Man kann zu Recht behaupten, die Frau um die Jahrhundertwende lebte in einer “Männerwelt”. Die Gesellschaft in Form von Staat, Kirche und Familie war komplett nach Männerbedürfnissen eingerichtet und Frauenstimmen kamen nicht zu Wort. Gesellschaftlich hatte die Frau keinen Wert, was sich besonders an ihrer politischen Rechtlosigkeit und ihrer absoluten Abhängigkeit von männlichen Vormündern zeigt.
Die Frau um die Jahrhundertwende lebte ein Leben in Fremdbestimmung. Das “Klischee” der Aufklärung des geistigen Mannes und der gefühlvollen, naiven Frau beherrschte nicht nur die Rollenverteilung in der Gesellschaft und Familie, sondern auch die Schulgründungen im 18. und 19. Jahrhundert. Es kann nicht die Rede von weiblicher Gelehrsamkeit sein, denn eine akademische wissenschaftliche Bildung war den Mädchen bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht zugänglich.
Unter Frauenbildung wurde im 19. Jahrhundert die Mädchenbildung und das Bildungsangebot verstanden, die eine Vorbereitung auf spätere Tätigkeiten als Hausfrau und Mutter bereitstellten. Selbst die höheren Schulen für bürgerliche Töchter, die hohe Schulgelder von den Eltern verlangten, vermittelten bloß Wissen und Fähigkeiten als Vorbereitung auf den späteren Hausfrauen-, Mutter- und Gattinnenberuf, der als die “natürliche Bestimmung” der Mädchen und Frauen galt.
Auch unter den Theoretikern der damaligen Zeit findet sich diese Ansicht. Es gab nur wenige Verfechter der Mädchenbildung. Die meisten waren Gegner und hielten sie für überflüssig.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Politisch-gesellschaftliche Situation in Deutschland
2.1 Die politische Situation um 1800
2.2 Die gesellschaftliche Situation
2.3 Das Bürgertum
3. Weibliche Lebenswelten
3.1 Die Frau vor der Jahrhundertwende
3.2 Frauenbild und Wandel der Familie um die Jahrhundertwende
3.3 Gegenüberstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft
3.4 Die Frau aus Sicht der damaligen Theoretiker
3.5 Problematik der Töchter des Bürgertums
4. Die weibliche Gelehrsamkeit
4.1 Die Mädchenbildung vor dem 18. Jahrhundert
4.2 Die Mädchenbildung im „pädagogischen Jahrhundert“
4.3 Meinung der Theoretiker gegenüber Frauenbildung
4.4 Die Mädchenbildung in der Praxis des 19. Jahrhunderts
4.4.1 Die “höhere” Mädchenschule
4.4.2 Die Lehrerinnen-Seminare
4.5 Die falsche Erziehung
4.5.1 Kritik an gelehrten Frauen
4.5.2 Männer kritisieren gelehrte Frauen
4.6 Vergleich zwischen Mädchen- und Knabenbildung
5. Dorothea Schlözer: Beispiel einer gelehrten Frau
5.1 Biografie Dorothea Schlözers
5.2 Das Experiment
5.3 Die Erziehung Schlözers
5.4 Die Doktorwürde für Dorothea
5.5 Schlussbetrachtung der Dorothea Schlözer
6. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Daria Poklad (Author), 2016, Weibliche Gelehrsamkeit im Kontext veränderter weiblicher Lebenswelten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334763
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