Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der Theorieentwicklung und der Innovationsdynamik des sechsten Kondratieffzyklus und setzt diese in Bezug zum gesamtgesellschaftlichen Kontext. Mit dem Auslaufen des letzten Jahrtausends sind auch die meisten Impulse des letzten Kondratieffzyklus' ausgeschöpft. Doch nach dem Prinzip der periodischen Wiederkehr müsste sich bereits ein neuer Langzyklus abzeichnen. Ist dem tatsächlich so? Wodurch wird die nächste Lange Welle angetrieben? Durch welche bahnbrechenden Erfindungen und gesellschaftlichen Änderungen wird sie ausgelöst?
In aktuellen Veröffentlichungen finden sich viele Äußerungen darüber, welche Basisinnovation(-en) den nächsten Kondratieff-Boom auslösen wird/werden. Im Großen und Ganzen sind sich namhafte Zukunftsforscher über die ungefähre Richtung einig. Doch kein keiner von ihnen liefert in der Literatur eine differenzierte und detaillierte Begründung oder gar Kausalkette, wie er zu dieser oder jener Basisinnovation als Träger des sechsten Kondratieffs kommt. Zudem äußern sich nur wenige darüber, wohin die Entwicklung konkret führen wird. Wissend, dass alle Ergebnisse folgender Untersuchung nur Näherungen sein können, versucht vorliegende Arbeit dennoch einen möglichst realitätsnahen Ausblick zu geben.
Der Aufbau folgt dem Axiom: von der Makro- zur Mikrosicht zu gehen und dabei die innere Logik in Kontext und Chronologie zu beachten. Abschnitt 2 legt das wissenschaftlich-theoretische Fundament der Arbeit. Er geht zuerst kurz auf diverse konjunkturelle Erscheinungen ein, um letztlich zu den langen Konjunkturzyklen zu gelangen. Im weiteren Verlauf wird beschrieben, wie sich die Sichtweise auf die Langen Wellen bis heute erweitert und verändert hat. Anschließend erläutert Abschnitt 3 den Verlauf und den Einfluss der bisherigen Langzyklen und die Sonderform des Multikondratieffs. Abschnitt 4 geht auf die aktuelle wirtschaftliche Situation und den auslaufenden fünften Zyklus ein, um dann anhand von Megatrends gesellschaftliche Veränderungsprozesse auszumachen.
Im 5. Abschnitt werden Megatrends zu Knappheiten transformiert und daraus mögliche zukünftige Basisinnovationen abgeleitet. Die aussichtsreichsten unter ihnen werden weiter auf ihr Potential untersucht, Träger einer neuen Langen Welle zu werden. Aufgrund der gravierenden gesellschaftlichen Umgestaltung wird weitergehend analysiert, ob sich aktuell mehr als nur ein Wechsel von einem zum anderen Kondratieff-Zyklus ereignet
INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
1. Einleitung
1.1 Aufgabenstellung
1.2 Vorgehensweise
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Die Theorie der Langen Wellen
2.1 Konjunkturverläufe und Wirtschaftszyklen im Kapitalismus
2.2 Die Anfänge der Theorie
2.3 Kondratieff und die Langen Wellen der Konjunktur
2.4 Schumpeter und die Innovationstheorie
2.5 Neuere Ansätze
3 Bahnbrechende Erfindungen als Taktgeber
3.1 Der erste Zyklus und die Dampfmaschine
3.2 Der zweite Zyklus und die Eisenbahn
3.3 Der dritte Zyklus und die Elektrizität
3.4 Der vierte Zyklus und das Automobil
3.5 Der fünfte Zyklus und der Mikroprozessor
3.6 Der Multikondratieff und das Gravitationsfeld China
4 Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Umbruch
4.1 Die aktuelle Wirtschaftskrise - das Ende des fünften Langzyklus
4.2 Globale Megatrends
5 Innovationsdynamik im sechsten Kondratieff
5.1 Eco-Trends
5.2 Biotechnologie
5.3 Nanotechnik
5.4 Ganzheitliche Gesundheit
5.5 Reorganisation
5.6 Die Elliott-Wellen-Theorie und der Grand Supercycle
6 Kritik
7 Schlussbetrachtung
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
ANHANG A: INTERVIEW MIT LEO A. NEFIODOW
DANKSAGUNG
Gelernt, gelacht, genossen, gewundert und manchmal auch gestöhnt habe ich in einer sehr abwechslungs- und lehrreichen bewegten Zeit. Dabei bin ich zweieinhalb Jahre älter geworden, an so mancher Aufgabe gewachsen und gereift und habe so manches Paradigma abgestreift. Gefreut habe ich mich (fast) immer wenn es wieder hieß, ein Wochenende in Ansbach oder Nürnberg zu verbringen.
