Interviewerfahrungen des Technischen Redakteurs im Maschinenbau mit Konstrukteuren. Tipps und Tricks.
Inhaltsverzeichnis
1 Warum führt man Interviews?
2 Die Situation
3 Psychologische Sicht: Wie "packe ich ihn"?
4 Meine Notizen
5 Große Frage der Vorbereitung
6 Welche Erwartung habe ich an sein Korrekturverhalten?
7 Über den Autor
1 Warum führt man Interviews?
In erster Linie dienen die auftragsbezogenen Stücklisten, CAD-Zeichnungen, Auftragsstrukturen der Maschine als Basis der Arbeit des Technischen Redakteurs.
Gerade bei Neuentwicklungen ist es sinnvoll, das strukturierte Gespräch mit dem Entwickler zu suchen, um an Hintergrundinformationen zu gelangen. Durch den Konstrukteur erhält der Redakteur neben den technischen Details, die nicht aus den Unterlagen hervorgehen, auch Informationen zur Terminsituation oder über besonders zu beachtende Gefahrenexpositionen, die aus seiner Sicht nur unzureichend in der Risikobeurteilung berücksichtigt wurden. Es wird darüber gesprochen, ob die Entwicklung eine Sonderkonstruktion bleibt oder in Serie geht.
Ein weiterer Punkt ist der, dass der Redakteur sich in Erinnerung bringt. Der Konstrukteur ist in seine Arbeit „verliebt“ und nimmt die aus seiner Sicht unwichtigen Abteilungen kaum war. Arbeiten die Abteilungen zudem noch räumlich getrennt, verschwindet der Redakteur völlig aus dem konstruktionsorientiertem Gesichtskreis des Entwicklers und somit aus seiner Wahrnehmung. Besucht man ihn an seinem Arbeitsplatz und bringt sich somit wieder in seine Wahrnehmung ein, vergrößert man die Chance, dass er sich bei Änderungen an die Technische Dokumentation erinnert und diese informiert.
2 Die Situation
Wie ist die Situation in der Firma? Beginnt der Technische Redakteur mit seiner Arbeit an dem Projekt an, hat der Konstrukteur es im Normalfall abgeschlossen und sitzt in der Detailtiefe des nächsten Auftrages. Er hat Terminvorgaben und sieht den Besuch des Technischen Redakteurs als Störung an, zumal das Projekt längst aus seinem Bewusstsein verschwunden ist, um dem aktuellen Auftrag Platz zu machen. Dazu kommt in vielen Fällen das fehlende Selbstverständnis für Technische Dokumentationen.
3 Psychologische Sicht: Wie "packe ich ihn"?
Ich habe in meinem Berufsleben viele Konstrukteure kennengelernt und mit meinen Fragen genervt. Jeder Kollege hat einen anderen Charakter und Eigenarten und Hobbys. Mit der Zeit hat man gelernt, jeden Menschen darüber zu öffnen.
Da gibt es den Familienvater, für den seine Hobbys und die Familie alles ist. Wenn man das weiß, eröffnet man das Interviewgespräch erst mal mit der Frage nach privaten Dingen. Der Gegenüber dankt, dass man nicht sofort in die Details geht und antwortet entspannter.
Ähnliches gilt für den Fußballfan, der erst einen kurzen Abriss über die letzten Spiele seines Vereins abgibt, bevor er sich konzentriert den Fragen widmet.
Oft hilft auch ein mitgebrachter Kaffee, um bei dem Kollegen eine produktive Gesprächsstimmung zu erzeugen.
Schwieriger dagegen ist der Konstrukteur, der seinen Beruf als seine Berufung ansieht und dafür bekannt ist, dass er zu Hause noch an technischen Problemen knobelt. Hier ist die Vorbereitung (siehe 5. Große Frage der Vorbereitung) auf das Gespräch besonders wichtig. Dieser Menschentyp traut anderen Zeitgenossen wenig technisches Verständnis zu. Er wird Ihnen bei den ersten Gesprächen aufmerksam zuhören. Erfüllen Sie seine Anforderung nicht, wird es schwierig. Er stellt Sie auf eine Stufe mit den „Ungläubigen“, die technisch völlig ahnungslos sind. Können Sie ihm aber durch geschickte Fragen Ihre Fachkompetenz beweisen, wird er sie mit Detailinformationen und Einschätzungen überschütten.
Problematisch wird es, wenn der Konstrukteur einen eng geplanten Terminplan hat und zudem die Technische Redaktion als unnötig und Sie somit als Fremdkörper in seiner Zeitplanung ansieht. Wenn Sie es nicht schaffen, das Gespräch über eine emotionale Ebene zu starten (Deine Arbeit ist mir völlig egal, das liest sowieso keiner, aber Du kannst ja nichts dafür und bist ein netter Kerl, daher beantworte ich Dir Deine Fragen) bleiben Ihnen nur noch die Auswege, sich zurückzuziehen, einen neuen Termin vereinbaren und später wiederzukommen oder den Weg über seinen Vorgesetzten zu suchen. Die erste Lösung funktioniert auch nur, wenn Sie selbst noch über ausreichend Zeitressourcen verfügen. Die zweite Lösung wird Ihnen einen ewigen Feind bringen.
Lassen Sie sich nicht durch herablassende Kommentare oder gar Desinteresse aus dem Konzept bringen. Bleiben Sie freundlich, aber direkt.
Verweisen Sie bei den manchmal unausbleiblichen Diskussionen über den Sinn und Unsinn der Technischen Dokumentation und damit Ihrer Tätigkeit (gerade bei älteren Kollegen) weniger auf rechtliche Forderungen, sondern mehr auf Kundennutzen und Marketingvorteile der Dokumentation.
Missverständnisse sind bei den technikverliebten Konstrukteuren dann vorprogrammiert, wenn der Redakteur den Text einer „ähnlichen“ Baugruppe als Vorlage für das Interview vorlegt. Beteuerungen, dass dies nicht den aktuellen Auftrag betrifft, und nur vergleichsweise zu sehen sei, helfen nichts. Unser Konstrukteur sieht es oft mit Unverständnis.
Am schwierigsten ist der Konstrukteur, der keine Zeit zu haben scheint. Man kann ihn schlecht erreichen, Mails beantwortet er nicht und wenn man ihn an seinem Arbeitsplatz aufsucht, ist er am telefonieren oder führt gerade ein anderes Gespräch. Die einzige Lösung, die dem Technischen Redakteur bleibt, ist die physische Anwesenheit in seiner Gegenwart. Stellen Sie sich in seine Tür und warten Sie. Irgendwann muss er sich mit Ihnen auseinandersetzen.
4 Meine Notizen
Es macht keinen Sinn, während des Interviews die Notizen dokumentationsfähig aufzuschreiben. Zum einen fehlt dafür die Zeit, zum anderen hat der interviewte Konstrukteur oftmals nicht die Ruhe.
Sinnvoller ist es, umgehend nach dem Interview die handschriftlichen Notizen möglichst schnell in einer Datei niederzulegen.
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- Citar trabajo
- Dieter Stötefalke (Autor), 2016, Interviews mit Konstrukteuren, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321737
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