Die Profession Soziale Arbeit wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und von der Politik nicht ausreichend wertgeschätzt. Welche Profession muss aufgrund seines Tätigkeitsfeldes immer wieder erklären was sie erbringt und wozu ein Studium als Qualifikation der Fachkräfte von Nöten ist? Die Soziale Arbeit hat es noch immer nicht verstanden, sich das notwendige Standing in der Gesellschaft zu verschaffen, welches ihr aufgrund der erbrachten Leistungen
zustehen sollte. Dies spiegelt sich vor allem auch bei der Vergütung und den Arbeitsbedingungen der Absolventen wieder.
Der Studiengang Soziale Arbeit erfreut sich an den ausbildenden Fachhochschulen seit einigen Jahren an großen Bewerberzahlen. Jedes Semester übersteigt die
Bewerberzahl die angebotene Platzzahl bei weitem. Der Numerus Clausus stieg dementsprechend immer weiter in die Regionen der klassischen wissenschaftlichen
Disziplinen wie Recht, Wirtschaft und Medizin. Das Aufgabenspektrum, welches sich den Absolventen eröffnet, ist mannigfaltig. Die Aufgaben, denen sich die Sozialarbeiter stellen, sind meist mit großer Verantwortung und komplexen Entscheidungen verbunden. Ob bei freien Trägern, öffentlichen
Trägern oder mittlerweile auch in der Privatwirtschaft sind gut ausgebildete Sozialarbeiter gefragte Fachkräfte.
Diese Fakten suggerieren einen attraktiven und sicheren Beschäftigungssektor für junge und gut ausgebildete Menschen. Die Realität scheint allerdings etwas anders
auszusehen!
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Anerkennung der Profession Soziale Arbeit
2.1 Anerkennung
2.2 Soziale Arbeit und die klassischen Diszipline n der Wissenschaft
2.3 Gesellschaftlicher Nutzer Sozialer Arbeit
2.3.1 Wahrnehmung der Profession in der Öffentlichkeit
2.3.2 Darstellung in den Medien
2.4 Fazit
3. Entwicklung der Beschäftigungsverhältnisse
3.1 Arbeitsmarkt für Sozialarbeiter und Beschäftigungszahlen
3.2 Bedeutung als Wirtschaftsbereich
3.3 Ökonomisierungszwänge
3.3.1 Folgen der Ökonomisierung
3.4 Beschäftigungsbedingungen
3.4.1 Auswirkungen der Beschäftigungsbedingungen
3.5 Fazit
4. Gehälter in der Sozialen Arbeit
4.1 Vergütungen von Sozialarbeitern
4.1.1 Beurteilung der Umstellung auf den TV-L im Land Berlin
4.1.2 Der TVöD im Vergleich
4.2 Studie zu den Gehältern der Geschäftsführer
4.3 Fazit
5. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Bedeutung der Sozialen Arbeit
Abbildung 2 Funktionen der Sozialen Arbeit
Abbildung 3 Öffentlicher Mitteleinsatz für Soziales
Abbildung 4 Einstellung zu Sozialarbeitern und Klienten
Abbildung 5 Stichprobe des DBSH
Abbildung 6 Erwerbstätige und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Abbildung 7 Sozialvers. Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen
Abbildung 8 Sozialvers. Beschäftigte nach Wirtschaftsabschnitten
Abbildung 9 Ausschnitt aus dem BAT
Abbildung 10 Überleitung in den TV-L
Abbildung 11 Entgeltgruppen des TV-L
Abbildung 12 Entgeltgruppen TVöD
Abbildung 13 Verteilung nach Tätigkeitsschwerpunkten
Abbildung 14 Umsatzzahlen
Abbildung 15 Mitarbeiterzahlen
Abbildung 16 Gesamtvergütung
Abbildung 17 Gesamtbezüge
Abbildung 18 Gesamtbezüge nach Tätigkeitsschwerpunkten
Wegen der einfacheren Schreibweise und besseren Lesbarkeit habe ich auf die männliche und weibliche Schreibweise verzichtet, selbstverständlich sind in meiner Bachelorarbeit immer beide Geschlechter gemeint.
1. Einleitung
Der Studiengang Soziale Arbeit erfreut sich an den ausbildenden Fachhochschulen seit einigen Jahren an großen Bewerberzahlen. Jedes Semester übersteigt die Bewerberzahl die angebotene Platzzahl bei weitem. Der Numerus Clausus stieg dementsprechend immer weiter in die Regionen der klassischen wissenschaftlichen Disziplinen wie Recht, Wirtschaft und Medizin.
Das Aufgabenspektrum, welches sich den Absolventen eröffnet, ist mannigfaltig. Die Aufgaben, denen sich die Sozialarbeiter stellen, sind meist mit großer Verantwortung und komplexen Entscheidungen verbunden. Ob bei freien Trägern, öffentlichen Trägern oder mittlerweile auch in der Privatwirtschaft sind gut ausgebildete Sozialarbeiter gefragte Fachkräfte.
Die Beschäftigungszahlen im Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit expandieren seit Jahren und somit ist dieser Bereich inzwischen auch für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft in Deutschland zu einem der wichtigsten Segmente angewachsen. Dies ist anhand von Zahlen zu belegen. Der Mikrozensus zeigt, dass im Jahr 2008 ca. 1,602 Millionen Menschen in den Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit tätig waren. Bereits 2007 stellte dieser Bereich einen Anteil von 4 % aller Erwerbstätigen. Noch 1980 betrug die Zahl der Beschäftigten lediglich 293.000 (= 1,1 % der Beschäftigtenzahl insgesamt)1.
