Gleich zu Beginn begegnet dem Leser der Bibel im ersten Buch Mose der erste Teil des Schöpfungsberichtes. Es handelt sich bei dieser Bibelstelle, die Genesis 1 bis 2,4 a umfasst, um eine inhaltlich sehr bekannte und häufig zitierte Bibelstelle. Das erste Buch Mose, wird oft auch das „Buch der Anfänge“ genannt, da es vom Entstehen der Welt berichtet. Es ist in zwei Teile gegliedert. In Kapitel 1 bis 11 wird von den Anfängen der Welt und Menschheit in der Urgeschichte berichtet. Im zweiten Teil (Kapitel 12 bis 50) wird von den Anfängen der menschlichen Gemeinschaft, der Menschheitsgeschichte geredet.
Diesen Inhalt gibt das Buch Genesis in einem sehr strukturierten Text wieder, der viele Wiederholungen und eine formelhafte Sprache enthält. Dennoch umfasst er keine einheitliche Schöpfung, vielmehr gibt es zwei Arten des Schöpfens durch Gott. Zum einen ist das die Wortschöpfung und zum Anderen die Tatschöpfung.
In diesem Essay soll es darum gehen, die literarische Gattung des ersten Teiles des Schöpfungsberichtes näher zu betrachten und zu bestimmen.
Um eine solche Gattungsbestimmung durchzuführen, gilt es einige Schritte zu beachten, weshalb im ersten Teil dieser Arbeit einige Grundlagen der Gattungsbestimmung vorgestellt werden. Darüber hinaus werden mögliche literarische Gattungen vorgestellt und bezüglich Genesis 1 bis 2,4 a überprüft.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen der Gattungsbestimmung
3. Ein Mythos?
4. Ein Hymnus?
5. Eine Erzählung?
6. Eine Kosmologie
7. Schluss
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Gleich zu Beginn begegnet dem Leser der Bibel im ersten Buch Mose der erste Teil des Schöpfungsberichtes. Es handelt sich bei dieser Bibelstelle, die Genesis 1 bis 2,4 a umfasst, um eine inhaltlich sehr bekannte und häufig zitierte Bibelstelle. Das erste Buch Mose, wird oft auch das „Buch der Anfänge“ genannt, da es vom Entstehen der Welt berichtet. Es ist in zwei Teile gegliedert. In Kapitel 1 bis 11 wird von den Anfängen der Welt und Menschheit in der Urgeschichte berichtet. Im zweiten Teil (Kapitel 12 bis 50) wird von den Anfängen der menschlichen Gemeinschaft, der Menschheitsgeschichte geredet.[1]
Diesen Inhalt gibt das Buch Genesis in einem sehr strukturierten Text wieder, der viele Wiederholungen und eine formelhafte Sprache enthält. Dennoch umfasst er keine einheitliche Schöpfung, vielmehr gibt es zwei Arten des Schöpfens durch Gott. Zum einen ist das die Wortschöpfung und zum Anderen die Tatschöpfung.
In diesem Essay soll es darum gehen, die literarische Gattung des ersten Teiles des Schöpfungsberichtes näher zu betrachten und zu bestimmen.
Um eine solche Gattungsbestimmung durchzuführen, gilt es einige Schritte zu beachten, weshalb im ersten Teil dieser Arbeit einige Grundlagen der Gattungsbestimmung vorgestellt werden. Darüber hinaus werden mögliche literarische Gattungen vorgestellt und bezüglich Genesis 1 bis 2,4 a überprüft.
2. Grundlagen der Gattungsbestimmung
Nach Aristoteles sind Gattungen „unterschiedslose sekundäre Substanzen“[2], die der Einteilung dienen. Der Gattung ist eine Art untergeordnet. Die Gattung kann jedoch auch zu einer Art werden, sofern sie einer höheren Gattung untergeordnet wird.[3]
Um die Gattung eines biblischen Textes bestimmen zu können, ist die Analyse der formalen sprachlichen Eigenarten grundlegend. Zu Beginn sollte man für die Gattungsbestimmung eine „geschlossene literarische Einheit“[4] abgrenzen. Für diese Abgrenzung ist die Suche nach einem sinnvollen Anfang und einem sinnvollen Ende vonnöten.
