Noch heute sind die Eisenbahnlinien afrikanischer Staaten sichtbarer Ausdruck der einstigen kolonialen Wirtschaftsbedürfnisse. Häufig handelt es sich nur um Stichbahnen von den Häfen ins Landesinnere, die dem Abtransport der dort gewonnenen Bodenschätze und Agrarerzeugnisse dienten. Länderübergreifende Verbindungen und regionale Netze sind selten, dabei scheitert die Verknüpfung nicht nur an natürlichen Hindernissen, sondern trivialerweise auch an den verschiedenen Spurweiten, die jede Kolonialmacht individuell wählte. Dies gilt auch für Tansania, das heute über 3690 km Eisenbahnen verfügt. Davon entsprechen rd. 1630 km den während der deutschen Kolonialzeit gebauten Trassenführungen von Dar es Salaam nach Kigoma am Tanganjika-See sowie im Norden von Tanga nach Moshi am Fuße des Kilimandjaro, etwa 1090 km stammen aus der britischen Zeit. Die verbleibenden Kilometer entfallen auf die Tazara, eine von China gebaute Linie, die seit 1975 dem Binnenstaat Sambia über Dar es Salaam Seezugang verschafft.
Zeitgenössische Publikationen der deutschen Kolonialperiode zeugen von Interessengruppen für drei Bahnlinien, die ihre Ausgangshäfen mit jeweils einem der großen Seen im Westen verbinden sollten: die Usambarabahn (später Nordbahn) von Tanga zum Victoria-See, die Zentralbahn von Dar es Salaam zum Tanganjika-See und die Südbahn von Kilwa oder Lindi zum Njassa. Die jeweiligen Verfechter der beiden letzten Linien bekämpften sich mit einer Vielzahl von Schriften und wandten sich im Kampf um knappe Reichsmittel zum Teil auch gegen die Usambarabahn, deren Bau zwar schon 1893 begonnen worden war, aber nur langsam vorankam. In dieser Arbeit werden daher die Argumentationen der verschiedenen Bahnbefürworter vor dem Hintergrund der Bauausführung ebenso untersucht wie deren Fortgang selbst, um die Frage zu klären, inwieweit die Linien tatsächlich der wirtschaftlichen Entwicklung dienen konnten oder als Ausdruck einer innerdeutschen Kolonialdiskussion zu sehen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Usambarabahn
- Die mühsamen Anfänge bis 1902
- Der zögerliche Weiterbau
- Zentral- oder Südbahn
- Die Anfänge der Agitation
- Der Kampf um knappe Reichsmittel
- Die Entscheidung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte der Eisenbahnlinien in Deutsch-Ostafrika im Kontext der deutschen Kolonialpolitik. Sie untersucht, inwieweit die verschiedenen Bahnen, insbesondere die Usambarabahn, der Zentralbahn und die Südbahn, der wirtschaftlichen Entwicklung des Schutzgebiets dienten oder eher Ausdruck einer innerdeutschen Kolonialdiskussion waren. Darüber hinaus wird die Finanzierung und der Baufortschritt der Usambarabahn im Detail beleuchtet.
- Der Einfluss kolonialer Interessen auf die Entwicklung von Eisenbahnlinien in Deutsch-Ostafrika
- Die Rolle der Usambarabahn in der deutschen Kolonialpolitik
- Der Kampf um knappe Reichsmittel für den Ausbau von Eisenbahnlinien
- Die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Bahnbaus in Deutsch-Ostafrika
- Der Vergleich zwischen deutscher und britischer Kolonialpolitik im Bereich des Eisenbahnbaus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Eisenbahnlinien in afrikanischen Staaten im Kontext der kolonialen Wirtschaftsbedürfnisse dar. Es wird hervorgehoben, dass viele Strecken nur Stichbahnen waren, die dem Abtransport von Ressourcen dienten, und regionale Netze selten waren. Die Arbeit fokussiert auf die drei geplanten Bahnlinien in Deutsch-Ostafrika und die Auseinandersetzung zwischen ihren Befürwortern.
Die Usambarabahn
Kapitel 2 beleuchtet die Usambarabahn, beginnend mit den Anfängen im Jahr 1893. Die Herausforderungen beim Bau, die finanzielle Situation der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft (DOAG) und die Kritik am teuren und langsamen Baufortschritt werden diskutiert. Die Kapitel beschreibt die Probleme mit der Finanzierung, die mangelnde Rentabilität der Strecke und die Kontroverse über die Wahl der Spurweite.
Zentral- oder Südbahn
Kapitel 3 untersucht die Debatte über die Zentralbahn und die Südbahn. Die Agitation für diese Strecken und der Kampf um Reichsmittel werden vorgestellt. Die unterschiedlichen Interessen der Befürworter und die ideologische Komponente der Diskussion stehen im Mittelpunkt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen der deutschen Kolonialgeschichte, Eisenbahnentwicklung, Wirtschaftspolitik, Infrastruktur, Deutsch-Ostafrika, Usambarabahn, Zentralbahn, Südbahn, DOAG, Finanzierung, Baufortschritt, Kolonialdiskussion, Rentabilität, Spurweite.
- Citar trabajo
- Susanne Menzel (Autor), 2004, Dampf für Deutsch-Ostafrika - Eisenbahnen als Mittel der Wirtschaftsentwicklung oder nur ein koloniales Steckenpferd?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34237