Die Aufführung des Bühnenstückes "Unterwerfung", das auf einen Roman von Michel Houellebecq zurückgeht, wird augenblicklich mit viel Interesse von Theaterbesuchern, Kommentatoren und Rezensenten verfolgt. Die Vorstellungen am Schauspielhaus in Hamburg sind gut besucht und nicht nur das, nach Bekanntgabe der Aufführungstermine sogar ziemlich schnell restlos ausverkauft. Zurückzuführen ist dies höchstwahrscheinlich auf die Vermutung seitens des Publikums, hier ginge es um Zusammenhänge oder auch nur Aspekte mit aktuellem Zeitbezug, um Parallelen und Analogien zu Vorgängen, die sich in der Lebensrealität derzeit zutragen oder in vermeintlich realistischer Einschätzung ereignen könnten, hier drehe es sich um Handlungsmomente, denen ein gewisses Maß an Wahrscheinlichkeit und Wirklichkeitsnähe durchaus abzugewinnen sei.
Ein prominentes Bühnenstück wie das vorliegende findet natürlich viel Resonanz im Schrifttum, insbesondere im Journalismus, genauer gesagt im Bereich professioneller Theaterkritik, wie sie dem Feuilleton der Medien zu entnehmen ist.
Der vorliegende Kommentar ist darum bemüht, mit einem eher nüchtern-sachlichen Sprachgestus, d.h. deutlich abweichend von einer Diktion, die dem Rezipienten üblicherweise vom Feuilletonteil der Presse her geläufig ist, den einen oder anderen Gedanken zu dem Spiel mit "Schein und Sein", besser noch: mit "Lebensrealität und Schreckensvision", d.h. zu den in der Erzählerperspektive reflektierten teilweise grotesken Handlungskonstellationen, zu artikulieren und damit auch zur Diskussion zu stellen, soweit dies erwünscht ist und Möglichkeiten des Diskurses in der Folge aufgegriffen zu werden in Aussicht stehen.
„Unterwerfung“ von Michel Houellebecq
Ein Monolog mit Edgar Selge
Anmerkungen zum Werk in der Inszenierung am Deutschen Schauspielhaus Hamburg
Regie: Karin Beier
Uraufführung am 06.02.2016
[…]
Paris im Jahre 2022: Straßenschlachten zwischen Extremisten heizen das politische Klima auf. Der Front National hat gewaltigen Zulauf. Um zu verhindern,
dass er als stärkste Partei den Präsidenten stellt, koalieren die liberalen bürgerlichen Parteien mit einer gemäßigt islamischen Partei. Der Plan geht auf:
In den Élysée-Palast zieht Frankreichs erster muslimischer Präsident ein. Was diese durchaus realistische Zukunftsprognose Houellebecqs erst zum Skandalon
macht, ist, wie sich binnen weniger Monate das öffentliche Leben ohne jeden Widerstand wandelt. Die islamische Bruderschaft, die Frankreich wie eine
bankrottgegangene Firma übernimmt, errichtet kein totalitäres Regime wie bei Huxley oder Orwell. Machtübernahme und Wandel vollziehen sich vollkommen
unspektakulär, demokratisch und legal. […] Und die Bevölkerung nimmt die islamischen Gebote und Verbote genauso hin, wie sie bisher Quotenregelungen,
Steuererhöhungen, Mülltrennungsgebote oder die Privatisierung öffentlicher Dienste akzeptiert hat.
[…]
(http://www.schauspielhaus.de/de_D E/repertoire/unterwerfung.1052787) (letzter Abruf: Mai 2016)[1]
Die Aufführung des oben genannten Bühnenstückes, das auf einen Roman von Michel Houellebecq zurückgeht, wird augenblicklich mit viel Interesse von Theaterbesuchern, Kommentatoren und Rezensenten verfolgt. Die Vorstellungen am Schauspielhaus in Hamburg sind gut besucht und nicht nur das, nach Bekanntgabe der Aufführungstermine sogar ziemlich schnell restlos ausverkauft. Zurückzuführen ist dies höchstwahrscheinlich auf die Vermutung seitens des Publikums, hier ginge es um Zusammenhänge oder auch nur Aspekte mit aktuellem Zeitbezug, um Parallelen und Analogien zu Vorgängen, die sich in der Lebensrealität derzeit zutragen oder in vermeintlich realistischer Einschätzung ereignen könnten, hier drehe es sich um Handlungsmomente, denen ein gewisses Maß an Wahrscheinlichkeit und Wirklichkeitsnähe durchaus abzugewinnen sei. Ein prominentes Bühnenstück wie das vorliegende findet natürlich viel Resonanz im Schrifttum, insbesondere im Journalismus, genauer gesagt im Bereich professioneller Theaterkritik, wie sie dem Feuilleton der Medien zu entnehmen ist. Dem Leser seien aus drei Rezensionen Zitate anheimgegeben, die zumindest einen – wenn auch nur äußerst knappen - Einblick in das hier zur Diskussion stehende literarische Werk bezüglich „Machart“, Aufführungspraxis und Deutung zulassen:
"Soumission - Unterwerfung" von Michel Houellebecq war der vielleicht meistdiskutierte Roman des vergangenen Jahres. Er erschien am Tag des Anschlags auf
"Charlie Hebdo" und entwirft spielerisch die Vision einer islamischen Republik Frankreich im Jahr 2022. Am Samstagabend hat Karin Beier, die Intendantin
des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, den Roman erstmals auf die Bühne gebracht.
