Der 2. Teil des ersten Bandes der Chronik der Kirchengemeinde St. Maria-St. Josef berichtet aus den Jahren 1898 bis 1917: Die Zahl der Katholiken in Harburg wächst kontinuierlich weiter, ebenso die Zahl der katholischen Schulkinder. 1899 gelingt es, dass der Magistrat der Stadt das katholische Schulwesen auf den städtischen Etat übernimmt. Das neue, nochmals ausgebaute Schulgebäude hat Unterrichtsräume für 12 Klassen. Nachdem die hohen Kosten für das Schulwesen entfallen sind, ist die Gemeinde vermögend genug, die Kirche St. Maria im Jahre 1900 erheblich zu vergrößern. In der Gemeinde bestehen mehr als zehn Vereine. Sie decken die religiösen Interessen, die alters- und geschlechtsspezifischen und auch die beruflichen Interessen der Gemeindemitglieder ab. Politisch Interessierte treten der Zentrumspartei bei oder der Harburger Sektion im „Verein für das katholische Deutschland“. Anerkennung bei der gesamten Bevölkerung Harburgs findet das Wirken der Barmherzigen Schwestern. Sie betreiben ein Waisenhaus und eine Kindertagesstätte, geben Näh- und Stickkurse für junge Frauen und pflegen Kranke. Aus der zunächst ambulanten Krankenpflege erwächst die Einrichtung des Krankenhauses „Maria Hilf“. 1913 bauen die Katholiken im Stadtteil Wilstorf die St. Franz-Josef-Kirche. Sie wird noch im selben Jahr geweiht. 1916 wird in Wilstorf die zweite Katholische Volksschule eröffnet. Dem Text der Chronik sind Anmerkungen und Ergänzungen hinzugefügt. Sie erleichtern und vertiefen das Verständnis der Darstellung.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Originalseiten der Chronik, Abschriften der Seiten und Anmerkungen
1 a) Aufzeichnungen 1889 - 1901
1 b) Aufzeichnungen 1902 - 1904
1 c) Aufzeichnungen 1905 - 1907
1 d) Aufzeichnungen 1908 - 1911
1 e) Aufzeichnungen 1912 - 1913
1 f) Aufzeichnungen 1914 - 1917
2. Ergänzungen
3. Abbildungsnachweis
4. Literaturverzeichnis
5. Personenregister
6. Sachregister
Vorwort
Im Archiv der katholischen Kirchengemeinde St. Maria - St. Josef in Hamburg-Harburg befindet sich unter anderen historischen Quellen auch der erste Band der Chronik der Kirchengemeinde St. Maria. Dies ist ein gebundenes Buch, das mit der Hand geschrieben[1] und in seinen ältesten Aufzeichnungen vor 148 Jahren angefertigt wurde. Die Aufzeichnungen des ersten Chronisten, des Pfarrers Meyer, beginnen mit Ereignissen des Jahres 1858. Pfarrer Wüstefeld, der letzte Autor dieses Chronikbandes, schließt seine Aufzeichnungen im Jahr 1943.
Viele Personen, die den ersten Band der Chronik von St. Maria in die Hand bekommen, finden dieses Buch schon deswegen reizvoll, weil es so alt ist und mit der Hand geschrieben. Allerdings ist es oft mühsam, handgeschriebene Texte zu entziffern. Im vorliegenden Fall kommt für den Lese-Interessenten erschwerend hinzu, dass die ersten drei Chronisten, Pfarrer Meyer, Pfarrer Stolte und Pfarrer Krell, ihre Aufzeichnungen in der Deutschen Kurrentschrift geschrieben haben und dass der vierte Chronist, Wüstefeld - bei einer sowieso eigenwilligen Handschrift - unter seine großenteils lateinische Schrift einzelne Buchstaben der Kurrentschrift mengt.
Die Mehrheit der heutigen Lese-Interessenten kann die Deutsche Kurrentschrift nicht lesen. So wird denn der erste Band der Chronik von St. Maria oft - nach einem interessierten ersten Blick - mit Bedauern beiseitegelegt und ungenutzt liegen gelassen. Um das zu ändern, habe ich die einzelnen Originalseiten dieses Chronikbandes digital fotografiert und der fotografierten Seite jeweils eine Abschrift des Textes in lateinischer Schrift folgen lassen.
Dadurch, und weil ich dem Originaltext Anmerkungen und Ergänzungen hinzugefügt habe, ist der Umfang des ersten Bandes der Chronik von St. Maria so erheblich gewachsen, dass es zum Zweck der Handlichkeit sinnvoll erschien, die Chronik zu unterteilen.
Ich habe den ersten Band der Chronik von St. Maria in fünf Teile gegliedert: Teil 1 umfasst die Aufzeichnungen des Pfarrers Johannes Meyer für die Jahre 1858 bis 1898. Teil 2 bringt die Aufzeichnungen des Pfarrers Joseph Stolte für die Jahre 1899 bis 1917. Der dritte Teil, von Pfarrer Robert Krell aufgezeichnet, berichtet aus den Jahren 1917 bis 1932. Die Aufzeichnungen des Pfarrers Alban Wüstefeld habe ich wegen ihres Umfanges zweigeteilt. Der Teil 4a berichtet aus den Jahren 1932 bis 1937, Teil 4b aus den Jahren 1938 bis 1943.
Die Anmerkungen, die ich den Abschrift-Seiten hinzugefügt habe, erläutern Begriffe aus der katholischen Liturgie (z.B. „Levitenamt“) und aus dem katholisch-religiösen Tun (z.B. „ den Rosenkranz beten“), sofern ich annehme, dass diese Begriffe und Bräuche bei Nichtkatholiken unbekannt sind. Vor allem erkläre ich in den Anmerkungen aber historische Begriffe und Sachverhalte, zum Beispiel „Magistrat der Stadt“, „Bürgervorsteherkollegium“ „Klosterkammer“ oder „Konsistorium“. Wo es nötig erscheint, weise ich auf politische Zusammenhänge hin, die in der Chronik unerwähnt bleiben, teils weil die Chronisten dieses Geschehen zu ihrer Zeit als nebensächlich empfunden haben, teils weil eine regimekritische Kommentierung des Zeitgeschehens in einem kirchlich-offiziösen Werk für den Chronisten riskant gewesen wäre (NS-Zeit).
Die Ergänzungen, die ich der Chronik beigegeben habe, bestehen zumeist aus Fotos von Personen und Gebäuden, aber auch aus der Widergabe bedeutsamer schriftlicher Zeugnisse der Zeit, zumindest in Auszügen.
