Nach einer kurzen Dokumentation des Lebens des Autors, seiner Meinung über seine Bücher sowie des Inhalts, wende ich mich der Figurenanalyse zur, in der ich mich bei den Schülern auf die Figuren Pieter Vink, Sigi Boonstra und Elly van Meurs und bei den Lehrern auf Herrn Stifter beschränken werde.
Nachdem ich die beiden unterschiedlichen Wege zweier Außenseiter mit ihrer Situation umzugehen betrachtet habe, folgt eine kurze Erörterung des hier erzeugten Lehrerbildes. Anschließend befasst sich diese Arbeit mit den Fragestellungen wieso es zur Gewalt gegen Sigi kommt und welche Gewalt gegen ihn angewandt wird. Was das Buch für den Unterricht interessant macht, werde ich anschließend erläutern, bevor ich meine Arbeit schließe, indem ich kurz meine persönlichen Erfahrungen mit „Warum haben wir nichts gesagt?“ darstelle.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Autor und sein Werk
2.1 Jan de Zanger
2.2 Jan de Zanger über seine Werke
3. Inhalt
4. Figurenanalyse
4.1 Schüler
4.1.1 Pieter Vink
4.1.2 Sigi Boonstra
4.1.3 Elly van Meurs
4.1.4 Elly und Sigi: ein Schicksal – zwei Wege
4.2 Lehrer
4.2.1 Charakterisierung Stifters
4.2.2 Erzeugtes Lehrerbild
5. Gewalt gegen Sigi
5.1 Definition von Gewalt
5.2 Erklärungsansätze für die Entstehung jugendlicher Gewalt
5.3 Warum es zur Gewalt gegen Sigi kommt
5.4 Art und Weise der Gewalt gegen Sigi
6. Was das Buch für den Unterricht interessant macht
7. Kritische Reflexion
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Nach einer kurzen Dokumentation des Lebens des Autors, einer kurzen Stellungnahme Jan de Zangers zu seiner Motivation Bücher zu schreiben, sowie des Inhalts, wende ich mich der Figurenanalyse zur, in der ich mich bei den Schülern auf die Figuren Pieter Vink, Sigi Boonstra und Elly van Meurs und bei den Lehrern auf Herrn Stifter beschränken werde.
Nachdem ich die beiden unterschiedlichen Wege Elly van Meurs und Sigi Boonstras, mit ihrer Situation asl Außenseiter umzugehen betrachtet habe, folgt eine kurze Erörterung des hier erzeugten Lehrerbildes. Nach einer Definition von Gewalt und den Ursachen ihrer Entstehung speziell bei Jugendlichen, befasst sich diese Arbeit mit den Fragestellungen warum es zur Gewalt gegen Sigi kommt und welche Gewalt gegen ihn angewandt wird.
Was das Buch für den Unterricht interessant macht, werde ich anschließend erläutern, bevor ich meine Arbeit schließe, indem ich kurz meine persönlichen Erfahrungen mit „Warum haben wir nichts gesagt?“ darstelle.
2. Der Autor und sein Werk
2.1 Jan de Zanger
Jan de Zanger wurde am 4. Juli 1932 in Schiedam in den Niederlanden geboren.
Nach dem Krieg kam er 1945 als unterernährtes Kind für drei Monate in eine Pflegefamilie nach Dänemark, wo er sich selbst die Dänische Sprache aneignete.
Er kehrte wieder in die Niederlande zurück, um dort Niederländisch zu studieren und schließlich sein Diplom im Fachhochschulbereich zu absolvieren. Anschließend ging er für einige Zeit nach Skandinavien.
Wieder in die Niederlande zurückgekehrt, arbeitete er ab 1957 als Lehrer für Niederländisch, unter anderem auch in seinem Geburtsort Schiedam und später in Lochem.
1977 verließ er den aktiven Schuldienst aus Enttäuschung darüber, so oft sehen zu müssen, dass Schüler dazu gebracht werden, sich dem Schulsystem und dem Eigennutz der Lehrer unterzuordnen.
Seitdem arbeitete er bei dem Niederländischen Institut für Lehrplanentwicklung in Enschende.
Da Dänisch seine zweite Muttersprache geworden war, begann er in den 60er Jahren Bücher und Geschichten zu übersetzen, nicht nur aus dem Dänischen, sondern auch aus dem Schwedischen, Deutschen und Norwegischen.
Später begann er auch selbst zu schreiben und ab 1989 lebte er dann als freier Schriftsteller in Zwiep. Schon bald erschien sein erster Gedichtband. Sein erstes Kinderbuch aber erschien erst 14 Jahre später.
Er starb am 14. Januar 1991 während eines Besuches in Dänemark. Er beging Selbstmord.
Sein letzter Roman war „Warum haben wir nichts gesagt?“.
Seine Bücher fanden auch in Deutschland regen Absatz und hohe Anerkennung. Sein Werk „Dann eben mit Gewalt“ wurde sogar in Deutschland verfilmt.
