Die Erziehungswissenschaft ist zu einem überlaufenen Studienfach geworden. Ungeachtet dessen wird dieser Studiengang oft mit dem Lehramtsstudium gleichgesetzt. Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Lehrerberuf nach wie vor als ein Leitberuf der Pädagogik betrachtet wird, obwohl ein großer Unterschied zwischen den Pädagogik- und Lehramtsstudierenden besteht, der darauf zurückzuführen ist, dass die Ersten keinen Inhaltsbereich zur Vermittlung im Rahmen des Pädagogikstudiums beigebracht bekommen und sich selbständig mit den potentiellen Berufsfeldern auseinandersetzen müssen.
Einerseits berichten die zahlreichen Untersuchungen zum beruflichen Verbleib von Absolventen pädagogischer Studiengänge, dass der Übergang vom Studium in eine adäquate Beschäftigung durch Schwierigkeiten und Verzögerungen begleitet wird. Andererseits entstehen immer wieder neue pädagogische Arbeitsfelder, die die Nachfrage im pädagogischen Bereich belebt. Aufgrund dieses Widerspruches stellen sich die Fragen, inwieweit es den Absolventen pädagogischer Hauptfachstudiengänge gelingt, sich im Berufssystem zu etablieren, welche Herausforderungen sich ihnen dabei stellen und welche Qualifikationen der Betroffenen sich als hilfreich erweisen.
Um diese Fragen zu beantworten, werden im zweiten Kapitel die entscheidenden Motive bei der Wahl des Pädagogik-Studiums analysiert. Die Arbeit bezieht sich auf unterschiedliche Studienabschlüsse im pädagogischen Bereich. Im dritten Kapitel wird auf den Berufseinstieg der angehenden Pädagogen eingegangen. Dafür werden die Bewerbungszeit, formale Arbeitsbedingungen sowie die den Berufseinstieg fördernden Qualifikationen und praktische Fähigkeiten erläutert. Das vierte Kapitel der Arbeit gibt einen Überblick über die Arbeitsfelder, in denen die Pädagogen tätig sind. Im fünften Kapitel wird analysiert, wie die Pädagogen ihre Berufssituation selbst interpretieren und ob sie sich überhaupt als Pädagogen bezeichnen. Abschließend werden die Ergebnisse der Studien zum beruflichen Verbleich von Pädagogen resümiert.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Studienwahlmotive für die Aufnahme des erziehungswissenschaftlichen Studiums
3 Berufseinstieg der Pädagogen und Pädagoginnen
4 Arbeitsfelder von Pädagogen und Pädagoginnen
5 Berufliche Selbstbilder
6 Abschließende Betrachtungen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
Der Studiengang Erziehungswissenschaft hat sich unter den zahlreichen universitären Hauptfachstudiengängen in Deutschland entwickelt und ist zu einem überlaufenen Studienfach geworden (vgl. Huber, 2003, S. 133). Ungeachtet dessen wird dieser Studiengang oft mit dem Lehramtsstudium gleichgesetzt. Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Lehrerberuf nach wie vor als ein Leitberuf der Pädagogik betrachtet wird, obwohl ein großer Unterschied zwischen den Pädagogik- und Lehramtsstudierenden besteht, der darauf zurückzuführen ist, dass die Ersten keinen Inhaltsbereich zur Vermittlung im Rahmen des Pädagogikstudiums beigebracht bekommen und sich selbständig mit den potentiellen Berufsfeldern auseinandersetzen müssen.
Einerseits berichten die zahlreichen Untersuchungen zum beruflichen Verbleib von Absolventen/innen pädagogischer Studiengänge, dass der Übergang vom Studium in eine adäquate Beschäftigung durch Schwierigkeiten und Verzögerungen begleitet wird(vgl.Peters, Schrader, 1995, S. 64) . Andererseits entstehen immer wieder neue pädagogische Arbeitsfelder, die die Nachfrage im pädagogischen Bereich belebt. Aufgrund dieses Widerspruches stellen sich die Fragen, inwieweit es den Absolventen/innen pädagogischer Hauptfachstudiengänge gelingt, sich im Berufssystem zu etablieren, welche Herausforderungen sich ihnen dabei stellen und welche Qualifikationen der Betroffenen sich als hilfreich erweisen.