Schließlich habe ich die fünf Teile des ersten Bandes der Chronik von St. Maria für das Nachschlagen leicht zugänglich gemacht: Jedem Teil ist ein Inhaltsverzeichnis, ein Personen- und ein Sachverzeichnis und ein Abbildungsnachweis hinzugefügt.
Ulrich Krieter, Juli 2016
Das Titelblatt der Chronik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 48 der Chronik
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 48 der Chronik in lateinischer Schrift 1898 / 1899
Am 26. Juni wurde die Kirche auf Wilhelmsburg benediziert.[2] Wegen der auf den 24. Juni verlegten Nachwahl für den Kreistag konnte die gewohnte Feier meines Namensfestes erst am 27. stattfinden. Die Festfeier war zugleich Abschiedsfeier. (Eintrag von fremder Hand, wohl Pfarrer Alban Wüstefeld[3]: „+ in Meran, Tirol“)
Eintrag des Kaplans Kliemann: „Nach Rücktritt des Dechant Meyer[4] wurde durch Reskript des Bischöflichen Generalvikariates vom 17. Juni 1898 Kaplan Kliemann die Administration der Pfarrei Harburg übertragen, die er bis zum Antritt des neuen Pfarrers, Stolte, am 11. November 1898 wahrgenommen hat. Auch wurde unter dem 21. Juni 1898 Kaplan Kliemann von Seiten der Regierung mit der kommissarischen Verwaltung der Ortsschulinspektion Harburg betraut, die er bis zum 30. Januar 1899 ausgeübt hat.“ Am 11. November 1898 übernahm der bisherige Kaplan in Algermissen, Joseph Stolte, geb. 4. Aug. 1866 in Hannover, zum Priester geweiht am 21. März 1890, die Pfarrei; vorher Kaplan in Obernfeld / Nesselröden und 6 Jahre in Algermissen.
1899: Am 30. Januar überträgt die Regierung dem Pfarrer die Ortsschulinspektion. Am 10. Februar wird in der gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien des Magistrates und des Bürgervorsteherkollegiums[5] die Übernahme der katholischen Volksschule auf den städtischen Etat beschlossen. Damit ist der 30jährige Krieg um die Schule beendet und die Gemeinde vom 1. April auch - stärkeren Schullasten enthoben - in die Lage versetzt, den notwendigen Erweiterungsbau der Kirche aus eigenen Mitteln zu bewerkstelligen. Die Aktiva und Passiva des Schulwesens gehen in den Besitz der Stadt über. Die Aktiva bestehen in den beiden Schulhäusern und circa 8.000 Mark in bar. Die Passiva betragen 52.000 Mark. Der Schulvorstand wird …
Als Ergänzung siehe
S. 126: Pfarrer und Dechant Johannes Meyer
S. 127: Pfarrer und Dechant Joseph Stolte
S. 127: die „Fahr- und Gehbrücke“ über die Süderelbe
Seite 49 , wie in der Chronik, Bd.1 vorzufinden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 49 der Chronik, der eingeklebte Zeitungsartikel (wahrscheinlich von Pfarrer Stolte verfasst)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der letzte Satz des Zeitungsartikels:
„Groß ist wegen dieser Errungenschaft die Freude der hiesigen Katholiken, da sie nunmehr einer drückenden Last enthoben, an den Erweiterungsbau der Kirche gehen können, die für die auf 6.000 Seelen angewachsene Gemeinde keinen genügenden Raum mehr bietet.“
Seite 49 der Chronik, Zeitungsartikel hochgeklappt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 49 der Chronik in lateinischer Schrift, Zeitungsartikel hochgeklappt: 1899
Eintrag von Hand des Pfarrers Wüstefeld über dem nachfolgenden Originaltext der Chronik: „ Am 1. 7. 1899 übernahm Schuhmachermeister Andreas Beter (Beder? Bedes?) das Amt des Küsters, das bis dahin Rektor Joseph Mellin[6] treu und gewissenhaft ausgeübt hatte.“
… aufgelöst. Städtischerseits wird für die Verwaltung der katholischen Schulen eine Deputation konstruiert, die aus zwei Magistratsmitgliedern, zwei Bürgervorstehern, dem ersten städtischen Geistlichen[7] und dem Hauptlehrer bestehen wird.
18. Februar: Der Pfarrer erhält die Vollmacht, für den Pfarrbezirk vom impedimentum temporis clausi[8] zu dispensieren.
4. März: Am heutigen Tage wurde eine gründliche Renovation der Sakristei, die mehr einem Trödelladen glich, vorgenommen. Es wurde ein neuer Ankleidetisch aufgestellt und den Messdienern die …? gelegene Sakristei -Kammer überwiesen.
5. April: Am heutigen Tage schied der Kaplan Kliemann von Harburg, nachdem er beinahe fünf Jahre lang eine segensreiche Tätigkeit in der Gemeinde entfaltet hatte. Der Hochwürdigste Herr Bischof[9] verlieh ihm zum genannten Tage die neu errichtete Pfarrvikarie in Bodensee auf dem Eichsfeld. Der Männerverein veranstaltete dem Scheidenden zu Ehren eine herrliche Abschiedsfeier am Abend des zweiten Ostertages, dem 3. April. Der Domlektor Aselmeyer in Hildesheim (zum Priester geweiht 11.3.1894, seit April 1894 Domlektor) wurde zum Kaplan in Harburg ernannt und traf hierselbst am 8. April ein. Am 1. Juni wurde zum ersten Male eine katholische Gemeindefeier in Lohmanns Park begangen. Die Beteiligung war gut. Circa 3.000 bis 4.000 sollen nach der Harburger Zeitung am Feste teilgenommen haben. Am 18. Juni wurde das im Jahre 1886 fundierte 13-stündige Gebet festlich begangen. Die Prozession wurde am Fronleichnamstage extra muros ecclesiae (=außerhalb der Kirche) gehalten. 11 auswärtige Geistliche beteiligten sich an ihr. Da die Paramente der Kirche zum größten Teile ergänzt, zum anderen Teile renoviert werden mussten, so erklärten sich verschiedene Damen der Gemeinde zur Übernahme der diesbezüglichen Arbeiten bereit. Die Nachmittage des Sommers wurden zum großen Teil seitens der Damen mit Arbeiten für die Kirche ausgefüllt, so dass anfangs September eine …? …? …? (Pluviale, Messgewand, zwei Dalmatiken), ein weiteres Pluviale, ein …? schwarzes Messgewand neu angefertigt und zwei weiße Messgewänder renoviert waren. Die Auslagen betrugen circa 1.200 Mark. Am 15. September fand eine Sitzung von 24 Vertrauensmännern …
Seite 50 der Chronik
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 50 der Chronik in lateinischer Schrift: 1899 / 1900
… statt, die behufs (= zwecks) Einführung des „Volksvereins für das katholische Deutschland“[10] vom Pfarrer anberaumt war. Am 9. 11. wurde die zweite Sitzung dieser Vertrauensmänner abgehalten und damit waren die vorbereitenden Schritte für die Konstituierung obengenannten Vereins getan. Die erste öffentliche Versammlung war auf Sonntag, den 12. November, vier Uhr nachmittags im Saale des „Goldenen Engel“ anberaumt. Der Saal war beim Beginn der Versammlung ziemlich besetzt. Nachdem der Pfarrer einige einleitende Worte der Begrüßung gesprochen und zum Beginn der Verhandlungen ein Hoch auf Papst und Kaiser motiviert hatte, hielt Herr Pastor Dinkgrefe[11] einen einstündigen Vortrag über die Zwecke und Ziele des Volksvereins. Nach ihm ergriff das Wort der Sekretär des vom Volksverein errichteten „Allgemeinen Volksbüros“, Herr Schwedtmann aus Hamburg, um den Versammelten die Aufgabe und die Tätigkeit des genannten Institutes zu schildern. Wie sehr die beiden letztgenannten Redner es verstanden hatten, die Begeisterung für den Volksverein zu entfachen, zeigten die nunmehr stattfindenden Beitrittserklärungen. Fast sämtliche erschienenen katholischen Männer traten dem Verein bei. Ihre Zahl betrug circa 130 bis 140. Taufen 148, Beerdigungen 53, Trauungen 33 (11 gemischte), 1 Konversion. Kommunionen 2.600 . Der Elisabethverein verteilte 739 Mark und 72 Pfennige. Das Jahr und Jahrhundert wurde geschlossen mit einer feierlichen Schlussandacht am Silvesterabend.
