Elementar für das Verständnis von „sozialer Ungleichheit“ ist zunächst einmal die Tatsache, dass der Begriff der „sozialen Ungleichheit“ von den Begriffen der „natürlichen Unterschiedlichkeit“ bzw. „natürlichen Verschiedenartigkeit“ unbedingt zu trennen ist. Der französische Aufklärungsphilosoph Jean-Jacques Rousseau liefert hier mit seiner Unterscheidung von zwei Formen der Ungleichheit einen entscheidenden Hinweis. Auf der einen Seite steht die natürliche und physisch bedingte Verschiedenartigkeit, die sich beispielsweise in Hautfarbe, Körperkraft und Alter ausdrückt, und auf der anderen Seite die „moralische oder politische Ungleichheit“ (Rousseau, vgl. Schäfers, Sozialstruktur und sozialer Wandel in Deutschland, S.231). Bei dieser zweiten Form - der „sozialen“ Ungleichheit - handelt es sich dagegen nach soziologischem Verständnis um gesellschaftlich verankerte Ungleichheit, deren Differenzierungen auf Dauer gestellte Begünstigungen oder Benachteiligungen für die jeweiligen sozialen Gruppen mit sich bringen. Praktisch manifestiert sich diese Form der Ungleichheit im Zugang zu verfügbaren und erstrebenswerten Gütern wie z. B. den Besitz von Produktionsmitteln oder der Bildung.
Die erstgenannte Form der Ungleichheit, die physisch bedingte, sollte daher nicht mit der sozialen Ungleichheit verwechselt werden und vor allem nicht als Legitimation der sozialen Ungleichheit dienen. Allerdings lässt sich beobachten, dass all zu oft soziale Ungleichheit auf den physischen Unterschieden konstruiert wird, man denke hier an das Beispiel des Rassismus.
Im engeren Sinne lässt sich die soziale Ungleichheit in einem Gesellschaftsmodell über- und untereinander in der Vertikalen abbilden. Bei diesem hierarchischen Ungleichheitsgefüge kann man von einem „Klassen-“ bzw. „Schichtmodell“ sprechen.
Zwischenbericht zum Themenkomplex:
Ungleichheit, Armut und Mentalitäten in der Gesellschaft
Elementar für das Verständnis von „sozialer Ungleichheit“ ist zunächst einmal die Tatsache, dass der Begriff der „sozialen Ungleichheit“ von den Begriffen der „natürlichen Unterschiedlichkeit“ bzw. „natürlichen Verschiedenartigkeit“ unbedingt zu trennen ist. Der französische Aufklärungsphilosoph Jean-Jacques Rousseau liefert hier mit seiner Unterscheidung von zwei Formen der Ungleichheit einen entscheidenden Hinweis. Auf der einen Seite steht die natürliche und physisch bedingte Verschiedenartigkeit, die sich beispielsweise in Hautfarbe, Körperkraft und Alter ausdrückt, und auf der anderen Seite die „moralische oder politische Ungleichheit“ (Rousseau, vgl. Schäfers, Sozialstruktur und sozialer Wandel in Deutschland , S.231). Bei dieser zweiten Form - der „sozialen“ Ungleichheit - handelt es sich dagegen nach soziologischem Verständnis um gesellschaftlich verankerte Ungleichheit, deren Differenzierungen auf Dauer gestellte Begünstigungen oder Benachteiligungen für die jeweiligen sozialen Gruppen mit sich bringen. Praktisch manifestiert sich diese Form der Ungleichheit im Zugang zu verfügbaren und erstrebenswerten Gütern wie z. B. den Besitz von Produktionsmitteln oder der Bildung.
Die erstgenannte Form der Ungleichheit, die physisch bedingte, sollte daher nicht mit der sozialen Ungleichheit verwechselt werden und vor allem nicht als Legitimation der sozialen Ungleichheit dienen. Allerdings lässt sich beobachten, dass all zu oft soziale Ungleichheit auf den physischen Unterschieden konstruiert wird, man denke hier an das Beispiel des Rassismus.
Im engeren Sinne lässt sich die soziale Ungleichheit in einem Gesellschaftsmodell über- und untereinander in der Vertikalen abbilden. Bei diesem hierarchischen Ungleichheitsgefüge kann man von einem „Klassen-“ bzw. „Schichtmodell“ sprechen.
