Jede Wissenschaft besteht im Prinzip, trotz unterschiedlicher Erkenntnisinteressen, aus zwei Bereichen: den Theorien und den adäquaten Methoden, mit denen gesicherte und nachweisbare Ergebnisse erzielt werden. Mit Hilfe von Methoden der Datenerhebung versuchen Wissenschaftler, ihre theoretischen Befunde und Überlegungen zu begründen und zu überprüfen. Dabei hat jede Wissenschaft ihr eigenes Inventar von Methoden. Die am häufigsten eingesetzten Methoden in der Kommunikationswissenschaft sind Inhaltsanalyse, Beobachtung und Befragung. In den empirischen Sozialwissenschaften ist die Befragung die am häufigsten angewandte Methode zur Datenerhebung. Man schätzt, dass ungefähr 90% aller Daten mit dieser Methode gewonnen werden (Vgl. Bortz/Döring 1995: 216). Zugleich ist die Befragung auch das am weitesten entwickelte Instrument zur Datenerhebung (vgl. Kromrey 1998: 335). Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Methode der Befragung, da diese für uns Kommunikationswissenschaftler zum grundlegenden Handwerkszeug wissenschaftlicher Arbeit gehört. Daher ist es wichtig, die Ziele, Motive, Varianten, sowie Stärken und Schwächen dieses Instruments zu kennen. Die Hausarbeit gliedert sich in fünf Punkte. Nach der Einleitung folgt in Punkt zwei eine Abgrenzung der Methode der Befragung. Dazu wird der Begriff der Befragung definiert, die gängigsten Befragungsmodi vorgestellt und eine Klassifizierung anhand von Standardisierungsgraden vorgenommen. Die Vorgehensweise bei der Befragung, Grundsätze der Frageformulierung, Frageformen und der Aufbau von Fragebögen sind Thema des dritten Abschnitts. Die methodischen Probleme bei der Befragung werden in Punkt vier behandelt. Schwerpunktmäßig werden hier die verschiedenen Störeinflüsse bei der Datenerhebung erläutert. Zum Abschluss dieser Arbeit wird in Punkt fünf ein Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Abgrenzung der Methode der Befragung
2.1 Definition des Begriffs Methode
2.2 Definition des Begriffs Befragung
2.2.1 Mündliche Befragung
2.2.2 Schriftliche Befragung
2.2.3 Telefonische Befragung
2.2.4 Standardisierungsgrade
3 Konstruktion der Befragung
3.1 Vorgehensschema
3.2 Grundsätze der Frageformulierung
3.3 Frageformen
3.4 Aufbau des Fragebogens
4 Methodische Probleme der Befragung
4.1 Das Interview als soziale Situation
4.2 Interviewereinfluss
4.3 Situationseffekte
4.4 Antwortverzerrungen
4.4.1 Zustimmungstendenz
4.4.2 Ausweichtendenz
4.4.3 Tendenz zur sozialen Erwünschtheit
4.5 Reliabilität und Validität
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Jede Wissenschaft besteht im Prinzip, trotz unterschiedlicher Erkenntnis-interessen, aus zwei Bereichen: den Theorien und den adäquaten Methoden, mit denen gesicherte und nachweisbare Ergebnisse erzielt werden. Mit Hilfe von Methoden der Datenerhebung versuchen Wissen-schaftler, ihre theoretischen Befunde und Überlegungen zu begründen und zu überprüfen. Dabei hat jede Wissenschaft ihr eigenes Inventar von Methoden.
Die am häufigsten eingesetzten Methoden in der Kommunikations-wissenschaft sind Inhaltsanalyse, Beobachtung und Befragung. In den empirischen Sozialwissenschaften ist die Befragung die am häufigsten angewandte Methode zur Datenerhebung. Man schätzt, dass ungefähr 90% aller Daten mit dieser Methode gewonnen werden (Vgl. Bortz/Döring 1995: 216). Zugleich ist die Befragung auch das am weitesten entwickelte Instrument zur Datenerhebung (vgl. Kromrey 1998: 335).
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Methode der Befragung, da diese für uns Kommunikationswissenschaftler zum grundlegenden Hand-werkszeug wissenschaftlicher Arbeit gehört. Daher ist es wichtig, die Ziele, Motive, Varianten, sowie Stärken und Schwächen dieses Instruments zu kennen.