1900
Auf Veranlassung des Volksvereins fand am Sonntag, den 21. Januar, die hier weiter unten beschriebene Katholikenversammlung statt. Der Bericht ist der Harburger Zeitung entnommen.
Als Ergänzung siehe
Seite 128: das Lokal „Der Goldene Engel“
Seite 128: Titelblatt der Zeitschrift „Volksverein für das katholische Deutschland“
Seite 50 der Chronik; der dort eingeklebte Zeitungsartikel: 21.1.1900
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Neben diesem Zeitungsartikel findet sich der folgende handschriftliche Eintrag des Pfarrers Stolte:
„Pastor Dinkgrefe ist stellvertretender Vorsitzender im Kuratorium des Volksvereins. Das Resultat des Katholikentages war, dass noch 39 Männer aus Harburg sich dem Volksverein anschlossen, so dass jetzt 204 Mitglieder die hiesige Sektion bilden.“
Abschrift des Zeitungsartikels:
Im großen Saale der Burg „Blankenburg“ hier fand gestern Nachmittag eine von annähernd 5.000 Personen besuchte Katholikenversammlung statt. Außer der hiesigen Gemeinde, die fast geschlossen erschienen war, hatten die Gemeinden in Hamburg, Altona, Stade, Lüneburg, Uelzen, Celle, Hannover, Hildesheim, etc. Vertretungen zu dieser imposanten Versammlung entsandt. Einleitend ergriff Herr Pastor Dinkgrefe, Hbg.-Eimsbüttel, das Wort und bat den hiesigen Pastor Stolte den Vorsitz der Versammlung zu übernehmen, welches dieser auch tat und gleichzeitig bemerkte, dass in den heutigen Verhandlungen weder andere konfessionelle noch politische Vereinigungen angegriffen oder ihnen in irgendeiner Weise zu nahe getreten werden solle. Herr Pastor Stolte schloss seine Rede mit einem stürmisch aufgenommenen Hoch auf Kaiser Wilhelm II. und Papst Leo XIII., worauf von der Versammlung die Papst- und Kaiserhymne gesungen wurde. Hierauf hielt die erste Rede der Reichstags- und Landtagsabgeordnete, Herr Redakteur Stötzel (Essen) , der ausführlich schilderte, was das Zentrum bereits speziell zum Wohle für die arbeitende Klasse getan habe, und vergleichsweise gegenüberstellte, was die Sozialdemokratie für die Arbeiter tun wolle etc., aber nicht getan hätte. Der Reichstags- und Landtagsabgeordnete, Herr Oberlandesgerichtsrat Roeren (Köln), sprach ausführlich über den Zweck und Ziele des Katholischen Volksvereins und bat zum Schluss seiner Rede um recht regen Eintritt in den Volksverein. Beide Vorträge der Herren Abgeordneten wurden enthusiastisch von der Versammlung aufgenommen. In sehr schöner Weise trug der Gesangchor des Hamburger Gesellenvereins das Lied „Manneskraft“ von H. Buhe vor. Das Schlusswort erhielt sodann Herr Domvikar Sievers (Hildesheim), und wurden Huldigungstelegramme an die Bischöfe von Hildesheim und Osnabrück gesandt. Der nun folgende 2. Teil „Gesellige Unterhaltung“ hielt die Festteilnehmer noch in fröhlicher Stimmung mehrere Stunden beisammen. Die Konzertvorträge wurden von der hiesigen C. Ludewig`schen Kapelle ausgeführt.
Als Ergänzung siehe
Seite 129: das Lokal „Burg Blankenburg“
Seite 129: Kaiser Wilhelm II.
Seite 130: Papst Leo XIII.
Seite 51 oberer Teil;
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der handgeschriebene Text über dem Zeitungsartikel: „Die Hildesheimer Zeitung schreibt in ihrer Nummer 21, vom 24. Januar, Näheres über …? …? …? ….?“
Seite 51, unterer Teil; Original und Abschrift des handgeschriebenen Textes:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da sich das Bedürfnis herausstellte, die Kaufleute und Beamten der Gemeinde zu sammeln, wurde am … eine Versammlung der katholischen Kaufleute und Beamten zum Goldenen Engel einberufen. 42 Männer waren der an sie ergangenen Einladung gefolgt. Nach dreistündiger Debatte wurde die Gründung des Vereins beschlossen und sein Anschluss an den „Verband der katholischen kaufmännischen Vereinigungen Deutschlands“ angestrebt. Näheres besagt die aus dem Verbandsorgan ausgeschnittene und nachfolgend eingeklebte Notiz.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Am 22. April gingen 49 Kinder zur ersten hl. Kommunion. Die Zahl der Osterkommunionen betrug 850.
Am 9. Mai wurde der Erweiterungsbau der Kirche in Angriff genommen. Die Ausführung der Arbeiten inklusive Materiallieferung wurde durch Beschluss des Kirchenvorstandes dem Bauunternehmer Harriefeld übertragen, die Dachdeckerarbeiten erhielt Klempnermeister Kasten, die Tischler- ….