Ein kleiner Ausschnitt all dessen liegt nun vor Euch - meine Masterthesis - zum einen Schlussstein, zum anderen genauso Ausgangspunkt für neue Herausforderungen. Geht ein Zyklus zu Ende beginnt zugleich ein neuer heranzureifen. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse aus dieser Arbeit.
Dazu beigetragen haben viele tolle Menschen. So in erster Linie
Prof. Dr. Jochem Müller und Dipl.-Kfm. Jürgen Rippel
Initiatoren des Studienganges und deren Leiter. Letzerem gebührt ein ganz besonderer Dank für die Anregung mich mit den Langen Wellen zu beschäftigen, die fachliche wie menschli- che Betreuung und dafür, dass er mir gezeigt hat, Dinge anders betrachten und erklären zu können.
Mein Dank gilt auch Herrn Dipl.-Ing. Leo A. Nefiodow für die Beantwortung meiner Fragen in einem aufschlussreichen Interview.
Nicht minder bedanken möchte ich mich bei meinen Mädels:
meiner Mutter, die immer für mich da ist und die auch diesmal wieder das zweifelhafte Vergnügen hatte, eine meiner Arbeiten kritisch zu durchleuchten,
meiner Freundin Stephanie, die parallel ihre Thesis schrieb - geteiltes Leid ist halbes Leid - und dennoch immer ein offenes Ohr, Anregungen und Verständnis für mich übrig hatte, sowie
meiner Großmutter Anita, die als ehemalige Deutschlehrerin routiniert wie eh und je den Rotstift schwang.
Als letztes aber nicht zuletzt möchte ich der super Truppe aus Kommilitonen, Dozenten und Referenten, danken, deren Teil ich sein durfte und die die gemeinsame Zeit unvergesslich machen - war toll mit Euch!
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Modell der Konjunkturphasen
Abbildung 2: Drei-Zyklen-Schema nach Schumpeter
Abbildung 3: Frontend - Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band 56
Abbildung 4: Indexzahlen der Warenpreise
Abbildung 5: Ergebnismatrix aller untersuchten Elemente
Abbildung 6: Zeitliche Eingrenzung der ersten drei Zyklen
Abbildung 7: Messlatte des Innovationsgrades
Abbildung 8: Das Metamorphosenmodell nach Mensch
Abbildung 9: Entwicklung der Transistoranzahl je Mikroprozessor (1971 - 2011)
Abbildung 10: Spiegelung der Kondratieff-Zyklen in der 10-Jahresrendite
Abbildung 11: Aufholprozess der Schwellenländer
Abbildung 12: Hierarchisches Trendsystem nach Horx
Abbildung 13: Regelkreis des Fortschritts
Abbildung 14: Korrelation - Wirtschaftsentwicklung und Ressourcenverbrauch
Abbildung 15: Rangfolge globaler Megatrends
Abbildung 16: Gesellschaft als Zentralelement des Wandels
Abbildung 17: Bedürfnispyramide nach Maslow
Abbildung 18: Vom aktuellen Megatrend zur kommenden Basisinnovation
Abbildung 19: Weltweite Umsatzentwicklung mit weißer Biotechnologie (in Mrd. €)
Abbildung 20: Weltmarktvolumen durch Nanotechnik veredelter Produkte (in Mrd. €)
Abbildung 21: Prognostizierte Zunahme körperlicher Zivilisationskrankheiten 2007-2050
Abbildung 22: Die fünf Ebenen der Gesundheit
Abbildung 23: Entwicklungsstufen der gesellschaftlichen Evolution
Abbildung 24: Die Elliott-Wellen
Abbildung 25: Der letzte Grand Supercycle nach Prechter und Frost
1. Einleitung
Seit dem Platzen der „Dotcom-Blase“1 im März 2000 ist das Wort Krise in aller Munde und mitunter eines der am häufigsten verwendeten Wörter zur Charakterisierung des weltwirtschaftlichen Zustandes - mit Ausnahme von einigen Schwellenländern, die sich zum Ziel gesetzt haben zu den westlichen Industrieländern aufzuschließen. Doch deren Aufholjagd und die Verlagerung von immer mehr Wertschöpfungsprozessen und den damit verbundenen Arbeitsplätzen hat vor allem uns Europäer weiter verunsichert. Spätestens mit der aktuellen EuroSchuldenkrise und der drohenden Insolvenz gleich mehrerer europäischer Staaten hat ein Gefühl deutlich an Bedeutung gewonnen: Angst vor der Zukunft!
