgemeinschaft oder andere Anstöße wurde in uns eine Bewegung ausgelöst. … Wir erkennen in diesem Anruf das Wirken Gottes, der uns offenbar in einer neuen Weise durch seinen Heiligen Geist in eine tiefere Gemeinschaft mit Jesus Christus und in seine engere Nachfolge führen will. … Gott wartet auf die Antwort meiner Hingabe, damit er allein mein Erlöser und Herr sein kann, der mich aus dem Tod zum Leben führt und dem ich nun mit meinem ganzen Wesen angehöre. Wenn wir auch auf diesem Wege manchmal in eine harte Schule genommen werden, ist der Schmerz der Umkehr und Läuterung doch stets von innerem Frieden begleitet, oft auch getragen von Überraschung und tiefer geistlicher Freude.“[9]
Es ist die Erfahrung vieler, dass es nicht reicht, gelegentlich und nach Laune ein bisschen Gutes tun oder vom Überfluss des Lebens Gott ein paar Abfälle zu schenken. Gott meint uns ganz, nicht nur ein bisschen von uns. Die Liebe zu Gott muss das ganze Leben durchformen und gestalten, nur dann kann Gott unser Leben gut führen, uns über alle Abgründe tragen und uns in seiner Hand bewahren. Gott zwingt keinen dazu, er wartet auf unser Ja. Wenn wir uns dafür entscheiden, zieht er selbst uns immer mehr an sich und schenkt uns die Kraft seines Geistes, die uns befähigt zu diesem Leben der Hingabe. Ganz besonders dann, wenn unser Leben noch farblos, kraftlos, arm und schuldbeladen ist, schenkt er das Leben in Fülle. Dann wird Gott zum Felsen, auf dem unser Leben gebaut ist, sein Wille wird immer mehr zur Richtschnur des Lebens.[10] Wenn wir auf seine Stimme hören, werden wir immer mehr die Früchte des Heiligen Geistes in unserem Leben erfahren: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung;“ (Gal 5, 22-23)
2.2. Verwurzelung des Glaubenslebens im Wort Gottes
Das Wort Gottes hat einen hohen Stellenwert innerhalb der Charismatischen Erneuerung und es ist ein wichtiger Bestandteil charismatischer Gebetsgruppen, die meist eine Bibelstelle gemeinsam betrachten oder einen Psalm beten. Jeder soll möglichst täglich ein Wort der Heiligen Schrift betrachten und sich von Gott ansprechen lassen. Es ist ein Wiederaufleben der alten Tradition der persönlichen Schriftlesung, von den Kirchenvätern „lectio divina “ – göttliche Lesung genannt. Das Ziel ist, dass das Wort Gottes im eigenen Leben Gestalt annimmt. Gebet muss die Lesung der Heiligen Schrift begleiten, damit sie zu einem Gespräch zwischen Gott und Mensch werden kann. Der Leser wird allein das auslegen können, was er auch zu leben bereit ist. Es besteht also ein enger Zusammenhang zwischen dem, wie und ob ich das Wort Gottes lebe, und dem persönlichen Verständnis der Heiligen Schrift.
Das Besondere am Wort Gottes ist, dass Gott selber dadurch zu uns spricht und uns beim Lesen seinen Heiligen Geist sendet. Dadurch trägt das Wort Gottes eine Kraft in sich, die unser Leben verwandeln kann. Gott spricht jede Schriftstelle persönlich zu einem Menschen, denn er liebt jeden persönlich. „Erst wenn Dich ein Wort im Herzen ergreift und zum Tun drängt, hast Du den Sinn dieses Wortes erfasst. Wenn Gott spricht, geschehen Wunder. Wenn Er zu Deinem Herzen spricht, geschieht das Wunder Deiner Verwandlung.“[11]
2.3. Förderung einer persönlichen Pfingsterfahrung
Die meisten Christen wurden als Kind getauft und viele haben die christliche Bindung, welche für sie von anderen bei ihrer Taufe versprochen wurde, nie richtig vollzogen. Deshalb ist es wichtig, ihnen zu einer bewussten Entscheidung für Christus und der persönlichen Erfahrung des Wirkens des Heiligen Geistes in ihrem Leben zu verhelfen. Als Beispiel dient die Erfahrung der ersten Jünger zu Pfingsten, als sie durch die Kraft des Heiligen Geistes von schwachen, furchtsamen Männern in kraftvolle Apostel verwandelt wurden, um furchtlos das Evangelium zu predigen.[12]
2.3.1. Taufe im Heiligen Geist
Viele Menschen heute können bezeugen, Ähnliches erfahren zu haben wie die Apostel: eine neue Erfahrung der Wirklichkeit des Herrn, dem sie in ihrem Gebet begegnen, eine Zuwendung zu Gott im Lobpreis, eine neue Kraft, ihre christliche Verpflichtung zu leben und ihren Glauben zu bezeugen,…
In der katholischen Kirche gibt es nun die Schwierigkeit, ob man dieses Erlebnis als „Taufe im Heiligen Geist“ bezeichnen soll, denn der Heilige Geist wurde ja bereits bei der Taufe (als Kind) geschenkt. Unmissverständlicher ist der Begriff „Ausgießung des Geistes“, der ein Bewusstwerden der bereits in der Taufe grundgelegten Kraft des Geistes meint.[13]
Wie kommt es nun zu dieser Erfahrung der Ausgießung des Geistes? Entscheidend ist die wirkliche persönliche Entscheidung, als Christ zu leben, was sich durch das Leben bestätigen wird. Wichtig ist auch das gemeinsame Gebet für den einzelnen um den Heiligen Geist, das oft von Zungenrede begleitet ist. Aber es ist und bleibt ein Geschenk Gottes, über das man nicht verfügen kann.