Seite 52 der Chronik 1900
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 52 der Chronik in lateinischer Schrift: 1900
… arbeiten (Tischlerarbeiten) wurden dem Tischlermeister Schwedhelm - letztere beide sind Angehörige der Gemeinde - gegeben.
Am Dienstag, den 22. Mai wurde mit Zustimmung des Ministers des Kultus und des Inneren eine Niederlassung der Barmherzigen Schwestern aus der Kongregation des Hl. Vinzenz von Paul eröffnet. Am Nachmittag des genannten Tages trafen die General-Oberin der Kongregation, Schwester Beda, mit den drei für Harburg bestimmten Schwestern (Valeria, Callixta und Jacoba) auf dem hiesigen Hauptbahnhof ein und wurden von drei Mitgliedern des Kirchenvorstandes daselbst begrüßt und sodann per Wagen zum Pfarrhaus geleitet. Am Himmelfahrtstage (24. Mai) wurde die neue Niederlassung unter den Schutz der Gottesmutter gestellt unter dem Titel „Stift Maria-Hilf“. Am folgenden Morgen wurde das Haus (Albersstraße 19) kirchlich benediziert und in der Kapelle zum ersten Male das hl. Messopfer gefeiert. Die Schwestern werden sich der ambulanten Krankenpflege widmen und eine Bewahranstalt für noch nicht schulpflichtige Kinder eröffnen. Am Sonnabend, den 16. Juni, nahm der Pfarrer mit Bischöflicher Genehmigung in Gegenwart des Kirchenvorstandes, des Vorsitzenden der Gemeindevertretung und der Lehrer sowie der die Aufsicht führenden Bauleute die Weihe des Grundsteines zum Erweiterungsbau (Anm.: der Kirche) vor. Am Dienstag, den 19. Juni, kam die vierte Schwester (Winfrida) hier an. Die Kleinkinder-Bewahranstalt zählt nach 14-tägigem Bestehen bereits ca. 40 Kinder. Am 3. Juli legten 800 Bauhandwerker nebst Arbeitsleuten an sämtlichen hiesigen Bauten die Arbeit nieder, da die Arbeitgeber einen geforderten Lohn von 65 Pf. pro Stunde bei 9 ½ - stündiger Arbeitszeit nicht bewilligen wollten. Unser Maurermeister hatte diesen Lohn schon längst gezahlt, so dass also hier am Kirchenbau die Arbeit fortgesetzt werden konnte. Das konnten die Mitglieder der Harburger Innung, der auch Meister Harriefeld angehörte, nicht länger ansehen und so fassten sie den durch …? (unlesbarer Text aufgrund von Verklebung der Seite 52 mit 53) Beschluss, entweder solle Harriefeld mit der Arbeit aufhören oder er sei aus der Innung ausgeschlossen. Drei Wochen durften infolgedessen nur Poliere und Lehrlinge arbeiten. Dann war der genannte Streit beendet, und die Arbeit wurde auf allen Baustellen Harburgs wieder aufgenommen. …. (unlesbarer Text; vielleicht: Sollten - solange der Schreiber dieses hier in Harburg ist, nochmals Bauarbeiten zu vergeben sein, so werden sie jedenfalls keinem Meister übertragen, der zu dieser …? Mitglied … (Fortsetzung auf Seite 53 oben) der Innung gewesen ist.
Als Ergänzung siehe
Seite 131: der Harburger Bahnhof
Seite 1131: die Pferdekutsche, mit der die Schwestern zum Pfarrhaus fuhren
Seite 132: das Schwesternhaus Albersstraße 19
Seite 132: die Kapelle im Haus Albersstraße 19
Seite 53 der Chronik (so wie diese Seite in der Chronik zu finden ist): 1900
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 53 der Chronik oben 1900
… der Innung gewesen ist. Am Sonntag, 19. August, fand die Weihe der neuen Fahne des Männervereins statt. (Anm.: Der folgende Artikel erschien in der Hildesheimer Zeitung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abschrift: Harburg, 20. August. (Fahnenweihe) Der hiesige kath. Männerverein, der 170 Mitglieder zählt, beging am gestrigen Sonntag das Fest seiner Fahnenweihe. Einige 20 Vereine haben seiner Einladung Folge geleistet. Gegen 4 Uhr setzte sich unter Vorantritt einer Musikkapelle der imposante Festzug, in dem wir 22 Fahnen sahen, vom Vereinslokal aus in Bewegung zur Kirche. Hier wurde das neue Banner enthüllt. Dasselbe, angefertigt aus gelber und roter Seide, trägt auf der einen Seite in prachtvoller Stickerei das Bild des Hl. Bernward und die Umschrift: „Sancte Bernwarde, protege viros catholicos“ („Hl. Bernward schütze die katholischen Männer!“) Auf der anderen Seite erblickt man die beiden Wappen der Diözese Hildesheim und der Stadt Harburg. Die Weihe wurde vollzogen vom Präses des Vereins, Herrn Pfarrer Stolte, der in der Festpredigt das Leben des hl. Bischofs Bernward und dann den Verein unter den Schutz dieses großen Heiligen stellte. Nach der kirchlichen Feier formierte sich der Festzug aufs Neue und begab sich mit der neugeweihten Fahne an der Spitze zum Schützenpark. In dessen großem Saale entwickelte sich alsbald eine Herrliche Feier. Nach der Begrüßungsrede des Herrn Präses, die mit einem stürmisch aufgenommenen Hoch auf Papst und Kaiser schloss, wurde zu Ehren der beiden höchsten Autoritäten in Kirche und Staat ein gemeinsames Lied gesungen. Die Festrede hatte Herr Pastor Klaus aus Wilhelmsburg übernommen. Der Redner verstand es meisterhaft in einstündiger Ausführung, der die Versammlung in musterhafter Ruhe folgte, den Männern ihre Pflicht als Katholiken zu entwickeln. Mit einem brausend aufgenommenen Hoch auf das Wachsen, Blühen und Gedeihen des kath. Männervereins St. Bernward schloss der hochwürdige Herr seine prächtige Rede. Nunmehr erfolgten die Verteilung der Fahnenbänder seitens des festgebenden Vereines und die Überreichung verschiedener Fahnennägel und Schleifen für die neue Fahne. Noch lange wird den Teilnehmern das in jeder Beziehung tadellos verlaufene Fest in angenehmer Erinnerung bleiben. Erwähnt sei noch, dass die Fahne geliefert ist von der Fahnenfabrik des Herrn Glaß-Egeling in Münster. Die Arbeit verdient volle Anerkennung.
