Die Frage, ob religiöser Glaube die psychische Widerstandskraft des Menschen gegenüber Schicksalsschlägen stärkt, beschäftigt selbst die heutige säkulare Gesellschaft des Westens und konnte bislang von der Wissenschaft noch nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Der römisch-katholische Theologe und Philosoph Elias D. Stangl hat seine Dissertation hauptgegenständlich einer der noch offenen wissenschaftlichen Fragen, nämlich jener nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Glauben und Resilienz, also psychischer Widerstandskraft, bei Erwachsenen gewidmet.
Die Beantwortung dieser Frage ist nicht zuletzt bedeutend, um zukünftig allenfalls religiösen Glauben als Potential zur Entwicklung von Resilienz zu erkennen, einzusetzen und zu fördern. Eine wesentliche Weiterentwicklung des bisherigen Stands der Forschung durch das Werk Stangls ist zwar nicht erkennbar. Es ist jedoch eine lesenswerte Einführung in die Thematik.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Darstellung des Inhalts der Dissertation von Elias D. Stangl
Beurteilung des Werks
Einleitung
Die Frage, ob religiöser Glaube die psychische Widerstandskraft des Menschen gegenüber Schicksalsschlägen stärkt, beschäftigt selbst die heutige säkulare Gesellschaft des Westens und konnte von der Wissenschaft bislang noch nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Der römisch-katholische Theologe und Philosoph Elias D. Stangl hat seine Dissertation hauptgegenständlich einer der noch offenen wissenschaftlichen Fragen, nämlich jener nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Glauben und Resilienz, also psychischer Widerstandskraft, bei Erwachsenen gewidmet. Die Beantwortung dieser Frage ist nicht zuletzt bedeutend, um zukünftig allenfalls religiösen Glauben als Potential zur Entwicklung von Resilienz zu erkennen, einzusetzen und zu fördern. Eine positive Antwort könnte Menschen, die von einem Schicksalsschlag getroffen wurden, helfen, über ihn psychisch hinwegzukommen. Die Doktoratsdissertation Stangls, die sich auf den bisherigen Kenntnisstand in Lehre und Forschung sowie auf eine eigene empirische Studie stützt und pastoralpsychologisch fokussiert ist, wurde im Jahre 2015 von der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main angenommen und 2016 veröffentlicht.
Darstellung des Inhalts der Dissertation von Elias D. Stangl
Nach einem Geleitwort seines Doktorvaters Klaus Kießling (S. 12-17) eröffnet Elias D. Stangl sein Dissertationswerk mit einer als erstes Kapitel bezeichneten Einleitung. Diese beginnt er mit einer Ouvertüre, der er die Darstellung des Themas ‚Resilienz durch Glauben?‘, den gegenwärtigen Stand der Forschung in der Theologie und Psychologie sowie die Fragen, Ziele und den Aufbau der vorliegend rezensierten Arbeit folgen lässt (S. 19-33). In ihrem zweiten Kapitel wendet sich der Autor dem Begriff und Konzept der Resilienz, der Entwicklung psychischer Widerstandskraft, zu (S. 35-124).
Laut Stangl sind dann, wenn ein Mensch trotz widriger Umstände bzw. angesichts negativer Einflüsse gedeihe, also einen positiven Entwicklungsverlauf nehme, wesentliche Kriterien erfüllt, welche für das Phänomen und den Prozess der Resilienz ausschlaggebend seien (S. 35). Der Autor führt zunächst anhand der alttestamentlichen Josefsgeschichte (Gen 37, 39-48 und 50) zur Thematik der Resilienz hin (S. 36-43). Hiernach legt er einleitende Klärungen zum Begriff der Resilienz vor (S. 43-54), bei welchen er insbesondere Vorentscheidungen für die Auseinandersetzung mit Resilienz trifft (S. 45-54). In der Perspektive der Entwicklungspsychologie und Entwicklungspsychopathologie sei der Blick auf das Auftreten oder Ausbleiben psychischer Störungen zentral für die Identifizierung von Resilienz, während es in anderen Perspektiven durch Berücksichtigung weiterer Dimensionen menschlichen Lebens auch um Aspekte von Transzendenz und um persönliche Reifung gehe (S. 54). Da