Erklären Sie die Abbildung (OIL-Paradigma, siehe Anhang). Zeigen Sie die Zusammenhänge und Einflussfaktoren zwischen den Modellelementen, so dass die Abbildung tatsächlich verständlich wird. Das eklektische Paradigma (EP) von J.-H. Dunning ist ein multikausaler Ansatz, der den Versuch einer Verbindung unterschiedlicher Theorieteile darstellt und als Antwort auf die bis dahin vorherrschenden monokausalen Theorien entworfen wurde. Dunning integriert die bisher lediglich partialanalytisch ausgeprägten Theorien zur Internalisierung, indem er folgende drei Erklärungsansätze und ihre Fragestellung zu einer eklektischen Theorie vereint.
- Die Theorie des monopolistischen Vorteils, die erklärt, warum sich multinationale Unternehmen auf fremden Märkten durchsetzen zugleich aber die Frage, warum multinationale Unternehmen in einigen Ländern agieren und in anderen nicht, vernachlässigt.
- Die Transaktionskostentheorie/Internalisierungstheorie, die sich mit der Frage beschäftigt, mittels welcher institutioneller Regelung eine Unternehmung ihre spezifischen Vorteile im Aus land nutzen kann (Hierarchie vs. Markt)
- Die Standorttheorie widmet sich spezifischen Fragen des Standortvorteils und untersucht, warum multinationale Unternehmen in bestimmten Ländern operieren und in anderen nicht.
Ziel des OLI-Paradigmas ist es, in Abhängigkeit von drei unternehmensspezifischen Vorteilskategorien – firmenspezifische Eigentumsvorteile (O), Internalisierungsvorteile (I) und Standortvorteile (L) – zu erklären, welche Marktanpassungsformen (Exporte, Lizenzen oder Direktinvestitionen) von den Unternehmen in Auslandsmärkten gewählt werden. Firmenspezifische Eigentumsvorteile (O), wie z.B. etablierte Markennamen oder überlegene Vertriebstechniken, werden von Dunning als Grundvoraussetzung für jegliche Form der Internationalisierung herangezogen. Sie müssen die zusätzlichen Kosten, die aus der Bearbeitung eines ausländischen und damit fremden Marktes resultieren, kompensieren. Der Eigentumsvorteil ist mobil und kann somit in andere Standorte übertragen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Erklärung der Abbildung
2. Eigentumsvorteile
3. Marktunvollkommenheiten
4. Marktversagen
5. Die Internalisierungstheorie
6. Anhang
Das Endowment/Market Failure Paradigm of International Production
6.3 Quellenverzeichnis
6.4 Die Entscheidungslogik des EP als Matrix
6.5 Grafische Darstellung der Entscheidungslogik
1. Erklärung der Abbildung
Erklären Sie die Abbildung (OIL-Paradigma, siehe Anhang). Zeigen Sie die Zusammenhänge und Einflussfaktoren zwischen den Modellelementen, so dass die Abbildung tatsächlich verständlich wird.
Das eklektische Paradigma (EP) von J.-H. Dunning ist ein multikausaler Ansatz, der den Versuch einer Verbindung unterschiedlicher Theorieteile darstellt und als Antwort auf die bis dahin vorherrschenden monokausalen Theorien entworfen wurde. Dunning integriert die bisher lediglich partialanalytisch ausgeprägten Theorien zur Internalisierung, indem er folgende drei Erklärungsansätze und ihre Fragestellung zu einer eklektischen Theorie vereint.
- Die Theorie des monopolistischen Vorteils, die erklärt, warum sich multinationale Unternehmen auf fremden Märkten durchsetzen zugleich aber die Frage, warum multinationale Unternehmen in einigen Ländern agieren und in anderen nicht, vernachlässigt.
- Die Transaktionskostentheorie/Internalisierungstheorie, die sich mit der Frage beschäftigt, mittels welcher institutioneller Regelung eine Unternehmung ihre spezifischen Vorteile im Ausland nutzen kann (Hierarchie vs. Markt)
- Die Standorttheorie widmet sich spezifischen Fragen des Standortvorteils und untersucht, warum multinationale Unternehmen in bestimmten Ländern operieren und in anderen nicht.
