Diese Frage hat sich vielleicht jeder Mensch in seinem Leben schon einmal gestellt. Und etwas anders formuliert beinhaltet sie auch gleich das Problem, mit dem sich Ökonomen hauptsächlich, Wissenschaftler anderer Disziplinen aber gelegentlich auch beschäftigen, nämlich welche Faktoren bestimmen den Wohlstand der Nationen? Wirtschaftliche Zusammenhänge sind komplex und nicht leicht zu durchschauen.
Deshalb verwundert es auch nicht, dass es unzählige Ansätze gibt, die unser Problem zu erörtern versuchen. Klassische Vertreter der Ökonomie betrachteten nur einige wenige Variablen, wie Kapital, Boden und Arbeitskraft, um die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu erklären. Dass dieser Ansatz zu kurz greift, ist mittlerweile gemeinhin anerkannt und es wurde nach neuen Erklärungsansätzen gesucht. Eine recht junge Theorie ist die Neue Institutionenökonomie (NIÖ). Sie lehnt die klassischen Prämissen der Ökonomie ab, wie etwa das Menschenbild des homo oeconomicus und die vollkommene Rationalität von Individuen. Stattdessen nimmt sie an, dass die Strukturen einer Gesellschaft, die dort gültigen Normen und Wertvorstellungen, sowie deren Verhältnis zur Struktur des Herrschaftssystems und den gültigen Gesetzen - im Sprachgebrauch der NIÖ handelt es sich bei all diesen Dingen um Institutionen - das Netz bilden, in dem Individuen in Kooperation miteinander treten. Oder auch eben nicht.
Um diese Theorie an einem empirischen Beispiel anzuwenden, bietet es sich an, ein Land auszuwählen, in dem dieses Verhältnis von internen und externen Institutionen innerhalb kürzester Zeit verändert wurde. Ein solches Land ist Chile 1973 nach der Machtübernahme der Militärs unter General Augusto Pinochet gewesen. Die Fragestellung, der ich in dieser Arbeit nachgehen werde, lautet also: „Welchen Einfluss haben Institutionen auf die Wirtschaftsleistung eines Landes? Das Fallbeispiel Chile unter Pinochet.“ Dazu werden zunächst die theoretischen Grundlagen der NIÖ vorgestellt. Danach folgt eine Darstellung der Maßnahmen, die vor dem Hintergrund der Theorie durchgesetzt wurden, um eine höhere Wirtschaftsleistung zu erzielen. Ob diese auch den vorhergesagten Erfolg hatten, wird im Anschluss erörtert. Die Ergebnisse werden dann im letzten Kapitel noch einmal pointierend zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis:
I. Einleitung
II.1 Theoretische Grundlagen
II.2 Vor dem Hintergrund der Theorie durchgeführte Maßnahmen
II.3 Ergebnisse der ergriffenen Maßnahmen
III. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Wie werde ich reich?
Diese Frage hat sich vielleicht jeder Mensch in seinem Leben schon einmal gestellt. Und etwas anders formuliert beinhaltet sie auch gleich das Problem, mit dem sich Ökonomen hauptsächlich, Wissenschaftler anderer Disziplinen aber gelegentlich auch beschäftigen, nämlich welche Faktoren bestimmen den Wohlstand der Nationen? Wirtschaftliche Zusammenhänge sind komplex und nicht leicht zu durchschauen.
