Wirtschaftlicher Strukturwandel, dessen örtliche Auswirkungen und demografische Entwicklungsprozesse, stellen die Stadtentwicklung in Deutschland vor eine neue Herausforderung. Während in den neuen Bundesländern ein akuter Handlungsdruck wegen rückläufiger Bevölkerungszahlen und hoher Arbeitslosigkeit Sofortmaßnahmen erfordert, ergeben sich in einzelnen Städten und Gemeinden der alten Bundesländer erste Anzeichen eines langfristigen Wandels der Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur. Bund und Länder reagieren mit Förderplänen. Im bis zum Jahre 2009 laufendem Programm „Stadtumbau Ost sind rund 160 Mio. Euro pro Jahr für den Abriss und Umbau leer stehender Wohnungen vorgesehen. Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2009 circa ein drittel des Leerstandes vom Markt zu nehmen
Das Stadtumbauprogramm West begann im Jahr 2004 auf Forderungen von Vertretern der alten Bundesländer. Der Bund stellt für Regionen, die ähnliche Strukturschwächen aufweisen wie der östliche Teil der Republik, 40 Mio. Euro zur Verfügung. Ziel ist es, lokale Wohnungsleerstände sowie zunehmende Kapazitätsprobleme im Infrastrukturbereich auszugleichen. Stadtumbau Ost ist nicht Stadtumbau West. Die desolate finanzielle Situation ostdeutscher Kommunen, Abwanderung, Vergreisung und weitere Faktoren führen dazu, dass der Stadtumbau im Osten Deutschlands vor allem als Stadtrückbau zu verstehen ist. Diese Arbeit befasst sich mit den Ursachen und Auswirkungen der Stadtentwicklung. Der Focus liegt dabei auf der Entwicklung in den neuen Bundesländern. Am Beispiel von Frankfurt (Oder) soll konkret der Stadtumbau und dessen Folgen skizziert werden. Der Erfolg und die Akzeptanz solcher Umbaustrategien werden davon abhängen, ob dieser Wandel nicht als Verlust, sondern als Gewinn von Lebensqualität und örtlicher Attraktivität vermittelbar und erkennbar ist. Ein Blick auf die Einwohnerstrukturen und Erfahrungsberichte der Stadtverwaltung widmen sich dieser Frage im Abschluss. Der Arbeit liegen neben allgemeiner Literatur zum Thema vor allem Berichte aus Fachzeitschriften sowie Beschlüsse und Dokumente der Stadt Frankfurt (Oder ) zu Grunde.
Gliederung
Einleitung
I. Wandel deutscher Städte
II. Urbanisierung contra Verödung
III. Soziale Stadt
IV. Projekt „ Soziale Stadt“
V. Schrumpfende Städte
VI. Frankfurt (Oder)
1. Städtebauliche Strukturen
2. Neuberesinchen
3. Umbau und Bevölkerung
VII. Resümee
VIII. Literatur
Anhang
- Alterstruktur Frankfurt ( Oder)
- Bevölkerungsprognosen Frankfurt (Oder)
- Entwicklung Bevölkerung und Wohnungsleerstand Frankfurt (Oder)
Einleitung
Wirtschaftlicher Strukturwandel, dessen örtliche Auswirkungen und demografische Entwicklungsprozesse, stellen die Stadtentwicklung in Deutschland vor eine neue Herausforderung. Während in den neuen Bundesländern ein akuter Handlungsdruck wegen rückläufiger Bevölkerungszahlen und hoher Arbeitslosigkeit Sofortmaßnahmen erfordert, ergeben sich in einzelnen Städten und Gemeinden der alten Bundesländer erste Anzeichen eines langfristigen Wandels der Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur. Bund und Länder reagieren mit Förderplänen.
Im bis zum Jahre 2009 laufendem Programm „Stadtumbau Ost sind rund 160 Mio. Euro pro Jahr für den Abriss und Umbau leer stehender Wohnungen vorgesehen. Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2009 circa ein drittel des Leerstandes vom Markt zu nehmen
Das Stadtumbauprogramm West begann im Jahr 2004 auf Forderungen von Vertretern der alten Bundesländer. Der Bund stellt für Regionen, die ähnliche Strukturschwächen aufweisen wie der östliche Teil der Republik, 40 Mio. Euro zur Verfügung. Ziel ist es, lokale Wohnungsleerstände sowie zunehmende Kapazitätsprobleme im Infrastrukturbereich auszugleichen.
