Schon in seiner Vorbemerkung des Textes "Deutschlands künftige Staatsform" (1918) stellt Max Weber zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts fest, dass die Zeit, in der er lebte, geprägt war von sich schnell verändernden politischen Kräfteverhältnissen, deren Halbwertszeit nur erahnt, aber keines Falls vorhergesagt werden konnten. Gedanken, wie die Zukunft in Deutschland hätte aussehen können, waren schon obsolet, bevor deren Texte und Niederschriften überhaupt gedruckt oder veröffentlicht waren. Nichts desto trotz war Max Weber einer der wenigen, die es nicht müde wurden, Visionen zu entwickeln und diese auch der politischen Welt kund zu tun. Die Vision einer „großdeutschen, republikanischen Staatsform“ diskutierte er schon, obwohl oder vielleicht gerade, weil diese politische Lösung als „überhaupt unmöglich“ angesehen wurde.
Inhaltsverzeichnis
1. Von dilettantischen Kräften und dem Wunsch nach einer Republik
2. Über Parteien und Wirtschaftssysteme
3. Voraussetzungen für eine Republik
4. Eine neue Spitze für die Republik
5. Im Spannungsfeld zwischen Reich und Einzelstaaten
1. Von dilettantischen Kräften und dem Wunsch nach einer Republik
Schon in seiner Vorbemerkung des Textes "Deutschlands künftige Staatsform" (1918) stellt Max Weber zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts fest, dass die Zeit, in der er lebte, geprägt war von sich schnell verändernden politischen Kräfteverhältnissen, deren Halbwertszeit nur erahnt, aber keines Falls vorhergesagt werden konnten. Gedanken, wie die Zukunft in Deutschland hätte aussehen können, waren schon obsolet, bevor deren Texte und Niederschriften überhaupt gedruckt oder veröffentlicht waren. Nichts desto trotz war Max Weber einer der wenigen, die es nicht müde wurden, Visionen zu entwickeln und diese auch der politischen Welt kund zu tun. Die Vision einer „großdeutschen, republikanischen Staatsform“ diskutierte er schon, obwohl oder vielleicht gerade, weil diese politische Lösung als „überhaupt unmöglich“ angesehen wurde.
Ganz Europa befindet sich im Umbruch – Österreich, Russland, und Polen – alte Bünde und Feindschaften wandeln sich. Parlamentarische Monarchie oder Republik, Systemtreue aus Tradition oder Wandel aus politischen Erwägungen? Monarchistisches Gedankengut hätte auch in einem neuen politischen System integriert werden können, wenn die Monarchie nicht selbst durch schlechte Berater und feindselige Reaktionen diese Möglichkeit sich selbst vereitelt hätte. Ein System, das nur die Funktion hat, das Militär von der Regierung zu trennen, dann aber diese eine Aufgabe mutwillig vernachlässigt, ja sogar „eine Admiralsdemagogie und Generalsdiktatur“ duldet, macht es unmöglich, für selbiges einzustehen. Die bisherigen Organe – Bundesrat und Parlament – sind mittels Wortbruch, dilettantischer Politik und Desertation durch das alte System diskreditiert worden und haben weder die Legitimation, noch die Autorität besessen, die „Macht in der Hand zu behalten“. Da es also keine legitimierten Volksvertreter gibt, scheint eine revolutionäre Diktatur ein möglicher nächster Entwicklungsschritt zu sein. Eine gewagte These Max Webers, da weder in der Vergangenheit Diktaturen wie beispielsweise die Napoleons noch andere quasidiktatorische Hilfsmittel wie Notstandsgesetze oder Notverordnungen, die der Exekutive im Notfall die Alleinherrschaft übertrugen, politisch wie staatsbildend nachhaltig funktioniert haben. Dass mit Adolf Hitler eine ganz andere „revolutionäre Diktatur“ bevorstand, hatte Max Weber aber wohl nicht im Sinn, schließlich relativiert er seine Aussage zur Diktatur, die ein zu großer Einschnitt in die Entwicklung hin zur Republik gewesen wäre. Das Abreißen gewachsener und gelernter Gewalten bringt nämlich mit sich, dass eine neue Legitimation nur mit der Mehrheit aus Preußen, Bayern, Baden usw. sowie der gesamtdeutschen Mehrheit hätte entstehen könnte. Dies erschien damals unmöglich, da Preußen hinter der Monarchie stand und der Rest des Reichsvolkes eine neue Republik befürwortet hätte. Aus dieser Patt-Situation heraus beschreibt Weber verschiedene Faktoren, wie wirtschaftliche Interessen, möglicher Bürgerkrieg oder die Okkupation und das Einsetzen einer Regierung, die von außen gesteuert wird, die nur durch das Ausrufen einer neuen Republik sich nicht negativ auf die politische Entwicklung in Deutschland auswirken können. Er stellt klar, dass die Privilegien des Bürgertums, welches in der Vergangenheit jegliche Erneuerung abgelehnt hat, nur durch die Republik abgeschafft werden können. Bürgertum und Arbeiter wäre somit gleichermaßen für sich selbst verantwortlich. Hier beschreibt Weber den heutigen „mündigen“ Bürger, der Kraft seiner eigenen Leistung, sein Leben selbstverantwortlich organisiert. Diese Hoffnung stützt sich allerdings nicht auf die Erfahrung der „weisen“ Älteren, sondern auf Kraft und den Willen zur Erneuerung der kommenden Generationen, die der Monarchie eine Absage erteilen und mittels demokratischer Strukturen, wie Volksversammlung und Volksabstimmung, die Republik aufbauen sollen. Wie diese Republik aussehen soll, wird maßgeblich von der Funktion abhängen, die sie erfüllen soll.
2. Über Parteien und Wirtschaftssysteme
Parteien sind und werden auch in der neuen Republik Bestandteil des politischen Systems bleiben, jedoch fordert Weber, dass deren politische Führer, die beim Aufbau der Demokratie in Deutschland eine maßgebliche Rolle spielen, nicht die gleichen sein dürfen, die im alten System gegen effektive demokratische Strukturen gehetzt haben. Ein personeller Verjüngungsprozess muss eingeleitet werden, der sich nicht nur auf die Politik, sondern auch auf die Armee bezieht.
Hierbei spielen mehrere Faktoren eine zentrale Rolle. Neben der Selbstbestimmung aller deutschen Gebiete im Völkerbund, ist es die Entmilitarisierung, wobei diese nicht Wehrlosigkeit bedeutet, die Abschaffung der formellen preußischen Vorrechte und die Klärung der Frage nach der grundsätzlichen Staatslösung. Die Antwort auf die Frage gibt die wirtschaftliche Lage, da nur amerikanische Kredite die Wirtschaft ankurbeln können. Einer sozialistischen Bürgerstruktur mit einer sozialistischen Regierung werden aus verschiedensten Gründen keine ausländischen Kredite gewährt werden. Ohne diese ist aber ein Neuanfang nicht möglich. Als Lösung bleibt also nur der republikanische Föderativstaat.
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- Citation du texte
- Bachelor of Arts (B. A.) Alexandra Schmidt (Auteur), 2016, Essay zu Max Webers "Deutschlands künftige Staatsform", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342434
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