Das industrialisierte England beziehe Wein aus dem Agrarland Portugal und exportiere seine Stoffe nach Portugal. Dieser Handel sei für beide Länder von Nutzen, sagt Ricardo, obwohl Portugal beide Güter (in Arbeitszeit gemessen) zu niedrigeren Stückkosten herstellen könne als England. Da die Portugiesen jedoch im Vergleich zu den Engländern bei der Weinerzeugung noch deutlich produktiver seien als bei der Tuchherstellung, liege der komparative Kostenvorteil Portugals bei Wein. Für Portugal lohne es sich daher, sich auf die Weinerzeugung zu konzentrieren und das Tuch nicht mehr selbst zu weben, sondern im Handel mit England gegen Wein einzutauschen, denn die Portugiesen bräuchten weniger Arbeit, die für den Export benötigte Menge Wein zu erzeugen, als sie einsetzen müssten, wenn sie das Tuch für den Eigenbedarf selbst fertigen. Die Engländer hätten einen komparativen Kostenvorteil bei Tuchen: Ihr Arbeitseinsatz, das für den Tausch benötigte Tuch herzustellen, sei geringer als beim Anbau des eigenen Weins. Diese eingesparten Arbeitskräfte könne England dann profitabler in anderen Industriezweigen einsetzen. David Ricardos Fazit: Wenn sich jedes Land auf das Produkt konzentriere, das es, relativ gesehen, günstiger produzieren kann, wachse in beiden Ländern der Wohlstand 2. David Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile wird heute regelmäßig zur Begründung des Freihandels herangezogen, kann somit als Grundgedanke für das System der internationalen Handelsverflechtungen betrachtet werden. Anhand dieser Seminararbeit soll der Versuch unternommen werden, die räumliche Konzentration der Welthandelsströme empirisch zu belegen. Hierzu wird, basierend auf den historischen Hintergründen, die Entwicklung des Welthandels aufgezeigt (Kap. 2.). Im Anschluss daran folgt ein Überblick über die Konzentration des Welthandels auf die Regionen (Kap. 3.). Zu Ende dieser Arbeit wird ein Ausblick über mögliche weitere Entwicklungen des Welthandels aufgezeigt (Kap. 4.) und ein kurzes Fazit gegeben (Kap. 5.). 2 Vgl. Modernisierung in Gesellschaften 2000, o.S..
Inhaltsverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis
1. Einführung in die Themenstellung
2. Der Welthandel und seine geschichtliche Entwicklung
2.1 Historische Hintergründe
2.2 Die Entwicklung des Welthandels basierend auf der Betrachtung der durchschnittlichen Wachstumsraten des Welthandelsvolumens
3. Die Konzentration des Welthandels auf die Regionen der Erde
3.1 Die Veränderung der Verteilung der Welthandelsströme auf die Regionen
3.2 Die Handelsverflechtungen der Regionen
4. Ausblick auf die weitere Entwicklung des Welthandels
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis:
Abb. 1: Durchschnittliche Zölle auf Industrieprodukte in den Industrieländern 1950 und vor Beginn der Uruguay-Runde 1984
Abb. 2: Durchschnittliche Wachstumsraten des realen Weltbruttoinlandsproduktes und des Welthandelsvolumens (Weltexports)
Abb. 3: Weltweiter Anstieg von Handel und Produktion
Abb. 4: Die Verteilung der Welthandelsströme auf die Regionen
Abb. 5: Intra- und interregionaler Warenhandel 2001 in Mrd. US Dollar
Abb. 6: Handelsverflechtungen Triade (alle Produkte) in Mrd. US Dollar und Anteil am Weltexport in Prozent
1. Einführung in die Themenstellung und Vorgehensweise
“Under a system of perfectly free commerce, each country
naturally devotes its capital and labour to such employments as
are most beneficial to each. This pursuit of individual advantage
is admirably connected with the universal good of the whole”[1].