2.3.2. Empfang und Ausübung der vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Charismatischen Erneuerung, der auch schon im Namen zum Ausdruck kommt, ist die Bedeutung der Gaben des Heiligen Geistes. Dabei beruft man sich vor allem auf zwei Briefe des Apostels Paulus, den 1. Brief an die Korinther und den Brief an die Römer, sowie auf die Beschreibung des Pfingstfestes in der Apostelgeschichte. Im 1. Korintherbrief 12,8-10 heißt es:
„Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem Dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern - immer in dem einen Geist - die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten.“
Im Römerbrief 12,4-8 kommt sehr deutlich die Bedeutung der einzelnen Charismen für den Aufbau der einzelnen Gemeinden und der ganzen Kirche, des Leibes Christi, zum Ausdruck:
„Aufgrund der Gnade, die mir gegeben ist, sage ich einem jeden von euch: Strebt nicht über das hinaus, was euch zukommt, sondern strebt danach, besonnen zu sein, jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat. Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder denselben Dienst leisten, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als Einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade. Hat einer die Gabe prophetischer Rede, dann rede er in Übereinstimmung mit dem Glauben; hat einer die Gabe des Dienens, dann diene er. Wer zum Lehren berufen ist, der lehre; wer zum Trösten und Ermahnen berufen ist, der tröste und ermahne. Wer gibt, gebe ohne Hintergedanken; wer Vorsteher ist, setze sich eifrig ein; wer Barmherzigkeit übt, der tue es freudig.“
Innerhalb der charismatischen Bewegung hat man immer wieder neu erfahren, dass die Gaben, die Paulus in seinen Briefen beschreibt, auch heute noch geschenkt werden, teilweise in neuerer Form. Viele der Gaben sind oft nicht so sehr nach außen sichtbar und mehr für den Einzelnen von Bedeutung, wie zum Beispiel die Gabe eines starken Glaubens, oder mehr für das Miteinander, wie die Gabe des Tröstens oder Dienens. Sie werden oft nicht als etwas Besonderes erkannt. Wichtig für den Empfang von Charismen sind die innere Bereitschaft dafür und die enge Verbundenheit mit Gott.
Nicht jeder hat alle Gaben, sondern jeder bekommt die Gabe(n) von Gott geschenkt, die für ihn und seine Berufung wichtig sind und mit denen er der Kirche dienen soll. Auch Paulus kannte bereits das Problem, dass jeder alle Gaben haben will und danach sucht:
„Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle die Kraft, Wunder zu tun? Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen? Reden alle in Zungen? Können alle solches Reden auslegen?“ (1Kor 12, 29-30)
Was man dagegen suchen soll, ist die Einheit des gemeinschaftlichen Leibes der Christen, und dafür folgende Mittel nehmen: Treue im Gebet, Versöhnung, Verwurzelung in den Sakramenten und der Kirche, Dienst in der Nächstenliebe, evangelisches Verlangen nach einer größeren Armut, usw.[14]
Im folgenden Abschnitt möchte ich auf die Gaben des Sprachengebetes, der Weissagung und der Heilung genauer eingehen, weil sie in der Erneuerungsbewegung sehr wichtig sind und auch, im Gegensatz zu manch anderen Charismen, zu den sinnlich Wahrnehmbaren gehören.
2.3.2.1. Die Gabe des Sprachengebetes (Zungenrede)
Wenn jemand an die Grenze seiner Ausdrucksfähigkeit kommt, kann es sein, dass er auf einmal unbekannte Silben und Worte spricht, die ganz von seiner inneren Bewegung erfüllt sind, sei es Lob oder Bitte, Freude oder vor allem Liebe. Diese Gabe war in der Urkirche weit verbreitet. Paulus schreibt in 1 Kor 14 über dieses Charisma, dass es besonders eine Gabe für das private Gebet ist und bei öffentlichen Zusammenkünften nur eingeschränkt verwendet werden soll, damit neu Hinzukommende nicht abgeschreckt werden.[15]
Viele Menschen erfahren diese Gabe heute als eine große Bereicherung für ihr persönliches Gebet, es hilft ihnen, mit dem Herzen zu beten. Auch bei charismatischen Gebetstreffen wird oft eine Zeit lang gemeinsam in Sprachen gebetet oder gesungen. Viele Menschen bekommen diese Gabe bei der Erfahrung einer „Taufe im Heiligen Geist“ geschenkt, wenn andere gemeinsam mit ihnen um das Kommen des Gottesgeistes beten.
