Der Diskurs um die Arbeitslosigkeit hält die Nation in seinem Bann. Nicht nur, weil sich die Situation am Arbeitsmarkt dramatisch zuspitzt1, sondern auch weil jeder Bundesbürger direkt oder indirekt von der Erwerbslosigkeit betroffen ist. Seien es die Arbeitslosen selbst, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, seien es die Steuerzahler, welche für die zusätzlichen Belastungen aufkommen müssen, seien es die Rentner, welche sich mit faktischen Kürzungen ihrer Bezüge abfinden müssen, seien es Schüler und Studenten, die Einschnitten ins Bildungssystem fürchten müssen, seien es die Gewerkschaften, welche aufgrund gesunkener Mitgliederzahlen Legitimitätseinbußen hinzunehmen haben, oder seien es die Bundes- und Länderregierung(en), welche aufgrund ihres „Versagens“ um ihre Wiederwahl bangen müssen. Jedweder Diskurs – so auch derjenige um die Arbeitslosigkeit – wird von Sprechern und Repräsentanten verschiedener sozialer Gruppen getragen und über die Medien vermittelt2. Im Rahmen des Proseminars „Kommunikation, Medien und Kultur – Printmedien und öffentliche Diskurse“ stellten sich daher primär zwei Fragen: 1. Welche Funktionen erfüllen die einzelnen Printmedien im Diskurs bzw. beschränken sich diese Medien ausschließlich auf ihre Vermittlerfunktion? Und 2. Welche Funktion kommt den auftretenden Akteuren zu? Ziel der folgenden Ausführungen ist es, Antworten auf diese beiden Fragen zu finden. Um die abschließenden Ergebnisse nachvollziehen und beurteilen zu können, ist es jedoch nötig, sich zunächst einen Überblick über den exakten Forschungsgegenstand sowie über das geplante Vorgehen zu verschaffen.
Inhaltsübersicht
Die Arbeitslosigkeit im Diskurs
1. Daten und Vorgehen
2. Das Vorverständnis des Forschers
3. Quantitative Analyse
3.1 Wichtigkeit/Relevanz des Themas
3.2 Umfang der Berichte
3.3 Aufmachung
3.4 Standardisierung der Berichterstattung
3.5 Komplexität der Sprache
3.6 Drucktechnische Besonderheiten
3.7 Einsatz von Mitteln zur Vereinfachung der Informationsverarbeitung
3.8 Zusammenfassung
4. Qualitative Analyse
4.1 Themenstruktur
4.1.1 globale Themenstruktur
4.1.2 Haupt- und Nebenthemen
4.1.3 Thematische Veränderungen
4.1.4 Zusammenfassung
4.2 Analyse der Berichterstattung
4.2.1 Einzelanalyse der Berichte
4.2.2 Kritik an der Einzelanalyse
4.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der Einzelanalyse
4.3 Akteurszentrierte Analyse
4.3.1 Auftretende Akteure
4.3.2 Akteure im Wandel der Zeit
4.3.3 Die Äußerungen der Akteure vor dem Hintergrund ihrer Interessen, Wertestrukturen und Funktionen
4.3.4 Zusammenfassung
5. Fazit und abschließende Kritik
Literaturverzeichnis
Anhang
Die Arbeitslosigkeit im Diskurs
Der Diskurs um die Arbeitslosigkeit hält die Nation in seinem Bann. Nicht nur, weil sich die Situation am Arbeitsmarkt dramatisch zuspitzt1, sondern auch weil jeder Bundesbürger direkt oder indirekt von der Erwerbslosigkeit betroffen ist. Seien es die Arbeitslosen selbst, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, seien es die Steuerzahler, welche für die zusätzlichen Belastungen aufkommen müssen, seien es die Rentner, welche sich mit faktischen Kürzungen ihrer Bezüge abfinden müssen, seien es Schüler und Studenten, die Einschnitten ins Bildungssystem fürchten müssen, seien es die Gewerkschaften, welche aufgrund gesunkener Mitgliederzahlen Legitimitätseinbußen hinzunehmen haben, oder seien es die Bundes- und Länderregierung(en), welche aufgrund ihres „Versagens“ um ihre Wiederwahl bangen müssen.
Jedweder Diskurs - so auch derjenige um die Arbeitslosigkeit - wird von Sprechern und Repräsentanten verschiedener sozialer Gruppen getragen und über die Medien vermittelt2. Im Rahmen des Proseminars „Kommunikation, Medien und Kultur - Printmedien und öffentliche Diskurse“ stellten sich daher primär zwei Fragen:
1. Welche Funktionen erfüllen die einzelnen Printmedien im Diskurs bzw. beschränken sich diese Medien ausschließlich auf ihre Vermittlerfunktion? Und
2. Welche Funktion kommt den auftretenden Akteuren zu?
Ziel der folgenden Ausführungen ist es, Antworten auf diese beiden Fragen zu finden. Um die abschließenden Ergebnisse nachvollziehen und beurteilen zu können, ist es jedoch nötig, sich zunächst einen Überblick über den exakten Forschungsgegenstand sowie über das geplante Vorgehen zu verschaffen.
1. Daten und Vorgehen
Aufgabe der Teilnehmer des Proseminars „Kommunikation, Medien und Kultur - Print- medien und öffentliche Diskurse“ war es, den Diskurs um die Arbeitslosigkeit, wie er sich in diversen Zeitungen und Zeitschriften zwischen 1964 bis 2000 darstellte, zu rekonstruie- ren und zu analysieren. Durch den relativ langen Untersuchungszeitraum und die Vielfalt an unterschiedlichen Printmedien3 ergaben sich dabei über die zentrale Problemstellung hinweg etliche Fragen: Wie wird das Thema in einer bestimmten Zeitung in den einzelnen Jahrgängen graphisch, optisch, inhaltlich dargestellt? Gibt es etwaige Veränderungen in der Berichterstattung im Laufe der Jahre? Worauf sind diese Veränderungen zurückzufüh- ren, was sagen sie aus? Kann man eine Zeitung durch auffallende Besonderheiten von den anderen Printmedien abgrenzen? Welche Akteure tragen den Diskurs? Wie stellen die ein- zelnen Akteure das Thema dar? Inwiefern unterscheiden sich die Stellungnahmen der Ak- teure voneinander und warum? Gibt es Variationen bezüglich der Akteure im Laufe der Zeit? Worauf sind diese zurückzuführen und welche Bedeutung ist ihnen beizumessen? Und so weiter und so fort
Die nicht abreißende Flut an Fragen verlangte nach einer tiefergehenden quantitativen als auch qualitativen Analyse der einzelnen Texte. Da eine allumfassende Untersuchung sämt- licher zum Thema erschienenen Artikel (zwischen 1964 und 2000) im Rahmen eines Pro- seminars unmöglich war, konzentrierte man sich auf diejenigen Artikel, die im Abstand von vier Jahren jeweils zu Beginn des Monats April nach der Verkündigung der aktuellen Arbeitslosenzahlen abgedruckt wurden. Dabei wurde je zwei Kursteilnehmern ein Print- medium zur Analyse zugeteilt. Aufgrund der ungeraden Teilnehmerzahl des Kurses konnte der „Fränkische Tag“ (FT) allerdings nur von einer Person untersucht werden. Dieser Um- stand brachte nicht nur mangelnde zeitliche Ressourcen und damit Einschnitte in die Tiefe der Analyse mit sich (So musste beispielsweise auf einen Vergleich des Fränkischen Tags mit anderen Zeitungen ebenso verzichtet werden wie auf eine Ausweitung der Untersu- chung auf aktuelle Artikel.), sondern auch das Problem der mangelnden Intersubjektivität der Interpretationsleistung. Sämtliche im Verlaufe dieser Arbeit dargestellten Ergebnisse entstammen ausschließlich den Überlegungen einer einzigen Person. Diese Ergebnisse wurden zwar größtenteils in jeder Sitzung mit den übrigen Kursteilnehmern besprochen, diskutiert und anschließend überarbeitet. Jedoch hätte es die Kapazitäten des Proseminars gesprengt, wenn sich die Diskussionen in ihrer vollen Notwendigkeit erschöpft hätten.
Um die Validität der gewonnenen Daten dennoch sichern zu können, wird zunächst im Kapitel 2 ein Abriss über das Vorverständnis des Forschers bezüglich des Forschungsgegenstandes erfolgen. Im Verlaufe der weiteren Arbeit wird in jedem Abschnitt erläutert, mit welchen Methoden sich dem Untersuchungsgegenstand angenähert wurde. Zudem befinden sich im Anhang die wichtigsten Teilanalysen und -ergebnisse, und dem Literaturverzeichnis sind sämtliche verwendeten Zeitungsberichte zu entnehmen.
Den Kern dieser Arbeit stellen die Kapitel 3 und 4 dar: Das Kapitel 3 befasst sich aus- schließlich mit der quantitativen Analyse der Zeitungsartikel. Da es bei dieser Untersu- chung darauf ankommt, die vom Inhalt losgelösten Eigenschaften und eventuelle Beson- derheiten - also die äußere Form (und deren Wandel) - der Berichterstattung des FT zu analysieren, soll sich die statistische Auswertung auf sämtliche im Literaturverzeichnis aufgeführten Artikel des „Fränkischen Tag“ erstrecken.
Den qualitativen Teil der Arbeit bildet das Kapitel 4, welches sich in drei Teilabschnitte untergliedert. Der erste Teilabschnitt beschäftigt sich mit der Analyse der Themenstruktur aller Artikel und der Bildung eines Kategorienschemas, um erste Aussagen über die Schwerpunkte der Berichterstattung des Fränkischen Tags zu gewinnen. Im zweiten Teil- abschnitt findet sich eine tiefergehende Analyse der Berichterstattung. Hierbei werden re- präsentative Artikel des FT anhand eines standardisierten Schemas („news schemata“) von Teun A. van Dijk4 untersucht. Ziel dieses Vorgehens ist es, Gemeinsamkeiten aber auch Auffälligkeiten in den einzelnen Zeitungsartikeln aufzudecken, sowie die Funktionen der dargestellten Informationen zu eruieren, um Schlussfolgerungen bezüglich der Art und Weise der Berichterstattung des FT und somit bezüglich der Wirkungsweise dieser Zeitung ziehen zu können. Bei der akteursbezogenen Auswertung im dritten Teilabschnitt gilt es schließlich, die auftretenden Akteure und ihre Äußerungen zu beleuchten, um deren Funk- tion im Diskurs aufdecken zu können.