Die Hausarbeit gliedert sich in fünf Punkte. Nach der Einleitung folgt in Punkt zwei eine Abgrenzung der Methode der Befragung. Dazu wird der Begriff der Befragung definiert, die gängigsten Befragungsmodi vorgestellt und eine Klassifizierung anhand von Standardisierungsgraden vorgenommen. Die Vorgehensweise bei der Befragung, Grundsätze der Frageformulierung, Frageformen und der Aufbau von Fragebögen sind Thema des dritten Abschnitts. Die methodischen Probleme bei der Befragung werden in Punkt vier behandelt. Schwerpunktmäßig werden hier die verschiedenen Störeinflüsse bei der Datenerhebung erläutert. Zum Abschluss dieser Arbeit wird in Punkt fünf ein Fazit gezogen.
2 Abgrenzung der Methode der Befragung
Der Variantenreichtum von Befragungen ist enorm und kann in einem einzigen erschöpfenden Kategoriesystem nur unvollständig zum Ausdruck gebracht werden. In diesem Kapitel definieren wir zunächst den Begriff der Methode und der Befragung. Davon ausgehend unterscheiden wir die Befragung anhand der gängigsten Kriterien der aktuellen wissenschaft-lichen Literatur, um dem Leser einen Kurzüberblick zu geben. Eine erschöpfende Darstellung kann im Rahmen dieser Hausarbeit nicht geleistet werden.
2.1 Definition des Begriffs Methode
Eine Methode kann definiert werden als ein System von Regeln, dass einen Prozess kennzeichnet, der auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet ist. In der empirischen Sozialforschung versteht man unter einer Methode systematische Datenerhebungsverfahren (Vgl. Friedrichs 1990: 14). Die am häufigsten eingesetzten Methoden in der Kommunikations-wissenschaft sind Inhaltsanalyse, Befragung und Beobachtung.
2.2 Definition des Begriffs Befragung
Die Befragung ist nach der Inhaltsanalyse die am häufigsten eingesetzte Methode der kommunikationswissenschaftlichen Datenerhebung. Eine Definition der Befragung nach Merten lautet:
Die Befragung ist „ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaft- licher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen[…]zu verbalen Reaktionen veranlasst werden soll.“ (Merten/Teipen 1991: 110)
Die Befragung ist ein Instrument zur Erhebung sozialer Wirklichkeit. Ziel und Aufgabe einer Befragung besteht darin, einen ausgewählten repräsentativen Personenkreis zu bestimmen und sich von diesem zu ausgewählten Sachverhalten Auskunft geben zu lassen (Vgl. Merten 2004: 17). Die Befragung eignet sich besonders dazu, Meinungen, Einstellungen, Wissen und Wertvorstellungen zu erfassen. Das Vorgehen soll dabei möglichst systematisiert und objektiv sein, um eine zuverlässige Antwort zu erhalten (Vgl. Schnell/Hill/Esser 1992: 294). Da die Befragung nur verbale Reaktionen umfasst, eignet sie sich nur beschränkt zur Erhebung von Verhaltensweisen, da diese von der Befragungsperson ausschließlich in verbalisierter Form angegeben werden können, was vom Befragten ein relativ hohes Abstraktionsvermögen verlangt.
Neben dem Einsatz in der Sozialforschung ist die Methode der Befragung sehr verbreitet in der Markt- und Meinungsforschung zur Analyse von Konsumentenpräferenzen (Vgl. Meffert 2001: 155). Zu Beginn des Einsatzes der Befragung in der Markt- und Meinungsforschung ging man davon aus, dass es reicht, wenn alle Befragten den gleichen Stimulus gestellt bekommen. In der heutigen Zeit wird die Befragung vielmehr als ein Kommunikationsprozess verstanden, der berücksichtigt, dass Menschen auf die gleiche Frage unterschiedlich bzw. auf unterschiedliche Fragen gleich antworten können (Vgl. Merten 2004: 17).
In der relevanten Literatur wird zwischen der mündlichen, schriftlichen und der telefonischen Befragung unterschieden. In der neueren Literatur wird darüber hinaus vereinzelt auch noch die Online-Befragung aufgeführt.
