In dieser Arbeit geht es vor allem darum das bemerkenswerte Leben König Konrads III. nachzuzeichnen und insbesondere seine Rolle beim Zweiten Kreuzzug näher zu beleuchten. Konrad gelang es als erstem Staufer die römisch-deutsche Königswürde zu erringen, außerdem war er der erste dieser Könige, der an einem Kreuzzug ins Heilige Land teilnahm.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Das Leben König Konrads III. bis zur Eroberung Edessas durch die Muslime 1144
1.1. Konrads Leben bis zum Beginn seines Gegenkönigtums
1.2. Die weiteren Ereignisse bis zum Tod Kaiser Lothars III.
1.3. Die Königswahl von 1138 und die ersten Jahre der Herrschaft König Konrads III. bis zum Fall von Edessa
2. Die Eroberung Edessas durch die Muslime 1144
3. Die Entscheidung Papst Eugens III. für einen neuen Kreuzzug
4. Bernhard von Clairvaux und seine Bedeutung für den Zweiten Kreuzzug
5. Die Unternehmung des Zweiten Kreuzzuges unter besonderer Berücksichtigung der Rolle König Konrads III.
5.1. Die Vorbereitungen für den Kreuzzug
5.2. Der Aufbruch zum Kreuzzug und dessen Verlauf bis zur Ankunft in Konstantinopel
5.3. Die Übersetzung des deutschen Kreuzfahrerheeres nach Kleinasien, die Niederlage bei Doryläon und die weiteren Ereignisse bis zur Ankunft im Heiligen Land
5.4. Die Ankunft der Kreuzfahrer im Heiligen Land und die Entscheidung für ein neues Kreuzzugsziel
5.5. Der Kriegszug gegen Damaskus
5.6. Die möglichen Gründe für das Scheitern des Zweiten Kreuzzuges und einige der daraus resultierenden Folgewirkungen
6. Die letzten Jahre im Leben König Konrads III.
Zusammenfassung
Literatur- und Quellenverzeichnis
Einleitung
In dieser Arbeit geht es vor allem darum das bemerkenswerte Leben König Konrads III. nachzuzeichnen und insbesondere seine Rolle beim Zweiten Kreuzzug näher zu beleuchten. Konrad gelang es als erstem Staufer die römisch-deutsche Königswürde zu erringen, außerdem war er der erste dieser Könige, der an einem Kreuzzug ins Heilige Land teilnahm. Der Staufer Konrad hatte durch seine Mutter Agnes eine familiäre Verbindung zu den salischen Königen und Kaisern. Der letzte von ihnen, Kaiser Heinrich V., war Konrads Onkel, der vor allem den Werdegang des jungen Konrads mitbestimmte. Obwohl Konrad später zum König gewählt wurde versuchte er deutlich zu machen, dass ihm das römisch-deutsche Königtum vor allem aufgrund seiner Abstammung von den Saliern zustünde.
Innerhalb der ersten Kapitel meiner Arbeit gilt es zunächst Konrads Leben von seiner Geburt bis zum Fall der Stadt Edessa näher nachzuvollziehen. Die Rückeroberung Edessas durch die Muslime stellte den „Auslöser“ für die Verkündigung des Zweiten Kreuzzuges dar. In diesen ersten Abschnitten sollen beispielsweise die Ereignisse der Königswahlen von 1125 und 1138 abgehandelt werden und danach die ersten Jahre der Königsherrschaft König Konrads III. Gerade diese beiden Wahlen sind wegen ihres Ausganges besonders interessant, da sich jeweils nicht der Favorit, sondern ein „Außenseiter“ durchsetzen konnte. Der Textabschnitt über die ersten Jahre der Herrschaft König Konrads III. soll anfangs einen Überblick über den Konflikt Konrads mit Herzog Heinrich dem Stolzen geben, der bis zu seinem frühen Tod ein äußerst hartnäckiger Gegner des Stauferkönigs gewesen ist. Danach möchte ich auf einzelne Unternehmungen eingehen, die Konrad außerhalb des heutigen deutschen Gebietes zu erledigen hatte und versuchen allgemeine Entwicklungstendenzen seiner frühen Königsherrschaft näher zu beleuchten.
