Die Entstehung der so genannten Bettelorden gehört sicher zu einem der bedeutendsten Beispiele mittelalterlicher Frömmigkeit und Christusnachfolge. In ihren Eigenarten unterscheiden sich besonders die großen Mendikantenorden der Franziskaner und Dominikaner deutlich von den klassischen monastischen Orden der Kirche.
In allen Jahrhunderten musste sich die Kirche mit dem Aufkommen neuer Strömungen und Gemeinschaften auseinandersetzen. Sie musste prüfen, inwiefern neue Gruppierungen ihren Platz noch innerhalb der Kirche haben, ob sie der Bereicherung des Glaubenslebens dienen, oder ob sie durch Sonderlehren oder ihre Lebensform den Glauben und das Sittenleben der Gläubigen gefährden. Es war auch immer ein Ringen um die rechte Form der Imitatio Christi, der Christusnachfolge.
Diesen Prüfungen mussten sich auch die Mendikantenorden aussetzen. Außerdem erlebten sie innerhalb ihrer Gemeinschaften immer wieder die Auseinandersetzungen zwischen gemäßigteren und extremeren Gruppierungen sowie die Bildung neuer Bewegungen.
In diese Zeit hinein, genauer ins Jahr 1327, datiert Umberto Eco seinen Roman „Der Name der Rose“. Trotz seiner Mischung aus Fiktion und Historie ist er doch geeignet, das Interesse an den Geschehnissen des 13./14. Jahrhunderts zu wecken und soll uns als Vehikel dienen, in diese Zeit vorzudringen. So wird im ersten Teil dieser Arbeit kurz der Inhalt des Buches vorgestellt. Im zweiten Teil wird dann der geschichtliche Hintergrund mit Schwerpunkt auf dem „Armutsstreit“ um Michael von Cesena, Johannes XXII., Ludwig dem Bayern und der Synode von Perugia behandelt, um im dritten Teil einen Überblick zu geben über maßgebende Persönlichkeiten und Gruppierungen des behandelten Zeitalters.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Der Roman
2. Der Armutsstreit
2.1 Die Privilegierung der Mendikanten
2.1 Der literarische Armutsstreit
2.2 Die Spiritualen
2.3 Der theoretische Armutsstreit
3. Personen und Bewegungen im Roman „Der Name der Rose“
3.1 Papst Johannes XXII. (1316-1334)
3.2 Michael von Cesena (+1342)
3.3 Ubertino von Casale
3.4 Die Katharer
3.5 Die Apostoliker
4. Schluss
Literatur
Einleitung
Die Entstehung der so genannten Bettelorden gehört sicher zu einem der bedeutendsten Beispiele mittelalterlicher Frömmigkeit und Christusnachfolge. In ihren Eigenarten unterscheiden sich besonders die großen Mendikantenorden der Franziskaner und Dominikaner deutlich von den klassischen monastischen Orden der Kirche. S. Clasen führt für die Unterschiede die Armutsfrage, die Form des Apostolats und die Verfassung der neu gegründeten Gemeinschaften an.[1]
In allen Jahrhunderten musste sich die Kirche mit dem Aufkommen neuer Strömungen und Gemeinschaften auseinandersetzen. Sie musste prüfen, inwiefern neue Gruppierungen ihren Platz noch innerhalb der Kirche haben, ob sie der Bereicherung des Glaubenslebens dienen, oder ob sie durch Sonderlehren oder ihre Lebensform den Glauben und das Sittenleben der Gläubigen gefährden. Es war auch immer ein Ringen um die rechte Form der Imitatio Christi, der Christusnachfolge.
Diesen Prüfungen mussten sich auch die Mendikantenorden aussetzen. Außerdem erlebten sie innerhalb ihrer Gemeinschaften immer wieder die Auseinandersetzungen zwischen gemäßigteren und extremeren Gruppierungen sowie die Bildung neuer Bewegungen.
