Das Jugendalter ist eine sensible Lebensphase, in der die Heranwachsenden gravierende Veränderungsprozesse im physischen, psychischen, emotionellen und kognitiven Bereich durchlaufen. Wie Studien zeigen, sinkt dabei die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz zwischen 11 und 15 Jahren ab und steigt danach wieder an. Den Umgang mit Risiken zu erlernen, gehört zu den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen, aber gewisse Jugendliche sind in ihrer Adoleszenz Risikofaktoren stärker ausgesetzt und laufen deshalb Gefahr, negative Verhaltensweisen zu übernehmen. Es stellt sich die Frage, ob die Faktoren Lebensumgebung Stadt und Land sowie Schulbildungsniveau auf die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz einen Einfluss haben.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage
1.2 Fragestellung
1.3 Zielsetzung
1.4 Abgrenzung der Arbeit
1.5 Aufbau der Arbeit
2 Theoretisches Modell
2.1 Lebenszufriedenheit und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
2.1.1 Lebenszufriedenheit
2.1.2 Gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
2.1.3 Gesundheit
2.1.4 Gesundheitsverhalten
2.2 Risikobezogenes Gesundheitsverhalten in der Adoleszenz, deren Ursachen und Folgen
2.3 Risiko- und Schutzfaktoren-Modell
2.4 Orientierungsmodell und Forschungsfragen
2.4.1 Orientierungsmodell
2.4.2 Forschungsfragen
2.5 Hypothesen
3 Methoden der empirischen Untersuchung
3.1 Fragebogen
3.2 Methoden und Stichprobe
3.3 Definition der Untersuchungsgruppe
3.4 Durchführung und Rücklauf
3.5 Auswertung der Ergebnisse
4 Beschreibende Ergebnisse der Explorationsstudie
4.1 Individuum
4.1.1 Gesundheit und Wohlbefinden
4.1.2 Ernährung und sportliche Betätigung
4.1.3 Freizeit
4.2 Soziale Umgebung
4.2.1 Familie
4.2.2 Schule
4.2.3 Freunde
4.3 Risikoverhalten
4.3.1 Sexualität
4.3.2 Tabak, Alkohol und Illegale Substanzen
4.3.3 Gewalt und Bedrohungen
4.3.4 Zukunftsangst
4.3.5 Protektion
4.3.6 Bewältigung von Schwierigkeiten
4.4 Zusammenfassung der Resultate
5 Diskussion der Resultate
5.1 Diskussion der Forschungsfragen und Hypothesen
5.2 Vergleich der Ergebnisse mit dem aktuellen Forschungsstand
5.3 Pfadanalyse
5.4 Entwicklung neuer Erkenntnisse
6 Zusammenfassung der Ergebnisse
6.1 Die wichtigsten Übereinstimmungen und Unterschiede zum aktuellen Forschungsstand
6.2 Erkenntnisse für die Optimierung der Prävention
6.3 Kritik und Grenzen der Studie
6.4 Schlussfolgerungen und Ausblick
7 Literaturverzeichnis und Quellenangaben
8 Anhänge
8.1 Modellübersicht
8.2 Praktische Vorschläge für die Ernährungsprävention in Schulen
Dank
Zunächst möchte ich mich an dieser Stelle bei all denjenigen bedanken, die mich während des Studiums und bei der Anfertigung dieser Master-Thesis immer wieder unterstützt und motiviert haben
Ganz besonders gilt dieser Dank meinem betreuenden Dozenten, Herrn Dr. Carl Oliva. Sein kritisches Hinterfragen und seine wertvollen Hinweise haben mich dazu gebracht, über meine Grenzen hinaus zu denken. Auch seine moralische Unterstützung und kontinuierliche Motivation haben einen grossen Teil zur Vollendung dieser Arbeit beigetragen
Weiter danke ich allen Schülerinnen und Schülern, welche mit dem Ausfüllen der Fragebogen diese Untersuchung überhaupt erst ermöglicht haben, sowie ihren Lehrpersonen und der Schulleitung, die mir die Erlaubnis zur Durchführung der Befragung gegeben haben
Ein besonders grosser Dank gebührt meinen Kindern Lisa und Jens und meiner erweiterten Familie, die, obwohl sie sehr oft auf gemeinsame Familienzeit verzichten mussten, mich immer wieder motiviert und aufgemuntert haben und mir mit ihrem Verständnis und ihren Umarmungen die nötige Kraft zum Durchhalten gegeben haben
Herzlichen Dank auch an Frau Regula Mumenthaler für ihre administrative Unterstützung, Frau Pia Stalder für ihr Gegenlesen und ihre kritischen Hinweise und der Korrektorin Frau Ruth Flückiger für ihre Durchsicht und die Korrekturen
Und ebenfalls ganz herzlich danke ich meiner Studien-Freundin, Caroline Kiener, welche mir jederzeit moralisch und freundschaftlich zur Seite gestanden ist und immer zur richtigen Zeit den richtigen Tipp hatte
Abstract
Das Jugendalter ist eine sensible Lebensphase, in der die Heranwachsenden gravierende Veränderungsprozesse im physischen, psychischen, emotionellen und kognitiven Bereich durchlaufen. Wie Studien zeigen, sinkt dabei die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz zwischen 11 und 15 Jahren ab und steigt danach wieder an. Den Umgang mit Risiken zu erlernen, gehört zu den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen, aber gewisse Jugendliche sind in ihrer Adoleszenz Risikofaktoren stärker ausgesetzt und laufen deshalb Gefahr, negative Verhaltensweisen zu übernehmen. Es stellt sich die Frage, ob die Faktoren Lebensumgebung Stadt und Land sowie Schulbildungsniveau auf die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz einen Einfluss haben