Diese Fakten suggerieren einen attraktiven und sicheren Beschäftigungssektor für junge und gut ausgebildete Menschen. Die Realität scheint allerdings etwas anders auszusehen! Die Profession Soziale Arbeit wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und von der Politik nicht ausreichend wertgeschätzt. Welche Profession muss aufgrund seines Tätigkeitsfeldes immer wieder erklären was sie erbringt und wozu ein Studium als Qualifikation der Fachkräfte von Nöten ist? Die Soziale Arbeit hat es noch immer nicht verstanden sich das notwendige Standing in der Gesellschaft zu verschaffen, welches ihr aufgrund der erbrachten Leistungen zustehen sollte. Dies spiegelt sich vor allem auch bei der Vergütung und den Arbeitsbedingungen der Absolventen wieder.
Klagen über immer schlechtere Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in der Sozialen Arbeit mehren sich in allen Tätigkeitsfeldern. Professionelle berichten von der Auflösung fachlicher Standards, vom Abschied tariflicher Bezahlung, von Teilzeitbeschäftigungen und Arbeitsüberlastung. Diese Folgen der Ökonomisierungszwänge haben großflächige Auswirkung auf die Professionellen, die Qualität der Arbeit und somit auf die Klienten der Sozialen Arbeit.
In dieser Bachelorarbeit soll sich mit drei großen Themenkreisen auseinandergesetzt werden, welche zusammenhängen und sich auch gegenseitig bedingen:
Im ersten Abschnitt soll die Anerkennung der Profession Soziale Arbeit aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. Die Anerkennung stellt den Ausgangspunkt für die Themenkreise zwei und drei dar.
In den beiden folgenden großen Themenbereichen sollen, aufbauend auf den ersten Abschnitt, die Beschäftigungsbedingungen sowie die Vergütung von Sozialarbeitern in Deutschland betrachtet werden.
Dies soll unter Einbezug von wichtigen aktuellen Ereignissen geschehen, die Umstellung des Tarifvertrages für den Öffentlichen Dienst in Berlin, die Ereignisse um die Berliner Treberhilfe und die immer aktuelleren Ökonomisierungszwänge, denen die Soziale Arbeit unterliegt.
Fazit dieser Bachelorarbeit soll kein weiteres Klagelied eines angehenden Sozialarbeiters sein, sondern eine sachliche und kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Bedingungen und deren möglichen Ursachen. Gerade das Themengebiet der Vergütung scheint bei vielen angehenden und praktizierenden Sozialarbeitern ein „blinder Fleck“ zu sein, mit welchem man sich besser nicht auseinandersetzt! Diese Arbeit soll kein Aufruf nach höheren Gehältern sein, sondern eher an Anstoß an die Betroffenen, sich mit der Materie zu beschäftigen und sich nicht mit allen Gegebenheiten abzufinden!
Denn die bekannte Forderung der Repolitisierung der Sozialen Arbeit schließt das Eintreten für professionseigene Interessen nicht aus, da die Interessen der Klienten auch mit den der Professionellen verbunden sind.
2. Anerkennung der Profession Soziale Arbeit
Im ersten Abschnitt dieser Arbeit sollen grundlegende Sachverhalte geklärt werden. Was genau umfasst der Begriff der Anerkennung? Wie positioniert sich die Sozialarbeitswissenschaft gegenüber den sogenannten „klassischen“ Professionen? Was leistet Soziale Arbeit in unserer Gesellschaft und wie wird dies aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen?
2.1 Anerkennung
Anerkennung wird als Synonym für Akzeptanz oder Respekt verwendet. In allen sozialen Beziehungen bildet gegenseitige Anerkennung eine notwendige Grundlage. Jedes Individuum benötigt die Anerkennung der anderen Mitglieder des jeweiligen Umfeldes. Dies gilt in allen gesellschaftlich relevanten Kontexten wie zum Beispiel in der Partnerschaft, der Schule, der Universität und vor allem auch im Beruf.
„Die Anerkennung anderer Menschen, Dinge oder Sätze schränkt die Handlungsfreiheit eines Subjektes ein: Die Anerkennung anderer Menschen schließt Verpflichtungen ihnen gegenüber ein, die von ihrer Respektierung als Person, über die Zustimmung zu ihren Wünschen, bis hin zur Würdigung ihrer Leistungen reicht. Gegenüber juristischen Personen wie Vereinen, Gemeinden oder Staaten meint Anerkennung eine „offizielle Bestätigung, Erklärung der Gültigkeit oder der Rechtsmäßigkeit“.2
Der Begriff der Anerkennung ist grundlegend für die Philosophie Immanuel Kants, welcher diesen allerdings nicht unmittelbar verwendet. Dies kommt vor allem in der Menschenrechtsformel des kategorischen Imperativs zum Ausdruck. Demnach soll man sich oder einen anderen Menschen niemals nur als Mittel, sondern stets auch als Zweck behandeln.3 Also hat man die eigene Willkür mit der Willkür der anderen nach einem allgemeinen Gesetz der Freiheit in Einklang zu bringen, dementsprechend hat ein jeder Mensch einen rechtmäßigen Anspruch auf Achtung seines Nebenmenschen.4
Einen ersten konkreten Versuch der Systematisierung des Anerkennungsbegriffes leistete Johann Gottlieb Fichte in seiner Grundlage des Naturrechts von 1796.