Wie bereits angesprochen, ist aufgrund der mangelnden personellen und zeitlichen Res- sourcen eine solch umfassende qualitative Analyse nicht ohne Einschnitte möglich. Es wird daher in jedem Teilabschnitt erläutert, welche Artikel in die jeweilige Untersuchung einbezogen wurden und auf welche Artikel aus analytischen Gründen verzichtet werden musste.
2. Das Vorverständnis des Forschers
Als der erste zu analysierende Artikel im Jahr 1964 abgedruckt wurde, sollte meine Geburt noch gut 14 Jahre auf sich warten lassen. Es ist daher nur allzu verständlich, dass mein Wissen über die Berichterstattung der 60er, 70er und zu Beginn der 80er Jahre äußerst spärlich ausfällt. Nichts desto trotz bin ich mir der Tatsache bewusst, dass ich in einer Welt aufgewachsen bin, die sich einerseits zunehmend globalisiert und die sich andererseits auf- grund bahnbrechender technologischer Errungenschaften im Bereich des Telekommunika- tions- und Informationsbereichs zu einer Informationsgesellschaft wandelt.
Dies kann sich nicht ohne Auswirkungen auf die Berichterstattung vollzogen haben. Auf- grund der zunehmenden internationalen Vernetzung und den damit verbundenen äußeren Einwirkungen auf den Arbeitsmarkt (z.B. „Weltkonjunktur“, Kursschwankungen des Euro, Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer, Exportraten...) bin ich davon ausgegangen, dass sich eine Schwerpunktverlagerung bezüglich der Ursachen von Arbeitslosigkeit feststellen lassen müsste: Auf den Nationalstaat beschränkte Faktoren (Arbeitsmarktpolitik, nationale Nachfrage und Konjunktur, Demographie, ...) müssten im Laufe der Jahre zunehmend von o.g. äußeren Faktoren überlagert werden.
Die Informationsgesellschaft wiederum brachte einen ungeheuren Anstieg der Informati- onsflut mit sich. Obgleich ein Großteil dieser Informationsmenge redundant ist, stieg auch die Menge der „mitteilenswerten“ Informationen. In Verbindung mit dem Ziel der Ge- winnmaximierung, nach dem sich jedes Unternehmen - also auch ein Zeitungsverlag - richten muss5, würde das bedeuten, dass sich in einem gleichbleibenden, wenn nicht sogar abnehmenden Zeitungsvolumen ein Mehr an Informationen finden müsste. Demzufolge müsste die Komplexität der einzelnen Berichte zu- und die Länge der Artikel abnehmen. Mehr noch: Um dem Leser die Verarbeitung der Information zu erleichtern, müsste sie vermehrt in komprimierter und übersichtlicher Form (beispielsweise in Graphiken, Statis- tiken und Tabellen oder durch eine Zusammenfassung der wichtigsten Fakten zu Beginn eines Berichtes („Lead“)) dargestellt werden.
Fernerhin bin ich in Anlehnung an den „Nachrichtenfaktoren“-Ansatz6 davon ausgegan- gen, dass sich die Berichterstattung in dem Sinne dramatisieren würde, dass in erster Linie über neue, negative, überraschende und dramatische Ereignisse berichtet wird, bzw. sich eine Emotionalisierung oder Personalisierung der Arbeitslosigkeit vollzieht. Da die Ar- beitslosenzahlen allerdings allmonatlich bekannt gegeben werden, insofern nicht sonder- lich überraschend sind und zudem unumstößliche Tatsachen darstellen, ist die vorgestellte Dramatisierung in diesem Zusammenhang lediglich so zu verstehen, dass allein die Über- schrift eines Artikels in irgendeiner Form positiv oder negativ von der im zugehörigen Be- richt unterbreiteten Information abweicht, so dass die Aufmerksamkeit des Lesers - auch auf die Gefahr einer folgenden Erwartungsenttäuschung - geweckt wird. Mit einer solchen „Dramatisierung des Aufmachers“ ist meines Erachtens allerdings in erster Linie bei über- regionalen Wochenzeitungen oder Boulevardblättern und weniger bei regionalen Tageszei- tungen zu rechnen, welche keinem oder einem lediglich geringem Konkurrenzkampf aus- gesetzt sind. Der Fränkische Tag stellt zudem faktisch ein Monopolblatt dar, dessen Abon- nenten - aufgrund fehlender Alternativzeitungen und wahrscheinlich auch aufgrund eines überwiegend regionalbezogenen Informationsbedürfnisses - einen Zeitungswechsel nicht in Erwägung ziehen dürften. Dies mag zwar die Argumentation bezüglich einer Dramati- sierung der Berichterstattung entkräften, ein Trend zur Personalisierung wäre aber dennoch denkbar: Vor allem in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit sind absolute Zahlen zu abstrakt, als dass sie vom allgemeinen Leser wirklich verstanden und nachvollzogen werden könnten. Aus redaktioneller Sicht wäre es sinnvoll, wenn dem Leser die Arbeitslosigkeit anhand bewegender Einzelbeispiele nahegebracht werden würde. Hierdurch würde eine Identifika- tion des Lesers mit dem Geschriebenen ermöglicht, wodurch einerseits das „Produkt“ Zei- tung für den Konsumenten weitaus interessanter erscheint und andererseits eine Beeinflus- sung bzw. Manipulation desselben denkbar wäre: Erst dann, wenn man sich selbst betrof- fen fühlt oder einer Gefahr ausgesetzt sieht, ist man auch empfänglich für Botschaften von solchen Akteuren, die eine scheinbar schützende bzw. verteidigende Position beziehen und zur Abwehr der Gefahr aufrufen.
Der Gedanke der Manipulation kann aber auch auf einer anderen Ebene gedacht werden: Medien leisten mittlerweile v.a. im politischen Bereich einen wichtigen „Beitrag zur öf- fentlichen Meinungsbildung und damit zur öffentlichen Kontrolle der politischen Ent- scheidungsinstanzen und Vollzugsorgane“7. Demzufolge lässt sich argumentieren, dass Medien im Allgemeinen versuchen, ihre Macht dahingehend auszunutzen, um die Bevöl- kerungsmeinung in eine bestimmte politische Richtung zu lenken. Aufgrund der Medien- vielfalt, dem Recht auf freie Meinungsäußerung, dem Wunsch eines jeden politischen Ak- teurs8, in der Öffentlichkeit im rechten Lichte da zu stehen, und ob dessen Bewusstsein um die Macht der Medien, müssten politische Akteure wiederum versuchen, die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Bezogen auf die Berichterstattung der letzten 40 Jahre würde dies nicht nur eine Zunahme des Auftretens von politischen Akteuren und Vertretern von Interessenverbänden in den Medien (ergo im FT) bedeuten, sondern mitunter auch eine veränderte Qualität der geäu-ßerten Standpunkte: es ist denkbar, dass nicht nur die Anzahl der Appelle und Aufforde- rungen in Richtung der Regierung angestiegen sein könnte, sondern auch, dass die Akteure untereinander in einem zunehmenden Maße versuchen, ihr Gegenüber bei der Bevölkerung in Misskredit zu bringen - vielleicht sogar unter Verletzung der Regeln der Höflichkeit. Ob und inwiefern sich diese Vermutungen bestätigen, wird im Laufe dieser Arbeit zu zeigen sein.
3. Quantitative Analyse
Halten wir uns noch einmal die Ausgangsfragestellung bezüglich des FT vor Augen: Welche Funktionen erfüllt dieses Printmedium in besagtem Diskurs bzw. beschränkt es sich ausschließlich auf seine Vermittlerfunktion?
Zur Beantwortung dieser Frage scheint auf den ersten Blick keine quantitative Analyse vonnöten zu sein: Das wichtigste Anliegen des FT ist eindeutig die Vermittlerfunktion zwischen den Akteuren des Diskurses und dem einzelnen Leser. Abweichungen von dieser Vermittlerfunktion und dadurch eventuelle weitere Obliegenheiten der Zeitung sind ver- meintlich nur durch eine inhaltliche, also qualitative Analyse zu erschließen. Jedoch soll sich nicht mit der bloßen Feststellung, der FT erfülle seine Vermittlerfunktion, abgefunden werden: Es kommt darauf an, wie diese Funktion erfüllt wird. Genauer gesagt: Wie wird die Information dargestellt? Der Begriff „darstellen“ zeigt schon, dass es hierbei nicht allein auf die qualitative Dimension der Berichterstattung ankommt, sondern auch auf deren „äußere Darbietung“. Allein durch die Platzierung eines Artikels kann man schon Aufschluss über die ihm zugemessene Wichtigkeit erlangen. Die Aufmachung kann einem Artikel zusätzliches Gewicht verleihen: Verfügt der Bericht außer einem Titel auch über eine Überschrift9, einen Untertitel oder einen Lead? Wurde er durch Bilder, Graphiken oder Statistiken, die allesamt als Blickfänger dienen, aufgewertet? Wie umfangreich ist der Beitrag? Werden die Informationen leicht verständlich oder komplex dargestellt? Wurden fremde Quellen verwendet? Gibt es sonstige drucktechnische Besonderheiten? Wie haben sich all diese Aspekte im Laufe der letzten vierzig Jahre verändert? Und vor allem: Welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf den Fränkischen Tag ziehen? Die quantitative Untersuchung konzentriert sich auf die Erfassung derjenigen Merkmale, anhand derer man Aufschluss über die Wichtigkeit bzw. Relevanz des Themas, über den Umfang einzelner bzw. aller Artikel, über die Komplexität der Sprache, über die äußere Aufmachung der Berichte sowie über mögliche Tendenzen zu einer Standardisierung der Berichterstattung im Zeitverlauf erlangen kann. Der Übersicht 1 sind diejenigen Indikato- ren zu entnehmen, die diesen Merkmalen zugeordnet wurden, und die einzelnen Indikator- ausprägungen sind in den Tabellen 1 und 2 (im Anhang) ersichtlich.
