Der vorliegende Text ist eine Ausarbeitung zum Seminar Verhaltensbeobachtung, welches 2014 4 Tage im Zoo Hannover durchgefuehrt wurde und dort bei den Schimpansen stattfand.
Sinn der Veranstaltung war, den Seminarteilnehmern Einblicke in die wissenschaftliche Vorgehensweisen bei der Verhaltensforschung an Tieren zu ermöglichen. Aufgabe war es in Gruppen das Verhalten von Primaten unter selbst erarbeiteten Fragestellungen zu beobachten, zu dokumentieren und am Ende in Form einer gemeinsamen Hausarbeit auszuwerten. Dazu wurden Gruppen mit zwei bis vier Studenten gebildet und eine Primatenart pro Gruppe gewählt. Das Verhalten dieser Art beobachtete die jeweilige Gruppe an den folgenden Tagen über mehrere Stunden. Unsere Gruppe bestand aus vier Studentinnen und wir wählten die Schimpansen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Schimpansen
2.1 Systematik
2.2 Körperbau
2.3 Lebensweise
2.4 Nahrung
3. Die Schimpansen im Zoo Hannover
3.1 Vorstellung der Gruppe
3.2 Verwandtschaften innerhalb der Gruppe
3.3 Gehegeinformation
3.4 Ernährung
4. Beobachtung
4.1 Ziele
4.2 Beobachtungssituation
4.3 Methoden
4.4 Gehegeplan
4.5 Beobachtung mit der Ad Libitum Methode
4.6 Nähe und soziale Beziehungen
4.7 Gehegenutzung
5. Fazit
6.Quellen
1. Einleitung
Das biologische Seminar “Verhaltensbeobachtung an Tieren’’ fand vom 10.06.2014 bis zum 13.06.2014 im Zoo Hannover statt. Sinn der Veranstaltung war, den Seminarteilnehmern Einblicke in die wissenschaftliche Vorgehensweisen bei der Verhaltensforschung an Tieren zu ermöglichen. Aufgabe war es in Gruppen das Verhalten von Primaten unter selbst erarbeiteten Fragestellungen zu beobachten, zu dokumentieren und am Ende in Form einer gemeinsamen Hausarbeit auszuwerten. Dazu wurden Gruppen mit zwei bis vier Studenten gebildet und eine Primatenart pro Gruppe gewählt. Das Verhalten dieser Art beobachtete die jeweilige Gruppe an den folgenden Tagen über mehrere Stunden. Unsere Gruppe bestand aus vier Studentinnen und wir wählten die Schimpansen.
2. Schimpansen
2.1 Systematik
Der gemeine Schimpanse (Pan troglodytes) gehört gemeinsam mit dem Bonobo (Pan paniscus) zu der Gattung der Schimpansen (Pan). Diese Gattung ist Teil der Familie der Menschenaffen (Hominidae). Der Schimpanse (Pan troglodytes) kann in vier Unterarten unterschieden werden. Zu diesen zählen der westafrikanische Schimpanse (Pan troglodytes verus), der zentralafrikanische Schimpanse (Pan troglodytes troglodytes), der ostafrikanische Schimpanse (Pan troglodytes schweinfurthii) und der Nigeria-Schimpanse (Pan troglodytes vellerosous)( WWF 2007:1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Körperbau
Wichtige Unterscheidungsmerkmale der Unterarten sind neben der Verbreitung auch Verhaltensmerkmale, anatomische Merkmale und die phänotypische Erscheinung. Der Schimpansenkörper ist dunkelbraun bis schwarz behaart. Lediglich das Gesicht, die Hand- und Fußflächen sowie die Ohren sind unbehaart. Die Jungtiere weisen zumeist eine hellrosa Hautfarbe auf, die sich mit dem Alter verdunkelt. Ein Geschlechtsdimorphismus ist bei Schimpansen nur in Bezug auf das Gewicht und in geringen Maßen in der Größe zu verzeichnen (WWF 2007:1). Im Durchschnitt werden die Männchen 1,20 m gross und haben ein Gewicht von ca. 34 kg. Weibchen hingegen werden durchschnittlich 1,13 m groß und 32 kg schwer. Manche Schimpansen erreichen sogar eine Größe von 1,70 m (WWF 2007:1 & SOMMER 2008:231f.). Ein weiteres Merkmal der Schimpansen ist ihre ausgeprägte Gesichtsmimik, die besonders bei der Kommunikation untereinander eine wichtige Rolle einnimmt. Auch Körpersprache und Laute dienen der Kommunikation (EIN HERZ FÜR TIERE MEDIA GMBH 2014).