Darauffolgend sollen die Geschehnisse des Zweiten Kreuzzuges näher untersucht werden. Zuerst müssen dabei die Rollen von Papst Eugen III. und Bernhards von Clairvaux überprüft werden. Diesen Kirchenmännern sollen innerhalb meines Textes eigene Kapitel gewidmet werden. Eugen fiel als Papst die Aufgabe zu sich für oder gegen einen Kreuzzug zu entscheiden. Papst Eugen III. wiederum beauftragte Bernhard von Clairvaux die maßgeblichen Predigten zu halten, um genügend Teilnehmer zum Kreuzzug aufzurufen, außerdem beeinflussten beide Personen das Leben König Konrads III., des Hauptprotagonisten der vorliegenden Arbeit. Im Anschluss an die Kapitel über Eugen und Bernhard soll sich der Text dementsprechend zum allergrößten Teil damit beschäftigen wie der Kreuzzug für Konrad verlaufen ist. Die Unternehmung des Kreuzzuges gestaltete sich für Konrad und sein Heer nur in den ersten Wochen der Reise problemlos. Bereits auf europäischem Boden kam es zu Konflikten mit Einwohnern und Soldaten des byzantinischen Reiches, da sich die Byzantiner Übergriffen durch das Kreuzfahrerheer in Form von Plünderungen, Vergewaltigungen und Mord ausgesetzt sahen. Bedeutend schwieriger gestaltete sich jedoch die Weiterreise der Kreuzfahrer nach der Übersetzung nach Kleinasien. Konrad und seine Soldaten wurden sowohl durch die ständigen Angriffe der Seldschuken hart getroffen und auch durch die unzureichende Versorgungslage mit Wasser und Vorräten bedeutend geschwächt. Vor allem der Unterstützung des byzantinischen Kaisers Manuels I. war es zu verdanken, dass Konrad in weiterer Folge das Heilige Land erreichen und die militärische Unternehmung des Kreuzzuges fortsetzen konnte.
Besonders interessant ist die Tatsache, dass die Rückeroberung Edessas als zunächst favorisiertes Kreuzzugsziel schon bald nach Konrads Ankunft im Heiligen Land verworfen wurde und stattdessen die in der Vergangenheit häufig mit Jerusalem verbündete Stadt Damaskus erobert werden sollte. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass sich selbst die gegenwärtige Fachliteratur uneinig darüber ist, ob Damaskus als Kreuzzugsziel als „törichter“ Entschluss zu bewerten ist oder ob aufgrund der veränderten Situation im Heiligen Land diese Zielsetzung die logischste für die Kreuzfahrer gewesen ist. Wichtig ist es nicht nur die folgenden Kämpfe um Damaskus zu beschreiben und diese Geschehnisse zusammenfassend darzustellen, sondern es soll auch der Versuch unternommen werden mögliche Gründe für den gescheiterten Kriegszug gegen Damaskus zu erörtern. Dabei soll deutlich gemacht werden, dass mannigfaltige Gründe mitverantwortlich waren, warum die militärische Unternehmung des Zweiten Kreuzzuges letzten Endes gescheitert ist, wobei sowohl bei den morgenländischen wie auch bei den abendländischen Kreuzzugsteilnehmern eine Mitverantwortung zu suchen sein wird. Neben der Suche nach den möglichen Gründen für die gescheiterte Kreuzzugsunternehmung sollen innerhalb dieses Kapitels auch gewisse Folgewirkungen überdacht werden, die sich in der Folgezeit des gescheiterten Zweiten Kreuzzuges ergeben haben.