Darauf basierend entwickelte Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen frühen Werken ein theoretisches System. Im Zentrum dieses Systems stand der Anerkennungsbegriff. In den Konzepten von Fichte und Hegel ersetzt die Anerkennung gewissermaßen den Gesellschaftsvertrag als Grundlage von Recht und Staat.5
„Nach Hegel repräsentiert die Anerkennung eine partikularistische, kontextgebundene intersubjektive Perspektive – hier werden die Subjekte in ihrer Differenz und Besonderheit berücksichtigt“.6
Mit Hegel endete zunächst die Entwicklung der philosophischen Anerkennungstheorie.
Der aus Russland stammende Alexandre Kojève nahm Hegels Ansatz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder auf. Der Intention des jungen Hegels folgend, hob er hervor, dass Anerkennung zur Bildung des Selbstbewusstseins notwendig sei. Dies impliziert, dass niemand für sich selbst allein diese Entwicklungsstufe erreichen kann. Erst wenn mehrere „Bewusstseinstypen“ aufeinandertreffen, ereignet sich das, was Hegel „Dialektik der Anerkennung“ nennt und den „Kampf um Anerkennung“ als Spezifikum des Menschen nötig macht. Hegel beschreibt dies in seiner „Phänomenologie des Geistes“.
In Deutschland griff Jürgen Habermas 1968 zuerst das Anerkennungs-Prinzip Hegels auf. Habermas wies auf seine Aktualität hin und betonte die Vorteile des Konzeptes der Anerkennung gegenüber Problemen der Theorien von Immanuel Kant und Karl Marx. „Bei Kant fehle in der Klärung moralischer Fragen die zwischenmenschliche Interaktion und damit tatsächliche Intersubjektivität. Marx hingegen reduziere Interaktion auf Arbeit. Hegel habe mit der Anerkennung hingegen richtigerweise Interaktion und Arbeit auseinandergehalten“.7
Als Weiterentwicklung der Sozialphilosophie der Frankfurter Schule und im Anschluss an Habermas’ Ansätze rückte dann Axel Honneth den Begriff der Anerkennung in das Zentrum seiner Arbeiten. In der Gegenwartsphilosophie wird Honneth mit dem Begriff Anerkennung eng verbunden, weil er sich 1990 mit diesem Thema am Fachbereich Philosophie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main habilitierte.
Mit dem Thema Anerkennung befasste sich auch der dem Kommunitarismus zuzurechnende Philosoph Charles Taylor in seiner Schrift „Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung von 1997“.
„Honneth nennt drei Anerkennungsformen als historisch entstandene „Kerninstitutionen“ der kapitalistischen Gesellschaft: Liebe, Leistung und Recht“.8 Die Anerkennungssphäre der Liebe bezeichnet Beziehungen, welche Bedürfnisse nach emotionaler Nähe abdecken. Wesentlich bedeutsamer im hier dargestellten Kontext erscheint mir allerdings der Begriff (die Anerkennungssphäre) der Leistung. Dieser wird laut Honneth durch die konditionale Vergabe von Anerkennung abhängig von spezifischen Leistungen gekennzeichnet.9 Nicht jede Tätigkeit gilt als Tauschwert schaffender, produktiver Leistung und wird dementsprechend mit wenigen bzw. anderen Formen von Anerkennung bedacht.10 Bezogen auf Soziale Arbeit bietet das Leistungsparadigma der Profession die Möglichkeit, sich in der Anerkennungsrationalität Leistung als erbrachten und evaluierbaren Erfolg darzustellen und sich zu etablieren. Die dritte Anerkennungsform nach Honneth stellt das Recht dar. Recht bietet Schutz vor Ungerechtigkeit für einzelne Personen oder ganze Gruppen. Gruppen die zum Beispiel von Diskriminierung bedroht werden, können ihr Recht auf Anerkennung einklagen. „Somit stellt das Recht als solches eine Möglichkeit zur Durchsetzung von Gleichheit dar. Die Potentiale und Grenzen rechtspolitischer Interventionen liegen darin, dass Rechte zugleich schützen und disziplinieren, indem sie Identitäten verfestigen“.11 Die Akteure im Rechtssystem haben also potentiell die Möglichkeit ihre Anerkennung einzuklagen.