Dann ist der Aufbau des herausgestellten Textgebildes näher zu bestimmen, indem man versucht eine Ein- und Ausleitung und eine Gliederung herauszuarbeiten. Dabei wird der Text sowohl in syntaktische, als auch lexikalische Eigenarten gegliedert, da bestimmte Leitwörter oder sich wiederholende Satzformen Aufschluss über die Gattung des Textes geben können.[5] Der nächste Schritt der Gattungsbestimmung erweitert das Sichtfeld über den eigentlichen Text hinaus und vergleicht den Text mit anderen Texten, die ein vergleichbares Mustern des Textgefüges aufweisen.
Hier unterscheidet man zwischen der synchronen und diachronen Betrachtung. Die synchrone Betrachtung meint die Suche nach vergleichbaren Textmustern in der Literatur der gleichen Epoche. Daraufhin folgt die diachrone Betrachtung in früheren und späteren Werken.[6]
Nach Klaus Koch kann die Bestimmung einer Gattung eines Textes jedoch nur dann erhoben werden, wenn das gleiche Gefüge häufiger zu belegen ist. Sie ist nie endgültig abgeschlossen, da Vergleiche mit verschiedenen Texten zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können und somit mit stetigen Verschiebungen zu rechnen ist.[7] Grundsätzlich gilt bei der Gattungsbestimmung, dass formale Beobachtungen, zum Beispiel am griechischen oder hebräischen Urtext, immer denn inhaltlichen Erwägungen vorgezogen werden, da sich eine sprachliche Einheit nicht alleine mit formalen Beobachtungen einer Gattung zuweisen lässt.[8]
Grundzüge des geschilderten Vorgangs einer Gattungsbestimmung sollen nun auf Gen 1 bis 2,4 a angewendet werden. Hier werden mögliche Gattungen betrachtet und auf den Text bezogen.
3. Ein Mythos?
Für die Bestimmung der Gattung des Bibeltextes, soll als erstes die Gattung des Mythos herangezogen und bezüglich Genesis 1 bis 2,4 a überprüft werden. Allgemein bezeichnet der Mythos bzw. die Mythologie „das Wort, das in anschaulich, betrachtender Weise Kunde gibt von numinosen raum- und zeittranszendenten Begebenheiten.“[9] Diese sehr allgemeine Definition aus dem Lexikon für Theologie und Kirche gilt es nun speziell für die Bibelauslegung zu spezifizieren. Daher wird der Begriff Mythos nun biblisch- theologisch betrachtet. Die biblisch- theologische Definition des Mythosbegriffes versteht den Begriff als „eine universale Erzählgattung in ursprünglich mündlicher Überlieferung.“[10] Ergänzt wird die Definition davon, dass man keine neuen Mythen mehr findet, da sie nicht mehr gebildet werden. Jedoch bleiben mythische Erlebens-, Sprach- und Denkmuster weiterhin wirksam. Mythologien werden definiert als „Systeme mythischer Gestalten, Handlungen und Schicksale.“[11] Sie setzten im Gegensatz zu den Mythen in stark hierarchisierten hochkulturellen Gesellschaften den Polytheismus mit seinen Pantheen voraus.
Deutlich einfacher definiert GUNKEL den Begriff des Mythos. Für ihn ist es eine Göttergeschichte. Von dieser Definition ausgehend, ist der Schöpfungstext in der Bibel kein Mythos, da ein Mythos von Göttern, ihren Schicksalen und deren Eingreifen in menschliche Schicksale handelt. Diese Eigenschaft kann in der untersuchten Textstelle nicht herausgestellt werden, da sich das Buch Genesis auf einen einzigen Gott beschränkt. Darüberhinaus sind Verwandtschaftsbeziehungen eine typische Eigenschaft für mythische Texte. Da dieser Aspekt im Schöpfungsbericht ebenfalls keine Rolle einnimmt, wird die Annahme bestätigt, dass der Schöpfungsbericht kein Mythos ist. Genesis 1 bis 2,4 a bringt alle Aussagen Gottes in Zusammenhang mit seinem Werk der Schöpfung, weshalb eine inhaltliche Abgrenzung von dem Mythosbegriff möglich ist. Neben dem inhaltlichen Aspekt sprechen auch der weisheitliche Stil und die naturwissenschaftliche Sprache gegen die Klassifizierung als Mythos.
