Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie das Thema Ernährung im Unterricht und in der Schule umgesetzt werden kann. Zunächst ist es jedoch, nach einer Erläuterung grundlegender Begriffe, notwendig, sich im dritten Kapitel mit der aktuellen Ausgangssituation zu beschäftigen. Da im Moment bereits jedes fünfte Kind in Deutschland ist
übergewichtig ist, ist die Lage sehr ernst. Dies zeigt auch die starke Verbreitung von Adipositas bei unsere Kindern und Jugendlichen. Sie wird auch zum Problem von Morgen und ist deshalb sehr wichtig für die heutige Wissenschaft und Forschung. Im vierten Kapitel soll dieses Phänomen thematisiert werden. Im anschließenden fünften Kapitel werde ich dann darstellen, wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung heute aussehen sollte. Ich werde mich hierbei zum größten Teil an den Richtwerten und Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung orientieren. Diese Thematik wird dann zum Teil im nächsten Punkt aufgegriffen und fortgesetzt. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung beschäftigt sich seit langer Zeit mit der Ernährung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Durch die DONALD-Studie konnten viele Erkenntnisse gesammelt werden. Außerdem entwickelte es eine kindgerechte Ernährung, die auch in Bildungseinrichtungen verwirklicht werden kann. All dies wird Gegenstand des sechsten Kapitels sein. Abschließend werde ich mich konkret mit dem Thema „Ernährung in der Schule“ beschäftigen. Welche Projekte gibt es, die sich bereits die Ernährungserziehung zum Ziel gemacht haben? Was kann die Ganztagsschule leisten? Und wie können Lehrkräfte durch ihren Unterricht der Gesundheitserziehung dienen? Diese Fragen werde ich versuchen im letzten Kapitel zu beantworten. Die Aspekte „Bewegung“, „Lehrerfort- und ausbildung“, sowie „Essstörungen“ habe ich aufgrund der Begrenztheit der Hausarbeit nicht weiter ausgeführt. Auch das REVIS-Programm und seine Studien hätte ich gerne thematisiert. Leider waren nicht genügend verwertbare Informationen recherchierbar. Ebenso ist die Internetseite der Forschungsgruppe erst noch im Aufbau. Die vorliegende Hausarbeit soll ein Beitrag dazu sein, die ernährungsbedingten Probleme unserer Kinder und Jugendlichen und deren Ausmaß bewusst zu machen. Sie soll aber auch Lösungsansätze zeigen und Hoffnung und Mut für die Zukunft geben.
Inhalt
1. Einleitung
2. Klärung grundlegender Begriffe
2.1. Essen und Ernähren. Zwei Wörter, ein Sinn?
2.2. Maßnahmen zur Verbesserung des Essverhaltens
2.3. Gesundheit und Krankheit
3. Zur aktuellen Situation
3.1. Allgemeine Ernährungssituation
3.1.1. Ursachen
3.1.2. Folgen
3.1.3. Das Kind als Ziel der Werbung und Industrie
3.2. Ernährung in der Schule. Ein Forschungsprojekt des BMVEL.
3.2.1. Grundlagen des Forschungsprojektes
3.2.2. Untersuchungsergebnisse
3.2.3. Abschließende Forderungen der Studie
4. Adipositas
4.1. Allgemeine Beschreibung des Krankheitsbildes
4.2. Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
4.3. Ursachen
4.4. präventive Maßnahmen
4.5. Behandlung
4.5.1. Pharmakotherapie und Chirurgie
4.5.2. Diäten
4.5.3. Sport
4.5.4. Verhaltenstrainings
4.5.5. Multimodale Interventionsprogramme
4.6. Ausblick
5. Empfehlungen zur Ernährung heute
5.1. Die Nährstoffe
5.1.1. Kohlenhydrate 31 5.1.2. Eiweiße
5.1.3. Fette
5.1.4. Vitamine
5.1.5. Mineralstoffe und Spurenelemente
5.1.6. Ballaststoffe und Wasser
5.1.7. Die Versorgungslage
5.2. Der Ernährungskreis
5.2.1. Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln
5.2.2. Gemüse und Hülsenfrüchte
5.2.3. Obst
5.2.4. Getränke
5.2.5. Milch und Milchprodukte
5.2.6. Fleisch, Wurst, Fisch, und Eier
5.2.7. Fette und Öle
5.3. Die Ernährungspyramide
5.4. Die 10 Regeln der DEG
5.5. Vegetarische Ernährung von Kindern
6. Die DONALD-Studie
6.1. Allgemeines
6.2. Ergebnisse
6.3. Die optimierte Mischkost „optimiX“
6.3.1. Die Nährstoffzufuhr
6.3.2. Die Mahlzeiten
6.3.3. Die Lebensmittelauswahl
6.4. Perspektiven
7. Ernährung in der Schule
7.1. Die gesundheitsfördernde Schule
7.2. Projekte zur Gesundheitsförderung
7.2.1. Das Projekt „primakids“ in Hamburger Grundschulen
7.2.1.1. Die Studie
7.2.1.2. Die Interventionsgruppen
7.2.1.3. Organisatorische Interventionen
7.2.2. Klasse2000
7.2.2.1. Ziele und Konzept
7.2.2.2. Finanzierung
7.2.2.3. Evaluation
7.2.3. Moby Dick
7.2.3.1. Das Konzept
7.2.3.2. Ergebnisse nach einem Jahr „Moby Dick“
7.3. Was kann Schule sonst leisten?
7.3.1. Gemeinschaftsverpflegung in der Ganztagsschule
7.3.2. Das Schulfrühstück- ein Beitrag zum Ernährungslernen!
7.3.2.1. Die Bedeutung des Frühstücks
7.3.2.2. Zur praktischen Durchführung
7.4. Ernährung als Thema im Unterricht
7.4.1. Das europäische Kerncurriculum der Ernährungsbildung
7.4.2. Ein Unterrichtsvorschlag- „Früchte, Säfte und Nektare“
7.4.2.1. Experiment- Vitamin C-Nachweis
7.4.2.2. Experiment- Apfel oder Birne
7.4.2.3. Weitere Experimentiermöglichkeiten
7.5. Zusammenarbeit mit den Eltern
8. Schlussbetrachtung
9. Bibliographie
10. Eidesstattliche Erklärung
11. Anhang
1. Einleitung
Das Thema der vorliegenden Arbeit lautet: „Gesundheit und Schule. Am Beispiel der Ernährungserziehung in der Grundschule. Eine Literaturübersicht.„
„Gelernte Gesundheit.
