Zwei Kontinuitäten, die die deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts prägten, waren ohne Zweifel die Sozialdemokratie und der moderne Antisemitismus. Die Sozialdemokratie als eine der ältesten politischen Strömungen Deutschlands, deren Anfänge im Aufkommen der Arbeiterbewegung lagen und die sich im Laufe des Jahrhunderts immer mehr als politische Organisation manifestierte. Nach der Reichsgründung 1871 als eine der stärksten Parteien, setzte sie sich natürlich auch mit den gesellschaftlichen Umständen dieser Zeit auseinander. So auch zwangsläufig mit der immer stärker werdenden Judenfeindschaft, die sich vom religiös motivierten Antijudaismus hin zu einem ideologischen Antisemitismus entwickelt hatte.
Doch was verbindet diese zwei Begriffe miteinander? Zunächst vor allem ihre zeithistorische Nähe. Das Aufkommen des „Antisemitismus“ Begriffs fällt in die gleiche Epoche wie das Erstarken der Sozialdemokratischen Partei. Allein aus dem parallelen Auftreten dieser zwei gesellschaftlichen Bewegungen entstehen hierbei Fragen nach eventuellen Wechselwirkungen.
In der vorliegenden Arbeit soll dies untersucht werden. Um sich dieser Thematik zu nähern, soll zuerst die Entstehung des Begriffs „Antisemitismus“ skizziert werden, um danach auf den politischen Antisemitismus im Kaiserreicheinzugehen. Daran anschließend erfolgt ein Abriss zur Entstehung der Arbeiterbewegung bis hin zur Vereinigung der beiden Arbeiterparteien 1875. Dies erfolgte bald darauf das „Sozialistengesetz“ von 1878, dessen Auswirkungen auf die Sozialdemokratie ebenso gezeigt werden sollen, da dieser Umstand auch Auswirkungen auf die Antisemitismus Analyse der Sozialdemokraten hatte. Welche Stellungnahme die Partei zu diesem gesellschaftlichen Phänomen bezog, soll danach beleuchtet werden. Dadurch soll auch versucht werden, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob es zu einer Unterschätzung des Antisemitismus seitens der Sozialdemokraten kam.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Beziehung der Sozialdemokratie zum Antisemitismus während des Kaiserreichs
- Der Antisemitismus im 19. Jahrhundert
- Das Aufkommen des Antisemitismusbegriffs
- Die Entwicklung des Antisemitismus im Kaiserreich
- Die Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert
- Die Anfänge der Arbeiterbewegung bis zur Parteienvereinigung 1875
- Die Sozialdemokratie unter dem Sozialistengesetz von 1878
- Die Stellungnahme der Sozialdemokratie zum Antisemitismus unter Einbezug des Referats ,,Sozialdemokratie und Antisemitismus“ von August Bebel
- Der Antisemitismus im 19. Jahrhundert
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Beziehung der Sozialdemokratie zum Antisemitismus während des Kaiserreichs. Ziel ist es, die Entwicklung des Antisemitismus im 19. Jahrhundert und die Anfänge der Arbeiterbewegung bis zur Vereinigung der beiden Arbeiterparteien im Jahr 1875 zu beleuchten. Darüber hinaus werden die Auswirkungen des Sozialistengesetzes von 1878 auf die Sozialdemokratie und die Stellungnahme der Partei zum Antisemitismus analysiert.
- Die Entstehung des Antisemitismusbegriffs und seine Entwicklung im Kaiserreich
- Die Anfänge der Arbeiterbewegung und die Herausbildung der Sozialdemokratie
- Die Auswirkungen des Sozialistengesetzes von 1878 auf die Sozialdemokratie
- Die Stellungnahme der Sozialdemokratie zum Antisemitismus
- Die Frage nach einer möglichen Unterschätzung des Antisemitismus durch die Sozialdemokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung skizziert die beiden zentralen Themen der Arbeit – die Sozialdemokratie und den Antisemitismus – und stellt ihre historische Nähe im 19. Jahrhundert heraus. Die Arbeit zielt darauf ab, mögliche Wechselwirkungen zwischen diesen beiden gesellschaftlichen Bewegungen zu untersuchen.
2. Die Beziehung der Sozialdemokratie zum Antisemitismus während des Kaiserreichs
2.1. Der Antisemitismus im 19. Jahrhundert
Dieser Abschnitt beschreibt die Entstehung des Antisemitismusbegriffs im 19. Jahrhundert als neue Form der Judenfeindschaft, die sich von religiösen Wurzeln zu einem ideologischen Antisemitismus entwickelt hat. Der Übergang von der ständisch-feudalen zur bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft wird als entscheidender Faktor für die Entwicklung des Antisemitismus im 19. Jahrhundert hervorgehoben. Die Emanzipation der Juden und ihre Rolle im aufkommenden Kapitalismus werden mit dem Entstehen des Images des „jüdischen Kapitalisten“ und der „Judenfrage“ in Verbindung gebracht.
2.1.2. Die Entwicklung des Antisemitismus im Kaiserreich
Dieser Abschnitt analysiert die weitere Entwicklung des Antisemitismus im Kaiserreich, die durch die „Gründerkrise“ von 1873 und die damit einhergehende Verunsicherung der bürgerlichen Gesellschaft verstärkt wurde. Der Aufstieg des Nationalismus als Reaktion auf die nationale Identitätskrise der Siebziger Jahre und die Suche nach „Sündenböcken“ führten zu einem erneuten Aufkommen des Antisemitismus. Die rassistische Publizistik von Wilhelm Marr, der den Begriff „Antisemitismus“ einführte, trug zur Verbreitung und Politisierung antijüdischer Einstellungen bei.
2.2. Die Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert
Dieser Abschnitt beleuchtet die Anfänge der Arbeiterbewegung und die Entstehung der Sozialdemokratie in Deutschland. Der Fokus liegt auf der Vereinigung der beiden Arbeiterparteien im Jahr 1875 und den Auswirkungen des „Sozialistengesetzes“ von 1878 auf die Sozialdemokratie. Diese Ereignisse hatten auch Auswirkungen auf die Antisemitismusanalyse der Sozialdemokraten.
2.3. Die Stellungnahme der Sozialdemokratie zum Antisemitismus unter Einbezug des Referats „Sozialdemokratie und Antisemitismus“ von August Bebel
Dieser Abschnitt untersucht die Stellungnahme der Sozialdemokratie zum Antisemitismus, insbesondere unter Einbezug von August Bebels Referat „Sozialdemokratie und Antisemitismus“. Die Analyse der Positionierung der Sozialdemokratie gegenüber dem Antisemitismus soll Aufschluss darüber geben, ob es zu einer Unterschätzung dieses gesellschaftlichen Phänomens seitens der Partei kam.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen dieser Arbeit sind Sozialdemokratie, Antisemitismus, Kaiserreich, Arbeiterbewegung, Judenfrage, Emanzipation, Kapitalismus, Nationalismus, Sozialistengesetz, August Bebel. Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen diesen Begriffen und analysiert die Reaktion der Sozialdemokratie auf den wachsenden Antisemitismus im Kaiserreich.
- Citation du texte
- Sara Bogner (Auteur), 2016, Sozialdemokratie und Antisemitismus während des Kaiserreichs. Unterschätzten die Sozialdemokraten den Antisemitismus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/344680