Deshalb verwundert es auch nicht, dass es unzählige Ansätze gibt, die unser Problem zu erörtern versuchen. Klassische Vertreter der Ökonomie betrachteten nur einige wenige Variablen, wie Kapital, Boden und Arbeitskraft, um die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu erklären. Dass dieser Ansatz zu kurz greift, ist mittlerweile gemeinhin anerkannt und es wurde nach neuen Erklärungsansätzen gesucht. Eine recht junge Theorie ist die Neue Institutionenökonomie (NIÖ). Sie lehnt die klassischen Prämissen der Ökonomie ab, wie etwa das Menschenbild des homo oeconomicus und die vollkommene Rationalität von Individuen. Stattdessen nimmt sie an, dass die Strukturen einer Gesellschaft, die dort gültigen Normen und Wertvorstellungen, sowie deren Verhältnis zur Struktur des Herrschaftssystems und den gültigen Gesetzen - im Sprachgebrauch der NIÖ handelt es sich bei all diesen Dingen um Institutionen - das Netz bilden, in dem Individuen in Kooperation miteinander treten. Oder auch eben nicht.
Um diese Theorie an einem empirischen Beispiel anzuwenden, bietet es sich an, ein Land auszuwählen, in dem dieses Verhältnis von internen und externen Institutionen innerhalb kürzester Zeit verändert wurde. Ein solches Land ist Chile 1973 nach der Machtübernahme der Militärs unter General Augusto Pinochet gewesen. Die Fragestellung, der ich in dieser Arbeit nachgehen werde, lautet also: „Welchen Einfluss haben Institutionen auf die Wirtschaftsleistung eines Landes? Das Fallbeispiel Chile unter Pinochet.“ Dazu werden zunächst die theoretischen Grundlagen der NIÖ vorgestellt. Danach folgt eine Darstellung der Maßnahmen, die vor dem Hintergrund der Theorie durchgesetzt wurden, um eine höhere Wirtschaftsleistung zu erzielen. Ob diese auch den vorhergesagten Erfolg hatten, wird im Anschluss erörtert. Die Ergebnisse werden dann im letzten Kapitel noch einmal pointierend zusammengefasst.
II.1 Theoretische Grundlagen
Vertreter der Neuen Institutionenökonomik (NIÖ) lehnen das Menschenbild des homo oeconomicus in seiner klassischen Variante ab. Vollkommene Rationalität als Grundlage für die Entscheidungsfindung wird nicht angenommen. Grund hierfür ist die Annahme, dass einem Individuum weder alle Informationen zur Verfügung stehen und es daraus alle möglichen Weltzustände vorhersehen könnte, geschweige denn, dass es in der Lage ist, dies alles innerhalb eines Augenblicks und ohne die Aufwendung irgend welcher Ressourcen zu tun. Statt also von vollkommener oder perfekter Rationalität auszugehen, wie es in der Ökonomie häufig der Fall ist, reduziert die NIÖ das Verhalten des Akteurs auf beschränkte Rationalität, der seine Entscheidungen unter Unsicherheit trifft, also nicht mehr in der Lage ist, einen Erwartungsnutzen zu berechnen (Voigt 2002: 26ff).
Eine weitere klassische Annahme der Ökonomie ist, dass Transaktionen im allgemeinen und Märkte im speziellen kostenlos funktionieren. Die so genannten Transaktionskosten werden in diesem Sinne verstanden als die Kosten, die sich aus einer Transaktion ergeben. Dies können beispielsweise Ressourcen sein, die man aufwenden muss, um an Informationen zu gelangen, beispielsweise in Form von Zeit und Geld, oder es können Kosten sein, die entstehen, wenn man einen Vertrag aushandeln und durchsetzen will. Diese werden in der Ökonomie häufig explizit gleich Null gesetzt. (Voigt 2002: 30).
Dies ist ein Resultat aus der Annahme vollständiger Information und Rationalität, denn wenn alle Informationen sowieso zur Verfügung stehen und man sich zwischen allen möglichen Alternativen ohne Aufwand diejenige heraussuchen kann, die den höchsten Nutzengewinn verspricht, entstehen logischerweise auch keine Kosten. Da aber in der NIÖ nur von beschränkter Rationalität und Entscheidung unter Unsicherheit ausgegangen wird, ist es unmittelbar einsichtig, dass Transaktionen nicht kostenfrei sein können. Über diesen Schritt gelangt man zum zentralen Begriff der NIÖ, der Institution.