Es gibt unterschiedliche Meinungen, ob es sich bei diesem Gebet wirklich um eine fremde Sprache handelt oder nur eine Ausdrucksweise, die einer menschlichen Sprache ähnlich ist, wie die Analyse einiger Sprachwissenschaftler ergab. Man kann aber trotzdem grundsätzlich festhalten, dass Gott jederzeit die Zungenrede eines Menschen benutzen kann, um eine andere Person zur Umkehr zu rufen.[16]
2.3.2.2. Die Gabe der Weissagung (Prophetie)
Es geht dabei nicht darum, die Zukunft vorauszusagen oder Dinge zu enthüllen, die nur Gott weiß. Paulus spricht nur von der Art der Weissagung, die für die Kirche nützlich sei, sie aufbaut, Trost zuspricht und spendet. Prophetisches Reden ist die Gabe, durch welche jeder Mann oder jede Frau in der Gemeinde inspiriert sein könnte, das Wort zu sprechen, von dem der Herr wünscht, dass die Kirche es höre. Es war meist ein Wort der Ermutigung, Ermahnung, Zurechtweisung, der Warnung und des Trostes. Der Unterschied solcher Worte zu irgendeiner anderen Art von Predigt war der, dass sie mit einer besonderen Wirkung und Kraft die Gemeinde traf, mehr als bloße menschliche Worte.[17]
Es ist aber natürlich auch manchmal berechtigte Skepsis angebracht, ob das, was als Weissagung vom Heiligen Geist zu kommen scheint, auch echt ist. Der Sprecher soll der charismatischen Gruppe wohlbekannt sein und sein Leben soll mit dem Evangelium in Einklang stehen. Auch darf die Botschaft nicht im Gegensatz zur Hl. Schrift und der Lehre der Kirche stehen.
Wie empfängt man nun dieses Charisma? Die häufigste Art ist die eines plötzlichen inneren Eindrucks, seltener geschieht es durch ein geistiges Bild oder einen sich wiederholenden Gedanken. Außerdem gibt es noch eine besondere Art, über körperliches Fühlen, die jedoch wegen ihrer großen Subjektivität eher problematisch ist. Dieser Empfang geschieht passiv, besonders am Anfang. Wenn sich die Gabe bestätigt und man mit ihr vertraut wird, wird sie immer sicherer und feinfühliger. Eine Gefahr ist das eigene Gedächtnis, denn es können allerhand persönliche Gedanken und spontane Erinnerungen „durch den Kopf schießen“, und dann ist es nicht immer leicht, die Stimme des Heiligen Geistes zu erkennen.[18]
Eine solche Prophetie kann auch an eine einzelne Person gerichtet sein, man spricht dann meistens von einem „Wort der Erkenntnis“. Es ist ein Anruf Gottes an jemanden, der oft sehr genau bezeichnet wird, obwohl der, der dieses Wort ausspricht, nicht weiß, an wen es gerichtet ist. Das Ziel ist stets Bekehrung, Versöhnung, Heilung. Philippe Madre bringt in seinem Buch ein sehr konkretes Beispiel eines drogenabhängigen jungen Mannes, der aus Neugier an einer liturgischen Feier teilnahm. Er wurde von einem genau auf ihn und seine Situation beschreibenden Wort des Zelebranten getroffen, das ihn aufrief, zum Herrn zurückzukehren. Er war erschüttert und lief zu einem Priester, um sich zu versöhnen. Von diesem Tag an war er von seiner Drogenabhängigkeit geheilt.[19]
An diesem Beispiel wird deutlich, dass diese Gabe auch oft mit der Gabe der Heilung zusammenhängt und sie des Öfteren zusammen auftreten.
2.3.2.3. Charismen der Heilung
Das Heilungsgebet in der Charismatischen Erneuerung ist eine wichtige, aber auch oft umstrittene Angelegenheit. Aber Jesus hat selber viel für Kranke gebetet und auch seine Jünger dazu aufgerufen. So sind wir alle dazu gerufen, für die Kranken zu beten. Es ist klar, dass niemand den Kranken aus eigener Kraft heilen kann. Aber wir sollen voll Glauben für sie beten und für dieses Charisma des Heiligen Geistes offen sein. Jesus kann es allen verleihen, die es bereitwillig aufnehmen.[20]
Es wurden in der Charismatischen Erneuerung in den letzten Jahrzehnten unzählige, auch ärztlich bestätigte, Heilungen verzeichnet. Der Heilige Geist wirkt durch verschiedenste Personen, die sich ihm zur Verfügung stellen. Diese Heilungen sind Zeichen der Auferstehung, des Sieges Christi über den Tod, der ja eine Folge der Sünde und der Macht Satans ist. Eine solche Heilung ist eine völlig unverdiente Gnade Gottes für den Einzelnen.
