Friedrich II. von Preußen und Joseph II. von Österreich werden eng mit der Herrschaftsform des aufgeklärten Absolutismus assoziiert. Dies geht aus einigen Äußerungen sowie vor allem aus mehreren politischen Maßnahmen beider Monarchen hervor. Sie sicherten ihren Untertanen in der Zeit ihrer Regentschaft erstmals Freiheiten, die bis dahin von anderen absolutistischen Herrschern in Europa nicht ernsthaft in Betracht gezogen wurden. Diese neuerlichen Privilegien gingen auf die Ideen der Aufklärung, die von vernunftorientierten, humanistischen Wertvorstellungen gekennzeichnet waren, zurück.
Die Werte der Aufklärung, die sich seit dem 17. Jahrhundert mittels einiger renommierter Philosophen wie etwa John Locke allmählich verbreiteten, gewannen im Verlauf des 18. Jahrhunderts mehr Aufmerksamkeit bei den europäischen Monarchen und wurden erstmals im politischen Sinne verwirklicht. Friedrich II. und Joseph II. vertraten in ihren Ländern eine vernünftige Staatsform, die sich vermehrt von den prädestinierten Strukturen und abergläubischen Werten der Ständegesellschaft distanzierte und die Gewissensfreiheit des Individuums förderte. Ein zentrales Merkmal bildete dabei die Toleranzfrage.
In dieser Arbeit wird schwerpunktmäßig der Frage nachgegangen, wie tolerant die Religionspolitik beider Herrscher in Ihren Staaten gegenüber religiösen Minderheiten ausfiel. Schließlich muss berücksichtigt werden, dass es noch im 18.Jahrhundert keinesfalls selbstverständlich war, dass konfessionellen Minderheiten in Europa derartige Rechte zugesichert wurden. Im Gegensatz dazu waren diese häufig Zwangsvertreibungen durch intolerante Landesherren ausgesetzt. Hierbei wird dargelegt, welche Rechte diesen Minoritäten im Hinblick auf die Religionsfreiheit zukam und ob und wie eine allgemeine rechtliche Gleichstellung mit der Mehrheit der Bevölkerung erzielt werden konnte. Dabei wird die Religionspolitik Friedrichs II. gegenüber den katholischen und jüdischen Bevölkerungsgruppen in Preußen, sowie die Maßnahmen Josephs II. gegenüber den Protestanten, den Griechisch-Orthodoxen, den Griechisch-Katholischen Ruthenen und den Juden in den Provinzen des Habsburgerreichs untersucht. Letztlich geht diese Arbeit der Frage nach, welcher der beiden aufgeklärten Herrscher die tolerantere Religionspolitik durchsetzte.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Etablierung des aufgeklärten Absolutismus in Preußen und Österreich
1.1 Religiöse Toleranz im aufgeklärten Absolutismus
1.2 Das Verhältnis Josephs II. zur Religion
1.3 Die Religiosität Friedrichs des Großen
2. Die Lebensbedingungen der religiösen Minderheiten in Österreich vor der Regentschaft Josephs II.: Die Protestanten in Böhmen, Mähren und Ungarn
2.1 Die Griechisch-Orthodoxen in Ungarn
2.2 Die griechisch-katholischen Ruthenen in Ungarn
2.3 Die Juden in Wien, Prag und Mähren
3. Die Politik Josephs II. gegenüber den religiösen Minderheiten: Die Beweggründe und Ziele des Kaisers
3.1 Das Toleranzpatent von 1781 für die christlichen Minderheiten
3.2 Das Toleranzpatent für die christlichen Minoritäten in Ungarn
3.3 Das Judenpatent von 1782 und seine Folgen
4. Die Religionspolitik der Hohenzollern in Preußen gegenüber allen christlichen Konfessionen vor der Herrschaft Friedrichs II.: Vom „großen Kurfürsten“ bis zum „Soldatenkönig“
4.1 Die Lage der Juden in der Mark Brandenburg
4.2 Der Status der katholischen Kirche und deren Spannungen mit den Vertretern der anderen Konfessionen in Preußen
5. Die Religionspolitik Friedrichs II. gegenüber den religiösen Minderheiten in Preußen: Die Annexion Schlesiens und die daraus entstehenden Folgen für die dort ansässigen Katholiken
5.1 Die Emanzipation weiterer katholischer Untertanen im Zuge der polnischen Teilung von 1772
5.2 Die Judenpolitik Friedrichs II.
Fazit
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
- Citation du texte
- Master of Arts Patrick Diedrichs (Auteur), 2013, Die Religionspolitik Friedrichs II. von Preußen und Josephs II. von Österreich im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335000
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