Zum Abschluss meiner Arbeit möchte ich versuchen die letzten Lebensjahre des vom Kreuzzug heimgekehrten König Konrads III. nachzuvollziehen. Näher eingehen möchte ich dabei auf die für Konrad letzten Endes wohl tödliche Malariaerkrankung, an der er während seines Kreuzzuges erkrankt sein dürfte. Ebenfalls möchte ich ein kurzes Resümee über seine Königsherrschaft ziehen, das auch die Rahmenbedingungen für Konrads Herrschaft berücksichtigen soll. Am Ende sollen dann die Erkenntnisse und Ergebnisse des vorliegenden Textes in einer informativen Zusammenfassung aufbereitet werden.
1. Das Leben König Konrads III. bis zur Eroberung Edessas durch die Muslime 1144
1.1. Konrads Leben bis zum Beginn seines Gegenkönigtums
König Konrad III. wurde im Jahr 1093 als Sohn Herzog Friedrichs I. von Schwaben und Agnes, der Tochter Kaiser Heinrichs IV., geboren. Er trug einen salischen Leitnamen, da er wohl nach dem Kaiser Konrad II. benannt wurde.[1] Als sein Vater im Jahr 1105 verstarb übernahm sein Onkel, Heinrich V., die Vormundschaft über den Knaben Konrad und vielleicht auch über seinen älteren Bruder Friedrich. Konrads Mutter Agnes wurde auf Betreiben seines Onkels mit dem Markgrafen Leopold III. von Österreich verheiratet. Dieser Eheverbindung entstammt der berühmte Chronist Otto von Freising, Konrads Halbbruder.[2]
Wann genau die Teilung des väterlichen Besitzes zwischen den beiden Brüdern erfolgte ist nicht genau überliefert. Konrad erhielt im Wesentlichen Besitzungen in Ostfranken sowie kleinere Besitztümer in Schwaben.[3] Die beiden Brüder Konrad und Friedrich zeichneten sich in der Folge als treue Gefolgsleute Heinrichs V. aus. Sie gelten neben Gottfried II. von Calw als fast die einzigen Parteigänger des Saliers, die ihm immer treu zur Seite stehen sollten, was aber nicht bedeuten soll, dass sie neben seinen nicht auch ihre Interessen verfolgten. Es ist sehr naheliegend anzunehmen, dass Heinrich V. durchaus darauf aus war seinen beiden Neffen eine steile politische Karriere zu ermöglichen, dass dieser letztlich kinderlos blieb eröffnete ihnen letztlich aber nicht vorhergesehene Möglichkeiten. Während des zweiten Italienzuges von Heinrich vertraute er die Obsorge für das Reich den zuvor genannten Friedrich, Konrad und Gottfried an.[4]
In den Urkunden wird Konrad während seinen jungen Jahren eher selten erwähnt. Zusammen mit seinem Bruder wird er beispielsweise in einer Urkunde des Würzburger Bischofs genannt. Recht früh erhielt Konrad Reichslehen von seinem Onkel Heinrich im Gebiet um Hall und im Kochergau.[5] Konrad eignete sich die Grafenrechte um Rothenburg und im Kochergau an, obwohl Rothenburg und die Neuenburg vom letzten Grafen der Abtei Kornburg testamentarisch wahrscheinlich schon anders vergeben worden waren.[6]
Der junge Staufer führte anscheinend den Titel eines „Herzogs von Franken“, wobei anzumerken ist, dass es dieses Amt realiter eigentlich gar nicht mehr gegeben hat. Dieser Titel bringt aber die machtvolle Stellung Konrads in diesem Gebiet zum Ausdruck. Bereits Konrad arbeitete daran Franken, das Land am Main und bis nach Nürnberg, zu einer festen Größe zu machen, auch für den königlichen Machtbereich. Von seinen Besitzungen aus war der jüngere Konrad dem „Stammsitz“ Hohenstaufen näher als sein Bruder Friedrich. Später soll Konrad zwischenzeitlich daran gedacht haben am Fuß des Hohenstaufens, im Kloster Lorch, seine letzte Ruhestätte einzunehmen. Dies beweist doch eine gewisse Verbundenheit mit diesem Ort.[7]