Mit den drei „Anerkennungssphären“ sei der Rahmen dessen markierbar, was gegenwärtig unter der Idee der sozialen Gerechtigkeit verstanden werden sollte.12 Heite hingegen geht bei den „Anerkennungssphären“ von Honneth von Analysekategorien aus und nicht von einem normativen Leitmotiv.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Subjekte der modernen Gesellschaft wechselseitiger Anerkennung bedürfen, um eine möglichst intakte Identität entwickeln zu können. Dies ist von Nöten, damit einzelne Personen sich als vollwertige und besondere Mitglieder der Gemeinschaft begreifen können. Die Gerechtigkeit einer Gesellschaft bemisst sich an dem Grad ihrer Fähigkeit, Bedingungen der wechselseitigen Anerkennung sicherzustellen, damit die individuelle Selbstverwirklichung vonstatten gehen kann.13 „Hierbei wird das Ziel einer möglichst intakten Identitätsbildung in den Fokus gerückt“.14 Der Punkt der beruflichen Identität wird in einem späteren Kapitel noch weitergehend beleuchtet. „Mit der Ausdifferenzierung der drei „Anerkennungssphären“ geht eine Steigerung an sozialen Individualisierungsmöglichkeiten als auch ein Wachstum an sozialer Einbeziehung einher“.15
Wie schon in diesem ersten kurzen Abschnitt dieser Arbeit deutlich wird, ist der Begriff der Anerkennung für jedes Individuum der Gemeinschaft von essentieller Bedeutung. Anerkennung bedeutet Inklusion und Wertschätzung durch die anderen Mitglieder der Gesellschaft. Es wurde bereits hier sichtbar, dass Anerkennung mit dem Begriff der Identität verbunden ist. Aber womit identifizieren wir uns? Diese Frage muss mit mehreren Teilaspekten beantwortet werden. Wir identifizieren uns über unseren Namen, unsere Herkunft, leider immer noch über unseren gesellschaftlichen Stand und nicht zuletzt über unseren Beruf und die damit verbundene Profession. Die Disziplin der Sozialen Arbeit befindet sich seit je her in einer Identitätskrise und in einem Kampf um gesellschaftliche Anerkennung. Im nächsten Abschnitt der Arbeit soll erklärt werden, warum es anderen Disziplinen von Hause aus leichter fällt sich eine eindeutige Identität zu schaffen und warum die scheinbare Identitätskrise der Sozialen Arbeit auch ungeahnte Chancen mit sich bringen kann. Hierbei soll besonders auf den Begriff der Transdisziplinarität eingegangen werden.
2.2 Soziale Arbeit und die klassischen Disziplinen der Wissenschaft
„Die Soziale Arbeit ist keine klassische Wissenschaftsdisziplin, sondern eine postmoderne transdisziplinäre Wissenschaft“.16 Kleve stellt somit eine Differenz der Sozialarbeitswissenschaft zu den „klassischen“ Disziplinen dar. Zu den sogenannten „klassischen“ Wissenschaftsdisziplinen gehören laut Kleve zum Beispiel die Rechtswissenschaft und die Medizin. Diese Wissenschaften haben einen eindeutigen Gegenstandsbereich und sind somit relativ klar voneinander abzugrenzen. So bezieht sich die Disziplin der Medizin auf organische Prozesse im Menschen und auf die Reduktion von vorhandenen Dysfunktionen. Außerdem ist ein weiteres Merkmal dieser „klassischen“ Disziplinen eine eigene Fachsprache, die den Zugang für Laien deutlich komplizierter gestaltet und somit eine scheinbar professionelle Barriere aufbaut. Diese Barriere macht nach außen klar, dass man ohne vorhandenes Wissen aus einer einschlägigen Ausbildung nicht einfach in diesen Bereich vordringen und mitreden kann. Dies verschafft der Disziplin und den Akteuren großen Respekt von der Außenwelt. Diese scheinbare Stärke der „klassischen“ Disziplinen kann man aber auch als Defizit betrachten. Denn durch den Gebrauch vieler Fachtermini schotten sich diese Disziplinen von der Lebenswelt der Außenstehenden ab und erscheinen als schwer verständlich. Die Gesellschaft deutet diese Defizite aber als vermeintliche Stärke der Akteure und bringt diesen und ihren Fertigkeiten hohe Anerkennung entgegen.
Im Gegensatz zu den „klassischen“ Disziplinen spricht Kleve, wie bereits oben erwähnt, bei der Sozialen Arbeit von einer postmodernen transdisziplinären Wissenschaft.17 Transdisziplinarität bedeutet, dass der jeweilige Wissenschaftler ausgehend von einer wissenschaftlichen Fragestellung unterschiedliche Wissenschaften nach relevantem Wissen durchsucht und dieses zu einer neuen Perspektive verknüpft. Dieses Vorgehen beschreibt Kleve als typisches Vorgehen der Sozialen Arbeit. Diese Verknüpfungsleistung widerspricht den „klassischen“ Wissenschaftsdisziplinen. Transdisziplinäre Wissenschaften bzw. Studiengänge widersprechen den ehrwürdigen Prinzipien der Wissenschaft und der Praxis weil sie zwischen ihnen liegen18. Sie scheinen der zwangsläufigen Ausdifferenzierung von immer neuen Teildisziplinen und der beruflichen Spezialisierung entgegenzulaufen. Hintergründig handelt es sich um Studiengänge, die dem Wissen einzelner wissenschaftlicher Disziplinen langsam zu erarbeitende Wissen über die Möglichkeiten ihrer Verknüpfung hinzufügen. „Wenn man so will, entsteht hier ein neues Spezialwissen, dessen Spezifikum in der Verknüpfung von anderem Spezialwissen besteht“.19 Der Mensch neigt dazu klare Kategorien und Eindeutigkeit in seinem Denken zu bevorzugen. „Der Modernismus geht von klaren und abgetrennten Kategorien aus. Der Postmodernismus hingegen lässt Durchmischung und Unklarheiten zu. Dieser sieht in der Überschreitung und Überlappung von Differenzen etwas Positives“.20 Kleve argumentiert