Dieser Artikel behandelt die moderne und zeitgenössische Ästhetik im deutschen und französischen Wissensschatz über das abendländische Denken. Dieses dient als Orientierung für die brasilianische Kunst und vice versa, was ästhetische Kriterien in der zeitgenössischen Kunst betrifft und um über Innovation und Freiheit nachzudenken.
Erwähnt werden unter anderen die Philosophen und Künstler Marc Jimenez, Oswald de Andrade, Gilberto Freyre, Villa Lobos, Manuel Bandeira, Jorge Amado, Graciliano Ramos, Cândido Portinari, Frans Krajcberg und Claude Molland.
Inhaltsverzeichnis
Tradition und Innovation
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Kurzfassung
Dieser Artikel behandelt die moderne und zeitgenössische Ästhetik im deutschen und französischen Wissensschatz über das abendländische Denken. Dieses dient als Orientierung für die brasilianische Kunst und vice versa, was ästhetische Kriterien in der zeitgenössischen Kunst betrifft und um über Innovation und Freiheit nachzudenken.
Schlüsselbegriffe: Kunstwerke. Bewertung. Innovation.
Abstract
This article is about modern and contemporary aesthetics in German and French knowledge of Western thought as a guide for the Brazilian art and vice versa in the direction of aesthetic criteria in contemporary art to reflect on innovation and freedom.
Keywords : Artwork. Evaluation. Innovation.
Tradition und Innovation
Ausgehend von den Ideen des französischen Philosophen und Ästheten Marc Jimenez der Université Paris 1 (Panthéon-Sorbonne) in seinem Artikel unter dem Titel Capital Canibal[1] (Kannibale Kapital) erwägen wir die moderne brasilianische Kunst. Der Modernismus in Brasilien markierte den Zeitpunkt eines Überganges der ästhetischen Werte gegen Ende des 19. Jahrhunderts, sondern insbesondere ein Bruch mit den Werten, welche die Kunst als europäische Tradition betrachteten und die nun als Referenz des Kolonisators angesehen wurden. Auf der Suche nach einer Kunst mit eigenen Charakterzügen war es damals demzufolge das Bestreben, die landeseigenen Werte Brasiliens hervorzuheben. Ursprünglich führt uns das Wort „Canibal“ (Kannibale) im Titel des Artikels in Richtung der Anthropophagie – Movimento Antropofágico (die anthropophagische Bewegung) – die ja, im Verfahren der Bewegungen der Moderne wie sie in Europa geschahen, eine brasilianische Identität suchte. Seitens einer kleinen Gruppe von Künstlern und Intellektuellen war man bemüht, eine Bewegung der Moderne zu schaffen, die in der Kultur des brasilianischen Volkes lag was im Jahr 1928 die moderne Kunst in Brasilien mit dem Manifesto Antroposófico (Anthropophagisches Manifest) von Oswald de Andrade kennzeichnete, für die das Gemälde Abaporu von Tarsila do Amaral symbolisch ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Tarsila do Amaral, Abaporu, 1928.
Ölgemälde auf Leinwand 85 x 73 cm. Fundación Costantini, Argentinien.
Die Idee der Anthropophagie war es, alles zu benutzen, was in Brasilien eigenständig ist, ohne europäische ästhetische Einflüsse, und so die brasilianische Produktion der Kunst zu einer eigenen Identität und damit zur Freiheit der Schöpfung und zum Ausgleich zwischen nationalen und internationalen Eigenheiten zu führen.
Dem sogenannten Übergang der brasilianischen Kunst sei noch eine Bemerkung vom brasilianischen Anthropologen Gilberto Freire über diejenigen Künstler, die im Sinne der Modernisierung mitwirkten, beigefügt: Vom Ideal der Freiheit im Sinne der Innovationen zwischen Form und Inhalt ohne Bruch mit der europäischen Tradition hebt Gilberto Freyre die Modernisierung der brasilianischen Kunst durch die – laut seinen Angaben – „Modernisierenden, aber nicht Modernisten“[2] ab, indem er zeigt, dass die Bewegung der sogenannten „Modernen“ nicht dem Verfahren der Modernisierung der Kunst in Brasilien entspricht, sondern vielmehr der Musik von Villa Lobos, der sich als Anhänger von Johann Sebastian Bach mit seiner brasilianischen Musik als revolutionär und eigenständig zeigte. In der Poesie hat Manuel Bandeira die Ausdrucksformen der portugiesischen Sprache verändert und damit einen merklichen Einfluss auf die Literatur von Jorge Amado und Graciliano Ramos ausgeübt. In der Malerei waren die Werke von Cândido Portinari in der eigentlichen brasilianischen, politischen und sozialen Szenerie wichtig, insbesondere Werke, die so ausgeprägt kulturelle Mischungen des Landes zeigen wie A criança morta (das tote Kind) und Os retirantes (die Vertriebenen) und ganz besonders Guerra e Paz (Krieg und Frieden), ein Gemälde, das der UNO 1956 für ihren Sitz in New York gespendet wurde.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Guerra e Paz (Krieg und Frieden), 1952 - 1956
Ölgemälde auf Holz, 1400 x 1058 cm
Es sind repräsentative Namen einer modernisierten Kunst, fern der Sorge um eine „Modernisierung“, die tatsächliche Innovationen brachte. Jedoch sind sie auch heute in Bezug auf die Kunst der Gegenwart gültig, selbst wenn nur an ihre Anhänger im Bereich der Kunst gedacht wird.