Es wird von den Hypothesen ausgegangen, dass die Jugendlichen auf dem Land und mit zunehmendem Schulniveau wahrscheinlich ein besseres Gesundheitsverhalten zeigen. Dazu wurde eine quantitative Datenerhebung durchgeführt und 330 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren aus Stadt, Land und Agglomeration differenziert nach Schultypus Real-, Sekundarschule und Gymnasium über ihre Gesundheit und Lebenszufriedenheit befragt
Bei der Recherche nach Einflussfaktoren wurden eindeutige Unterschiede zwischen Faktoren, die auf das Gesundheitsverhalten einerseits und auf das Risikoverhalten andererseits wirken, festgestellt. So sind es die Kontextfaktoren wie Alter, Geschlecht, Lebensumgebung und Schultypus, welche einen Einfluss auf risikoreiches Verhalten haben, während Gesundheitsverhalten vor allem durch soziopsychologi- sche Faktoren wie geringe Zukunftsängste, Schulfreude und Lebenszufriedenheit geprägt sind
Für die Prävention und Gesundheitsförderung hat dies zur Konsequenz, dass Risikoverhalten und Gesundheitsverhalten als voneinander unabhängige Dimensionen betrachtet und berücksichtigt werden sollten
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1: Hauptdeterminanten der Gesundheit nach Dahlgren & Whitehead 1991
Abbildung 2: Kontinuum Gesundheit-Krankheit, Quelle RADIX (2013)
Abbildung 3: Risikofaktoren und Schutzfaktoren-Modell, leicht adaptiert nach Hüsler, G. (2010)
Abbildung 4: Darstellung des Orientierungsmodells als Pfadanalyse
Abbildung 5: Selbsteingeschätzter Gesundheitszustand
Abbildung 6: Von allen Schmerzsymptomatiken sind Mädchen mehr betroffen
Abbildung 7: Anzahl Stunden Schlaf pro Nacht
Abbildung 8: Anzahl befragter Mädchen und Jungen zu Bewertung der Lebenszufriedenheit
Abbildung 9: Häufigkeit des Frühstücks
Abbildung 10: Häufigkeit der sportlichen Aktivität pro Woche
Abbildung 11: Freizeittätigkeiten der Jugendlichen
Abbildung 12: Familienstrukturen
Abbildung 13: Anzahl der befragten Mädchen und Jungen gemessen an der Schulfreude
Abbildung 14: Einflussverhalten von Freunden
Abbildung 15: Übersicht über Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum differenziert nach Alter, Geschlecht, Schultypus und Wohnumgebung
Abbildung 16: Bedrohung durch Mobbing oder Gewalt in der Schule
Abbildung 17: Zukunftsangst der befragten Jugendlichen
Abbildung 18: Protektionsverhalten
Abbildung 19: Bewältigung von Schwierigkeiten
Abbildung 20: Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit (Mielck, 2000; Hurrelmann, 2000; und Lamprecht et al., 2006)
Abbildung 21: Einfluss-Faktoren auf das Gesundheitsverhalten. (Nur signifikante Pfade)
Abbildung 22: Pfadmodell Risikoverhalten, direkte Einwirkung der Kontextfaktoren auf das Risikoverhalten. (Nur signifikante Pfade)
Abbildung 23: Pfadmodell der moderierenden Einflussfaktoren auf das Risikoverhalten
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1: Risiko- und Schutzfaktoren gruppiert nach individueller, familiärer und sozialer Ebene
Tabelle 2: Anzahl der befragten Mädchen und Jungen differenziert nach Schultypus und Lebensumgebung
Tabelle 3: Gesundheitsverhalten auf dem Land
Verzeichnis der Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage
Lange Zeit galt das Kindheits- und Jugendalter als beschwerdefreie und mehrheitlich gesunde Lebensphase (Hurrelmann, 2010). Tatsächlich zeigen die Daten des Bundesamtes für Statistik einen U-förmigen Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und dem Mortalitätsrisiko (Kuntsche, 2004, S. 281). Dieses Ergebnis belegt die Vorstellung, dass Kindheit und Jugend diejenigen Lebensabschnitte sind mit der geringsten Lebensbedrohung durch Krankheiten Substanzmissbrauch, Tötungen und Unfälle. Diese erfreuliche Tatsache birgt jedoch die Schattenseite in sich, dass Jugendliche ihre Gesundheit oftmals als eine Art unerschöpfliches Gut betrachten (Kuntsche, 2004).
Das Jugendalter ist eine sehr sensible Lebensphase, in der die heranwachsenden Jugendlichen die gravierendsten Veränderungen im physischen, psychischen, emotionellen und kognitiven Bereich (Sawyer et al., 2012, in Marmet, 2015) durchlaufen. Zudem müssen sie gleichzeitig hohe Anforderungen in der Schule bewältigen. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden gilt es, eine zunehmende emotionelle und soziale Unabhängigkeit von den Eltern zu erreichen, die Auseinandersetzung mit körperlichen Entwicklungen zu bewältigen, Entscheidungen zur Ergreifung eines Berufes zu treffen, Beziehungen und Konsumverhalten aufzubauen. Diese Phase ist oft nicht einfach zu bewältigen, da die verschiedenen Entwicklungsaufgaben häufig in Widerspruch miteinander stehen. Die Jugendlichen müssen sich an Veränderungen anpassen, um sich eine eigene Identität anzueignen und ein Gefühl für persönliche Kompetenzen zu entwickeln (Bentuelle und Demeulemeester, 2008).