Bewegung und gute Ernährung statt Fast Food und Faulheit“
(Spiegel, 40/04)
„Jedes sechste deutsche Kind ist viel zu dick.“
(Ärzte Zeitung, 10/02)
„Die dicken Kinder von Deutschland.“
(Pro Sieben, 11/03)
„Generation XXL“
(Stern, 06/04)
„Fast Food, Fritten, fette Kinder“
(Zeit.de)
Solche und ähnliche Schlagzeilen findet man immer öfter auf Titelseiten von Zeitschriften und Zeitungen, in Internetpräsenzen, oder sogar im Fernsehen. Sie zeigen, wie bedeutend das Thema Gesundheit und Ernährung in unserer Gesellschaft geworden ist.
Deutschlands Menschen werden, zwar immer älter, aber nicht gesünder. Durch Fehlernährung, seelischen Stress, mangelnde Bewegung, Drogenmissbrauch und Umweltverschmutzung kommt es zum Auftreten und zur rasanten Verbreitung so genannter Zivilisationskrankheiten. Dramatischerweise betrifft das in zunehmendem Maße auch unsere Kinder und Jugendlichen. Gerade in Bezug auf die Ernährung ist dringend Handlung nötig.
Gesundheit kann man nicht von Wissen und Bildung trennen. Gerade deshalb haben die Schulen einen klaren Erziehungs- und Bildungsauftrag, der sie zur Mitwirkung in der Gesundheitsbildung verpflichtet. Dieser wurde leider in der Vergangenheit nicht ausreichend erfüllt.
Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie das Thema Ernährung im Unterricht und in der Schule umgesetzt werden kann.
Zunächst ist es jedoch, nach einer Erläuterung grundlegender Begriffe, notwendig, sich im dritten Kapitel mit der aktuellen Ausgangssituation zu beschäftigen. Da im Moment bereits jedes fünfte Kind in Deutschland ist übergewichtig ist, ist die Lage sehr ernst. Dies zeigt auch die starke Verbreitung von Adipositas bei unsere Kindern und Jugendlichen. Sie wird auch zum Problem von Morgen und ist deshalb sehr wichtig für die heutige Wissenschaft und Forschung. Im vierten Kapitel soll dieses Phänomen thematisiert werden.
Im anschließenden fünften Kapitel werde ich dann darstellen, wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung heute aussehen sollte. Ich werde mich hierbei zum größten Teil an den Richtwerten und Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung orientieren. Diese Thematik wird dann zum Teil im nächsten Punkt aufgegriffen und fortgesetzt. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung beschäftigt sich seit langer Zeit mit der Ernährung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Durch die DONALD-Studie konnten viele Erkenntnisse gesammelt werden. Außerdem entwickelte es eine kindgerechte Ernährung, die auch in Bildungseinrichtungen verwirklicht werden kann. All dies wird Gegenstand des sechsten Kapitels sein.
Abschließend werde ich mich konkret mit dem Thema „Ernährung in der Schule“ beschäftigen. Welche Projekte gibt es, die sich bereits die Ernährungserziehung zum Ziel gemacht haben? Was kann die Ganztagsschule leisten? Und wie können Lehrkräfte durch ihren Unterricht der Gesundheitserziehung dienen? Diese Fragen werde ich versuchen im letzten Kapitel zu beantworten.
Die Aspekte „Bewegung“, „Lehrerfort- und ausbildung“, sowie „Essstörungen“ habe ich aufgrund der Begrenztheit der Hausarbeit nicht weiter ausgeführt. Auch das REVIS-Programm und seine Studien hätte ich gerne thematisiert. Leider waren nicht genügend verwertbare Informationen recherchierbar. Ebenso ist die Internetseite der Forschungsgruppe erst noch im Aufbau.
Die vorliegende Hausarbeit soll ein Beitrag dazu sein, die ernährungsbedingten Probleme unserer Kinder und Jugendlichen und deren Ausmaß bewusst zu machen. Sie soll aber auch Lösungsansätze zeigen und Hoffnung und Mut für die Zukunft geben.
2. Klärung grundlegender Begriffe
2.1. Essen und Ernähren. Zwei Wörter, ein Sinn?
Essen und Ernähren. Diese beiden Wörter werden im alltäglichen Sprachgebrauch oft synonym verwendet. Auch in der Wissenschaft kommt dies des Öfteren vor. Ines Heindl (1993, S.24) weist darauf hin, dass es durchaus helfen kann, sich mit diesen Begriffen genauer zu beschäftigen und sie dann mit der jeweiligen Bedeutung entsprechend einzusetzen.
Am Lebensanfang steht für den Menschen stets das Ernähren. Es ist für uns lebensnotwendig. Durch das Stillen der Mutter, wird diese zur Nährenden, während das Kind ernährt wird. Bei der Ernährung geht es also immer um Lebenserhalt, Wachstum und Entwicklung. Wird der Säugling nicht mehr gestillt, entwickelt sich zunehmend das selbsttätige Essen. Das Kleinkind beginnt, mit viel Neugier, Mut, aber auch Vertrauen, das Essen zu entdecken. Es lernt hierbei alles kennen, was ihm von seiner Umgebung und Umwelt angeboten wird. Auch das Phänomen, dass Kleinkinder erstmal alles in den Mund stecken, gehört hierzu. Es ist eine wichtige Vorraussetzung für die Entwicklung des Kindes und seiner sensomotorischen Fähigkeiten. Hierzu gehören neben dem Fühlen, Hören und Sehen, auch das Schmecken und Riechen. Schon in diesem Alter beginnt also das Gewöhnen an den Geruch, den Geschmack, die Konsistenz, oder das Aussehen von Nahrung. Zu diesem Zeitpunkt werden außerdem schon Vorlieben und Abneigungen im gesamten späteren Leben beeinflusst. Essen ist also eigenaktiv, während Ernähren eher passiv zu sehen ist. Aus dieser Unterscheidung lässt sich schließen, dass für eine ernährungsbezogene Gesundheitsbildung die „Förderung und Stärkung der selbstbestimmten Entscheidungsfähigkeit des Menschen in den Mittelpunkt“ (Heindl, 1993, S. 24) rücken muss.
Hier scheint aber das Problem der Menschen in unserer heutigen Überflussgesellschaft zu liegen. Während das 19. Jahrhundert durch Nährstoffmangel geprägt war, herrscht bei uns Nahrung im Überfluss. Wir essen und essen und verlieren immer mehr das Gefühl für Hunger und Sattsein.
