Die Adoption eines Kindes bietet neben der Reproduktionsmedizin eine weitere Möglichkeit, eine Elternschaft zu erreichen. Da die Inanspruchnahme reproduktions-medizinischer Maßnahmen in den letzten Jahren jedoch stark gestiegen ist, stellt sich die Frage, ob auch die Adoption für die Kinderwunschpaare eine mögliche Option bietet. Dieser Fragestellung haben sich auch Nicholas Park und Patricia Wonch Hill in ihrer kürzlich erschienenen Studie „Is Adoption an Option? The Role of Importance of Motherhood and Fertility Help-Seeking in Considering Adoption“ angenommen. Die zentrale Fragestellung befasst sich damit, welche Charakteristiken oder Faktoren einer Frau bestimmen, ob sie über eine Adoption als einen weiteren Weg zur Mutterschaft nachdenkt. Ausschlaggebend für die Fragestellung ist, dass viele Amerikaner eine positive Einstellung gegenüber einer Adoption aufweisen. Dennoch adoptieren aktuell wenige amerikanische Eltern ein Kind. Das kann unter anderem durch strengere Adoptivgesetze erklärt werden. Welche Faktoren dafür noch verantwortlich sind, soll in der vorliegenden Studie aufgezeigt werden.
Die Adoption eines Kindes bietet neben der Reproduktionsmedizin eine weitere Möglichkeit, eine Elternschaft zu erreichen. Da die Inanspruchnahme reproduktions-medizinischer Maßnahmen in den letzten Jahren jedoch stark gestiegen ist, stellt sich die Frage, ob auch die Adoption für die Kinderwunschpaare eine mögliche Option bietet. Dieser Fragestellung haben sich auch Nicholas K. Park und Patricia Wonch Hill in ihrer kürzlich erschienenen Studie „Is Adoption an Option? The Role of Importance of Motherhood and Fertility Help- Seeking in Considering Adoption“ angenommen. Die zentrale Fragestellung befasst sich damit, welche Charakteristiken oder Faktoren einer Frau bestimmen, ob sie über eine Adoption als einen weiteren Weg zur Mutterschaft nachdenkt. Ausschlaggebend für die Fragestellung ist, dass viele Amerikaner eine positive Einstellung gegenüber einer Adoption aufweisen. Dennoch adoptieren aktuell wenige amerikanische Eltern ein Kind. Das kann unter anderem durch strengere Adoptivgesetze erklärt werden. Welche Faktoren dafür noch verantwortlich sind, soll in der vorliegenden Studie aufgezeigt werden.
Für die Untersuchung wurden die Daten des ››National Survey of Fertility Barriers‹‹, das ein repräsentatives Sample von 4792 Frauen im reproduktiven Alter darstellt, herangezogen. Dieses wurde im Zeitraum von 2004 bis 2007 mit Hilfe einer Zufallstelefonbefragung erhoben. Da die Stichprobe jedoch eine Überbefragung der ethnischen Minderheiten, Frauen mit Fertilitätsschwierigkeiten, sowie kinderlosen Frauen aufweist, wurde die Stichprobe für die bivariate und multivariate Analyse gewichtet, um repräsentativ für die Frauen der USA zu sein. Für die geplanten Missingwerte wurde eine Imputationsstrategie verwendet. Die analytische Stichprobe enthält 876 heterosexuelle Frauen, die weder biologische noch soziale Mütter sind. Frauen gelten nach Park und Wonch Hill dann als Mütter, wenn mindestens ein Kind im Alter von unter 18 Jahren im selben Haushalt lebt. Dazu zählen sowohl biologische, adoptierte oder Stiefkinder, als auch das Kind des Partners, Pflegekinder oder andere verwandte Kinder. Weiterhin wurden aus dem analytischen Sample Frauen ausgeschlossen, die kein Kind haben möchten. Durch die Vorauswahl der Personen soll herausgefunden werden, ob Frauen, die eine Mutterschaft als wichtig empfinden, an einer biologischen oder sozialen Mutterrolle interessiert sind.