Für das Jahr 1122 ist eine Aktion der Stauferbrüder entgegen den Interessen ihres Oheims Heinrichs V. belegt. Sie unterstützen die Wahl des Domherrn Rugger zum Bischof von Würzburg. Heinrichs Kandidat wäre Gebhard von Henneberg gewesen.[8]
Als Kaiser Heinrich V. am 23. Mai 1125 in Utrecht starb deutete vieles daraufhin, dass Konrads Bruder Friedrich König werden könnte, doch es kam anders. Gewählt wurde im August 1125 Herzog Lothar von Sachsen. Eine Überlegung warum Friedrich die Wahl verloren haben könnte geht dahin, dass er sich angeblich im Vorfeld geweigert haben soll im Falle einer Wahlniederlage einem anderen siegreichen Kandidaten zu huldigen. Trotz dieser angeblich fehlenden Demutsgeste im Vorfeld der Wahl huldigte Herzog Friedrich dem Gewinner, der nun König Lothar III. geworden war. Eine weitere Theorie die Friedrichs Niederlage erklären könnte steht in Zusammenhang mit seinem Schwiegervater Herzog Heinrich dem Schwarzen von Bayern. Obwohl dieser im Vorfeld der Wahl noch als sicherer Unterstützer Friedrichs gegolten hatte liegt auf Grund der später folgenden Ereignisse der Verdacht nahe, dass er in Lothars Lager gewechselt haben könnte.
In der Folgezeit heiratete nämlich Heinrichs Sohn, Heinrich der Stolze, die Tochter Lothars, Gertrud, und da Lothar keine Söhne hatte, wollte dieser sich für seinen Schwiegersohn als Nachfolger starkmachen. Ein ernsthaftes Problem sollte in weiterer Folge zum offenen Krieg zwischen Lothar und den Stauferbrüdern führen: Die Scheidung zwischen dem Reichsgut, das die salischen Könige genutzt und innegehabt hatten, und dem Hausgut der Salier, das Heinrich V. testamentarisch Friedrich vermacht hatte.[9]
Ferdinand Geldner wirft in einem Aufsatz eine weitere interessante Theorie auf: War Friedrich überhaupt jemals der gewünschte Königskandidat des verstorbenen Heinrichs V. und der salischen Anhängerschaft? Laut dieser These wäre Konrad der vorgesehene Kandidat für die Königswahl gewesen, den sich demnach sowohl Heinrich V. (kurz vor seinem Ableben) wie auch seine Witwe Mathilde gewünscht hätten, da Konrad ein geeigneter Heiratskandidat für die verwitwete Kaiserin gewesen wäre. Doch ein Umstand verhinderte diesen etwaigen Plan: Konrad befand sich zur Zeit der Königswahl nicht im Reich, sondern in Palästina und konnte so aufgrund seiner Abwesenheit auf die Ereignisse keinen Einfluss nehmen.[10] Im Zusammenhang mit dieser Überlegung wurde von einigen Fachleuten ebenfalls diskutiert, dass Konrad die Ehe mit Gertrud von Sulzbach erst deshalb so spät eingegangen haben könnte, weil er mehrere Jahre wohl erfolglos versucht hat die Kaiserinwitwe Mathilde als Ehefrau zu gewinnen. Jedenfalls wurden Konrads Kinder mit Gertrud erst sehr spät in seinem Leben geboren, was in Kombination mit dem Todesfall des ältesten Sohnes letztlich eine direkte Nachfolge durch seine eigenen Kinder verhindern sollte.