Übersicht 1: Variablen und zugeordnete Indikatoren der quantitativen Analyse
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten10
3.1 Wichtigkeit/Relevanz des Themas
Bereits die Anzahl der veröffentlichten Artikel kann erste Hinweise auf die Wichtigkeit geben, die einem Thema zugesprochen wird. Richtet man seinen Fokus allein auf diesen Aspekt, so stellt man fest, dass in den Jahren 1964 bis 1984 und im Jahr 1992 ein oder zwei Reporte zur Darstellung der Materie genügten. In jüngerer Zeit summieren sich die Beiträge: 1988 und 1996 waren es deren drei und im Jahr 2000 sogar sechs. Dies kann nicht nur ein Hinweis auf eine gestiegene Relevanz des Themas sein, sondern auch ein Indiz für eine mögliche Pluralisierung der Meinungen, vorausgesetzt, dass ein Mehr an Artikeln auch ein Mehr an auftretenden Akteuren bedeutet (vgl. Kap. 4.3.2). Jedoch sind diese Vermutungen nicht ohne Vorsicht zu genießen: Zumindest bei der extrem hohen Anzahl der Artikel im Jahre 2000 könnte es sich um einen statistischen Ausreißer handeln - eine weitere Verfolgung des Umfangs der Berichterstattung in den Folgejahren könnte Aufschluss über dieses Problem geben. Betrachten wir die Platzierung der Artikel anhand der Rubrik: Es lässt sich feststellen, dass in den meisten der analysierten Ausgaben des FT je ein Artikel auf der Titelseite abge- druckt wurde. Ausnahmen bilden lediglich die Untersuchungs“jahrgänge“11 1968, 72 und 76. Hierbei ist neben der Rubrik unter anderem auch die Seitenzahl zu beachten.
Die beiden Artikel des Jahres 76 sind im Lokal- bzw. Wirtschaftsteil zu verorten. Dies ist insofern gerechtfertigt, da sich der Bericht im Lokalteil (auf der zweiten von vier Seiten des Lokalteils) ausschließlich mit der Arbeitsmarktsituation im Raum Bamberg beschäftigt, während der andere lediglich themenbezogene oder -ergänzende Meinungen verschiedener Wirtschaftsfachleute widerspiegelt.
Von Interesse sind jedoch die verbliebenen „Jahrgänge“: 1968 findet sich der Bericht über die Entwicklung der nationalen Arbeitslosenzahlen zwar unter der Rubrik Wirtschaft, al- lerdings erst auf der allerletzten Seite der Zeitung, während der Beitrag aus dem Jahr 1972 (im Wirtschaftsteil) auf Seite sechs von insgesamt 18 Seiten abgelichtet wurde. Angesichts der generellen Tendenz zu einer pessimistischen Berichterstattung in den 50er bis 80er Jahren12 wäre diese Art der Platzierung von positiven Meldungen über geringe Arbeitslosigkeit (1968: 2,2 %; 1972: 1,2%) nicht verwunderlich. Jedoch stellt sich hierbei die Frage, warum dieses Phänomen nicht auch im Jahre 1964 auftritt, zumal zu diesem Zeitpunkt die Arbeitslosenquote sogar unter 2 % lag. Ebenso wird im Jahre 1976 die ver- meintliche Tendenz zur „Problemdarstellung“13 durchbrochen: Wenn bereits in einer Regi- on des wirtschaftsstarken Bundeslandes Bayern die Arbeitslosigkeit bei 7,4 % liegt, dann müsste sie im bundesweiten Durchschnitt höher ausfallen und wäre als „Problem“ prädes- tiniert für die Titelseite - jedoch sucht man dort vergeblich nach einer solchen Meldung. Es ist also zu vermuten, dass die pessimistische Stimmung des Journalismus lediglich in den Jahren 1968 und 72 vom Fränkischen Tag Besitz ergreifen konnte. Anderen möglichen Erklärungen für eine „abgeschlagene Positionierung“ der Reporte in diesen Jahren (bei- spielsweise eine mangelnde Importanz der Arbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen Er- eignissen) kann leider nicht nachgegangen werden, da das vorhandene Datenmaterial aus- schließlich aus Kopien der relevanten Artikeln besteht.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass dem Thema Arbeitslosigkeit (mit Ausnahme der Jahrgänge 68 bis 76) allein durch die Platzierung auf der Titelseite eine hohe Relevanz beigemessen wird, wobei die zunehmende Zahl der Artikel in jüngerer Zeit die Wichtigkeit des Themas zusätzlich zu unterstreichen scheint.
3.2 Umfang der Berichte
Auf den ersten Blick verspricht die (durchschnittliche) Anzahl der Spalten bzw. der Zeilen ein probates Mittel zu sein, um den Umfang einzelner bzw. aller Artikel eines Jahrgangs ermitteln zu können. Bedenkt man jedoch die Tatsache, dass die einzelnen Berichtlängen differieren und sich dadurch eine mitunter täglich variierende Konstellation von unter- schiedlichen Formaten einzelner Artikel ergibt, die schließlich das Gesamtbild bestimmen und sich wiederum auf die Anzahl der Spalten und Zeilen der Berichte auswirken, so wird diese (voreilige) Schlussfolgerung relativiert. Beispielsweise wäre die Annahme, dass der Report 84/1 länger ist als 96/3, nur weil jener eine Spalte mehr aufzuweisen hat, sehr ge- wagt.14
Während sich also das Druckbild auf die Spalten- und in geringerer Stärke auch auf die Zeilenanzahl15 auswirkt, werden deren beider Durchschnittswerte zudem von der Anzahl der Artikel beeinflusst, wodurch die Informationen irreführend verfälscht werden können. (vgl. z.B. 1964 & 1968 i. d. Tabellen 1 & 2). Wenn man zum Beispiel anhand der Tabelle 2 feststellt, dass die durchschnittliche Spaltenanzahl bis zum Jahre 1980 kontinuierlich stieg und sich bis 1988 auf hohem Niveau einpendelte, um sich in den Folgejahren auf ei- nem niederen Level einzufinden, so erhält man keinen sicheren Erkenntnisgewinn über den tatsächlichen Umfang der Berichte. Interessanter und aufschlussreicher scheint mir hier die (geschätzte) Anzahl der Wörter pro Jahrgang. Dieser Wert berechnet sich aus dem Produkt der durchschnittlichen Zeilenanzahl des entsprechenden Jahres und der durchschnittlichen Anzahl der Wörter pro Zeile16.
Doch des Soziologen Schicksal ist kein leichtes: am Ende eines ausgedehnten und mühsa- men Arbeitsschrittes muss noch lange kein Ergebnis auf ihn warten. Wie der Tabelle 2 zu entnehmen ist, zeigt sich nämlich kein erkennbares Muster bei dieser Art der Bestimmung des Umfangs. Schlimmer noch: Maximum und Minimum der Variablenausprägungen fol- gen (1996 und 2000) unmittelbar aufeinander, so dass von einer eindeutigen Entwicklung der Extensität der Berichte nicht die Rede sein kann. Ohne eine nähere inhaltliche Untersu- chung bleibt nur die Vermutung, dass die Textlänge von der Mitteilungsbedürftigkeit und Eloquenz des Autors oder aber von der Größe der ihm zugebilligten Sparte abhängig ist.
3.3 Aufmachung
Die Information, dass jeder Artikel einen Titel besitzt, ist redundant, soll der Vollständig- keit wegen aber nicht übersehen werden. Auch über einen Untertitel verfügt - abgesehen von dem mit Abstand kürzesten Bericht 64/1 - ein jeder Report. In Bezug auf Überschrift und Lead ist dem allerdings nicht mehr so: Eine Überschrift findet sich nur bei [den Arti- keln]17 64/2, 76/1 und 88/1 bis 88/3. Nehmen wir die Anzahl der Zeilen als groben An- haltspunkt für die Länge der Artikel18, läge die Vermutung nahe, dass nur längere Berichte - wie die eben genannten - einer Überschrift bedürfen. Jedoch finden sich mit Leichtig- keit Beiträge, die länger sind als beispielsweise 88/1 und dennoch über keine Überschrift verfügen.
Gleichermaßen könnte man mutmaßen, dass mit zunehmender Länge eines Reportes die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines „Lead“ ebenfalls steigt, da eine Zusam- menfassung wichtiger Informationen zu Beginn des Textes gerade bei komplexeren Texten sinnvoll erscheint. Allerdings erweist sich auch diese Annahme als nicht haltbar: Im Durchschnitt ist jeder Artikel 93 Zeilen lang. Unter den elf Artikeln, die diesen Mittelwert unterschreiten, befinden sich jedoch vier Berichte (von insgesamt 23 # 17,4 %), die über einen Lead verfügen (72/1; 76/2, 96/3, 2000/3). Im Gegensatz dazu ist bei denjenigen Re- porten, die 93 Zeilen oder mehr aufzuweisen haben, ebenfalls in vier Fällen kein Lead auf- zufinden (68/1, 80/1, 88/1, 2000/4). Um das Auftreten von Überschrift und Lead eventuell auf eine andere Ursache als der schriftstellerischen Freiheit des einzelnen Autors zurück- führen zu können, bedürfte man einer tiefergehenden qualitativen Analyse - diese muss allerdings den beschränkten Ressourcen der Untersuchung zum Opfer fallen.