Was sind Institutionen, wie kommt es zu deren Entstehung und welchen Zweck erfüllen sie? In der Wirtschaft ist es wie auch in anderen Bereichen des Lebens so, dass hohe Kosten die Häufigkeit der Aktion, mit der diese Kosten verbunden sind, minimieren. Anders ausgedrückt, hohe Transaktionskosten wirken hemmend auf Tauschbeziehungen oder unterbinden sie sogar (Voigt 2002: 66). Die Funktion von Institutionen ist nun, die Transaktionskosten zu senken, indem sie Unsicherheit minimieren, wobei diese jedoch nie Null werden, sondern immer einen positiven Wert aufweisen werden.
Wie bereits erwähnt wurde, handeln Individuen mit beschränkter Rationalität unter Unsicherheit. Betrachtet man nun eine Interaktion zwischen zwei oder mehr Individuen, spricht man auch von strategischer Unsicherheit, da das Ergebnis der Handlung nicht nur von der eigenen, sondern auch von der des Gegenübers abhängt. Wenn jemand nicht weiß, wie sein Gegenüber sich bei einem Tauschgeschäft verhalten wird, ob man ihn betrügen will und wie er in diesem Fall dennoch zu seinem Recht kommt, wird die Wahrscheinlichkeit, dass er in Interaktion mit seinen Mitmenschen tritt, offensichtlich geringer. Institutionen entstehen also scheinbar aus dem Grund, dass viele Individuen der Meinung sind, sich durch ihre Etablierung besser zu stellen und die strategische Unsicherheit zu minimieren (Voigt 2002: 32f.).
Durch die Reduzierung der Unsicherheit wird es für den Einzelnen also möglich, über einen längeren Zeitraum zu planen, sich zu spezialisieren und so die eigene Produktivität zu steigern. Im Rahmen der NIÖ gilt der methodologische Individualismus als Ausgangspunkt für die Erklärung von Wahlhandlungen. Entscheidungen werden auf der Mikroebene eines einzelnen Individuums getroffen, die sich auf der Makroebene eines gesellschaftlichen Systems akkumulieren. Da Institutionen für alle Akteure gleichermaßen gelten, wird somit dieser Anreiz auch für alle gegeben und individuelles Streben nach Reichtum führt schon nach Adam Smith zu einer gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrtssteigerung (Heilbroner/Thurow 2002: 33).
Im Regelfall bestehen Institutionen aus zwei Teilen, zum einen der Regelungs- und zum anderen der Sanktionskomponente. Die erste Komponente sagt etwas darüber aus, welche Sache die Institution betrifft, was „geregelt wird“, beispielsweise den Komplex „Sprache“. Die zweite Komponente beinhaltet die Art der Kontrolle und den Durchsetzungsmechanismus. Nach Voigt können Institutionen also definiert werden als:
„Regeln, mit deren Hilfe wiederkehrende Interaktionssituationen strukturiert werden und die mit einem Durchsetzungsmechanismus bewehrt sind, der eine Sanktionierung bzw. Sanktionsdrohung im Falle eines Regelverstoßes bewirkt“ (Voigt 2002: 34).
Nach dieser Definition werden interne und externe Institutionen unterschieden, wobei sich externe dadurch auszeichnen, dass sie unter Rückgriff auf die Staatsgewalt implementiert und durchgesetzt werden, wohingegen interne Institutionen andere Durchsetzungsmechanismen haben, beispielsweise Selbstüberwachung im Falle der Sprache und der Grammatik oder Überwachung durch andere Akteure im Falle von Normen und Wertvorstellungen. Da sich diese Arbeit aber hauptsächlich mit der Wirkung von externen Institutionen beschäftigt, wird dieser Sachverhalt an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt.
