Im Rahmen von Korruption befinden sich die Beteiligten in einer moralischen Konfliktsituation: Sollen sie sich für oder gegen das Einhalten einer moralischen und rechtlichen Regel entscheiden? Fällt die Entscheidung gegen die Einhaltung, liegt die Vermutung nahe, dass sie sich schlecht fühlen. Ziehen sie aus der Missachtung allerdings einen persönlichen Vorteil, empfinden sie unter Umständen positive Gefühle. In der entwicklungs- und moralpsychologischen Forschung wurde ein entsprechendes Phänomen im Kindesalter von Nunner-Winkler und Sodian (1988) identifiziert, das so genannte Happy-Victimizer-Phänomen (HVP). Gestützt auf eine moralkognitive Erklärung und eine Theorie zur situativen Nutzung moralkognitiver Strukturen erläutert es die interne Vermittlung situationsspezifischen Handelns. Der Happy Victimizer (HV) kennt und akzeptiert eine moralische Regel , empfindet aber dennoch positive Emotionen , wenn er diese Regel in einer gegebenen Situation übertritt. Die moralische Regel unterliegt in diesem Fall dem individuellen Vorteilsdenken. Das HVP setzt folglich genau an der Schnittstelle von moralischem Denken und moralischem Handeln an. Neben dem HV existieren drei weitere Alternativen, die anhand von abweichenden Handlungsentscheidungen und Emotionsattributionen Urteilsstrukturen für das Befolgen von oder den Verstoß gegen moralische Regeln liefern. Zum einen der Happy Moralist (HM), der als Gegenpart des HV die Einhaltung der moralischen Regel über das individuelle Vorteilsdenken stellt und sich dabei wiederum gut fühlt. Zum anderen ergeben sich der Unhappy Victimizer (UV) und der Unhappy Moralist (UM). Beide empfinden beim jeweiligen Argumentationsmuster des Victimizers und des Moralisten negative Emotionen.
Das intendierte Ziel dieser Arbeit ist, auf theoretischer Ebene die Frage zu untersuchen, mit welchen moralischen Urteilsstrukturen, unter einer entsprechenden Ethik eines Unternehmens, das Verhalten eines Korrumpierenden erklärbar ist. Die zuvor genannten Argumentationsmuster des HV, HM, UV und UM werden dazu als mögliche moralische Urteilsstrukturen herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Moral
- 2.1 Moralisches Denken und moralisches Handeln
- 2.1.1 Moralischer Konflikt und moralische Urteilsbildung
- 2.1.2 Zur Beziehung moralischen Denkens und moralischen Handelns
- 2.1.3 Kohlbergs Stufentheorie moralischer Entwicklung
- 2.1.4 Theorien zur moralischen Motivation
- 2.2 Das Happy-Victimizer-Phänomen
- 2.2.1 Der Ursprung des Happy-Victimizer-Phänomens
- 2.2.2 Das Happy-Victimizer-Phänomen im Erwachsenenalter
- 2.2.3 Der Happy Victimizer und alternative Urteilsmuster
- 2.2.4 Die Einordnung in Kohlbergs Entwicklungsstufenmodell
- 2.3 Korruption als moralischer Regelverstoß
- 2.3.1 Begriffsverständnis und Folgen
- 2.3.2 Einflussfaktoren und Rechtfertigungsstrategien
- 2.3.3 Strafrechtliche Verfolgung von Korruption in der Schweiz
- 3 Fallbeispiel: Fifa
- 3.1 Organisation und Aufbau des Weltfußballverbands Fifa
- 3.2 Überblick über Korruptionsvorwürfe der Fifa
- 3.3 Sepp Blatters Karriere bei der Fifa
- 4 Untersuchungsansätze zum Happy-Victimizer-Phänomen bei Sepp Blatter
- 4.1 Fallbeispiel
- 4.2 Untersuchung zum Happy-Victimizer-Phänomen
- 4.2.1 Bedingung 1: Der Regelübertritt
- 4.2.2 Bedingung 2: Das Regelwissen
- 4.2.3 Bedingung 3: Die Emotionsattribution
- 4.2.4 Situative Aspekte
- 4.2.5 Rationalisierungsstrategien nach Rabl (2009)
- 4.2.6 Mangelnde Glaubwürdigkeit
- 4.2.7 Kritische Auseinandersetzung mit dem Ergebnis
- 4.3 Alternativer Untersuchungsansatz über Kohlbergs Stufe 2
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Happy-Victimizer-Phänomen als Erklärungsansatz für Korruption und analysiert die Beziehung zwischen moralischem Denken und moralischem Handeln. Die Untersuchung fokussiert auf die Frage, warum Menschen trotz moralischen Wissens gegen Regeln verstoßen und sich dabei gleichzeitig als Opfer ihrer eigenen Handlungen wahrnehmen.
- Das Happy-Victimizer-Phänomen als Erklärungsmodell für Regelverstöße
- Die Rolle von moralischem Denken und Handeln im Kontext von Korruption
- Die Analyse von Einflussfaktoren und Rechtfertigungsstrategien bei Korruption
- Die Anwendung des Happy-Victimizer-Phänomens auf den Fall von Sepp Blatter und der Fifa
- Die kritische Auseinandersetzung mit dem Happy-Victimizer-Phänomen und alternative Erklärungsansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Korruption und das Happy-Victimizer-Phänomen ein. Kapitel 2 beleuchtet die Beziehung zwischen moralischem Denken und Handeln, die Entwicklung moralischer Urteilsbildung und die Theorien zur moralischen Motivation. Das Happy-Victimizer-Phänomen wird im Detail erläutert, seine Entstehung, Auswirkungen und Einordnung in Kohlbergs Entwicklungsstufenmodell werden beleuchtet. Kapitel 3 analysiert den Fall von Sepp Blatter und der Fifa, die Korruptionsvorwürfe und die organisatorischen Strukturen des Weltfußballverbands. In Kapitel 4 wird das Happy-Victimizer-Phänomen anhand des Fallbeispiels von Sepp Blatter untersucht, die relevanten Bedingungen und Rationalisierungsstrategien werden analysiert. Abschließend wird ein alternativer Untersuchungsansatz über Kohlbergs Stufe 2 vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der relevanten Bedingungen und Rationalisierungsstrategien im Zusammenhang mit dem Happy-Victimizer-Phänomen.
Schlüsselwörter
Korruption, Happy-Victimizer-Phänomen, moralisches Denken, moralisches Handeln, Regelverstoß, Rechtfertigungsstrategien, Kohlbergs Entwicklungsstufenmodell, Fifa, Sepp Blatter, Fallbeispiel, Einflussfaktoren, moralische Motivation, alternative Erklärungsansätze.
- Arbeit zitieren
- Mona Wichmann (Autor:in), 2016, Zwischen moralischem Denken und moralischem Handeln. Das Happy-Victimizer-Phänomen als Erklärungsansatz für Korruption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320938
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