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Abb.1: Schimpanse Viktoria (Thielert 2014)
2.3 Lebensweise
An den Bezeichnungen der Unterarten wird bereits deutlich, dass Schimpansen in unterschiedlichen Gebieten Afrikas beheimatet sind. Ihr Lebensraum besteht primär aus Regenwaldgebieten bis 3000 m Höhenlage, Waldgebieten der Savanne und Bereichen mit einer Mischung aus Gras- und Waldlandschaften (SOMMER 2008:231). Ihre Territorien können dabei ein Ausmaß von bis zu 40 km² in Waldgebieten und bis zu 550 km² in Savannen annehmen (JANE GOODALL INSTITUT - DEUTSCHLAND E.V.O.J.). Die tagaktiven Tiere sind gleichermaßen am Boden und in der Höhe zu finden. Die Aufenthaltsdauer der Tiere am Boden ist bei den Männchen mit ca. 60% höher, als bei den Weibchen, die sich nur 40% der Zeit am Boden aufhalten (SOMMER 2008:234). Dies liegt vermutlich vorwiegend daran, dass die Weibchen mit ihren Jungen in den Baumwipfeln einen guten Schutz finden. Zudem weisen die Männchen ein höheres Körpergewicht auf und sind daher stärker durch Astbrüche gefährdet. Schimpansen nutzen die Zweige und Blätter in den Baumwipfeln zum Bau von Nacht- und vereinzelt auch Tagesnestern, die ihnen als Schlaf- und Erholungsstätten dienen (JANE GOODALL INSTITUT - DEUTSCHLAND E.V. O.J.).
Der Gebrauch von Werkzeugen wird unter anderem durch Hände mit einem abspreizbaren Daumen bzw. Zeh ermöglicht. Neben diesen Händen, die sich auch hervorragend zum Klettern eignen, ermöglichen weitere anatomische Besonderheiten, wie hochbewegliche Schultergelenke, den Schimpansen das Leben in den Baumkronen. Auf dem Boden bewegen sich die Tiere meist mittels Knöchelgang fort (siehe Abb.4) (WWF 2007:1& SOMMER 2008: 233). Bei dieser Fortbewegungsart befinden sich die Tiere auf allen vieren. Die Finger der vorderen Extremitäten werden an die Handflächen gedrückt und die Knöchel des Handrückens auf dem Boden aufgesetzt, während die Füße flach auf dem Boden stehen. Zudem können Schimpansen sich aufrecht auf zwei Beinen fortbewegen. Dieses Verhalten tritt vorwiegend auf, wenn die Tiere etwas überblicken wollen oder ihre Hände anderweitig verwenden (JANE GOODALL INSTITUT - DEUTSCHLAND E.V. O.J.).
Die wild lebenden Schimpansen Afrikas werden in etwa 40 Jahre alt. In Gefangenschaft können die Tiere sogar ein Alter von 90 Jahren erreichen.
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Abb.2: Schimpanse Toto mit einem Stock (Ewerhardy 2014)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.3: Knöchelgang (Ewerhardy 2014)
Schimpansen weisen einen langsamen Fortpflanzungszyklus auf. Die Männchen werden mit ca. 13 Jahren geschlechtsreif. Bei den Weibchen wird die Geschlechtsreife schon früher erreicht (SOMMER 2008:232). Die Empfängnisbereitschaft der Weibchen wird durch eine rötliche Sexualschwellung am Hinterteil angezeigt (JANE GOODALL INSTITUT - DEUTSCHLAND E.V. O.J.). Im Durchschnitt bekommen Schimpansenweibchen ihr erstes Junge im Alter von zwölf Jahren, nach einer ca. achtmonatigen Schwangerschaft. Zwillingsgeburten sind bei dieser Gattung eher selten. Im Schnitt bekommen Weibchen ihre Kinder in einem Abstand von ca. fünf Jahren. Die Sterblichkeitsrate im ersten Lebensjahr der Tiere beträgt je nach Geschlecht 23-33 %. Die Schimpansenjungen benötigen eine intensive Pflege von der Mutter, daher findet eine Entwöhnung erst zwischen dem vierten und zehnten Lebensjahr statt. Die Bindung zwischen Mutter und Kind bleibt ein Leben lang erhalten (SOMMER 2008:232).