Die Adoleszenz ist eine Zeit des Experimentierens, und es gehört ebenfalls zu den Entwicklungsaufgaben der Heranwachsenden, die Fähigkeit des Umgangs mit Risiken zu erlernen und zu erfahren, mit welchen Herausforderungen sie umgehen können und mit welchen nicht (Hendry und Kloep, 2002, S. 85).
Aufgrund dieser Entwicklungsanforderungen ist nachvollziehbar, dass gewisse Gesundheitsbelange in der Adoleszenz einen eher untergeordneten Stellenwert aufweisen und es schwierig ist, Jugendliche zu einem gesundheitsbewussten Verhalten zu animieren, weil das Problembewusstsein eine Grundvoraussetzung für die Änderung von gesundheitsschädigendem Verhalten ist (Prochaska et al., 1992; Prochaska & Velicer, 1997, in Kuntsche, 2012). Damit wird klar, dass ein entsprechendes Gesundheitsverhalten und die Risikovermeidung sehr stark vom Klima der Anregung durch externe gesellschaftlichen Faktoren sein muss, weil Jugendliche tendenziell von sich aus nicht auf dieser Bewältigungsaufgabe vorbereitet sind.
Andererseits sind gewisse Jugendliche in ihrer Adoleszenz Risikofaktoren stärker ausgesetzt als andere Gleichaltrige, und sind deshalb vulnerabler, mit Risikoverhaltensweisen zu experimentieren und sie unter Umständen zu übernehmen (BAG, 2014). Resultate aus der HBSC-Studie (Health Behavior in School-aged Children) 2010, zeigen, dass das häufige Auftreten physischer und psychoaffektiver Symptome, Unzufriedenheit mit den Lebensumständen, eine geringe elterliche Kontrolle, das abendliche Ausgehen mit Freunden (mindestens einmal pro Woche) signifikant mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen (Tabak, Alkohol, Cannabis), aggressiven Verhaltensweisen in der Schule und ungesunden Gewichtskontrollstrategien assoziiert sind (Archimi und Delagrande Jordan, 2014).
Wie aus dem Bericht „Konsum psychoaktiver Substanzen Jugendlicher in der Schweiz - Zeitliche Entwicklungen und aktueller Stand“ (ermittelt aus der HBSC- Studie 2010) der Organisation Sucht Schweiz hervorgeht, können sich gesundheitsrelevante Verhaltensweisen im Verlaufe der Adoleszenz verändern. So hat der Anteil der 11- bis 15-jährigen Jugendlichen, welche körperlich aktiv sind und Sport treiben, kontinuierlich abgenommen, während beispielsweise die Anteile derjenigen Jugendlichen, die fernsehen, Tabak rauchen und Alkohol trinken, kontinuierlich ansteigen.
Etablieren sich solche Verhaltensweisen als Gewohnheiten, sind sie auch durch präventive Bemühungen oder Interventionen relativ schwierig zu verändern und bleiben oftmals bis ins höhere Erwachsenenalter bestehen (Hamburg et al., 1993, in Windlin et al., 2011).
Trotz Aufklärungs- und Präventionskampagnen im Setting Schule und Jugendarbeit zeigen jüngste Studien (HBSC), dass das jugendliche Bewusstsein betreffend Gesundheit und gesundheitsbeeinflussenden Verhaltensweisen nach wie vor unzureichend ist. Es stellt sich also die Frage nach den weiteren Ursachen und Einflussfaktoren, welche die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz begünstigen. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, einen Beitrag zur Behebung dieses Mangels zu leisten.
Bisher wurde der Aspekt, wie sich die Lebensumgebung Stadt/Land und die Schule auf die allgemeine und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der Jugendlichen auswirkt, in vorliegenden, jüngeren Studien nicht ausführlich untersucht, könnte aber diesbezüglich neue Erkenntnisse bringen. Die vorliegende Arbeit basiert demzufolge auf der folgenden Fragestellung:
1.2 Fragestellung
Ist die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit eine Folge der Lebensumgebung (Stadt/Land und Schule), welche einen prägenden Einfluss auf die Jugendlichen hat und deshalb entwicklungstypisch ist für die Zeitspanne der Adoleszenz?
Zur Beantwortung der vorliegenden Fragestellung werden die Perspektiven der Jugendlichen mittels einer eigenen durchgeführten quantitativen Befragung einbezogen sowie Erkenntnisse aus früheren Ergebnissen grosser Studien, wie der HBSC- Studie 2010, und bereits bestehendem Wissen aus der Jugendsoziologie verwendet.
1.3 Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit hat einerseits zum Ziel aufzuzeigen, in welchem Masse die vier Gesundheitsdeterminanten nach Dahlgren und Whitehead (1991)
- Faktoren individueller Lebensweisen
- Soziale und kommunale Netzwerke
- Lebensbedingungen
- Physische Umwelt
Einflussfaktoren auf die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz sind. Andererseits sollen aus der Untersuchung Informationen über den selbsteingeschätzten Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten Jugendlicher im Vergleich Stadt/Land/Agglomeration erfasst werden.
Eventuelle auffällige Erkenntnisse im Gesundheitsverhalten der verschiedenen Lebensumgebungen könnten einen Beitrag für zukünftige Präventionsstrategien leisten.
Damit wird hier von der Vorstellung ausgegangen, dass mittels der Erfassung des selbsteingeschätzten Gesundheitszustandes zunächst am besten ein Bild über die aktuelle Situation der Jugendlichen verschafft werden kann.
