In der gemeinsamen Erklärung von Papst Franziskus und dem
russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. von Moskau wird deutlich, dass beide die Spaltung der Kirche bedauern und sich eine Annäherung der beiden Konfessionen wünschen. In der folgenden Arbeit werde ich zunächst den Ablauf des morgenländischen Schismas erläutern, die Annäherungsversuche in letzter Zeit beschreiben und abschließend aus meiner Sicht beurteilen, ob aus meiner Sicht die christliche Kirche eine gemeinsame Zukunft hat oder doch auf getrennten Wegen
bleibt. Das Thema habe ich im Griechenland-Seminarkurs aus dem Grund gewählt, da das Schisma sich in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul abgespielt hat. „Die Stadt“ ist bis heute für die meisten Griechen sehr wichtig. Außerdem wurde mit dem Schisma die Kirchenlandschaft, auch in Griechenland, entscheidend geprägt.
Inhalt
1.Einleitung
2. Das morgenländische Schisma von 1054
2.1 Vorausgehende Streitigkeiten
2.1.1 Photios-Schisma
2.1.2 Weitere Differenzen zwischen Ost- und Westkirche
2.2 Entwicklungen im Vorfeld von 1054
2.3 Spannungen 1053/54
2.4 Die römische Delegation in Konstantinopel
2.5 Die gegenseitigen Bannsprüche
3. Auswirkungen auf Griechenland
4. Annährung der Kirchen in der näheren Vergangenheit
4.1 Fehlgeschlagene Annäherungsversuche
4.2 Zweites Vatikanisches Konzil und Besuch des Patriarchen Athenagoras
4.3 Kuba - Franziskus und Kyrill treffen sich
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
6.1 Bücher
6.2 Internetquellen
1.Einleitung
Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2 Kor 13,13)1
Mit diesen Worten aus der Bibel beginnt die gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. von Moskau. In der Erklärung wird deutlich, dass beide die Spaltung der Kirche bedauern und sich eine Annäherung der beiden Konfessionen wünschen.2 In der folgenden Arbeit werde ich zunächst den Ablauf des morgenländischen Schismas erläutern, die Annäherungsversuche in letzter Zeit beschreiben und abschließend aus meiner Sicht beurteilen, ob aus meiner Sicht die christliche Kirche eine gemeinsame Zukunft hat oder doch auf getrennten We- gen bleibt. Das Thema habe ich im Griechenland-Seminarkurs aus dem Grund gewählt, da das Schisma sich in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul abgespielt hat. „Die Stadt“ ist bis heute für die meisten Griechen sehr wichtig. Außerdem wurde mit dem Schisma die Kirchenlandschaft, auch in Griechenland, entscheidend geprägt.
2. Das morgenländische Schisma von 1054
2.1 Vorausgehende Streitigkeiten
2.1.1 Photios-Schisma
Eine der größten Spannungen zwischen der Ost- und Westkirche im Vorfeld des großen morgenlän- dischen Schismas war das sogenannte Photios-Schisma im 9. Jahrhundert nach Christus.3 Dieser Konflikt drehte sich hauptsächlich um die Amtsenthebung des ökumenischen Patriarchen Igna- tios und die Einsetzung von Photios durch den byzantinischen Kaiser Michael III. Der Streit begann 858 mit der Ernennung des bisherigen Sekretärs des Kaisers Photios zum Patriarchen von Byzanz. Später (863) erklärte Papst Nikolaus I. Photios für abgesetzt. Dies entgegnete Photios seinerseits mit einem Konzil in Konstantinopel im darauffolgenden Jahr, in welchem er Nikolaus I. exkommuni- zierte.4 Parallel zu diesem Personalkonflikt war ein weiterer Streitpunkt die Missionierung der sla- wischen Gebiete, insbesondere der Bulgaren.5 Hier war der größte Streitpunkt die sogenannte Fili- oque-Lehre, welche