Nichtsdestotrotz ist ein anderweitiges Phänomen zu registrieren: Bis einschließlich 1992 haben die Berichte mit Lead einen Anteil von 64,3 % (9/14) an der Summe aller bis dahin erschienenen Texte. Im Zeitraum von 1996 bis 2000 sinkt der Anteil an den entsprechen- den Beiträgen auf 33,3 % (3/9) ab. Allem Anschein nach zeigt sich hier ein Trend zur Ab- kehr von einem probaten Mittel zur Informationsreduktion und -komprimierung. Dies stünde allerdings den eingangs angestellten Vermutungen entgegen (Vgl. Kap. 2).
Vielleicht soll anstelle dessen eine solche Übersichtlichkeit der Informationen mitunter durch Graphiken erreicht werden. Tatsächlich lässt sich festhalten, dass seit 1988 in jeder der untersuchten Zeitungen mindestens eine Graphik vorhanden ist, die in leicht verständ- licher und übersichtlicher Weise diverse Aspekte der Arbeitslosigkeit vermittelt. Über die- se 1988 einsetzende und seitdem kontinuierlich betriebene Illustration der Berichterstat- tung hinaus lässt sich allerdings die oben vermutete (weitere) Zunahme der angewandten Graphiken nicht endgültig bestätigen. Zwar scheint sich - laut Statistik - das Vorkommen von Graphiken im Jahre 2000 (im Vergleich zu den Vorjahren) verdoppelt zu haben - was sich angesichts eines Ausgangswertes von „1“ nicht wirklich als phänomenal herausstellt. Aber das Verhältnis von Graphiken zur Anzahl der erschienenen Berichte bleibt in den meisten Fällen das gleiche (1/3; Ausnahme: 1992: 1/2).
Summa summarum verfügt jeder Artikel über einen Titel und einen Untertitel. Ob sich diesen eine Überschrift oder ein Lead hinzugesellt, scheint der schriftstellerischen Freiheit überlassen, obgleich die partielle Stilisierung und Komprimierung der Berichterstattung anhand des Leads seit 1996 weniger oft Anwendung findet. Eine solche vermag jedoch durch die seit 1988 kontinuierlich betriebene Illustration der Informationen erreicht wer- den.
3.4 Standardisierung der Berichterstattung
Von einer Standardisierung der Berichterstattung des FT lässt sich nur insofern sprechen, als die verwendeten Graphiken (mit Ausnahme von 88/2 & 2000/5) allesamt aus Quellen (dpa, Indexfunk) bezogen wurden, die auch anderen Zeitungen offen stehen und sich dem- zufolge auch in eben diesen finden lassen könnten. Die übrige Berichterstattung wird von der Standardisierung nicht erfasst, d.h. es werden ausschließlich Texte abgedruckt, die von redaktionseigenen Autoren verfasst wurden. Ein Rückgriff auf (von Presseagenturen) vor- gefertigte Artikel kommt für den FT nicht in Frage. Zwar ist die(se) herkömmliche Art der Berichterstattung mit erheblichen Mehrkosten verbunden - schließlich sind festangestellte Journalisten teurer als die Inanspruchnahme von Pressediensten - , der FT kann sich da- durch aber einerseits ein Stück redaktioneller Freiheit erhalten und andererseits zur Mei- nungsvielfalt beitragen.
3.5 Komplexität der Sprache
Zur Ermittlung der Komplexität der Sprache wurde der Quotient K eingeführt. K berechnet sich anhand der Anzahl der Nebensätze geteilt durch die Anzahl der Hauptsätze (K=NS/HS) in ausgewählten, typischen Absätzen der einzelnen Berichte. Je größer K, also je mehr Nebensätze im Verhältnis zu Hauptsätzen in einem Abschnitt zu finden sind, desto komplexer ist die Sprache. „Komplex“ meint zum einen die Abkehr von einer einfachen Sprachstruktur und lässt zum anderen auf einen höheren Informationsgehalt19 einzelner Sätze schließen. Der Mittelwert von K beträgt 0,30 - das heißt, dass auf einen Nebensatz ca. drei Hauptsätze kommen, der Informationsgehalt der einzelnen Sätze eher gering aus- fällt und die Sprachstruktur relativ einfach gehalten ist. Betrachtet man K über sämtliche Jahrgänge hinweg, so lässt sich auch hier kein Muster verorten. „Durchschnittsjahrgänge“ sind in allen Jahrzehnten des Untersuchungszeitraums zu finden (1964, 68, 72, 76, 84 und 96). Als vom Mittelwert abweichend lassen sich die Jahre 92 (negative Abweichung), 80, 88, und 2000 (positive Abweichung) bezeichnen. Die Komplexität der Sprache ist 2000 zwar relativ hoch, K erreicht aber nicht seinen Maximalwert. Von einer Zunahme der Komplexität der Sprache im Laufe der Jahre kann also wider Erwarten nicht gesprochen werden.
3.6 Drucktechnische Besonderheiten
Neben weniger interessanten Auffälligkeiten wie der Tatsache, dass ein Bericht mit einem Werbeblock versehen ist (76/1), oder dass die Titel zweier Artikel (80/1 & 84/2) in extrem großen Lettern verfasst und unterstrichen wurden, findet sich eine interessante Besonder- heit: Von 1964 bis 1988 sind wichtige Informationen in 50 % aller Reporte durch fett ge- druckte Worte hervorgehoben. Seit 1992 findet diese Methode keinerlei Anwendung mehr. Stattdessen tragen von 1992 bis 2000 in 3 von 11 Fällen (27 %) Zwischenüberschriften (auch in Form eines einzigen Wortes) im Text zur Übersichtsichtlichkeit und Strukturie- rung der Berichte bei. Allerdings geschieht dies auf Kosten der Auffälligkeit von und des Zugangs zu wichtigen Informationen „auf den ersten Blick“, zumal kein Artikel mit Zwi- schenüberschriften durch eine Grafik ergänzt wurde. Ein weiteres Ergebnis, dass im Wi- derspruch zum geäußerten Vorverständnis zu stehen scheint. Man darf allerdings nicht den Fehler begehen, sich mit den Einzelergebnisse zufrieden zu geben, ohne dabei das Ge- samtbild zu beachten.
3.7 Einsatz von Mitteln zur Vereinfachung der Informationsverarbeitung
Dies wird deutlicher, wenn man sich Tabelle 3 vor Augen hält: Sie fasst die Indikatoren für die Aufmachung nunmehr als Mittel zur Erleichterung der Informationsverarbeitung auf, welche durch eine Untergliederung des Textes (mithilfe von Zwischenüberschriften), durch das Hervorheben wichtiger Informationen (durch ein fettes Druckbild), oder durch Komp- rimierung der Informationen (mittels Lead und Grafiken) erreicht werden kann. Nur fünf der insgesamt 23 Berichte verzichten auf den Einsatz solcher Methoden (64/1; 72/1; 76/2; 96/2; 2000/2). Bei vier dieser Ausreißer handelt es sich um themenergänzende Reporte, die allesamt relativ kurz gehalten sind, in der Regel Meinungen zum Ausdruck bringen und größtenteils auf Zahlen verzichten. Insofern ist der Einsatz von Grafiken, Lead und Zwi- schenüberschriften bei diesen Texten relativ schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Nur 72/1, der einzige Artikel dieses Jahrgangs, bildet eine Ausnahme, indem er bei der Präsen- tation der Arbeitslosenzahlen gänzlich auf eine übersichtliche oder komprimierte Darstel- lung der Informationen verzichtet. Von den verbliebenen 18 Artikeln benutzen jeweils 50% ein bzw. zwei Mittel zur Informationsverarbeitung. Durchschnittlich werden in jedem Untersuchungsjahr pro Zeitungsartikel 1,2 Hilfsmittel verwendet. Da dieser Durch- schnittswert im Jahr 2000 exakt erfüllt worden ist, während er 1996 unter- und in den Jah- ren 1992 und 1988 überschritten wurde, kann man nicht von einer (quantitativen) Zunahme der (Mittel zur) Erleichterung der Informationsverarbeitung sprechen. Insofern tritt dieses Ergebnis der oben (Kap. 2, S. 4) angestellten Vermutung tatsächlich entgegen. Aber diese Feststellung und die Teilergebnisse aus den Kapiteln 3.3 und 3.6 vermitteln ein falsches Bild: Zwar wurde ab 1988 auf fettgedruckte Informationen verzichtet und auch der Lead kam seit 1996 weniger oft zum Einsatz, aber dieser Wandel war begleitet vom beginnen- den Einsatz von Zwischenüberschriften (seit 1992) und Grafiken (seit 1988). Zwischen- überschriften wiederum dienen nur der Gliederung des Artikels - wichtige Informationen erschließen sich jedoch meist erst durch die Lektüre des zugehörigen Textes. Viel wichti- ger hingegen sind die Grafiken: Sie stellen ein äußerst wirkungsvolles und geeignetes Mit- tel zur Reduktion - und dadurch Verarbeitung - von Information dar. So sind Grafiken dem Lead dadurch überlegen, dass sie in übersichtlicher Form mehr Informationen bereit- stellen können, welche zudem auf einen Blick erfasst und aufgrund ihrer bildlichen Dar- stellung oftmals leichter verarbeitet und gespeichert werden können als Informationen in Textform. Zudem bietet eine Grafik auch die Möglichkeit, den aktuellen Stand der Arbeits- losenzahlen (92/1; 96/1) oder die Entwicklung derselben (88/1; 2000/3 & 5) in Erfahrung zu bringen, ohne den zugeordneten Text lesen zu müssen. Insofern ist zwar keine „quanti- tative“ Zunahme der Erleichterung der Informationsverarbeitung festzustellen, wohl aber eine qualitative.