1.4 Abgrenzung der Arbeit
Thematisch wird die Problemstellung auf das gesundheitsbezogene Risikoverhalten, dessen Kontexte, Ursachen und Folgen eingegrenzt. Weitere Themen wie Werte, politisches Engagement, Religion oder Migrationshintergründe wären ebenfalls Diskussionsthemen, welche zur Erforschung der gesundheitsbezogenen Lebenszufriedenheit beitragen. Das wären Aspekte, die dann wichtig würden, wenn an die hier zu erarbeitenden Ergebnisse ergänzende Fragen angefügt würden, oder wenn ganz einfach die hier gewählte Perspektive zu keinen positiven Ergebnissen führen würde.
1.5 Aufbau der Arbeit
Diese empirische Arbeit wird nach der Struktur AIMRaD (Abstract, Introduction, Methods, Results and Discussion) gegliedert (FFHS, Departement Gesundheit).
Auf die Zusammenfassung und Einleitung folgt der theoretische Teil, in welchem auf Gesundheit, das allgemeine Gesundheitsverhalten und das risikobezogene Gesundheitsverhalten mit deren Ursachen und Folgen in der Adoleszenz eingegangen wird und wo Schutz- und Risikofaktoren genauer erläutert werden. Weiter wird auf das Orientierungsmodell eingegangen und werden die Formulierungen der Forschungsfragen und Orientierungshypothesen beschrieben. Im darauf folgenden Methodenteil wird das methodische Vorgehen erklärt und anschliessend im Teil mit den Resultaten über die erhobenen Daten und die durchgeführten Analysen berichtet. In der darauf folgenden Diskussion werden die Ergebnisse miteinander in Beziehung gesetzt und interpretiert. Die Ergebnisse werden dann mit Erkenntnissen aus der Theorie in Verbindung gebracht und Vorschläge für die Prävention entworfen. Die angewandte Methode sowie das Vorgehen werden kritisch hinterfragt und noch offene oder neu entstandene Fragen angefügt. Die Schlussfolgerungen bilden den Abschluss der Forschungsarbeit.
2 Theoretisches Modell
2.1 Lebenszufriedenheit und gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
2.1.1 Lebenszufriedenheit
Die Bewertung des eigenen Lebens ist ein Ausdruck des eigenen Wohlbefindens, wird von zahlreichen Faktoren geprägt und ist ein zeitlich relativ stabiles Konstrukt. Die besondere Relevanz der Lebenszufriedenheit der Jugendlichen ergibt sich dadurch, dass in dieser Lebensphase die Lebenszufriedenheit vor allem durch ei- gene Lebenserfahrungen sowie durch familiäre Beziehungen geprägt wird (Pavot und Diener, 1993; aus Factsheet HBSC 2009/10 Deutschland, Review of the Satisfaction with Life Scale. Psychological Assessment, 5, 164-172).
2.1.2 Gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
Die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit wird allgemein als ein mehrdimensionales Konstrukt verstanden, das körperliche, emotionale, mentale, soziale, spirituelle und verhaltensbezogene Komponenten des Wohlbefindens und der Funktionsfähigkeit aus der Sicht der Betroffenen beinhaltet. Gesundheitsbezogene Lebensqualität beschreibt somit den subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand bzw. die erlebte Gesundheit (vgl. Schumacher, Klaiberg, Brähler, 2003 in Ravens- Sieberer, 2007) und definiert den Begriff in dieser Weise am umfassendsten.
2.2 Gesundheit und Gesundheitsverhalten
2.1.3 Gesundheit
Der Begriff Gesundheit umfasst eine Vielzahl von Bedeutungs- und Interpretationsmöglichkeiten und reicht von fachspezifischen bis zu philosophischen Inhalten. Das englische Wort für „Gesundheit“ (health) ist abgeleitet von „heal“ heilen und vom altenglischen Wort „hael“ , welches so viel wie „vollständig, umfassend“ bedeutet und als Integrität, Wohlbefinden und Unversehrtheit der ganzen Person definiert werden kann (Naidoo und Wills, 2010).
Die WHO definiert Gesundheit als Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht die blosse Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen (Ottawa-Charta, 1986).
Wenn es um die Verantwortung der Gesundheit geht, so steht einerseits der Mensch selbst im Mittelpunkt, das heisst, er ist eigenverantwortlich für die Erhaltung seiner Gesundheit, andererseits wirken diverse Faktoren, sogenannte Determinanten, auf seine Gesundheit ein. Margret Whitehead und Göran Dahlgren (1991) haben die verschiedenen Ebenen in einem Modell, dem sogenannten Regenbogenmodell, dargestellt, auf denen diese Faktoren wirken:
1. Ebene: Persönliche Verhaltens- und Lebensweisen
2. Ebene: Unterstützung und Beeinflussung durch das soziale Umfeld
3. Ebene: Lebens- und Arbeitsbedingungen
4. Ebene: Ökonomische, kulturelle und physische Umweltbedingungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Hauptdeterminanten der Gesundheit nach Dahlgren & Whitehead 1991
Dies macht deutlich, dass Gesundheit und Wohlbefinden nicht nur durch biologische Faktoren bestimmt werden und beeinflussbar sind, sondern zudem von äusseren Faktoren beeinflusst werden.
2.1.4 Gesundheitsverhalten
Als Gesundheitsverhalten werden alle Verhaltensweisen von gesunden Menschen verstanden, die nach wissenschaftlichen (epidemiologischen) Erkenntnissen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Krankheiten vermieden werden oder die Gesundheit erhalten wird. Der Begriff wird damit vielfach als Gegenbegriff zum Risikoverhalten verwendet, der alle Verhaltensweisen oder Gewohnheiten umfasst, die wissenschaftlich belegt die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine spezifische Krankheit zu entwickeln (Faltermeier, 1994).