Seite 53 der Chronik (die Mitte der Seite - der Zeitungsartikel ist hochgeklappt) in lateinischer Schrift : 1900
Am 30. September fand die Einweihungsfeier des Erweiterungsbaues (Anm.: der Kirche) statt. Die Benediktion wurde im Auftrag des Bischofs von Hildesheim vom Pfarrer Stolte vorgenommen. Pfarrvikar Kliemann aus Bodensee (früher Kaplan in Harburg) und Kaplan Aselmeyer assistierten. 10 ¼ Uhr wurden die Kirchtüren geöffnet. 10 ½ Uhr fand das feierliche Levitenamt[12] statt, dem die Spitzen der Behörden auf erfolgte Einladung beiwohnten. (Der Landrat Geh. Regierungsrat Goeschen, Bürgermeister Denicke[13], Oberstleutnant Schmidthals[14] ).
Das Musikkorps des hiesigen Pionier-Bataillons begleitete die Choräle mit Instrumentalmusik.
Die Festpredigt hielt Herr Domprediger und Konviktinspektor[15] Bluel aus Hildesheim. Nachmittags 2 Uhr fand in der Pfarrei ein Festessen statt, an dem die genannten Geistlichen und Spitzen, sowie der Maurermeister etc., auch die Vertreter des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung, sowie der Stifter der Taufkapelle, Brauereidirektor Weber, teilnahmen. Am Abend um 8 Uhr war feierliche Andacht mit Tedeum. Die zum ersten Male funktionierende Gasleitung[16] erleuchtete die Kirche vollständig.
Am 15. Oktober kam die fünfte Schwester (Godfrida).
Als Ergänzung siehe
Seite 133: die Kaserne des Pionierbataillons Nr. 9 auf dem Schwarzenberg
Seite 133: Bürgermeister Heinrich Denicke
Seite 134: Außen- und Innenansicht der Kirche St. Maria nach der Erweiterung
Seite 53 der Chronik (der Zeitungsartikel in der Mitte der Seite): 30.10.1900
(Dieser seitlich eingeklebte Zeitungsartikel wurde irgendwann in seinem oberen Teil eingerissen. Danach wurde er mit Klebeband auf der Rückseite zusammengefügt. Dadurch „verrutschten“ Sätze im oberen Teil des Artikels. Der Text konnte jedoch rekonstruiert werden. Die Abschrift folgt auf der nächsten Seite.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der rekonstruierte Text des Zeitungsartikels auf Seite 53 der Chronik:
„Gestern Vormittag fand die feierliche Einweihung des Erweiterungsbaues der hiesigen katholischen Kirche statt. Der Umbau ist in einem Vierteljahr vollendet worden; ausgeführt ist er von Herrn Bauunternehmer Harriefeld in Wilhelmsburg. Die alte Kirche ist erbaut nach einem Entwurf des Baurats Essenwein, späterer Direktor des Germanischen Museums in Nürnberg. Sie bestand in einem einschössigen, 32m langen und 12m breiten Backsteinbau. Das Schiff zeigte romanische und gotische Formen. Nunmehr hat die Kirche 3 Schiffe. Das Mittelschiff hat eine Länge von 45 Meter, eine Breite von 26 Meter. Die Seitenschiffe, welche von ersterem durch 4 Pfeiler getrennt sind, haben eine Breite von 6 Meter. Der Stil ist jetzt rein romanisch. Altaraufsatz und Kanzel sind noch provisorisch aufgestellt. Von hohem Wert ist die Kommunionbank vor dem Altar, deren Ausführung wahrhaft künstlerisch zu nennen ist. Die feierliche Einweihung begann 9 ¼ Uhr mit der Benediktion, welche, da der Bischof von Hildesheim verhindert war, von Herrn Pfarrer Stolte übernommen ward. Er wurde assistiert von Pfarrvikar Kliemann aus Bodensee (Eichsfeld), der früher die hiesige Kaplanstelle bekleidet hatte, und Herrn Kaplan Aselmeyer. An die Benediktion schloss sich das feierliche Levitenamt an, worin Herr Domprediger und Konviktinspektor Bluel aus Hildesheim die Festpredigt hielt. Er sprach zunächst allen denen, die zum Bau der Kirche beigetragen, den Dank aus, insbesondere der königlichen Regierung, die 10.000 Mark beigesteuert habe. Dann führte er in längerer Rede aus, dass dieses Fest ein Dankesfest sei, indem wir danken für die Berufung zum christlichen Glauben, insbesondere für all die Gnaden, die in dem neuen Gotteshause den Gläubigen zuteilwerden. Die während des Levitenamtes gesungenen Choräle etc. wurden durch die Kapelle des hiesigen Pionierbataillons begleitet. Besondere Wirkung hatte das „ Ave verum“ von Mozart während der Wandlung. Am Schluss des Levitenamtes wurde das Halleluja von Händel gesungen und alsdann die Kirche besichtigt. Außer dem Kirchenvorstande und der Gemeindevertretung waren die Herren Bürgermeister Denicke, Geheimer Regierungsrat von Goeschen, sowie Oberstleutnant Schmidthals bei der Feier zugegen. Herr Regierungspräsident v. Oertzen war leider am Erscheinen verhindert. Nach der kirchlichen Feier fand im Pfarrhause ein Festessen statt. Abends 8 Uhr fand in der neuen Kirche eine Segensandacht statt, in welcher Herr Pastor Brink aus Hamburg über die Verehrung der Mutter Gottes als Schutzpatronin der hiesigen Kirche sprach. Den Schluss bildete das feierliche Tedeum.
Seite 53 der Chronik unten (Abschrift des dort eingeklebten Zeitungsartikels) : 1900
Am Freitag, den 30. November wurde lt. „Harburger Anzeigen“ folgendes vorgestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abschrift: (Plenarsitzung der Städtischen Kollegien) In der heute Vormittag auf dem Rathause unter Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Denicke stattgehabten Sitzung wurde verhandelt über die Einrichtung einer neuen Klasse an der katholischen Volksschule zu Harburg. Der Vorsitzende führte aus, dass sich bereits im vorigen Jahre in der vor Jahresfrist von der Stadt übernommenen katholischen Volksschule das Bedürfnis nach Errichtung einer neuen Klasse bemerkbar gemacht hätte, das in diesem Jahr noch größer geworden sei. Die 5-stufige Schule habe 6 Klassen, nur die 1. Klasse ist geteilt. Die Besetzung der einzelnen Klassen würde bei dieser Neueinrichtung folgende sein: 1. (Mädchen=)Klasse: 60; 1. (Knaben=)Klasse: 67; 2. Klasse (neu): 63; 3. Klasse: 67; 4. Klasse: 66; 5. Klasse: 85; 6. Klasse: 90 Knaben und Mädchen zusammen. Nächstes Jahr wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Teilung aller Klassen erforderlich sein, so dass 6 Knaben- und 6 Mädchenklassen entstehen. Der Vorsitzende stellt namens des Magistrates den Antrag auf Einrichtung der neuen Klasse und Anstellung eines neuen Lehrers. Der erforderliche Unterrichtsraum befindet sich im alten Schulhause an der Albersstraße, indem aus den Räumen, welcher jetzt von einer Lehrerin bewohnt werden, durch Entfernen zweier Wände ein Klassenzimmer hergestellt wird, welches sicher einige Jahre ausreicht. Anscheinend hat dieser Teil des Gebäudes bereits früher als Schulraum gedient. Das Bürgervorsteherkollegium erkennt die Notwendigkeit der Neuerrichtung an und bewilligt damit die erforderliche Summe.