Im traditionellen Klassenmodell nach Karl Marx entspricht eine soziale Klasse einer gesellschaftlichen Gruppe, deren Mitglieder weitgehende Gemeinsamkeiten in bezug auf ihre Stellung im Produktionsprozess, ihre Qualifikation und schließlich ihre Besitz- und Einkommensverhältnisse aufweisen. Daraus resultierend entwickelt sich eine bestimmte Lebensweise, die Klassen- bzw. Schichtzugehörigkeit bestimmt das Verhalten, die Interessen, Mentalitäten und Werte (kurz: den Habitus) des Einzelnen, was Karl Marx als das „Klassenbewusstsein“ definiert. Weiterhin resultieren aus der Klassen- bzw. Schichtzugehörigkeit bestimmte Lebenschancen und –risiken, die aber genau wie die Prägungen im Hinblick auf Werte, Verhalten etc. nicht unbedingt als deterministisch angenommen werden müssen, sondern eher als „typisch“ für die betreffende Klasse bzw. Schicht angenommen werden können (vgl. Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands , S.111).
Die Klassenanalyse orientiert sich zur Differenzierung der Gesellschaft somit vornehmlich an ökonomischen Kriterien wie dem Zugang und dem Besitz von Produktionsmitteln, der Produktionsprozess nimmt eine Hegemonialstellung als Differenzierungsfaktor ein. Weiterhin ist das Klassenmodell eher auf eine Analyse der Konflikte zwischen den einzelnen Klassen ausgerichtet, bei der die historisch-vergleichende Sichtweise das Vorgehen bestimmt und eine vornehmlich gesellschaftskritische Sicht versucht, die sich im historischen Kontext dynamisch entwickelnde Klassenstruktur zu analysieren.
Eine interessante Besonderheit bildet hier die funktionalistisch ausgerichtete amerikanische Ungleichheitsanalyse, die der Maxime des Leistungsprinzips folgend in der Ungleichheit die Triebfeder für soziale Mobilität und die gesamtgesellschaftliche Entwicklung sieht (vgl. Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands , S.98).
Die eher der „bürgerlichen“ Sozialforschung zugeschriebene Schichtungsanalyse dagegen beschränkt sich auf eine mehr deskriptive Arbeitsweise, die sozialen Schichten werden in einer statischen Aufnahme beschrieben. Auch die Schichtungsanalyse fasst gesellschaftliche Gruppen anhand sozialökonomischer Merkmale wie Qualifikation, Besitz, Einkommen, Lebenschancen etc. zusammen und weißt ihnen einen bestimmten gesellschaftlichen Status zu.
In der bundesrepublikanischen Entwicklung lassen sich verschiedene unterschiedliche Modelle der sozialen Schichtung ausmachen. Bereits Ende der 1940er Jahre ließ sich in der Sozialstruktur der jungen Republik eine klare Tendenz zur Wandlung der strikten Klassen- bzw. Schichtgrenzen erkennen, die sich in einer Ausdifferenzierung der Gesellschaft, einer Verbreiterung der Mittelschichten und damit in der Entschärfung der alten Klassenkonflikte äußerte. Theodor Geiger spricht in diesem Zusammenhang schon 1948/49 von der „Klassengesellschaft im Schmelztiegel“ (vgl. Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands , S.112).
Wenige Jahre später unternimmt es Helmut Schelsky mit seinem Modell der „Nivellierten Mittelstandsgesellschaft“, diese These noch weiter auszubauen. Sein Modell geht von einer „hochmobilen Sozialstruktur aus, in der kollektive Auf- und Abstiegsprozesse zur Einebnung der sozialen Klassen und Schichten führen“ (Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands , S.114) und somit den Klassenkonflikt weitgehend entschärfen. Diese Theorie gründet damit auf der Annahme, dass die Arbeiterschaft einem kollektiven Auf- und das ehemalige Besitzbürgertum einem kollektiven Abstiegsprozess unterlegen ist und sich somit eine breite Mittelschicht herausgebildet hat, die an Lebensbedingungen und –chancen sowie Verhaltensstrukturen und politischen Rechten eine weitgehende Gleichheit aufweist. Auch der Konsum von Massengütern führt nach Schelsky zu einer Angleichung des Lebensstils. Dieses Konzept fand jedoch schnell zahlreiche Kritiker, die auch im Wirtschaftswunderland der 50er und 60er Jahre das Fortbestehen von Einschränkungen der sozialen Mobilität sowie ungleicher Ressourcenverteilung und schichttypischen Verhaltensmustern feststellten und das Schelsky´sche Konzept einer hochmobilen und damit prinzipiell schichtenlosen Gesellschaft besonders von den Führungseliten als Tarnung missbraucht sahen.
