Bei der Auswertung des "stummen Schreibgesprächs" verbinden die Lernenden theoretisches Wissen über die Entwicklung emotionaler Kompetenz mit sozialpädagogischen Handlungsmöglichkeiten bezüglich ihrer Förderung, indem sie:
1) dabei das Alter der Kinder berücksichtigen,
2) die Grundhaltung und das Verhalten der pädagogischen Fachkräfte als Basis für die Unterstützung der Kinder bei der Erweiterung ihrer emotionalen Kompetenz erkennen,
3) weitere unterschiedliche Rahmenbedingungen benennen können, die wichtig für die Erweiterung der emotionalen Kompetenz bei Kindern sind und diese begründen können Unterrichtsreihen-übergreifende bzw. fächerübergreifende Inhalte als Ideen zur Unterstützung der Erweiterung emotionaler Kompetenz bei Kindern wiedererkennen und reflektieren (vernetztes Denken).
Bei der Einzelreflexion sammeln die Lernenden konkrete Ideen für die eigene Stammeinrichtung und bewerten zielorientiert (in naher Zukunft) die eigenen Möglichkeiten innerhalb ihrer sozialpädagogischen Praxis. Sie reflektieren ihren eigenen Lernprozess, indem sie eine Aussage zu ihrem Lerngewinn aus dem heutigen Unterricht formulieren und im "Blitzlicht" die Beiträge einiger Mitstudierenden über deren Lerngewinn hören. [...]
1. Lern- und Lehrbedingungen
Die Studierenden der berufsbegleitenden Fachschulklasse haben ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin/zum staatlich anerkannten Erzieher an der Fachschule für Sozialwesen Fachrichtung Sozialpädagogik am 8. September 2014 begonnen und befinden sich momentan im zweiten Ausbildungsjahr. Die Ausbildung dauert insgesamt in der Regel drei Jahre; für zwei Jahre besuchen die Studierenden an zwei Tagen in der Woche ihre Stammeinrichtung (Krippe/Krabbelstube, Kindergarten, Hort), an drei Tagen erhalten sie eine theoretische Ausbildung an der Schule. Danach folgt das einjährige Berufspraktikum. Innerhalb der ersten zwei Jahre absolvieren die Studierenden zwei vierwöchige Blockpraktika in anderen Einrichtungen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Studierenden seit zwei Wochen aus ihrem zweiten Vollzeitpraktikum wieder in der Schule.
Da die Lerngruppe ihre Ausbildung in berufsbegleitender Form absolviert, wird im Rahmen des Unterrichts immer wieder an ihre sozialpädagogischen Erfahrungen angeknüpft, um den Studierenden einen besseren Theorie-Praxis-Bezug zu ermöglichen. Ich unterrichte die Klasse vier Stunden im Lerngebiet Sozialpädagogische Grundlagen und die halbe Klasse zusätzlich zwei Stunden im Fach Praxisreflexion. Des Weiteren besuche ich diese Hälfte in deren Praxisstellen.
Die Stimmung innerhalb der Lerngruppe lässt sich als gemeinschaftlich, bei mehreren Studierenden auch als freundschaftlich beschreiben. Dies kann man beispielsweise an der großen Hilfsbereitschaft untereinander oder dem Wunsch nach einer gemeinsamen Klassenfahrt erkennen. Wie ich bereits öfters beobachten konnte, sind die Lernenden in der Lage, sich die Unterrichtsinhalte selbstständig zu erarbeiten. Insgesamt herrscht im Unterricht eine konstruktive Arbeitsatmosphäre.
In Einzelarbeitsphasen konnte ich beobachten, dass die meisten Lernenden sehr konzentriert sind und eine ruhige Arbeitsatmosphäre herrscht. Mit dem Auswerten von Arbeitsprozessen im Plenum habe ich mit der Lerngruppe bisher positive Erfahrungen gemacht. Der Großteil der Lernenden ist aktiv am Zusammentragen von Ergebnissen beteiligt. Dabei sind sie auch in der Lage, sich auf die vorangegangenen Beiträge zu beziehen. Die Studierenden können sich größtenteils kritisch mit Ergebnissen auseinandersetzen, indem sie stets versuchen, einen Theorie-Praxis-Bezug herzustellen. Natürlich kann es auch hierbei zu Ausschweifungen, nicht passenden Beiträgen oder falschen Ergebnissen von Lernenden kommen. In solchen Situationen versuche ich stets wertschätzend darauf hinzuweisen, zu korrigieren oder Aussagen zu hinterfragen und damit die Mitstudierenden zu aktivieren.