Schimpansen leben meist in großen Gruppen zusammen. Eine Gruppe besteht aus 40 bis 60 Individuen. Innerhalb dieser Gruppen bilden sich Kleingruppen. Diese umfassen ungefähr sechs Tiere. Die Zusammensetzung der Groß- und Kleingruppe variiert. Diese soziale Struktur von Schimpansengruppe nennt sich „Fission-Fusion-Gesellschaft“. An oberster Stelle der Großgruppe steht ein einzelnes Männchen. Auch die Kleingruppen werden von Männchen dominiert. Da die Männchen vorwiegend in ihren Stammfamilien verbleiben, stehen sie meist in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander. Teilweise bilden sie Koalitionen, dessen Zweck es ist, sich gegen den dominanten Anführer durchzusetzen. Die jungen Weibchen hingegen schließen sich häufig anderen Gruppierungen an oder verbleiben solitär in einem Gebiet (JANE GOODALL INSTITUT -DEUTSCHLAND E.V. O.J.).
Ein besonderes Merkmal der Schimpansengemeinschaften ist ihr altruistisches Verhalten, beispielsweise bei der Nahrungsteilung (VOLAND 2013:72). Sowohl innerhalb der Kleingruppen als auch in der Großgruppe wird die Nahrung unter den Mitgliedern geteilt (MORRIS, D. & S. PARKER 2009:68f.). Da Schimpansen über eine Art soziales Langzeitgedächtnis verfügen, können sie sich merken, wer mit ihnen Nahrung teilt. Entsprechend geben sie ihre Nahrung nur an denjenigen ab, der selbst zum Teilen bereit ist. Dieses Tauschverhalten lässt sich auch in anderen Bereichen feststellen, wie beispielsweise der Fellpflege. Handlungen wie Fellpflege oder Nahrungsteilung werden gegeneinander aufgewogen. Das Auftreten eines solchen altruistischen Verhaltens zwischen nicht verwandten Individuen ist von mehreren Faktoren abhängig, wie beispielsweise dem Langzeitgedächtnis, der Fähigkeit Betrüger zu entlarven und der Vertrautheit zwischen den Tauschpartnern. Kommt die Bilanz zwischen Gebenden und Nehmenden aus dem Gleichgewicht, reagieren Schimpansen durchaus aggressiv. So kann es zum Beispiel während der Nahrungsaufnahme zu Auseinandersetzungen kommen, bei denen zumeist die geizigen Individuen angegriffen werden. Diese Form der Aggression wurde von Trivers (TRIVERS 1971: 35ff.)) „moralistische Aggression“ genannt. Sie bezeichnet einen Ausbruch von aggressiven Verhalten auf einen Reiz, das verzögert oder erst nach einem längeren Zeitraum auftritt. Diese Art der Aggression kommt vor allem bei der Erziehung und der Bestrafung eines Gruppenmitgliedes zum Tragen, das sich schmarotzend verhält (VOLAND 2013:72).
Neben den genannten moralistischen Aggressionshandlungen tritt aggressives Verhalten innerhalb der Gruppe nur in bestimmten Fällen auf. Ein Beispiel hierfür sind Kindstötungen (JANE GOODALL INSTITUT - DEUTSCHLAND E.V. O.J.). Individuen die krank oder körperlich beeinträchtigt sind, werden zum Teil ebenfalls aggressiv angegangen (VOLAND 2000:131). Rangkämpfe kommen in der freien Natur selten vor. In Gefangenschaft treten solche jedoch verstärkt auf (ANGST 1980:144).
Neben den kleineren Streitigkeiten bei der Nahrungsteilung zeigen Schimpansen gegenüber anderen Gruppen oder sich abscheidenden Kleingruppen ein aggressives Verhalten. Bei diesen Gruppenkämpfen sind die Größe der Gruppe und die Zusammensetzung aus adulten und jungen Tieren relevant für den Erfolg. Da die Streifgebiete Territorien von Schimpansengruppen in der freien Natur häufig überschneiden, sind auch Kämpfe keine Seltenheit. Starke Schimpansengruppen erweitern ihre Territorien langsam, um mehr Ressourcen zur Verfügung zu haben oder die sexuelle Konkurrenz zu verringern. Damit provozieren sie kämpferische Auseinandersetzungen mit den benachbarten Gruppen, deren Territorium sie einzunehmen versuchen. Diese Auseinandersetzungen können sich über einen längeren Zeitraum bis hin zu mehreren Jahren ziehen. Bei diesen Kämpfen zeigen Schimpansen ein gewaltgeprägtes und brutales Verhalten. Nicht selten werden die Gegner bei den Auseinandersetzungen getötet. Eindringlingen gegenüber verhalten sich Schimpansen ebenfalls äußerst brutal. Sie foltern den Fremden oder töten ihn sogar (VOLAND 2000:123ff.).