3.8 Zusammenfassung
Mithilfe der quantitativen Analyse können erste wichtige Ergebnisse bezüglich der Ver- mittlerfunktion des Fränkischen Tags kurz festgehalten werden: Anhand der Positionierung und der Anzahl der erschienenen Artikel erkennt man, dass der FT dem Thema Arbeitslo- sigkeit generell, vor allem aber in jüngeren Jahrgängen eine hohe Bedeutung beimisst. Dabei versucht er, das Thema möglichst einfach darzustellen: er bedient sich in allen Arti- keln einer möglichst unkomplizierten Sprache, die seit Ende der 80er Jahre durch ver- ständnisfördernde Grafiken ergänzt wird. Insofern stellt sich der FT als eine Art „Zeitung für’s Volk“ dar, die einem breiten Publikum relativ abstrakte Themenkomplexe verständ- lich machen will. Inwiefern der FT dabei ausschließlich auf ein regionales Publikum zuge- schnitten ist, bleibt noch zu klären. Ebenfalls unklar ist, ob sich angesichts des Verzichts auf standardisierte Berichte die angenommenen Manipulationsversuche nachweisen lassen können. Überdies gilt es weiterhin, der übergeordneten Fragestellung nachzugehen.
4. Qualitative Analyse
4.1 Themenstruktur
Von der Oberfläche in die Tiefe. Nach der Analyse der (äußeren) Darstellung soll sich nun sukzessive dem Inhalt angenähert werden, wobei in diesem Kapitel in erster Linie die Themenstruktur erfasst und ein etwaiger thematischer Wandel untersucht werden soll. Zu diesem Zweck werden zunächst alle Themen, die im Laufe der Jahre Erwähnung fin- den, gesammelt und grob schematisiert. Daran schließt sich die Identifizierung derjenigen Haupt- und Nebenthemen an, die in den einzelnen Artikeln von Bedeutung sind. Schließ- lich werden wichtige thematische Aspekte in ein zeitlich geordnetes Kategorienschema überführt, wodurch mögliche Veränderungen in der Berichterstattung herausgefunden werden sollen.
4.1.1 Globale Themenstruktur
Die Übersicht 2 (Anhang) zeigt eine Liste aller Themen, die jemals in den untersuchten Artikeln Erwähnung fanden. Die Liste verzichtet absichtlich auf Mehrfachnennungen oder eine zeitliche Ordnung. Sie wurde einzig dafür angelegt, dass sich aus ihr eine Art globale Themenstruktur entwickeln lässt (Übersicht 3, Anhang). Dieses umfassende Themensche- ma soll die Berichterstattung des FT von 1964 bis 2000 in übersichtlicher Form grob skiz- zieren und eine erste inhaltliche Beurteilung ermöglichen. Ganz allgemein gesprochen kann man den Inhalt aller Artikel nach zwei wesentlichen Aspekten untergliedern: Die Entwicklung der Situation am Arbeitsmarkt bzw. der Arbeitslosigkeit und deren Ursachen. Der Arbeitsmarkt selbst wird dabei mitunter sehr differenziert behandelt: Bei dessen Dar- stellung werden Regionen, Bezirke, Wirtschaftszweige und Branchen, ja sogar einzelne Berufe voneinander abgegrenzt, und seit den 90er Jahren auch die unterschiedliche Lage in Ost- und Westdeutschland thematisiert. Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen wird ver- anschaulicht durch die Unterscheidung nach Geschlecht und Arbeitstypen (Kurz-, Fach-, Hilfs- & Gastarbeiter) sowie durch eine Abgrenzung der Problemgruppen (Ältere, Behin- derte, Ausländer, junge Leute unter 20).
Die Bestimmung der Ursachen der Arbeitslosigkeit wiederum bringt ein Problem mit sich: Ursachen können meist nicht isoliert als solche betrachtet werden, da sie Teil von komple- xen Ursache-Wirkungsgefügen sind und deshalb auch wiederum als Wirkung verstanden werden können. Dies sei kurz am Beispiel hoher Lohnnebenkosten verdeutlicht. Diese können im internationalen Wettbewerb zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Eine höhere Arbeitslosigkeit wiederum erhöht die Staatsausgaben, welche schließlich wieder durch eine Anhebung der Lohnnebenkosten aufgefangen werden sollen (usw.). Hohe Lohnnebenkosten sind also eine indirekte Folge ihrer selbst. Da sie sich aber unabhängig von ihrer Bezeichnung als „Ursache“ oder „Wirkung“ in jedem Fall auf die Arbeitslosen- zahlen auswirken, sollen sie - wie alle anderen Faktoren, bei denen sich das gleiche Prob- lem ergibt - unter der Kategorie „Ursachen“ substituiert werden.
Die Ursachen der Arbeitslosigkeit können in drei Gruppen unterteilt werden, je nachdem ob es sich bei ihnen um externe20 oder um (binnen-)wirtschaftliche Faktoren handelt, oder aber ob sie der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik des Staates entspringen. Bei der ober- flächlichen Betrachtung der Übersicht 3 entsteht dabei der Eindruck einer fundierten und an der Aufdeckung des Ursprungs der Arbeitslosigkeit orientierten Berichterstattung. Betrachtet man die Ursachengruppen jedoch unter Ausschluss all jener Faktoren, die in 76/2 - dem einzigen Expertenartikel - hervorgehoben werden, ergibt sich eine erste inhalt- liche Simplifizierung: dem wirtschaftlichen Laien relativ schwer zugängliche Begriffe wie Kosten- und Preissockel, Rezession, Rationalisierung, Kapazitätenauslastung, Markhöher- bewertung etc. fallen gänzlich aus dem Raster. Bedenkt man zusätzlich, dass nur die Fakto- ren „Wetter“ und „Konjunktur“ kontinuierlich in allen Jahrgängen als Ursachen angeführt werden (vgl. Tabelle 4, Anhang & Kap. 4.1.3), während alle anderen Faktoren nur in ein- zelnen Berichten erwähnt werden, lässt sich die Vorstellung einer tiefgehenden - ursa- chenorientierten - Berichterstattung anzweifeln.
4.1.2 Haupt- und Nebenthemen
Wenn die Berichterstattung ihren Schwerpunkt nicht auf die Analyse der Ursachen der Arbeitslosigkeit setzt, so muss sie - gemäß Übersicht 3 - zwangsläufig die Entwicklung der Arbeitslosigkeit ins Zentrum ihres Interesses rücken. Um das Ausmaß dieser Fokussie- rung zu verdeutlichen, wollen wir uns einen Überblick über diejenigen Themen verschaf- fen, die im Mittelpunkt der einzelnen Berichte stehen. Die Ergebnisse dieses Vorgehens sind - neben anderen - in Übersicht 5 (Anhang) festgehalten und werden folgendermaßen unterschieden: Das Hauptthema steht im Zentrum der einzelnen Berichte; es kann, muss aber nicht den einzigen Gegenstand der Berichtserstattung darstellen. Ihm untergeordnete, aber nicht zu vernachlässigende Informationen, die entweder eine Ergänzung des Haupt- themas darstellen, oder aber eine gänzlich neue Materie verbalisieren, sollen als „Neben- thema“ bezeichnet werden.
Aus letztgenannter Übersicht geht hervor, dass sich 16 von 23 Artikeln auf die aktuelle Arbeitsmarktsituation konzentrieren. 69,6 % aller Berichte stellen also die jeweiligen Ar- beitslosenzahlen vor und geben anhand eines Vergleichs mit den Vormonats- und/oder Vorjahreszahlen Aufschluss über die aktuelle Entwicklung der Lage am Arbeitsmarkt.
Die übrigen sieben Reporte (64/1, 76/2, 84/1, 88/1, 2000/2, 2000/3, 2000/6) weichen in ihrem Hauptthema von dieser Schwerpunktsetzung ab. Sie beschäftigen sich in erster Linie mit Problemen und Aspekten der Wirtschaftspolitik, oder mit themenspezifischen Meinun- gen. 64/1 stellt ein - aus heutiger Sicht - recht amüsantes Gedankenspiel dar, dessen Inten- tion eine Anwerbung US-amerikanischer Arbeitskräfte zur Kompensation des Arbeitskräf- tedefizits ist. 84/1, 76/2 und 2000/3 beschränken sich ausschließlich auf die Wiedergabe von Meinungen von Wirtschafts- bzw. politischen Akteuren bezüglich der Konjunktur- bzw. Arbeitsmarktentwicklung. 2000/6 beleuchtet im Zuge der schlechten Arbeitsmarktsi- tuation das Problem der Integration von Problemgruppen in den Arbeitsmarkt. 88/1 sowie 2000/2 sind Beispiele dafür, wie politische Parteien ein Medium zu ihren Gunsten nutzen können: Im ersten Fall kritisiert die Oppositionspartei SPD die Politik der Bundesregie- rung und fordert ein Umlenken. Hierbei könnte es sich um ein (verstecktes) Agenda- Surfing handeln. „Versteckt“ insofern, da die Vertreter der SPD nicht direkt auf die aktuel- le Arbeitslosigkeit von 9,6 % eingehen, vor ihrem Hintergrund aber die (vermeintlich) fal- sche Ausbildungspolitik zur Sprache bringen und durch diese Problemfokussierung quasi „Salz in die Wunden“ der Regierung streuen, wovon sie sich einen deutlichen Vorteil ver- sprechen dürften. Als Pendant kann man 2000/2 auffassen. Hierbei ist es denkbar, dass die Regierung angesichts einer Arbeitslosigkeit von 10,6 % das öffentliche Interesse ablenken oder zumindest die Gemüter beruhigen will, indem sie ihre Creencard-Regelung themati- siert und deren (mögliche) positive Auswirkungen betont (Agenda-Setting).
Wie dem auch sei; diese sieben Artikel weisen zwei Gemeinsamkeiten auf: Erstens betonen sie eine bestimmte themenrelevante Problematik bzw. geben sie themenspezifische Meinungen wieder. Zweitens stehen sie sozusagen nicht allein auf weiter Flur - und somit im Mittelpunkt der Berichterstattung - , sondern sie fungieren lediglich als Ergänzung oder Vertiefung des dominierenden Hauptthemas. Dabei ist es interessant festzustellen, dass drei der insgesamt sieben themenergänzenden Berichte aus dem Jahre 2000 stammen. Angesichts deren Inhaltes (wirtschaftspolitische Meinungen) wird die These der Pluralisierung der Meinungen in der Berichterstattung untermauert.