im psychologisch-pädagogischen Kontext das Konzept der Resilienz nur angesichts widriger Umstände sinnvoll anwendbar sei (S. 54), behandelt der Autor im Folgenden solche Umstände, zu denen er psychischen Stress – unter Berücksichtigung des Stressmodells nach Richard S. Lazarus (1922-2002) und des Umgangs mit Stress aus neurobiologischer Sicht –, Risikofaktoren mit Vulnerabilitätscharakter, normative und nichtnormative Krisen sowie mittelschwere und schwere Traumatisierungen zählt (S. 54-72). Stangl setzt sich im Folgenden mit Prozessen des Gedeihens auseinander: der Voraussetzung gedeihlicher Prozesse, der Bewältigungskompetenz, der Wirkweisen innerhalb des Resilienzkonzepts der Multidimensionalität, der Entwicklungsaspekte, der Persönlichkeitsentwicklung und Persönlichkeitsbildung, der Bewerkstelligung von Entwicklungsaufgaben, der Lebenszufriedenheit und des Wohlbefindens, des persönlichen Wachstums und der persönlichen Reifung, des Gedeihens als normativer Grösse für Resilienz und den Grenzen des Gedeihens (S. 72-98). Die Wirkweisen innerhalb des multidimensionalen Resilienzkonzeptes gingen vom Ansatzpunkt der Ressourcenorientierung aus (S. 79). Die Aspekte positiver Entwicklung stellten den Kernbereich von Resilienzprozessen dar (S. 84). Zufriedenheit mit dem Leben stelle eine Komponente subjektiven Wohlbefindens dar, so dass eine hohe Zufriedenheit meist auch zu Wohlbefinden führe (S. 90). Insbesondere dieses Phänomen, das als Zufriedenheitsparadox bezeichnet werde, sei für die Resilienzdiskussion interessant (S. 91). Prozesse persönlichen Wachstums und persönlicher Reifung charakterisierten in spezifischer Weise Gedeihen und stellten daher das Herzstück der Resilienz dar (S. 94). Das Gedeihen sei eine normative Grösse für Resilienz (S. 94-97). Der Blick für das persönliche Potenzial und des mit ihm einhergehenden Entwicklungsoptimismus liessen Prozesse des Gedeihens zur normativen Grösse von Resilienz werden (S. 96-97). Grenzen des Gedeihens bestünden einerseits darin, dass das Resilienzkonzept keinem Wachstumswahn Vorschub leisten dürfe, und andererseits bedürfe es stets der Kenntnis und Beachtung von Grenzen, die in der persönlichen (Ausgangs-)Situation und Disposition begründet seien (S. 97-98). Obgleich die Entwicklung von Resilienz ein langfristiger Prozess sei, könne sie grundsätzlich bei jedem Menschen stattfinden (S. 99). Es geht dem Autor um die grundsätzliche Option der Entwicklung von Resilienz (S. 100). Er stellt das Resilienzkonzept im Verhältnis zu ihm nahe stehenden Konzepten dar (S. 100-116). Eine Abgrenzung des Resilienzkonzeptes zum Copingmodell sei insofern wichtig, als Resilienzkonzepte teilweise explizit den Einsatz von Copingstrategien mit einbezögen und das Bewusstsein der Nähe beider Konzepte bestehe, eine Abgrenzung jedoch bislang selten erfolgt sei (S. 101). Das Resilienzkonzept sei gegenüber dem Coping das umfassendere und komplexere Konstrukt (S. 103). Ein weiteres nahestehendes Konzept sei die Salutogenese, welche zentral mit dem sogenannten Kohärenzgefühl arbeite (S. 103-107). Das Konzept der Resilienz habe grundsätzlich viele Bezüge zum Konzept der Salutogenese, und auch im Rahmen des Salutogenese-Konzeptes seien Verbindungen zum Resilienzkonzept präsent (S. 108). Im Gegensatz zur hohen Selbstwirksamkeitsüberzeugung sei das Resilienzkonzept punktuell auf das Konstrukt Selbstwirksamkeit angewiesen, komme aber ohne Stressoreneinwirkung oder Krisenerfahrung nicht zum Tragen (S. 109). Optimismus unterscheide sich von Resilienz in der Art, weil er nicht als von Gesundheit unabhängiges Konstrukt bzw. nicht in einer generalisierten Form konzipiert werden könne (S. 110). Die Erkenntnisse der Bindungsforschung seien relevant für die Resilienzforschung (S. 113). Resilienz sei von der Invulnerabilität und Robustheit (Hardiness) abzugrenzen (S. 113-115). Manche Aspekte von Robustheit stellten relevante Kriterien für Resilienz dar, so