Jan de Zanger wurde international mehrmals ausgezeichnet:
- 1970 wurde er in Kopenhagen für seine Übersetzungen der dänischen Literatur mit dem „Soren-Glydendal-Preis“ ausgezeichnet.
- 1982 erhielt er für seinen Jugendroman „Ben is dood“ (deutsch: „Wer war Ben?“) den „Goldenen Harington“ der Stadt Velsen und den „Legpenning“ der Provinz Limburg.
- 1989 wurde sein Buch „Peopoe“ von der „Nederlandse Kinderjury“ für die Altersgruppe der 10 bis 12 Jährigen empfohlen.
- 1991 folgte diese Empfehlung der „Nederlandse Kinderjury“ für die Altersgruppe der 13 bis 16 Jährigen dann auch für „Hadden we er maar wat van gezegd!“(„Im Deutschen: Warum haben wir nichts gesagt?“)
- In Deutschland erhielt er den „Gustav Heinmann-Friedenspreis“ für „Dann eben mit Gewalt“ und dreimal den „Preis der Leseratten des ZDFs“.
2.2 Jan de Zanger über seine Werke
Jan de Zanger sagte in einem Interview über seine Motivation zu schreiben:
„[…] ich schreibe über das, was mich beschäftigt, über das was mich bewegt, betroffen macht, aufregt, verdrießlich stimmt. Ich schreibe nicht in der Form von Essays oder Artikeln für Zeitungen und Zeitschriften, sondern ich schreibe Bücher für junge Leser, in denen ich versuche Personen lebendig zu werden zu lassen. Denn das kommt für mich bei einem Jugendroman an erster Stelle: Die Geschichte muß fesseln, muss packend sein. So ein Buch ist von einem Menschen mit eigener Meinung geschrieben. Es wäre merkwürdig, wenn diese Meinung nicht durchklänge. Ich hoffe, dass meine Leser von meinen Büchern fasziniert werden, sonst lesen sie sie nicht zu Ende. Und ich hoffe, zu ihrer Meinungsbildung über Fragen, mit denen sie über kurz oder lang doch konfrontiert werden, beizutragen.“[1]
Dieses Zitat Jan de Zangers macht deutlich, wo er seine Werke in der Kinder- und Jugendliteratur ansiedelt.
Seine Texte lassen sich im Rahmen der Kinder- und Jugendliteratur (kurz: KJL) zur Gattung der problemorientierten Jugendliteratur zuordnen, denn
„(p)roblemorientierte Texte wollen nahe an der Wirklichkeit bleibend, aktuell aufklären, Einstellungen ändern, für politische und soziale Forderungen sensibilisieren. Das ist neben dem unterhaltenden, lesefördernden Anspruch eine ihrer Aufgaben, der exemplarische Fall steht im Vordergrund. Um die Erfassung von epischer Totalität mit existentiellen Sinnangeboten geht es ebenso wenig wie um die Darstellung des Einmaligen wie Unwiederholbaren einer Figur oder die psychologische Analyse. Die Wirksamkeit gewinnen problemorientierte Texte aus der Authentizität des Dargestellten, dem Bezogensein auf jeweils aktuelle Wirklichkeitsfelder und vor allem aus dem Wiedererkennungseffekt.“[2]
Jan de Zanger versucht in seinen Werken „Personen lebendig werden zu lassen“[3] und er schreibt über das, was ihn „beschäftigt, über das was (ihn) bewegt, betroffen macht, aufregt, vedrießlich stimmt.“[4] Er will zu einer Meinungsbildung der Leser beitragen über „Fragen, mit denen sie über kurz oder lang doch konfrontiert werden“[5]. Somit bezieht er sich auf aktuelle Wirklichkeitsfelder und der Wieder-erkennungseffekt ist in seinen Werken mehr als deutlich erkennbar.
3. Inhalt
Nach 25 Jahren kehrt Pieter Vink zum ersten Mal an seine alte Schule zurück und sieht dort beim Abiturstreffen die alten Klassenkameraden und -kameradinnen wieder. Eigentlich waren sie 15 Schüler, aber einer von ihnen fehlt. Es handelt sich um Sigi Boonstra, der kurz vor dem Abitur starb. Wie er starb, durch einen Unfall oder Selbstmord, ist bis heute nicht offiziell geklärt. Auch Pieter hat, wie auch die anderen, diese Frage immer verdrängt, aber in seinen Alpträumen wird er oft an Sigi erinnert, an den Prügelknaben der Klasse, dem er nicht geholfen hat. Alle haben mitgemacht, keiner hat jemals widersprochen, wenn Elly, die selbsternannte "Klassenmutter"[6], sich Sigi vorknüpfte, um ihn vor allen bloßzustellen. Selbst manche Lehrer mochten ihn nicht, fühlten sich bedroht von diesem "Wunderkind"[7], das zwei Klassen überspringen aber sich nicht wehren konnte. Ein Paradebeispiel dieses Lehrers ist auch bei dem Klassentreffen anwesend: es handelt sich um den Englischlehrer Herrn Stifter.