2.4 Nahrung
Die Suche nach Nahrung findet vorrangig in der Baumschicht statt, jedoch auch am Boden. Zu den häufigsten Nahrungsbestandteilen zählen: Früchte (56.71 %), Blätter (18-21 %) und andere Pflanzenteile (11-23 %). Neben der pflanzlichen Nahrung verzehren Schimpansen auch Fleisch. So machen z.B. Antilopen, andere Affen, Nagetiere, Ameisen und Raupen bis zu 5% des Nahrungsspektrums eines Schimpansen aus. Kannibalismus wurde bei Schimpansen ebenfalls nachgewiesen (SOMMER 2008:233f.). Für den Nahrungserwerb nutzen Schimpansen häufig Werkzeuge. Steine werden zum Knacken von Nüssen oder als Hammer verwendet.
3. Die Schimpansen im Zoo Hannover
3.1 Vorstellung der Gruppe
Die Schimpansengruppe des Zoos Hannover besteht derzeit (Juni 2014) aus sieben Tieren, darunter zwei Männchen und fünf Weibchen. Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über die einzelnen Tiere, basierend auf dem Taxon Report des ZOO HANNOVERS (2011), dem Informationsmaterial am Gehege, sowie eigenen Beobachtungen der Erkennungsmerkmale.
Toto II/ Toto
Geschlecht: männlich
Geburtsjahr: 1995
Geburtsort: Zoo Hannover; Gefangenschaft
Aufzucht: Elterntier
Position: Juniorchef, Sohn von Schika, kleiner Bruder von Chunya
Zoobeschreibung: sehr emotional (sucht Schutz bei Schika, wenn er sich nicht durchsetzen kann)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.4: Schimpanse Toto (Thielert 2014)
Beobachtete Merkmale: schwarzes, dichtes Fell, wirkt fit, Fell glänzt, sehr muskulös, schnelle Bewegungen, häufig aufrechter Gang, relativ kleiner Kopf mit niedriger Stirn, große Augen, große abstehende Ohren
Lieblingsspeise: Was immer er kriegen kann.
Maxi/ Max
Geschlecht: männlich
Geburtsjahr: 1964
Geburtsort: West Afrika; Wildnis
Aufzucht: Handaufzucht, Fehlgeprägte Sexualität
Position: Seniorchef
Zoobeschreibung: lässt sich nicht bestechen (was er nicht will, will er nicht!)
Beobachtete Merkmale: Körperfell schwarz, wenig grau, grauer Bart, rosa-schwarz gescheckte Schnauze, Schnauze oval, hohe Stirn, meist vergleichbar langsamere Bewegungen gegenüber restlicher Gruppenmitglieder
Lieblingsspeise: Tomaten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.5: Schimpanse Maxi (Potthast 2014)
Jeanie/Choco
Geschlecht: weiblich
Geburtsjahr: 1977
Geburtsort: Burgers`Zoo, Arnheim, Niederlande, Gefangenschaft
Aufzucht: Elterntier
Zoobeschreibung: leicht zu erkennen: ein bisschen pummelig, beste Freundin von Seniorchef Max (spielt gerne „Krankenschwester“, wenn er ein Wehwehchen hat), interessiert an technischen Dingen wie Kameras und Handys
Beobachtete Merkmale: dunkles Fell, graues Fell im unteren Rückenbereich, dunkle Haut, dunkles Gesicht mit leicht gräulichem Bart, rosa Narbe auf der Schnauze, flache Stirn, große runde Schnauze, größtes Weibchen, lange Finger
Lieblingsspeise: Erdnüsse
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.6: Schimpanse Jeanie (Thielert,2014)
Chunya
Geschlecht: weiblich
Geburtsjahr: 1984
Geburtsort: Zoo Hannover GmbH, Gefangenschaft
Aufzucht: Elternteil
Position: Tochter von Schika, große Schwester von Toto II und Mutter von Viktoria
Zoobeschreibung: burschikos (schreit gerne mal laut, um auf sich aufmerksam zu machen), Kumpeltyp, macht jeden Unsinn mit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Schimpanse Chunya (Potthast 2014)
Beobachtete Merkmale: größer als Viktoria und Schika, breit gebaut, runder Bauch, geschwollener After, Fell hat starken Grauanteil, graue Beine, grauer Unterbauch und unterer Rücken, Fell in Gesichtsnähe sehr hell, abstehende große Ohren (Segelohren)