Auf der Suche nach Hilfe begegnet den Menschen immer wieder der Begriff „Ernähren“. Ernährungsberater sagen uns, wie wir uns ernähren sollen. Welche Nährstoffe wir benötigen und wie wir Mangelerscheinungen vermeiden können. Aber diese, von außen kommenden, Empfehlungen fragen meist nicht nach Esserfahrungen und -gewohnheiten des Einzelnen. Ines Heindl fast es zusammen indem sie sagt: „Gegessen wird mit den Sinnen- ernährt wird mit dem Verstand“ (Heindl, 2003, S. 29).
Beschäftigt man sich mit dem Thema Ernährung, begegnen einem relativ schnell Begriffe wie Ernährungsaufklärung, Ernährungsinformation, Prävention, oder Ernährungsbildung. Im Folgenden Unterkapitel möchte ich versuchen diese Begriffe voneinander abzugrenzen und zu erläutern.
2.2. Maßnahmen zur Verbesserung des Essverhaltens
Auffallend ist zunächst, dass das Wort „Essen“ in keinem der üblichen Fachbegriffe vorkommt. Dabei würde ein Begriff wie „Essberatung“ die gemeinte Maßnahme viel treffender beschreiben. Einzige Ausnahme ist hierbei der Fachterminus „Essverhalten“. Zunächst werde ich auf die allgemeinen Gesundheitsbegriffe eingehen.
Schulische G e s u n d h e i t s e r z i e h u n g ist ein wichtiger Teil der Gesundheitsvorsorge und -förderung. Nach der BZgA (2000, S.8) ist schulische Gesundheitserziehung verhaltensbezogen. Sie setzt an der Lebens- und Erfahrungswelt der Schüler an. Außerdem ist sie handlungsorientiert, indem sie entdeckendes und erforschendes Lernen ermöglicht. Gesundheitserziehung muss stets die „Kooperation mit den Eltern und Erziehungsberechtigten suchen“ (BZgA, 2000, S.9).
Schwerpunkte einer schulischen Gesundheitserziehung sind:
- Hygiene/ Zahngesundheitspflege
- Ernährungserziehung
- Sexualerziehung und Aids-Prävention
- Suchtprävention
- Erste Hilfe
- Sport- und Bewegungserziehung
Im Unterschied zur Gesundheitserziehung hat G e s u n d h e i t s –
f ö r d e r u n g eine übergeordnete Aufgabe. Der Begriff wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und deren Ottawa-Charta[1] geprägt. Sie möchte den Menschen ein größeres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit ermöglichen. Außerdem verinnerlicht sie Erziehung und Bildung in sich und betrachtet sie aus einer sozialpolitischen Sichtweise. In den Blickwinkel rückt nicht nur der einzelne Mensch, sondern auch die Bedingungen seiner Lebensweise und Lebenslage. (Heindl, 2003, S.31) Dies betrifft also auch den Lebensraum Schule. Gemeint sind hiermit unter anderem Maßnahmen des Schulträgers, der Verwaltung und der einzelnen Lehrer. Im Mittelpunkt stehen z.B. die Gesunderhaltung der Schüler, ergonomische Sitzmöbel und Tische, hygienische Verhältnisse, angenehmes Arbeitsklima, oder gesundheitsgerechte Verpflegungsangebote. (BZgA, 2000, S.10)
Der Begriff E r n ä h r u n g s a u f k l ä r u n g „bezieht sich auf Maßnahmen, die den Menschen, ohne dass er selbst nachfragt, ansprechen wollen, mit der Absicht, ihn für Ernährungsfragen zu sensibilisieren“ (Heindl, 2003, S. 29). Hierbei werden vor allem die Medien, zum Beispiel der Rundfunk, oder das Fernsehen, als Kommunikationsmittel für die Massen genutzt.
Im Gegensatz dazu will die E r n ä h r u n g s i n f o r m a t i o n über spezifische Mitteilungen Wissen über die Ernährung vermitteln. Dies geschieht auf Nachfragen von einzelnen Menschen, oder bestimmten Gruppen. Als Beispiele können Broschüren, Briefe, elektronische Medien aber auch Gespräche genannt werden.
Die E r n ä h r u n g s b e r a t u n g möchte vor allem das Essverhalten ändern und ernährungsbedingte Risiken verringern. Sie erfolgt stets im Dialog zwischen Klient und Berater. E r n ä h r u n g s e r z i e h u n g richtet sich an Kinder und Jugendliche. Sie stellt bindende Lebensregeln auf und will so vor Krankheiten schützen. (Heindl, 2003, S.30)
Hierbei wird vorausgesetzt, dass Wissen zu einem entsprechenden Handeln führt. Eingesetzte Mittel sind oft „Angst- und Verantwortungsappelle sowie Gewohnheitsbildung durch Konditionierung“ (Heindl, 2003, S. 30).
Ein weiterer oft genutzter Begriff ist P r ä v e n t i o n , d.h. die Krankheitsverhütung. Durch gezielte Aktivitäten sollen gesundheitliche Schädigungen verhindert, oder zumindest verzögert werden. Man unterscheidet hierbei die Primär-, die Sekundär-, und die Tertiärprävention. Bei der Primärprävention geht es darum, dass die Risikofaktoren verhindert werden. Die Sekundärprävention hat das Ziel das Fortschreiten einer Erkrankung durch Früherkennung und –behandlung zu verhindern. Bei der Tertiärprävention geht es um das Vermeiden, oder Abmindern von Folgeschäden.
E r n ä h r u n g s b i l d u n g hingegen ist letztlich „das Bemühen der Menschen […], eine persönlich sinnvolle Ernährungsweise durch gesunde Lebensführung aufzubauen“ (Heindl, 2003, S. 32), bei der sie Unterstützung erhalten. Hierbei werden ökonomische, ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Des Weiteren sollen die Menschen zu selbstbestimmtem und mitverantwortlichem Handeln befähigt werden. (Heindl, 2003, S. 29-33)
2.3. Gesundheit und Krankheit
Letztendlich kann man auch von den Begriffen Gesundheit und Krankheit verschiedene Vorstellungen haben. Schaut man heute in medizinische Lehrbücher findet man dort von G e s u n d h e i t meist die Definition der WHO aus dem Jahr 1948. „Gesundheit ist der Zustand eines vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechlichkeit.“ (Heindl, 2003, S.30)
Im Gegensatz dazu bezeichnet man als K r a n k h e i t „das Vorliegen von Symptomen und / oder Befunden“ (Heindl, 2003, S.30). Die Medizin kennt heute über 30000 Krankheiten und Symptome. Diese können als Abweichungen von einem physiologischen Gleichgewicht interpretiert und auf definierte (inner und äußere) Ursachen zurückgeführt werden“ (Heindl, 2003, S. 32).