Stadtumbau Ost ist nicht Stadtumbau West. Die desolate finanzielle Situation ostdeutscher Kommunen, Abwanderung, Vergreisung und weitere Faktoren führen dazu, dass der Stadtumbau im Osten Deutschlands vor allem als Stadtrückbau zu verstehen ist. Diese Arbeit befasst sich mit den Ursachen und Auswirkungen der Stadtentwicklung. Der Focus liegt dabei auf der Entwicklung in den neuen Bundesländern. Am Beispiel von Frankfurt (Oder) soll konkret der Stadtumbau und dessen Folgen skizziert werden. Der Erfolg und die Akzeptanz solcher Umbaustrategien werden davon abhängen, ob dieser Wandel nicht als Verlust, sondern als Gewinn von Lebensqualität und örtlicher Attraktivität vermittelbar und erkennbar ist. Ein Blick auf die Einwohnerstrukturen und Erfahrungsberichte der Stadtverwaltung widmen sich dieser Frage im Abschluss. Der Arbeit liegen neben allgemeiner Literatur zum Thema vor allem Berichte aus Fachzeitschriften sowie Beschlüsse und Dokumente der Stadt Frankfurt (Oder ) zu Grunde.
I. Wandel deutscher Städte
Die Stadt- und Strukturplanung durchlebt im gesamten Bundesgebiet eine Neuformierung. Im Zuge einer sich globalisierenden Gesellschaft sehen sich Regierungen vieler Staaten genötigt, bestehende Konstellation zwischen Bürger, Staat und Markt zu reformieren, um weltweit konkurrenzfähig zu bleiben. In Deutschland zeichnet sich in diesem Zusammenhang vor allem ein Einschnitt an sozialen Rechten ab, zugunsten einer neoliberalen Betonung der Freiheit des Marktes.
Mit Beginn der neunziger Jahre erfasst die internationale Diskussion über „Exklusion“ und einer sich entwickelnden „underclass“ in den Städten auch Deutschland. Bezugspunkt bilden vor allem die Großstädte, in denen eine gesellschaftliche Spaltung konstatiert wird. Walter Siebel beschreibt sechs Trends die dazu führen, dass geläufige Maßnahmen zur Stadterneuerung nicht mehr wirken (können)[1]. Der ökonomische Strukturwandel sowie der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft führt zu einer neuen, stärkeren Differenzierung in puncto Arbeitsplatzsicherheit, Einkommen etc. Hinzu kommt eine Spaltung des Arbeitsmarktes zwischen jenen innerhalb des Beschäftigungssystems und jenen die dauerhaft ausgegrenzt- langzeitarbeitslos sind. Des weiteren nennt Siebel einen Wandel der Lebensweise, insbesondere die Integration der Frau in das Beschäftigungssystem, die Polarisierung der Wohnungsversorgung, vor allem hervorgerufen durch den verringerten Bestand an Billigwohnungen und einem negativen Zustand vorhandener Sozialwohnungen. Die Zuwanderung, Deregulierung durch unproportionale Ausdünnung sozialer Leistungen sowie eine Konzentration der Negativtrends auf Großstädte beschließen Siebels Ausführungen.
Mit dem Wegfall der Systemkonkurrenz durch die deutsch- deutsche Einigung und eine fortschreitende Globalisierung, ergeben sich für die Stadtentwicklung neue Herausforderungen.