Schika
Geschlecht: weiblich
Geburtsjahr: ca. 1972
Geburtsort: unbekannt -> kam aus Zirkus in Zoo Hannover
Aufzucht: unbekannt
Position: Mutter von Chunya und Toto II, Großmutter von Viktoria
Zoobeschreibung: sehr mütterlich (hebt immernoch die Hälfte ihres Futters für Toto auf)
Beobachtete Merkmale: zierlich gebaut, dunkles Fell, der untere Rücken ist grau, einige helle Pigmente im Gesicht, besonders im Bereich der Schnauze, vergleichsweise große Ohren, Narbe auf dem Kopf, flache Stirn, vergleichsweise große Augen, runde Schnauze, leicht grauer Bart, ähnlicher Körperbau und Gesichtsform wie Viktoria, leichte Segelohren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Schimpanse Schika (Ewerhardy 2014)
Lieblingsspeise: Äpfel
Viktoria
Geschlecht: weiblich
Geburtsjahr: 1994
Geburtsort: Zoo Hannover GmbH, Gefangenschaft
Aufzucht: Elternteil
Position: Tochter von Chunya, Nichte von Toto II, Enkelin von Schika
Zoobeschreibung: frech und vorwitzig (wickelt die Männchen gern um den kleinen Finger), spielt und lacht viel mit Toto, kümmert sich liebevoll um Max
Beobachtete Merkmale: zierlich gebaut, Körperhaltung oft
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9: Schimpanse Viktoria (Thielert 2014)
rund, schwarzes Fell und dunkle Haut, wenig helle Pigmentierung der Haut, jedoch Brust und Taille hellhäutig, an diesen hellen Bereichen dünnes Fell, gräulicher Bart, runde Schnauze, ähnlicher Körperbau und ähnliche Gesichtsform wie Schika
Lieblingsspeise: Weintrauben
Maleika
Geschlecht: weiblich
Geburtsjahr: 1979
Geburtsort: Zoo Hannover GmbH, Gefangenschaft
Aufzucht: Handaufzucht
Zoobeschreibung: ist sehr lieb, manchmal etwas verträumt, liebt ausgiebige Sonnenbäder (legt sich dafür auch in die pralle Sonne)
Abb. 10: Schimpanse Maleika (Potthast 2014)
Beobachtete Merkmale: graues, lichtes Fell, sehr schlank gebaut, Haut vergleichsweise hell, besonders der Oberkörper und das Gesicht haben viele helle Pigmentflecken, häufig aufrechter Gang, vergleichsweise gerader Rücken, menschenähnlicherer Körperbau als die restlichen Schimpansen der Gruppe, Körper ist lang und schmal gebaut
Lieblingsspeise: Möhren
3.2 Verwandtschaften innerhalb der Gruppe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Stammbaum erstellt nach Zoo Hannover 2014)
3.3 Gehegeinformation
Die Schimpansen bezogen 2013 eine neue Außenanlage (HAZ: 27.09.2013). Diese ist mit der Innenanlage im Affenhaus verbunden. Beide Gehege können vom Besucher eingesehen werden.
Während unserer Beobachtungszeit wurden die Schimpansen morgens rausgelassen und abends gegen 18 Uhr wieder hinein.
Die Schimpansen sind durch Scheiben und künstliche Steine vom Besucher getrennt. Durch die Scheiben lassen sich die Schimpansen aus nächster Nähe betrachten und auch die Schimpansen beobachteten häufig die Besucher.
Das Gehege bietet Rasen- und Steinflächen, sowie einen Teich und einen Wasserfall. Außerdem gibt es Höhlen, erhöhte Punkte und mehrere Klettermöglichkeiten. Etwa in der Mitte des Geheges wurde ein Baobab Baum nachgebaut. Seile und eine Insel mit Erhöhung bieten zusätzliche, landschaftliche Abwechslung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 11: Einsicht in das Gehege (Ewerhardy 2014)
Im Juli 2012 brachen fünf Schimpansen aus ihrer 30- Jahre alten Anlage aus. Über einen umgeknickten Baum konnten sie ihr Gehege verlassen und liefen etwa eine Stunde frei durch den Zoo. Auf Rufe ihres Pflegers hin, gingen vier freiwillig zurück. Niemand wurde von den Schimpansen angegriffen.