Um die Gattung zu finden, soll daher nun eine weitere mögliche Gattung herangezogen werden, um den Schöpfungstext einzuordnen.
4. Ein Hymnus?
Weiterhin sollte untersucht werden, ob es sich bei der Gattung des Schöpfungstextes um einen Hymnus handelt. Der Begriff des Hymnus wird als Lobgesang definiert, welcher sehr häufig einer Gliederung in drei Teile unterliegt.[12] Zuerst kommt die Einleitung oder auch ein sogenannter Aufruf. Darauf folgt das Hauptstück, bestehend aus Prädikationen, und zuletzt folgt der Schluss (Konklusion). Etwa 33 Lobpsalmen aus dem Alten Testament gelten als Hymnus.
Das der Schöpfungsbericht ein Hymnus ist, muss verneint werden. Es kann jedoch gesagt werden, dass die Vermutung, dass Genesis 1 ein Loblied auf den Schöpfer ist, wie beispielsweise in Psalm 104, nahe liegt. Jedoch fehlt in dem Schöpfungstext der für einen Hymnus typische hymnische Schwung. Auch eine Anrede an Gott, wie sie in Psalm 8 vorkommt, ist nicht zu finden. Vielmehr lobt Gott seine eigene Schöpfung in der Billigungsformel.
Der Mythos und ein Hymnus kommen als Gattung für den Schöpfungstextes demnach nicht in Fragen, wodurch nun untersucht wird, ob der erste Teil des Schöpfungsberichtes in die Gattung der Erzählung einzuordnen ist.
5. Eine Erzählung?
Die Erzählung lässt sich im Allgemeinen als eine schriftliche oder mündliche Wiedergabe eines Geschehens beschreiben. Mit der Frage, ob der Schöpfungsbericht eine Erzählung ist, beschäftigt sich Claus Westermann sehr intensiv. Für ihn ist die Erzählung eine allgemeine Gattungsbeschreibung, die einen klaren Anfang und ein Ende aufweist. Die Erzählung ist somit für ihn ein in sich geschlossenes Geschehen, welches durch einen Geschehens- oder auch Spannungsbogen aufgebaut wird. Die zu dieser Gattung zählenden Geschichten erhalten daher ein unerwartetes Element, sodass von der Entfaltung einer Komplikation bis zur Auflösung Spannung erzeugt wird.
Westermann vergleicht bei seiner Gattungsbestimmung den Schöpfungstext mit anderen außerbiblischen Schöpfungserzählungen. Diese enthalten jedoch einen weitaus dramatischeren Charakter, wie beispielsweise bei den Babyloniern.[13]
Anhand des Erzählcharakters entscheidet sich Westermann den Schöpfungstext eher in die Gattung der Genealogie einzuordnen, da die feierliche Monotonie mehr an eine Genealogie erinnert. Genealogie zeigen Volks- und Sippenzugehörigkeiten auf, die in unterschiedlicher Weise dargestellt werden können.[14] In diesem Fall werden anstatt Geschlechter- oder Personenfolgen die Werke Gottes in einer Abfolge dargestellt.
6. Eine Kosmologie
Der Begriff Kosmologie kommt aus dem griechischen und bedeutet „die Lehre von der Welt.“[15] Im biblisch- theologischen Bereich ist die heilsgeschichtliche Offenbarung Gottes ein wesentlicher Aspekt. Symbole werden zu bildhaften Zwecken benutzt.