In diese Zeit hinein, genauer ins Jahr 1327, datiert Umberto Eco seinen Roman „Der Name der Rose“. Trotz seiner Mischung aus Fiktion und Historie ist er doch geeignet, das Interesse an den Geschehnissen des 13./14. Jahrhunderts zu wecken und soll uns als Vehikel dienen, in diese Zeit vorzudringen. So wird im ersten Teil dieser Arbeit kurz[2] der Inhalt des Buches vorgestellt. Im zweiten Teil wird dann der geschichtliche Hintergrund mit Schwerpunkt auf dem „Armutsstreit“ um Michael von Cesena, Johannes XXII., Ludwig dem Bayern und der Synode von Perugia behandelt, um im dritten Teil einen Überblick zu geben über maßgebende Persönlichkeiten und Gruppierungen des behandelten Zeitalters.
1. Der Roman
Im Jahre 1980 erschien in Italien das Buch „Il nome della Rosa“ des piemontesischen Schriftstellers und Semiotikprofessors Umberto Eco[3]. Weltweit wurden über acht Millionen Exemplare verkauft und es entstand eine umfangreiche Sekundärliteratur einschließlich zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Die deutsche Ausgabe des Werkes wurde 1982 herausgegeben[4] und führte zusammen mit der Verfilmung zu einem breit gestreuten Interesse am Mittelalter, dem fiktiven und dem realen.
Der Roman spielt auf mehreren Ebenen: Eco berichtet vom angeblichen Auffinden der Aufzeichnungen Adson von Melks, die ihm auf ebenso wundersame Weise in die Hände fallen und wieder verloren gehen. Dieser Adson von Melk soll am Ende seines Lebens eine Chronik über sieben Tage seines Lebens verfasst haben. Dieser Bericht bildet den eigentlichen Inhalt des Buches:
Adson begleitet im November 1327 als Novize des Benediktinerordens den angelsächsischen Franziskaner und ehemaligen Inquisitor William von Baskerville zu einer prachtvollen, nicht näher bestimmten, Benediktinerabtei in Norditalien. William soll ein Treffen vorbereiten zwischen Vertretern des Kaisers Ludwig von Bayern und Papst Johannes XXII. Anlass sind Streitigkeiten in der Armutsfrage, die sich Ludwig gegen den Papst zunutze macht. William soll das Verhältnis des Ordens zur Kirche regeln.
Mehrere Todesfälle überschatten die Vorbereitungen und führen dazu, dass dem detektivischen[5] William die Klärung der Fälle anvertraut wird. Er darf dabei das gesamte Kloster untersuchen, nur die geheimnisvolle Bibliothek, die sich über der Küche und dem Scriptorium im übermächtigen Aedificium der Abtei befindet, darf er nicht betreten, obwohl ihn bereits der erste Todesfall des Miniaturenmalers Adelmus von Otranto dorthin führt.
Am zweiten Tag wird der Aristotelesforscher Venantius von Salvemec tot aufgefunden und Adson und William decken die Spannungen zwischen den italienischen und den ausländischen Ordensbrüdern auf. William entlarvt den entstellten Salvatore als ehemaliges Mitglied der Häretikerbewegung des Fra Dolcino. Außerdem treffen Adson und William mit Williams alten Freund Ubertin von Casale zusammen und Eco stellt über das Gespräch und die Gedankengänge der drei die Wirrungen und Irrungen der verschiedenen Bewegungen dar.[6] Trotz des Verbotes untersuchen William und Adson die Bibliothek, die wie ein Irrgarten angelegt ist.
Den dritten Tag verbringt Adson mit langen Gesprächen mit Salvatore und Ubertin von Casale. Schließlich begibt er sich allein in die Bibliothek. Auf dem Rückweg begegnet ihm die „Rose“, ein Bauernmädchen, das ein Verhältnis mit dem Cellerar hat. Sie gibt sich Adson hin, was ihn in schwere Gewissensnöte bringt. Doch William, dem er beichtet, zeigt sich zugleich verständnisvoll und mahnend. Der am Vortag verschwundene Bibliotheksgehilfe Berengar wird mit schwarzer Zunge und schwarzem Finger ertrunken im Badehaus gefunden.