Den Plänen von Konrads Bruder Friedrich nach sollte die Erbmasse der Hinterlassenschaft Heinrichs V. so aufgeteilt werden, dass Friedrich v.a. die Güter links des Rheins und Konrad die rechts davon erhalten sollte.[11]
1.2. Die weiteren Ereignisse bis zum Tod Kaiser Lothars III.
Im Juli 1127 zogen die Stauferbrüder mit ihren Soldaten nach Nürnberg, wo sie Lothar zwangen die Belagerung der Stadt aufzugeben. Im Anschluss plünderten sie das zurückgelassene Lager König Lothars III.[12]
Im Dezember wurde der bisher weniger hervorgetretene Konrad von bayerischen, fränkischen und schwäbischen Anhängern wohl in Nürnberg (der genaue Ort ist unter den Experten umstritten) zum König erhoben, man könnte von einem Gegenkönigtum sprechen.[13] Eine These warum Konrad zum Gegenkönig erhoben wurde und nicht sein Bruder Friedrich geht davon aus, dass Konrad politisch unbelasteter war und so auch deshalb größere Chancen auf Zuspruch von den Fürsten gehabt hätte.[14] Um die Weihnachtszeit 1127 wurde Konrad zusammen mit seinem Bruder exkommuniziert, u.a. von Erzbischof Adalbert von Mainz veranlasst. Die Exkommunikation wurde im April des Folgejahres von Papst Honorius II. bestätigt. Wichtig zu erwähnen ist, dass auch der Folgepapst Innozenz II. und der Gegenpapst Anaklet II. sich dazu entschlossen haben den Staufer mit dem Kirchenbann zu belegen.[15] Da den Staufern trotz militärischer Erfolge im Jahr 1127 eine nennenswerte Aufstockung ihrer Kräfte im deutschen Reichsteil nicht gelungen ist, entwickelten sich konkrete Pläne potentielle Verbündete gegen Lothar in Italien zu suchen. Auch auf Grund des Vorhabens sich in Italien neue Parteigänger zu suchen war die Erhebung zum Gegenkönig wichtig, denn nur so verfügte Konrad über die Möglichkeit jenseits der Alpen bereits als König aufzutreten und so die Aussicht auf ein erfolgreiches Vorgehen zu erhöhen.[16]
Im Frühjahr 1128 überschritt Konrad die Alpen und wurde in Mailand freudig empfangen. Sein Ziel war es nun so schnell wie möglich viele Anhänger um sich zu scharen, über die Alpen zurückzuziehen und Lothar zu bekämpfen.[17] Ein weiteres Ziel bei Konrads Italienzug könnte der Versuch dargestellt haben sich die Mathildischen Güter einzuverleiben, sicherlich ging es ihm auch darum weitere finanzielle Unterstützungen lukrieren zu können.[18] Am 29. Juni des Jahres 1128 empfing Konrad in der Michaelskirche zu Monza aus der Hand des Mailänder Erzbischofs Anselm von Pusterla die Krone Italiens, die „Eiserne Krone der Langobarden“. Konrad könnte durchaus die Absicht gehabt haben während einer Abwesenheit des Papstes die Stadt Rom unter seine Kontrolle zu bekommen. Nach dessen Rückkehr blieb dem Staufer aber nichts anderes übrig als sich zurückzuziehen. Unter den italienischen Städten, die Konrad großteils unterstützen, ist neben Mailand auch Parma zu nennen, doch es gab noch viele weitere Orte die mit ihm sympathisiert haben sollen. Zu diesen Sympathisanten zählten angeblich z.B. Crema, Modena, Mantua und Bologna. Besonders lange konnte sich Konrad aber einer Unterstützung durch Mailand erfreuen, die anscheinend erst nach dem Sturz des Erzbischofs Anselm beendet worden sein soll.[19] Ein Motiv für die Unterstützung Mailands gegenüber Konrad könnten Konflikte mit der Kurie über die Vorrechte der Mailänder Kirche dargestellt haben.