Was ist aber nun mit den Kranken, die nicht geheilt werden? Eines ist sicher: Das Gebet des Glaubens trägt immer Früchte. Wenn der Herr jemanden nicht heilt, dann ist sein Plan der Liebe mit ihm anders. Das Leid ist ja nach christlichem Verständnis nicht sinnlos, weil Jesus uns durch sein Leiden und seinen Tod am Kreuz erlöst hat. Manche Menschen sind daher aufgerufen, ihre Krankheit geduldig zu tragen, auch für andere, und so Jesus auf diese Weise ähnlich zu werden. Der Heilige Geist gibt dazu die Kraft und den inneren Frieden.
2.4. Entwicklung eines Lebensstils des Lobpreises und der Anbetung
Man findet beim Gebet immer sehr schnell alle möglichen Anliegen für sich und die anderen, was ja prinzipiell nicht schlecht ist, aber man übersieht sehr leicht, was Gott in seiner Liebe alles schenkt. Deshalb soll an der Spitze des Gebetes das Danken, der Lobpreis stehen. Wir sollen Gott loben und preisen, weil er unser wunderbarer Vater ist. Wir sollen ihm danken für seine Liebe und Güte, für die Führung in unserem Leben, für alle Gaben und Fähigkeiten, die er uns geschenkt hat, aber auch für alle Dinge, die uns im Moment schwer fallen, weil er einen Plan damit hat. „Beim Danken öffnest Du Dein Herz für Gott. Dein Dank und Lobpreis ist Zeichen Deines Glaubens. Wegen dieses Glaubens kann Gott in das geöffnete Herz alle Gaben Seiner Liebe hineinlegen.“[21]
Durch den Lobpreis kommt Freude und Friede in unser Herz und wir bleiben nicht so sehr an unseren Sorgen hängen, sondern unser Blick weitet sich für die Größe der Liebe Gottes und den Auftrag, den er uns gibt.
In der katholischen Liturgie wurde immer daran festgehalten, dass auch der ganze Leib mitbetet. Deshalb wird in der Charismatischen Erneuerung mit großer Freiheit das geistliche Geschehen – ob Anbetung, Freude oder Bitte – auch in Gebärden zum Ausdruck gebracht: beim Lobpreis die Hände erheben, klatschen, tanzen, für andere unter Handauflegung beten und vieles mehr.[22]
Ein wichtiges Element des Gebetes ist auch die Anbetung, das Still-Werden vor Gott und vor ihm sein. Es ist die Art und Weise, wie unsere persönliche Beziehung zu Gott am meisten wachsen kann, weil wir ganz für ihn da sind und ihm begegnen können. Anbetung ist eine Antwort der Liebe auf den persönlichen Ruf Gottes. Dieses Zur-Ruhe-Kommen ist auch für das gemeinsame Beten außerordentlich wichtig.
2.5. Heilung und Heiligung des persönlichen Lebens
Jesus hört nicht auf, sein Volk zu heilen. Das kann in äußeren Heilungen geschehen, wenn er die Menschen von Krankheiten, sei es physischer oder psychischer Art befreit, wie es oft geschieht (Siehe oben, Charismen der Heilung). Aber die entscheidendste Heilung ist die, dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung sein Volk von seinen Sünden befreit. „Er lebt mitten unter uns und er fährt fort, unsere Sünden zu vergeben. Er fährt fort, uns freizumachen und uns zu heilen… Und jedes Mal, wenn Jesus einen Kranken heilt, erinnert er uns an seinen Sieg über die Sünde.“[23]
Wenn wir erfahren, dass Jesus uns unsere Sünden vergibt, dann können sein Friede und seine Freude in unser Leben kommen, und wir werden in der Tiefe unseres Herzens heil. Denn die Sünde hat immer negative Auswirkungen auf unsere Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen.
Die Kirche ruft alle Christen zur Heiligkeit auf, nicht nur die Ordenleute oder besonders Frommen. Jeder ist dazu berufen, wie es schon im Brief an die Epheser heißt: „Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott.“ (Eph 1,5). Es ist klar, dass wir ohne die Gnade Gottes dazu nicht fähig sind, aber wir sollen uns dafür entscheiden. Dann werden wir gewisse Dinge nicht machen, die Gott nicht gefallen, und es wird uns immer mehr gelingen, alles zur Ehre des Herrn zu tun. Das kostet zwar immer wieder Überwindung, aber „wenn man mit Gott durchs Leben geht, dann tut man alles mit Freude, auch wenn es schwer ist.“[24]
2.6. Leben mit Maria und der Gemeinschaft der Engel und Heiligen
Maria und die Heiligen können uns wichtige Vorbilder auf unserem Glaubensweg sein, weil sie sich in ihrem Leben um eine enge Verbindung mit Gott bemühten und versuchten, den Plan Gottes für ihr Leben zu erkennen und zu tun. An ihrem Lebensbeispiel können wir immer wieder etwas für unser Leben lernen. Wir brauchen dabei keinen Heiligen zu kopieren versuchen, weil Gott jeden Menschen anders führt und auch die jeweilige geschichtliche Situation von Bedeutung ist.