[…]
Dabei bleiben Karin Beier und ihre Dramaturgin Rita Thiele, abgesehen von den für eine Aufführung erforderlichen Kürzungen, ganz dicht an der Vorlage. Und
es zeigt sich, dass Houellebecqs geschliffener, süffiger Sprachwitz sehr gut auch für die Bühne geeignet ist.
(http://www.ndr.de/kultur/Unterwerfung-mit-Edgar-Selge,unterwerfung130.html) (letzter Abruf: Mai 2016)
Michel Houellebecqs jüngster Roman "Unterwerfung" über ein fiktives Frankreich in der Zukunft hat irritiert. Am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg
inszeniert Karin Beier die Vorlage als einen Monolog, vorgetragen von Edgar Selge. Mit dem Ergebnis: riesiger Beifall.
[…]
Mehrere Dinge macht diese so kluge wie geradlinige Roman-Verdichtung klar: Die schnellen Vorwürfe, Houellebecqs Buch sei islamophob, sind völlig absurd.
Die These, die europäische Kultur sei bereits an sich selbst gestorben, wirkt in diesen Tagen nachgerade prophetisch. Und die Geschwindigkeit, mit der
Männer im Kampf um die politische Macht auf Frauenrechte zu verzichten bereit sind, sollte uns mehr aufrütteln als das bislang geschehen ist.
(http://www.deutschlandfunk.de
/unterwerfung-am-deutschen-schauspielhaus-kluge-wie.691.de.html?dram:article_id=344890)
(letzter Abruf: Mai 2016)
Das wichtigste Requisit des Abends ist das Kreuz, das es nicht gibt. Vor den Zuschauern im Deutschen Schauspielhaus wächst eine schwarze Wand in den
Bühnenhimmel, in die eine große, bewegliche Scheibe eingelassen ist. Aus ihr hat der Bühnenbildner Olaf Altmann eine große kreuzförmige Öffnung
herausgeschnitten. Das Kreuz ist abwesend, es hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Zurückgeblieben sind nur noch seine Umrisse. Sie markieren die Leere
und den Abgrund, die es hinterlassen hat. Dies ist das Vakuum, in dem Edgar Selge als Michel Houellebecqs Erzählerfigur François sich in den folgenden fast
drei Stunden einrichten muss. Selge ist dabei so einsam und allein auf der Bühne wie die Figur, die er spielt. Es gibt nur François und die kreuzförmige
Öffnung in der schwarzen Wand. Sie ist seine Hölle, seine Sofaecke, sein Bett, sein Aussichtsturm und seine Klosterzelle. Sie ist die Sorbonne, an der
François lehrt, sie ist Paris, Frankreich, Europa. Das Kreuz aus Luft ist das ganze Abendland, das auf dem Spiel steht, denn es ist dabei, sich aufzulösen.
Die Kraft, die darauf wartet, die Macht zu übernehmen, ist der Islam.
(http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehn e-und-konzert/theater-houellebecqs-unterwerfung-in-hamburg-14057495.html)
(letzter Abruf: Mai 2016)
Der vorliegende Kommentar ist darum bemüht, mit einem eher nüchtern-sachlichen Sprachgestus, d.h. deutlich abweichend von einer Diktion, die dem Rezipienten üblicherweise vom Feuilletonteil der Presse her geläufig ist, den einen oder anderen Gedanken zu dem Spiel mit „Schein und Sein“, besser noch: mit „Lebensrealität und Schreckensvision“, d.h. zu den in der Erzählerperspektive reflektierten teilweise grotesken Handlungskonstellationen, zu artikulieren und damit auch zur Diskussion zu stellen, soweit dies erwünscht ist und Möglichkeiten des Diskurses in der Folge aufgegriffen zu werden in Aussicht stehen.
Der Titel des in außergewöhnlicher Hinsicht als Monolog von gewaltiger Dimension präsentierten Bühnenwerkes weist auf etwas hin, was im Laufe der Handlung deutlich wird, nämlich die Bereitschaft der französischen Bevölkerung, offensichtlich auch der Intellektuellen, sich einem politischen Regime von anfänglich noch nicht genau einzuschätzendem, dann aber zunehmend sich als autoritär entpuppendem Habitus zu beugen, einer Herrschaftsform, die gleichwohl durch das Votum der Bürger, sodann über eine bis dato unübliche Parteienkoalition, nämlich ein Bündnis der liberalen bürgerlichen Gruppierungen mit einer gemäßigt islamischen Partei – wie im Textvorspann bereits erwähnt -, an die Macht gekommen ist.
Die neue Regierung geriert sich kaum aufsehenerregend, sie wird von den Menschen wahrgenommen, als sei sie selbst, als sei auch das mit ihr verbundene Geschehen „das Normalste von der Welt“. Die Politik, die jetzt betrieben wird, setzt Maßnahmen wie Muslimisierung von Schulen und Hochschulen, Verdrängung von Frauen aus den Bereichen öffentlicher Arbeit, setzt Bekleidungsvorschriften und Polygamie durch, ohne dass sich hör- oder sichtbarer Protest gegen die Zunahme von Restriktion und Fremdbestimmung regt.
(vgl. http://www.schauspielhaus.de/de_DE/repertoire/unterwerfung.1052787) (letzter Abruf: Mai 2016)
[...]
[1] Anmerkung zu den Hyperlinks: Auf nähere Angaben, was Autor, Quelle und Zeit anbelangt, wird weitgehend verzichtet; diesbezügliche Informationen sind den Originalquellen selbst nach Betätigung der entsprechenden Hyperlinks zu entnehmen!
- Citar trabajo
- Michael Pleister (Autor), 2016, „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq. Ein Monolog mit Edgar Selge. Anmerkungen zum Werk in der Inszenierung am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322549
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