Die wirtschaftliche Entwicklung drückt sich also in mehr aus als nur in anonymen, für viele unverständliche Zahlen wie dem ifo-Geschäftsklimaindex, der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes oder dem Exportanteil der Maschinen- und Anlagenbauer. Plastischer und allgemeinverständlicher wird sie schon in der monatlich von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Erwerbslosenquote.
Die wirtschaftliche Entwicklung, anders ausgedrückt, die Konjunktur, tangiert uns also mehr als man auf den ersten Blick häufig vermutet. Sie ist der Pulsgeber der modernen Gesellschaft, denn sie, beziehungsweise die sich aus ihr ableitenden Folgen, greifen unmittelbar in das Leben ein und bestimmen sogar das Gefühlsleben, Stichwort: Angst.
Doch solche Phasen, wie wir sie aktuell erleben, hat es in der Geschichte immer gegeben. Auch wenn sich Geschichte nicht wiederholt, gibt es doch Parallelen zu anderen historischen Phasen (siehe 3.1 ff.). Wirtschaftliche Entwicklung verläuft nie linear! Sie war schon immer zyklischen Wellenbewegungen unterworfen - zumindest in marktwirtschaftlich orientierten Wirtschafts- räumen seit der industriellen Revolution. Und wir befinden uns zurzeit in einem Wellental.
Es gibt unterschiedliche Zyklenarten mit differenten Spannweiten und Amplituden (siehe Ab- schnitt 2.1). Die wichtigsten, mit dem größten Einfluss auf die Wirtschaft, sind die Langen Wellen, abhängig vom jeweiligen Betrachtungszeitraum (und Autor) mit einer Länge von zirka 40 bis 60 Jahren. Sie sind nach dem sowjet-russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff und ihm zu Ehren Kondratieff-Wellen oder einfach nur Kondratieffs genannt (siehe Abschnitt 2.3 ff.).
Die Stimmungslage der Gegenwart zu extrapolieren kann sich also aufgrund dieser Wechsella- gen folgerichtig nur als falsch erweisen. Denn bei Wellen ist es üblich, dass auf ein Wellental eine neue Welle folgt, ökonomischer ausgedrückt, dass sich „langfristige[] Prosperitäts- und Depressionsphasen der wirtschaftlichen Entwicklung mit einer angebbaren Regelmäßigkeit ablösen.“2
Was einer regelmäßigen Gesetzmäßigkeit folgt, kann in gewissen Grenzen auch vorhergesehen werden. Dadurch kann man sich vorbereiten, indem man sich günstig positioniert und so die Kraft und den Schwung der Wellen für das eigene Vorwärtskommen nutzt.
1.1 Aufgabenstellung
Mit dem Auslaufen des letzten Jahrtausends sind auch die meisten Impulse der letzten Langen Welle ausgeschöpft.3 Doch nach dem Prinzip der periodischen Wiederkehr müsste sich bereits ein neuer Kondratieff-Zyklus abzeichnen. Ist dem tatsächlich so? Wodurch wird die nächste Lange Welle angetrieben werden? Durch welche bahnbrechenden Erfindungen und gesell- schaftlichen Änderungen wird sie ausgelöst? Mit welcher Sicherheit lassen sich diese Fragen beantworten?
In aktuellen Veröffentlichungen finden sich viele Äußerungen darüber, welche Basisinnovation(-en) den nächsten Kondratieff-Boom auslösen wird/werden. Im Großen und Ganzen sind sich namhafte Zukunftsforscher über die ungefähre Richtung einig. Doch kein keiner von ihnen liefert in der Literatur eine differenzierte und detaillierte Begründung oder gar Kausalkette, wie er zu dieser oder jener Basisinnovation als Träger des sechsten Kondratieffs kommt. Zudem äußern sich nur wenige darüber, wohin die Entwicklung konkret führen wird.
Die Zukunft liegt im Schatten der Vergangenheit und die Gegenwart versperrt den uneinge- schränkten Blick darauf. Wissend, dass daher alle Ergebnisse folgender Untersuchung nur Nä- herungen sein können, versucht vorliegende Arbeit dennoch einen möglichst realitätsnahen Ausblick zu geben.
1.2 Vorgehensweise
Nach Ausgabe des Themas durch Herrn Diplom-Kaufmann Jürgen Rippel folgte eine erste Sichtung der zum Thema der Langen Wellen zur Verfügung stehenden Literatur. Daran schloss sich eine intensivere inhaltliche Recherchearbeit und die Erstellung eine Grobgliederung an, die mit dem Arbeitsfortschritt immer weiter verfeinert wurde.