Die Engel und Heiligen bilden mit der Kirche hier auf Erden so etwas wie eine große Gebetsgemeinschaft. Deshalb können wir sie auch um ihr Gebet für uns bei Gott bitten, so wie wir auch unsere Mitmenschen darum bitten können. Das ist in keiner Weise eine Anbetung der Heiligen, wie es manchmal vorgeworfen wird.
Maria ist in besonderer Weise ein Beispiel des Glaubens, weil sie ganz bereit war für das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben und sie so der Welt Christus bringen konnte. Ähnlich will auch der Heilige Geist Großes in unserem Leben wirken, wenn wir so wie Maria dafür bereit sind.[25] Ein wichtiger Satz für unser ganzes Leben ist das Wort Mariens bei der Hochzeit zu Kana: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5).
2.7. Zusammenwachsen als Brüder und Schwestern in Gemeinschaften des Glaubens, der Achtung und der Liebe
Als Christen sind wir nicht zu einem „Einzelkämpferdasein“ gerufen, sondern wir sollen den Glauben in der Gemeinschaft mit anderen leben. Diese Gemeinschaft ist etwas sehr Wesentliches, sie ist wie ein Schwungrad, die uns über manche tote Punkte hinweghilft. Denn unser religiöser Schwung bricht oft zusammen. Es braucht also ganz dringend Menschen, die einen verstehen, mit denen man über den Glauben reden und Erfahrungen austauschen kann, die einen im Gebet mittragen, wenn rauere Zeiten auftauchen,… „Ein einzelner Stecken bricht leicht. Aber ein ganzes Bündel Stecken hält mehr aus.“[26]
Deshalb haben sich viele Gläubige innerhalb der Charismatischen Erneuerung zu Gebetsgruppen zusammengefunden, um über die Sonntagsliturgie hinaus eine Stärkung im Glauben zu haben. Diese Gruppen sollten nicht allzu groß sein, etwas 20 Personen – wenn es mehr werden, kann man zwei Gruppen daraus bilden. Beim Gebetsabend soll jeder etwas beitragen, und er soll nicht länger als zwei Stunden dauern, um niemanden zu überfordern. Wichtige Elemente dabei sind Lieder, Lobpreis, Danksagung, die Betrachtung einer Schriftstelle, gemeinsamer Austausch und zum Schluss meist gemeinsame Fürbitten. Es soll auch Raum sein für die Ausübung der Charismen.[27]
Wesentlich für einen Gebetskreis ist ein Klima des Vertrauens, der gegenseitigen Anerkennung und Achtung. Es ist auch wichtig, mit Teilnehmern, die einen stören oder mit denen man sich schwer tut, persönlich zu sprechen und sich zu versöhnen. Der Gebetskreis ist kein Ort, wo man über Sachthemen diskutiert, sondern ein Ort, wo wir unser Leben unter das Wort Gottes stellen und im Gebet unsere Antwort geben.
2.8. Geistliche Begleitung und Weiterbildung
Als einzelner Gläubiger erkennt man seine eigenen Schwachstellen meist nicht so leicht und ist auch oft sehr froh, wenn man sich in Entscheidungssituationen an erfahrene Christen wenden kann, die einem helfen, die Wege des Heiligen Geistes klarer zu erkennen. Deshalb ist die geistliche Begleitung eine wichtige Aufgabe, zu der in besonderer Weise die Priester und Ordensleute gerufen sind. Das Ziel ist, dass die Gottesbeziehung des Begleiteten immer mehr wächst und sein Glaube stark wird. Geistliche Begleitung ist nicht eine einmalige Gelegenheit, sondern sollte sich über längere Zeit erstrecken. Der geistliche Begleiter braucht dabei ein feines Gespür, um zu erkennen, was vielleicht ans Licht kommen möchte, und das Charisma der Unterscheidung der Geister, um erkennen zu können, was zu Gott hinführt und was von ihm trennt.
Da das Wissen über die Grundwahrheiten des Glaubens in der heutigen Zeit oft sehr gering ist und aus dieser Not heraus Menschen leicht auf falsche Wege geraten können, ist es auch eine wichtige Aufgabe der Charismatischen Erneuerung, dem entgegenzuwirken. Es werden immer wieder Seminare und Kurse angeboten, wo die vorhandenen Lücken gefüllt werden sollen und den Gläubigen geholfen wird, ihren Glauben zu vertiefen.
