Die Widersprüche dieses Themas äußern sich schon in den Formulierungen die sich bilden lassen, um den Menschen in der Gesellschaft zu beschreiben: Mal sieht man ihn (oder sich selbst) als Teil einer Gesellschaft, mal als einzelnen in der Gesellschaft. Ein anderes mal sehen wir den Menschen (nach Kant) als ein aufgeklärtes, vernuftbegabtes, aus freien Stücken handelndes Individuum, oder beurteilen ihn wiederum als ein triebgesteuertes, oft sogar als ein von irgend etwas „besessenes“ Wesen, das durch Instinkte und seine Erbanlagen quasi schon vorprogrammiert sei. In wie weit kann man diesen scheinbaren Gegensatz zusammenführen und objektivieren? - Wie sieht die Soziologie den Menschen? - Wie steht sie zu den Beziehungen zwischen Individuum, sozialer Gruppe und der Gesellschaft? Nachdem ältere Soziologen Individuum und Gesellschaft noch getrennt und einander entgegen gesetzt haben, ein soziologisches Bild vom Menschen sogar bezweifelt wurde, weil die Soziologie sich nur mit dem „Allgemeinen, Institutionellen, Kollektiven“ (König,1973:29) beschäftige, verstanden spätere Soziologen wie Baldwin, oder Parsons den Menschen als eine Einheit aus individueller und sozialer Seite: Individuum und Gesellschaft sind „komplementär“ zu verstehen. Eine Gesellschaft kann ohne Individuen genauso wenig existieren, wie ein Individuum ohne eine Gesellschaft, von der es sich irgendwie abheben könnte (Henecka, 1997:57-58).
Inhalt
I. Der Mensch - gesellschaftliches Wesen oder Individuum: die falsche Alternative
1.1 Der Mensch zwischen Individuum und Gesellschaft
1.2 Die Beeinflussung des „Ichs“
1.3 Die besondere Rolle der Familie
1.4 Die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Individuum
II. Das soziologische Menschenbild oder „man is not born human“
2.1 Die sozial-kulturelle Geburt
2.2 Instinkt?
III. Soziale Sinngebungen menschlichen Handelns
3.1 Normen
3.2 Werte
3.3 Institutionen
3.4 Die Relativität von Werten, Normen, Institutionen
IV. Reflexion
V. Literaturangaben
I. Der Mensch - gesellschaftlichen Wesen oder Individuum: die falsche Alternative
1.1 Der Mensch zwischen Gesellschaft und Individuum
Die Widersprüche dieses Themas äußern sich schon in den Formulierungen die sich bilden lassen, um den Menschen in der Gesellschaft zu beschreiben: Mal sieht man ihn (oder sich selbst) als Teil einer Gesellschaft, mal als einzelnen in der Gesellschaft. Ein anderes mal sehen wir den Menschen (nach Kant) als ein aufgeklärtes, vernuftbegabtes, aus freien Stücken handelndes Individuum, oder beurteilen ihn wiederum als ein triebgesteuertes, oft sogar als ein von irgend etwas „besessenes“ Wesen, das durch Instinkte und seine Erbanlagen quasi schon vorprogrammiert sei.
In wie weit kann man diesen scheinbaren Gegensatz zusammenführen und objektivieren?
- Wie sieht die Soziologie den Menschen?
- Wie steht sie zu den Beziehungen zwischen Individuum, sozialer Gruppe und
der Gesellschaft?
Nachdem ältere Soziologen Individuum und Gesellschaft noch getrennt und einander entgegen gesetzt haben, ein soziologisches Bild vom Menschen sogar bezweifelt wurde, weil die Soziologie sich nur mit dem „Allgemeinen, Institutionellen, Kollektiven“ (König,1973:29) beschäftige, verstanden spätere Soziologen wie Baldwin, oder Parsons den Menschen als eine Einheit aus individueller und sozialer Seite: Individuum und Gesellschaft sind „komplementär“ zu verstehen. Eine Gesellschaft kann ohne Individuen genauso wenig existieren, wie ein Individuum ohne eine Gesellschaft, von der es sich irgendwie abheben könnte (Henecka, 1997:57-58).