Schnell wurde klar, dass das grundlegende Verständnis der Langen Wellen und die Sichtweise darauf sich im Laufe der Zeit verändert hat, eher weg von makroökonomischen Zeitreihenun- tersuchungen wirtschaftlicher Kennzahlen, hin zu langen Zyklen der wirtschaftlichen und ge- sellschaftlichen Entwicklung auf dem Fundament von Basisinnovationen. In der Fachwelt war eine Vielzahl unterschiedlichster Theorien entstanden: über Ursachen und Wirkungen ihres Zustandekommens, über ihre Zyklizität und den Einfluss der Langen Wellen. So wurde vorlie- gende Arbeit um eine ausführliche historische Darstellung und Einordnung der Entwicklung der Theorie der Langen Wellen erweitert. Erschwerend kam dabei hinzu, dass viele Autoren, die sich bereits mit den Theorien auseinander gesetzt hatten, ihrerseits häufig auf Sekundärliteratur zurückgriffen. Da einige Veröffentlichungen sich bei der Interpretation ihrer Vorgänger gegen- seitig widersprachen beziehungsweise vieles falsch zitiert oder aggregiert wurde, lag nun ein großer Fokus darauf, möglichst auf historische Ursprungswerke zurückzugreifen. Dies gelang in den meisten Fällen. Bedeutsam war aus diesem Grunde auch die mühevolle Beschaffung des wichtigsten Werkes von Kondratieff aus 1926. Um die Langen Wellen in einen umfassenderen Kontext zu setzen, finden sich zudem viele ergän-zende Anmerkungen sowie Informationen zu Leben und Werke genannter Ökonomen.
Bei der Beschäftigung mit den zurückliegenden Kondratieff-Zyklen und der aktuellen wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Situation wurde überwiegend auf aktuelle Literatur über die Langen Wellen, auf ein Standardwerk von Joseph Alois Schumpeter, auf soziologische Litera- tur sowie auf Artikel aus großen deutschen Zeitungen und Zeitschriften zurückgegriffen.
Mit dem Thema Zukunfts- und Trendforschung haben sich bereits viele Autoren auseinander- gesetzt. Einige davon gehen dabei sehr undifferenziert vor. Einige stellen, wie auf dem For- schungsgebiet leider viel zu häufig üblich, mehr Thesen auf, als sie mit einer in sich schlüssigen Argumentation vertreten könnten. Andere heben sich allerdings positiv davon ab. Einer der im deutschsprachigen Raum renommiertesten ist der Diplom-Ingenieur der Nachrichtentechnik, Wirtschaftstheoretiker und Zukunftsforscher Leo A. Nefiodow (geb. 1939), Berater mehrerer deutscher Bundes- und Landesregierungen und angesehener internationaler Organisationen.4 Sein Buch „Der sechste Kondratieff - Wege zur Produktivität und Vollbeschäftigung im Zeital- ter der Information“ ist zwischen 1996 und 2006 in sechs jeweils aktualisierten Auflagen er- schienen. Da er sich wie kaum ein anderer mit dem Thema auseinandergesetzt hat, dient dieses Werk mehr als jedes andere als Grundlage für die vorliegende Arbeit. Eingeflossen hierbei sind auch Erkenntnisse des mit ihm geführten Interviews, welches auszugsweise als Anhang A beiliegt.
Darüber hinaus sind viele weitere Quellen herangezogen worden, wobei Sorgfalt um deren Abkunft besonders im Fokus stand.
1.3 Aufbau der Arbeit
Der Aufbau folgt dem Axiom: von der Makro- zur Mikrosicht zu gehen und dabei die innere Logik in Kontext und Chronologie zu beachten.
Abschnitt 2 legt das wissenschaftlich-theoretische Fundament der Arbeit. Er geht zuerst kurz auf diverse konjunkturelle Erscheinungen ein (2.1), um letztlich zu den langen Konjunkturzyklen zu gelangen. Im weiteren Verlauf wird beschrieben, wie sich die Sichtweise auf die Langen Wellen von den ersten Anfängen (2.2) über die Arbeiten von Kondratieff (2.3) und Schumpeter (2.4) bis heute (2.5) erweitert und verändert hat.
Anschließend erläutert Abschnitt 3 den Verlauf und den Einfluss der bisherigen Langzyklen und die Sonderform des Multikondratieffs.
Abschnitt 4 geht auf die aktuelle wirtschaftliche Situation und den auslaufenden fünften Zyklus (4.1) ein, um dann anhand von Megatrends gesellschaftliche Veränderungsprozesse auszuma- chen (4.2).