2.2.1 Mündliche Befragung
Die mündliche Befragung wird im Allgemeinen auch ‚Interview’ genannt. Aufgrund der quantitativen Dominanz von persönlichen (face-to-face) Interviews im Forschungsalltag steht diese Form der Befragung im Fokus dieser Hausarbeit. Bei den im Zentralarchiv für empirische Sozial-forschung dokumentierten Datensätzen dominiert als Datenerhebungs-verfahren mit einem Anteil von rund 50% eindeutig das mündliche Interview (Vgl. Jacob/Eirmbter 2000: 132).
Im Interview ist ein unmittelbarer Kontakt zwischen Interviewer und Befragten gegeben. Der Interviewer, der vorher geschult werden sollte, ist für eine adäquate Präsentation der Fragen und das sachgemäße Ausfüllen der Fragebögen verantwortlich (Vgl. Friedrichs 1982: 209).
Die Realisierungschancen (Ausschöpfungsquote) eines mündlichen Interviews sind mit 50 bis 70% im Allgemeinen höher als bei einer schriftlichen oder telefonischen Befragung (Vgl. Jacob/Eirmbter 2000: 132; Möhring/Schlütz 2003: 130; Brosius/Koschel 2003: 134). Im Unterschied zu anderen Befragungstypen hat man bei face-to-face-Interviews zudem eine geringere Abbrecherquote. Im Resultat bedeutet dies, dass die Qualität der Stichprobe hoch ist und die Repräsentativität relativ gewahrt bleibt.
Das mündliche Interview bietet eine große Bandbreite an Einsatz-möglichkeiten, der Themenvielfalt und der Befragungsdauer. Zum Beispiel wird immer dann ein persönliches Interview geführt, wenn der Fragen-gegenstand visuelle Unterstützung braucht – etwa in Form von Bildvorlagen, Listen, Kartenspielen, Logokärtchen oder Produkten, aber auch dann, wenn der Fragebogen sehr umfangreich und komplex ist. Von allen Befragungsarten ist die Kooperationsbereitschaft des Befragten beim persönlichen Interview am größten und die Abbrecherquote am geringsten (Vgl. Brosius/Koschel 2003: 134).
In der Literatur werden vor allem der hohe Zeitaufwand für Anfahrtswege und der notwendige Einsatz von geschulten Interviewern und die damit verbundenen hohen Kosten als wesentlicher Nachteil der persönlichen Befragung angeführt. Meist ist aufgrund der hohen Kosten auch nur eine eingeschränkte geographische Streuung bei der Datenerhebung möglich. Ausnahmen bilden hier kommerzielle Marktforschungsinstitute. Auf weitere
Nachteile bei der Datenerhebung mittels persönlichen Interviews gehen wir in Abschnitt vier dieser Hausarbeit ausführlich ein.
2.2.2 Schriftliche Befragung
Wenn Untersuchungsteilnehmer schriftlich vorgelegte Fragen selbständig beantworten, spricht man von einer schriftlichen Befragung. Schriftliche Befragungen stehen mit einem Anteil von 45% mündlichen Interviews in ihrer zahlenmäßigen Bedeutung kaum nach (Vgl. Jacob/Eirmbter 2000: 134), jedoch ist die Ausschöpfungsquote in der Regel niedriger.[1]
Schriftliche Befragungen eignen sich besonders für die Befragung homogener Gruppen. Sie erfordern eine hohe Strukturierbarkeit der Befragungsinhalte und verzichten auf steuernde Eingriffe eines Interviewers (Vgl. Bortz/Döring 1995: 231). Schriftliche Befragungen erleben die Befragten in der Erhebungssituation als anonymer[2], was sich günstig auf die Bereitschaft zu ehrlichen Angaben und gründlicher Auseinandersetzung mit der erfragten Problematik auswirken kann. Der fehlende Zeitdruck ermöglicht eine stärkere Konzentration auf das Thema der Befragung und erhöht die Teilnahmemotivation.
Der entscheidende Nachteil ist aber, dass keine Kontrolle der Befragungs-situation möglich ist. So ist über die Konzentration, mit der die Fragen beantwortet werden, ebenso wenig eine Aussage möglich wie über die Ernsthaftigkeit der Motivation des Befragten, über das Eingreifen Dritter und schließlich sogar darüber, ob der Befragte den Fragebogen tat-sächlich selbst ausgefüllt hat. Weitere Nachteile der schriftlichen Befragung liegen in der hohen Ausfallquote und der Notwendigkeit, Fragen besonders einfach formulieren zu müssen, da Erläuterungen durch den Interviewer nicht möglich sind (Vgl. Wellhöfer 1984: 122).