2.9. Ausbreitung des Evangeliums durch Verkündigung, persönliches Zeugnis und einen anziehenden Lebensstil des Gebens und Dienens in Liebe
Angesichts der Glaubensnot dieser Zeit sieht die Charismatische Erneuerung ihre „gemeinsame ‚soziale’ Aufgabe vorwiegend darin, im Wissen um die eigene Schwäche anderen zu helfen, ihren Erlöser zu finden. Von da her werden menschliche Beziehungen gesund, wird die Kirche im Kleinen aufgebaut und schließlich auch die Gesellschaft verändert. Von dieser Mitte her ergeben sich dann auch die sozialen Dienste und gesellschaftlichen Aufgaben von Einzelnen und Gemeinschaften.“[28]
Das Missionarische ist also ein wesentlicher Zug innerhalb der Charismatischen Erneuerung. Jeder soll durch sein persönliches Leben das Evangelium verkünden, durch seine Worte und durch seine Taten.
Ein wichtiger Teil dabei ist das „Zeugnis geben“, das für jeden möglich ist und für das man keine theologische Ausbildung braucht. Dieser Begriff umschreibt eine Form der Verkündigung, in der ein Einzelner vor einem anderen oder einer Gruppe ein Ereignis oder einen Abschnitt aus seinem Leben berichtet, der für ihn zu einer entscheidenden Begegnung mit Christus wurde und seinem Leben eine neue Richtung gab, oder in dem er das Wirken Gottes tiefer verstanden hat. Es handelt sich dabei nicht nur um den Bericht von einem einmal stattgefundenen Ereignis, sondern der Sprechende wird selber zum Zeugnis. Zeugnis geben dient gewiss auch der Information, aber damit ist es nicht zu Ende. Denn es bringt nicht bloße Nachricht, sondern Frohe Botschaft über das Wirken Gottes. Deshalb ist ein Zeugnis, das nicht aus dem Lob Gottes kommt, kein Zeugnis. Und wo es nicht den Dank an Gott erweckt, ist es nicht verstanden worden.[29]
Eine Gefahr beim Zeugnis geben ist manchmal ein gewisser „Leistungsdruck“, dass man erlebte Situationen größer macht oder erfahrene Schwierigkeiten weglässt, um mit seinem Zeugnis Beachtung zu erlangen.
Der persönliche Glaube wird erst durch das Leben konkret; wenn er sich im Leben nicht auswirkt, ist er nicht echt, sondern nur ein „frommer Anstrich“. Ein wichtiger Prüfstein dafür ist besonders die Begegnung mit den Mitmenschen, ob ich bereit bin, ihnen wie Christus selber in Liebe und Hingabe zu begegnen. Dieses Leben wird dann auch für andere anziehend sein und so zur Verkündigung des Glaubens.
Wichtige Worte sind dafür Mt 25, 40 „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ sowie die gesamte Bergpredigt (Mt 5-7) mit ihrem konkreten „Tatprogramm der Liebe“. Jeder Christ ist dort, wo er steht, und mit den Mitteln, mit denen es ihm möglich ist, aufgerufen, Christus nachzufolgen und den Menschen Liebe zu erweisen.[30]
3. Die Gemeinschaft der Seligpreisungen
3.1. Entstehungsgeschichte
Die Gemeinschaft der Seligpreisungen wurde 1973 von Ephraim und Josette Croissant sowie einem weiteren Ehepaar in Frankreich gegründet und zwar unter dem Namen Der Löwe von Juda und das Geopferte Lamm. Die ersten Mitglieder sind durch die Erfahrung der Charismatischen Erneuerung geprägt worden, viele von ihnen waren ursprünglich evangelisch. Nach und nach entwickelten sie ein Verständnis für die Eucharistie, die Jungfrau Maria und die apostolische Sukzession und traten der Katholischen Kirche bei.
Der damalige Erzbischof von Albi und spätere Kardinal Robert Coffy erkannte die junge Gemeinschaft 1979 als Pia Unio an und weihte ihren Gründer, Ephraim Croissant, zum ständigen Diakon.
Anfangs bestand die Gemeinschaft fast nur aus Familien. Sehr bald kamen jedoch Berufungen, die sich zum geweihten Leben hingezogen fühlten und Gelübde nach den drei evangelischen Räten ablegten. Einige Brüder begannen das Theologiestudium im Hinblick auf das Priestertum. Im Jahr 1985 wurde der erste Priester der Gemeinschaft geweiht, so umfasst sie heute also Gläubige aller Lebensstände.
Im Jahr 1991 beschloss die Gemeinschaft, im Zuge ihrer internationalen Ausbreitung, den Namen Gemeinschaft der Seligpreisungen anzunehmen, der in den unterschiedlichen Kulturräumen, in denen sie eingegliedert ist, verständlicher ist und zugleich ihren Wunsch nach einer größeren Offenheit für die Armen zum Ausdruck bringt.