Nach Scholz und Schwarzer (2005, in Knoll, Scholz und Rieckmann, 2013) stellt Gesundheitsverhalten eine präventive Lebensweise dar, die Schäden fernhält, Fitness fördert und die Lebenserwartung verlängern kann. Als Beispiele können sportliche Aktivität, gesunde Ernährung, Sonnenschutzverhalten, Kondombenutzung, Zahnpflege und andere angeführt werden. Verhaltensweisen, welche die Gesundheit potenziell gefährden und nachgewiesenermassen schädigen (Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum), können dagegen als Risikoverhalten bezeichnet werden.
2.2 Risikobezogenes Gesundheitsverhalten in der Adoleszenz, deren Ursachen und Folgen
Das Gesundheitsverhalten im Jugendalter umfasst sowohl gesundheitsförderliche Verhaltensweisen wie ausreichende Bewegung, gesunde Ernährung, Zahnhygiene, Verhütungsmittelgebrauch, protektive Massnahmen wie Tragen eines Schutzhelmes, Sonnenschutz und Gehörschutz als auch gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen wie Alkohol- und Drogenkonsum (Hurrelmann, 2010). Als risikohaftes Gesundheitsverhalten können auch hoher Zuckerkonsum, sitzende Freizeitaktivitäten wie fernsehen, übermässiger Handy- und PC-Konsum angesehen werden.
Da sich im Jugendalter fast alle gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen deutlich mit dem Lebensalter verändern (gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen nehmen durchschnittlich zu und sinken nach Erreichen des dritten Lebensjahrzehnts wieder ab), liegt es nahe, nach den Gründen für die entwicklungsbezogenen Einflüsse zu suchen (Hurrelmann, 2010).
Gemäss Hurrelmann und Quenzel (2012) gibt es hierfür zwei sich ergänzende Erklärungsansätze:
Einerseits kommt es nach dem verhältnismässig kontinuierlichen Wachstum der Körperfunktionen in der Kindheit, durch die Geschlechtsreife zu einem Ungleichgewicht in der körperlichen und psychischen Entwicklung der Persönlichkeit. Der gesamte Körper ist in anatomische, physiologische und hormonelle Veränderungen einbezogen, was umfassende Auswirkungen auch auf der seelischen und sozialen Ebene hat. Neurobiologische Veränderungen im Gehirn, die für den Reifeprozess verantwortlich sind, führen dazu, dass Jugendliche in der Pubertät mehr von emotionalen und sozialen Faktoren beeinflusst werden und stärker auf Stimuli wie riskante Verhaltensweisen reagieren, während selbstregulatorische Kompetenzen erst mit zunehmendem Reifeprozess im späteren Jugendalter zunehmen. Andererseits stehen auf dem Weg zum Erwachsenwerden konstitutive und gesellschaftliche Erwartungen an, die als Entwicklungsaufgaben bezeichnet werden können. Typische Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz sind beispielsweise das Erreichen von Unabhängigkeit von den Eltern, Aufbau von Beziehungen (Peergroups und Partnerschaften) und die Auseinandersetzung mit der körperlichen und persönlichen Entwicklung. Diese Entwicklungsaufgaben sind oftmals nicht leicht zu bewältigen, da die Handlungsbedingungen zur Erreichung des Erwachsenenstatus nicht klar definiert sind und zudem Entwicklungsbereiche komplex vernetzt sind (Widerspruch = schulisches Engagement und Aufbau von Peerbeziehungen). Diese Konflikte können dazu führen, dass Jugendliche riskante gesundheitsbezogene Verhaltensweisen zeigen, um die Lösung von Entwicklungsaufgaben voranzutreiben (Hurrelmann, 2010).
Den Umgang mit diesen Risiken zu erlernen und zu erfahren, mit welchen Herausforderungen sie umgehen können und mit welchen nicht, gehört ebenfalls zu den Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen und ist notwendig, um die eigenen Kompe tenzen abzuschätzen und um Defizite kompensieren zu können (Hendry und Kloep, 2002, in Hurrelmann, 2012).
Allerdings können riskante gesundheitsbezogene Verhaltensweisen, wie Rauchen, Alkoholkonsum und negative Ernährungsgewohnheiten, die im Jugendalter entstehen und sich manifestieren, zu gesundheitlichen Problemen im Erwachsenenalter führen, wie zum Beispiel Stoffwechselerkrankung, Übergewicht, Krebs und HIV- Infektionen, zudem sind Risikoverhaltensweisen die wichtigsten Ursachen für Todesfälle (Unfall, Suizid) in diesem Altersabschnitt. Damit ist das Jugendalter ein wichtiges Zeitfenster für Präventionsmassnahmen (Pinquart & Silbereisen, in Hurrelmann, 2010).
2.3 Risiko- und Schutzfaktoren-Modell
Gesundheit stellt keinen statischen Zustand dar, sondern ist vielmehr von einer sich laufenden veränderlichen Positionierung auf einem Raum-Zeit-Kontinuum von Gesundheit und Beschwerdelast geprägt. Diese Positionierung wird von einem Zusammenspiel von Risikofaktoren und Schutzfaktoren (oder Ressourcen) bestimmt. Erklärende Definitionen siehe unten (Radix Schweiz, 2013):
Risikofaktoren sind Merkmale einer Person, deren materiellen oder sozialen Umwelt, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich bestimmte Risikoverhalten, Krankheiten oder gesundheitliche Störungen entwickeln. Risikofaktoren brauchen nicht unmittelbare Ursache der Gesundheitsstörungen zu sein. Beispiele: geringes Selbstwertgefühl, fehlende Verhaltensregeln in Familie und Schule, mangelnde Bildung, sozio-ökonomische Einflüsse u.a.
