Die DaZ-Zusatzqualifizierung war für mich von besonderem Interesse, da das Unterrichten von geflüchteten Menschen eine ganz besondere Professionalität erfordert. Über die nötige Sensibilität und Emphathie im Rahmen meines bisherigen Unterrichts von geflüchteten Menschen verfüge ich. Was mir fehlte war ein "Werkzeugkasten", um letztlich einen qualitativ hochwertigen Unterricht anbieten zu können. Ich bin davon überzeugt, dass ich nach der Zusatzqualifizierung in jedem Fall viel besser "gerüstet" bin. "Fertig ausgebildet" ist man nie. Im täglichen Miteinander mit den Schülerinnen und Schülern werde ich weiterhin hinzulernen.
Kurz zu meiner Arbeit: Bei den von mir zu unterrichtenden Lerngruppen kommt dem Aspekt „Heterogenität und Binnendifferenzierung“ immer wieder große Bedeutung zu. Die Beschäftigung mit diesem Thema im Rahmen der Zusatzqualifizierung war somit sehr interessant und hilfreich für mich.
Teilnehmende meiner Lerngruppen unterscheiden sich hinsichtlich Sprachniveau, Nationalität, Bildungsstand, Lernvorerfahrung, Religion, Sozialisation u. v. m. Wichtig war für mich, mir noch einmal mehr bewusst zu machen, dass Heterogenität in erster Linie nicht als „Leistungsheterogenität“ zu verstehen ist, sondern viele (Lebens-) Bereiche mit einbezieht.
Mehr als zuvor wurde mir bewusst, dass Heterogenität kein Faktor ist, der Lernende und Kurs-leitende belastet und somit zu einer negativen Lernatmosphäre führt, sondern dass vielmehr Lernende in heterogenen Gruppen voneinander lernen können und so von ihrer Heterogenität profitieren. Menschen sind immer unterschiedlich – und somit Menschengruppen nie homogen.
Folglich ist Heterogenität „normal“ und nicht umgekehrt.
I. Unterrichtsfeinplanung 1. Arbeitsblatt
Unterrichtsfeinplanung zu einer auszuwählenden Fertigkeit oder zu kombinierten Fertigkeiten und zu einem auszuwählenden Thema:
Erstellen Sie eine Unterrichtsfeinplanung in Form einer Lehrskizze für eine Unterrichtseinheitvon 90 Minuten zu einem auszuwählenden
Thema:
Unterrichtsfeinplanung zum Thema „Einkaufen für kleineÜberraschungsgeburtstagsfeier (Kursteilnehmer hat Geburtstag)“ für einen Integrationskurs und Analyse des Lehrwerks „Schritte Plus“ unter dem Aspekt der Heterogenität und Binnendifferenzierung.
Zielgruppe:
Heterogener Integrationskurs mit 14 Teilnehmenden; davon 3 Frauen (23, 25 und 28 Jahre) und 11 Männer (zwischen 23 und 42 Jahren), die 6 verschiedenen Nationen angehören. Heterogenität besteht hinsichtlich folgender Determinanten1:
- Kultur und Tradition
- sozioökonomische Situation (Bildung, Beruf, Einkommen, Besitz etc.)