Die Hypothese, die es nun zu testen gilt, lautet also in ihrer einfachsten Form:
„je kostengünstiger wohlfahrtssteigernde Transaktionen abgewickelt werden können, desto mehr Transaktionen werden abgewickelt und desto höher dürfte das resultierende Einkommens- bzw. Wohlfahrtsniveau der jeweiligen Bevölkerung sein“ (Voigt 2002: 143).
Als Prüfstein für diese Behauptung soll nun die Art und Qualität der im betreffenden Land geltenden Institutionen, vor allem der externen Institutionen betrachtet werden, denn Institutionen verringern Unsicherheit, senken somit die Transaktionskosten, erhöhen dadurch die Häufigkeit der getätigten Transaktionen und führen im Endeffekt zu einer Wohlfahrtssteigerung. Um die Qualität von externen Institutionen zu prüfen und vergleichbar zu machen, wird vom kanadischen Fraser-Institut jährlich ein Index ökonomischer Freiheitsrechte erstellt, der Economic Freedom Index (EFI). Ausgangspunkt dieser Untersuchungen ist die Vorstellung, dass es einen engen Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Freiheitsrechten und Wirtschaftswachstum gibt und ein größeres Maß an wirtschaftlicher Freiheit automatisch zu einer stärkeren Wirtschaftsleistung führt (Voigt 2002: 147). Im folgenden wird der Aufbau des EFI kurz erläutert.
Der Index umfasst 21 Indikatoren, die in sieben Gruppen aufgeteilt werden können. Diese sind:
(1) Umfang der Regierungstätigkeit;
(2) Struktur der Wirtschaft und Nutzung von Märkten;
(3) Geldpolitik und Preisstabilität;
(4) Freiheit, alternative Währungen zu benutzen;
(5) Rechtsstruktur und Sicherheit privater Eigentumsrechte;
(6) Freiheit, mit Ausländern zu handeln; sowie
(7) die Freiheit, auf Kapitalmärkten zu agieren.
Jede dieser Gruppen umfasst mehrere Indikatoren, die mit einer jeweils festgelegten Gewichtung in den Wert der einzelnen Gruppe einfließen. Auf eine ausführliche Darstellung der einzelnen Indikatoren wird aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit an dieser Stelle verzichtet. Aus den einzelnen Gruppenwerten errechnet sich wiederum über eine Gewichtung der endgültige EFI-Wert eines Landes. Dieser reicht von Null bis Zehn, wobei ein höherer Wert für ein größeres Maß wirtschaftlicher Freiheit steht. Die vorgestellten Gruppen können in diesem Fall als externe Institutionen betrachtet werden, da die Regelungs- und Sanktionskomponenten vom Staat ausgehen.
Bei der Betrachtung der in Chile getroffenen Maßnahmen wird der Economic Freedom Index als grober Maßstab dafür dienen, in welchem Maß wirtschaftliche Freiheiten und somit externe Institutionen gegeben waren und wie sie sich auf die Leistungsfähigkeit der chilenischen Wirtschaft während der Zeit der Militärdiktatur unter Pinochet auswirkten.
Welche Aufgaben hat nun der Staat, um das Wachstum der Wirtschaft zu ermöglichen, beziehungsweise nicht zu verhindern? Mitbegründer des EFI ist auch Milton Friedman, der eine Einflussnahme von Seiten der Regierung in den meisten Fällen kategorisch ablehnt. Als grundlegende Erfordernis nennt er jedoch immerhin „die Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung, um jeden physischen Druck eines Individuums auf ein anderes zu verhindern und dafür zu sorgen, dass die freiwillig geschlossenen Verträge eingehalten werden (...)“ (Friedman 2002: 37). Auch hier ist wieder die Reduzierung von Unsicherheit der entscheidende Faktor.
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- Citar trabajo
- Pascal Zimmer (Autor), 2004, Welchen Einfluss haben Institutionen auf die Wirtschaftsleistung eines Landes? Das Fallbeispiel Chile unter Pinochet, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33565
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