David Ricardo (1772 bis 1823) stellte in seinem Hauptwerk “Über die Grundsätze der Politischen Ökonomie und der Besteuerung“ das Theorem der "komparativen Kostenvorteile" auf. Mit seinen Gedanken zum Außenhandel sprach er gegen den Geist seiner Zeit, er propagierte statt Zöllen den freien Handel. Er begründete dies mit folgendem Argument: Der Warenaustausch zwischen zwei Ländern lohne sich für beide auch dann, wenn ein Land alle Güter günstiger herstellen kann als das andere. Ricardo erklärte seine Theorie der "komparativen Kostenvorteile" am Beispiel der Handelsnationen England und Portugal und der beiden Allerweltsgüter Tuch und Wein. Ricardo ging von der stark vereinfachten Vorstellung aus, dass beide jeweils nur ein Gut liefern: Das industrialisierte England beziehe Wein aus dem Agrarland Portugal und exportiere seine Stoffe nach Portugal. Dieser Handel sei für beide Länder von Nutzen, sagt Ricardo, obwohl Portugal beide Güter (in Arbeitszeit gemessen) zu niedrigeren Stückkosten herstellen könne als England. Da die Portugiesen jedoch im Vergleich zu den Engländern bei der Weinerzeugung noch deutlich produktiver seien als bei der Tuchherstellung, liege der komparative Kostenvorteil Portugals bei Wein. Für Portugal lohne es sich daher, sich auf die Weinerzeugung zu konzentrieren und das Tuch nicht mehr selbst zu weben, sondern im Handel mit England gegen Wein einzutauschen, denn die Portugiesen bräuchten weniger Arbeit, die für den Export benötigte Menge Wein zu erzeugen, als sie einsetzen müssten, wenn sie das Tuch für den Eigenbedarf selbst fertigen. Die Engländer hätten einen komparativen Kostenvorteil bei Tuchen: Ihr Arbeitseinsatz, das für den Tausch benötigte Tuch herzustellen, sei geringer als beim Anbau des eigenen Weins. Diese eingesparten Arbeitskräfte könne England dann profitabler in anderen Industriezweigen einsetzen. David Ricardos Fazit: Wenn sich jedes Land auf das Produkt konzentriere, das es, relativ gesehen, günstiger produzieren kann, wachse in beiden Ländern der Wohlstand[2].
David Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile wird heute regelmäßig zur Begründung des Freihandels herangezogen, kann somit als Grundgedanke für das System der internationalen Handelsverflechtungen betrachtet werden.
Anhand dieser Seminararbeit soll der Versuch unternommen werden, die räumliche Konzentration der Welthandelsströme empirisch zu belegen. Hierzu wird, basierend auf den historischen Hintergründen, die Entwicklung des Welthandels aufgezeigt (Kap. 2.). Im Anschluss daran folgt ein Überblick über die Konzentration des Welthandels auf die Regionen (Kap. 3.). Zu Ende dieser Arbeit wird ein Ausblick über mögliche weitere Entwicklungen des Welthandels aufgezeigt (Kap. 4.) und ein kurzes Fazit gegeben (Kap. 5.).
2. Der Welthandel und seine geschichtliche Entwicklung
2.1 Historische Hintergründe
Globalisierung ist kein neuer Prozess, doch hat sich ihre Form ständig verändert[3]. Güterhandel wurde über Jahrhunderte hinweg vor allem innerhalb Europas betrieben. Nach den großen Entdeckungen der europäischen Seefahrer mit der Eroberung der „neuen Welt“ und der Bildung von Kolonien (z.B. durch Großbritannien in Indien und Südafrika oder durch Frankreich in Algerien und Marokko, etc.), kam es im 17. Jahrhundert zu einer ersten Blüte des Welthandels. Dieser oft sehr einseitige Handel bestand vor allem aus dem Ausbeuten der Kolonien von Rohstoffen und Sklaven.
Bereits im späten 19. Jahrhundert bestand eine sehr asymmetrische internationale Arbeitsteilung zwischen Nord und Süd. Exportiert wurden Industrieprodukte aus den europäischen Staaten und später auch aus den USA, importiert wurden Kolonialwaren und Rohstoffe nach Europa und in die USA[4]. Generell ist zu sagen, dass sich seit der Entdeckung Amerikas (1492) eine, von Europa ausgehende Unterwerfung bzw. Verstaatlichung der Welt vollzog[5].
Durch die Entstehung von Manufakturen und Industriebetrieben in Europa und Nordamerika entstanden immer stärkere Handelsbeziehungen über die nationalen Grenzen hinweg. Aufgrund einer stetig differenzierten Arbeitsteilung konnte die Effizienz der Produktion aller Handelspartner gesteigert werden. Der Trend zur fortschreitenden Differenzierung war eng mit dem Aufstieg der Konzepte von Nation und Nationalität verbunden[6].