In der sozialrevolutionär stimmungsvoll geladenen Zeit der späten 60er und der 70er Jahre entstand schließlich der geeignete Nährboden für eine Rückbesinnung auf die marxistische Klassentheorie und so wurde von einigen neomarxistischen Soziologen erneut die Frage nach der Existenz einer Klassengesellschaft in Deutschland auf die Tagesordnung gesetzt. Obwohl sich die neomarxistische Soziologie das Verdienst anrechnen lassen kann, erneut auf die Kontinuität von Ungleichheiten bei den Lebensbedingungen und die „Zusammenhänge sozialer Ungleichheit mit ökonomischen Faktoren“ (Geißler, Die Sozialstruktur Deutschlands , S.115) aufmerksam gemacht zu haben, lässt sich allerdings feststellen, dass ihre Theorie im wesentlichen auf alten, von vielen Soziologen bereits vorher als überholt angesehenen Grundannahmen fußte und die moderne bundesrepublikanische Gesellschaft nicht mehr in engen Klassenmustern zu beschreiben war. Es herrscht damit in der heutigen Soziologie weitgehender Konsens über die Auflösung harter Klassenstrukturen in Deutschland, jedoch auch über das Fortbestehen der sozialen Ungleichheiten in der Bundesrepublik.
Die Schichtmodelle lassen jedoch einige Faktoren der sozialen Ungleichheit moderner Gesellschaften unberücksichtigt, Kritiker attestieren den in der Konzentration der Schichtmodelle auf die „vertikale“ d.h. sozioökonomische Dimension beruhenden Mangel an der Berücksichtigung „neuer“, „horizontaler“ Ungleichheitsfaktoren wie Alter, Geschlecht usw. sowie „neuer“, „kultureller“ Dimensionen wie z.B. des Freizeitverhaltens, wobei „weniger ihr Vorkommen als vielmehr die Aufmerksamkeit, die ihnen heute zuteil wird“ (Peuckert, in: Schäfers, Grundbegriffe der Soziologie , S.300) neu ist. Abhilfe durch die nötigen Ausdifferenzierungen scheinen die Modelle der „sozialen Lagen“ zu schaffen, die den Anspruch erheben, auch die o.a. horizontalen Ungleichheiten mit in ihre Analyse einzubeziehen.
Eine weitere Möglichkeit der Ungleichheitsforschung tut sich mit dem Konzept der „Milieus“ auf, das der Entkoppelung der schichtspezifischen „objektiven“, sozioökonomischen Lebensbedingungen von „subjektiven“ Verhaltensweisen, Werten und Mentalitäten Rechnung trägt. Außer dieser Entkoppelung und Durchmischung der objektiven und subjektiven Sozialkomponenten läuft laut Ulrich Beck ein immer stärker um sich greifender Individualisierungsprozess, innerhalb dessen durch die steigende soziale Mobilität die Schichtgrenzen durchlässiger werden und teilweise wegfallen. Lebensstil und Habitus werden demnach nicht von Klassen- und Schichtzugehörigkeit, sondern, der Handlungstheorie folgend, vom Individuum bestimmt und sind mit der relativen Unabhängigkeit der Werte und Verhaltensweisen von ökonomischen Faktoren im Laufe eines Lebens sogar variierbar. Diese Mischbarkeit führt zu einer fortwährend feineren Ausdifferenzierung der Gesellschaft, der die in wenige Gruppen unterteilten Schichtenmodelle nicht mehr gerecht werden. Verstärkt durch die immer kürzer werdende Durchschnittsarbeitszeit und der damit verbundenen Bedeutungssteigerung der Freizeit verlieren rein ökonomische Faktoren zusätzlich an Gewicht. Der Terminus „Freizeitgesellschaft“ von Ulrich Beck steht schließlich auch metaphorisch für die wachsende Bedeutung der Freizeit- und Kulturfaktoren für das menschliche Dasein in der Bundesrepublik des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
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- Arbeit zitieren
- Josef Korte (Autor:in), 2003, Sozialstruktur der Bundesrepublik - Ungleichheit, Armut und Mentalitäten in der Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33024
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