Vor dem Hintergrund des verfassungsrechtlich verankertem Subsidiaritätsprinzips unterliegt den Gemeinden die Verantwortung für die ausgewogene Gestaltung lokaler Lebensbedingungen. Die Prinzipien dieses Konzeptes sehen für die Kommunen zwei Aufgaben vor: zum einen die traditionelle Fürsorge der Bürger als Gewährleistung materieller Sicherung in Form einer Grundsicherung und zum anderen die Sicherstellung von stationärer, teilstationärer oder ambulanter Hilfe für unterschiedliche Bedarfssituationen. Die von Siebel angesprochenen Trends charakterisieren treffend den sich derzeit vollziehenden sozioökonomischen Strukturwandel. Die Aufgabenerfüllung der Gemeinden erweist sich zunehmend problematisch. Die politisch-administrative Doppelstruktur des Sozialstaates gerät in Bedrängnis. Das Zusammenspiel von kommunaler und staatlicher Ebene in Bereichen wie etwa Arbeitsmarkt-, Wohnungsbau- oder Sozialpolitik krankt unter dem Wandel. Die Städte leiden verstärkt unter den Kosten zentralstaatlicher Probleme (Bsp. Langzeitarbeitslosigkeit). Zwischen Bund und Gemeinden hat sich eine negative Arbeitsteilung zu Lasten der Gemeinden etabliert. Walter Hanesch erkennt hierin eine Polarisierung der Regionen und Kommunen. Dabei werden zukünftig Gemeinden von andauerndem Wachstum, Gemeinden mit fortwährendem Schrumpfungsprozess gegenüberstehen.[2]
II. Urbanisierung contra Verödung
Urbanität- Ausdruck der städtischen Lebensweise durchlebt ein stetigen Wandel. Was jeweils die urbane Lebensweise charakterisiert, kann nur bezogen auf eine bestimmte Dimensionen und auch historische Epochen und Gesellschaftsform beschrieben. So versteht sich der Begriff zum einen als Maßstab für den Besiedlungsgrad und die Bebautheit eines Gebietes- also als demografisch- architektonische Dimension. Zum anderen bietet Urbanität aber auch Aufschluss über die Lebensweise (moralische/politische Dimension) sowie über das soziologische Verständnis der Bewohner.
Das 19. Jahrhundert war entscheidend für die Verstädterungsgeschichte in Europa. Mit der Etablierung des Sozialstaates und der Durchsetzung von einer kapitalistischen Produktionsweise verliert der Gegensatz von Stadt und Land seine gesellschaftliche Sprengkraft. Die Stadt versteht sich nun nicht mehr als besonderer Ort sondern vielmehr als Zentrum. Was als urbane Lebensweise beschrieben wird ist der moderne Sozialcharakter und nicht mehr eine besondere Lebensart die auf eine besondere Gesellschaft verweist.
Im 20.Jahrhundert entwickelte sich die Stadt immer mehr auch zum Ort der Vereinsamung, Vermassung. Zum Ort des krassen Gegensatzes von arm und reich. Vor allem in europäischen Großstädten entfalte sich die Doppelzüngigkeit der Urbanisierung, getragen von einer rasanten industriellen Entwicklung, meist durch den Zuzug von Fremden. So zeigt sich die Stadt einerseits als Ort extremer Individualisierung und hoher ökonomischer wie kultureller Produktivität und andererseits steht sie für die Gefahr des Absturzes, persönlicher Katastrophen. Anonymität, Gleichgültigkeit und Unübersichtlichkeit verhindern die soziale Integration lauter Fremder in eine Stadtgesellschaft.
In Debatten über die gegenwärtige Großstadtentwicklung in Deutschland erklingt bereits seit einigen Jahrzehnten die Befürchtung, Stadtluft mache nicht mehr frei sondern krank.[3]
Deutschland ist wie die meisten westlichen Länder gekennzeichnet durch eine Suburbanisierung. Eine Studie der OECD zur Stadtentwicklungspolitik in Deutschland weist Wanderungsströme auf. Demnach vollzieht sich in den Ballungsgebieten ein Bevölkerungsverlust in den Stadtzentren, der wiederum durch Zuwanderer aus anderen Gebieten Deutschlands und durch Ausländer kompensiert wird. Demnach bleibt die äußere Struktur der Ballungsgebiete intakt, aber die soziale Form verändert sich. Familien mit Kindern ziehen aus den Stadtzentren in umgebende Gemeinden, während junge Leute sich in den Innenstädten ansiedeln. Ursache hierfür kann eine zunehmende Attraktivität des ländlichen Lebens sein. Eine Reaktion auf wachsende Industrieansiedlung, Luftverschmutzung und Stress. Aber auch steigende Zuwandererzahlen und eine damit verbundene „Ghettoentwicklung“ geben Anlass für Suburbanisierung.[4] Das Ergebnis ist eine Fragmentierung der Städte die anhalten wird. Attraktivitätsgewinne der Umlandbereiche und Preisunterschiede zwischen Stadtzentrum und Stadtrand forcieren die Abwanderung, nicht nur von Familien sondern auch von Unternehmen.
Die Integration der Zuwanderer stellt die Städte vor eine große Herausforderung. Das wichtigste Integrationsinstrument, der Arbeitsmarkt, hat versagt. Den Migranten droht eine dauerhafte Ausgrenzung.