etwa die Kontrollüberzeugung oder die Fähigkeit, Schwierigkeiten als Herausforderung anzusehen. Ein deutlicher Unterschied bestehe aber in der für Resilienz wichtigen Flexibilität, die unvereinbar mit Robustheit sei. Die Verbindung von Resilienz und (Mit-)Leidensfähigkeit tauche selten auf (S. 115). Nicht nur Empathie, sondern vor allem Compassion sei für die personale Resilienz bedeutend (S. 116). Der Autor reflektiert die Resilienz kritisch (S. 116-120). Das Resilienzkonzept habe Grenzen (S. 118-119). Es sei Vorsicht geboten, wenn bei der Explikation des Resilienzkonzeptes Faktorenmodelle im Vordergrund stünden. Ferner dürfe Resilienz nicht um jeden Preis erstrebt werden. Sie sei nicht a priori gut (S. 119). Es sei stets erforderlich, dass neben der Ressourcenorientierung, die das Resilienzkonzept mit sich bringe, auch auf Symptome geachtet werde, die medizinisch oder psychiatrisch zu behandeln seien (S. 120). In Zusammenfassung dieses zweiten Kapitels seiner Arbeit stellt der Autor fest, dass Resilienz auf mehrere menschliche Dimensionen der körperlichen, psychischen und geistig-geistlichen Ebenen bezogen sei (S. 121). Mit Resilienz werde der konstruktive Umgang mit den auf ein Individuum einwirkenden widrigen Umständen bezeichnet, der Prozesse des Gedeihens aktiviere (S. 121-122). Eine eindeutige Identifizierung von Resilienz sei kaum möglich (S. 124).
Im dritten Kapitel wendet sich Stangl dem Glauben im Vollzug zu (S. 125-212). Der Autor zielt bei der Bedeutung des Begriffs ‚Glauben‘ besonders auf die Gesinnung selbst, welche die subjektive Haltung des Zutrauens oder Vertrauens bezeichne (S. 125). Der Glaube sei als Grundhaltung zu verstehen (S. 125-127). Er könne als religiöser Glaube umrissen werden (S. 127). Stangl betrachtet den Glauben als religiösen Glauben aus theologischer Sicht (S. 128-161). Der Autor versteht Religiosität als den für verschiedene Religionen anwendbaren und für das Christentum in der Bezeichnung ‚Glaube‘ synonym gefassten Begriff. Stangl nimmt in der Folge den konkret gelebten katholischen Glauben in den Blick (S. 129), wobei er zunächst den Glauben aus systematisch-theologischer Perspektive darlegt (S. 130-138). Die Überlegungen zum Thema Glaube sollten im systematisch-theologischen Kontext die Einheit und Ganzheit des Menschen in seiner Vielfältigkeit der Dimensionen in den Vordergrund stellen (S. 133). Zur Frage, ob Glaube heilen könne, fänden sich Impulse bei Wolfgang Beinert (* 1933) (S. 133-138). Es seien die Aspekte eines ganzheitlichen systematisch-theologischen Glaubensverständnisses zu berücksichtigen (S. 138). Hierauf wendet sich Stangl der biblisch-theologischen Sicht zu (S. 139-147). Anknüpfend an die Formulierung, dass Religion bzw. Religiosität als Beziehung zu Gott gefasst werden könne, lasse sich für das Verständnis des Begriffs ‚Glaube‘ im Kontext des Alten Testaments zumindest im weitesten Sinn die gleiche Bedeutungsrichtung feststellen (S. 139). Seit der Geburt Jesu sei der Blick des Glaubenden auch auf Jesus gerichtet. Charakteristisch für die Beziehung zwischen Mensch und einer Gott-Person sei seitdem insbesondere das Glauben (S. 142). Biblisch werde Glauben stets in einer Haltung des Vertrauens erkennbar (S. 147). Sodann setzt sich der Autor mit der praktisch-theologischen Perspektive auseinander: der praktischen Theologie im Kontext, dem Glauben aus praktisch-theologischer Sicht sowie den Orten des Glaubens und den Gottesbildern aus praktisch-theologischer Sicht (S. 148-161). Es gehöre zum Wesen der Praktischen Theologie, grundsätzlich alle Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation in den Blick zu nehmen (S. 148-149). Aus praktisch-theologischer Sicht bedürften sowohl der Glaubensinhalt (Wissen) als auch die Glaubenserfahrung grundsätzlich der Reflexion und der Kommunikation. Diese seien zentrale Charakteristika der Glaubenspraxis (S. 153). Subjektwerdung sei durch eine an Glaubensinhalten