Konrad konnte sich aber insgesamt in Oberitalien nicht durchsetzen. Wann genau er aus Italien nach Deutschland zurückgekehrt ist, ist bis heute umstritten. Ein möglicher Zeitraum dafür könnte der Sommer 1132 gewesen sein. 1134, vielleicht auch schon früher, dürfte seine Heirat mit Gertrud von Sulzbach, der Tochter Graf Berengars I. von Sulzbach, stattgefunden haben. Im Juli 1134 soll Konrad mit seinem Bruder Friedrich die Bürger Ulms zum Widerstand gegen Lothar angestachelt haben. Als Gegenreaktion brannte Heinrich der Stolze Ulm mit Ausnahme der Kirchen nieder, nämlich im August 1134.[20] Letzten Endes unterwarf sich Konrad Lothar im Herbst 1135 im thüringischen Mühlhausen und musste dabei versprechen bei der nächsten Italienfahrt teilzunehmen.[21] Einer der Friedensvermittler war anscheinend Abt Bernhard von Clairvaux, von dem später in dieser Arbeit noch zu sprechen sein wird. Schließlich wurden der über die zwei Stauferbrüder verhängte Kirchenbann und die ebenfalls vollzogene Reichsacht aufgehoben.[22] Immerhin konnte Konrad dadurch seine Besitzungen zum aller größten Teil behalten. Gerhard Lubich fasst die Situation sehr treffend zusammen in dem er festhält, Konrad sei durch seine Unterwerfung noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.[23]
Erwähnenswert ist, dass Konrad beim zweiten Italienzug Lothars großes Engagement gezeigt haben dürfte, was die anderen Teilnehmer durchaus zu würdigen wussten. Im November 1136 trug seine Bemühung wesentlich dazu bei im Kampf vor Pavia die ausrückenden Pavesen zu besiegen und in die Stadt zu treiben.[24] Man kann durchaus festhalten, dass sich Konrad nach seiner Unterwerfung sehr geschickt verhalten hat, was dazu führte, dass sich sein Einfluss und sein Ansehen vermehren konnten. Er schaffte es sich in das Herrschaftsgefüge Lothars III. einzuordnen, bewies sozusagen ein hohes Maß an Integrationsfähigkeit und zählte so wieder zu den wichtigsten Reichsfürsten. Er bewies somit, dass er nicht unversöhnlich war, somit konnte er wichtigen Einflussträgern (vor allem auch für die kommende Königswahl) beweisen, dass er nicht nur auf Eigeninteressen fixiert war, sondern sich auch für die Interessen des Reiches starkmachte.[25] Auf dem Rückweg vom Italienzug starb Lothar, wohl in der Nähe von Breitenwang, 62 Jahre alt, am 4. Dezember 1137.
1.3. Die Königswahl von 1138 und die ersten Jahre der Herrschaft König Konrads III. bis zum Fall von Edessa
Lothars Schwiegersohn Heinrich der Stolze war der haushohe Favorit für die anstehende Königswahl im Jahr 1138, doch wiederum sollte es anders kommen als erwartet. Heinrich verfügte über gewaltige Macht, er war der Herzog von Bayern und Sachsen, hatte wertvollste Güter geerbt und auch die reichen Besitztümer der Markgräfin Mathilde von Tuszien übertragen bekommen. So viel Macht in einer Hand bereitete vielen im Reich große Sorgen und auch dem Papst Innozenz II. war anscheinend wenig daran gelegen, dass Heinrich König werden sollte.[26] Heinrich hat anscheinend aufgrund seiner enormen Macht darauf verzichtet sich durch Wahlversprechungen einen sicheren Wählerkreis zu sichern, Konrad dagegen tat dies so gut er konnte.[27] Der Chronist Otto von Freising behauptet, dass Heinrich der Stolze in der Zeit der bevorstehenden Wahl eine durchaus ernstzunehmende Anzahl von Feinden gegen sich hatte.[28] Häufig wird berichtet, dass Heinrich bei Lothars letzter Italienfahrt viele Entscheidungsträger gegen sich aufgebracht hätte.