Eine klare Vorstellung von diesen Begriffen zu haben, ist grundlegend um sich mit dem Thema Ernährung in der Schule auseinanderzusetzen. Im folgenden Kapitel möchte ich nun die Ausgangslage näher beleuchten.
3. Zur aktuellen Situation
Wie bereits kurz dargestellt, sieht die Ernährungssituation deutscher Kinder nicht sehr gut aus. Im folgenden Kapitel werde ich mich näher mit diesem Thema auseinandersetzen.
3.1. Allgemeine Ernährungssituation
Die Ausgangslage ist sehr ernst. Jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche in Deutschland ist übergewichtig. Dasselbe trifft auf 40% der Zehnjährigen zu. 8% aller Kinder sogar adipös. Dies bedeutet, dass sich die Zahl in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt hat. Die Tendenz ist hierbei stets steigend. Übergewicht ist die häufigste ernährungsbedingte Gesundheitsstörung bei Deutschlands Kindern. „Die WHO spricht bereits von einer Adipositasepidemie“ (Künast, 2004b, S. 1). Dieser Trend muss dringend aufgehalten werden, denn dicke Kinder werden auch oft dicke Erwachsene. Ändert sich nichts, so Experten, wird in 40 Jahren jeder zweite Erwachsene adipös sein. (Künast, 2004b, S.1)
3.1.1. Ursachen
Die Ursachen sind allgemein bekannt. Deutschlands Kinder essen zu viel, zu süß und zu fett. Es wird zu wenig Obst und Gemüse verzehrt und sich zu wenig bewegt. (Künast, 2004b, S.3) Ines Heindl (2003. S. 42) weist in diesem Zusammenhang auf die KOPS- Studie (Kiel Obesity Prevention Study) hin. Die Kieler Adipositas- Präventionsstudie wurde gegründet um die „Determinanten des Übergewichtes bei Kindern und Jugendlichen zu charakterisieren und Präventionsmaßnahmen durchzuführen“ (Universität Kiel, 2004). Begonnen im Februar 1996, erfasste das Projekt 2001 bereits 4997 Kinder. (Universität Kiel, 2004)
Bei KOPS handelt es sich sowohl um eine Querschnitts- als auch eine Längsschnittuntersuchung an Kindern vor der Pubertät und Kindern um die Pubertät. Die Kinder werden insgesamt dreimal untersucht. Im Alter von 6, 10 und 14 Jahren. (Müller, 2004b, S. 1)
Das Projekt endet im Jahr 2009. Messgrößen bei der Untersuchung sind der „Ernährungszustand, Kenngrößen des Stoffwechsels, der körperlichen Aktivität und der Ernährung, [Faktoren der Krankengeschichte] und der soziale Status der Kinder und deren Familien“ (Universität Kiel, 2004).
Nach vorläufigen Ergebnissen ist für unsere Gesellschaft im Moment das größte Problem, dass Übergewicht bereits im Kindesalter beginnt. In Bezug auf Vergleichstudien aus dem Jahr 1978 hat die KOPS-Studie ermittelt, dass 23% der Erstklässler und bereits 40% der Viertklässler übergewichtig sind. Dabei sind besonders Kinder „dicker“, oder „sozial schwacher“ Eltern betroffen. Kinder, die wenig aktiv sind und aus sozialschwachen Familien kommen, ernähren sich häufiger von Fast Food, Süßigkeiten und tierischen Lebensmitteln.
Darüber hinaus lässt sich aber kein „allgemeiner Zusammenhang zwischen der ‚Qualität’ der Ernährung und dem Übergewicht der Kinder“ (Heindl, 2003, S.42) herstellen. Im Ganzen soll diese Präventionsstudie betroffene Kinder durch Bewegungs- und Ernährungsmaßnahmen unterstützen. In engem Zusammenhang mit Übergewicht und Diäten kann man auch die Essstörungen Magersucht und Bulimie sehen. Aufgrund der Begrenztheit meiner Hausarbeit, möchte ich auf diese beiden Erkrankungsformen im Speziellen nicht näher eingehen.
Bereits seit den 80er Jahren hat ein Wandel des Lebensstiles stattgefunden. Kinder verbrachten viel mehr Zeit vor dem Fernseher, oder in neuerer Zeit vor dem Computer, anstatt sich zu bewegen. (Blickle, 2004) Gleichzeitig werden beim Fernsehen oft ungesunde Lebensmittel, wie Knabbereien, Süßigkeiten oder energiereiche Getränk verzehrt. Nicht alle Kindern scheinen auf diese falsche Verhalten mit Übergewicht zu reagieren, eine genetische Komponente ist also nicht abzustreiten. (Künast, 2004a)
Der Mensch wurde biologisch gesehen eher auf Nahrungsmangel, als auf Nahrungsüberfluss vorbereitet und ausgestattet. In den letzten Jahrhunderten entwickelt sich dieser aber immer mehr vom „’Hungerkünstler’ zum zivilisiertem Esser“ (Heindl, 2003, S.39). Auf der Strecke bleiben dann die Esser, die sich nicht an die gegebenen Lebensbedingungen anpassen können.
Hierbei kommt es zum einen zum Untergewicht durch Essstörungen und andererseits zu Übergewicht durch Überernährung. Wie in Deutschland, wird dies in allen Überflussgesellschaften zu einem großen Problem. So sind in den USA schon 60% der Bevölkerung von Übergewicht betroffen. (Heindl, 2003, S.44-46)
Doch warum essen Kinder und ihre Familien, so wie sie essen?
Bis in die 60er- und 70er Jahre des 20. Jahrhundert war es in Deutschland völlig normal, dass immer Fleisch, Kartoffeln und Gemüse auf den Tisch kommen. Dann kam es zu Veränderungen in Auswahl, Angebot, Zubereitung und Essgewohnheiten.
Insgesamt kann, betrachtet man die letzten 40 Jahre, festgestellt werden, dass:
- die Angebotsvielfalt ständig zunimmt, gleichzeitig aber die „örtliche Verfügbarkeit für den einzelnen Menschen“ (Heindk, 2003, S.47) abnimmt.