Ziel des OLI-Paradigmas ist es, in Abhängigkeit von drei unternehmensspezifischen Vorteilskategorien – firmenspezifische Eigentumsvorteile (O), Internalisierungsvorteile (I) und Standortvorteile (L) – zu erklären, welche Marktanpassungsformen (Exporte, Lizenzen oder Direktinvestitionen) von den Unternehmen in Auslandsmärkten gewählt werden.
Firmenspezifische Eigentumsvorteile (O), wie z.B. etablierte Markennamen oder überlegene Vertriebstechniken, werden von Dunning als Grundvoraussetzung für jegliche Form der Internationalisierung herangezogen. Sie müssen die zusätzlichen Kosten, die aus der Bearbeitung eines ausländischen und damit fremden Marktes resultieren, kompensieren. Der Eigentumsvorteil ist mobil und kann somit in andere Standorte übertragen werden.[1]
Im Sinne der in Aufgabe 2 d skizzierten Internalisierungstheorie tätigen Unternehmen gezielte Direktinvestitionen im Ausland nur, sofern sie es als vorteilhaft ansehen, die Eigentumsvorteile selber zu nutzen, d.h. zu internalisieren. Der Internalisierungsvorteil ist der abstrakteste aller drei Vorteile, ist er nicht vorhanden, so wird der Eigentumsvorteil in Form der Lizenzvergabe verkauft.[2]
Länderspezifische Standortvorteile (L) determinieren schließlich die Region der Leistungserstellung bzw. den Schlüsselmarkt. Dem Standortvorteil liegt eine ungleichmäßige Verteilung der Ressourcen und Fähigkeiten zugrunde. Der Standortvorteil verlangt, dass es für ein Unternehmen günstiger ist, den Produktionsprozess im Ausland anstatt zu Hause zu errichten. Dabei ist der Vorteil eines Landes abhängig u.a. von internationalen Transport- und Kommunikationskosten, Inputpreisen und Produktionskosten sowie von Tarifbarrieren oder der psychischen Distanz.
Diese Vorteilskategorien, die zur Bewertung der Marktanpassungsformen verwendet werden, fügt Dunning in das Endowment/Market Failure Paradigm of International Production als zentrales Element ein.[3]
Nicht zu vergessen ist, dass bei gegebenen OLI-Vorteilen die Entscheidung mit der langfristigen Strategie der Unternehmung im Einklang stehen muss. Ferner muss man zwischen der Fähigkeit eines MNU zur Internalisierung von Märkten und seiner Bereitschaft dazu unterscheiden.
Die Hauptaussage des eklektischen Paradigmas lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:
Zur Internationalisierung von Aktivitäten sind Eigentumsvorteile eine zwingende Voraussetzung. Verfügt ein Unternehmen nur über Eigentumsvorteile, so wird es sich innerhalb des Spektrums der Markteintritts- bzw. Marktbearbeitungsformen für Lizenzen entscheiden. Hat es jedoch darüber hinaus auch Internalisierungsvorteile, so kommt es zu Exporten. Nur wenn noch zusätzlich Standortvorteile im Ausland existieren werden Direktinvestitionen vorgenommen.
Die Abbildung zeigt den Zusammenhang zwischen zwei in Wechselbeziehung stehenden Zweigen der Wirtschaftsanalyse: die neoklassische Theorie der Faktorausstattung und die Theorie des Marktversagens. Die Theorie der Faktorausstattung ist im oberen Teil der Abbildung dargestellt, jedoch wird die Theorie um die Betrachtung von Zwischenprodukten erweitert (Hechscher und Ohlin hingegen haben ihre Theorie auf Endprodukte bezogen). Des Weiteren wird hier in international immobile und mobile Faktorausstattungen unterschieden. Dies bedeutet, dass bei Existenz von immobilen Faktorausstattungen und international ungleicher Verteilung von Faktoren, eine internationale Produktion vorteilhaft sein kann. Das Heckscher-Ohlin-Modell hatte unter der Annahme, dass die Faktoren international immobil sind, anhand von unterschiedlichen nationalen Faktorausstattungen den Handel zwischen Ländern erklärt, nicht aber die Existenz von MNU. Dennoch spielt die Immobilität von Faktoren eine zentrale Rolle, denn sie stellt den Zusammenhang zu den Standortvorteilen des EP her. So stellt die Immobilität der Faktoren sicher, dass es überhaupt zu einer Ausbildung eines Standortvorteils kommen kann. Wären nämlich alle Faktoren mobil, so könnten diese ungehindert in alle Länder verteilt werden und die Ursache eines Standortfaktors, nämlich eine ungleichmäßige Verteilung der Ressourcen und Fähigkeiten, wäre nicht mehr gegeben.