Eine neue Anlage für die Schimpansen war schon länger in Planung, nach ihrem Ausbruch wurde dieses Vorhaben aber sofort in Angriff genommen (Mündliche Information: Führung durch den Zoo Hannover).
3.4 Ernährung
Die Schimpansen werden mehrmals täglich gefüttert und dies ausschließlich vegetarisch.
Täglich gibt es morgens vor Öffnung der Tore zum Aussengehege Futter wie Rührei, Quark oder Haferflockenbrei.
Zur Beschäftigung wird das Futter im ganzen Gehege versteckt.
Manchmal gibt es auch Fruchtsäfte, wovon jeder Schimpanse etwa 2 Liter bekommt (Mündliche Information: Pflegerin der Schimpansen).
Um 12 Uhr findet die offizielle Fütterung statt, bei der die
Besucher zusehen können. Dabei wirft ein Pfleger (Potthast 2014) oberhalb der Anlage Gemüse und Obst in das Gehege und gibt Informationen über die Schimpansen. Die Schimpansen versuchten während der Fütterung den Pfleger auf sich aufmerksam zu machen, da jeder gerne etwas in seine Richtung geworfen haben wollte und persönlichen Futtervorlieben zeigte. Aufstellen mit ausgestreckter Hand, aufgeregtes Rufen und auch Winken waren häufige Mittel um den Pfleger auf sich aufmerksam zu machen. Es wurde auch gehamstert und so viel in Maul und Hände gepackt, wie irgendwie passte (Eigene Beobachtung).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 12: Schimpanse mit Gemüse
4. Beobachtung
4.1 Ziele
Ziel der Beobachtung war es das soziale Beziehungsgeflecht innerhalb der Schimpansengruppe nachzuvollziehen. Besonders interessant ist hier die Beziehung zwischen den zwei Männchen Maxi und Toto, da Maxi als „Seniorchef“ noch immer eine starke Position in der Gruppe innehat, Toto diese jedoch gerne übernehmen möchte.
Ein weiteres Ziel war es die Gehegenutzung zu beobachten, aus welcher sich teilweise auch soziale Stellungen ableiten lassen. Außerdem wollten wir herausfinden, ob die Schimpansen wirklich ihr gesamtes Gehege nutzen und eventuelle Lieblingsplätze haben.
4.2 Beobachtungssituation
Der tatsächliche Beobachtungszeitraum begrenzte sich auf den 11.06.2014 und den 12.06.2014. Am ersten Beobachtungstag wurden vier Beobachtungen zu je 30 Minuten durchgeführt. Diese nahmen folgende Zeiträume in Anspruch:
- 10.40 Uhr bis 11.10 Uhr
- 13.55 Uhr bis 14.25 Uhr
- 14.35 Uhr bis 15.05 Uhr
- 15.17 Uhr bis 15.47 Uhr
Zwischen dem ersten und dem zweiten Beobachtungsdurchlauf wurde eine große Pause während der Fütterung der Schimpansen eingelegt. Zwischen den letzten drei Beobachtungszeiträumen wurde je eine Pause von ca. 10 Minuten eingehalten. Am Beobachtungstag hatte es kurz vor Beginn der Beobachtung geregnet und es war durchgehend bewölkt. Die durchschnittliche Tagestemperatur betrug 18,3 °C (WETTER.COM, berechneter Mittelwert aus Minimum- und Höchsttemperatur des Tages). Am zweiten Tag wurden zehn Beobachtungen zu je 30 Minuten durchgeführt. Pausenzeiten variierten an diesem Tag zwischen 0 und 10 Minuten, sowie einer längeren Pause von 12.00 Uhr bis 13.12 Uhr, da die Fütterung aus der Beobachtung ausgeschlossen werden sollte.