besagt, dass der Heilige Geist von Vater und Sohn ausgehe. Während Photios diese Lehre für falsch befand und daraufhin die päpstlichen Missionare „des Abfalls vom Glauben bezichtigte“.6 Im Gegenzug warf auch Nikolaus I. den Griechen eine deutliche Abweichung von der christlichen Lehrmeinung vor. Zudem war man sich uneins, welcher Kirche die missionierten Ge- biete zuzuordnen sind. Durch die Ermordung Michaels III. und die Wiedereinsetzung Ignatios durch ein erneutes Konzil in Konstantinopel entspannten sich die Verhältnisse zwischen Rom und Konstan- tinopel wieder. Bulgarien wurde hier eindeutig dem Patriarchat von Konstantinopel zugeordnet.7 Die endgültige Versöhnung der beiden Kirchen wurde im Rahmen eines weiteren Konzils 879 voll- zogen. Im Zuge dessen wurde Photios wieder zum ökumenischen Patriarchen ernannt und man ei- nigte sich darauf, dass die Filioque-Lehre Ketzerei sei.8 Die Annährung erfolgte aber hauptsächlich aus dem Grund, dass sich beide Kirchen sich durch die Araber bedroht fühlten und der Papst auf die militärische Hilfe Byzanz angewiesen war.9
2.1.2 Weitere Differenzen zwischen Ost- und Westkirche
Neben den „machtpolitischen“10 Auseinandersetzungen um das Jahr 880 gab es noch weitere Gründe für das Auseinanderdriften der beiden Kirchen. Zum einen ist hier die Sprachbarriere zu nennen. Während in der Ostkirche Griechisch gesprochen wurde, war im Westen Latein die verbrei- tete Sprache. Aufgrund dessen waren im Austausch zwischen den Kirchen immer Übersetzer not- wendig.11 Die größten Unterschiede wurden jedoch in der Auslegung des Glaubens deutlich: Beim Thema der Erlösung berief sich die Ostkirche auf Athansios von Alexandria („Gott wurde Mensch, damit wir vergöttlicht werden.“). Damit sahen sie den Tod und Auferstehung von Christus als Be- freiung der Menschheit von Tod und Sünde und Jesus als Sieger über die Erbsünde.12 Der Mensch wurde durch die Befreiung wieder gottähnlicher, seinem Ursprung entsprechend („Lasst uns Men- schen machen nach unserem Bilde, (...)“ [Genesis 1,26]). Im Westen jedoch sah man die Leiden Christi als Aufnahme der Sünden der Menschen durch Jesus, was nötig war, da jeder Mensch auto- matisch mit der Erbsünde Adams ‚angesteckt‘ ist. Der Mensch wurde hier nicht vergöttlicht, lediglich schuldfrei.13
Zudem herrscht bei einigen Theologen der Westkirche die Ansicht, dass nicht Gott, sondern die Gnadenmittel der Kirche den Menschen das Heil bringt.14 Weitere Streitpunkte waren die schon angesprochene Filioque-Lehre sowie unterschiedliche Traditionen beim Zölibat von Priestern, Fasten und Kommunion.15
2.2 Entwicklungen im Vorfeld von 1054
Nach diesem zwischenzeitlichen Schisma und einem weiteren Konflikt unter dem Patriarchen Sergios II. kam es wieder zur Annäherung zwischen den beiden Kirchen. Im Zuge dessen erkannte Papst Johannes XIX. 1025 ein byzantinisches Erzbistum in Süditalien an, während er ebenfalls ein Bistum dort direkt unter die Aufsicht Roms stellte. Dies zeigt eine gewisse Toleranz der beiden Kirchen zueinander.16 Die Einheit der Kirchen war für beide in dieser Zeit sehr wichtig, um den zunehmenden muslimischen Einfluss auf Sizilien zu minimieren, sowie Einheit gegenüber langobardischen Aufständen (ebenfalls Süditalien) zu demonstrieren. Dies war besonders notwendig, da die Langobarden sich mit den Normannen einen starken Bündnispartner gesucht hatten.17