Seite 54, wie sie in der Chronik zu finden ist:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 54 der Chronik in lateinischer Schrift: 1900 / 1901
In der am Mittwoch, den 19. Dezember anberaumten Sitzung des Magistrates und des Bürgervorsteherkollegiums kam folgendes zur Verhandlung: (Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel. Siehe unten!)
Taufen: 149; Beerdigungen: 45; Trauungen:16; Kommunionen: 2278; Konversionen: 3 der Elisabethverein verteilte 931 Mark 60 Pf.
Die Barmherzigen Schwestern hatten seit dem 24. Mai 435 Tagpflegen und 159 Nachtwachen. Dieselben entfielen auf 32 Familien, 11 davon waren lutherisch, 1 israelitisch.
In der lutherischen Kirche wurden (im Jahre 1900) 1674 Kinder getauft. Davon aus rein lutherischen Ehen 764 Knaben und 682 Mädchen.
Uneheliche Kinder, evangelische Mütter: 57 Knaben und 64 Mädchen Uneheliche Kinder, katholische Mütter: 3 Knaben und 2 Mädchen Trauungen: 401 Paare. Davon gemischt: 22 Paare. Kirchliche Beerdigungen 524 (… ? aus der Zeitung.)
1901
Am 1. März wurde die Statue des Hl. Joseph, ein Geschenk des Herrn Kaufmanns Scholle, aufgestellt.
Am 6. März fand die Submission statt auf den Neubau der Bewahrschule der Barmherzigen Schwestern. Den Zuschlag erhielt der Bauunternehmer Schröder hierselbst.
Am 1. April wurde der Lehrer Wissel, bisher in Itzen bei Hildesheim, als 7. Lehrkraft an unserer Schule angestellt.
Zum 15. April erfolgte die Anstellung des Seminarpriesters Friedrich Sorhage als 2. Kaplan in Harburg. (geb. 16.12.1875 in Krebeck, zum Priester geweiht am 23.3.1901). Derselbe hat zugleich die Pastorierung der Katholiken in Soltau und Visselhövede zu besorgen.
Am 14. April gingen 45 Kinder zur ersten hl. Kommunion.
Am 11. Mai wurde das Richtfest der Kleinkinderbewahranstalt gefeiert.
Da die Zahl der Kinder in der untersten Klasse 95 beträgt, beantragte der Pfarrer bei den Städtischen Kollegien eine weitere Lehrkraft für die katholische Volksschule. Am 18. Mai wurde dem Antrag stattgegeben.
Seite 54 der Chronik, Zeitungsartikel und Abschrift 1901
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die handgeschriebenen Sätze:
In der am Mittwoch, den 19.Dezember, anberaumten Sitzung des Magistrates und des Bürgervorsteherkollegiums kam folgendes zur Verhandlung.
Abschrift des Zeitungsartikels:
Es sind in unserer Stadt 5 katholische Schwestern tätig. Von diesen sind 2 in der Krankenpflege beschäftigt, 2 in der Kleinkinderbewahranstalt und eine hat die Küche zu besorgen. In der Kleinkinderbewahranstalt sind zurzeit etwa 50 nicht schulpflichtige Kinder von früh morgens bis abends 6 Uhr untergebracht, außerdem während der Mittagszeit und nachmittags nach der Schule etwa 20 schulpflichtige Kinder. Sämtliche Kinder erhalten Mittagessen und nachmittags Kaffee. Es ist für sie von den Eltern 50 Pfg. zu zahlen. In besonderen (etwa 20) Fällen erfolgt überhaupt keine Bezahlung. Für die hier wirkenden protestantischen Schwestern hat die Stadt insofern schon gesorgt, dass sie teilweise die Erbau… … des Hauses auf sich genommen hat, außerdem für Unterhaltung einer Schwester 300 Mark ausgesetzt und ferner für die zweite Warteschule erhebliche Zuschüsse geleistet hat. Der Magistrat hat es mit Freuden begrüßt, dass auch hier der katholischen Gemeinde unserer Stadt die segensreiche Wirkung der barmherzigen Schwestern zu Gute kommt, und beantragt ab 1. Januar nächsten Jahres denselben eine jährliche Unterstützung von 500 Mark zu gewähren, was für das laufende Rechnungsjahr (bis 1.April 1901) eine Nachbewilligung von 125 Mark erforderlich macht. Das Bürgervorsteherkollegium stimmt dem Antrage zu, jedoch mit der Beschränkung, dass die Bewilligung nicht ein für allemal geschehen soll, sondern dieselbe vorläufig für dieses und nächstes Jahr geschieht und dann jedes Jahr aufs Neue beantragt werden soll. Dementsprechend wird beschlossen und dann vertraulich verhandelt.“
Seite 55 der Chronik 1901
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 55 der Chronik, der handgeschriebene Text in lateinischer Schrift: 1901
Der Lehrer Löffler, aus …? bei Hildesheim, übernahm die interimistische (= zwischenzeitliche) Verwaltung der neugegründeten Stelle am 15. Juni an. Die Stelle selbst wurde dem Lehramtskandidaten J. Matern aus Braunsberg vom 1. Oktober an verliehen.
Am 4. August fand die kirchliche Benediktion der neuerbauten Warteschule durch den Pfarrer statt.
In der ersten Woche des Monats Juli wurde die von Bildhauer Kustradt in Hildesheim angefertigte neue Kanzel aufgestellt.
(Der hier eingeklebte Zeitungsartikel folgt - vergrößert - auf der nächsten Seite!)
