Wie interagieren der Körper und die Seele? Diese Frage bewegt die Philosophen bereits seit der Antike. In vorliegendem Essay beschäftige ich mich mit den Ausführungen Descartes‘ zu diesem Thema in seinen „Leidenschaften der Seele“. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Descartes‘ Ausführen plausibel sind.
Es ist dabei unumgänglich, zunächst seine Vorstellungen über den menschlichen Körper und dessen Funktionen zu erläutern. Im Anschluss ist zu klären, wo im Körper sich die Seele befindet und wie Descartes dies begründet. Dabei wird erläutert, was dem Körper und was der Seele zukommt. Darauf folgend werden die Möglichkeiten der Interaktion zwischen Körper und Seele kurz erklärt. Auf Grundlage dieser Ausführungen wird gezeigt, inwiefern Descartes mit seinen Ausführungen wegweisend war, weshalb sie jedoch nicht einwandfrei betrachtet werden können. Hierbei wird auf Descartes Naturgesetze verwiesen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Descartes‘ mechanistische Vorstellung vom Körper
2.1 Die Funktionen des Körpers
2.2 Der Sitz der Seele
3. Wie der Körper und die Seele interagieren
4. Ist Descartes‘ Körper-Seele-Dualismus plausibel?
5. Zusammenfassung
Literatur
1. Einleitung
Wie interagieren der Körper und die Seele? Diese Frage bewegt die Philosophen bereits seit der Antike. Im vorliegenden Essay beschäftige ich mich jedoch mit den Ausführungen Descartes‘ in seinen Leidenschaften der Seele. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Descartes‘ Ausführen plausibel sind. Es ist dabei unumgänglich, zunächst seine Vorstellungen über den menschlichen Körper und dessen Funktionen zu erläutern. Im Anschluss ist zu klären, wo im Körper sich die Seele befindet und wie Descartes dies begründet. Dabei wird erläutert, was dem Körper und was der Seele zukommt. Darauf folgend werden die Möglichkeiten der Interaktion zwischen Körper und Seele kurz erklärt. Auf Grundlage dieser Ausführungen wird gezeigt, inwiefern Descartes mit seinen Ausführungen wegweisend war, weshalb sie jedoch nicht einwandfrei betrachtet werden können. Hierbei wird auf Descartes Naturgesetze verwiesen.
2. Descartes‘ mechanistische Vorstellung vom Körper
Descartes Ansichten über den menschlichen bzw. biologischen Körper sind mechanistisch. Er betrachtet den Körper wie eine Maschine oder in Uhrwerk, welches angetrieben wird. Das, was uns Menschen nun von allen anderen Lebewesen und Dingen unterscheidet, ist, dass wir eine Seele haben, die mit dem Körper interagiert. Zunächst einmal unterscheidet Descartes zwischen Tun „[…] in Hinsicht auf dasjenige, das macht, dass es geschieht[…]“[1] und Leiden „[…] in Hinsicht auf dasjenige, dem es geschieht[…]“[2]. Dem Körper schreibt er das Tun und die Seele das Leiden zu, da der Körper dasjenige ist, dass unmittelbar auf die Seele einwirken kann und auch einwirkt. Um unterscheiden zu können, was unserem Körper gehört und was der Seele zukommt, erläutert Descartes, dass alles, was wir uns auch in anderen, unbelebten Körpern sehen können, dem Körper zukommt. Hierbei ist mit unbelebt nicht tot gemeint, sondern vielmehr seelenlos; denn die Seele hält der Köper nicht am Leben, sondern gibt dem Menschen seine Vernunft Alles das, was wir uns nicht in unbelebten Körpern vorstellen können, muss demnach der Seele zugeschrieben werden.[3] Laut Descartes sind also Bewegungen und Wärme körperlich und Gedanken (dazu gehören Wahrnehmung, Empfindungen und Emotionen) seelisch.[4] Die Annahme, dass der Körper aber ohne die Seele nicht leben (funktionieren) könne, widerlegt Descartes, indem er sagt, dass nicht das Fehlen der Seele den Tod bedeute, sondern vielmehr das Gegenteil: Wenn der Körper ‚kaputt‘ ist und alle Bewegung und Wäre verliert, dann erst entschwindet die Seele. Hier wird die materialistische Ansicht Descartes‘ deutlich: Der Körper ist wie eine aufgezogene Uhr. Sofern die Uhr aufgezogen ist, trägt sie das körperliche Prinzip der Bewegung in sich, solange, bis sie zerbricht.[5]
2.1 Die Funktionen des Körpers
