Die Flugschrift "Der Volksfreund" von Jean Paul Marat ist sehr bekannt. Hier bearbeite ich sie unter der Fragestellung: Inwiefern wurde die französische Gesellschaft durch die Flugschrift „Der Volksfreund“ von Jean Paul Marat beeinflusst? Genauer gesagt, nicht ihren Inhalt, sondern die gesellschaftlichen Auswirkungen.
Frankreich befand sich zu dieser Zeit in einer Krise. Plötzlich war es durch den erfunden Druck möglich sich auf eine ganz andere Art und Weise an das Volk zu wenden. Jean Paul Marat nutze genau dies! Doch wie genau lesen Sie in meiner Hausarbeit.
Dazu lernen Sie wie die Presse entstanden ist, erhalten einen übersichtlichen Einblick darüber, was zu dieser Zeit in der französischen Gesellschaft geschah, und lesen die ausführliche Analyse des Flugblattes.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Die Entstehung der Presse und somit einer öffentlichen Meinung
2 Inwiefern wurde die französische Gesellschaft durch die Flugschrift „Der Volksfreund“ von Jean Paul Marat beeinflusst?
3 Fazit
4 Quellenverzeichnis
Einleitung
"Das Erste, was uns […] auffällt, sind die vielen, dicht ineinander geschobenen Menschengruppen, welche wir teils vor vielen Haustüren, […] teils vor allen denjenigen Häusern erblicken, deren Mauern mit Affichen beklebt sind. Diese Affichen oder Bekanntmachungszettel sieht man in allen Straßen, besonders an den beiden Seitenwänden aller Eckhäuser und an dem ganzen Gemäuer aller öffentlichen Gebäude auf den Quais und sonstigen freien Plätzen, eine so unzählbare Menge, dass ein rüstiger Fußgänger und geübter Schnelleser den ganzen Tag, vom Morgen bis an den Abend herumlaufen undlesen könnte, ohne nur mit denjenigen fertig zu werden, welche man an jedem Tag von neuem ankleben sieht.“1Anhand dieses Zitats von Joachim Heinrich Campe aus dem Jahr 1789 lassen sich sehr gut die Ausmaße und Dimensionen der neuen Größe „Presse“ erkennen. Plötzlich war es möglich das Volk ohne direkte Ansprache zu erreichen. Ob Zeitungen, Flugblätter, Schmähschriften, Bilder oder Plakate, all das waren Printmedien, die während der Französischen Revolution explosionsartig entstanden sind und sich verbreiteten. Ich werde das Phänomen Presse und ihre Wirkung auf das Volk in dieser Hausarbeit darstellen und dabei auf folgende Frage eingehen: Inwiefern wurde die französische Gesellschaft durch die Flugschrift „Der Volksfreund“ von Jean Paul Marat beeinflusst?Um diese Frage zu beantworten, werde ich mich auf die Quelle „Der Volksfreund“ von Jean Pierre Marat konzentrieren.[1]
1 Die Entstehung der Presse und somit einer öffentlichen Meinung
Um ein Flugblatt oder eine Quelle von damals verstehen zu können und um die anfangs gestellte Frage beantworten zu können, muss geklärt werden, wie und durch welche Faktoren die Presse entstand.
Im 18. Jahrhundert waren Aufklärer wie Montesquieu oder Rousseau sehr aktiv. Sie haben selbst keine Revolution ausgelöst, aber sie forderten die Gesellschaft auf mit Vernunft zu denken und sich so aus ihrer langwährenden Unterordnung und Armut zu lösen. Es waren unter anderem ihre Anstöße, die dazu führten, dass die Rufe aus dem Volk nach Menschen- und Bürgerrechten immer größer wurden.