Der dritte Schöpfungstag, der in Genesis 1 einen großen Scheidungstag darstellt, führt einen Listenstil ein, bei dem benutzte Begriffe sehr allgemein verwendet werden. Beispielsweise dient die Redewendung „Himmel und Erde“ einerseits der Umschreibung für alle oberen Wasser, welche die Himmelsgewölbe inklusive der Ordnung in der Natur mit dem Wechsel der Zeiten beinhaltet. Andererseits gilt die Umschreibung für die unteren Wasser des kosmischen Ozeans, als Lebensraum aller Geschöpfe der Erde in dessen Tiefe sich auch die Unterwelt erstreckt.[16]
Es werden Gattungsbegriffe benutzt, die beispielsweise Landtiere, Pflanze und Fische nach ihrer Art sortieren. Die Aufreihung solcher Gattungsbegriffe (V.11,12, V. 21 und V.24, 25) verdeutlichen den genannten Listenstil. Der Listenstil bzw. die Aufreihung war ein literarisches Phänomen der damaligen Zeit. Die Listen dieser orientalischen Welt, hatten das Ziel, alles Sichtbare der Welt zu ordnen, aufzureihen und zu präsentieren. Sie pflegten zur damaligen Zeit eine Enzyklopädie ähnliche Ordnung, die als eine der ältesten Formen von Weisheit und Wissenschaft gilt. Ein Beispiel dafür ist der ägyptische Text des „Amenemope“. Er gehört zur Gattung der Weisheitstexte, welche die Ägypter als Lehren für das Leben benutzt haben. Diese Texte enthielten kurze Sprüche mit Verhaltensvorgaben für verschiedene Lebenslagen.[17]
Im Schöpfungsbericht beschränkt sich der Autor auf Gattungen. Diese Gattungsangaben können als Einzelüberschriften gesehen werden, da einzelne Verzeichnisse oder Aufschlüsselungen im Text fehlen. An dieser Beschränkung auf die Gattungen lässt sich erkennen, dass der Autor aus Genesis 1 ein weisheitlich- naturwissenschaftliches Interesse hat, da es ihm vorwiegend um die Frage nach dem Zweck und der Bestimmung geht.
Hermann Gunkel vermutet, dass der Autor von Genesis 1 in das Wesen der Dinge eindringen möchte, und dass dies seine wissenschaftliche Zielsetzung gewesen ist.[18]
Die Beschränkung von Genesis 1 auf die theologischen Aussagen ist verkürzt dargestellt. Es findet eine Verknüpfung von Theologie und Wissenschaft statt. Aus diesen Gründen ist die Gattung der Kosmologie der geeignetste Begriff, um den Schöpfungsbericht in eine Gattung einzuteilen.
Aufgrund des Listenstils und der daraus folgenden Ordnung der sichtbaren Welt kann man den Schöpfungsbericht in die Gattung der Kosmologie einordnen.
[...]
[1] Vgl. Westermann, Am Anfang 1. Mose, 1.
[2] LThK, Art, Band 1, 1041.
[3] Vgl. Ebd.
[4] Koch, Was ist Formgeschichte?, 20.
[5] Vgl. http://www.bibelstudium.kaththeol.uni-muenchen.de/wissenschaft/methoden_hist_kritik/formkritik/index.html.
[6] Vgl. Koch, Was ist Formgeschichte?, 20.
[7] Vgl. http://www.bibelstudium.kaththeol.uni-muenchen.de/wissenschaft/methoden_hist_kritik/formkritik/index.html.
[8] Vgl. Koch, Was ist Formgeschichte?, 20.
[9] LThK, Mythos, Band 7, 598.
[10] Ebd. , S.600.
[11] Ebd.
[12] Vgl. LThK, Hymnus, Band 5, 361.
[13] Vgl. Westermann, Am Anfang 1. Mose, 25.
[14] Vgl. LThK , Genealogie, Band 4, 442.
[15] Neues theologisches Wörterbuch, Kosmologie, 368.
[16] Vgl. LThK, Kosmologie, Band 6, 399.
[17] Vgl. Römheld, Wege der Weisheit, 151.
[18] Vgl. Seebass, Genesis 1, 47.
- Arbeit zitieren
- Robin Böcher (Autor:in), 2016, Bestimmung der Gattung von Genesis 1, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345555
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