Um diese Fragen zu beantworten, werden im zweiten Kapitel die entscheidenden Motivebei der Wahl des Pädagogik-Studiums analysiert. Die Arbeit bezieht sich auf unterschiedliche Studienabschlüsse im pädagogischen Bereich. Im dritten Kapitel wird auf den Berufseinstieg der angehenden Pädagogen/innen eingegangen. Dafür werden die Bewerbungszeit, formale Arbeitsbedingungen sowie die den Berufseinstieg fördernden Qualifikationen und praktische Fähigkeiten erläutert. Das vierte Kapitel der Arbeit gibt einen Überblick über die Arbeitsfelder, in denen die Pädagogen/innen tätig sind. Im fünften Kapitel wird analysiert, wie die Pädagogen/innen ihre Berufssituation selbst interpretieren und ob sie sich überhaupt als Pädagogen/innen bezeichnen. Abschließend werden die Ergebnisse der Studien zum beruflichen Verbleich von Pädagogen/innen resümiert.
2 Studienwahlmotive für die Aufnahme des erziehungswissenschaftlichen Studiums
Einleitend lässt sich anmerken, dass die in der vorliegenden Arbeit dargestellten Daten zu Studienwahlmotiven sich auf die Absolventenstudienvon Grunert, Seeling (2003) und Mägdefrau (2000) beziehen. Außerdem wird der Frauen- und Männeranteil im pädagogischen Bereich in Anlehnung an Schenk (2000) eingeschätzt, wodurch die Aufnahme des erziehungswissenschaftlichen Studiums geprägt wird.
In den AbsolventenstudienDeutschlands wird die Frage nachgegangen, aus welchen Gründen das Pädagogik-Studium als Hauptfach aufgenommen wird und welche Motive ihm zugrunde liegen. Es ist für die ausbildende Hochschule interessant, ob sich die Erwartungen der Studierenden mit ihren Erfahrungen im Berufsalltag decken.Warum Pädagogikstudierende sich für das Fach Erziehungswissenschaft entscheiden, wird aufgrund der tabellarischen Daten, die in Anlehnung an Grunert und Seelingenmodifiziert wurden, erläutert (siehe Abbildung 1) (vgl. Grunert, Seeling, 2003, S.43).
Abbildung 1: Motive für die Wahl des Studienfachs Erziehungswissenschaft (in Prozent und Mittelwerte; n=ca. 3200)(2003, S.43)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Bezug auf die Wahl des Studienfaches Erziehungswissenschaft (vgl. Abb. 1) lässt sich zunächst feststellen, dass an der ersten Stelle der ausschlaggebenden Gründe ein soziales Motiv genannt wird: „Ich wollte im späteren Beruf mit Menschen arbeiten“. Dieses Motivbetrifft fast 85% der Befragten und für 13% war esteilweise ein Grund. An der zweiten Stelle steht die eigene Begabung als Grund für die Wahl des Studienganges . Für dieses Motiv entscheiden sich 66% der Befragten, wobei es bei 5% nicht zutrifft. Für60% der Befragten spielt das Interesse an den Methoden, Theorien und Erkenntnissen des Faches Erziehungswissenschaft eine wichtige Rolle bei der Studienwahl.Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Auswahl des erziehungswissenschaftlichen Studiums ist die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten nach dem Abschluss. Fast die Hälfteder Befragten und zwar 47,4% wählen diesen Grund aus.Das erziehungswissenschaftliche Studium wirdvon 34,2% aller Befragten als Möglichkeit für die Persönlichkeitsentwicklung eingeschätzt, denn das Studium bietet die Chance, sich nach Jahren der Berufstätigkeit weiterzubilden. Aufgrund der vorherigen Erfahrung wählen fast 43% der Befragten das Studienfach(vgl. ebd.).
Neben den hohen Werten für den Umgang mit Menschen, spielt das Motiv soziale Verhältnisse ändern eher eine untergeordnete Rolle bei der Wahl des Studiums. Hierzeigt sich also ein Unterschied in der Studienmotivation zwischen persönlicher Hilfe und gesellschaftlicher Veränderung. Die Studienfachwahl ist nur für einen geringen Teil der Befragten, nämlich 9% eine Ausweichentscheidung und 10% der befragtenAbsolventen geben an, keine bessere Alternative gefunden zu haben. Um gute Beschäftigungsaussichten nach dem Abschluss zu bekommen, studieren 6,3%der Befragten Pädagogik. 10,4% der Befragten wählen dieses Fach nach Empfehlungen aus ihrem Freundeskreis (vgl. ebd., S.44).