reflexive Selbsterfahrung möglich (S. 154-155). Ein wichtiger Ort des Glaubens aus praktisch-theologischer Sicht sei die Gemeinschaft (S. 156). Zwei weitere Orte seien die Stille und die Biografie (S. 157). An welchem Ort Christen dem Wirken Gottes auch nachspürten, sei das Ineinander und Zueinander von Gemeinschaft und Einzelverantwortung stets neu zu prüfen (S. 159). Der Glaube an Gott beziehe sich in einem ersten Schritt auf die Existenz Gottes, bedürfe aber auch eines nächsten Schrittes in Richtung des Wesens Gottes in der Vorstellung des Menschen. Die Auffassung einer individualgeschichtlich absoluten Stabilität bezüglich des Gottesbildes sei nicht haltbar. Auch gesellschaftsgeschichtlich bestehe eine enorme Veränderlichkeit (S. 160). Die einzelnen Individuen wie auch die (Praktische) Theologie müssten Gottesbegriffe als Götzenbilder zerschlagen, da die Menschen als Korrektiv wirkten (S. 161). Glauben sei Beziehung zu Gott (S. 161). Glauben sei ein psychologisches Thema (S. 161-187). In seinen Vorbemerkungen zur Psychologie als wissenschaftliche Disziplin (S. 162-166) wendet sich der Autor zunächst der Anthropologie (S. 162-164) zu und wirft dann einen Blick in die Geschichte der Psychologie hinsichtlich ihres Verhältnisses zur Religion (S. 164-166). In Bezug auf die Kooperation zwischen Psychologie und Theologie (dazu S. 166-171) verlange die derzeitige psychotherapeutische Grundhaltung eine weitestgehende Abstinenz von persönlicher Weltanschauung und Glaubensüberzeugung. Zugleich würden Religion und Spiritualität zunehmend als Privatsache angesehen. Es sollte nach Ansicht des Autors zumindest eine deutliche Offenheit gegenüber dem religiösen Glauben herrschen (S. 171). Glauben sei ein religionspsychologisches Thema (S. 171-181). Die Glaubensinhalte, die bezüglich Genese und Ausformung vorrangig theologisch inspiriert seien, würden von der Psychologie nur untersucht, wenn ihre Wirkung auf das Befinden des Menschen von Interesse sei, die Struktur und institutionelle Gestalt einer Glaubensgemeinschaft nur dann, wenn es um die Ergründung eines Effekts struktureller Formen auf den Einzelnen oder die Gruppe gehe (S. 171-172). Es gebe Raum für Glaubensthemen in der Psychologie (S. 174-178). Glauben vertrage psychologisch relevante Faktoren (S. 178-181). Es könne nach der individuellen und der gesellschaftlichen Funktion von Religion gefragt werden (S. 181). Die Pastoralpsychologie diene als Brücke (S. 181-183). Ein kritisch-konstruktiver Dialog, der im Zuge pastoralpsychologischer Arbeiten zwischen Theologie und Psychologie entstehe, birge hilfreiches Potenzial in sich (S. 183). Seelsorge solle aber zur Psychotherapie abgegrenzt werden (S. 183-187). Seelsorge verlange ein weniger eng umgrenztes Setting als ein psychotherapeutischer Prozess (S. 183). Seelsorgende und psychotherapeutisch Betreuende hätten die jeweilige Wahrnehmungs- und Deutungsperspektive bei ihrer Sorge um Menschen wechselseitig kritisch anzuerkennen und zu differenzieren (S. 186). Glaube sei ein soziologisches Thema (S. 187-190). Insbesondere gebe es für den Glauben soziologische Impulse (S. 188-189). Ohne sozialwissenschaftliche Unterstützung werde die für die Profilschärfung des Christentums notwendige Neuartikulation und Wiederbelebung der Botschaft des Evangeliums in den sich stark wandelnden und tendenziell säkularisierten Gesellschaften kaum gelingen können (S. 190). Stangl setzt sich mit der Glaubensentwicklung auseinander (S. 190-203). Die Grundrichtung einer Entwicklung von religiösem Glauben sei mit derjenigen des Gedeihens zu verbinden (S. 190). Die Glaubensentwicklung erfolge in verschiedenen Dimensionen der menschlichen Entwicklung (S. 192-193). Für den Bereich Entwicklung von religiösem Glauben seien die kognitive, moralische und emotionale Dimension relevant (S. 192). Die Fokussierung auf den Aspekt Gottesvorstellung vermöge den Trend einer Entwicklung von religiösem Glauben