Die beiden Weltkriege brachten einen Einbruch in die internationalen Handelsverflechtungen, und durch die, zwischen den Weltkriegen liegende, Weltwirtschaftskrise entfernten sich die Nationen durch Autarkiepolitik und Abwehr von Importen[7]. Nach dem 2. Weltkrieg entstand eine Entnationalisierung der Staaten und die Zunahme supranationaler Staatenzusammenschlüsse[8]. Wirtschaftliche Verflechtungen und der Ausbau des Außenhandels wurden jetzt politische Ziele. Die Kriegsverlierer Japan[9] und Deutschland[10] profitierten außerordentlich stark von dieser Westintegration, so dass sie hinter den USA bis heute zu den bedeuternsten Wirtschaftsnationen zählen. Die USA war zweifellos die treibende Kraft für eine zunächst atlantische und dann globale Weltwirtschaftsordnung. Sie versuchte damals wie heute freien Handel ohne ausdrücklich faire Sozialstandards festzuschreiben[11].
Abb. 1: Durchschnittliche Zölle auf Industrieprodukte in den Industrieländern 1950 und vor Beginn der Uruguay-Runde 1984
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Deutscher Bundestag (2002) basierend auf Daten der OECD (1997), S 50.
Abbildung 1 veranschaulicht die enorme Senkung der Zölle auf Einkaufspreise über sämtliche GATT-Runden bis 1984 hinweg. Im Jahr 1950 waren noch 40 Prozent des Einkaufspreises von Industriegütern mit Zöllen belegt, zu Beginn der Uruguay-Runde des GATT im Jahr 1984 waren es hingegen nur noch 6 Prozent.
Weitere wichtige Rahmenbedingungen, die ebenfalls politischem Einfluss unterlagen und die Entwicklung des Welthandels beeinflussten, waren die Herausbildung globaler Finanzmärkte, die Zunahme grenzüberschreitender Direktinvestitionen von transnationalen Unternehmen und die sinkenden Transaktionskosten. Die Transaktionskostensenkung war in erster Linie auf technischen Fortschritt beim Verkehr und bei der Kommunikation zurückzuführen. Die Finanzmärkte wurden vor allem durch Liberalisierungen in der Mitte der 70er Jahre internationalisiert[12]. Die exponentiell wachsenden Direktinvestitionen[13] gegen Ende des 20. Jahrhunderts waren Indikator für den Bedeutungsgewinn der Transnationalen Unternehmen[14] im fortschreitenden Prozess der Globalisierung.
2.2 Die Entwicklung des Welthandels basierend auf der Betrachtung der durchschnittlichen Wachstumsraten des Welthandelsvolumens
Wurde im vorangegangenen Abschnitt der historische Hintergrund beleuchtet, so soll an dieser Stelle die Entwicklung des Welthandels genauer betrachtet werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Durchschnittliche Wachstumsraten des realen Weltbruttoinlandsproduktes und des Welthandelsvolumens (Weltexports)
Quelle: Spaderna-Klein (2000), S. 28.
Bei Betrachtung der Abbildung 2, die die durchschnittlichen Wachstumsraten des weltweiten Bruttoinlandproduktes mit denen des Welthandelsvolumens zwischen den Jahren 1870 und 1987 vergleicht, ist festzustellen, dass ein ständiges Wachstum des Welthandels stattfand. Eine Ausnahme stellt die Periode der Weltwirtschaftskrise (1929-1937) dar, während der sich eine Abwärtsspirale entwickelte, in der fast alle Länder durch Importabwehr und Währungsabwertungen versuchten, interne strukturelle Probleme zu beheben[15].
[...]
[1] Ricardo 1817, S. 95.
[2] Vgl. Modernisierung in Gesellschaften 2000, o.S..
[3] Vgl. Harvey 1997, S. 28ff..
[4] Vgl. Deutscher Bundestag 2002, S. 49ff..
[5] Vgl. Schubert 1999, S. 12ff..
[6] Vgl. Schubert 1999, S. 12ff..
[7] Vgl. Deutscher Bundestag 2002, S. 49.
[8] Vgl. Jessop 1997, S. 63ff..
[9] Das asiatische Land Japan orientierte sich seit der Meiji Ära, die im Jahre 1868 begann, in vielen Bereichen an den westlichen Staaten. Vgl. May 1996, S. 107.
[10] Nur die Bundesrepublik Deutschland profitierte von der Westintegration.
[11] Vgl. Deutscher Bundestag 2002, S. 50.
[12] Vgl. Deutscher Bundestag 2002, S. 63ff..
[13] Vgl. Schamp 1996, S. 206ff..
[14] Vgl. Koubek/Cleff/Pierotti 1996, S. 58f..
[15] Vgl. Deutscher Bundestag 2002, S. 49.
- Quote paper
- Hendrik Pohl (Author), 2004, Welthandel im Rahmen von Globalisierung und Regionalisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33628
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