Zu einer Wende in der Annäherungspolitik der beiden Kirchen kam es mit der Investitur von Leo IX. im Jahr 1049. Er war ein Vertreter der sogenannten Reformbewegung, welche Ansichten vertrat, die vor allem bei den Themen Zölibat und päpstliches Herrschaftsanspruchsgebiet Konfliktpotenzial besaßen.18 Insbesondere bei letzterem versuchte er einen größeren Einfluss auf die, bis dato byzan- tinischen Gebiete, zu nehmen. So ernannte er Humbert von Silva Candida, welcher später als Ge- sandter von Leo IX. in Konstantinopel noch eine wichtige Rolle spielen wird, zum „Erzbischof von Sizilien“ und nahm 1051 ein Hilfegesuch der Bevölkerung des Fürstentums Benevent an, welches unter akuter normannischer Bedrohung stand. Aufgrund Hoffnungen Leos eine friedliche Lösung mit den Normannen zu erzielen, versagte er für Argyros, den römischen Gouverneur für die byzan- tinischen Gebiete, die Hilfe. Auch nachdem er einsehen musste, dass er keine Einigung mit den Nor- mannen erzielen kann, versuchte Leo lieber militärische Unterstützung von mehreren nord-europä- ischen, aber auch italienischen Herrschern, beispielsweise von Heinrich III. (Kaiser des HHR) oder Heinrich I. (König von Frankreich), zu erhalten. Diese blieb ihm größtenteils verwehrt, aber er ging weiterhin keine Allianz mit Argyros ein.
[...]
1 http://de.radiovaticana.va/news/2016/02/12/im_wortlaut_gemeinsame_erkl%C3%A4rung_von_franziskus_und_ky- rill/1208118 (01.05.2016)
2 Vgl. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-02/havanna-papst-franziskus-russisch-orthodoxe-kirche- kirill (01.05.2016)
3 Vgl.: Bayer, Axel: Spaltung der Christenheit. Das sogenannte Morgenländische Schisma von 1054. Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte Heft 53. Köln 2002. Seite 18
4 Vgl. https://villingen-schwenningen.brockhaus.de/brockhaus/photios (01.05.2016) 2
5 Vgl.: Bayer, Axel: Spaltung der Christenheit. Das sogenannte Morgenländische Schisma von 1054. Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte Heft 53. Köln 2002. Seite 19
6 Bayer, Axel: Spaltung der Christenheit. Das sogenannte Morgenländische Schisma von 1054. Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte Heft 53. Köln 2002. Seite 19
7 Vgl.: https://villingen-schwenningen.brockhaus.de/brockhaus/photios (01.05.2016)
8 Vgl.: http://downloads.bistummainz.de/22/2143/1/97167655188588149412.pdf (01.05.2016)
9 Vgl.: Bayer, Axel: Spaltung der Christenheit. Das sogenannte Morgenländische Schisma von 1054. Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte Heft 53. Köln 2002. Seite 19f.
10 Fischer, Helmut: Christentum. DuMont Schnellkurs. Band 525. Köln 2001. Seite 71 3
11 Vgl.: Fischer, Helmut: Christentum. DuMont Schnellkurs. Band 525. Köln 2001. Seite 70f.
12 Vgl.: http://downloads.bistummainz.de/22/2143/1/97167655188588149412.pdf (01.05.2016)
13 Vgl.: http://downloads.bistummainz.de/22/2143/1/97167655188588149412.pdf (01.05.2016)
14 Vgl.: Fischer, Helmut: Christentum. DuMont Schnellkurs. Band 525. Köln 2001. Seite 72
15 Vgl.: http://downloads.bistummainz.de/22/2143/1/97167655188588149412.pdf (01.05.2016)
16 Vgl.: Bayer, Axel: Spaltung der Christenheit. Das sogenannte Morgenländische Schisma von 1054. Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte Heft 53. Köln 2002. Seite 49/50
17 Vgl.: Ebenda. Seite 53-55 4
18 Vgl.: Ebenda. Seite 53
- Citar trabajo
- Jonas Martin (Autor), 2016, Das Schisma von 1054. Einigung auf Kuba?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342948
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