Ergänzend zum Hauptthema bringen insgesamt acht Artikel auch mindestens ein Neben- thema zur Sprache (80/1, 84/1, 84/1, 96/1, 96/2, 2000/2, 2000/5, 2000/6). 2000/5 geht in- nerhalb seines Hauptthemas (Entwicklung der Arbeitsmarktsituation) kurz auf die Thema- tik der Anwerbung von ausländischen IT-Spezialisten ein und grenzt sich - durch seine dabei verwendete rein deskriptive Art - von den anderen sieben Reporten ab: Diesen näm- lich ist gemein, dass ihr jeweiliges Nebenthema entweder aus (mindestens) einer politi- schen Forderung besteht, oder aber in einer solchen mündet. Solche Appelle richten sich allesamt an die Politik und verlangen von ihr ein dem jeweiligen Problem entsprechend angepasstes Handeln. Da sich die Mehrzahl der in den Nebenthemen geäußerten politi- schen Forderungen auf die Jahre 1996 und 2000 konzentriert, ist es zulässig zu behaupten, dass sich auch die zunehmende Politisierung der Berichterstattung bestätigen lässt. Es sei noch anzumerken, dass die Bezeichnung „Nebenthema“ etwas irreführend ist: die thematisierten Aspekte stehen allesamt nicht außerhalb („neben“) dem eigentlichen Haupt- thema, sondern sie dienen (ähnlich den abweichenden Hauptthemen, s.o.) der Ergänzung und Vertiefung desselbigen.
4.1.3 Thematische Veränderungen
Nachdem die globale Themenstruktur skizziert und die Schwerpunktsetzung der Berichter- stattung untersucht worden sind, soll nun festgestellt werden, ob sich die Berichterstattung bezüglich ihres Inhaltes im Laufe der Jahre verändert hat. Zu diesem Zweck wurde ein zeitlich geordnetes Kategorienschema (Tabelle 4, Anhang) erstellt, das folgende Themen- gruppierungen umfasst: Die „Entwicklung des Arbeitsmarktes (bzw. der Arbeitslosenzah- len)“, die „Konjunktur“, das „Wetter“, die „(Wirtschafts-)Politik“, „externe Faktoren“ und „Meinungen“21.
Diese Art der Kategorisierung ist mit Sicherheit nicht die einzige und vielleicht auch nicht die idealste, reicht für unsere Zwecke aber aus. Es ist beispielsweise einzuwenden, dass man komplementär zur Klasse der „Externen Faktoren“ auch die der „Internen Faktoren“ bilden und ihr die Kategorien Wetter, Konjunktur und Politik einverleiben könnte, da diese schließlich auch entscheidenden Einfluss auf den Arbeitsmarkt nehmen. Dies ist ohne Fra- ge richtig, aber leider keinesfalls dienlich. Schließlich soll unter anderem festgestellt wer- den, ob im Zuge der Globalisierung interne Faktoren an Bedeutung verlieren und von ex- ternen Faktoren überlagert werden. Würde man dies mithilfe einer einzigen Klasse unter- suchen wollen, würde man zu keinem Ergebnis gelangen, weil einerseits irgendein interner Faktor immer vorliegt und man andererseits keine Rückschlüsse mehr auf die Wichtigkeit einzelner Faktoren ziehen könnte. Zudem bringt die Kategorie Politik ein ihr inhärentes Problem ins Spiel - sie kann nicht unterscheiden zwischen Behauptungen und Tatsachen: Wenn beispielsweise Bundeskanzler Schröder den Rückgang der Arbeitslosenzahlen auf eine „vernünftige Wirtschafts- und Finanzpolitik“ zurückführt (2000/3), so weiß man nicht, ob dem wirklich so ist. Es könnte auch sein, dass sich die Lage in erster Linie aufgrund eines „deutlichen konjunkturellen Aufschwungs“ (2000/4) - der nicht zwangsweise mit der Politik in Zusammenhang steht - verbessert hat, und Schröder lediglich einen politi- schen Vorteil erlangen will, indem er die Situation ausnutzt. Auf diese Problematik kann jedoch nicht näher eingegangen werden. Ein weiteres Manko dieser Kategorie ist die Tat- sache, dass sie jedweden Beitrag konsumiert, der in irgendeiner Weise mit Politik zusam- menhängt. Sei es der eben erwähnte Rückgriff auf vergangene politische Ereignisse, seien es Handlungsaufforderungen in Richtung der Regierung, seien es gewinnbringende Situa- tionsdeutungen und Entwicklungserwartungen von Politikern oder Diffamierungen der gegnerischen Partei. Insofern ist diese Kategorie nicht als Einflussfaktor auf den Arbeits- markt zu verstehen. Vielmehr soll mit ihrer Hilfe Aufschluss über die vermutete Politisie- rung der Berichterstattung gewonnen werden. Doch damit nicht genug: Es lässt sich auch keine klare Trennung zwischen „politischen Äußerungen“ und „Meinungen“ ziehen. Als Beispiel sei die Äußerung von Herrn Ost (96/1) zu nennen, der den Tarifpartnern ein „völ- liges Versagen“ ihrer Politik vorwirft. Seiner persönlichen Meinung nach sind einzig die Tarifpartner für die Misere am Arbeitsmarkt verantwortlich. Ihr „völliges Versagen“ ist für Ost nicht hinnehmbar und deshalb enthalten diese Worte implizit auch die Aufforderung nach Besserung (der Tarifpolitik) oder Änderung (des Tarifsystems). Dieses Unschärfe- problem führt dazu, dass sich bestimmte Textstellen nicht eindeutig als „Meinung“ oder „politische Äußerung“ identifizieren lassen können und es zu Überschneidungen der bei- den Kategorien kommen kann. Doch genug der theoretischen Überlegungen; wenden wir uns wieder den Themenkategorien zu (Tabelle 4, Anhang).
Wie bereits festgestellt wurde, wird in den meisten Artikeln die Entwicklung des Arbeits- marktes thematisiert. Dies ist nicht weiter verwunderlich, schließlich ist es die Verkündung der Arbeitslosenzahlen tags zuvor, die in der Regel den Anlass für die Berichterstattung bietet (vgl. Übersicht 5). In starkem Zusammenhang mit der jeweiligen Arbeitsmarktsitua- tion stehen sowohl die Konjunktur als auch das Wetter. Diese beiden Faktoren werden am häufigsten als Bedingungsfaktoren für die Arbeitslosenzahlen der jeweiligen Jahre ange- führt. Angesichts der Tatsache, dass die Verkündung der Arbeitslosenzahlen im April er- folgt, und der zu dieser Zeit einsetzende (oder auch nicht einsetzende) Frühling einen gro-ßen Einfluss auf Außenberufe, und damit auf die Arbeitslosigkeit ausübt, ist die Wichtig- keit des Faktors Wetter unumstritten. Es ist auch nicht abzustreiten, dass der Bedarf an Arbeitskräften in erheblichem Maße von der Konjunktur abhängt. Interessant ist aber die Tatsache, dass die Konjunktur ihrerseits von sehr vielen Faktoren beeinflusst wird, welche aber in der Regel nicht näher untersucht werden (außer im Expertenartikel 76/2). Das heißt, dass sich der FT - neben dem Wetter - mit der „allgemeinen Wirtschaftslage“ als einer Art „Pauschalursache“ für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit begnügt und sich eher auf die Situation am Arbeitsmarkt konzentriert. An dieser Argumentation kann trotz der Anführung von externen Einflussfaktoren in den Jahren 76 bis 88 festgehalten werden, wenn man sich letztere etwas näher betrachtet:22 76/1 geht zwar auf das „Auslandsge- schäft“ ein, spricht ihm aber eine mögliche Wirkung auf den Arbeitsmarkt ab. Ähnliches ist in 88/2 festzustellen. Hier heißt es, dass „die Turbulenzen an den Aktien- und Devisen- märkten ohne allgemeine Abschwächung am Arbeitsmarkt vorübergegangen“ sind. 80/1 spricht von „Entzugseffekten durch die Ölverteuerung“, jedoch ist nicht ersichtlich, was genau mit „Entzugseffekten“ gemeint ist, geschweige denn, welche Auswirkungen die An- hebung des Rohstoffpreises auf den Arbeitsmarkt hatte. Auch erhält man durch 84/1 keine zuverlässigen Informationen über die Beeinflussung der Arbeitslosenzahlen durch die - laut Lambsdorff - vom Export kommenden, deutlich verstärkten Impulse. Einzig 84/2 lie- fert mit der Feststellung, dass sich „in den vergangenen Wochen (...) 9500 Übersiedler aus der DDR bei den Arbeitsämtern gemeldet“ haben, exakte Daten - doch was sind schon 9500 neue Arbeitslose im Vergleich zu 2,4 Millionen? Es lässt sich also festhalten, dass die externen Faktoren für den FT keine große Rolle bei der Erklärung der Arbeitsmarktsituati- on spielen. Mehr noch: Sie sind nicht nur inhaltsschwach, sondern sie finden auch gerade in jüngeren Jahren keinerlei Erwähnung mehr, obwohl sie eigentlich existent sein müssten. Es scheint so, als ob sie ebenfalls dem Begriff „Konjunktur“ einverleibt worden sind. Wie dem auch sei, die Annahme einer aufgrund von Globalisierung und Europäisierung wach- senden Importanz äußerer Einflussfaktoren lässt sich nicht mehr halten.