Von besonderer Wichtigkeit für die folgende Wahl waren v.a. zwei Männer: Kardinallegat Dietwin, ein Schwabe, und der Lothringer Albero von Trier, ein sehr enger Vertrauter des Papstes. Albero war zudem eng mit den Staufern verbunden, was er auch nach der Wahl bleiben sollte. Angeblich hatte man sich nun darauf verständigt die Königswahl am 22. Mai 1138 in Mainz abzuhalten, doch Albero rief eine anscheinend ausreichende Wählergruppe nach Koblenz und auf Vorschlag Dietwins wurde Konrad III. bereits am 7. März 1138 zum deutschen König erhoben und wohl am 13. März in Aachen gekrönt.[29] Die These von Gerhard Lubich erscheint durchaus plausibel, dass die Vertreter der Kirche von Konrad verlangt hätten die von ihr initiierten Nachfolgeregelungen für die Ämter der Erzbischöfe von Köln und Mainz anzuerkennen und vor seiner Wahl zu bestätigen.[30] Es scheint, dass Dietwin im Bezug auf die Wahl die Billigung durch den Papst und die Städte Italiens versichert hatte.[31]
Roland Pauler relativiert die Kritik an Konrads Wahl, wonach diese irregulär verlaufen sei, damit, dass beinahe ausschließlich alle Kritiker unter den Zeitgenossen Parteigänger Heinrichs des Stolzen gewesen sein sollen. Bemerkenswert ist, dass die Pöhlder Annalen, die sich bezüglich Informationen zum Geschehen des 12. Jahrhunderts vor allem auf zeitgenössische Quellen aus dem sächsischen Raum stützen, berichten, dass Konrad durchaus von einem berechtigten Wählerkreis von Bischöfen und anderen Fürsten erhoben worden sei. Auch Petrus Diaconus, ein Vertrauter des verstorbenen Lothars, konnte aus seiner Sicht keinerlei Mängel bei Konrads Wahl erkennen. Nicht vergessen darf man auch den Umstand, dass die Menschen bei Wahlen intensiv an das Wirken Gottes glaubten. Setzte sich ein Herrscher letztlich durch, schien dies den meisten die Erfüllung des Willen Gottes zu verdeutlichen.[32]
Im Bezug auf die Wähler ist es interessant, dass fast ausschließlich alle mit Konrad an Lothars Italienzug teilgenommen hatten, somit dürfte der nunmehrige Stauferkönig dort äußerst wichtige Kontakte geknüpft haben. Es bleibt zu sagen, dass es in jener Zeit weder ein formalisiertes Wahlverfahren gab noch einen genau feststehenden Wählerkreis.[33]
Obwohl Konrad zum König gewählt worden war vergaß er nicht darauf ständig zu erwähnen, dass er aufgrund seiner Abstammung natürlich ein legitimer Nachfolger der salischen Kaiser, v.a. seines Onkels Heinrichs V., sei.[34] König Konrad schaffte es entgegen mancher Erwartungen immer mehr Zuspruch für seine Herrschaft zu finden, was der Reichstag zu Bamberg im Prinzip schon zur Pfingstzeit 1138 deutlich machte.[35] Es lässt sich durchaus festhalten, dass nach der Versammlung in Bamberg Konrad eigentlich nur mehr einen oppositionellen Kern der Welfen und Erzbischof Konrad von Salzburg gegen sich hatte.[36]
Wichtig zu erwähnen ist, dass die Witwe Lothars, Kaiserin Richenza, die Schwiegermutter Heinrichs des Stolzen, Konrad auch auf diesem Reichstag gehuldigt haben soll, obwohl sie verständlicherweise zuvor natürlich eine Königserhebung ihres Schwiegersohnes lieber gesehen hätte.[37]
Der verbitterte Wahlverlierer Heinrich weigerte sich Konrad zu huldigen, deshalb wurden ihm beide Herzogtümer abgesprochen und die Reichsacht über ihn verhängt. Erwähnen muss man allerdings, dass Konrad vorab von Heinrich wohl verlangt haben dürfte zumindest eines seiner Herzogtümer abzugeben. Diesem Anliegen konnte und wollte dieser jedoch nicht nachkommen. Der Besitz zweier Herzogtümer hat höchstwahrscheinlich auch dem Urteil der Fürsten widersprochen. In der Folgezeit konnte Heinrich sich vor allem in Sachsen gegen Konrad behaupten.[38] Auf einem Hoftag in Straßburg Ende Mai 1139 wurde anscheinend ein Feldzug gegen die „aufrührerischen“ Sachsen beschlossen. Etwa zwei Monate später versammelte Konrad bei Hersfeld ein Heer für den Sachsenfeldzug. Mitte August begegneten sich die Heere Konrads und Heinrichs des Stolzen bei Kreuzburg an der Werra, jedoch kam es vor allem wegen der Vermittlung von Erzbischof Albero von Trier nicht zur Schlacht. Letztlich einigte man sich auf einen Waffenstillstand bis Pfingsten des folgenden Jahres, wohl auch auf einen Gerichttag in Worms. Konrad war anscheinend gezwungen auf den Waffenstillstand einzugehen, da die Bischöfe, die diesen wollten, einen ganz erheblichen Teil seines Heeres stellten.[39]
Herzog Heinrich der Stolze starb aber bereits am 20. Oktober 1139. Dieser Umstand kam Konrad mehr als gelegen, denn damit war sein Hauptfeind von der Bildfläche verschwunden.