- Sprachniveau und Sprachlernerfahrung, (5 TN < A1, 3 TN = A1, 4 TN = A2, 2 TN = B1)
- Ethnie, Religion (Selbstverständnis, Gemeinschaftsgefühl, muslimisch, christlich)
- Staatsangehörigkeit
- Geschlecht oder Alter
- Lebensauffassungen und Lebensweisen
- Werteprioritäten
- Grad an (Sprach-)Kontakt mit Deutschen
Gruppendynamik:
Auffällig ist, dass trotz Heterogenität der Gruppe hinsichtlich o. g. Faktoren keine bis wenig Rivalität zwischen den Teilnehmenden herrscht. Die wenigen Teilnehmenden mit hohem Bil- dungsstand und guten bis sehr guten deutschen Sprachkenntnissen helfen denen, die in ih- rem Heimatland nur wenig Gelegenheit hatten, „Lernen zu lernen“ und die über deutsche Sprachkenntnisse kleiner gleich A1-Niveau verfügen. Die Atmosphäre im Kurs ist geprägt von Neugierde aufeinander und einem freundlichen Umgang miteinander. Zu Beginn des Kurses sind die Teilnehmer noch ein wenig „verhalten“. Frauen und Männer sitzen getrennt und kom- munizieren wenig miteinander. Mit Fortschreiten des Kurses wächst das Zutrauen zur Gruppe, Teilnehmer wechseln öfter einmal ihre Sitzplätze, Frauen sitzen zwar noch immer beieinander, machen aber ihre „Späße“ mit männlichen Teilnehmenden. Am Ende des Kurses sind sogar die Frauen die, die „den Ton angeben“. Beispielsweise werden männliche Teilnehmende, wenn sie sich während des Unterrichts einmal etwas zu laut unterhalten, „zur Ordnung geru- fen“. Teilnehmende akzeptieren sich in ihrer Unterschiedlichkeit, was einen regen Austausch ermöglicht.
Grundeinstellung der Teilnehmenden:
Die Teilnehmenden sind hochmotiviert und froh darüber, mit dem Integrationskurs die Chance zu bekommen, einen nächsten wichtigen Schritt in den deutschen Arbeitsmarkt bzw. in ein „neues“ Leben in Deutschland machen zu können.
Ihnen ist bewusst, dass sie nur dann eine Chance haben, sich in Deutschland zu integrieren, wenn sie ausreichend deutsch sprechen.
In Bezug auf Herkunftsland, Schul- und Berufsausbildung sowie Berufspraxis setzt sich die Gruppe wie folgt zusammen:
Somalia:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 2
Syrien:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eritrea:
3 Jahre Grundschule (ohne Abschluss)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Pakistan:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Afghanistan:
Studium der Sportwissenschaft (mit Abschluss)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Äthiopien:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unterrichtsmaterial:
Anschauungsmaterial: Pappteller, Plastikgabel, Plastikbecher, Kerze für Geburtstagskuchen Sprechblasenkärtchen,
Lernziel/e:
Teilnehmer lernen, in einer Gruppe zu arbeiten, Absprachen einzuhalten, Aufgabenbereiche zu definieren, Wörter im Zusammenhang mit dem Thema „Geburtstagsparty“ lernen und be- nennen
Lerninhalte:
Gruppenarbeit, Einkaufen, organisieren
II. Unterrichtsfeinplanung
2. Arbeitsblatt
Info vorab:Beim Durchsehen von s. g.„Teilnehmereingangsbögen“fällt mir auf, dass einer der Teilnehmenden zwei Tage zuvor Geburtstag hatte. Als ich ihm nachträglich gratulieren möchte, erzählt er, dass in Afghanistan, seinem Heimatland, Geburtstage nur bei Kindern gefeiert werden und er selbst oftmals gar nicht daran denke, Geburtstag zu haben. In der Pause fragen mich einige Mitteilnehmende, ob wir für Herrn XY nicht eineÜberraschung machen können, damit er auch einmal merkt, dass er Geburtstag hatte. Ich stimme zu, unter der Bedingung, die Organisation derÜberraschung in Form einer Unterrichtseinheit zu machen, so dass Herr XY am Unterricht teilnimmt, ohne etwas zu merken.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 3 4
III. Analyse eines Lehrwerks 1. Arbeitsblatt
Wählen Sie einenAnalyseschwerpunktaus und erläutern Sie,warumSie diesen gewählt haben.
- Heterogenität und Binnendifferenzierung,
- Interkulturelles Lernen oder
- Handlungsorientiertes Lernen
Angesichts der Erfahrungen die ich in den bisher in den von mir unterrichteten Lerngruppen machte, war der bedeutendste Aspekt der der „Heterogenität und Binnendifferenzierung“. Diesen wähle ich deshalb auch als Analyseschwerpunkt.