Am 27. September wurde von der Generaloberin als Oberin der hiesigen Niederlassung der Barmherzigen Schwestern die Schwester Ferdinande - bis dahin Oberin in Gieboldehausen - eingeführt. Die bisherige Leiterin, Schwester Valerie, wurde nach Hannover versetzt. Die Minister des Kultus und des Inneren haben auf Antrag des Pfarrers die Errichtung einer Handarbeitsschule seitens der Schwestern genehmigt. Dieselbe soll am 3. November eröffnet werden. Dieserhalb war die Entsendung einer weiteren (6.) Schwester erforderlich.
Die Zahl der Katholiken in hiesiger Stadt beläuft sich nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 auf 3.645. Davon sind 1.837 männlichen und 1.808 weiblichen Geschlechts. Die Gesamtzahl der Einwohner der Stadt beträgt 49.153.
Taufen: 144 (23 aus Mischehen, 23 uneheliche Kinder); Trauungen 33 (6 Mischehen) Beerdigungen. 50 (15 Erwachsene. 2 davon sind nicht versehen, weil plötzlich gestorben) Kommunionen: 2.802.
In der lutherischen Kirche:
Taufen: 1.721 (aus evangelischen Ehen. 1.481; aus Mischehen: 111; unehelich: 129 )
Trauungen: 364; rein lutherisch: 342, gemischt:22
Beerdigungen: 558
Die Barmherzigen Schwestern hatten 620 Tagpflegen und 161 Nachtwachen
Seite 55, der in der Mitte der Seite eingeklebte Zeitungsartikel: 1901
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 55 der Chronik, Abschrift des Zeitungsartikels: 23. 9. 1901
Harburg, 23. September (Katholikenversammlung)
Seitens des Volksvereins für das katholische Deutschland war am gestrigen Abend hierselbst eine Versammlung der katholischen Männer hiesiger Stadt veranstaltet. Nachdem das Versammlungslokal, der Saal des „Goldenen Engel“, fast vollständig von den Männern der hiesigen katholischen Gemeinde gefüllt war, hielt Herr Pfarrer Stolte als Geschäftsführer des Volksvereins, Sektion Harburg, die Eröffnungsansprache, die in einem mit stürmischer Begeisterung aufgenommenen Hoch auf die beiden höchsten Autoritäten in Staat und Kirche, auf Papst und Kaiser, ausklang. Der Herr Redner brachte zum Ausdruck, dass ein guter Katholik auch stets ein guter Staatsbürger sei und sich als solcher von Niemanden übertrumpfen lasse, am allerwenigsten von denen, die den Patriotismus in Erbpacht genommen zu haben glaubten und die die Anhänger der katholischen Zentrumspartei hämischer Weise als „Ultramontane“ zu bezeichnen beliebten. Als das Hoch verklungen, wurde die Papst- und Kaiserhymne gesungen. Hierauf ergriff unter allgemeiner Spannung das Wort der Herr Konsul Nölting, aus Hamburg, der Vizepräsident des Osnabrücker Kirchentages. „Die Katholikenversammlungen und die Pflichten des katholischen Mannes“, so lautete sein Thema. Heute, so führte der Redner aus, wo der Kampf gegen die katholische Kirche wie überhaupt gegen die christliche Religion überall mit den verwerflichsten Mitteln geführt werde, wo Unkenntnis der katholischen Lehren und der Hass gegen unsere heilige Kirche sich die Hand im Kampfe reichten, da sei es unabweisbare Pflicht der katholischen Männer, sich immer enger zusammenzuschließen. Diesen Zusammenschluss zu erreichen sei nicht in letzter Linie der Zweck des Volksvereins für das katholische Deutschland. Freilich sei es kein Kampfverein. Aber nur dann, wenn er auf die katholischen Männer Deutschlands rechnen könne, werde er die sozialen Aufgaben, die sein Gründer ihm gegeben, lösen können. Wie sehr der Redner den Zuhörern aus der Seele gesprochen, bewies der lebhafte Beifall, der seinen Worten folgte.
Der folgende Redner, Herr Redakteur und Arbeitersekretär Gisberts aus Mönchen-Gladbach unterzog alsdann die Bestrebungen des genannten Vereins einer eingehenden Besprechung, erläuterte in hochinteressanter Rede die Ziele, die sich der Volksverein für das Wohl der arbeitenden Klassen gesteckt habe. Als seine vornehmste Aufgabe betrachte er es, die nun einmal bestehende Kluft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern nicht in sozialdemokratischer Weise zu vertiefen, sondern zu überbrücken und den Arbeiter als den wirtschaftlich Schwachen bessere Lebensbedingungen und Gerechtigkeit zu verschaffen. Herr Ohle, Sekretär des Volksbüros in Hamburg, legte nunmehr der Versammlung die Wohlfahrtseinrichtungen des Volksvereins eingehend dar, insbesondere verbreitete er sich über die Krankenkasse und die Erfolge des Büros, das seit seinem zweijährigen Bestehen rund 28.000 Mark als Rente und Unfallrente erstritten habe. Das Schlusswort sprach Herr Pfarrer Stolte, indem er den Rednern des Abends den Dank der Versammlung für die herrlichen und anregenden Worte votierte und den katholischen Männern Harburgs die Worte unseres Hochwürdigen Herrn Oberhirten zurief, die derselbe am letzten Mittwoch an die Katholiken Hannovers richten ließ, dass jeder katholische Mann der Diözese Mitglied des Volksvereins werden müsse. Mit dem katholischen Gruße wurde die Versammlung geschlossen. Fast sämtliche Anwesende, soweit sie nicht bereits Mitglieder des Volksvereins waren, ließen sich in denselben aufnehmen.
Seite 56 der Chronik 1902
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seite 56 der Chronik, der handgeschriebene Text in lateinischer Schrift: 1902
Zu Beginn des neuen Schuljahres, am 7. April, wird der Lehrer Riechers, geboren in Itzum bei Hildesheim, bisher in Sustrum (Osnabrück) in sein Amt eingeführt.
Am 1. März: Eröffnung der elektrischen Straßenbahn Harburg-Hamburg.
Am 6. April werden 50 Kinder zur ersten hl. Kommunion geführt. Am folgenden Tage verlässt Kaplan Neuhaus Harburg und siedelt nach Wilhelmsburg über, um dort als Kaplan zu fungieren und zugleich als Missionar von Soltau, Visselhövede und Umgegend. Da die Kraft eines Geistlichen für die Pastoration Wilhelmsburgs nicht mehr ausreichte, andererseits die Mittel zur Substantation (= zur finanziellen Versorgung) eines 2. Geistlichen nicht zu beschaffen waren, so hatte der Pfarrer beim Bischof den Antrag gestellt, den Missionar von Soltau nach Wilhelmsburg zu entsenden. Kaplan Sorhage rückte an die Stelle des Kaplans Neuhaus. Am 1. Mai wird vom Pfarrer die Kapelle im Neubau des Schwesternhauses benediziert.
