Die Erwachsenenbildung steht vor der Herausforderung, extrem heterogen besetzte Sprach- und Integrationskurse zu unterrichten, wobei die Dozenten idealerweise didaktisch und pädagogisch teilnehmerorientiert handeln. Sie treffen auf hochgradig diverse Biographien, die sich im Unterricht durch ein individuelles Lernverhalten ausdrücken.
In der vorliegenden Arbeit wird der Zusammenhang von Migrationserfahrung, Lernverhalten und Vergesellschaftung theoretisch diskutiert und exemplarisch belegt. Anhand der Lebensgeschichte von drei Migrantinnen und Migranten aus einem berufsvorbereitenden Deutschkurs wird gezeigt, dass sich relevante persönliche Einstellungen und analoges Lernverhalten (vor allem) aus der erzählten Biographie ableiten lassen können.
An die Fragestellung knüpfen weitere Aspekte an, die im Laufe der Arbeit gestreift werden: Welche Rolle spielt die Biographizität als Schlüsselkompetenz in Migrationsbiographien? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Erfahrungslernen und Unterrichtslernen? Und kann man Erwachsenenbildung und Deutschunterricht als einen „Vergesellschaftungsmodus“ für Migranten ansehen?
Anfangs werden die aktuell relevanten Metatheorien zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft bzw. Ansätze zur Erklärung von Einstellungen und Verhalten diskutiert. Aus sozialkonstruktivistischer Analyseperspektive wird begründet, warum klassische Erklärungsmodelle anhand von Milieus, Habitus oder Lebenslagen hier nicht sinnvoll sind, um ursächliche Faktoren für heutige Verhaltensweisen in Migrationsbiographien zu identifizieren.
Mit den Erkenntnissen der gegenwärtigen Biographieforschung werden Hypothesen entwickelt, und diese dann anhand eines ausgewerteten autobiographisch-narrativen Gruppeninterviews mit drei Kursteilnehmern und dokumentierten Unterrichtsbeobachtungen als Fallstudie getestet. Am Schluss werden sowohl die Ergebnisse als auch die Vorgehensweise diskutiert, um die epistemischen und methodischen Möglichkeiten und Grenzen der erwachsenenpädagogischen Biographieforschung darzustellen.
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Problemaufriss und Fragestellung
1.2 Vorgehensweise und Literatur
2 Theoretische Grundlagen und Annahmen
2.1 Metatheorien zur Verortung von Individuum und Gesellschaft
2.2 Erwachsenensozialisation, Biografieforschung und Biographizität
2.3 Pädagogische Lerntheorien
2.4 Einstellungen und Lernverhalten
2.5 Hypothesen
3 Design der exemplarischen Fallstudie
3.1 Methode, Sample und Gruppeninterview
3.2 Das Gruppeninterview
3.3 Unterrichtsbeobachtungen
3.4 Auswertung und Ergebnisse
4 Diskussion der Vorgehensweise, Reflexion und Kritik
5 Literatur
5.1 Monographien und Sammelbände
5.2 Fachaufsätze
5.3 Sonstiges
- Arbeit zitieren
- Robert Rädel (Autor:in), 2016, Sozialisation und Bildung in Migrationsbiographien. Lernverhalten- bzw. einstellungsprägende Faktoren und Vergesellschaftungsprozesse im Deutschunterricht für Zugewanderte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341947
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