Diese Aufklärungsphilosophie führte als ein Faktor zu einer Bildung einer öffentlichen Meinung ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Dieser Faktor wurde durch den am 26. August 1789 verabschiedeten Beschluss der Menschen- und Bürgerrechte von der Nationalversammlung verstärkt. Denn diese Rechte beinhalteten auch die Pressefreiheit. Die Geburtsstunde der Zeitungen und Zeitschriften war angebrochen. Dieses neue Medium entwickelte sich explosionsartig. Es gab Tage, an welchen 300 Exemplare veröffentlicht wurden. Diese Beobachtungen machte auch Campe in seinen Briefen aus Paris. Wie in der Einleitung schon zitiert, überall waren Plakate aufgehängt, an allen Hausecken. Jeden Tag gab es so viele neue Plakate und Flugschriften, dass man mit dem Lesen kaum nachkam. Insgesamt erschienen während der Französischen Revolution circa 1600 verschiedene Zeitungen. Beispiele sind die „Révolutions de France“ von Louis-Marie Prudhomme (siehe Bild 1) oder die „Annalespatriotiques“ von Jean-Louis Carra. Je radikaler die Schrift gewesen ist, desto öfter wurde sie verkauft. Daraus entstand ein großer Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Zeitungsherstellern. Der Effekt der Verbreitung von Informationen wurde durch viele Treffen verstärkt. Man traf sich in Cafés oder Salons und tauschte sich über das geschriebene Tagesgeschehen aus.
Die Folge dieser großen und starken Entwicklung war, wie schon angedeutet, ein enormer Wissens- und Bildungstransfer, der stärker war als jemals zuvor. Nicht nur der Adel wusste nun über das Bescheid, was z.B. in der Politik besprochen wurde, sondern der 3. Stand wusste nun mehr und ausführlicher Bescheid. Es war allen sozialen Schichten möglich an solche Informationen zu gelangen. So wurde die Presse auch ein wichtiger Faktor für die Politik. Die Revolution wurde praktisch von der Presse „getragen“. Dieser genannte Faktor konnte allerdings auch negativ verwendet werden. Es passierte das, was Campe sich selbst wahrscheinlich noch nicht vorstellen mochte. Die Politik sah in den Zeitungen eine Gestaltungs- oder auch Kontrollfunktion. Die Zeitungen waren in der Lage die Leute zu manipulieren. Sie konnten Dinge schreiben, die nicht stimmten, oder zum Beispiel politische Ereignisse schildern, die nie passiert sind. In den Händen der Politik konnte die Presse sehr mächtig werden. Die rivalisierenden Parteien traten in der Öffentlichkeit in einen Richtungskampf. Trotz der großen manipulierenden Kraft, hatte die Presse auch positive Seiten, die stark genutzt wurden. Die Unruhen im Volk wurden immer stärker. Einige begannen die Autorität der Monarchie anzuzweifeln. Diese Meinungen wurden durch die Presse verstärkt und viele weitere Menschen begannen diese Meinungen zu unterstützen. So kam es dazu, dass sich die Monarchie, der König, und die gesamte Politik nicht mehr der Öffentlichkeit entziehen konnten. Die Presse hatte somit einen nicht unwesentlichen Anteil an den immensen Autoritätsverlusten. Die Revolution ist einem Höhepunkt nahe.[2] [3]
Dass die Unruhen immer stärker wurden und dass die Autorität angezweifelt wurde, war, unter anderem, eine Folge der Flugschrift „Der Volksfreund“ von Jean Paul Marat. Was genau diese Quelle beinhaltet, zu welchen Taten Marat aufruft und welche Folgen speziell diese Quelle hatte, werde ich nun im nächsten Kapitel bearbeiten.
2 Inwiefern wurde die französische Gesellschaft durch die Flugschrift „Der Volksfreund“ von Jean Paul Marat beeinflusst?
Nun werde ich zunächst einen kurzen biografischen Einblick in das Leben von Jean Paul Marat geben und dann das Datum, an welchem „Der Volksfreund“ veröffentlicht wurde, näher erläutern.
Jean Paul Marat wurde in Boudry, in der heutigen Schweiz geboren. Er war Arzt und Naturwissenschaftler. Seine Haupttätigkeit, vor allem während der Französischen Revolution, war aber das Schreiben. Er schrieb die Zeitung „Ami du Peuple“, übersetzt heißt das so viel wie „Volksfreund“. Genauer gesagt, beschreibt er die Gegenrevolution der privilegierten Stände, denn ihnen drohte der Verlust ihrer Vormachtstellung.