hierbei mit den Gegebenheiten der modernen Gesellschaft. Er beschreibt diese als durch Ambivalenz und Uneindeutigkeit gekennzeichnet. „Die Postmoderne erlaubt es, aus der modernen Not der sozialarbeiterischen Identitätsproblematik eine postmoderne Tugend der sozialarbeiterischen Identität der Identitätslosigkeit zu machen“.21 Die Eigenschaftslosigkeit wird hier also als die prägende Eigenschaft der praktischen Sozialarbeit betrachtet. Sie beschreibt kein Defizit, sondern die maßgebende Kompetenz der Profession. Den Grund für die Eigenschaftslosigkeit der Sozialarbeit legt Kleve im doppelten Generalismus fest. „Die Sozialarbeit ist „universell generalistisch“, weil sie verschiedene Zielgruppen begleitet, „spezialisiert generalistisch“ weil sie sich auf bestimmte Arbeitsgebiete begrenzt“.22 Genau daraus erwächst die Identität der Identitätslosigkeit der Sozialarbeit. Die Vorteile der Eigenschaftslosigkeit der Sozialarbeit zeigen sich auch im Fehlen der eigenen Fachsprache. Auch dies könnte auf den ersten Blick als Defizit gedeutet werden. Aber genau hier zeigt sich die Stärke der Sozialarbeit, indem diese sich nicht von der Lebenswelt der Klienten abschottet, sondern einen niedrigschwelligen Zugang schafft. Sozialarbeit und ihre Akteure müssen in der Lage sein sich den Gegebenheiten anzupassen und somit auch die Sprache auf die vorliegende Situation einzustellen. Kleve bezeichnet Sozialarbeiter deswegen auch als „Kommunikationsvirtuosen“. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die auf den ersten Blick ausgemachten Defizite der Sozialarbeitswissenschaft bei genauerer Betrachtung als Kompetenz ausgemacht werden können. Und das zum Beispiel Thiersch, aufgrund des Wachstums, das 20. Jahrhundert als das „sozialpädagogische Jahrhundert“ bezeichnet.23
Im nächsten Abschnitt soll nun geklärt werden, welchen Nutzen die Gesellschaft aus diesen Kompetenzen ziehen kann.
2.3 Gesellschaftlicher Nutzer Sozialer Arbeit
Im vorherigen Abschnitt wurde darlegt, wie sich die Disziplin der Sozialen Arbeit gegenüber den „klassischen“ Wissenschaften behaupten kann und welche Kompetenz ihr sogar einen Vorteil gegenüber den Einzeldisziplinen verschaffen kann. Aber was leistet die Profession praktisch für die Gesellschaft und ihre Mitglieder?
„Zum Ende des 19. Jahrhunderts industrialisierte der wissenschaftlich-technische Fortschritt die Gesellschaft und entwickelte den Kapitalismus“.24 Der Kapitalismus brachte neue soziale Problematiken auf, zum Beispiel den Gegensatz von Arbeit und Kapital. Der Staat reagierte mit sozialstaatlichen Entwicklungen wie der Einführung der Sozialversicherung. Da weiterhin die regulierenden Kräfte der eigenen Familie immer weiter abflachten, entstand außerdem einen neue Profession. Diese wurde zumeist von engagierten Frauen ausgeführt.
Die moderne Gesellschaft unterliegt andauernd und im enormen Tempo verschiedensten Veränderungen in allen Bereichen. In Zeiten der Globalisierung bedingen nicht nur Ereignisse in der BRD Veränderungen im alltäglichen Leben. Ein plakatives Beispiel für diese Prozesse bildet die Verschuldung Griechenlands und die daraus resultierenden Folgen. In erster Instanz ist natürlich die Bevölkerung Griechenlands von diesen Folgen betroffen. Einsparungen im öffentlichen Dienst, ein höheres Renteneintrittsalter und Sparzwänge brachten das Volk gegen die eigene aber auch gegen die europäische Politik auf. Aber auch die anderen Mitgliedsstaaten der Eurozone sind von dem drohenden Staatsbankrott Griechenlands betroffen. Die Rettungspakete zur Sanierung des maroden Mitgliedsstaates umfassen mehrere Milliarden Euro und ein Ende der Garantien scheint noch lange nicht in Sicht. Die Entwicklungen von gesellschaftlichen Prozessen enden also heutzutage nicht mehr an Landesgrenzen. Aber auch innerhalb der BRD scheint der Prozess der Veränderung zur alltäglichen Tagesordnung zu gehören. Das Renteneintrittsalter wurde von 65 auf 67 Jahre erhöht, die Einführung von Hartz IV und deren Folgen wirken sich immer noch in prekärer Weise auf die Betroffenen aus, der Begriff der Altersarmut flimmert immer wieder über den Bildschirm, Zusatzbeiträge bei den Krankenkassen belasten gerade die knappen Geldbeutel von Geringverdienern, Überlastungen im Beruf scheinen sich zu häufen, Veränderungen im Bildungssystem lassen Eltern und Schüler den nötigen Durchblick immer mehr verlieren! Diese angeführten Punkte lassen einen sehr negativen Blickwinkel des Autors auf die Entwicklung der modernen Gesellschaft und die Globalisierung vermuten. Aber weit gefehlt, in der Globalisierung und der modernen Gesellschaft liegen unendlich viele Chancen und Möglichkeiten. Alleine der Zugriff auf unendliche Wissensquellen durch das Internet, Bemühungen um Armutsbekämpfungen, Aufklärung und Frieden zwischen vermeintlich verfeindeten Staaten sind Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Aber durch diese Fülle an Möglichkeiten und Veränderungen entstehen auch neue Anforderungen an die Mitglieder der modernen Gesellschaft. Immer wieder klagen Menschen über die Belastungen des Alltags und immer häufiger hört man von Burnout oder Überforderungsreaktionen. Es scheint also so, als ob die Anforderungen der immer komplexer werdenden Gesellschaft viele seiner Mitglieder überfordert und dabei auch einige Mitglieder an den Rand der existentiellen Gefährdung bringt.