Schutzfaktoren sind Merkmale einer Person oder deren Umwelt, welche die Wahrscheinlichkeit vermindern, dass sich Risikoverhalten, eine bestimmte Krankheit oder gesundheitliche Störungen entwickeln. Schutzfaktoren sind nicht einfach der Gegenpol von Risikofaktoren. Sie sind für die Prävention wichtig, weil sie die Auswirkungen von bestehenden, z.T. unveränderbaren Risikofaktoren abschwächen können. Beispiele: Familiäre Bindung, soziale Kompetenzen, Bildung u.a.
Risiko-Schutzfaktoren-Modell
Gemäss dem Risiko-Schutzfaktoren-Modell besteht die zentrale Strategie von Prävention und Gesundheitsförderung darin, die Gesundheit einerseits über eine Reduktion oder Abminderung von Risikofaktoren, vor allem aber durch die Stärkung oder den Ausbau von Schutzfaktoren zu verbessern. Die empirische Erfahrung zeigt, dass auch erhebliche Risikokonstellationen, die je nachdem nur beschränkt beeinflussbar sind, durch genügend Schutzfaktoren abgemildert werden können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Kontinuum Gesundheit-Krankheit, Quelle RADIX (2013)
Im Zusammenhang mit Risiko- und Gesundheitsverhalten, Schutz- und Risikofaktoren treten auch Begriffe wie Resilienz und Vulnerabiliät auf. Das Zusammenspiel dieser Faktoren wird in der folgenden Abbildung sichtbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Risikofaktoren und Schutzfaktoren-Modell, leicht adaptiert nach Hüsler, G. (2010).
Quelle: FFHS, Gesundheitspsychologie, 2014
Bei steigender erhöhter Vulnerabiliät kommen Risikofaktoren stärker und Schutzfaktoren schwächer zum Tragen, umgekehrt hat Resilienz einen stärkeren Einfluss: Risikofaktoren werden abgemildert und Schutzfaktoren gestärkt. Das heisst: Je höher die Risikofaktoren, desto eher muss wahrscheinlich mit Problemverhalten/Risikoverhalten gerechnet werden, und je höher die Schutzfaktoren, desto weniger muss wahrscheinlich mit Problemverhalten gerechnet werden.
Resilienz, als Personeneigenschaft, bezeichnet die Stressresistenz und Widerstandfähigkeit und wird als stabile und situationsübergreifende Eigenschaft verstanden. Nebst Personenmerkmalen werden auch Umweltfaktoren als entscheidende protektive Einflüsse betrachtet, die als modifizierbar gelten.
Vulnerabilität (Verletzbarkeit): Individuelle Disposition, die Risikoverhalten und psychische Störungen begünstigt. Sie wird von genetischen, psychischen und sozialen Faktoren bestimmt.
Eine Vielzahl von Risiko- und Schutzfaktoren können gleichzeitig relevant für verschiedene Problembereiche sein. Zum besseren Verständnis zeigt die nachfolgende Tabelle eine Auswahl übergeordneter Risiko- und Schutzfaktoren (RADIX, 2013).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Risiko- und Schutzfaktoren gruppiert nach individueller, familiärer und sozialer Ebene
2.4 Orientierungsmodell und Forschungsfragen
2.4.1 Orientierungsmodell
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es aufzuzeigen, welche Einflussfaktoren auf das Risiko- sowie das Gesundheitsverhalten Jugendlicher einwirken und dadurch als Resultante der entgegengesetzten Kräfte für die sinkende gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit in der Adoleszenz eine wesentliche Rolle spielen. Diese Erkenntnisse könnten unter Umständen in weitere Präventionsprojekte in der Jugendarbeit einfliessen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Darstellung des Orientierungsmodells als Pfadanalyse
Unter Berücksichtigung der einzelnen Einflussfaktoren auf das Gesundheitsverhalten und das Risikoverhalten, widerspiegelt das Orientierungsmodell folgende Forschungsfragen:
2.4.2 Forschungsfragen
Forschungsfrage 1
Wie hoch ist die allgemeine, selbsteingestufte Lebenszufriedenheit bei Adoleszenten, insbesondere mit Bezug auf die Gesundheit, in Abhängigkeit des Geschlechts, der Lebensumgebung und des Schulniveaus.
Forschungsfrage 2
Welche Einflussfaktoren sind ausschlaggebend für eine verminderte gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der Jugendlichen?
Forschungsfrage 3
Sind erhöhtes Risikoverhalten, missbräuchlicher Suchtmittelkonsum und vermindertes Ernährungsbewusstsein direkte Folgen einer verminderten Lebenszufriedenheit oder resultiert eine solche daraus?
Forschungsfrage 4
Gibt es Unterschiede im Gesundheitsverhalten und der gesundheitsbezogenen Lebenszufriedenheit zwischen Jugendlichen aus der Stadt und vom Land?
Aus dem Fokus der Fragestellung und den in der Folge hergeleiteten Forschungsfragen ergeben sich folgende Orientierungshypothesen:
2.5 Hypothesen
Orientierungs-Hypothese 1a: Jungen zeigen wahrscheinlich eine höhere allgemeine Lebenszufriedenheit als Mädchen, und Mädchen schätzen wahrscheinlich ihre gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit höher ein als Jungen.
