„Inszenierte Fotografie“ bezeichnet „nahezu jede Form von Fotografie […], der man auf den ersten Blick ansieht, daß sie nicht im sog. Schnappschußverfahren entstanden ist.“ „Inszenieren“ steht hierbei für eine szenische, narrative Darstellung. Es wird auch häufig der Terminus „Erfundene Wirklichkeiten“ verwendet. In diesem Zusammenhang lässt sich auch von „Scheinrealität“ sprechen, welche sich als eine fotografische Realität zur Wirklichkeit wie eine Fiktion verhält. Der Ursprung der inszenierten Fotografie liegt im Theater, wo es um die „la mise en scène“ geht, was das Bühnenarrangement umfasst. „Mise en scène“, die Regie, erweitert den Begriff zur „Gesamtheit der Mittel szenischer Interpretation“. Auf die inszenierte Fotografie angewandt bedeutet dies, dass eine Szene abgebildet wird. Das Foto kann man sich dabei als „auf die Bildfläche übertragene (Theater-)Sequenz vorstellen“.
In seinen Bildern überschreite der Autor die Grenze der klassischen Fotografie. Dies geschieht auf dreierlei Weise:
1. Es wird Malerei durch die Bezugnahme auf Bilder anderer Künstler als etwas Theatralisches inszeniert;
2. durch das Montieren der einzelnen fotografischen Elemente auf einer anderen Ebene, welche nicht zum entsprechenden Bildelement gehört, wird das Bild zu einer digitalen Bildmontage;
3. die gemalte Malerei im Hintergrund reflektiert die im Vordergrund dargestellte Inszenierung in subjektiver Form als Reaktion auf das Originalbild des Künstlers.
Aufgrund der digitalen Bildbearbeitung mit einem Bildbearbeitungsprogramm und der Einbettung einer expressiven Malerei im Hintergrund kann somit von einer Fotomontage-Malerei gesprochen werden. Wenn man die Fotostrecke stilistisch einordnen müsste, so würde sie der Moderne entgegenstehen und der Postmoderne zugeordnet werden. Dafür sind mehrere Merkmale als maßgeblich anzusehen: Das Erfinden bzw. Konstruieren des Bildes, der Rückgriff auf Bilder anderer, die Manipulation des Bildmaterials und die Untergrabung des Wahrheitsanspruches durch ein autonomes Bild. In meiner Arbeit geht es um die Fragen: Bin Ich? Wenn ja, wer bin ich?
Zu Beginn wird der Autor eine Beschreibung mit Analyse seines Werkes vornehmen. Hierbei wird auf das Verhältnis von Malerei-Fotografie, Ich als Material, das Rollenspiel und die Bildmotive eingegangen. Als Nächstes soll der Begriff „Ich“ auf seine inhaltliche Intention hin untersucht werden. Abschließend wird das Phänomen der Selbstinszenierung betrachtet.
Gliederung
1. Prolog: Inszeniertes und [de]montiertes Ich - Überlegungen über die Grenzen der fotografischen Selbstinszenierung
2. Ich bin Nichts - Ein Anderer - Ich
2.1. Konträre Räume: Malerei vs. Fotografie
2.2. Trägermedium Ich
2.3. Das Rollenspiel: Ich = ein Anderer/Mehrere
2.4. Motive: Konstruiertes Ich und rekonstruierte Welten
3. Das Ich als philosophischer Gegenstand
3.1. Die Seins-Frage: Bin Ich?
3.2. Die Wesens-Frage: Wer bin Ich?
4. Das künstlerische Phänomen der Selbstinszenierung
4.1. Wiener Aktionismus, Body Art und Performance
4.2. The Cindy Shermans
5. Epilog - Über das was bleibt
6. Bibliographie
7. Abbildungen
8. Abbildungsverzeichnis
- Quote paper
- Carsten Lincke (Author), 2012, Grenzen der fotografischen Selbstinszenierung. "Ich bin Nichts - Ein Anderer - Ich", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336164
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