„Diese Erkenntnisse bringen den Rückschluss mit sich, dass die Anzahl an Menschen, die eine sozialstaatliche oder sozialarbeiterische Unterstützung benötigen könnten kontinuierlich wächst. In den letzten drei Jahrzehnten stieg die Anzahl der arbeitslosen Erwerbspersonen in den westlichen Industriestaaten nach einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 10,3 auf über 35 Millionen an. Diese Ebene der materiellen Problematik bedingen auch bio-psychosoziale Schwierigkeiten“.25 Dies kann damit begründet werden, dass Geld die Voraussetzung bildet um an der modernen Gesellschaft teilzuhaben. Studien zeigen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Armut und der psychischen und körperlichen Gesundheit des Menschen.26 Umgekehrt lässt sich aber auch sagen, dass psychisches und körperliches Leiden die soziale Lage der Menschen verschlechtern.27 Da sich in den letzten Jahren soziale Schwierigkeiten und die erwähnten komplexeren Gesellschaftsstrukturen weiter ausgebaut haben, expandierte die Profession der Sozialen Arbeit enorm. Der Bedarf an Sozialarbeitern, die Menschen professionell bei der Bearbeitung ihrer Probleme im materiellen und psychosozialen Bereich unterstützen wird also immer größer. Der Teufelskreis dieser sich gegenseitig bedingender Probleme kann in den meisten Fällen nur mit professioneller Unterstützung bewältigt oder wenigstens eingedämmt werden. Dies ist natürlich auch mit einem enormen Kostenaufwand verbunden. Der intakte Sozialstaat kostet seine Steuerzahler viel Geld. Aber er bringt ihm auf der anderen Seite auch einen in monetären Sphären nicht darstellbaren Gegenwert! Er bemüht sich um die schwächsten Mitglieder in seinen Reihen und bewahrt diese häufig vor der absoluten Eskalation. Deshalb muss man die Frage nach dem Nutzen der Sozialen Arbeit vielleicht auch mit einer Gegenfrage beantworten: Wie sieht eine Gesellschaft ohne Soziale Arbeit aus?
Auch in der Gegenwart ist die Soziale Arbeit für die gleichen Probleme, die in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ihre Entstehung herausforderten und die Erfolgsgeschichte etablierten, zuständig.28
Die soziale Frage ist auch in unserer modernen und hoch entwickelten Gesellschaft keineswegs gelöst, gerade die Technisierung und Rationalisierung bringt nicht nur Innovationen mit sich, sondern verschärft auch vorhandene Problematiken zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt.
Soziale Arbeit geht also Problematiken an, die nicht versicherungstechnisch lösbar sind, sondern die Zuwendung, Beratung oder Betreuung erfordern. Dies tut sie in allen notwendigen Kontexten für alle bedürftigen Zielgruppen und in allen gesellschaftlichen Schichten. Abschließend möchte ich noch einmal Kleve anführen, der in anbetracht der gesellschaftlichen Veränderungen die andauernde Notwendigkeit der Sozialen Arbeit konstatiert.29
Soziale Arbeit soll auftretende Probleme in der Gesellschaft und innerhalb von sozialen Systemen bewältigen, bedürftigen Menschen Unterstützung bieten und sie befähigen, ihr Leben besser zu gestalten. Sie wird immer dann tätig, wenn andere Professionen nicht, noch nicht oder nicht mehr tätig werden. Denn anders als die klassischen Professionen, wie die Medizin oder die Psychologie, arbeitet die Sozialarbeitswissenschaft ganzheitlich. Sie betrachtet den Menschen nicht nur ausschnitthaft, sondern vielmehr in seiner Gesamtheit und bezieht dabei soziale, psychische und biologische Aspekte bei der Problembearbeitung mit ein.
Ein Ausblick in die Zukunft entbehrt in vielen Fällen der wissenschaftlichen Bearbeitung einer Thematik, aber auch ohne eine Grundlage von Zahlen zu haben, kann man davon ausgehen, dass die Problematiken der komplexen Gesellschaft die Klientenzahlen ansteigen lassen werden. Somit wird auch der Bedarf an ausgebildeten Sozialarbeitern weiter expandieren.
Soziale Arbeit geht also schwerwiegende gesellschaftliche Probleme an und wird dies auch weiterhin tun. Aber wie nehmen die entscheidenden gesellschaftlichen Akteure die Soziale Arbeit wahr?
2.3.1 Wahrnehmung der Profession in der Öffentlichkeit
Anerkennung für eine Profession kann nur erfolgen, wenn diese auch von den entscheidenden Instanzen wahrgenommen wird und von diesen eine ausreichende Wertschätzung erhält. Wie denkt also die Öffentlichkeit über den Wert der Sozialen Arbeit?