Die Gesellschaft erfährt eine neue Qualität der Spaltung. Das Zerwürfnis zwischen „Oben“ und „Unten“ entwickelt sich zu einem Bruch zwischen „Drinnen“ und „ Draußen“.[5] Mit der Frage nach der sozialen Integration der Stadtgesellschaft offenbart sich ein Phänomen- die Segregation. Besonders in den großen Industriestädten erwachsen verschieden Funktionsbereiche. Die Innenstädte werden dichter bebaut und reichern sich mit Geschäften, Verwaltungsstellen und Banken an. Gleichzeitig verlässt ein Teil der Bevölkerung die neue City. Im Stadtgebiet vollzieht sich eine Entmischung der Wohnbevölkerung. Das Phänomen der Segregation, wonach jede Gruppe ein anderes Territorium in der Stadt besetzt hält, kann die Integration der Individuen erleichtern und das gesellschaftliche Konfliktniveau senken[6]. Das Beispiel der amerikanischen Stadt zeigt, dass mittels räumlicher Segregation Migranten das Ankommen in der Stadt erleichtert werden kann, sowohl kulturell als auch auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings schlägt sich in der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts weniger die freiwillige Segregation nach Lebensstilen und Kulturen nieder, als der Zwang von Diskriminierung und Armut. Die Lebensstile der Mittelschichten laufen zunehmend darauf hinaus, sich abzugrenzen und sich nicht mehr „problematischen Bevölkerungsgruppen“ auszusetzen. Dazu gehören aus ihrer Sicht Ausländer und Sozialhilfeempfänger. Diese werden in spezielle Quartiere gedrängt, denn eine Entspannung des Wohnungsmarktes ermöglicht der Mittel- und Oberschicht einen hinreichende Vielfalt „ansprechenden“ Wohnraumes.
III. Soziale Stadt
Das Leitziel kommunaler Sozialpolitik ist die Idee einer sozial-räumlich durchmischten Stadt an Stelle von Segregation.
Was kennzeichnet eine solche soziale Stadt? Hauptsächlich soziale Elemente innerhalb der Stadt und das soziale Potenzial durch den Bürger. Gemeinnützige Einrichtungen von Kindergärten bis hin zu Museen, Kinos etc. sind ebenso Voraussetzung, wie spezielle städtebauliche und infrastrukturelle Gegebenheiten (ÖPNV, Grünflächen, Plätze, Straßenreinigung u.a.), in angemessener Anzahl. Hinzu kommen institutionelle und lebensweltliche Handlungsstrukturen wie Vereine, Kirchen aber auch Investoren, Gewerbestandorte sowie Programme zur sozialen Stadtentwicklung und Regulationsmechanismen in Form von Gesetzen und Verordnungen ebenso wie ein kulturelles Bewusstsein für zum Beispiel Tradition und Geschichte sind für die soziale Stadt elementar. Die Entfaltung und Entwicklung von sozialem Kapital ist eine wesentliche Ressource. Das bedeutet, die Einbeziehung der Bürger, die mit ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten die Stadtentwicklung beeinflussen können. Dabei ist das konkrete Handeln gleichermaßen essentiell wie die Kommunikation in Form von Alltagsgesprächen oder die Diskussion auf Stadtteilkonferenzen.[7]
Das Leitziel kann vielerorts als gescheitert betrachtet werden. Deshalb unterzieht sich jetzt vor allem in den ostdeutschen Städten ein Umdenken. Abwanderung, Verarmung, Massenarbeitslosigkeit, soziale Polarisierung, Segregation und Schrumpfung veranlassen die Kommunen und auch den Bund zu neuen Strategien.
Die Krise der (ost)deutschen Städte ist keineswegs als unvorhersehbar einzustufen. Tendenzen zum Wandel zeigen sich bereits etliche Jahrzehnte zuvor, Gesamtdeutschland betreffend. Die Wiedervereinigung 1990 forcierte den Umbruch. Das lange Ausbleiben tiefgreifender politischen Maßnahmen führt zu dem rapiden Abwärtstrend, in dem sich die ostdeutsche Stadt heute befindet. Erst Ende der 90er Jahre rückt die Angelegenheit auch auf die Agenda des Bundes. Mit einigen Projekten soll der Versuch gestartet werden, einen erfolgreiche Stadterneuerungspolitik zu betreiben.