Allerdings bin ich bin der Ansicht, für einen professionellen, effektiven und lebendigen DaZUnterricht in einem Integrationskurs sollte man keinen der anfangs genannten Aspekte unberücksichtigt lassen.
Gerade für Integrationskurse ist Interkulturelles Lernen ein wichtiger Aspekt des Unterrichts, um eventueller Voreingenommenheit von Teilnehmenden gegenüber fremden Kulturen entgegenzuwirken und um eine gute Basis für erfolgreiche Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Lerngruppe zu schaffen. Je mehr man über die Komponenten, die eine Kultur ausmachen, erfährt (z.B.: Sprache, Rituale, Werte, Denkauffassungen, Lebensstile etc.), desto weniger „verunsichert“ diese und desto offener gelingt die Auseinandersetzung mit ihr und mit beispielsweise „Mitteilnehmenden“ (interkulturell = zwischen Kulturen).
Auch handlungsorientiertes Lernen, sogenanntes „Learning by doing“, ist ein durchaus nütz- liches „Werkzeug“ um Teilnehmende von Integrationskursen mit der deutschen Sprache und mit vielen anderen Aspekten der deutschen Kultur vertraut zu machen. Handlungsorientierter Un- terricht ist ganzheitlich und teilnehmeraktiv. Die Teilnehmenden sollen sowohl auf der Kopf-, der Gefühls- und der Sinnesebene als auch motorisch angesprochen werden. Zu den Unter- richtsmethoden gehören u.a. Gruppen- und Partnerarbeit, Projektunterricht, Rollenspiele u. v. m. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade für Teilnehmende aus Ländern wie So- malia, Eritrea, Äthiopien oder Pakistan, die bisher eher mit Frontalunterricht konfrontiert waren, handlungsorientiertes Lernen eine durchaus wertvolle Erfahrung sein kann, die durch aktives und eigenverantwortliches Agieren zu einem neuen Selbstbewusstsein und zu Selbstständigkeit führt. Hier sind Kursleitende gefordert, gute Motivations- und Überzeugungsarbeit zu leisten.
Meine bisherigen Lerngruppen unterschieden sich hinsichtlich Herkunftsland, Geschlecht, Reli- gion, Bildungsstand, Lernerfahrung, Sprachniveau, Berufserfahrung u.v.m. Im Rahmen dieses Portfolios möchte ich mich eingehend mit dem Aspekt „Heterogenität und Binnendifferenzie- rung“ beschäftigen, um solche heterogenen Lerngruppen im weiteren Verlauf meiner Arbeit mit Zugewanderten kontinuierlich motivieren und fördern zu können. Ich möchte mir hilfreiche Er- kenntnisse erarbeiten, die mich dazu befähigen, mit „wacherem Blick“ auf das, was meine Teil- nehmenden individuell und als Gruppe ausmacht, zu unterrichten. Gleichermaßen möchte ich gerne Unterrichtsmethoden kennenlernen und ausprobieren, die mir ermöglichen, Erfolgserleb- nisse sowohl für „schwache“, „mittelstarke“ als auch für „starke“ Teilnehmende zu schaffen, da- durch Motivation und Zufriedenheit zu steigern und das Unterrichtsniveau zu halten bzw. anzu- heben. Kurz: Mein Ziel ist, größtmöglichen Lernerfolg trotz oder gerade wegen unterschiedlicher (Lern-)voraussetzungen zu schaffen.
[...]
1 Detaillierte Informationen zu Herkunftsland, Schul- und Berufsausbildung und Berufspraxis folgen auf Seite 6 dieser Ausarbeitung
2 TN = Teilnehmerinnen / Teilnehmer
3 KL = Kursleiterin / Kursleiter
4 TN = Teilnehmende
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