Orientierungs-Hypothese 1b: Je höher das Schulbildungsniveau, desto bewusster wird wahrscheinlich das Gesundheitsverständnis der Jugendlichen.
Orientierungs-Hypothese 1c: Die Lebensumgebung der Stadt und der Agglomeration führen wahrscheinlich zu einer verminderten Lebenszufriedenheit als die Lebensumgebung Land.
Orientierungshypothese 2: Je geringer das familiäre Gesundheitsverständnis und -verhalten, umso kleiner ist wahrscheinlich die gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit der Jugendlichen.
Orientierungs-Hypothese 3: Je höher bei Jugendlichen Selbstwirksamkeit und Kohärenzgefühl ausgeprägt sind, desto geringer scheint die Vulnerabiliät zu erhöhtem Risikoverhalten zu sein.
Orientierungshypothese 4: Jugendliche aus der Lebensumgebung Land zeigen wahrscheinlich ein geringeres risikobezogenes Gesundheitsverhalten und eine höhere gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit als Jugendliche aus der Lebensumgebung Stadt und Agglomeration.
3 Methoden der empirischen Untersuchung
3.1 Fragebogen
Die für die Studie verwendeten Daten wurden mittels Fragebogen in Papierform erhoben. Schriftliche Befragungen haben den Vorteil, dass sie anonym durchgeführt werden können und dadurch sozial angepasstes Antwortverhalten verringert werden kann. Die Abgabe des Fragebogens in Papierform durch die Lehrpersonen direkt an die Schüler sorgt für eine höhere Rücklaufquote, was in Anbetracht des vorgegebenen Zeitraums ein Vorteil ist.
Erfasst wurden Items, die sich zur Untersuchung des Gesundheitsverhaltens und der Lebenszufriedenheit eignen. Der Fragebogen enthielt 40 Fragen und wurde in 14 Themenblöcke gegliedert.
1. Gesundheit und Wohlbefinden
2. Schule
3. Familie und Wohnumgebung
4. Gesundheitsverhalten
5. Freizeit und Bewegung
6. Sexualität
7. Ernährung
8. Suchtverhalten Tabak
9. Suchtverhalten Alkohol
10. Suchtverhalten Drogen und psychoaktive Substanzen
11. Umwelt
12. Zukunft
13. Bewältigung von Schwierigkeiten
14. Lebenszufriedenheit
Ausser bei den Fragen zu Alter, Grösse und Gewicht, Beruf der Eltern, Schlafdauer und Lebenszufriedenheit wurden die Fragen so verfasst, dass die Jugendlichen bei vorgegebenen Antworten ein Kreuz setzen konnten.
Zusammen mit dem Fragebogen erhielten die Schülerinnen und Schüler einen neutralen Umschlag, in den sie den ausgefüllten Fragebogen stecken konnten und den sie zugeklebt der Lehrperson abzugeben hatten. Die Fragebogen wurden anschliessend in den Umschlägen von der Lehrperson in einem vorfrankierten Karton zurückgesandt.
3.2 Methoden und Stichprobe
Die Befragung wurde in Form einer Klumpenstichprobe (Clusterstichprobe) durchgeführt. Das heisst, die Auswahl erfolgte nicht auf einzelne Schülerinnen und Schüler, sondern auf der Ebene von ganzen Schulklassen. Die einzelnen Cluster wurden mit der Absicht gezielt ausgewählt, um mit Bezug auf die nationalen, repräsentativen Stichproben vertiefende Sondierungen zu den gesundheitsbezogenen Fragen durchzuführen. Insbesondere wurden Klassen aus der deutschen Schweiz ausgewählt, die sich nach Stadt, Agglomeration und Land, sowie nach Realschule, Sekundarschule und Gymnasium unterscheiden, damit die Einflüsse von der Lebensumgebung und des Schultypus auf gesundheitsbezogene Variablen untersucht werden können.
Die Schulleitungen der ausgewählten Schulen wurden schriftlich zur Teilnahme angefragt und informiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde den Schulleitern eine Rohfassung des Fragebogens zur Prüfung ethisch-moralischer Bedenken beigelegt.
3.3 Definition der Untersuchungsgruppe
Die Stichprobenbeziehung bildeten Schulklassen des 7. bis 9. Schuljahres, gegliedert nach Schultypus Real- und Sekundarschule sowie Gymnasium (Quarta). Ausgewählt wurden je eine Klasse aus der Lebensumgebung Land, Agglomeration sowie Stadt. Die Schüler waren zu diesem Zeitpunkt zwischen 11 und 17 Jahre alt.
Von 330 teilnehmenden Schülern haben 329 die Fragebogen ausgefüllt, 1 Schüler war krankheitshalber abwesend. 85 Schüler (25,8%) leben in der Wohnumgebung Stadt, 144 Schüler (43,8%) in der Wohnumgebung Agglomeration und 100 Schüler (30.4%) in der Wohnumgebung Land.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung der ausgewählten Stichprobe differenziert nach Geschlecht, Schultyp und Lebensumgebung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Anzahl der befragten Mädchen und Jungen differenziert nach Schultypus und Lebensumgebung
3.4 Durchführung und Rücklauf
Die Lehrpersonen der ausgewählten Klassen erhielten die Fragebogen Ende Februar 2015 und hatten 4 Wochen Zeit, die Befragung während einer Schulstunde durchzuführen und die ausgefüllten Fragebogen zurückzusenden. Dies geschah mit allen angeschriebenen Klassen, was einer Rücklaufquote von 100% entspricht. Die Lehrkräfte und Schüler wurden ausdrücklich auf Anonymität und das Recht auf die freiwillige Teilnahme hingewiesen.