Die Studienmotive für einen erziehungswissenschaftlichen Studiengangwerden auch in der Absolventenstudie von Mägdefrau behandelt.Die Ergebnisse dieser an der pädagogischen Hochschule Freiburg durchgeführten Studie sind im folgenden Abschnitt anzuführen.Das Studium wird von 65% aller Befragten als Möglichkeit für die Weiterentwicklung der Persönlichkeit eingeschätzt. Der Wusch „bildend“ tätig zu sein als Motiv ist für 54% der Befragten ebenfalls von großer Bedeutung. Interessant ist die Tatsache, dass die Studienwahlmotive bezüglich der Berufstätigkeit vor dem Beginn des Studiums beeinflusst werden können. So werden von den Berufstätigen vor dem Studium eine Verbesserung der Berufschancen (44%) und der Aufstieg in die leitende Tätigkeit (26%)häufiger erwartet als von den Studierenden, die noch keine Berufserfahrung haben (vgl. Mägdefrau, 2000, S. 150).
Es sei zu betonen, dass fast in allen Studien der Frauenanteil im erziehungswissenschaftlichen Studiengang wesentlich höher als der Männeranteil ist. Schenk stellt die Erhöhung des Frauenanteils unter den Eingeschriebenen in der Erziehungswissenschaft zwischen den Jahren 1982 und 1997 um 10 % fest. Dies entspricht dem verstärkten Studieninteresse von Frauen.Allerdings ergibt sicheine deutliche Erhöhung des Frauenanteils um 25% in Bezug auf die Studienabschlüsse im entsprechenden Zeitraum (vgl. Schenk, 2000, S.101). Daher ist der erziehungswissenschaftliche Studiengang in Hinsicht auf seine hohe Frequentierung durch Studentinnen als ein typischer Frauenstudiengang zu bezeichnen.
Nach der Analyse der oben angeführten Studien zu Wahlmotiven für das Pädagogik-Studiumlassen sich folgende Tendenzen zusammenfassen. Es fällt auf, dass für das Studium in Erziehungswissenschaft, solche Studienwahlmotive wie vor allem der Umgang mit Menschen sowie die Einschätzung der eigenen Begabung die Studienwahl der Absolventen/innen beeinflussen. Es wird erhofft, dass das Studium der Erziehungswissenschaft bessere Berufsperspektiven im Bereich des Sozial- und Bildungswesens ermöglicht.
3 Berufseinstiegder Pädagogen und Pädagoginnen
Die Studien über den beruflichen Verbleib von Hochschulabsolventen/innen berichten von Schwierigkeiten und Verzögerungen beim Einstieg in das Erwerbsleben. Dieser Übergang wird oft mit den Mühen bei der Suche, Wartezeiten sowie kurzfristiger Arbeitslosigkeit verbunden. Nach Peters, Schrader verläuft die Berufseinmündung: „über mehrere Zwischenstationen in einem Wechsel von kurzzeitiger Arbeitslosigkeit, Tätigkeiten auf Honorar- oder Werkvertragsbasis, befristete pädagogischen Tätigkeiten, bis dann in günstigen Fällen, zwei oder drei Jahre nach Abschluss des Studiums eine unbefristete Stelle alsPädagoge im außerschulischen Sozial-, Erziehungs- und Bildungswesen erreicht ist“ (Peters, Schrader, 1995, S.64).
Dieser relativ schwierige Berufseinstieg beeinflusst die Qualität der Arbeitsplätze, vor allem bei der ersten Stelle, die hauptsächlich durch solche Arbeitsformen wie Teilzeitarbeit und befristete Beschäftigungen vertreten ist. Das gesamte Beschäftigungssystem ist durch Diskrepanz zwischen der Berufsqualifikation und der Vergütung gekennzeichnet (vgl. Schulze-Krüdener, 1997, S.88).
Beim Übergang vom Studium in den Beruf sollen die Anzahl der Bewerbungen, die Bewerbungszeit, die bereits erworbenen Qualifikationen sowie praktische Fähigkeiten berücksichtigt werden, die zu den wichtigsten Analysekriterien dieses Prozesses gehören.
So bestätigt Wischmeier in der Berufs-Verbleibstudieeine kurze Bewerbungsfrist und zwar weisen 88,1% der Befragten darauf hin, 30 Bewerbungen verfasst zu haben(vgl. Wischmeier, 2004, S. 63).In der Verbleibstudie von Mägdefrauwird angegeben, dass 37% der Absolventen/innen überhaupt keine Bewerbungen geschrieben haben, weil sie bei der vorherigen Arbeitsstelle verblieben sind. Diese Gruppe sollte bei der Beurteilung der Berufseinmündung von Pädagogen/innen nicht außer Acht gelassen werden (vgl. Mägdefrau, 2000, S. 232).