Der zweite Ast ist die Theorie des Marktversagens. Im Modell Dunnings kann das Marktversagen strukturell oder transaktionsspezifisch sein, wobei diese beiden Arten miteinander in Zusammenhang stehen. Auf eine Erläuterung der zwei Arten von Marktversagen wird an dieser Stelle verzichtet und stattdessen auf die Ausführungen in Aufgabe 2b und 2c verwiesen. Es sei lediglich angemerkt, dass es eine gegenseitige Beeinflussung von Marktversagen und Politik bzw. System gibt, so können z.B. politische Eingriffe zu (strukturellem) Marktversagen führen, oder aber notwendig sein, um die Auswirkungen des Marktversagens zu begrenzen (Gesetzgebung etc.).
Die Existenz von Marktversagen im Modell ist wichtig, um nicht nur den Standort einiger Arten der Geschäftstätigkeiten außerhalb der Landesgrenzen zu erklären, sondern auch die Aufteilung der Aktivitäten zwischen multinationalen und (uni)nationalen Unternehmen. Ferner lässt sich der Abbildung entnehmen, dass die strukturellen und transaktionsspezifischen Marktunvollkommenheiten die Ausbildung der drei Vorteilskategorien beeinflussen. Beispielsweise kann ein Eingriff der Regierung das Entstehen eines Vermögensvorteils (Oa) fördern, indem die Regierung sich Unternehmenszusammenschlüssen und Konglomeraten gegenüber liberal zeigt, was zu einer Existenz großer Unternehmungen in dem jeweiligen Land führt und die Unternehmen somit die Chance haben, Größenvorteile zu nutzen. Außerdem kann durch transaktionsspezifisches Marktversagen (Scale) Transaktionsvorteile entstehen, so haben Tochterunternehmen z.B. Vorteile, weil sie beim gemeinsamen Bezug von Inputs mit der Muttergesellschaft aufgrund des größeren Kaufvolumens günstigere Konditionen in Anspruch nehmen können. Auch die Bildung von Internalisierungsvorteilen steht in einem Zusammenhang mit transaktionsspezifischen Marktversagen. Als Beispiel dient an dieser Stelle die Existenz unvollkommener/asymmetrischer Information, die zu einem Internalisierungsvorteil führen kann, weil durch Internalisierung die Gefahren von Hold-ups oder Lieferverzögerungen beim Bezug von Zwischenprodukten verringert wird.
Aber nicht nur unter den unterschiedlichen Formen des Marktversagens und den Vorteilskategorien besteht ein Zusammenhang, auch die Vorteilsarten selbst wirken aufeinander ein. So gibt es einen Zusammenhang zwischen den Standortvorteilen und den Vermögens- und Transaktionsvorteilen. Ersterer Zusammenhang lässt sich nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass auch die Existenz hervorragender Ausbildungszentren in einem Land zu einem Standortvorteil führen kann. Das Vorhandensein hochqualifizierter Fachkräfte kann aber auch zu einem Vermögensvorteil führen (überragende Managementskills etc.). Gleicherweise kann ein Standortvorteil darin bestehen, durch die Aktivität im Zielland die psychische Distanz (z.B. Kultur, Sprache, Konsumunterschiede) zu diesem zu verringern. Die Nähe zu den Konsumenten kann sich ebenfalls positiv auf die Transaktionsvorteile auswirken, da die Tochterunternehmen so einen wesentlich besseren Zugang zu Informationen haben, was ein Vorteil gegenüber anderen Unternehmen darstellt.