- sich der Anteil der frischen Lebensmittel verringert, während die Fertigprodukte steigen. (Heindl, 2003, S. 47) Hierbei stellen die verschiedenen zusätzlichen Inhaltsstoffe, wie Aromastoffe und Geschmacksverstärker, ein weiteres Risiko dar. Alarmierend sollte in diesem Zusammenhang die steigende Ausbreitung von Allergien sein. (Künast, 2004a)
- die Fähigkeiten und Bereitschaft zum Kochen im privaten Haushalt immer mehr sinken.
- immer mehr „außer Haus“ gegessen wird.
- die Verbraucher, hinsichtlich der Qualität von Nahrung, immer mehr verunsichert werden.
- immer mehr Produkte konsumiert werden, denen man gesundheitliche Wirkungen zuschreibt.
Nach Heindl (2003, S.47) lässt sich aus diesen Veränderungen ableiten, dass wir keine Nahrungsproduzenten mehr sind, sonder nur noch Konsumenten. Daraus folgt, dass wir immer weniger über die Produkte die wir verzehren und deren Herkunft, oder Produktion wissen. Ernährung wird undurchsichtiger.
Sehr sorgenvoll ist auch die Tendenz zu betrachten, dass immer mehr Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen werden. Herkömmliche Lebensmittel, so wird es oft dargestellt, können scheinbar nicht mehr gewährleisten, dass der Körper mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt wird. Dies verunsichert die Verbraucher und sie greifen zu Zusatzmitteln und so genanntem „functional food“.
Eine weitere Tendenz ist außerdem, dass immer öfter zwischendurch, oder neben anderen Tätigkeiten gegessen wird. Hunger, oder Appetit werden schnell nebenbei befriedigt, statt auf die nächste Mahlzeit zu warten. (Heindl, 2003, S.47-49)
Auf eine weitere Ursache für Ernährungsprobleme möchte ich im Folgenden noch kurz eingehen. Für Kinder und Jugendliche der heutigen Zeit ist es enorm wichtig „dazuzugehören“. Sei es finanziell, oder auch durch die Kleidung. Wer, zum Beispiel durch die „falsche“ Figur, nicht mithalten kann, kann Schwierigkeiten bekommen. Auch in der Werbung, im Film, oder in der Zeitung sieht man nur superschlanke Models und Frauen. „In die Gedankenwelten Jugendlicher gehören heute Vorstellungen von attraktiven Körpern, die ihnen persönliche Wertschätzung durch Zugehörigkeit und Stellung innerhalb von Gruppen eröffnen“ (Heindl, 2003, S.54). Auch die Orte, wo gegessen wird, gehören dazu. Discos, Kneipen, Cafes sind alles Orte des schnellen Essens. Man trifft sich, ist unter sich, muss nicht unbedingt auf Tischmanieren achten und isst wenn man Lust hat. Gegessen werden leider meist fettreiche Lebensmittel, wie Pommes frites, Döner Kebab, oder Pizza. (Heindl, 2003, S. 52-53)
Dies alles zeigt, dass sich der Ernährungsstil der Kinder und Jugendlichen heute stark geändert hat.
3.1.2. Folgen
Als langfristige Folgen drohen ganz vielfältige Konsequenzen. Die sind unter anderem:
- ein erhöhtes Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen und Bluthochdruck,
- motorische Defizite und Koordinationsstörungen aufgrund von Übergewicht, bereits beim Schuleintritt,
- schwere seelische Störungen, durch andauernde seelische Belastung,
- Überbelastung des Haltung- und Bewegungsapparates, frühe Schäden an den Gelenken,
- und soziale Probleme, zum Beispiel bei der Partner- und Berufswahl.
Da Lebensmittel oft überzuckert sind, führt dies zu einer Geschmacksirritation und zur Gewöhnung an den süßen Geschmack. Der Zuckerbedarf im Körper steigt und führt zu einem starken Anstieg der Diabetes Typ-2-Erkrankungen schon bei Jugendlichen. Diese gesamten Erkrankungen, sowie die steigenden Allergien, belasten nicht nur die Kinder und Jugendlichen von heute, sondern auch unser Gesundheitssystem von morgen. (Künast, 2004a) „Die Kosten von ernährungsmitbedingten Krankheiten werden auf etwa ein Drittel der Gesamtkosten unseres Gesundheitswesens geschätzt […] und belasten gerade die Krankenkassen ganz erheblich.“ (Künast, 2004b) Renate Künast weist außerdem auf ökonomische Probleme hin, die durch krankheitsbedingte Ausfälle am Arbeitsplatz verursacht werden können. (Künast, 2004a) Es muss also jetzt gehandelt werden.
3.1.3. Das Kind als Ziel der Werbung und Industrie
Wie bereits dargestellt ernähren sich Kinder heute meist falsch. Dazu kommt, dass gerade typische Kindernahrungsmittel oft viel zu viel Fett und Zucker enthalten. Ironischerweise wird zusätzlich ein hoher Gesundheitswert angepriesen, der so nicht vorhanden ist. Diese Produkte, die sogar speziell als Kinderlebensmittel und Kleinkinderlebensmittel bezeichnet werden, fallen besonders durch eine kindgerechte Aufmachung, Portionierung, oder Formung auf.
Oft tragen sie auch die Bezeichnung Kids, oder Kinder in ihrem Namen, oder enthalten Kinderspielzeug als Beilage. Aus ernährungsmedizinischer Sicht besteht jedoch keine Notwendigkeit für spezielle Kinderlebensmittel. Die derzeitigen Produkte auf dem Markt bieten außerdem keinerlei Besonderheiten, oder Vorteile in der Art der Zusammensetzung. Meist sind sie sogar teurer als vergleichbare, normale Lebensmittel. (Künast, 2004a)
In Medien und Werbung werden außerdem gerne bekannte Persönlichkeiten eingesetzt um über diese ein Lebensgefühl zu vermitteln. Vor allem Kinder und Jugendliche sind hierfür sehr empfänglich und nehmen das Angebot zur Identifizierung gerne an. Derartige Werbung richtet sich „gezielt an die Lebensabschnitte der Neuorientierung und Identitätssuche, zur Ablösung von Traditionen und zur Schaffung kollektiver Identitäten“ (Heindl, 2003, S.49).
