Die Probleme der Wirtschaft sind heute scheinbar unüberwindbar. Die Tageszeitungen berichten vorzugsweise nur noch von Pleiten, Krisen und ungezügelten Finanzmärkten. Egal ob Flughafenmitarbeiter, Busfahrer oder Amazon-Angestellte, Streiks sind an der Tagesordnung und die Welt des Arbeiters wird nicht allzu selten von Dumpinglöhnen, erschlagender Eintönigkeit und dauerhafter Sorge um den Job geprägt. „Burnout“ ist die neue Modekrankheit und der einzelne nimmt sich nur noch als kleines Rädchen in einer viel zu großen Maschinerie wahr. Firmen werden immer größer, aber das Individuum in seiner persönlichen Arbeit und ‚Strahlkraft‘ immer kleiner. Eine soziologische Erklärung dieser Entwicklung könnte aus verschiedenen Perspektiven erfolgen. Doch gerade der Bezug auf einen soziologischen Klassiker scheint hierfür besonders reizvoll zu sein.
Émile Durkheim (1858-1917) versuchte bereits in seinem Werk von 1893 die Grundlagen der Gesellschaft zu verstehen und ging dabei von der sozialen Arbeitsteilung aus. Seine Arbeitsgrundlage war die Frage: „Wie geht es zu, dass das Individuum, obgleich es immer autonomer wird, immer mehr von der Gesellschaft abhängt?“ (Durkheim und Luhmann 2012, S. 82) Das Werk „Über soziale Arbeitsteilung“ bildet die Grundlage für Durkheims späteres Denken. Auch wenn er sich so gut wie nie wieder explizit auf die Arbeitsteilung bezogen hat, so lassen sich seine Ideen zu dem Wesen des Menschen, der Moral, der Solidarität und seiner Religionsauffassung bereits hier erkennen.
Ich werde in diesem Aufsatz Durkheims soziale Arbeitsteilung auf die Ökonomie des letzten und dieses Jahrhunderts beziehen, um auf der Grundlage eines bedeutenden soziologischen Klassikers eine neue Perspektive auf die Probleme der Wirtschaft zu schaffen. Wie ist also die Wirtschaft des 20. und 21. Jahrhundert mit den Ideen der sozialen Arbeitsteilung nach Emile Durkheim zu verstehen? Leider versäumte es Durkheim in seinen Werken genauer auf die ökonomischen Aspekte seines Grundgedankens einzugehen. Dies wurde immer wieder kritisiert . Deshalb will ich versuchen eben dies nachzuholen und Durkheims Gedankengang weiter auszuführen. Friedmann warnt in diesem Kontext vor „Verwirrungen“. Diese versuche ich natürlich in meinem wissenschaftlichen Bestreben klarzustellen und nicht notdürftig zu umgehen .
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die soziale Arbeitsteilung nach Emile Durkheim
2.1 Die soziale Arbeitsteilung als Grundlage einer neuen Solidarität
2.2 Die anormalen Formen der Arbeitsteilung
2.2.1 Die anomische Arbeitsteilung
2.3 Die Rolle der Berufsgruppen
3 Die Mechanisierung der Arbeit am Beispiel des Autokonzerns „Ford“
3.1 Die Entwicklung der Fließbandarbeit
3.2 Der stilisierte Ford-Arbeiter. „Eine Fabrik ist kein Salon“
4 Durkheims Bedingungen für die Arbeitsteilung übertragen auf die moderne Wirtschaft
4.1 Die Finanzwirtschaft und ihre Pathologien
4.2 Die Einflüsse der Globalisierung
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
6.1 Internetquellen
- Arbeit zitieren
- Tim Huyeng (Autor:in), 2014, Émile Durkheims Konzept der sozialen Arbeitsteilung. Lässt sich die Ökonomie des 20. und 21. Jahrhunderts mit den Begriffen Durkheims erklären?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338936
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