Der 10. August 1792 war nicht irgendein Tag in der Französischen Revolution, denn an diesem Tag ereignete sich der Tuileriensturm. Das bedeutet eine aufgebrachte und aufständische Volksmasse bewegte sich zu der Stadtregierung in Paris. Die Schweizer Garde versuchte die Stürmung zu verhindern, doch sie erlitt schwere Verluste.[4] [5]
Diese führt nun schon auf den Inhalt der zu behandelnden Flugschrift hin.
Zunächst beschreibt er, dass er „Ächtung erduldet hat“, aber dagegen wehrt er sich jetzt. Vermutlich hat Marat zuvor etwas „Revolutionäres“ getan und ist deshalb verurteilt worden. Er möchte jetzt den Sieg in die Hände des Volkes legen, denn Marat hatte sich zurückgezogen und für drei Jahre die Gegenrevolution beobachtet (Zeile 24-26). Marat schreibt außerdem, dass er all die Vorkommnisse, die sich am 10. August 1792 ereigneten, vorausgesagt hat (Zeile 9-19). Wichtig ist auch, dass er erklärt, dass dieser Tag entscheidend ist und entscheidend sein wird. Er ruft dazu auf, dass das Volk diesen Tag nutzen soll um die „restlichen“ Feinde zu bekämpfen. Marat argumentiert, indem er schreibt: „Viele der Tyrannenknechte liegen tot im Staub, eure unversöhnlichen Feine scheinen gelähmt, aber sie werden nicht säumen, aus ihrer Erstarrung aufzuwachen“ (Zeile 30-32). Das bedeutet, die Feinde sind zwar am Boden, aber sie könnten wieder auferstehen und dann soll sich das Volk vor „falschem Mitleid“ (Z. 34) und den „geheimen Ränke(n)“ (Z. 37) hüten.
Das Volk soll aufpassen, dass es nicht hereingelegt wird. Zudem merkt Marat an, dass an diesem 10. August schon Blut vergossen wurde; dies soll nicht zwecklos gewesen sein. In den nächsten Zeilen zählt er weitere Möglichkeiten auf, welche sich ereignen könnten, wenn nun nicht nach diesem Tag gehandelt wird. Die Menschen sollen keine Gnade mit dem Feind (die Nationalversammlung) haben. Denn wenn das Volk bewaffnet ist, dann wird der Feind ihnen „schmeicheln“ und mit falschen Versprechungen locken, sind sie aber schutzlos, dann wird der Feind sein Ziel verrichten. Eine falsche Versprechung könnte das Versprechen, eine neue Verfassung zu erarbeiten, sein. Jean Paul Marat ruft dazu auf die „verfaulten Mitglieder des Stadtrates“, „des Departements“, „alle vaterlandsfeindlichen Friedensrichter“ und „die Mitglieder der Nationalversammlung“ (Z. 44-46) zu vernichten. Man sollte lieber jetzt „ein wenig“ Blut vergießen, um zu verhindern, dass später „das Blut in Strömen fließt“ (Z. 62).
[...]
[1] http://www.deuframat.de/rueckblicke/revolutionaerer-umbruch/reise-in-die-franzoesische-revolution-deutsche-freiheitspilger-auf-wallfahrt-nach-paris/die-revolutionaere-oeffentlichkeit.html
[2] vgl. http://freidenker.cc/liberte-egalite-fraternite-die-bedeutendsten-ursachen-fuer-die-franzoesische-revolution/156/
[3] vgl. Quelle Einleitung
[4] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Paul_Marat
[5] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Tuileriensturm
- Quote paper
- Daniela Scharf (Author), 2015, Die Revolution in der öffentlichen Meinung. Inwiefern wurde die französische Gesellschaft durch die Flugschrift „Der Volksfreund“ von Jean Paul Marat beeinflusst?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338839
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