3.2. Ausbreitung und Organisation
Es gibt zur Zeit weltweit etwa 1500 Mitglieder in 80 Niederlassungen, davon ca. 110 in den 5 Niederlassungen im deutschen Sprachraum.
Der größte Teil der Gründungen befindet sich in Frankreich und im französischen Sprach- und Kulturraum: Belgien, Kanada, Neukaledonien, auf dem afrikanischen Kontinent. Darüber hinaus gibt es aber auch Niederlassungen in vielen anderen Ländern, in europäischen Ländern wie Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Bosnien-Herzegowina, dazu in Israel und dem Libanon, in Peru, Mexiko und den USA, Neuseeland, Macao, Taiwan und auf den Philippinen.
Der Ausgangspunkt des gemeinschaftlichen Lebens ist das einzelne Haus, das von einem so genannten „Hirten“, der jedem Lebensstand angehören kann, geleitet wird. Mehrere Häuser bilden eine Provinz (derzeit gibt es fünf Provinzen), der ein Provinzmoderator vorsteht. Die Gemeinschaft als ganzes vertritt und leitet der Generalmoderator, gestützt von seinem Rat, die alle vier Jahre neu gewählt werden.
Der Gründer übt keine der genannten Leitungsfunktionen aus, gibt aber weiterhin wichtige Impulse, die von den Verantwortlichen aufgegriffen werden.
Das konkrete gemeinschaftliche Leben wird durch eine Lebensregel, dem Buch des Lebens, durch die kirchlich anerkannten Statuten und durch ein Direktorium geregelt.
3.3. Kirchliche Stellung und Integration in die Gemeinschaft
Die Gemeinschaft ist seit dem 8. Dezember 2002 ein privater, internationaler Verein von Gläubigen (christifidelium consociatio privata) päpstlichen Rechts. Sie untersteht dem Päpstlichen Rat für die Laien, der ihre Lebensform und ihre Statuten zunächst für vier Jahre ad experimentum anerkannt hat.
Die Integration in die Gemeinschaft beginnt mit einer einjährigen Kandidatur, gefolgt von einem zweijährigen Postulat. Es folgt ein zeitliches Engagement von mindestens drei Jahren, bevor man sich zu einem endgültigen Engagement verpflichten kann, das nur möglich ist für Personen, die sich endgültig in ihrem Lebensstand festgelegt haben.
Im zeitlichen Engagement können Unverheiratete das geweihte Leben nach den Evangelischen Räten wählen und die Versprechen von Keuschheit, Armut und Gehorsam abgelegen.
Einige Ehepaare und Alleinstehende, die die Spiritualität der Gemeinschaft der Seligpreisungen anspricht, aber nicht den Ruf empfangen haben, ihre engere Lebens- und Gütergemeinschaft zu teilen, engagieren sich als Freunde des Lammes oder Seligpreisungen der Heiligen Familie. Sie sind an ein Haus der Gemeinschaft angebunden, um sich dann für einen Dienst in Kirche und Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.
3.4. Charisma und Spiritualität
Das grundlegende Charisma der Gemeinschaft besteht in der gelebten Communio der verschiedenen Lebenstände (Familien, Alleinstehende, Gottgeweihte, Diakone und Priester). So wird in „kondensierter“ Form Kirche als Volk Gottes gelebt und erlebbar gemacht. Das Modell der Urkirche bleibt dabei ein Leitbild (inständiges, gemeinschaftliches Gebet; Gütergemeinschaft; Erwartung der Parusie...).
Die Kontemplation steht im Zentrum des gemeinschaftlichen Lebens. Geprägt von der Spiritualität des Karmel, besteht die erste Berufung in der Suche nach der Vereinigung mit Gott durch das Innere Gebet. Alle Apostolate sollen ein Überfließen der in der Kontemplation geschenkten Gnade sein. Die Gemeinschaft strebt danach, nicht nur kontemplativ, sondern auch missionarisch zu sein.
Im Sinne der ersten Seligpreisung („Selig, die arm sind vor Gott...“; Mt 5,3) öffnet sie sich für den Empfang verschiedenster Formen von Armut, um im Armen Christus zu begegnen.
Die Eucharistie, Maria und die Kirche sind Grundpfeiler ihrer Spiritualität:
- Im Zentrum des Tages (als Quelle und Höhepunkt) steht die Eucharistiefeier; darüber hinaus hält jedes Gemeinschaftsmitglied täglich wenigstens eine Stunde eucharistische Anbetung.
- Der Jungfrau Maria geweiht, möchte sich die Gemeinschaft ganz in ihren Dienst stellen.
- In der Schule der heiligen Therese von Lisieux will sie „im Herzen der Kirche Liebe sein“ und möchte - insbesondere durch das Zeugnis der Heiligkeit - an der Erneuerung der Kirche und am Aufbau einer Zivilisation der Liebe mitwirken.