3.5 Auswertung der Ergebnisse
Die Auswertung der Fragebogen erfolgte unter Zuhilfenahme der Statistik- und Analysesoftware SPSS (Statistical Package for the Social Sciences) der Software-Firma IBM. In einem ersten Schritt galt es die Antwort-Variablen anhand des erstellten Fragebogens zu definieren und ein Codebuch (125 Variablen) zu erstellen. Diese Variablen wurden je nach Thema und Frage einer Ordinal- (Wert einer Antwort, z.B. 1=schlecht / 4=sehr gut), Nominal- (Benennung der Antwort, z.B. 1=Akademiker / 3=Angestellter) und einer numerischen Skala (Angabe einer Zahl, z.B. Altersangabe) zugeteilt. Darüber hinaus wurden gewisse Antworten auf nominale oder ordinale Skalen in „pseudo“-numerische Variablen recodiert (Dichotomisierung: 1=Ja 0=Nein oder Jungen=0, Mädchen=1. Weiter ist zu erwähnen, dass bei 4-stufigen Skalen jeweils der tiefste oder der negativste Wert eine 1 und der höchste oder positivste Wert eine 4 erhält. Die Variablen wurden zur Auswertung der Antworten in einer Korrelation gegenüberstellt und der daraus resultierende Korrelations-Koeffizient als dimensionsloses Mass (Stärke) für den Grad des linearen Zusammenhangs zur Erklärung verwendet. Dort wo es um die vereinfachte Darstellung von Kreuztabellen ging, also um die Darstellung von bivariaten Korrelationen wurde das Tau-b von Kendall verwendet (Signifikationsniveau[1] p < .005;[2] p < .01;[3] p < .001). Dort wo Pfadanalysen angestellt wurden, also multiple partielle Korrelationsanalysen durchgeführt wurden, ist der standardisierte Regressionskoeffizient von Pearson verwendet worden (beta Koeffizienten).
4 Beschreibende Ergebnisse der Explorationsstudie
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Explorationsstudie in deskriptiver Weise dargestellt. Dazu gehören die univariaten Verteilungen der wichtigsten Variablen und die korrelative Darstellung der wichtigsten Bündel von Variablen. Unter Bündeln von Variablen werden hier diejenigen Variablen verstanden, die sich um eine Zielvariable bilden und darstellen können, ob und in welchem Sinn die Variablengruppe ein Syndrom bilden kann oder nicht. Dabei soll immer auch abgeklärt werden - weil das zum wesentlichen Teil der Problemstellung der vorliegenden Arbeit gehört - inwiefern das Geschlecht, das Alter der Jugendlichen, der besuchte Schultyp und die Wohnumgebung Land, Agglomeration und Stadt eine Rolle in der Konstitution der Zusammenhänge bzw. der Syndrome bilden. Um diese Beschreibung von Syndromen zu erleichtern, wird folgende Gliederung des Datensatzes vorgenommen:
4.1 Individuum
4.1.1 Gesundheit und Wohlbefinden
In der Schweiz sowie in anderen Teilen Europas durchgeführte Jugendbefragungen neueren Datums zeigen, dass die Mehrheit der Jugendlichen angibt, gesund zu sein und die Schwierigkeiten der Adoleszenz ohne gesundheitliche Probleme zu meistern (Currie et al., 2008, in Kuntsche, 2012). Dennoch geben einige Jugendliche gesundheitliche Probleme wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen oder auch Schwindel, Nervosität, Traurigkeit und Reizbarkeit an. Zudem geben einige begleitende Schlafschwierigkeiten an. Generell treten somatische oder psychoaffektive Symptome während der Adoleszenz in der Regel nur vorübergehend auf. Diese Symptome können jedoch - wenn sie verstärkt oder chronisch auftreten - auf zugrunde liegende mehr oder weniger starke psychische Probleme hinweisen. Werden derartige Probleme nicht erkannt und frühzeitig behandelt, können sie bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben und sich allenfalls verschlimmern (Kinnunen et al., 2010, in Kuntsche, 2012). Wenn sich somatische Symptome nicht durch eine organische Ursache erklären lassen, sind diese oft auch auf Stress-Situationen oder unbewältigte Spannungen zurückzuführen, welche während der Adoleszenz häufig vorübergehend auftreten.
Dieses Kapitel beschreibt Indikatoren der somatischen Gesundheit Jugendlicher. Die Jugendlichen wurden zu folgenden Themen befragt:
1) Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes
2) Gesundheitliche Probleme
3) Schmerzen
4) Schlaf
5) Seelisches Befinden
6) Lebenszufriedenheit
1) Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes
Die Mehrheit der befragten Jugendlichen schätzt ihren Gesundheitszustand als positiv ein. 69% (227) geben an, über einen guten Gesundheitszustand zu verfügen. 27,7% (91) bezeichnen ihren Gesundheitszustand als „eher gut“ und 3,3% (11) Schüler als „eher schlecht“ (siehe Abbildung unten).
[...]
[1] Aspekte, die das Verhalten des Individuums beschreiben, beginnend mit Gesundheit und Wohlbefinden
- Aspekte, die sich aus der Einbettung des Individuums in bestimmte Netzwerke ergeben, wie Familie, Schule und Freundeskreis
- Aspekte, die das Risikoverhalten umfassen und begünstigen, wie Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum, Protektionsverhalten und Umgang mit Gewalt und Bewältigung von Schwierigkeiten und Zukunftsängsten.
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