Der Regressand wurde aus zwei Variablen erstellt. Die erste erfragt, ob schon einmal über eine Adoption nachgedacht wurde. Wird diese mit ››ja‹‹ beantwortet, wird weiterhin erfragt, ob sie aktuell eine Adoption erwägt. Jene, die beide Fragen mit ››nein‹‹ beantwortet, gilt als Frau, die nie eine Adoption in Erwägung zog. Die anderen werden in jeweils eine andere Kategorie eingestuft. Zum einen die, die aktuell über eine Adoption nachdenken, zum anderen jene, die schon einmal in ihrem Leben eine Adoption erwogen. Die Ergebnisse zeigen, dass 12% (104 Personen) aktuell über eine Adoption und 36% (317 Personen) noch nie über eine soziale Elternschaft nachdachten. Weiterhin wurden in die Untersuchungen verschiedene unabhängige Variablen aufgenommen. Zu diesen zählt beispielsweise die Variable ››Infertilität‹‹, die in drei detailliertere Formen, wie medizinisch definierter Infertilität, selbsteingeschätzte Infertilität, sowie in Frauen, die bereits medizinische Hilfe aufgrund ihrer verminderten Fruchtbarkeit aufsuchten, unterteilt wurde. Als weitere Variablen wurden die Wichtigkeit der Mutterschaft, die für die Frau optimale Anzahl von Kindern, sowie der Druck durch Eltern oder den Partner ein Kind zu bekommen, ins Modell aufgenommen. Darüber hinaus wurden Werte und Ideologien der Frauen untersucht. Dazu zählen die traditionelle Heiratsideologie, die Häufigkeit der Kirchengänge und die Religiosität, sowie die Wichtigkeit der beruflichen Tätigkeit und der Freizeit. Weiterhin wurden demographische Merkmale bezüglich des Regressanden untersucht. So wurden beispielsweise die Unterschiede zwischen Weißen, Farbigen und Lateinamerikanern geprüft. Außerdem fließen Alter, Schulabschluss, Einkommen und Erwerbsstatus in die Untersuchungen ein. Im Folgenden sollen die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchungen dargestellt werden.
Zuerst zeigen Park und Wonch Hill die Ergebnisse der bivariaten Untersuchung auf. An dieser Stellen sollen die Ergebnisse jedoch nur kurz dargestellt werden. In dieser Auswertung zeigen die unabhängigen Variablen der Infertilität (Frauen, die nach zwölf Monaten Geschlechtsverkehr nicht schwanger wurden, Frauen, die sich selbst als infertil einschätzen und Frauen, die bereits medizinische Hilfe aufsuchten) signifikante Ergebnisse bezüglich der abhängigen Variablen. Auch die Variablen „partner pressure“ „Importance of Motherhood“ und „Ideal number of kids“ (Park & Wonch Hill 2014: 615) gehen signifikant in die bivariate Untersuchung ein. Unter den Punkten Ideologie und Wertvorstellungen gehen lediglich die Variablen des Kirchenbesuches und die Religiosität signifikant ins Modell ein. Bezüglich der demographischen Variablen weisen die Variablen Alter, Herkunft und Schulabschluss einen signifikanten Zusammenhang hinsichtlich der abhängigen Variable auf.