Andererseits ist die schriftliche Befragung meist insgesamt billiger und organisatorisch einfacher durchzuführen. Zum anderen fallen mögliche störende Einflüsse des Interviewers bei der Datenerhebung ganz weg.[3]
2.2.3 Telefonische Befragung
Telefoninterviews werden heute in verstärktem Masse als Daten-erhebungsinstrument für allgemeine Bevölkerungsumfragen angewendet, allerdings vorrangig in der kommerziellen Markt- und Sozialforschung. In der Wissenschaft hat sich das Telefoninterview noch nicht durchgesetzt. Seit 1981 sind nur rund 4% aller sozialwissenschaftlichen Untersuchungen per Telefon durchgeführt worden. Als Grund dafür ist sicher darauf zu verweisen, dass man als Minimalausstattung mehrere Telefone mit Kopfhörern, mehrere Anschlüsse und eine spezielle, kostenintensive Hard- und Software zur Verarbeitung der Daten benötigt. Auf diese Ressourcen können Universitäten und wissenschaftliche Einrichtungen oft nicht zurückgreifen (Vgl. Jacob/Eirmbter 2000: 140).
Argumente für die Nutzung von Telefoninterviews sind zum Beispiel die schnelle Bereitstellung von Daten zur Reduktion von Komplexität der gesellschaftlichen Bezüge. Weitere Argumente für Telefoninterviews sind die gesunkene Akzeptanz von traditionellen Methoden und damit einher-gehend die sinkenden Teilnahmequoten bei mündlichen Interviews. Die Ausschöpfungsquote bei Telefoninterviews liegt bei circa 60% (Vgl. Jacob/Eirmbter 2000: 141). Hinzu kommen steigende Kosten mündlicher Interviews, verbesserte Kommunikationstechnologien und die Tatsache, dass man fast die gesamte Bevölkerung per Telefon erreichen kann (vgl. Schnell/Hill/Esser 1992: 373). Das telefonische Interview ist eine schnelle und preiswerte Interviewvariante.
Anders als bei persönlichen Interviews wird das telefonische Interview von den Befragten als anonymer und persönlich weniger bedrängend erlebt.[4] Die Verweigerungsrate ist dementsprechend niedrig (Vgl. Downs et al. 1980: 372). Mit dem Interviewpartner kann, falls dieser zum Zeitpunkt des Anrufs keine Zeit hat, ohne Aufwand ein neuer Termin vereinbart werden. Die Stichprobenauswahl ist mit Hilfe eines Telefonbuches sehr leicht, sofern die Aussagen nur für die Population der Telefonbesitzer Gültigkeit haben sollen. Telefoninterviews sind aber nur für Gegenstandsbereiche geeignet, die sich in einem relativ kurzen Gespräch erkunden lassen (Vgl. Bortz/Döring 1995: 219). Als nachteilig wirkt sich auch die Tatsache aus, dass die situativen Merkmale des telefonischen Interviews wenig standardisierbar sind; die Begleitumstände bleiben unkontrolliert. Der Interviewer weiß nicht, ob der Befragte beispielsweise während des Interviews alleine ist, oder andere mithören, ob er sich völlig auf das Interview konzentriert oder nebenbei noch etwas anderes tut (Vgl. Frey/ Kunz/Lüschen 1990: 26f.).
[...]
[1] Je nach Quelle liegen die Ausschöpfungsquoten zwischen 10 und 60% (vgl. Jacob/ Eirmbter 2000: 135).
[2] Im Vergleich zur mündlichen Befragung
[3] Vergleiche zu den störenden Einflüssen Kapitel 4 der Hausarbeit
[4] Im Vergleich zum Interview, bei dem der Befragte eine fremde Person ins Haus lässt
- Arbeit zitieren
- Stefan Hörnemann (Autor:in), Daniel Mauritz (Autor:in), 2004, Die sozialwissenschaftliche Methode der Befragung - Eine Darstellung, Analyse und kritische Diskussion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33317
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