Die zunehmende Politisierung jedoch findet weitere Bestätigung durch die Tatsache, dass politische Themen erstmals 1976 in Erscheinung treten und seitdem kontinuierlich An- wendung finden, wobei sich im Jahre 2000 in vier von sechs Artikeln politische Inhalte nachweisen lassen können. Der Nachweis der Pluralisierung von Meinungen in der Be- richterstattung fällt nicht ganz so leicht: Meinungen werden in jedem Untersuchungsjahr geäußert. Es ist zwar offensichtlich, dass Artikel mit subjektiven Äußerungen einen An- stieg bezüglich ihrer absoluten Häufigkeit verzeichnen können, nicht jedoch bezüglich ihrer relativen Häufigkeit. Zwar wurde bereits erwähnt, dass wahrscheinlich umso mehr unterschiedliche Akteure zu Wort kommen, je mehr Berichte veröffentlicht werden, einen Nachweis darüber kann uns jedoch erst die akteurszentrierte Analyse des Kapitels 4.3 lie- fern.
4.1.4 Zusammenfassung
Die Ergebnisse aus den vorangegangenen drei Kapiteln helfen dabei, die Qualität der Ver- mittlerfunktion des Fränkischen Tag zu spezifizieren: Der FT misst dem Thema nicht nur eine hohe Bedeutung bei und stellte es relativ einfach und verständnisfördernd dar, sondern er geht das Thema auch zielgerichtet sowie differenziert an und rundet es durch themener- gänzende Berichte ab. Inwiefern diese Nebenthemen gerechtfertigt und erkenntnisfördernd sind bzw. ob sie zu einseitig von der vorrangigen Darstellung der Arbeitslosenzahlen ab- weichen, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht diskutiert werden. Fest steht allerdings, dass der FT aufgrund seiner nur ansatzweise ursachenorientierten Berichterstattung ein gewis- ses Maß an Neutralität wahren kann: Wer die Gründe für die Arbeitslosigkeit bei Wetter und Konjunktur sucht, kommt nicht in Verlegenheit, das dahinter verborgene komplexe Ursachennetz analytisch aufzutrennen und den wahren Schuldigen zu identifizieren. Auch deutet die lediglich oberflächliche Ursachenforschung darauf hin, dass die Leserschaft tie- fergehende Details nicht wünscht und sich mit der gebotenen Darstellung zufrieden gibt - einmal mehr zeigt sich der FT als „Zeitung für’s Volk“.
Die zunehmende Politisierung der Berichterstattung lässt den FT jedoch Gefahr laufen, seinen neutralen Status zu verlieren - jedenfalls dann, wenn das Verhältnis der zu Wort kommenden politischen Akteure unausgewogen ist. Dieser Frage muss noch nachgegangen werden. Fraglich bleibt auch, warum Politiker überhaupt ihre Standpunkte im FT äußern dürfen. Denkbar wären allgemeine Systemzwänge, die sich aus dem gesellschaftspoliti- schen Wandel hin zur Meinungsdemokratie sowie aus der Kontrollfunktion der Medien ergeben. Auch die allgemeine Zunahme des kritischen Denkens der Bevölkerung innerhalb der letzten Jahrzehnte und der damit verbundene Wunsch nach ausgewogener Berichter- stattung wären plausible Gründe. Vielleicht kam der Anstoß aber auch vom FT selbst, der durch einen Imagewechsel das Feld seiner Zielgruppe ausweiten wollte. Eher unwahr- scheinlich hingegen ist die Vermutung, dass der FT durch die Berücksichtigung von Standpunkten zusätzlicher Akteure ein besseres Verständnis der Leser hervorrufen wollte: meist bleiben durch unterschiedliche Darstellungen ein und des selben Themas mehr Fragen als Antworten.
4.2 Analyse der Berichterstattung
Bis jetzt hat sich Kapitel 4 mit der globalen Themenstruktur, Haupt- und Nebenthemen und thematischen Veränderungen aller Artikel beschäftigt. Im weiteren soll tiefer in die Mate- rie - genauer gesagt in die einzelnen Zeitungsberichte - eingedrungen werden. Da eine tiefergehende Analyse aller 23 Berichte zu aufwendig wäre, soll sich die Untersuchung auf ausgewählte Reporte eines jeden Jahrgangs beziehen. Damit die Vergleichbarkeit der Er- gebnisse nicht gefährdet wird, werden nur diejenigen Berichte betrachtet, die sich primär mit der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen befassen, und sozusagen als (thematische) Leitartikel aufgefasst werden können.23
Die folgende Untersuchung stützt sich auf ein Modell von van Dijk (vgl. Übersicht 6, An- hang), das zur Analyse der (Argumentations-)Struktur von Zeitungsberichten dient. Jedoch wird dieses Modell nicht in seiner ganzen Differenziertheit erfasst und auch die Hermeneu- tik soll nicht exzessiv betrieben werden. Es soll genügen, besagte Artikel je nach Notwen- digkeit mehr oder minder umfassend zu skizzieren und zu interpretieren (Kap. 4.2.1). Von Interesse sind dabei die Anordnung und Bedeutung der Kernelemente24 [Hauptereignis (main event), Hintergrund (background), Kommentare (comments)], die (sachliche, objek- tive, emotionale, optimistische, ...) Art der Darstellung, sowie die Frage nach der Eingän- gigkeit des Themas. Ziel dieser Analyse, deren Vorgehensweise aus Übersicht 7 (Anhang) ersichtlich wird, ist es, weitere Erkenntnisse über den Stil der Berichterstattung des FT zu erlangen. Diese sollen dann anhand einer Zusammenfassung der Einzelinterpretationen festgehalten werden (Kap. 4.2.2)
4.2.1 Einzelanalyse der Berichte
64/2: Arbeitslosenquote unter zwei Prozent abgesunken
Der Aufbau von 64/2 folgt zunächst dem top-down Schema, das bereits in Überschrift und Lead deutlich wird. An erster Stelle steht das Hauptereignis (Verringerung der Arbeitslo- senquote), gefolgt von dessen Bedingungsfaktor (Wetter) und einer Bewertung der jetzigen Situation (Erwartungen nicht erfüllt). Diese Abfolge wird im weiteren Verlauf jedoch ge- ändert: Zunächst wird das Wetter angeführt, um davon ausgehend die Situation in den ein- zelnen Branchen zu schildern. So heißt es beispielsweise: „Der neuerliche Kälteeinbruch ... Arbeitsunterbrechungen verursacht.“, „Der witterungsbedingte Arbeitsausfall...“, „Durch das Frostwetter sind...“, „Das noch unfreundliche Wetter hat die Nachfra- ge...gedämpft.“ Durch diesen Bruch wird eine - funktionale als auch konditionale - Kohä- renz erzielt; funktional, weil die einzelnen Textabschnitte mit dem Ausgangspunkt des Textes verbunden und somit in ein Ganzes integriert werden, und konditional, weil die jeweilige Situation in den einzelnen Branchen explizit auf eine Ursache zurückgeführt wird.
Diese Kohärenz kann jedoch nur durch eine künstliche Ausweitung des Textumfangs (durch ständige Betonung ein und derselben Ursache) erreicht werden. Dafür wird das Thema durch dieses Vorgehen sehr anschaulich vermittelt. Das Abstraktum der „Arbeitslo- sigkeit“ wird aufgegliedert in nachvollziehbare Situationsschilderungen (der Bauindustrie, der Forst- und Landwirtschaft, der Modebranche, usw ), wodurch das kollektive Phäno- men Arbeitslosigkeit auch auf eine persönliche Ebene (die der einzelnen Arbeiter in den jeweiligen Berufen) überführt und verständlich gemacht wird. Dabei wird eine zahlen- lastige Darstellung weitgehend vermieden. Sofern Zahlen angeführt werden, so bewegen sich auch diese im Bereich des Vorstellbaren (die größte Zahl ist 2110). Zusätzlich werden sie vom Autor durch Vergleiche und Bewertungen erläutert: „Der (...) Bestand an zu be- setzenden Arbeitsplätzen war (...) etwa gleich groß wie Ende Februar“; „Verglichen mit Ende Februar war die neue Arbeitslosenzahl um knapp ein Drittel kleiner.“ „Seinerzeit waren schon weniger Bauarbeiter (...) arbeitslos gemeldet.“
Die Ausführungen des Autors sind zudem nicht nur verständlich, sie erscheinen auch durchweg objektiv. Zum einen überzeugen exakte Zahlen und ein sachlicher Sprachstil, zum anderen stützen sich die einzelnen Textpassagen auf Argumentationsketten, die nicht nur einseitige Folgen betonen: „Das noch unfreundliche Wetter hat die Nachfrage nach modischer Frühjahrsware zwar stark gedämpft, so dass wegen unbefriedigender Lager- räumung die Auftragserteilung des Handels nicht überall flüssig genug ist, alle einschlägigen Hersteller sind aber so ausreichend mit Aufträgen versorgt, dass die kontinuierliche Vollbeschäftigung gesichert blieb.“
Trotz der Tatsache, dass ein erneuter „Kälteeinbruch“ und das „feuchte Märzwetter“ „den weiteren Abbau der (...) Arbeitslosigkeit (...) rasch und stark abgebremst“ hat, verleiht die Wortwahl dem ganzen Bericht eine optimistische Stimmung: „Arbeitslosenquote unter zwei Prozent abgesunken“, „Nur in den Außenberufen noch keine Vollbeschäftigung“, „...alle einschlägigen Hersteller sind aber so ausreichend mit Aufträgen versorgt, dass die kontinuierliche Vollbeschäftigung gesichert blieb.“ „Bei den Frauen ist das Stellenangebot bereits mehr als doppelt so groß wie das Kräfteangebot“ Mitunter wird diese Grundstim- mung zwar nicht revidiert, aber relativiert: „Erwartungen (...) haben sich noch nicht erfüll- t.“ „Größere Einstellungen sind erst in der zweiten Aprilhälfte zu erwarten.“
Alles in allem stellt der Autor das Thema logisch aufgebaut und zusammenhängend, ver- ständlich, sachlich-objektiv und leicht optimistisch dar. Fraglich bleibt indes, ob die opti- mistische Grundstimmung aufgrund der Entwicklung gerechtfertigt ist oder aber vom Au- tor künstlich geschaffen wird. Meines Erachtens ist beides der Fall: Zum einen liefern die Fakten (z.B. Vollbeschäftigung; höheres Stellen- als Kräfteangebot) Grund zur Freude, andererseits wird letztere verstärkt durch einzelne Begriffe, die vom Autor verwendet wer- den: So ist beispielsweise der Geschäftsgang in diversen Industrien „ausgeprägt hochkon- junkturell“, und die Arbeitslosenquote liegt auch nicht bei knapp zwei Prozent, sondern sie ist „unter zwei Prozent abgesunken“. Auch ist generell nicht die Rede von „Arbeitslosig- keit“, sondern vielmehr von „Arbeitseinschränkungen“ und „Arbeitsunterbrechungen“ - ein Zustand also, der nicht ewig Bestand haben wird.
