Alle Denkgegenstände sind nach David Hume (1711-1776) entweder: „Vorstellungsbeziehungen“ oder „Tatsachen“
Das „wörtlein thatsache“ tauchte erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts in der deutschen Sprache für res facti und factum auf. Das auf das Gerichtswesen bezogene und aus dem Neuenglischen entlehnte und übersetzte Wort verwandelte später der Schweizer Pädagoge Pestalozzi (1746-1827) in eine Sache der Tat: „Das Leben ist Sache der That, es ist Thatsache.“ Und bald formte sich das Wort zu einer Begrifflichkeit, die wir heute noch akzeptieren, etwa in der Aussage des großen Juristen Friedrich Carl von Savigny (1779-1861): „… das ist eine Thatsache, die als unbestreitbar jedem einleuchten muss“.
David Hume: Skeptische Zweifel an den Verstandestätigkeiten
Alle Denkgegenstände sind nach David Hume (1711-1776) entweder:
„Vorstellungsbeziehungen“ oder „Tatsachen“
(Relations of Ideas) (Matters of Fact)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Geometrie, Algebra, Arithmetik - trotz größter Evidenz
Nur diese Denkfiguren entstehen durch bloße ist nichts hundertprozentig, Denktätigkeit, etwa die „Wahrheiten das Gegenteil jeder demonstrierten
von Euklid“, die gültig bleiben, Tatsache sei „immer möglich“ unabhängig davon, ob „irgendwo und „vorstellbar“.
im Weltall etwas existiert“[1].
Das „wörtlein thatsache“ tauchte erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts in der deutschen Sprache für res facti und factum auf. Das auf das Gerichtswesen bezogene und aus dem Neuenglischen entlehnte und übersetzte Wort verwandelte später der Schweizer Pädagoge Pestalozzi (1746-1827) in eine Sache der Tat: „Das Leben ist Sache der That, es ist Thatsache.“ Und bald formte sich das Wort zu einer Begrifflichkeit, die wir heute noch akzeptieren, etwa in der Aussage des großen Juristen Friedrich Carl von Savigny (1779-1861): „… das ist eine Thatsache, die als unbestreitbar jedem einleuchten muss“.
David Hume versuchte John Lockes (1632-1704) Empirismus und George Berkeleys (1685 - 1753) Idealismus gegen den Rationalismus zu einem Positivismus weiterzubebilden, der insofern Skeptizismus genannt werden kann, als er die Möglichkeit metaphysischer Erkenntnisse bestritt. Selbst der Wissenschaft gestand er keine apriorische, also von vornherein absolut sichere Erkenntnismöglichkeit zu. Lediglich der Mathematik räumte er eine Ausnahme ein. In seiner Analyse fundamentaler Begriffe der Kausalität kam er zu dem Ergebnis, dass nichts als wirklich (real) anzunehmen ist, was sich nicht auf äußere oder innere Erfahrungen gründet. Wahre Erkenntnis reiche nicht weiter als menschliche Erfahrung. Hume stand, wie Experten durchschauten, auf dem Boden des Phänomenalismus und Psychologismus, was immer das heißen mag. Er vertrat jedenfalls, wie er selber einräumte, einen akademischen, soll heißen: milderen Skeptizismus, der alles die Erfahrung Übersteigende als müßig zurückwies und an die Erfahrungen und die praktische Beherrschung der Natur delegierte. Letzte Ursachen der Dinge zu erkennen hielt er für unmöglich. Damit machte er sich freilich nicht nur Freunde. Seine zeitgenössischen Hauptgegner hießen Thomas Reid (1710-1796) und James Beattie (1735-1803), katholischer Theologe der eine, Philosoph der andere, beide der Schottischen Schule zugerechnet, deren Vertreter sich einig waren im Kampf gegen den Skeptizismus.
Wer jedoch den Begriff Skepsis nüchtern von seinem griechischen Ursprung her auffasst, wo lediglich von „Betrachtung“, vom „Schauen“ oder von „Überlegung“ und „Untersuchung“ die Rede war, kann nur staunen, welche Opposition diese harmlos erscheinende Bezeichnungsursache auszulösen vermochte. Günter Zehm (geb. 1933) gibt freilich zu bedenken: „Der Skeptiker untersuchte einen Gegenstand, indem er ihn zersetzte, als Gegenstand der Untersuchung damit zum Verschwinden brachte und so die Unmöglichkeit der Beschäftigung mit ihm aufzeigte.“[2]
Der Urvater des Skeptizismus soll übrigens ein Zeitgenosse von Aristoteles (384-322 v. Chr.) gewesen sein: Pyrrhon von Elis (ca. 360 - 270 v. Chr.). Mit dem griechischen Arzt und Philosophen Sextus Empiricus (der um 200 n. Chr. wirkte), dem philosophischen Wortführer des skeptischen Empirismus oder empirischen Skeptizismus, fand die antike Skepsis dann ihren Abschluss. Sextus bekämpfte jeglichen Dogmatismus in der Medizin und Philosophie und leugnete überhaupt die Möglichkeit des Wissens und die Beweisbarkeit der Existenz Gottes und der Seele. Zwar soll er keinen theoretischen Maßstab der Wahrheitserkenntnis anerkannt haben, wohl aber einen für das Handeln praktischen und unentbehrlichen. Im Alltag könne man sowohl den natürlichen Trieben als auch den Gebräuchen und tradierten Gesetzen folgen. Sextus, dem wir die noch heute durchaus aktuelle Einteilung in Dogmatiker, Akademiker und Skeptiker zu verdanken haben, hantierte gedanklich auch schon mit einer Kugel, um das Ursache-Wirkungsverhältnis infrage zu stellen.
Hume ließ sich nicht davon abhalten, diese Kugel aufzugreifen, um sie in sein berühmt gewordenes Billardkugel-Beispiel rollen zu lassen: „Sehe ich z. B., wie sich eine Billardkugel in gerader Linie auf eine andere hin bewegt – selbst angenommen, die Bewegung der zweiten Kugel würde mir zufällig als das Resultat der Berührung beider oder des Stoßes auffallen -, kann ich mir dann nicht vorstellen, dass hundert verschiedene Ereignisse genauso gut aus dieser Ursache folgen könnten? Können nicht beide Kugeln in absoluter Ruhe bleiben? Kann nicht die erste Kugel in gerader Linie zurückkehren oder von der zweiten in irgendeiner Linie oder Richtung wegspringen? Alle diese Annahmen sind widerspruchsfrei und vorstellbar.“[3]
Diese fast schon verzweifelt klingenden Fragen ließen ihn ebenso wenig davon abhalten, das Wesen jener Offensichtlichkeit zu untersuchen, „die uns jedes wirklich Existierenden und jeder Tatsache versichert, die über das gegenwärtige Zeugnis der Sinne oder die Angaben unseres Gedächtnisses hinausgehen“[4]. Er war sich bewusst, hier philosophisches Neuland zu betreten. In der Tat, es war seine Sache, das Ursache-Wirkungsverhältnis so genannter Tatsachen, die auf einem synthetischen Urteil im Nachhinein gründen, jene analytischen Urteile gegenüber zu stellen, deren Wahrheiten von vornherein feststehen.
[...]
[1] S. 41
[2] In: Eros und Logos. Eine Geschichte der antiken Philosophie, Schnellroda 2004, S. 258
[3] S. 46 f
[4] S. 42
- Quote paper
- Siegmar Faust (Author), 2004, David Hume: Skeptische Zweifel an den Verstandestätigkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34481
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