Bei einem Rückblick auf diese Zeit der brasilianischen Kunst, und von diesem zum Gegenwärtigen kommend, ist an die Betrachtungen des Professors an der Sorbonne Jimenez in seinem Artikel „Capital Canibal“ (Kannibale Kapital) zu denken, in dem das Risiko aufgezeigt wurde, das die brasilianische Kunst einging, indem sie sich dem Zwang des internationalen Marktes und damit einer Invasion der Werte beugte. Dies war eine Kunst für den Markt mit einem internationalen Standard doch ohne Identität, zum Schaden einer Kunst, die sich auf den Nativismus als brasilianische Identität gründete. In anderen Worten: Das Kapital hat die Kunst verbraucht. Trotzdem gibt es viele Produktionen für das Publikum, die imaginäre Universen hervorbringen. Demzufolge ist es nötig, darüber nachzudenken, was das für die Gesamtheit angesichts des Kunstkompasses[3], eines jährlichen Rankings der gefragtesten Künstler der Gegenwart, bedeutet und was man von den Einflüssen der internationalen Darbietungen auf der Suche nach Innovationen denkt. In dieser Weise stellt die kulturelle Produktion mittels Übertragungstechniken die Elemente, um der Kunst die ästhetische Unterscheidung zu ermöglichen, nicht nur für Modelle und neue Begriffe, sondern insbesondere zwischen traditionellen Idealen und denen der Vorhut im Sinne der Innovationen. Die Informations- und Kommunikationstechnologie soll für die Bildung der Umwelt und als Ausdrucksform oder aber eigene Kommunikationssprache im pragmatischen Sinn der Sprachen für Kunst und Technologie verantwortlich sein.
Für die Analyse einer Kunst der Gegenwart ist es wichtig, die Übertragung der analogen Technologie auf das Digitalsystem in ihren ästhetischen Aspekten zu berücksichtigen. Der Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert weist bezüglich der Kunst auf eine Krise und auf das Fehlen eines Sinnes wie in den vorherigen Ideologien hin. Weiter ist in dieser Zeit der Mangel an ästhetischen Kriterien zu berücksichtigen, die sich jedoch weiterhin verstärkt in den Theorien der analytischen Philosophie[4] halten und pragmatisch und funktionell für die schöpferischen Verfahren der universellen Kunst sind.
Demzufolge wird die Innovation bezüglich der Produktionstechniken der realen digitalen Zusammenhänge der Schnittstellen durch grafische und dynamische Darstellungen gezeigt, dies insbesondere durch die übermittelte Darstellung, die als Bild zu betrachten ist, die grenzüberschreitend dem Einfallsvermögen freien Zugang zur Schöpfung bietet. Damit wird nicht nur unmittelbare soziale Umwelt durch die Innovation geschaffen, sondern auch Erwartungen an andere Momente. In dieser Weise kann uns die Stärke des Wunsches zu allen möglichen positiven Potenzen führen und nur in diesem Moment, in der Gegenwart, ergibt sich eine konkrete Wirklichkeit als Energie, bestimmt durch die Innovation. Jedoch wird mit der Zeit alle Vorstellung der Innovation von den Ideen der Vervollkommnung abgeschwächt. Das zeigt sich schon beständig in den vielen Produktionstechniken. Diese Vorstellungen der Innovation werden Illusionen in der Gegenwart und selbst viel später können sie als Wirklichkeiten der Vergangenheit betrachtet werden.
Einerseits gilt es, eine komplexe und faszinierende Angelegenheit zu berücksichtigen: die Beziehungen zwischen Emotion und Kunst, sowohl im Ausdruck als auch in der Bedeutung und im Ideal der Freiheit. Andererseits, kann man dies mit allem verbinden, wodurch die Kunst die Schönheit und ihr Gegenteil langfristig (long term) anzuziehen vermag , besonders, wenn wir an die Macht der Natur denken, mit der Freiheit und dem Erhabenen. Hier ist an das Werk des polnisch-brasilianischen Künstlers Frans Krajcberg zu denken.