Die Werbeindustrie ist natürlich sehr engagiert die Produkte schnell und oft „ans Kind zu bringen“. Milliarden Euros werden in Werbekampagnen und Produktdesign gesteckt. Hierbei zielt die Werbung direkt auf das Kind und „suggeriert, dass damit eine bestimmte soziale Absicherung in der Gruppe erreicht wird“ (Künast, 2004a) Den Eltern wiederum wird eingeredet, dass die Kinder die „Extraportion Milch“ auf eine einfache und sichere Art bekommen und, dass sie ihr Kind kindgerecht ernähren.
Da Kinder viel Fernsehen, circa 2 Stunden täglich, sehen sie auch viel Werbung. Im Jahr 2000 betrug der Werbeanteil circa 12%. Davon war circa 30% Werbung für Nahrungsmittel, insbesondere für Fast Food, Eis und Schokoladenprodukte. (Künast, 2004a)
Das Jugendforschungsinstitut iconkids & youth führte im Mai 2003 eine repräsentative Befragung von 730 Kindern im Alter von 6-12 Jahren und deren Müttern durch. Diese wurden getrennt befragt. 81% der Mütter gaben hierbei an, dass ihre Kinder großen Einfluss darauf hätten, welche Getränke gekauft werden. Bei Schokolade und Riegeln haben 87% Mitspracherecht. Des Weiteren wurde festgestellt, dass sich 33% der Kinder durchschnittlich 1-2-mal pro Woche Produkte essen, bzw. trinken wollen, weil sie es in der Werbung gesehen haben. Dies darf man natürlich nicht überbewerten, denn dies bedeutet ebenso, dass 2/3 dies nicht fordern.
Interessant hierbei ist, dass der Wunsch nach Lebensmitteln aus der Werbung in Ein-Kind-Familien größer ist als in Mehr-Kind-Familien. Für Barlovic (2004, S.4) liegt die Erklärung darin, dass Einzelkinder wahrscheinlich stärker umsorgt werden und schon früh lernen, dass ihre Wünsche erfüllt werden. Der Erziehungsstil hat somit einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit von Werbung.
Die Werbung hat eigentlich nur zwei Ziele. Als erstes müssen die Kinder „lernen“ was „in“ ist und zweitens muss der Geschmack entsprechend trainiert werden. Zuletzt darf man nicht vergessen, dass die Lebensmittelindustrie international sehr hohe Gewinne mit diesen Produkten macht. (Künast, 2004a)
Selbstverständlich kann man nicht nur der Werbeindustrie die Schuld geben. Eine große Verantwortung liegt auch bei den Eltern. Aber auch hier kann man es sich nicht zu einfach machen.
Für „Ernährungserziehung und Ernährungsbildung […] gibt es […] auch eine öffentliche Verantwortung“ (Künast, 2004b). Dies bedeutet, dass auch die Schule Ernährungsbildung und -aufklärung leisten muss. Doch ist dies so? Wie stark ist das Thema „Ernährung“ in den Schulen vertreten?
Die Studie „Ernährung in der Schule“ des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, brachte erschreckende Ergebnisse zu Tage.
3.2. Ernährung in der Schule. Ein Forschungsprojekt des BMVEL.
Durchgeführt wurde diese Studie von Prof. Dr. Heseker, Prof. Dr. Schneider und Dipl. Päd. Beer im Auftrag des BMVEL (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft). Der Forschungsbericht hat als Ziel, die „umfassende Analyse der aktuellen Ernährungsbildung in den allgemein bildenden Schulen der Bundesrepublik“ (Heseker, Schneider & Beer, 2004) vorzulegen.
3.2.1. Grundlagen des Forschungsprojektes
Im Ganzen wurden 3210 Lehrer und Lehrerinnen angeschrieben und gebeten an einer bundesweiten Befragung teilzunehmen. 901 Lehrkräfte beteiligten sich letztendlich an der freiwilligen und außerdienstlichen Befragung. Ebenso wurden Schulleiter befragt, bei der die Beteiligung bei etwa 50 % lag. Insgesamt konnten 301 Fragebogen wissenschaftlich ausgewertet werden.
Des Weiteren wurden alle ernährungsbezogenen Unterrichtsfächer der Bundesländer, die verschiedenen Lehrpläne des Faches Sachunterrichtes, sowie die Schwerpunktfächer Biologie und Hauswirtschaft untersucht.
Ein weiterer Bereich der geprüft wurde, sind die Schulbücher. Mehr als 400 wurden eingehend untersucht. Circa 100 der Biologiebücher enthielten überhaupt keine ernährungsrelevanten Themen. Letztendlich wurden 216 der Bücher noch einmal ausführlich fachdidaktisch geprüft.
Die Schulbücher wurden nach dem „Paderborner Raster“, der eigens dafür entwickelt wurde, analysiert. Dieser betrachtet folgende Punkte genauer:
- Themenanalyse
- Lernzielorientierung
- Methodisch- didaktische Impulssetzung
- Wertevermittlung
- Verbindung von Fachkompetenz und Schlüsselqualifikationen im Lernfeld Ernährung
Außerdem wurden zwei Workshops durchgeführt, in denen führende Wissenschaftler/innen Hypothesen und das Untersuchungsdesign diskutiert und Forschungsinstrumente evaluiert wurden. (Heseker et. al., 2004)
3.2.2. Untersuchungsergebnisse
Die verschiedenen Aspekte, die untersucht wurden, brachten ganz unterschiedliche Ergebnisse.
Zum einen wurde festgestellt, dass in der Gesellschaft Ernährungsfragen sehr wohl diskutiert werden. Beeinflusst von ökologischen, ethischen, sozialen und individuellen Einflussfaktoren, bekommen die verschiedenen Orientierungshilfen und Entscheidungsmöglichkeiten bei der Auswahl von Lebensmitteln eine besondere Beachtung. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass insgesamt immer mehr Kompetenz in Ernährungsfragen in den Familien und Haushalten verloren geht. Dies betrifft neben der qualitativen Auswahl und Beurteilung, auch die Kenntnis von richtiger Verarbeitung und Zubereitung.
Im Bereich Bildungsorganisation und Lehrpläne wurde außerdem festgestellt, dass, gerade in der Sekundarstufe I, aber auch teilweise in der Grundschule, immer weniger Kinder und Jugendliche vom Bildungsangebot der Ernährungserziehung erreicht werden. Gerade in der Sekundarstufe nimmt das Wahlfachangebot zu und der ernährungsbezogene Unterricht steht, vor allem zeitlich, in Konkurrenz zu anderen Fächern, wie Technik, oder Wirtschaftslehre.