1.2 Die Beeinflussung des „Ichs“
Wird die „individuelle Seite“ dieser Einheit betrachtet stellt man fest, daß man die Welt (scheinbar) als einzelner sieht und sich bewußt macht. Man erfährt sie durch unsere Sprache und unser bewußtes und unbewußtes Handeln. Klarheit über diese Handlungen kann man sich nur verschaffen, wenn es bestimmte Maßstäbe, Rahmen bzw. Orientierungspunkte gibt, die einem diese Orientierung ermöglichen. Familie, Freunde, Hochschule etc. wären solche Maßstäbe oder Rahmen (Jaeggi, Fassler:1982:17).
Das Individuum oder auch das „Ich“ ist mit der physischen Geburt in solche Rahmen eingebettet, die im Laufe der Entwicklung zu einer „zweiten, weiteren, sozial - kulturellen Geburt “ ( König, 1955:127) führen. Auf dem Weg dorthin sieht sich das „Ich“ einer Fülle von Einflüssen ausgesetzt, die das soziale Milieu, die „ Lebenswelt “ (Jaeggi, Fassler:17) des „Ichs“ beeinflussen, in das man unbeeinflußbar hinein geboren wird.
Während der Erziehungsphase erfährt das „Ich“ wie es sich in seinem jeweiligen Milieu zu verhalten hat, welche Regeln einzuhalten sind und so weiter. Das kindliche „Ich“ lernt die Folgen seines Verhaltens kennen, erfährt Belohnung und Bestrafung und kommt so in Berührung mit gesellschaftlichen Normen, die das Bewußtsein prägen, ob man sich ihnen anpaßt oder auch nicht.
Das „Ich“ macht im Laufe seiner Entwicklung Erfahrungen mit Instanzen und Körpern seiner „Lebenswelt“, aus denen es sein Leben lang schöpfen kann. Tagtäglich werden wir von Menschen und Medien um uns herum beeinflußt (vielleicht sogar gesteuert).
Doch „je bewußter wir reagieren, je neugieriger wir uns verhalten, je stärker wir also unseren Horizont ausweiten, um so vielfältiger und komplexer sind die Einflüsse, denen wir ausgesetzt sind; um so größer freilich die Chance, das Erfahrene, das Erfahrbare abzuwägen“ (Jaeggi, Fassler:20).
1.3 Die besondere Rolle der Familie
Schon vor der Geburt ist das zukünftige „Ich“ gesellschaftlichen Einflüssen ausgesetzt: So stammen die (Ehe-) Partner meist aus zumindest ähnlichen sozialen Schichten, mit ähnlichen „Werthorizonten“ (König, 1973:33) .Mit der Geburt findet das Neugeborene in der Familie, unabhängig in welchem Kulturkreis sich diese Familie auch befinden mag, eine Reihe von verschiedenen Erscheinungen vor: Es gibt Frauen und Männer, Kinder und Erwachsene, wobei alle diese Menschen auch noch andere Rollen, wie Schüler oder Berufstätiger, - oder innerhalb des Familienverbundes ganz klar verteilte Aufgaben innehaben.
Die Aufgabe der Familie ist überall als die gleiche anzusehen: Die Vermittlung bzw. der Aufbau einer sozial - kulturellen Persönlichkeit. Dieser Aufbauprozeß impliziert neben den vermittelten Normen (®3.1), vor allem Erfahrungen mit der unmittelbaren Umwelt und ein Bild von sich selbst. „So hat man auch sagen können, daß die Problematik der Familie für den Soziologen nicht einen beliebigen Gegenstand neben anderen darstellt. Vielmehr eröffnet sich gerade von hier aus das Menschenbild des Soziologen mit besonderer Eindringlichkeit“ (König, 1973:33).
Die Familie vermittelt jedoch nicht nur ihre eigenen, internen Traditionen, sondern ebenso allgemeingültige Normen. Dies ist deshalb der Fall, weil ja jeder Mensch bei Partnersuche- und Partnerwahl über den Horizont der Familie hinaus schaut (® Inzesttabu,König,1973:35).
Dieses zeigt, daß der Mensch niemals nur in einer einzelnen, isolierten Gruppe aufwächst, sondern sich zwischen Gesellschaft und Familie befindet. Zwischen beiden „Extremen“ schließen sich wiederum viele andere Gruppen an, die den Ausbildungsprozeß einer sozial-kulturellen Persönlichkeit bis zum Tod aufrecht erhalten (König, 1973:36).
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- Citar trabajo
- Benjamin Gill (Autor), 1998, Sind wir Individuen oder soziale 'Produkte'? - Soziale Sinngebungen unseres Handelns, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33627
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