Zur weiteren Auswertung der Ergebnisse wurde außerdem die multinomiale logistische Regression herangezogen. Diese liefert die wichtigsten Ergebnisse hinsichtlich der Untersuchung. Dazu wurden die relative risk ratios (RR) mit den entsprechenden Signifikanzen in einer Tabelle dargestellt. Diese ist in drei Modelle untergliedert. Das erste Modell beinhaltet die Variablen der Infertilität, das zweite die „pronatalist attitudes“ (Park & Wonch Hill 2014: 616) und Variablen der Wertvorstellungen und Ideologien. Das dritte Modell befasst sich mit den demographischen Merkmalen. Weiterhin wurde eine Mittelwertzentrierung der Variablen vorgenommen, um die Multikollinearität zu kontrollieren. Frauen, die nie über eine Adoption nachdachten, dienen dabei als Referenzgruppe. Die einzig signifikante unabhängige Variable des ersten Modells ist die Kovariate „medical help- seeking for infertility“ (ebd.). Frauen, die ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, haben eine fast viermal höhere Chance, aktuell eine Adoption zu erwägen oder mehr als eine doppelte so hohe Chance schon einmal über eine Adoption nachgedacht zu haben im Vergleich zu Frauen, die nie eine Adoption in Erwägung zogen (p<0,01). Das zweite Modell zeigt weiterhin, dass die Wichtigkeit der Mutterschaft, die einzig signifikante Kovariate der Gruppe „Pronatalism“ (ebd.) ist. Diese ist jedoch nur für Frauen signifikant, die aktuell eine Adoption erwägen im Vergleich zu denen, die nie über eine Adoption nachdachten. Für jede Einheitssteigerung der Wichtigkeit der Mutterschaft gibt es demnach eine mehr als zweifache Steigerung der Chance, dass Frauen zurzeit eine Adoption erwägen im Gegensatz zur Referenzkategorie. Ähnliche Ergebnisse gelten auch für die Kirchenbesuche im dritten Modell. Demnach steigt für jede Einheitssteigerung der Variable der Kirchenbesuche die Chance um circa 20 Prozent, aktuell eine Adoption zu erwägen vergleichend zur Referenzkategorie. Die Variable „medical help-seeking“ (ebd.) bleibt eine signifikante Kovariate bezüglich der aktuellen und der bereits in Erwägung gezogenen Adoption, nachdem auf die Wichtigkeit der Mutterschaft und die Kirchenbesuche getestet wurde. Dies gilt für beide Adoptionskategorien im Vergleich zu der Referenzgruppe. Keine der signifikanten unabhängigen Variablen veränderte sich, nachdem die demographischen Merkmale in das dritte Modell aufgenommen wurden. In diesem Model wird erkenntlich, dass vor allem „African Americans“ (ebd.) doppelt so häufig aktuell über eine Adoption nachdenken, als Weiße im Vergleich zur Referenzkategorie. Auch die Variable Alter fließt signifikant in das Modell ein. Demnach gibt es für jede Einheitssteigerung des Alters eine acht Prozent höhere Chance, dass Frauen zurzeit über eine Adoption nachdenken im Vergleich zur Referenzkategorie. Jedoch gibt es in dem Modell keinen wesentlichen Unterschied zwischen jenen, die schon einmal über eine Adoption nachdachten und jenen, die noch nie eine Adoption in Erwägung zogen in Bezug auf Alter und Ethnie. Nach Hinzufügen der demografischen Merkmale gehen die Kirchenbesuche nicht mehr signifikant in das Modell ein. Nachdem die demografischen Variablen in das Modell aufgenommen wurden, stieg für jede Einheitssteigerung der Wichtigkeit der Mutterschaft die Chance, jemals eine Adoption in Erwägung gezogen zu haben vergleichend zur Referenzkategorie.
Bevor Park und Wonch Hill ihre Forschungsergebnisse vorstellen, setzen sie sich mit dem theoretischen Hintergrund auseinander. Durch diesen werden erste Annahmen darüber getroffen, ob und wann sich Paare für eine Adoption entscheiden. Dazu werden die theoretischen Annahmen von Risman (1998) herangezogen. Ihre Theorie besagt, dass das Geschlecht eine soziale Struktur ist, die dafür verantwortlich ist, menschliches Verhalten zu formen und zu beschränken. Weiterhin geht sie davon aus, dass das Geschlecht ein System und eine Basis für die Schichtung und die differenzierten Möglichkeiten darstellt. Nach Risman ist dieses System tief verankert. Um zu verdeutlichen, inwiefern das Geschlecht als eine soziale Struktur charakterisiert werden kann, verwendet sie ein dreiteiliges Modell.