Die Herbstferien beginnen bereits am 14. September und werden mit Genehmigung der Regierung auf 3 Wochen ausgedehnt wegen des Erweiterungsbaues des Schulgebäudes auf der Lindenstraße. Derselbe soll auf 12 Klassen ausgebaut werden. Zum 2. Oktober wird der Lehrer Heinrich Balkenholl, der eine Lehrerstelle in Borkum annimmt, aus dem hiesigen Schuldienst entlassen. An seine Stelle tritt der Lehrer Heinrich Sarstedt aus Moritzberg.
Die Opferkasten an den Kirchentüren sind beide in diesem Jahre abgebrochen durch Diebeshand und fortgeschleppt. An ihre Stelle wurden anfangs Oktober neue eiserne angebracht. Am 12. Oktober versuchten Einbrecher im Pfarrhause Beute zu machen.
(Unter diesem Satz ist in der Chronik ein Zeitungsartikel vom 14. Oktober eingeklebt. Siehe Artikel und Abschrift auf der nächsten Seite!)
Der Pfarrer stellte in diesem Jahre den Antrag, dass der Unterricht in der kath. Religion in der Mittelschule und der Töchterschule und am Realgymnasium gehalten würde und die Stadt die Kosten trage. Der Bescheid war seitens des Magistrates vorläufig ein ablehnender. Am 31. Oktober wurde der …
Als Ergänzung siehe
Seite 135: elektrische Straßenbahnen auf dem „Sand“ in Harburg
Seite 135: die „höhere Töchterschule“ in Harburg
[...]
[1] Gelegentlich klebten die Chronisten neben ihre handschriftlichen Aufzeichnungen auch Zeitungsartikel in die Chronik. Leider haben durch den Klebstoff mehrere Seiten der Chronik so schweren Schaden genommen, dass die Digitalisierung und Abschrift dieser Seiten einer „Rettung in letzter Stunde“ gleichkommt.
[2] Die Kirche St. Bonifatius auf der Insel Wilhelmsburg wurde von dem damaligen Generalvikar der Diözese Hildesheim, Hugo, nur benediziert. Die Konsekration hätte nur der Bischof vornehmen können. Bischof Sommerwerk war aber zu dieser Zeit erkrankt. Die Konsekration erfolgte erst im Jahre 1939 durch Bischof Josef-Godehard Machens. Vgl. Krieter, Ulrich, Für die Menschen …, a.a.O., S. 134
[3] Alban Wüstefeld war von 1932 bis 1943 Pfarrer der Kirchengemeinde St. Maria zu Harburg.
[4] Dechant Meyer verließ die Gemeinde St. Maria auf eigenen Wunsch, nachdem ihm von 3 Mitgliedern seines Kirchenvorstandes schwerstes Unrecht angetan worden war. Vgl. dazu die Chronik Bd.1, Seite 44 bis 47. Er zog sich nach Meran in Tirol zurück und starb dort am 7. März des Jahres 1905, im Alter von 70 Jahren.
[5] Den „Magistrat“ bildeten - gemäß dem Harburger Ortsstatut - 1 Bürgermeister (immer ein studierter Jurist) 1 Syndikus (ebenfalls rechtskundig) und 3 Senatoren. Das „Bürgervorsterkollegium“ hatte 12 Mitglieder. Der Sammelbegriff für beide Gremien war „städtische Kollegien“. Vgl. Kausche, Dietrich, Harburg und der süderelbische Raum, Köln 1967, S. 460 ff.
[6] Joseph Mellin wurde erst 1903 zum „Rektor“ ernannt. Seit dem 1.10. 1887 trug er den Titel „Hauptlehrer“. Vgl. Chronik St. Maria, Bd. 1, S. 22 und S. 58
[7] Gemeint ist der ranghöchste katholische Geistliche, d. h. der jeweilige Pfarrer von St. Maria.
[8] impedimentum temporis clausi = Hindernis der geschlossenen Zeit; Verbot von Trauungen in der Zeit vom 1. Adventssonntag bis zum 2. Weihnachtstag und in der Zeit vom Aschermittwoch bis zum Ostersonntag.
[9] Daniel-Wilhelm Sommerwerk, Bischof von Hildesheim von 1871 bis 1905
[10] Der Volksverein für das katholische Deutschland wurde am 24. Oktober 1890 von dem Mönchengladbacher Unternehmer Franz Brandts und dem katholischen Geistlichen Franz Hitze gegründet. Der Verein sollte durch breit angelegte Erwachsenenbildung der sozialdemokratischen Weltanschauung entgegenarbeiten. Der niedrige Jahresbeitrag von 1 Reichsmark förderte das Zustandekommen eines Massenvereins. Auf seinem Höhepunkt, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, hatte er 805.000 Mitglieder und 15.000 ehrenamtliche Helfer. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Volksverein_für_das_katholische_Deutschland
[11] Bernhard Dinkgrefe (1858-1931), damals Pastor von St. Bonifatius in Hbg.-Eimbüttel, wurde später Pfarrer der Katholischen Mariengemeinde in Hamburg.-St. Georg und damit „Pastor primarius“ der „Katholischen Gemeinde Hamburg“. Das war der Dachverband, unter dem alle katholischen Kirchengemeinden Hamburgs zusammengeschlossen waren. Vgl. Holger Wilken, Die katholische Gemeinde in Hamburg vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1963, Phil. Dissertation, Hamburg 1997.
[12] Ein Levitenamt ist eine besonders feierliche Messe, die der Hauptzelebrant feiert, assistiert von 2 Helfern, den Leviten (Diakon und Subdiakon).
[13] Heinrich Denicke (1856-1943) wird 1899 zum Bürgermeister und 1903 zum Oberbürgermeister ernannt. Vgl. Schröter, Gustav, Harburg- Die Geschichte einer deutschen Stadt zwischen Königtum und Diktatur. 1851- 1937, Harburg, 1969
[14] Harburg war Garnisonsstadt, und der jeweilige Pfarrer von St. Maria war der Militärseelsorger für die katholischen Soldaten der Garnison.
[15] Das bischöfliche Konvikt in Hildesheim wurde im Jahre 1859 zur Unterbringung externer Schüler des Bischöflichen Gymnasiums „Josephinum“ eröffnet.
[16] Die städtische Gasanstalt Harburgs war im Jahre 1892 eröffnet worden. Vgl. Kausche, Dietrich, a.a.O., S. 470
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- Ulrich Krieter (Author), 2016, Die Chronik der Kirchengemeinde St. Maria-St. Josef zu Hamburg-Harburg [Band 1 - Teil 2], Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342338
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