Folgende Zeiträume wurden für die Datenerhebung genutzt:
- 9.31 Uhr bis 10.01 Uhr
- 10.10 Uhr bis 10.45 Uhr
- 10.55 Uhr bis 11.25 Uhr
- 11.30 Uhr bis 12.00 Uhr
- 13.12 Uhr bis 13.42 Uhr
- 13.50 Uhr bis 14.20 Uhr
- 14.28 Uhr bis 14.58 Uhr
- 15.00 Uhr bis 15.30 Uhr
- 15.30 Uhr bis 16.00 Uhr
- 16.04 Uhr bis 16.34 Uhr
Am Vormittag hatten bis 11.30 Uhr nicht alle Individuen das Schlafgehege verlassen, da sie die Möglichkeit hatten noch in dem Gehege zu verweilen. Es lag eine Durchschnittstemperatur von 16°C vor (wetter.com, berechneter Mittelwert aus Minimum- und Höchsttemperatur des Tages), dabei war der Himmel klar bis leicht bewölkt. An beiden Tagen wurde das Gehege von Besuchern aller Altersklassen besucht. Am Vormittag waren es vermehrt Kindergartengruppen und in etwas geringerer Anzahl Schulklassen. Für die meisten Besucher interessierten sich die Schimpansen nicht sonderlich. Lediglich Maxi verbrachte viel Zeit an der Scheibe. So manchen Jahreskartenbesitzer erkannte er und kommunizierte auch teilweise mit ihnen.
4.3 Methoden
Zur Verhaltenserfassung der Schimpansengruppe war zunächst eine Identifizierung der einzelnen Individuen notwendig. Dadurch konnten während des Beobachtungszeitraumes verschiedene Methoden der Verhaltenserfassung parallel genutzt werden. Als Beobachtungsmethode wurden die Scan Sampling- Methode und die Ad Libitum Methode angewendet. Als Aufzeichnungsmethode wurde zudem sie soziometrische Matrix angewendet.
Ad Libitum
Bei der Ad libitum Methode handelt es sich um ein rein qualitatives Verfahren. Die Ergebnisse können nicht zur quantitativen Auswertung genutzt werden. Auffälliges Verhalten, das vom Beobachtungmuster abweicht, wie spontane Reaktionen auf bestimme Ereignisse oder Individuen werden hierbei aufgezeichnet und können für weitere Fragestellungen ausschlaggebend sein. Dieses Verfahren wird verstärkt bei Vorbeobachtungen genutzt, um spätere Kriterien für eine standardisierte, quantitativ auswertbare Datenerhebung zu definieren. Des weiteren können die Ergebnisse der Ad libitum Methode als Ergänzung zu den Ergebnissen anderer Erhebungsmethoden genutzt werden. Sie können bei der nachfolgenden Auswertung als Hilfestellung beitragen oder als Basis für weiterführende Forschungsfragen fungieren (Naguib 2006: 86f.). Als Nachteil dieser Methode muss jedoch die subjektive Sichtweise genannt werden. Trotz festgelegten Verhaltensmustern wird vom Beobachter individuell beurteilt, ob das jeweilige Verhalten stattgefunden hat. Bei der Methode rücken vor allem die auffälligen Verhaltensarten in den Vordergrund. Ist zuvor kein bestimmtes Individuum als Beobachtungsobjekt ausgewählt worden, werden häufig die aktiveren Tiere verstärkt beobachtet und so andere Gruppenmitglieder nur nachlässig betrachtet. Dies kann zu Fehleinschätzungen bezüglich der Rolle einzelner Individuen oder ganzer Teilgruppen innerhalb der Beobachtungsgruppe führen (MARTIN& BATESON 2007³: 48).
Scan Sampling- Methode
Die Scan Sampling Methode wird auch instantaneous Sampling genannt. Sie gehört zu den Intervall- strukturierten Registrierungen. In einem festgelegten Rhythmus wird das Verhalten aller Individuen zu einem bestimmten Messpunkt festgehalten (NAGUIB 2006, 83FF.). In dieser Untersuchung der Schimpansengruppe wurden Registrierintervalle auf je 30 Minuten festgelegt, in denen alle 2 Minuten ein Messpunkt gesetzt wurde. Dieses Verfahren wurde genutzt, um festzustellen in welchem Bereich des Geheges sich die Individuen befinden. Die Einteilung des Geheges ist der Abbildung (Karte des Geheges, siehe 4.4) zu entnehmen. Außerdem wurde diese Methode genutzt für eine Nächste- Nachbar- Analyse. Zu diesem Zweck wurden Strichlisten zu den Kategorien 1. Grooming, 2. Nebeneinander, 3. Eine Armlänge und 4. Zwei bis drei Armlängen Entfernung geführt. Für die Kategorie „Grooming“ wurde zudem die Soziometrische Matrix angewendet. Bei einer hohen Individuenzahl gelangt diese Methode schnell an ihre Grenzen, da es dem Beobachter nur schwerlich möglich ist komplexe Verhaltensmuster bei mehreren Tieren gleichzeitig zu beobachten. Dies ist insbesondere bei sehr aktiven Tieren zu bedenken. Daher es ist auch empfehlenswert mit dieser Methode einfache Verhaltensarten, wie die durchgeführte Aufenthaltsbestimmung, zu untersuchen. Aktivitäten, die nur von kurzer Dauer sind und nicht an einem Messzeitpunkt stattfinden, werden durch diese Methode nicht erfasst. Folglich ist es sinnvoll, diese Methode mit weiteren Methoden zu verbinden.