2. Unterrichtsthema und Einbettung in den unterrichtlichen Zusammenhang
Die Unterrichtsreihe "Entwicklung von Kindern und Jugendlichen" ist im Lehrplan der Fach- schule für Sozialpädagogik dem Lerngebiet Sozialpädagogische Grundlagen zugeordnet und wird inhaltlich zu Beginn des zweiten Ausbildungsjahres behandelt. Die Grundlagen der Entwicklung, wie z. B. die Bedeutung und Merkmale, die Bedingungen und Prozesse von Entwicklung, wurden mit der Lerngruppe noch vor den Herbstferien erarbeitet. Nach den Ferien sind die Studierenden für einen Monat ins Blockpraktikum gegangen und vor zwei Wochen erst wiedergekommen. Seitdem haben sich die Studierenden, nach einer Wiederholung der Grundlagen, mit dem Entwicklungsbereich "Emotionale Entwicklung" auseinandergesetzt. Dies stellt auch den ersten Entwicklungsbereich dar, den die Lerngruppe erarbeitet. Einige Entwicklungsbereiche, wie die motorische, sprachliche oder musikalische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, werden von anderen Fächern, wie Bewegung, Deutsch und Musik abgedeckt. Die weiteren Entwicklungsbereiche obliegen dem Lerngebiet Sozialpädagogische Grundlagen und werden nach den Weihnachtsferien vertieft. Der Grund, warum ich die emotionale Entwicklung als ersten Entwicklungsbereich gewählt habe, liegt darin, dass es eine gute Basis für die weiteren Entwicklungsbereiche darstellt. Im Anschluss lässt sich die psychosoziale Entwicklung (nach Erikson) gut anknüpfen. Dies liegt auch daran, dass sich die emotionale schwer von der sozialen Entwicklung trennen lässt, von daher ist es sinnvoll, sie aufeinander folgend zu unterrichten.1 Außerdem werde ich nach den Weihnachtsferien zusätzlich den Wahlpflichtunterricht: Unter Dreijährige (WPU U3) übernehmen und hierbei mit der Unterrichtsreihe "Bindung" anfangen. Das Wissen über die Entwicklung der Emotionen ist hilfreich dabei, die Relevanz der frühen Bindungsbeziehung zu verstehen, weil eine gesunde emotionale Entwicklung des Kindes ohne die frühe Bindungsbeziehung zu mindestens einer Bezugsperson nicht fortschreiten kann. Die Inhalte des Lerngebiets Sozialpädagogische Grundlagen können somit mit dem WPU U3 gut verknüpft werden. In einer Phase, in der die Studierenden gerade mit vielen Eindrücken und Emotionen aus dem Blockpraktikum gekommen sind, sehe ich es als geeignet an, diese Situation auch thematisch dafür zu nutzen, Erfahrungen der Studierenden mit kindlichen Emotionen aus der Praxis in den Unterricht mit einzubinden. Bisher haben sich die Studierenden zum einen mit Grundlagen emotionaler Entwicklung beschäftigt. Darunter fällt die Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten, wie z. B. den emotionsbezogenen Fertigkeiten (Emotionsausdruck, Emotionswissen, Emotions- regulation), der Empathie und der emotionalen Kompetenz, aber auch dem Entwicklungsverlauf der Emotionen in den unterschiedlichen Altersstufen. Dieses Wissen sollte folglich auf ein Praxisbeispiel übertragen werden. Hierzu haben sich die Studierenden in Kleingruppen über Situationen, in denen sie starken kindlichen Emotionen ausgesetzt waren, ausgetauscht, um danach eine bestimmte Situation exemplarisch auszuwählen. Anhand des zuvor erlangten theoretischen Wissens über die emotionale Entwicklung sollte das Verhalten des Kindes in der Kleingruppe analysiert sowie pädagogische Handlungsmöglichkeiten betrachtet werden, die dem Kind dabei helfen, mit seinen Gefühlen angemessen umzugehen. Im nächsten Schritt wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeit im Plenum vorgestellt, wobei bereits erste Ideen zur Förderung der emotionalen Kompetenz von Kindern diskutiert wurden. Im Rahmen der Biografiearbeit sollten die Studierenden dann die eigene emotionale Kompetenz reflektieren. In der letzten Unterrichtsstunde hat die Lerngruppe Ausschnitte aus dem Film "Klug sein allein genügt nicht - Kinder brauchen emotionalen Intelligenz gesehen und auf pädagogische Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung der emotionalen Kompetenz bei Kindern untersucht. Im Unterricht vor der Examensstunde haben die Studierenden nach eine kurzen Einzelarbeitsphase2, in der sie sich gedanklich auf das Thema der Stunde eingestimmt haben, ein „Stummes Schreibgespräch“ zur Erweiterung der emotionalen Kompetenz bei Kindern durchgeführt und die z. T. aus den vorangegangen Unterrichtsstunden von ihnen überlegten Handlungsmöglichkeiten einer pädagogischen Fachkraft visualisiert und strukturiert.