In unserem Bildungssystem ist das Thema Ernährung unterschiedlich in die verschiedenen Lehrpläne der Bundesländer eingebettet. Gerade in den Gymnasien fehlt das Thema Ernährung oft ganz, oder wird nur auf freiwilliger Basis angeboten. Auch in den anderen Schulstufen gibt es keinen kontinuierlich präsenten ernährungsbezogenen Unterricht. Es gibt aber durchaus Lehrpläne, die zunächst ein breites Themenspektrum zum Thema Ernährung enthalten. Leider wird aus diesen, oft nur ein geringer Anteil in den Stoffverteilungsplänen der Schulen umgesetzt und wiederum von diesem, wird nur sehr wenig umfassend im Unterricht bearbeitet. (Heseker et. al., 2004)
Eine weitere wichtige Rolle spielt hierbei auch der Fachlehrermangel, der bundesweit weiter zunimmt. Bei der Schulleiterbefragung zeigte sich, dass, bei mehr als 25 % der befragten Schulen, circa 50 % des hauswirtschaftlichen Unterrichts fachfremd unterrichtet werden. Über 33 % der Schulleiter gaben an, dass diese fachlich unterversorgt wären.
Des Weiteren wurden Mängel im Bereich der handwerklichen Lebensmittelverarbeitung und Verbraucherbildung deutlich. Da dies hauptsächlich die Sekundarstufe betrifft, möchte ich hierauf nicht näher eingehen. Im Primarbereich wurde in dieser Hinsicht deutlich, dass allein die Schulküche diesen Bereich vertritt. Ein tatsächlich qualifizierter Unterricht der das Umgehen mit Lebensmitteln einschließt, ist ansonsten entscheidend eingeschränkt oder erst gar nicht möglich.
Abschließend zeigten sich erhebliche Mängel in den Schulbüchern. Bei der Umfrage wurde klar, dass mehr als 53% immer, oder zumindest sehr oft noch dieses Medium im Unterricht verwenden. Gerade deshalb ist es sehr wichtig, dass diese auch fachwissenschaftlich korrekt sind. (Heseker et. al., 2004)
Die Untersuchungen zeigten andere Ergebnisse. Im Ganzen konnte in den mehr als 100 untersuchten Biologiebüchern nur eine sehr eingeschränkte Themenauswahl gefunden werden. Auffallend war außerdem, dass „ernährungsphysiologische, bzw. humanbiologische Themen weitgehend fachlich richtig dargestellt werde, während […] ernährungswissenschaftliche anwendungsbezogene Themen häufiger Fehler“ (Heseker et.al., 2004) aufweisen. So findet man, besonders in hauswirtschaftlichen Büchern, zahlreiche fehlerhafte, oder gar falsche Darstellungen, populäre Irrtümer zur Ernährung, oder sehr starke Vereinfachungen. Laut Heseker et. al. (2004) scheinen in der Vergangenheit immer öfter Fehler einfach unreflektiert übernommen und tradiert worden zu sein. Deshalb ist eine Überarbeitung dringend erforderlich.
Ebenso betonten die befragten Lehrer die Wichtigkeit eines verhaltensrelevanten Lernens. Dies gilt vor allem auch in Bezug auf zunehmende Essstörungen von Kindern und Jugendlichen und die abnehmende familiäre Fürsorge. (Heseker et. al., 2004)
Im Ganzen ist festzustellen, dass Ernährungsbildung im Gesamtkonzept schulischer Gesundheitsförderung eingebettet werden muss. Fächerübergreifendes Arbeiten muss deshalb verstärkt werden. Auch die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte muss dringend verbessert werden. Lauter Heseker et al. ist der Fortbildungsetat, gerade in Hinsicht auf fachfremden Unterricht, wesentlich zu gering. (Heseker et. al., 2004)
Auch wenn in diesem Kapitel die aktuelle Situation thematisiert werden soll, werde ich, aufgrund des Zusammenhangs, im Folgenden bereits auf die Forderungen der Studie eingehen.
3.2.3. Abschließende Forderungen der Studie
Nach den umfassenden Untersuchungen kommt das Forschungsteam zu folgenden vier Forderungen:
1. Es ist unbedingt erforderlich ein Kerncurriculum zum Lernfeld Ernährung zu entwickeln. Dieses soll den „Bildungsanspruch junger Menschen in der Ernährungsbildung, einschließlich der handwerklichen Lebensmittelverarbeitung und Verbraucherbildung“ beschreiben.
2. Das Kerncurriculum muss in einen Rahmenplan zur Gesundheit integriert werden. Ernährungsbildung ein wesentlicher Bestandteil einer gewissenhaften Gesundheitsbildung. Hierbei ist es vor allem eine Aufgabe der Gegenwart, um die Zukunft zu beeinflussen.
3. In der schulischen Ernährungsbildung und Gesundheitsförderung muss eine intensivere Aus- und Fortbildung der Fachkräfte stattfinden. Eine Unterstützung könnte hierbei ein qualifizierter Medienverbund sein. Des Weiteren könnte ein „Netzwerk unter Beteiligung von Hochschulen, Schulen, Schulverwaltung und Medienanbietern […] ein bundesweites Angebot entwickeln“ (Heseker et. al., 2004). Dieses sollte dann für die Schulen, Schüler und Lehrer kostenlos und frei zugänglich sein und würde die wichtigsten und aktuellsten Materialien bereitstellen und die dringendsten Fragen beantworten. Hierbei sollte stets fächerübergreifend und vor allem verhaltensrelevant gelernt werden. (Heseker et. al., 2004)
4. Adipositas
Betrachtet man die aktuelle Situation, ist es unumgänglich sich auch mit der Erkrankung Adipositas auseinanderzusetzen. Diese ist das heute am weitesten verbreitete Ernährungsproblem der westlichen Industrieländer. Wie schon dargestellt, ist es sehr alarmierend, dass immer mehr Kinder betroffen sind. In diesem Kapitel möchte ich noch einmal speziell auf dieses Krankheitsbild eingehen. Ich möchte darauf hinweisen, dass dies nur eine begrenzte Zusammenfassung darstellen soll, da dieses Thema selbst Gegenstand einer Examensarbeit sein könnte.