Erst nach 25 Jahren, als erwachsener Mann und ausgebildeter Jurist, schafft es Pieter, die Verantwortlichen und Mitwisser mit den Folgen ihres Verhaltens zu konfrontieren und damit seine eigene Schuld zu bewältigen. Er bringt das „Thema Sigi“ bei diesem Klassentreffen zur Sprache und klagt die Verantwortlichen scharf an.
4. Figurenanalyse
4.1 Schüler
4.1.1 Pieter Vink
Pieter Vink ist Anwalt und betreibt zusammen mit seiner Frau Marja ein „Büro in Zutphen“[8]. Die beiden lernten sich während ihres Studiums kennen. „[…] (N)ach seinem Studium hatte er (Pieter) sofort eine Stellung im Osten des Landes angenommen“[9] und wohnt seitdem in Gelderland. Kurz danach hatten Pieter und Marja geheiratet „kurz bevor (Pieters) Vater pensioniert wurde und seine Eltern nach Drenthe zogen. Danach war er nie wieder in seiner Geburtstadt gewesen.“[10] Was er auch nicht zu bedauern scheint, denn über den Ort in dem er geboren wurde und zur Schule gegangen ist, denkt er folgendermaßen:
„Was hatte er dort auch verloren, in diesem kleinbürgerlichen, an Rotterdam angeklebten Provinznest?“[11].
Pieter Vink hat zusammen mit seiner Frau zwei Kinder, Marjolein und Arno.[12]
Zu dem Klassentreffen hat seine Frau ihn regelrecht überreden müssen, denn Pieter wollte zuerst gar nicht daran teilnehmen.[13] Das hat damit zu tun, dass er die Erinnerungen an seine Schulzeit „sehr tief weggesteckt“[14] und somit fast vollständig verdrängt hat.
„Wenn jemals etwas davon an die Oberfläche kam, war es etwas Schönes, etwas Warmes, aber es waren lediglich Bruchstücke […].“.[15]
Nach und nach ruft das Klassentreffen alle Erinnerungen an die damalige Zeit und die Geschehnisse wieder in ihm wach.[16]
Nachts quälen ihn immer wiederkehrende Alpträume, die ihn um den Schlaf bringen und die etwas mit seiner Schulzeit und mit Sigi Boonstra zu tun haben. Pieter macht sich schwere Vorwürfe, da er denkt, er hätte den Tod Siggis verhindern können und müssen und dies aus purem Egoismus und blinder Verliebtheit nicht getan, da er damals mit seiner Jugendliebe Joyce unterwegs war:
„Ich hatte ihn als Letzter gesehen. Ich hätte es verhindern können. Wenn ich ihn damals gerufen hätte, wäre es vielleicht nicht geschehen. Aber ich wollte ihn nicht dabei haben, ich wollte allein sein mit dir. Es war meine Schuld.“[17].
Er hat diese Schuldgefühle nie verkraftet. Als er von Sigis Tod erfährt, verändert sich sein Leben schlagartig. Er wird ohnmächtig, bekommt hohe Fieberschübe und versucht der Schule so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Er zieht sich völlig in sich zurück ist zu nichts mehr fähig.[18] Seine „Eltern müssen Todesängste ausgestanden haben, denn ihr Sohn schien reif für eine psychiatrische Anstalt.“ Er selbst erklärt, was damals, nach Sigis Tod mit ihm geschehen ist und warum er so lange jeglichen Kontakt zu seinen Klassenkameraden und seiner Schule vermieden hat:
[...]
[1] Brunken, Otto: „Die Geschichte muß fesseln…“, Jan de Zangers Jugendroman „Dann eben mit Gewalt“. In: PRAXIS DEUTSCH, Sonderheft: „Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht“ (1995). S. 117-123.
[2] Gansel, Carsten: Moderne Kinder- und Jugendliteratur: Ein Praxishandbuch für den Unterricht. Berlin: Cornelsen Scriptor. 1999. S. 107.
[3] Brunken, Otto: „Die Geschichte muß fesseln…“, Jan de Zangers Jugendroman „Dann eben mit Gewalt“. In: PRAXIS DEUTSCH, Sonderheft: „Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht“ (1995). S. 117-123.
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] de Zanger, Jan: "Warum haben wir nichts gesagt?". Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 1999. S. 133.
[7] Ebd. S. 33.
[8] Ebd. S. 16.
[9] Ebd. S. 8.
[10] Ebd. S. 8.
[11] Ebd. S. 8.
[12] Vgl. Ebd. S. 8.
[13] Vgl. Ebd. S. 8f.
[14] Ebd. S. 24.
[15] Ebd. S. 24.
[16] Ebd. S. 24.
[17] Ebd. S. 72.
[18] Vgl. Ebd. S. 73ff.
- Citar trabajo
- Julia Becker (Autor), 2002, Jan de Zanger "Warum haben wir nichts gesagt". Eine Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33066
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