3. Sachanalyse
Emotionen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens; beispielsweise steuern sie unser Denken mit und motivieren unser Handeln.3 Die Entwicklung von Emotionen wird in den ersten Lebensjahren grundgelegt und differenziert sich nach und nach aus. Die Emotionen von Kleinkindern unterscheiden sich somit grundlegend von denen der Jugendlichen und Erwachsenen. "Eine Besonderheit der frühen Kindheit ist die starke Emotionalität. Je jünger das Kind ist, desto stärker und vollständiger wird sein Verhalten von Gefühlen bestimmt."4 Das Ziel von emotionaler Entwicklung ist die emotionale Kompetenz.5 Unter dem Begriff der emotionalen Kompetenz versteht man das Potenzial, mit den eigenen Emotionen und den Emotionen anderer angemessen umzugehen.6 Dieses Potenzial umfasst die Fertigkeiten, die eigenen Emotionen zu erkennen und zu verstehen (Emotionswissen/-verständnis), sie mimisch, gestisch, sprachlich auszudrücken (Emotionsausdruck) und die eigenen positiven oder negativen Emotionen zu regulieren (Emotionsregulation). Ein weiterer Bereich emotionaler Kompetenz ist, die Emotionen anderer zu erkennen und zu verstehen und sich in andere einfühlen zu können.7 Diese sogenannten "emotionsbezogenen" Fähigkeiten und die Empathiefähigkeit bauen aufeinander auf und sind miteinander verbunden.
Die Förderung von emotionaler Kompetenz stellt eine zentrale Aufgabe von pädagogischen Fachkräften dar, weil sie [die emotionale Kompetenz] die Kinder nicht nur in ihrer Persönlichkeit, sondern u. a. auch in ihrer sozialen Entwicklung stärkt. Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Kindern und ErzieherInnen und ein "positives emotionales Klima"8 in der Kita sind die Basis für einen offenen Umgang mit Emotionen.9 Alle Gefühle der Kinder müssen zunächst akzeptiert und ernst genommen werden. Dabei ist es entscheidend, die Ursachen von Emotionen herauszufinden.10
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1 Vgl. Spindler, A. (2014): Soziale und emotionale Kompetenzen stärken. In: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration: Qualifizierte Sculvorbereitung (QSV) Erfolgreiche Bildungspraxis in Kindertageseinrichtungen. Wiesbaden S. 138
2 Siehe Anhang 1
3 Braun, F. (2014): Kleine Kinder - große Gefühle. Entwicklung und Bedeutung emotionaler Kompetenz. In: Kindergarten heute, Freiburg: Herder Verlag, Heft 8/2014, S. 8
4 Metzinger, A. (2011): Entwicklungspsychologie kompakt für sozialpädagogische Berufe. O-11 Jahre. Köln: Bildungsverlag Eins, S. 92
5 Vgl. Frech, V. (2008): Erkennen, fühlen, benennen... Grundlagen der emotionalen Entwicklung im frühen Kindesalter. In: Textor, M. (Hrsg.): Das Kita-Handbuch. Online: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1944.html [Zugriff: 02.11.2015]
6 Vgl. Janke, B. (2005): Emotionale Kompetenz. In: Guldimann, T.; Hauser, B.: Bildung der 4- bis 8-jährigen. Münster: Waxmann- Verlag, S. 190
7 Vgl. Frech, V. (2008): Erkennen, fühlen, benennen... Grundlagen der emotionalen Entwicklung im frühen Kindesalter. In: Textor, M. (Hrsg.): Das Kita-Handbuch. Online: http://www.kindergartenpaedagogik.de/1944.html [Zugriff: 02.11.2015]
8 Viernickel, S. Online: http://www.kindergartenplus.de/dl/KGpl_Fachtag09_Vortrag_Susanne_Viernickel.pdf [Zugriff: 11.11.2015]
9 Vgl. Frank, A. (2008): Kiga heute spezial: Kinder in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung fördern. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag, S. 29
10 Vgl. Wertfein, M. (2006): Emotionale Entwicklung im Vor- und Grundschulalter im Spiegel der Eltern-Kind-Interaktion. eDissertation an der LMU München. Online: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/5997/1/Wertfein_Monika.pdf [Zugriff: November 2015]
- Citar trabajo
- Dipl. Päd. Sanda Saric (Autor), 2015, Kinder bei der Erweiterung ihrer emotionalen Kompetenz unterstützen. Die Auswertung eines stummen Schreibgesprächs, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323281
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