Nachdem Frans Krajcberg jedoch die Gräuel des Krieges erlebte (1938-1945), studierte er an der Akademie der Schönen Künste in Stuttgart und wurde vom Bauhaus und den Bewegungen der Kunst der Moderne in Europa beeinflusst. Er war in Paris, wanderte 1948 nach Brasilien aus und nahm 1957 die brasilianische Staatsangehörigkeit an. Seitdem befassen sich seine Werke mit den Gräueltaten, zu denen Menschen fähig sind. So hebt er den Wert und die Kraft der Natur über die unmittelbaren und kommerziellen Werte, die zur Zerstörung der menschlichen Natur führen. Nachdem er sich derartig sozialen und umweltschützenden Angelegenheiten widmet, sind seine Werke auf die Schaffung eines Ausgleiches zwischen Mensch und Natur ausgerichtet und denunzieren vor allem die Unfähigkeit der künstlerischen Schöpfung im 21. Jahrhundert, diese von der Globalisierung der Kulturen und der Wirtschaft niedergemetzelte Kunst, die ihren Sinn durch Spekulation und gekünstelte Werte verliert. Was in letzter Zeit seine Kunst drastisch hervorhebt, bezieht sich auf den Kunstmarkt und auf das Warnsignal, damit die Kunst zurückfinde zur Natur, Harmonie und Berechtigung der Schöpfung, zu einer Führung zu Freiheit, Würde und Achtung. So bekräftigte man die Freiheit mit der Veröffentlichung des Nouveau manifeste du Naturalisme intégral (Neues Manifest des integralen Naturalismus) von Frans Krajcberg und Claude Molland vom 1. Januar 2013 in Paris, das dem Manifesto do Rio Negro (Manifest des Schwarzen Flusses) von Pierre Restany aus dem Jahr 1978 hinzuzuzählen ist.
Tatsächlich drückt das Werk von Krajcberg – in den Bildern mit Wiederverwendung der Bäume verwüsteter Wälder am Amazonas und aus dem Pantanal do Mato Grosso oder anderem Material der Natur – die Wiederbelebung einer „abgestorbenen Natur“ (von Menschen verursacht) aus und erinnert daran, wie entscheidend die Natur für den Ursprung des Lebens ist, in der Fragestellung zu den Grenzen und der Passivität der menschlichen Natur angesichts der eigenen Zerstörung.
Dabei ist die ausdrückliche Forderung von Frans Krajcberg und Claude Molland im Sinne einer totalen Verschiedenheit der Ausdrücke und Freiheit der integralen Schöpfung der Kunst in den Produktionen und Projekten der Zivilisation hervorzuheben. Unter den vielen Beschlüssen, die seitens des Nouveau manifeste du Naturalisme intégral gegeben wurden, gilt das Augenmerk vor allem Folgendem: die Begeisterung der Personen zu schüren, die bereits zur Vorhut gehören und die die großen technischen und städtischen Veränderungen, die Eroberung der Bürgerrechte, die Freiheit und die Entwicklung des Bildes begannen. Dem wissenschaftlichen Naturalismus ist ein poetisches Ausmaß zu geben und ihm sind die Dienste der gegenwärtigen Technologien beizufügen, die das Blickfeld der Welt erweitern und einzeln betrachten, dabei großartig die Schönheit in allen Dimensionen zeigen und in Bildern und Formen der Kunst die Vielfältigkeit der Einfälle der Natur verwirklichen, um sie zu zeigen, sich von ihnen als Modelle für die Schaffung
[...]
[1] Jimenez, Marc – Capital canibal – Übersetzerin Christiane Wagner (Artikel), französisch–portugiesisch, Zeitschrift ARTE Brasileira, Ausgabe 19, am 10. Juni 2013 veröffentlicht. Erhältlich unter: http://brasileiros.com.br/2013/06/capital-canibal/.
[2] Freyre, Gilberto. Modos de homem e modas de mulher. São Paulo: Global 2009, S. 92.
[3] Der Kunstkompass erschien von 1970 bis 2007 für die Zeitschrift Capital und seit April 2015 beim Magazin Weltkunst.
[4] Die von Nelson Goodman entwickelten Theorien in Languages of Art (1968), Ernst Gombrichs Art and Illusion (1960) und Richard Wollheims Art and Its Objects (1968) stellen eine grundlegende Wende zu künstlerischen Themen im analytischen Ansatz in der angloamerikanischen Philosophie dar.
- Quote paper
- Dr. Christiane Wagner (Author), 2016, Kunstwerke der Neuen Welt: Zeitgenössische brasilianische Kunst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340589
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