In den letzten drei bis vier Jahrzehnten haben Genderstudien im Nahen- und Mittleren Osten und in Nordafrika weltweit große Aufmerksamkeit erregt, konzentrierten sich aber vor allem auf Weiblichkeit und Feminismus. Im Gegensatz dazu sind Studien bezüglich Bildern von Männlichkeit im arabischen Raum noch extrem selten. Dabei ist bereits von vielen Wissenschaftlern erkannt worden, dass Themen des Feminismus unmittelbar mit dem Bild des Mannes und seiner Mannwerdung zusammenhängen. Eine nähere Beschäftigung mit Männlichkeit im arabischen Raum könnte daher sowohl den Status des Mannes beleuchten, als auch die damit zusammenhängende Geschlechterbeziehungen erklären.
Was genau macht einen Jungen zum Mann? Der Fokus dieser Arbeit wird auf der Mannwerdung in der palästinensischen Gesellschaft liegen. In den palästinensischen Autonomiegebieten sind Gewalt- und Gefängniserfahrung für junge Männer eine Normalität und die meisten von ihnen können von diesbezüglichen Erlebnissen berichten. Die zu Grunde liegende Annahme dieser Arbeit ist, dass Gewalt-und Gefängniserfahrung einen essentiellen Einfluss auf die Art und Weise ausüben, wie sich männliche Identität in der Gesellschaft konstruiert und dass sie somit auch einen starken Einfluss auf die Machtbeziehungen zwischen Mann und Frau haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung und Relevanz des Themas
- 1.2. Zielsetzung und Eingrenzung der Arbeit
- 1.3. Aufbau der Arbeit
- 2. Theoretischer Rahmen
- 2.1. Judith Butler
- 2.2. Robert W. Connell
- 2.3. Arnold van Gennep
- 3. Gewalt- und Gefängniserfahrungen von Kindern und Jugendlichen in der Westbank
- 4. Die Ausgangsthese von Julie Peteet
- 5. Analyse
- 5.1. Die Rolle des Körpers als Erscheinung von Macht- und Hierarchiebeziehungen
- 5.1.1. Verletzungen als Ausdruck des Zusammenhalts und der Identität
- 5.1.2. Körperkontrolle als zentrales Element der Männlichkeit
- 5.1.3. Erhaltung der Würde unter Folter
- 5.1.4. Geschichten des Leidens als Teil der palästinensischen Identität
- 5.2. Der palästinensische Held als männliche Ikone
- 5.2.1. Das Fehlen einer nationalen Identität
- 5.2.2. Die Kinder der Steine - Helden der Ersten Intifada
- 5.2.3. Vom Fidā'iy zum Šahīd
- 5.3. Die Bedeutung der Frauen für die Konstruktion von Männlichkeit
- 5.4. Beeinflussung der Männlichkeit durch Heldengeschichten
- 5.4.1. Die Märtyrermutter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Prinzipien und Werte bei der Konstruktion von Männlichkeit in der palästinensischen Gesellschaft zu erforschen. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von Gewalt- und Gefängniserfahrungen als essentieller Bestandteil der männlichen Identitätsbildung. Insbesondere untersucht die Arbeit, inwiefern diese Erfahrungen die Machtbeziehungen zwischen Mann und Frau beeinflussen.
- Die Konstruktion von Männlichkeit in der palästinensischen Gesellschaft
- Der Einfluss von Gewalt- und Gefängniserfahrungen auf die männliche Identitätsbildung
- Die Rolle von Übergangsritualen im Kontext von Gewalt und Gefangenschaft
- Die Bedeutung von Heldengeschichten und Märtyrertum für die Konstruktion von Männlichkeit
- Die Auswirkungen der männlichen Identitätsbildung auf die Stellung der Frau in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung - Die Einleitung stellt die Problemstellung und Relevanz des Themas vor, erläutert die Zielsetzung und Eingrenzung der Arbeit sowie den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2: Theoretischer Rahmen - In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Arbeit dargelegt, insbesondere die Theorien von Judith Butler, Robert W. Connell und Arnold van Gennep zu den Themen Männlichkeitskonstruktion und Übergangsphasen.
- Kapitel 3: Gewalt- und Gefängniserfahrungen von Kindern und Jugendlichen in der Westbank - Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Situation von Jugendlichen in Palästina im Hinblick auf Gewalt- und Gefängniserfahrungen. Es soll deutlich machen, inwiefern diese Erfahrungen für junge Männer Teil des Lebens sind.
- Kapitel 4: Die Ausgangsthese von Julie Peteet - Das Kapitel stellt die Ausgangsthese von Julie Peteet vor, die besagt, dass sich Gewalt- und Gefängniserfahrungen während der ersten Intifada zu einem männlichen Übergangsritus entwickelt haben.
- Kapitel 5: Analyse - Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse der Konstruktion von Männlichkeit in der palästinensischen Gesellschaft. Es untersucht die drei Hauptthesen von Julie Peteet: den Körper als Erscheinung von Macht- und Hierarchiebeziehungen, den palästinensischen Held als männliche Ikone und die Bedeutung der Frau für die Konstruktion von Männlichkeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen und Themen Männlichkeitskonstruktion, Gewalt, Gefängniserfahrung, palästinensische Gesellschaft, Identitätsbildung, Übergangsrituale, Heldengeschichten, Märtyrertum, Geschlechterbeziehungen, Machtverhältnisse und Frauenrolle.
- Quote paper
- Eva Stoelzel (Author), 2013, Konstruktion von Männlichkeit in der palästinensischen Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346499