Diesen Sachverhalt wissenschaftlich darzulegen ist ein sehr komplexes Unterfangen. Es gibt nur sehr wenig empirische Forschungen zur Bedeutung der Sozialen Arbeit in der Öffentlichkeit. Allerdings zeigen diese, dass Soziale Arbeit als ein gesellschaftlicher Teil zur Erreichung von sozialem Frieden und Gerechtigkeit gilt.
Die letzte größere empirische Untersuchung über die Wahrnehmung der Sozialen Arbeit in der Öffentlichkeit entstammt dem Jahr 1969. In dieser Studie setzte sich Ernst-Günther Skiba mit der Stellung und Funktion des Fürsorgers in der Gesellschaft auseinander. Es ist sicher nicht unproblematisch, das Image eines Berufsstandes ‚Sozialarbeit' über die Bezeichnung ,Fürsorger' zu erfassen, zumal, laut Skiba, bei den Befragten unterschiedliche Assoziationen zu den Begriffen Sozialarbeiter und Fürsorger existierten. Streng genommen wurde also in dieser einen und hoch gehaltenen Untersuchung das Berufsbild Sozialarbeiter nicht untersucht, was aber bedeuten würde, dass es für Jahrzehnte nicht einmal diese eine empirische Studie gegeben hätte. Die Ergebnisse von Skiba zeigten, dass das repräsentative Fremdbild den Beruf des Fürsorgers als eine hoch geschätzte Funktion bewertet wird, wobei aber die eigentliche Tätigkeit bezüglich ihrer sozialen Effektivität in Frage gestellt wird.30
Im Jahre 1997 gab der DBSH (Deutscher Berufsverband für soziale Arbeit e.V.) deshalb eine erneute Untersuchung zum „Stellenwert von Sozialer Arbeit im Bewusstsein der Bevölkerung Deutschlands“ in Auftrag. Dies geschah zu einem Zeitpunkt in der die Soziale Arbeit durch Politik und auch Teilen der Medienlandschaft immer mehr in Frage gestellt wurde und sich Zuschussgeber zunehmend aus ihrer Finanzierung zurückzogen.31
Das Schweizer Meinungsforschungsinstitut „DemoSCOPE“ wurde mit der 30.000 DM teuren Studie beauftragt.
Als die wesentlichste Erkenntnis dieser Studie kann man zuerst angeben, dass die Bevölkerung die Soziale Arbeit als sehr wichtig einschätzt und das Soziale Arbeit in der Bevölkerung deutlich besser angesehen wird, als dies Teile des politischen und öffentlichen Diskurses vermuten lassen.32
Zuerst sollte die Bekanntheit des Begriffs und der jeweiligen Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit abgeklärt werden. Hierbei kam es zu folgenden Ergebnissen:
Die größte Bekanntheit haben die Arbeitsfelder Hilfe für Behinderte und Kranke, sozial Bedürftige, Jugendarbeit und die Arbeit in Heimen.
Soziale Arbeit wird vor allem im Zusammenhang mit Hilfe in Problemsituationen gesehen.
„Die Bevölkerung versteht Soziale Arbeit als Hilfeangebot in besonderen Lebenssituationen (individueller Bezug), das sich als Tätigkeit von sozialen und öffentlichen Organisationen (institutioneller Bezug) vollzieht und als Beitrag zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme (struktureller Bezug) gesehen wird“.33 Die Vielfältigkeit der Aufgabenbereiche der Sozialen Arbeit scheint großen Teilen der Bevölkerung jedoch nicht bekannt zu sein.
Im zweiten Teil der Studie ging es um die Bedeutung der Sozialen Arbeit.
„Von insgesamt 58,5 % der Befragten wurde die Soziale Arbeit als „besonders wichtig“ erachtet. Weiterhin stuften ca. 35 % der Bevölkerung die Soziale Arbeit als „auch noch wichtig“ ein“.34
Bezogen auf die einzelnen Tätigkeitsfelder und Zielgruppen ergibt sich folgendes Bild:Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten35
Abbildung 1 Bedeutung der Sozialen Arbeit
Die Arbeit mit Jugendlichen erhält hierbei die größte Zustimmung, gefolgt von der Arbeit mit Behinderten und kranken Menschen. Interessant erscheint mir, dass nur die Beratungsdienste in Ämtern und Behörden einen Zustimmungsgrad von weniger als 50 % als „besonders wichtig“ erhalten.
Im nächsten Abschnitt der Studie wurden die Befragten nach der Funktion der Sozialen Arbeit befragt (hierbei wurden verschiedene Antwortmöglichkeiten vorgegeben). Dieser Abschnitt ergab folgende signifikante Ergebnisse:
61 % der Befragten sehen die Soziale Arbeit als Möglichkeit soziale Konflikte zu vermeiden.
Mehr als 65 % der Befragten sehen Soziale Arbeit ebenfalls als Möglichkeit, die Folgen des Konkurrenzkampfes in der Gesellschaft abzumildern und Kriminalität zu vermeiden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten36
Abbildung 2 Funktionen der Sozialen Arbeit
Die Funktion oder anders ausgedrückt Sinn und Zweck der Sozialen Arbeit werden also überwiegend positiv bewertet. Diese Ergebnisse verwundern vielleicht nicht, aber interessant ist auch immer die Frage nach der Herkunft der notwendigen (Finanz-)Mittel. Wenn man Bürger oder auch Politiker nach dem Nutzen von bestimmten Projekten befragt erhält man sehr häufig große Zustimmung. Wenn man weitergehend nach der Bereitschaft für höhere Abgaben nachfragt, ändert sich dieses Bild häufig sehr schnell. Aufgrund dessen erscheint der nächste Abschnitt der Studie als sehr bedeutend. In diesem Teil der Studie geht es um die Finanzierung der Sozialen Arbeit.