Im Hinblick auf die Vollendung des Reiches Gottes betet die Gemeinschaft insbesondere für das Volk Israel und die Einheit der Christen. Sie hat auch Elemente aus dem ostkirchlichen Gottesdienst sowie aus der jüdischen Tradition übernommen.
3.5. Aktivitäten
Die erste Aktivität der Gemeinschaft ist das Gebet. Alle Apostolate sollen dem kontemplativen Leben entspringen, als Antwort auf die Bedürfnisse von Kirche und Gesellschaft.
Mit den Jahren sind viele verschiedene Werke der Nächstenliebe und der Wortverkündigung entstanden, z.B.: Übernahme eines Krankenhauses in Afrika, Empfang und Begleitung von psychisch Kranken, von Sterbenden, von Frauen in Not, von Waisenkindern; Seminare und Exerzitien zur Vertiefung des Glaubens, Medienarbeit (Zeitschriften, Bücher, Kassetten, Videos, lokale Radiosender,...), Besuche in Pfarren, Schulen und Gefängnissen, um von der Liebe Gottes Zeugnis zu geben. Außerdem gibt es handwerkliche, künstlerische und musikalische Betätigungen, um auch auf diese Weise etwas von der Schönheit des kommenden Himmelreiches erfahrbar zu machen.[31]
Literaturliste
Baumert, Norbert: Gaben des Geistes Jesu. Das Charismatische in der Kirche, Graz u.a., 1986
Madinger, Herbert: Entscheidung für Christus, Wien, 1988
Madre, Philippe: Wort der Erkenntnis - warum und wie, Münsterschwarzach, 1988
Sullivan, Francis A.: Die charismatische Erneuerung. Wirken und Ziele, Graz u.a., 1984
Tardif, Emiliano / Madre, Philippe: Das Charisma der Heilung und Gebete um Heilung, Münsterschwarzach, 1995
Tardif, Emiliano: Er kam und heilte. Wie Jesus heute heilt, Pettenbach 1998
„Feuer und Licht“ (Monatszeitschrift der Gemeinschaft der Seligpreisungen für den deutschen Sprachraum) , Ausgaben Nr. 27 vom Juli 1996 sowie Nr. 105 vom Mai 2003
Internet:
http://www.erneuerung.at
http://www.erneuerung.de
http://www.beatitudes.org/
[...]
[1] Baumert, Gaben des Geistes, S.51
[2] Vgl. Sullivan, Charismatische Erneuerung S.17
[3] Madre, Wort der Erkenntnis S.17
[4] Vgl. http://www.erneuerung.de/wasist.php [12.04.2004]
[5] Informationen aus einem internen Dokument der Charismatischen Erneuerung („Geschichte des charismatischen Aufbruchs“ von Tobias Gerster) sowie von http://www.erneuerung.de/modules.php [12.04.2004]
[6] Vgl. Sullivan, Charismatische Erneuerung, S.38
[7] http://www.erneuerung.de/modules.php [12.04.2004]
[8] Internes Dokument der Charismatischen Erneuerung Österreich „Leitlinien des Dienstes“, 1997; ähnliche Fassung auch auf http://www.erneuerung.at/leitlinien.html [12.04.2004]
[9] Baumert, S.11f
[10] Vgl. Madinger, Entscheidung S. 164ff
[11] Madinger, Entscheidung S. 38
[12] Vgl. Sullivan, Charismatische Erneuerung S.55ff
[13] Vgl. Sullivan, Charismatische Erneuerung S. 58ff
[14] Vgl. Madre, Wort der Erkenntnis, S.55
[15] Vgl. Baumert, Gaben des Geistes, S.15
[16] Vgl. Sullivan, Charismatische Erneuerung, S.130ff
[17] Vgl. Sullivan, Charismatische Erneuerung S.114f
[18] Vgl. Madre, Wort der Erkenntnis, S.52ff
[20] Vgl. Tardif / Madre, Heilung, S.15ff
[19] Vgl. Madre, Wort der Erkenntnis, S.22
[21] Madinger, Entscheidung, S. 94
[22] Vgl. Baumert, Gaben des Geistes, S. 19
[23] Tardif, Er kam und heilte, S. 116
[24] Tardif, Er kam und heilte, S. 99
[25] Vgl. Madinger, Entscheidung, S.167ff
[26] Madinger, Entscheidung, S.115
[27] Vgl. Tardif, Er kam und heilte, S.74ff.
[28] Baumert, Gaben des Geistes, S.29
[29] Vgl. Baumert, Gaben des Geistes, S.31ff
[30] Vgl. Madinger, Entscheidung, S. 134ff
[31] Informationen über die Gemeinschaft der Seligpreisungen entnommen aus: „Feuer und Licht“, Ausgaben Nr. 27 vom Juli 1996 sowie Nr. 105 vom Mai 2003 www.seligpreisungen.org/presse1912.htm [12.04.2004]
- Arbeit zitieren
- Christian Glechner (Autor:in), 2004, Die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34693
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