Die letzten zu erklärenden Elemente der Abbildung befinden sich ganz unten und werden als Strukturvariablen bezeichnet. Im Einzelnen sind dies: Land, Branche und Unternehmen. Sie stehen in einer Wechselbeziehung mit der OLI-Konfiguration und haben dadurch Einfluss auf die Form der internationalen Aktivität eines Unternehmens. So variiert die Einstellung von Unternehmen eines bestimmten Landes gegenüber der Tätigung von FDI in Abhängigkeit von den spezifischen Charakteristika des Heimatlandes und Ziellandes (Größe, Grad der Industrialisierung, etc.), der Branche (Wettbewerb, Grad der Technologisierung, etc.) und des Unternehmens (Strategie, Größe, etc.). Die Strukturvariable Land interagiert z.B. mit dem Standortvorteil hinsichtlich der physischen und psychischen Distanz zwischen den Ländern. Sie hat ebenfalls Einfluss auf den Eigentumsvorteil, da Faktorvorkommen, Marktgröße oder der Schutz von Property Rights in einem Land für die Entwicklung dieses Vorteils von Bedeutung sind. Die Branche hat hingegen einen Einfluss auf den Internalisierungsvorteil, denn dieser hängt vom Ausmaß der möglichen/erwünschten vertikalen oder horizontalen Integration ab (d.h. von der Notwendigkeit der Kontrolle der Inputmärkte). Die Unternehmung und der Internalisierungsvorteil stehen ebenfalls in einem Zusammenhang, so hängt dieser z.B. von den Organisations- und Kontrollmechanismen ab sowie von der Einstellung der Verantwortlichen gegenüber Wachstum oder vertraglichen Abkommen (Lizenzierung etc.).
Dunning vollzieht mit seinem Ansatz einen Brückenschlag zwischen den einzelnen Grundrichtungen der Internationalisierungstheorien, der Management-, Organisations-, Finanzierungs- und Marketingtheorie sowie den Rechts-, Regional- und politischen Wissenschaften[4]. Das EP stellt somit einen Versuch dar, den Monismus rein partialanalytischer Ansätze durch Integration zu überwinden. Bezüglich der Analyse von Marktanpassungsformen liegt der eindeutige Verdienst des OLI-Konzeptes in dem direkten Bezug zu den möglichen Alternativen der Marktanpassung sowie deren Bewertung und Vergleich. Über das OLI-Konzept lassen sich Aussagen über die Wahl einer Marktanpassungsform formulieren. Im Vergleich zu den Außenhandelstheorien, die lediglich die Existenz von Import/Export erklären und den Direktinvestitionstheorien, die nur DIs erklären, differenziert Dunning zwischen den verschiedenen Formen der Marktbearbeitung. Das EP stellt somit einen übergreifenden Erklärungsversuch dar, der durch zahlreiche empirische Tests untermauert werden konnte. Des Weiteren besitzt der Ansatz sowohl deskriptive als auch normative Elemente, letzteres bedeutet, dass ein Vorgehen gemäß des EP sinnvoll erscheint. Ein weiterer Vorteil des Ansatzes kann in dem hohen Integrationspotential gesehen werden, womit eine Aufnahme weiterer Erklärungsfaktoren gewährleistet wird[5].
Problematisch an dem Ansatz ist, dass das EP lediglich einen Katalog von Einflussfaktoren darstellt und somit nicht als geschlossene Theorie angesehen werden kann. Zudem kann sich die scheinbare Systematik der Vorteilskategorien bei näherem Hinsehen als zweifelhaft erweisen. Die Parallelität unterschiedlicher Markteintrittsformen in ein und demselben Gastland kann auch nicht schlüssig erklärt werden. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der fehlenden Operationalisierung entscheidungsrelevanter Kriterien. Dazu fehlt eine explizite Berücksichtigung dynamischer Elemente. Dem EP wird zudem ein homo oeconomicus unterlegt, womit der Ansatz den verhaltenswissenschaftlichen Aspekt eindeutig vernachlässigt.
[...]
[1] Näheres zu den Eigentumsvorteilen findet sich in Aufgabe 2a
[2] vgl. Aufgabe 2d
[3] siehe Anhang
[4] Dunning hat sein Paradigma in späteren Arbeiten um diverse relevante Forschungsansätze weiterentwickelt, um auch nichtökonomische Variablen zur Erklärung heranzuziehen.
[5] die Geschichte eklektischen Paradigmas beweist dies: So wurde die erste Fassung von 1980 von Dunning nach Kritik 1988 zum Faktorausstattung/Marktversagen-Paradigma (OLI-Konzept) erweitert und im selben Jahr als interdisziplinärer Ansatz zum eklektischen Paradigma konzipiert.
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