Bei der Interpretation der Erzählungen, im Besonderen der Erzählung „Granit“ wurde Adalbert Stifter häufig ein rein pädagogisches Anliegen unterstellt. Ziel dieser Arbeit soll es sein zu illustrieren, durch welche Elemente Stifters' Fokus und Stil, wie durch seine besondere Art der Beschreibung der Natur und der Menschen, die Welt letztlich als ordnungsgemäß und sittlich wahrzunehmen ist. Dies mit Bezug auf die Vorrede der Erzählsammlung „Bunte Steine“, welche seine persönlichen moralischen Vorstellungen der Menschheit zu erklären versucht und in die narrative Ethik der folgenden Erzählungen einführt.
Ethik an sich zu erfassen und im Rahmen einer Hausarbeit zu definieren ist schwer möglich. Die verschiedenartigsten Wissenschaften haben sich damit befasst. Eindeutig geht eine Ethikdiskussion mit der Frage nach Moral einher. Moralisches Empfinden und Urteilen muss von jedem Menschen erlernt werden um dieses erkennen, bewerten und selbstreflektiv beurteilen zu können. Moralität in Erzählungen und Geschichten setzt eine ausgebildete Identität, Empathiefähigkeit, ein erfahrenes und erlerntes Wertesytem wie auch (persönliche) Geschichte voraus. Inwiefern Stifter eine narrative Ethik in seiner Erzählung „Granit“ und der, „Vorrede“ beschreibt, versuche ich zu erfassen. Die genannten, nötigen Attribute des moralischen Empfindens sollen hierbei eine zentrale Rolle spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Ethisches Erzählen
- 1 Ethik und Literatur. Berührungspunkte im Begriff „ethischen Erzählens“
- 1.1 Narration und narrative Diskurse. Merkmale und Funktionen erzählter Ethik
- 1.1.1 Selbstorganisation
- 1.1.2 Narration und Empathie
- 1.1.3 Identität und Geschichte
- 2 Ethische Erzählerposition. Stifters Verständnis von Autorschaft als Kunst der Herstellung von „Gesetz“
- 2.1 Der sittliche Standort des Erzählers. Die moralische Ordnung des Gesetzes in der „Vorrede“ zu den Bunten Steinen
- 2.1.1 Entsprechung von äußerer und innerer Natur: Zusammenhang des Ordnungssystems
- 2.1.2 Menschliche Größe - Die Ethik des „Sanften Gesetzes“
- 3 Perspektiven ethischen Erzählens in Granit
- 3.1 Narrative Ethik in Granit
- 3.1.1 Narrativität und Kontingenz: Der Rahmen der Erzählung
- 3.1.2 Empathie- und Identitätsbildung: Verstehen durch Zuhören
- 3.1.3 Verzeihen als Überwindung des Selbst
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept des „ethischen Erzählens“ und analysiert anhand von Adalbert Stifters Werken „Granit“ und der „Vorrede“ zu den „Bunten Steinen“, wie narrative Strukturen und Verfahren ethische Implikationen vermitteln.
- Die Rolle der Narration bei der Konstitution von Ordnungs- und Sinnstrukturen
- Die Bedeutung des Erzählprozesses für die Bildung von Empathie und Identität
- Die Funktion des Erzählers als Vermittler von moralischen Werten und Normen
- Die Spannung zwischen dem Rahmen und der Pesterzählung in „Granit“
- Die ästhetische Gestaltung des „Gesetzes der Gerechtigkeit [und] der Sitte“ in Stifters Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Begriff des „ethischen Erzählens“ vor und erläutert dessen Bedeutung im Kontext der Literaturwissenschaft und der narrativen Ethik. Sie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Erzählprozess und sittlicher Reflexion sowie die Rolle der Empathie im literarischen Verstehen.
Kapitel 1 untersucht die Berührungspunkte zwischen Ethik und Literatur und beleuchtet die Merkmale und Funktionen erzählter Ethik. Es werden verschiedene Aspekte der Narration, wie Selbstorganisation, Empathie und Identität, im Hinblick auf ihre ethische Relevanz betrachtet.
Kapitel 2 analysiert die ethische Erzählerposition in Stifters Werk. Es wird untersucht, wie Stifter in der „Vorrede“ zu den „Bunten Steinen“ die moralische Ordnung des Gesetzes und die sittliche Verantwortung des Autors darstellt. Der Fokus liegt auf der Verbindung von äußerer und innerer Natur sowie der Ethik des „Sanften Gesetzes“.
Kapitel 3 beleuchtet die Perspektiven ethischen Erzählens in „Granit“. Es werden die narrativen Verfahren untersucht, die Stifter einsetzt, um Empathie und Identitätsbildung zu fördern und die Bedeutung von Verzeihen als Überwindung des Selbst zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Narrative Ethik, ethisches Erzählen, Adalbert Stifter, „Granit“, „Bunten Steine“, Erzählprozess, Empathie, Identität, moralische Ordnung, „Sanftes Gesetz“, Verzeihen.
- Quote paper
- Selma Höfer (Author), 2016, Ethisches Erzählen bei Adalbert Stifter. Die Erzählung "Granit" und die "Vorrede" zu seiner Erzählsammlung "Bunte Steine", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321270
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