Soziometrische Matrix
Die Aufzeichnungsmethode Soziometrische Matrix wurde als Ergänzung der Scan Sampling- Methode angewendet. Bei dieser Methode wird zunächst definiert welches Verhalten beobachtet werden soll. Bei der Aufnahme wird notiert welches Individuum bei diesem definierten Verhalten Sender und welches Empfänger ist. Des Weiteren wird die Häufigkeit notiert (KRULL o.J.:5f.). In der durchgeführten Untersuchung wurde das Verhalten des „Grooming“ genauer untersucht, um positive Beziehungsgeflechte innerhalb der Gruppe zu identifizieren. Entsprechend der Untersuchungsintervalle wurde im zweiminütigen Takt gemessen und die Ergebnisse notiert. Dabei stellte die Einsicht in das Gehege durchaus eine Barriere dar. Insbesondere bei einer weiten Entfernung vom Gehegerand oder wenn die Tiere sich auf dem „Baobab“ aufgehalten haben, war die Differenzierung in Sender und Empfänger nur schwierig möglich. Bei dieser quantitativen Methode sind die bereits genannten Schwierigkeiten der Gehegeübersicht, sowie auch die Gruppengröße zu nennen. Als Einzelperson ist es kaum möglich, alle Tiere gleichzeitig zu beobachten.
4.4 Gehegeplan
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.13: Schematischer Gehegeplan mit Einteilung der Bereiche (Potthast 2014)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.14: Gehegebereich Cmo und Dm
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 15: Gehegebereich Bm und Bho (Ewerhardy 2014) (Potthast 2014)
4.5 Beobachtung mit der Ad Libitum Methode
Mittwoch, 11.06.2014
Beobachtungsintervall 1 (Zeit: 10:40-11:10) Witterung: Regen
- Tiere liegen oder sitzen - insgesamt wenig Aktivität
- Chunya groomt (kurz) Viktoria (Minute 23)
- Viktoria will Chunya groomen, diese geht weg (Minute 27)
Beobachtungsintervall 2 (Zeit: 13:55-14:25) Witterung: Bewölkt
- Futter liegt aus
- Maleika und Toto sammeln Futter
- Chunya groomt Viktoria (Minute 7), dann wechselseitig (ab Minute 14), anschließend gleichzeitig
- Schika sitzt auf dem „Nachbarast“ des Baumes von Chunya und Viktoria
- Jeanie ruht im Bereich Ah
- Maxi sitzt auf der Steinerhöhung im Bereich Amo
- Kurze Berührung von Toto an Maxi (Minute 2)
- Toto hält sich am Besucherfenster auf (Av) (Minute 13-
- Grooming von Chunya zu Toto und anschließend wechselseitig (Minute 23), endet jedoch vor dem Messpunkt (Minute 24)
- Schika berührt/groomt Jeanie kurz am Fuß (Bereich Ah) (Minute 25)
Beobachtungsintervall 3 (Zeit: 14:35-15:05) Witterung: Bewölkt
- Chunya, Viktoria, Schika und Toto eng nebeneinander auf dem Baum (Minute 2)
- Ausgiebiges, gegenseitiges Grooming Chunya und Viktoria
- kurz Chunya Toto,Toto bleibt auf dem Baum
- Chunya und Schika groomen, Viktoria und Toto groomen, schwer einsehbar wessen Initiative
- Jeanie ruht im Bereich Ah und geht dann in Bereich Dh
- Maxi sitzt auf der Steinerhöhung im Bereich Amo
[...]
- Arbeit zitieren
- Julia Thielert (Autor:in), 2014, Die Schimpansen im Zoo Hannover. Eine Verhaltensbeobachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343911
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