Wie dieses Uhrwerk ‚Körper‘ funktioniert, erläutert Descartes ist den Abschnitten 7 – 11. Die Bewegung der Glieder entsteht durch Verkürzung und Dehnung der Muskeln. Das Gehirn, welches über Nerven Kontakt zu den Sinnen hat, steuert die Muskelbewegungen. Dies ist jedoch nur möglich, weil das Herz das Blut durch Venen und Arterien über die Lungen durch den Körper pumpt, wobei die Wärme – also die Energie des Köpers - entsteht. Hier sagt er aber auch, dass das Blut aus kleinen immer bewegten Teilchen bestehe, den ‘Lebensgeister’. Es gelangen jedoch nur bestimmt, sehr kleine dieser Lebensgeister in das Gehirn und leiten bestimmte Befehle dorthin oder in die entgegengesetzte Richtung vom Gehirn hin zu einem anderen Teil des Körpers. Die Lebensgeister (die sich beispielsweise sowohl in den Muskeln als auch im Gehirn befinden) gelangen durch die Nerven hin zu einem Muskel und regen die sich dort befindenden Lebensgeister an, entweder den Muskel zu verlassen (der Muskel entspannt sich) oder sich in dem Muskel so zu bewegen, dass noch mehr Lebensgeister hineinströmen (der Muskel ist angespannt). Ähnlich verhält es sich mit der Wahrnehmung von äußeren Dingen. Unsichtbare Teilchen regen das Mark (ein Faden) in den Nerven unserer Augen an. Diese sind mit dem Gehirn verbunden. Lebensgeister strömen nun am Mark entlang und gelangen durch Poren in das Gehirn.[6]
2.2 Der Sitz der Seele
Ab § 30 beschreibt Descartes nun, wie die Lebensgeister, die sich im Gehirn befinden oder dort hin gelangen, nun die Seele anregen. Die Seele ist mit dem ganzen Körper verbunden, weil dieser unteilbar und nicht ausgedehnt ist. Hier stellt Descartes die Theorie auf, dass sich die Seele in einer kleinen Drüse (der Zirbeldrüse) in der Hirnmitte sitzt, genau an der Stelle, an welcher die Lebensgeister von den Vorkammern des Hirns in selbiges hineingelangen. Somit können die „kleinesten Bewegungen [der Drüse] … den Strom der Lebensgeister … verändern“[7] und umgekehrt können somit auch die Lebensgeister die Drüse bewegen. Descartes begründet seine Annahme wie folgt: Alle Teile des Gehirns sowie aller Sinnesorgane sind doppelt vorhanden. Es bedarf aber eines Ortes, an dem zwei Eindrücke, die wir über unsere Sinnesorgane wahrnehmen, zu einem Gedanken dieser einen Sache in genau einem Moment haben. Die Drüse aber ist einzigartig und vereint die doppelten Eindrücke.[8]
3. Wie der Körper und die Seele interagieren
Nach Descartes gibt es zwei Wege, auf denen der Körper und die Seele aufeinander einwirken. Zum einen die Körper-Seele-Richtung (1), zum anderen gibt es aber auch die Seele-Körper-Richtung (2).
(1) Etwas außerhalb unseres Körpers regt das Mark in unseren Nerven an und bringt so die Lebensgeister dazu, in Richtung des Hirns zu strömen. Das Mark ist mit einer Art Klappe an den Enden der Poren im Hirn verbunden und öffnet diese durch die Bewegung. Die Lebensgeister strömen nun aus dieser Richtung in die Hirnkammern und bewegen die Drüse in eine bestimmte Richtung.[9] Wenn wir beispielsweise eine Vase sehen, dann wird durch das von ihr reflektierte Licht in jedem Auge ein Bild der Vase erstellt. Durch die „optischen Nerven [werden] auf der Innenwand des Gehirns“[10] diese Bilder projiziert. Die Lebensgeister, die nun von den Augen aus in die Hirnkammern gelangen, prallen alle auf dieselbe Stelle der Drüse. So wird diese in die entsprechende Richtung bewegt und fügt die beiden Einzelbilder zu einem zusammen. Dieses eine Bild wird nun von der Seele als Vase erkannt.
(2) Die Drüse wird durch die Selle (Willenskraft) in eine bestimmte Richtung bewegt. Die Lebensgeister gelangen durch die entsprechenden Poren zu den Nerven und werden an Muskeln geleitet. Dort wird der Muskel dann je nach Information entweder mit Lebensgeistern gefüllt und angespannt oder es entweichen Lebensgeister und der Muskel entspannt sich. Descartes führt das Beispiel der Angst an. Er beschreibt, dass durch bestimmte Erfahrungen die Seele der Drüse eine Bewegung gibt, die mittels der Lebensgeister dann die Beine zur Flucht rennen oder die Arme zur Verteidigung heben lässt. Zudem sind die Nerven, die die Lebensgeister zu solchen Bewegungen führen, auch mit den Herzklappen verbunden, weshalb Angst immer mit einem erhöhten Puls verbunden wird. Das Herz wird angeregt, das Blut mit den Lebensgeistern an diesen feinen Nerven entlang zu der Drüse und von dort aus wieder zu den Muskeln der Beine zu pumpen, wobei andere Körperpartien mit weniger Blut versorgt werden.[11]
[...]
[1] Die folgenden historische Werke werden verwenden und folgendermaßen zitiert: Descartes‘ Leidenschaften der Seele, 1.
[2] Ebd.
[3] Vgl. ebd., 3.
[4] Vgl. Leidenschaften, 4.
[5] Vgl. ebd., 6.
[6] Vgl. ebd., 8-16.
[7] Leidenschaften, 31.
[8] Vgl. ebd, 32.
[9] Vgl ebd., 34.
[10] Ebd., 35.
[11] Vgl. ebd., 36.
- Citation du texte
- Marie Bromber (Auteur), 2014, Der Körper-Seele-Dualismus in René Descartes' „Leidenschaften der Seele“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336609
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