Dieses besteht aus der individuellen, der interaktionalen und der institutionalen Ebene. Das erste Modell besagt, dass die „gendered identities“ (Park & Wonch Hill 2014: 603) auf der individuellen Ebene agieren. Somit stellt die Infertilität eine große Herausforderung bezüglich der vergeschlechtlichen individuellen Identitäten dar. Besonders Mutterschaft steht für viele amerikanische Frauen an erster Stelle in ihrem Leben. Denn gerade die Schwangerschaft und Mutterschaft bedeutet für viele Frauen Weiblichkeit und wird somit als eine der wichtigsten Komponenten angesehen. So fand Bell (2009) beispielsweise heraus, dass Frauen, die unter Infertilität leiden, häufig den größten Wunsch einer Mutterschaft hegen. Jene, die eine Mutterschaft nicht realisieren können, fühlen sich als Frau oft unvollständig. Viele denken, unabhängig davon, ob sie unter Infertilität leiden, dass eine Schwangerschaft der beste Weg ist, um eine Elternschaft zu realisieren. Deswegen fühlen sich wohlmöglich viele Frauen in ihrer Weiblichkeit nicht verwirklicht, wenn sie sich für eine Adoption entscheiden. Die interaktionale Ebene beruht auf den Theorien von West und Zimmermann (1987). Sie geht davon aus, dass das Kinderkriegen und somit die Elternschaft als eine Geschlechtsvollendung gesehen wird. Auch hier wird davon ausgegangen, dass Weiblichkeit erst durch eine Schwangerschaft legitimiert wird. Frauen, die sich hingegen für eine Adoption entscheiden, erfahren dieses Gefühl nicht. Neben dem physischen Aspekt gibt es jedoch auch kulturelle Traditionen, die die Weiblichkeit demonstrieren. Zu ihnen zählen beispielsweise die „Baby showers and birthing class“ (ebd: 604). Auch diese Rituale sind ein Symbol für eine Elternschaft. Für Eltern, die ein Kind adoptieren, finden diese Ereignisse selten statt. Resultierend daraus erachtet die Mehrheit der Frauen eine Adoption als „second best“ (ebd.), also nur als den zweitbesten Weg. Dies gilt besonders für Frauen, die zuvor noch nicht schwanger waren. Die institutionale Ebene befasst sich damit, inwiefern Organisationen vergeschlechtlicht sind und inwiefern den Individuen verschiedene Möglichkeiten aufgrund ihres Geschlechts eingeräumt werden. Weiterhin beschäftigt sich diese Ebene mit der Frage, wie ideologische Diskurse eine Vergeschlechtlichung erfahren. Die Theorie geht davon aus, dass es für Frauen und Männer unterschiedliche Möglichkeiten und Erwartungen bezüglich der Adoption gibt. Gerade weil Mutterschaft und Vaterschaft verschieden konstruiert sind, gehen Frauen und Männer unterschiedlich mit einer Adoption oder Kinderwunschzentren um. Weiterhin werden Fertilitätsstörungen und die Behandlungen häufig auf den weiblichen Körper projiziert. Wohlmögliche Probleme des Mannes werden dabei oft ausgeschlossen. Meist repräsentiert der Körper der Frau das Paar als Ganzes. Problematisch ist weiterhin, dass die Ärzte eines Kinderwunschzentrums selten eine Adoption erwägen. Vielmehr sind sie an den medizinischen Möglichkeiten interessiert, die ein biologisches Kind erzeugen können. Somit wird infertilen Paaren wohlmöglich auch seltener zu einer Adoption geraten.
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- Citation du texte
- Ulrike Köpke (Auteur), 2015, "Is Adoption an Option? The Role of Importance of Motherhood and Fertility Help-Seeking in Considering Adoption" von Nicolas Park und Patricia Wonch Hill, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342590
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