In Sachsen hatte Heinrich davor mit Markgraf Albrecht dem Bären einen energischen Widersacher gegen sich gehabt, der seinen Handlungsspielraum sicherlich beschränkt hatte.[40] Das Herzogtum Sachsen war vorübergehend an den eben erwähnten Albrecht den Bären gegangen, Bayern an den babenbergischen Markgrafen Leopold IV. von Österreich. 1143 ging Bayern schließlich an den Babenberger Heinrich „Jasomirgott“ (Heinrich II. von Österreich).[41]
[...]
[1] Goez, Lebensbilder aus dem Mittelalter, S. 272.
[2] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 40-43.
[3] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 4.
[4] Schneidmüller, 1125 – Unruhe als politische Kraft im mittelalterlichen Reich, S. 38.
[5] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 50-51.
[6] Engels, Die Staufer, S. 22.
[7] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 52.
[8] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 8.
[9] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 55-57.
[10] Geldner, Kaiserin Mathilde, S. 14-15.
[11] Engels, Die Staufer, S. 25.
[12] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 10.
[13] Görich, Die Staufer, S. 26.
[14] Lubich, Beobachtungen zur Wahl Konrads III., S. 314.
[15] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 12-13 und S. 18-19.
[16] Niederkorn, Konrad III. als Gegenkönig in Italien, S. 598.
[17] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 58.
[18] Engels, Die Staufer, S. 28.
[19] Niederkorn, Konrad III. als Gegenkönig in Italien, S. 589-595.
[20] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 14 und S. 20-22.
[21] Engels, Die Staufer, S. 30.
[22] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 62.
[23] Lubich, Beobachtungen zur Wahl Konrads III., S. 319.
[24] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 26.
[25] Lubich, Beobachtungen zur Wahl Konrads III., S. 320-323.
[26] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 64.
[27] Engels, Die Staufer, S. 32.
[28] Pauler, War König Konrads III. Wahl irregulär, S. 156.
[29] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 64-65.
[30] Lubich, Beobachtungen zur Wahl Konrads III., S. 327.
[31] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 29.
[32] Pauler, War König Konrads III. Wahl irregulär, S. 140-146.
[33] Görich, Die Staufer, S. 29.
[34] Schneidmüller, 1125 – Unruhe als politische Kraft im mittelalterlichen Reich, S. 41.
[35] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 66.
[36] Lubich, Beobachtungen zur Wahl Konrads III., S. 314-315.
[37] Pauler, War König Konrads III. Wahl irregulär, S. 141.
[38] Schwarzmaier, Die Welt der Staufer, S. 66-67.
[39] Niederkorn, Regesta Imperii, S. 55 und S. 64-66.
[40] Engels, Die Staufer, S. 33.
[41] Jehle, Die Staufer, S. 39.
- Quote paper
- Johannes Schrittesser (Author), 2014, König Konrad III. und der Zweite Kreuzzug, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343698
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