aufzuzeigen (S. 193). Die Gottesvorstellungen würden in diversen Studien behandelt (S. 193-197). Die Gottesvorstellungen würden erfasst (S. 194-195) und Konzepte zur Entstehung von ihnen erstellt (S. 195-196). Selbst wenn sie empirisch gut erfasst werden könnten, dürfe das Ziehen von Schlüssen daraus nicht leichtfertig geschehen (S. 196). Die Gottesvorstellung müsse stets bei jedem einzelnen Menschen aufs Neue erforscht werden, ohne eine Reduktion auf biografische Gegebenheiten vorzunehmen. Die Grenzen der Fassbarkeit von Gottesvorstellungen würden immer dann besonders deutlich, wenn grössere Gruppen von Menschen in den Blick genommen würden (S. 197). Was die verschiedenen Thesen einer Entwicklung des Glaubens in Stufen (dazu S. 198-203) anbelange, könne die Komplexität des Zusammenspiels von kognitiver, emotionaler und moralischer Entwicklung als Hinweis dienen, dass es keine einheitliche Genese des Glaubens gebe. Insbesondere im Blick auf das mittlere und höhere Erwachsenenalter reichten strukturgenetische Stufentheorien für das Verständnis und die Abbildung der religiösen Entwicklung nicht aus (S. 202). Glauben sei ein multidimensionales Geschehen (S. 203-212). Glaube erschöpfe sich weder allein in einem allgemeinen geistlichen Leben noch in reiner Zugehörigkeit und Praxis, die durch institutionelle Strukturen vorgegeben seien (S. 203). Folgende Dimensionen seien in der Beziehung zu Gott, die den religiösen Glauben ausmache, elementar: Erfahrung, Wissen und Fühlen, Handeln sowie Potenzial (S. 204). Der Glaube sei nicht nur interindividuell multidimensional, sondern auch intraindividuell vieldimensional zu sehen (S. 211). Glaube bleibe stets eine Suchbewegung und stelle einen offenen Prozess mit Potenzial für menschliches Gedeihen in Richtung eines Lebens in Fülle dar (S. 211-212). Bei der im Glauben implizierten Ausrichtung auf Gott seien Wahrhaftigkeit, Weisheit, Güte und Liebe zentral (S. 212).
Im Anschluss an diese Ausführungen wendet sich Stangl im nächsten – vierten – Kapitel dem bisherigen Stand der Forschung in Bezug auf Glauben und Resilienz zu (S. 213-227). Es bestehe Potenzial des Glaubens im Zusammenhang mit der Resilienz Erwachsener (S. 213-214). Das Glauben in seiner multidimensionalen Ausprägung könne einen entscheidenden Beitrag für die Entwicklung von Resilienz leisten (S. 214). In der Resilienzforschung werde der Glaube thematisiert (S. 214-217). Dabei werde er sehr unterschiedlich, aber meist überaus gering beachtet (S. 214). Es gebe einen Zusammenhang von Sinn (zu ihm S. 217-218) und Resilienz. Dabei könne Sinn in gewisser Weise auch Gegenstand des Glaubens sein (S. 217). In praktisch-theologischer Perspektive könne sich das Glauben nicht nur, aber auch als sinngebend erweisen, was teilweise mittels einer hermeneutischen Erschliessung kirchlich vermittelter Glaubensinhalte ergänzt bzw. unterstützt werden könne (S. 218). Der Glauben wirke sich auch auf die Gesundheit (zu ihr S. 219-222) aus. Es liessen sich zum Beispiel Grundzüge einer heilsamen Spiritualität beschreiben (S. 219). Es gebe zahlreiche Wechselwirkungen zwischen Glauben und dem Bereich, der mit Gesundheit oder Krankheit eindeutiger identifizierbar und leichter zu erforschen sei, als etwa Prozesse des Gedeihens (S. 220-221). Krise und Entwicklung (zu ihr S. 222-224) seien ausschlaggebend für Resilienz (S. 222-223). Die Entwicklung von Resilienz hänge ausserdem zu einem grossen Teil davon ab, ob die betrachtete Person ihre Krisenerfahrung als Gelegenheiten zu Persönlichkeitsentwicklung nutzen und ein gewisses Mass an Lebenszufriedenheit habe erreichen können.
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- Dr.iur. Andrea G. Röllin (Autor), 2016, Rezension: Elias D. Stangl, Resilienz durch Glauben? Die Entwicklung psychischer Widerstandskraft bei Erwachsenen (2016), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336797
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