IV. Projekt „Soziale Stadt“
Das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ rückt den Menschen in das Betrachtungszentrum. Die soziale Problematik wurde in der Stadterneuerungspolitik länger diskutiert, fand aber nie praktische Bedeutung. Der Bau in seinen Facetten ( Neubau, Umbau) stand ganz eindeutig im Vordergrund der Sanierungskonzepte. Menschliche Interessen fanden wenig Rücksichtsnahme. Aber schon Augustinus konstatierte um 400 n.Chr., dass Städte nicht aus Häusern und Straßen bestehen, sondern aus Menschen und Hoffnungen.[8] Diese scheinbar vergessenen Einsicht bildet die Philosophie des 1996 entstandenen Programms. Im Mittelpunkt stehen „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“, geprägt durch hohe Arbeitslosenquoten, Einkommensschwäche, mangelnde wirtschaftliche und kulturelle Aktivitäten, selektive Abwanderungen. Dabei wird die Segregation als Hauptproblematik aufgegriffen. Dieser Handlungsansatz ist sowohl in Groß- als auch in Kleinstädten gegeben. Das Projekt bindet sich folglich nicht an Einwohnerzahlen. Derzeit existieren in Deutschland über 300 Programmgebiete. Sechzehn- in jedem Bundesland eine Stadt- werden als Modellgebiete vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) betreut. Dessen Tätigkeitsbereiche reichen vom Erfahrungsaustausch über ein bundesweites Netzwerk zum Programm „Soziale Stadt“ bis hin zur direkten Unterstützung und Aktivierung der Bevölkerung vor Ort. Als primäres Ziel gilt, es die Abwärtsspirale in den benachteiligten Gebieten zu stoppen und eine positive, selbsttragende Entwicklung einzuleiten. Konkrete Handlungsfelder eröffnen sich unter anderem in den Sektoren:[9]
- Beschäftigung, Qualifizierung und Ausbildung
- Schulen und Bildung im Stadtteil,
- Gesundheit, Umwelt, Verkehr
- soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur
- Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen im Stadtteil
- Befähigung, Artikulation, politische Partizipation
- Image und Öffentlichkeitsarbeit
Entscheidend für die Realisierung sind verwaltungs- und politikbezogene Änderungen. Insbesondere eine Bündelung der vorhanden Mittel und die Kooperation und Einbeziehung der einzelnen Ressorts, wie zum Beispiel Schulen. Wichtig ist der Quartierbezug, also die Orientierung an einem bestimmten Gebiet und nicht die Beschränkung auf eine bestimmte Zielgruppe. Hinzu kommt die Bürgermitwirkung, die im Mittelpunkt des Programms steht und mit der herausgehobenen Rolle, die sie den Bürgerinnen und Bürgern zukommen lässt, das eigentlich Neue darstellt. Die Bürgerbeteiligung im traditionellen Sinne ist ein sehr unzulänglicher Ansatz. Hier bedarf es vielmehr der Mitwirkung der Bürger bei der Zielentwicklung, Planung und Entscheidung. Dieser Prozess verlangt einen langen Vorlauf und kann mit der üblichen Einladung zur Einwohnerversammlung im Briefkasten nicht erfolgreich bestritten werden. Das Projekt entwickelt innovative Methoden wie das Bürgergutachten und profitiert damit von einem höheren Engagement der Bewohner und dessen Ideen.[10]
[...]
[1] Mirbach, Thomas(Hrsg.); Entwürfe für eine soziale Stadt; OPA 1999; S.33ff
[2] ebd.; S.89
[3] Vgl. Zimmermann, Clemens; Die Zeit der Metropolen- Urbanisierung und Großstadtentwicklung; Frankfurt am Main; 1996; S.9ff
[4] Anm.: 1992 lebten ca.40% der in der BRD ansiedelnden Zuwanderer in Stadtzentren, im Vergleich zu nur 25% der Gesamtbevölkerung. (Quelle: OECD- Stadtentwicklungspolitik in Deutschland; 1999)
[5] Vgl. Mirbach; a.a.o.; S.8
[6] ebd.; S.26f
[7] Vgl. Haus, Michael (Hrsg.); Bürgergesellschaft, soziales Kapital und lokale Politik; Opladen 2002; S.209ff
[8] Vgl. Arbeitspapier zum Programm Soziale Stadt Nr.6; Wirtschaften im Quartier-Fachgespräch; S.13f
[9] Vgl. ebd.; S. 16
[10] Vgl. ebd.; S.23f
- Citation du texte
- Melanie Henze (Auteur), 2004, Deutsche Städte im Wandel - Schrumpfung und Stadtumbau am Beispiel Frankfurt (Oder), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33921
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