Alinardus von Grottaferrata sieht am vierten Tag in den Todesfällen die planmäßige Umsetzung der Siegelöffnung in der Geheimen Offenbarung des Johannes gegeben. Unter der Leitung von Kardinal Bertrand del Poggetto und Bernard Guis erscheinen die Legaten von Papst Johannes XXII., die sich auch direkt in die Aufklärung der Morde einmischen. Zu allem Überfluss entdeckt Adson Salvatore auch noch bei einem Ritual, mit dem er sich das Bauernmädchen zu Eigen machen will. Nachdem William und Adson in der Nacht wieder die Bibliothek untersucht haben, sehen sie, wie Bernard Gui Salvatore und die Unbekannte als Mordverdächtige abführen, da sie sie bei einem Zauberritual entdeckten.
Am fünften Tag entdeckt Severin von St. Emmeran, der Kräuter und Gifte erforscht, ein merkwürdiges Buch unter seinen Unterlagen. Nach dem ersten Disput der gegnerischen Parteien eilen William und Adson zu dessen Labor und finden den Forscher von einem Himmelsglobus erschlagen. Der Kellermeister Remigius von Varagine wird von Bernard Gui festgenommen, da er im Labor des Kräuterforschers entdeckt wurde. In den Verhören tritt zu Tage, dass der Kellermeister genau wie Salvatore zur Sekte des Fra Dolcino gehörte. Beide Männer und das Mädchen sollen den Feuertod sterben. Aufgrund der schechteren Position im Theologenstreit muss auch Michael von Cesena Zugeständnisse machen. Ubertin muss zu den in der Nähe liegenden kaiserlichen Truppen flüchten, um seiner Ketzerverurteilung zu entgehen. Benno von Uppsala, der als Büchernarr bekannt ist, entdeckt das geheimnisumwitterte Buch und bringt ihn dem Bibliothekar zurück. Dieser macht ihn zu seinem Gehilfen.
Trotz der Verhaftung der Verdächtigen kommt es am sechsten Tag zum nächsten Todesfall. Diesmal fällt der Bibliotekar während der Frühmesse tot zu Boden. Auch er hat schwarze Finger und eine schwarze Zunge. Es gelingt Adson und William in den geheimen Bereich der Bibliothek vorzudringen, wo sie auf den Verursacher der Todesfälle treffen, den alten und blinden Jorge von Burgos, mit dem sich William schon einige Dispute über Sinn und Unsinn des Lachens unterhalten hat. Mit den Todesfällen wollte er das (fiktive) Buch des Aristoteles „Über das Komische“ verbergen. Er befürchtete den Verlust des christlichen Glaubens, wenn das Lachen nicht vermieden würde. Erst Alinardus von Grottaferrata hatte ihn dazu gebracht, die Apokalypse als Vorbild zu nehmen. Beim Versuch Williams dem Alten das Buch zu entwenden (dieser versicht es aufzuessen) gerät die Bibliothek in Brand und der Greis kommt im Feuer um.
Der siebte Tag ist gekennzeichnet durch das völlige Ausbrennen der Abtei und die Resignation Williams. Im Epilog erzählt der alte Adson, der William nie wieder begegnet ist, dass er die Abtei später noch einmal gesehen habe und einige schlecht erhaltene Blätter und Bücher der Bibliothek mitgenommen habe.
[...]
[1] Vgl. S. Clasen, Art. Bettelorden: LThK2 II, 321f.
[2] Da es sich um keine literaturwissenschaftliche Arbeit handelt, werden die entsprechenden Auseinandersetzungen um die Frage des offenen Romans, des historischen Romans, die literarischen Formen und Darstellungsweisen nicht näher angegangen.
[3] Zu Person und Werk vgl. C. Urban, Erläuterungen zu Umberto Eco - Der Name der Rose (Königs Erläuterungen und Materialien Band 391), Hollfeld 1998, 7-15; K. Ickert-U.Schick, Das Geheimnis der Rose entschlüsselt, München 21986, 193f.
[4] Verwendete Ausgabe: U. Eco, Der Name der Rose. Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber, München 262002.
[5] Eco spielt bei William klar auf Sherlock Holmes (Der Hund von Baskerville) an. Vgl. auch den Gleichklang der Namen der Gehilfen: Adson - Watson.
[6] Vgl. NdR 70-92.
- Citar trabajo
- Dr. theol. Peter H. Görg (Autor), 2003, "Der Name der Rose" und der Armutsstreit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33002
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