4.1. Allgemeine Beschreibung des Krankheitsbildes
Adipositas bei einem Menschen zu erkennen, ist so einfach, wie bei kaum einer anderen Erkrankung. Man sieht es meist auf den ersten Blick. Unklar ist hierbei aber oft, ob es sich vielleicht auch um eine körperliche Störung handelt. „Dicke“ werden meist nur als schwer bezeichnet, sondern auch als „ausladend“. Die „Dicken“ leben in einer Gesellschaft, die sich das Schlanksein zum Schönheitsideal auserkoren hat. Auch die Wissenschaft, „mit der Propagierung des ‚Idealgewichts’ in den 70er Jahren“ (Pudel, 2003, S.2) ist daran nicht ganz unschuldig.
Unsere Gesellschaft hat zahlreiche Urteile und Vorurteile gegenüber Übergewichtigen. Meist wird als Ursache deren unbeherrschter Appetit, oder die Willenschwäche genannt. Volker Pudel (2003, S.2) macht deutlich, dass der Adipöse vor allem an zwei Problemen leidet. Zum einen am Übergewicht und dem damit verbundenen Gesundheitsrisiko und zum anderen an den Vorwürfen, daran auch noch selbst Schuld zu sein.
Adipositas, oder Übergewicht, wurde lange Zeit auch als Fettsucht bezeichnet. Sie bezeichnen eigentlich das erhöhte Körpergewicht eines Menschen. Hierbei ist aber primär die Fettansammlung gemeint. Laut Warschburger, Petermann, Fromme und Wojtalla (1999, S.15) ist Übergewicht, wenn das Körpergewicht oberhalb der Alters- und Geschlechtsnormen liegt. Adipositas liegt vor, wenn durch den großen Fettanteil die Gesundheit beeinflusst wird.
So sind Leistungssportler mit viel Muskelmasse zwar übergewichtig, aber nicht adipös. Die Bezeichnung „Fettsucht“ sollte man nicht verwenden, da Adipositas nicht die Kriterien einer Sucht erfüllt.
Des Weiteren haben Begriffe, wie Fettleibigkeit und Fettsucht auch einen diskriminierenden Charakter und sollten deshalb vermieden werden.
Da der Erkrankung Adipositas generell keine psychopathologischen Faktoren zugeordnet werden können, gilt diese nicht als Essstörung. Zur Definition des Körpergewichtes hat sich heute international der Body Mass Index (BMI) durchgesetzt. Er wird ausgerechnet, indem man das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körperlänge zum Quadrat in Metern dividiert. Die Formel lautet also BMI= kg / m². (Pudel, 2003, S.2-3) Diese Formel kann bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen angewandt werden. Die Bewertung erfolgt dann in Intervallen. Die Deutsche Adipositas- Gesellschaft (DAG) hat hierbei folgende Intervalle bestimmt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei einem BMI unter 25 ist keine Reduktion des Gewichtes notwendig. Gesellschaftlich gesehen fühlen sich viele Menschen, vor allem Frauen, aber auch schon in diesem Bereich zu dick. Gewünscht wird ein Gewicht im Bereich der Models. Erschreckend, dass diese oft im Bereich von 18 liegen, wie zum Beispiel bei Claudia Schiffer. Ernährungswissenschaftlich sollten erst bei einem BMI ab 25 gewichtsreduzierende Maßnahmen ergriffen werden. In diesem Bereich kommt es auch zu zusätzlichen Risiken, wie Diabetes, oder Bluthochdruck. (Pudel, 2003, S.2-3)
Bei Kindern muss dabei beachtet werden, dass „die Entwicklung des Körperfettes stark alters- und geschlechtsabhängig ist“ (Warschburger et. al., 1999, S.16). Aus diesem Grund werden die im Anhang vorgestellten Perzentile als Referenz für deutsche Kinder empfohlen. Liegt ein Kind oberhalb des 90, bzw. des 97. alters- und geschlechtsspezifischen Perzentils, liegt Übergewicht, bzw. Adipositas vor.
Statistisch gesehen nehmen die Menschen in ihrem Leben laufend zu. Durchschnittlich sind das 0,5 kg im Monat. Da die Gewichtszunahme sehr langsam fortschreitet, wird sie oft gar nicht erkannt. Letztendlich sind es aber dennoch 6 kg, die im Jahr zugenommen werden. Unter diesem Aspekt und gerade in Bezug auf den Jojoeffekt[2], wäre also ein Halten des Gewichtes schon als erster Erfolg zu bewerten, auch wenn das leider die Betroffenen nicht motiviert. (Pudel, 2003, S. 4-6)
Volker Pudel (2003, S.5) nennt Zahlen aus dem Jahr 1994. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits 15 Millionen Menschen einen BMI über 30. Aktuelle Zahlen aus dem Bereich der Kinder und Jugendlichen habe ich bereits unter Punkt 3.1. genannt.
4.2. Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
Ähnlich wie adipöse Erwachsene, muss sich das „dicke“ Kind mit vielen Vorwürfen auseinandersetzen. Schuld sind dabei stets sie selbst, beziehungsweise ihre Naschsucht, Trägheit, oder Willenschwäche. Bezeichnungen wie Vielfraß, oder Stubenhocker sind nicht selten. Nicht verwunderlich, dass es neben den üblichen medizinischen Folgeerscheinungen auch zu starken psychosozialen Belastungen kommt. Oft kann es zu emotionalen Problemen, wie einem negativen Körperbild, kommen. Soziale Probleme, ausgelöst durch Hänseln, treten ebenfalls häufig auf. Ähnlich ist dies bei der sozialen Interaktion. Ebenso sind adipöse Kinder und Jugendliche oft funktionell eingeschränkt.
Im Gegensatz zu anderen Jugendlichen, die sportliche Aktivitäten oft zu ihren Lieblingsaktivitäten zählen, bevorzugen sie eher ruhige Aktivitäten und fühlen sich daher eingeschränkt. (Warschburger et. al., 1999, S.7)
Doch was genau sind die Ursachen für Adipositas. Im Folgenden werde ich versuchen diese näher zu beleuchten.
[...]
[1] Die Ottawa-Charta ist das Ergebnis der ersten internationalen Konferenz zur Gesundheitsförderung, am 21. November 1986. Diese gilt heute als zentrales Dokument der Gesundheitsförderung und rief zum aktivem Handeln für das Ziel „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“ und darüber hinaus, auf.
[2] Der Jo-Jo-Effekt bezeichnet das starke Zunehmen, sogar über das Ausgangsgewicht hinaus, nach einem großen Gewichtsverlust.
- Citar trabajo
- Anja Winterstein (Autor), 2004, Ernährungserziehung in der Grundschule, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33613
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