In dieser Arbeit soll auf die Frage nach der Relevanz der Geschehnisse im „Dritten Reich“ für die heutige Lebenswelt der Kinder und den Sinn der Thematisierung im Unterricht eingegangen werden. Die schulische Vermittlung des Holocaust ist das Produkt der gesellschaftlichen Diskussion der letzten vier Jahrzehnte. Im Zusammenhang mit der bildungspolitischen Reformbewegung haben drei Tendenzen die Deutschdidaktik bestimmt: die engere Verknüpfung mit der Fachwissenschaft, die Übernahme der Lernzieltheorie und die Orientierung an gesellschaftlichen Fragestellungen.
Die vorliegende Arbeit folgt der These, dass der Vermittlung zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur nach 1945 eine bedeutende Funktion in Hinblick auf die Ich- Findung der SuS zukommt. Zentral für die Behandlung zeitgenössischer Themen ist es, das Wissen über die Vergangenheit für die eigene Gegenwart brauchbar zu machen.
Im Zeitalter der neuen Verbreitungsmedien befinden wir uns in zweifacher Hinsicht in einem Epochenumbruch der Erinnerungskultur. Zum einen sind durch die vielzähligen Reproduktionstechniken und Vervielfältigungsmöglichkeiten unzählbare Zeugnisse für jeden frei verfügbar; zum anderen aber, weil sich die Chance dieser personalen Begegnung mit Zeit-zeugen des Holocaust als ‚lebendige’ Geschichte immer seltener bietet, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie wir als Nachgeborene des Holocaust Vergangenheit erinnern.
Den wichtigsten Beitrag zum Wandel des kulturellen Gedächtnisses leistet Jan Assmann in seiner Monographie „Das kulturelle Gedächtnis- Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen“, die 1997 erschienen ist. Das kulturelle Gedächtnis stabilisiert sich in Erinnerungsfiguren, die als epochale Wissensspeicher in die Gegenwart transportiert werden. Hierzu hat Aleida Assmann 1999 das Werk „Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses“ veröffentlicht, das beleuchten soll, wie die Erinnerungen einer Gesellschaft, Nation oder Gruppe über Generationen, mithilfe der in jeder Epoche zur Verfügung stehenden Mittel tradiert werden. Der Konstruktion von Identität kommt hierbei eine zentrale Funktion zu.
Exemplarisch für die Analyse der Erinnerungsfiguren und -räume in der zeitgeschichtlichen KJL soll „der gelbe Vogel“ von Myron Levoy dazu dienen, den Ausgangszustand der Protagonistin Naomi aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu erklären.
Inhalt
1. Einleitung
2. Gedächtnis und Erinnerung
2.1 Kulturelles Gedächtnis
2.2 individuelles und kollektives Gedächtnis
2.3. Trauma
3. Der „gelbe Vogel“- Vergangenheitsbewältigung und Identitätsbildung
3.1. Inhalt
3.2 Vergangenheitsbewältigung und Trauma als Hauptmotiv des „gelben Vogels“
3.3. Identität
4. Didaktik der zeitgeschichtlichen KJL
4.1. Der zeitgeschichtliche Adoleszenzroman und seine Verankerung im Kernlehrplan der Sek I für Realschulen in NRW am Beispiel des „gelben Vogels“
4.2 Unterrichtsvorhaben
4.3 Unterrichtsreihe – Tabellarische Darstellung der geplanten Unterrichtsreihe/ des Unterrichtsvorhabens
4.4 Reflexion der Unterrichtsreihe
5. Schlussbetrachtungen:
6. Literatur
- Citation du texte
- Inga Mueller (Auteur), 2015, Das kulturelle Gedächtnis in der Kinder- und Jugendliteratur. Sprachliche Narben in Myron Lewoys "Der gelbe Vogel", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339283
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