68/1: Bald mehr offene Stellen als Arbeitslose
Der Aufbau des Artikels 68/1 weicht etwas vom top-down-Prinzip ab. Betrachtet man zu- nächst nur die Überschrift, so findet man anstelle der erwarteten Reihenfolge (Main Event
- Background - Comment) die folgende: Comment - Main Event - Background.
Höchstwahrscheinlich wurde der Kommentar deshalb in den Titel gestellt, weil er beim Leser größeres Interesse wecken dürfte, als der Main Event selbst. Die Behauptung, dass es „bald mehr offene Stellen als Arbeitslose“ geben wird, zeichnet ein ziemlich optimisti- sches und ansprechendes Bild - es ist daher verständlich, dass auf eine Feststellung der Form „Arbeitslosigkeit auf 2,2 Prozent gesunken“ verzichtet wird.
Aber auch der Lead durchbricht das erwartete Schema: Zuerst werden die Hintergrundvariablen (Wetter und Konjunktur) angeführt, um darauf aufbauend die aktuelle Situation im allgemeinen zu schildern. Durch Zitate des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit Sabel wird die Situation zunächst überaus positiv bewertet (Zahl der offenen Stellen wird jene der Arbeitslosen übertreffen; recht positive Entwicklung), anschließend allerdings wieder relativiert (Rückgang der Arbeitslosenzahlen noch zu langsam).
Im weiteren werden Fach- und Hilfsarbeiter, Land- und Forstwirtschaft, Metallindustrie, Steinkohlebergbau, Baugewerbe, Kurzarbeiter und die Situation in den Bezirken themati- siert, um schließlich wieder auf die Entwicklung der offenen Stellen einzugehen. Zwar bildet letztere zusammen mit der Überschrift einen Rahmen um den Bericht, dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Text an sich relativ unzusammenhängend und stellenweise unübersichtlich ist. Nicht nur, dass besagte Themen einfach aneinander- gereiht und abgehakt werden, sie werden zudem mit einer Flut von Zahlen versehen. Eben- so wie die reichlich vorhandenen Kommentare von Sabel mögen diese Zahlen die Objekti- vität der Darstellungen zwar absichern, ihr sinnvoller Einsatz kann jedoch bezweifelt wer- den: Im Text heißt es „Das Baugewerbe zeigte bei den Arbeitsämtern für März 3,9 Millio- nen ausgefallene Tagewerke an gegenüber 5,4 Millionen im Februar, 1,2 Millionen im März vorigen Jahres und drei Millionen im März vor zwei Jahren. Von Anfang November bis Ende März dieses Jahres wurden (...) 28 Millionen ausgefallene Tagewerke gemeldet.“
Unter normalen Umständen trägt eine Gegenüberstellung von Fakten zum Verständnis bei. Hier allerdings werden - für den Ottonormalverbrauer - unvorstellbar große Daten einfach aneinandergereiht und unkommentiert stehen gelassen. Ohne eine übersichtliche Grafik mag die Bedeutung dieser Zahlen vielen verborgen bleiben. (Um ein Positivbeispiel anzu- führen sei auf den Artikel 72/1 verwiesen. Dort heißt es: „Wie die Zahl der ausgefallenen Tagewerke im Baugewerbe zeigt, waren die Außenarbeiten im März nur noch wenig be- hindert. Der Zeitraum vom 1. bis 25. März lag um über 92 Prozent unter dem entsprechen- den Vorjahreswert.“) Zudem widerspricht eine solch unvorstellbare Schreckenszahl (28 Millionen ausgefallene Tagewerke (!)) dem eingangs vermittelten Optimismus. Diesen Optimismus zu bewerten fällt generell nicht leicht. Er wird zunächst emsig aufgebaut („Bald mehr offene Stellen als Arbeitslose“, „nur noch 459900“ Arbeitslose, „recht positi- ve Entwicklung“), dann relativiert (Lage hat sich „etwas erleichtert“)
[...]
1 Die aktuelle Arbeitslosenquote beläuft sich laut SZ vom 07.04.2004 (Titel) derzeit auf 10,9 %.
2 Keller (2001), S. 133
3 Zu untersuchende Medien waren Nürnberger Nachrichten, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Spiegel, Die Zeit, Die Welt, Stuttgarter Nachrichten, Bild und Fränkischer Tag
4 vgl. van Dijk (1988), S. 55
5 Vgl. Baur, 2001, S. 47f.
6 vgl. Ruhrmann (1994), S. 238ff
7 Hunziker (1998), S. 25
8 Unter den Begriff „politischer Akteur“ werden in diesem Zusammenhang nicht nur Politiker, sondern auch Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden subsumiert, da auch sie die Arbeitsmarktpolitik in ihrem Sinne zu beeinflussen versuchen.
9 Zur Nomenklatur: „Titel“ bezeichnet die eigentliche Überschrift („main headline“), während mit „Überschrift“ eine dem Titel drucktechnisch übergeordnete Ergänzung gemeint ist („superheadline“)
10 Dieser Quotient wurde anhand ausgewählter, typischer Textpassagen bestimmt. Je größer der Quotient ausfällt, desto höher ist die Komplexität des untersuchten Textes.
11 Der Begriff „Jahrgang“ ist zwar semantisch nicht korrekt, soll aber aus Gründen der Simplizität im Weiteren verwendet werden.
12 vgl. Thesenpapier von Steinadler & Buchner, S. 2
13 Ebd.
14 Zur Kodierung der Artikel: siehe Anhang
15 Zumal die Werte des Quotienten Wörter/Zeile lediglich zwischen 3,95 und 5,2 schwanken.
16 Bei der Anzahl der Wörter pro Zeile handelt es sich ebenfalls um einen Schätzwert, der anhand ausgesuchter typischer Textpassagen der einzelnen Artikel ermittelt wurde.
17 Um die sprachliche Monotonie nicht gänzlich auszuschöpfen, soll einstweilen auf die Bezeichnung „Artikel“ vor der Kodierung verzichtet werden.
18 Dieser Schritt steht in relativem Widerspruch zu den Feststellungen des vorangegangenen Abschnittes. Dennoch soll er hier erlaubt sein, weil 1. nur ein ungefährer Anhaltspunkt benötigt wird, 2. die geschätzte Wörteranzahl pro Zeile nur zwischen 3,95 und 5,2 (also um 1,25) Wörter pendelt und 3. sich selbst diese Schwankungen relativieren könnten, wenn man den anhand einzelner Textpassagen geschätzten Wert durch eine exaktere Analyse der kompletten Texte ersetzen würde.
19 Je mehr Nebensätze einen Hauptsatz umgeben, desto mehr (ergänzende, erläuternde, spezifizierende, ...) Informationen können im ganzen Satz untergebracht werden.
20 „externe Faktoren“ sind all jene, die entweder außerhalb des Staates liegen bzw. von außen an den Staat herangetragen werden oder aber (wie im Falle des Wetters) nicht von diesem beeinflusst werden können.
21 Diese Kategorisierung entstammt einer Überarbeitung des Kategorienschemas aus Übersicht 3: Erstens war es nötig, den Faktor Wetter isoliert zu betrachten, um die Relevanz der externen Faktoren nicht zu überschät- zen. Zweitens soll die „Konjunktur“ stellvertretend für alle anderen wirtschaftlichen Faktoren des Binnen- marktes angeführt werden: Würde man die wirtschaftlichen Faktoren des Expertenartikels 76/2 nicht berück- sichtigen, so verblieben lediglich „Nachfrage und Produktion“ & „Preisentwicklung“ - beides ein Indikator für die Konjunktur -, sowie „Betriebsstillegungen“, welche eine direkte Folge von schlechter Konjunktur sind. Während die Kategorien „Entwicklung des Arbeitsmarktes“ (allerdings undifferenziert), „externe Fak- toren“ (vom Wetter bereinigt) und „Wirtschaftspolitik“ übernommen wurden, liefert die neue Kategorie „Meinungen“ einen ersten Überblick über die relative Bedeutung von Stellungnahmen im Zeitverlauf.
22 Dabei soll der Artikel 76/2 allerdings außen vor gelassen werden, da er der einzigen Bericht ist, der sich auf fundierte Expertenmeinungen stützt, und somit das Gesamtbild der Berichterstattung verzerrt.
23 Im Einzelnen sind dies: 64/2; 68/1; 72/1; 76/1; 80/1; 84/2; 88/2; 88/3; 92/1; 92/2; 96/1; 96/3; 2000/1, 2000/5
24 Um den Sinn dieses Vorgehens zu verstehen, ist noch eine Erläuterung nötig: Gemäß den Ausführungen von van Dijk (1998, 2. Kapitel) folgt die Themenstruktur einer hierarchischen Ordnung (top-down): In einem typischen Zeitungsbericht wird die Reihenfolge main event - background - comments eingehalten, so dass die wichtigsten Informationen zu Beginn (bzw. ganz oben, also „on top“) eines Artikels stehen und die Fol- geinformationen der Erklärung, Erläuterung, Spezifizierung und Kommentierung dienen. Daher ist es bezüg- lich der Qualität und des Stils der Berichterstattung von Interesse, ob der FT diesem allgemeinen Muster folgt, oder aber von ihm abweicht.
- Citar trabajo
- Sebastian Wiesnet (Autor), 2004, Arbeitslosigkeit im Diskurs - Der Fränkische Tag in der Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33447
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