Was die Dauer der Bewerbungsphasein der oben erwähnten Studie angeht, so hatten 14% der Befragten im Prinzip keine Übergangsphase nach dem Studium. Innerhalb von sechs Monaten waren 74% der Befragten erwerbstätig und nach einem Jahr ist diese Prozentzahl auf 90% gestiegen. Über ein Jahr suchten 10% der Befragten eine Arbeitsstelle (vgl. ebd., S. 235).Die Ergebnisse der Studie von Mägdefrau werden durch die Untersuchung von Krüger, Rauschenbach bestätigt, wie folgt: die Mehrheit der Befragten findet im Laufe von sechs Monaten nach dem Abschluss eine Stelle und die Einmündungsphase dauert bis zu zwei Jahren. Außerdem weisen Krüger, Rauschenbach auf individuelle Gründe hin. Darunter sind Schwangerschaft, Kindererziehung oder Aufnahme eines weiteren Studiums zu nennen (vgl. Krüger, Rauschenbach, 2004, S. 134).
Die Berufseinmündung kann laut Kleifgendurch die bereits erworbenen Qualifikationen erleichtert werden. Man unterscheidet formale und nicht-formale Mehrfach-Qualifikationen. Die formalen Mehrfach-Qualifikationen beziehen sich auf Berufsausbildungen, Promotionen und Zusatzausbildungen. Zu den nicht-formalen Mehrfach-Qualifikationen gehören die im Rahmen der ehrenamtlichen Arbeit und weiterer Praktika erworbenen Erfahrungen ohne einen formalen Abschluss (vgl. Kleifgen,2003, S.60). Auf die Wichtigkeit der nicht-formalen Mehrfach-Qualifikationen weist auch Mägdefrau hin (vgl. Mägdefrau, 2000, S.233).
Wie es bereits am Anfang dieses Kapitels erwähnt wurde, gehen die Berufseinsteiger/innen ein Risiko auf dem Arbeitsmarkt ein. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Absolventen/innen keine ihrer Ausbildung entsprechende Arbeitsstelle finden. Ausbildungsadäquat wird eine Stelle genannt, wenn die Bezahlung unter BATIII liegt, einer Honorartätigkeit mit einer Stundenzahl bis zu 12 Stunden in der Woche entspricht und nicht sozialversichert ist.[1] Werden die Absolventen/innen tariflich bezahlt, wird eine Arbeitsstelle als Berufseinstiegsnorm eingeschätzt. Folglich werden sie nach BAT V, BAT IVb dementsprechend eingruppiert (vgl. Seeling, 2004, S.138).Die Studie von Kleifgenzeigt deutlich, dass 65% der Pädagogen/innentariflich[2] bezahlt werden. Bei den nicht-tariflich bezahlten Pädagogen/innen geht es um die Beschäftigungsformen, die eine außertarifliche Bezahlungmit sehr guten Einkünften bieten oder verschiedene Formen der Selbstständigkeit beinhalten (vgl. Kleifgen, Züchner, 2003, S. 85).
Hinsichtlich derBezahlung der pädagogischen Tätigkeit lässt sich klären, wie Diplom-Pädagogen/innen vergütet werden. Hierbei rückt die tarifliche Bezahlung hervor. Eine Eingruppierung nach BAT III oder noch höher kann als eine akademikeradäquate Bezahlung betrachtet werden (vgl. ebd.). Die statistischen Daten geben Auskunft darüber, dass nur ein geringer Anteil der Absolventen/innen mit 24% akademikeradäquat bezahlt wird und die überwiegende Mehrheit der Absolventen/innen mit 75,2% wird mit BAT IV vergütet (vgl. Kleifgen,Züchner, 2003 S. 86).
[...]
[1] Ausnahme: SelbstständigkeitInstitut für Aska, b von Pädagogen und Pädagoginnen"eit sich mit Pädagogen/innen identifiziert, wobei auch die pädagogischen Tät
[2] Tarifliche Bezahlung bedeutet eine an Tarifsystem angelehnte Vergütung
- Quote paper
- Anonymous,, 2016, Der berufliche Verbleib von Pädagogen. Studienwahlmotive, Arbeitsfelder und Selbstbilder im Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342552
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