Folgendes Meinungsbild der Befragten ergibt sich hierbei:
42 % der Befragten wünschen sich mehr private Mittel für den sozialen Bereich.
60 % der Befragten sind bereit Spenden für die Soziale Arbeit zu leisten.
51 % der Befragten fordern mehr öffentliche Mittel für die Soziale Arbeit, Einsparungen wollen dagegen nur 8 % der Beteiligten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten37
Abbildung 3 Öffentlicher Mitteleinsatz für Soziales
Diese Ergebnisse können durchaus als überraschend angesehen werden. Trotz immer stärker begrenzter Verfügungsrahmen der privaten Haushalte wird von dem Großteil der Befragten von Einsparungen in der Sozialen Arbeit abgesehen und sogar eine Spendenbereitschaft signalisiert. Im Ergebnis kann man also feststellen, dass Kürzungen von öffentlichen Mitteln von den meisten Beteiligten abgelehnt werden und außerdem der Einsatz privater Mittel in Aussicht gestellt wird. Dies lässt den Schluss zu, dass in der Öffentlichkeit die Meinung zum Wert und Nutzen der Sozialen Arbeit sehr hoch ist. Die Befragten scheinen der Meinung zu sein, dass verschiedenste gesellschaftliche Probleme der professionellen Bearbeitung bedürfen. Im letzten Teil der Studie wurden die Befragten zu ihrer Meinung gegenüber den Klienten und den Professionellen der Sozialen Arbeit befragt.
„Die Tätigkeit von Sozialarbeitern wird von einer Mehrheit der Befragten regelrecht bewundert. Diese Bewunderung scheint sich nicht über Status oder Einkommen zu definieren, sondern über den Einsatz für schwächere Mitglieder der Gesellschaft“.38 Im selben Atemzug werden die Klientel und die institutionellen Strukturen deutlich kritischer gesehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten39
Abbildung 4 Einstellung zu Sozialarbeitern und Klienten
Entgegen der Klientel erfahren die Sozialarbeiter selbst eine wesentlich positivere Betrachtung, lediglich 14 % beschreiben es als „voll zutreffend “, dass Sozialarbeiter mehr reden als sie wirklich leisten. Weitere 19 % bezeichnen diese These als „eher zutreffend“. Hingegen meinen 35 % dass diese These „weniger“ und 17 % „gar nicht zutreffend“ ist. Eine noch positivere Wendung erfährt die Sichtweise der Sozialarbeiter in der Aufgabenstellung als Ansprechpartner für Schwache und Ausgestoßene. Für 61 % der Befragten sind Sozialarbeiter für diese Gruppe wichtige Ansprechpartner.
Abschließend lässt sich sagen, dass die in der Sozialen Arbeit Beschäftigten einen überaus guten Ruf genießen. Welche andere Berufsgruppe kann schon von sich behaupten, von 85 % der Befragten einer Umfrage „voll und ganz“ oder „eher“ bewundert zu werden?40
[...]
1 www.destatis.de
2 Amengual (1999), S. 66-68
3 Vgl. Kant (1785), Akademie-Ausgabe Band VI, 230
4 Vgl. Kant (1797) Akademie-Ausgabe Band VI, 462
5 Amengual (1999), S. 66-68
6 Gosepath (2004), S. 98
7 Habermas (1968), S. 46
8 Heite (2008), S. 16
9 Vgl. Heite (2008), S. 18
10 Vgl. Frerichs (2000), S. 269 ff.
11 Hark (2000), S. 28 ff.
12 Honneth (2003), S. 207
13 Vgl. Honneth (2003), S. 206
14 Honneth (2003), S.209
15 Honneth (2003), S. 219
16 Kleve (2003), S. 118 ff.
17 Vgl. Kleve (2003), S. 118 ff.
18 Vgl. Kleve (2003), S. 118 ff
19 Münch (1995), S. 12 ff.
20 Vester (1993), S. 31
21 Kleve (2003), S. 120
22 Erath (2006), S. 131
23 Thiersch (1992), S9-23
24 Kleve (2004), S. 8
25 Kleve (2004), S. 2
26 Vgl. Waller (2003), S. 10-14
27 Vgl. Kleve (2004), S. 3
28 Vgl. Kleve (2004), S. 8-9
29 Vgl. Kleve (2004), S. 9
30 Vgl. Skiba (1972), S. 227 ff.
31 Vgl. DBSH (2002), S. 1
32 Vgl. DBSH (2002), S. 1
33 DBSH (2002), S. 3
34 DBSH (2002), S. 4
35 DBSH (2002), S. 4
36 DBSH (2002), S. 5
37 DBSH (2002), S. 6
38 DBSH (2002), S. 7
39 DBSH (2002), S. 7
40 Vgl. DBSH (2002), S. 9
- Arbeit zitieren
- David Deter (Autor:in), 2012, Anerkennung der Profession Soziale Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322568
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