Im 5. Abschnitt werden Megatrends zu Knappheiten transformiert und daraus mögliche zukünf- tige Basisinnovationen abgeleitet. Die aussichtsreichsten unter ihnen werden weiter auf ihr Po- tential untersucht, Träger einer neuen Langen Welle zu werden (5.1 bis 5.5). Aufgrund der gra- vierenden gesellschaftlichen Umgestaltung wird weitergehend analysiert, ob sich aktuell mehr als nur ein Wechsel von einem zum anderen Kondratieff-Zyklus ereignet (5.6). Die Arbeit schließt mit einer kritischen Würdigung der Kondratieff-Wellen-Theorie (Abschnitt
6) und einer Schlussbetrachtung (Abschnitt 7) ab.
2 Die Theorie der Langen Wellen
2.1 Konjunkturverläufe und Wirtschaftszyklen im Kapitalismus
Eine Wirtschaftsordnung in Form einer idealisierten freien Markwirtschaft ist ein nicht in der Realität existentes Modell. Hier wird jedem einzelnen Individuum volle Selbstverantwortung und wirtschaftliche Entscheidungs- und Handlungsfreiheit gewährt. Der Staat hat hier lediglich die Aufgabe, Schutz, Sicherheit und Eigentum der Bürger zu gewährleisten, ein Zahlungsmittel bereitzustellen sowie das Rechtssystem zu erhalten („Nachtwächterstaat“). Ansonsten enthält er sich der wirtschaftlichen Einflussnahme und überlässt die Steuerung der Wirtschaft allein dem Markt, also dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Kennzeichen dieses Modelles wären so- mit unter anderem Produktionsmittel in Privateigentum, freier Wettbewerb, freie Preisbildung sowie Gewerbe- und Konsumfreiheit.5
Wie würde sich die Wirtschaft in diesem Modell entwickeln? Was sind die Auslöser beziehungsweise treibenden Kräfte für Veränderungen im System?
Die allgemeine Geschäfts- oder Wirtschaftslage eines Landes wird mit dem Begriff Konjunktur bezeichnet,6 wobei sich „echte“ Konjunkturen7 erst in einer ausgebildeten Marktwirtschaft (mit weitgehender Entfaltung der privat- und weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung) einstellen kön- nen.8 In der Volkswirtschaftslehre spricht man heute von Konjunktur, wenn Nachfrage- und Produktionsschwankungen zu (wellenförmig verlaufenden) Veränderungen des Auslastungs- grades der Produktionskapazitäten führen (in Abgrenzung von der Entwicklung der Kapazitäten im Sinne von wirtschaftlichem Wachstum selbst9 ) und wenn sie eine gewisse Regelmäßigkeit aufweisen (in Abgrenzung von einmaligen Sondereinflüssen). Der Auslastungsgrad wiederum beeinflusst andere abhängige ökonomische Parameter wie die Produktionsmenge, die Beschäftigung, den Zinssatz und die Preise.10
Wenn man also vom eingangs definierten bereits stark vereinfachenden Modell ausgeht und nur an einer einzigen Stellschraube wie beispielsweise der Nachfrage nach einem bestimmten Pro- dukt drehen würde, würden sich auch andere Parameter ändern und dadurch das gesamte Wirt- schaftsgefüge aus dem Gleichgewicht geraten. Eine mathematische Funktion der gesamtwirt- schaftlichen Aktivität mit derlei vielen Variablen kann, graphisch dargestellt (als Bruttoin- landsprodukt - BIP), keine Kurve mit Linearität ergeben. Sie hätte vielmehr einen zyklischen, wellenförmigen Verlauf - genau wie in der Realwirtschaft. Diese ist zwar noch deutlich kom- plexer als das Modell und funktioniert dennoch grundsätzlich ähnlich. Ökonomen greifen gern auf solche Modelle zurück, die auf das wesentliche reduzieren, um Zusammenhänge und den Einfluss einzelner Parameter auf das Gesamtsystem Volkswirtschaft besser untersuchen zu können.
Weil die Realwirtschaft einen so eminenten Einfluss auf die gesellschaftliche und gesamtstaat- liche Stabilität besitzt, hat sich mit der Konjunkturforschung seit Anfang der 1920er Jahre eine eigene volkswirtschaftliche Richtung entwickelt. Ihr Ziel ist die Bestimmung der konjunkturel- len Situation (Konjunkturdiagnose) sowie aufbauend darauf die Voraussage der künftigen wirt- schaftlichen Entwicklung (Konjunkturprognose).11 Sie liefert zudem als makroökonomische Theorie Berechnungen und Erklärungsansätze für die kumulativen Auf- und Abwärtsbewegun- gen12 und berät die Politik, die durch Steuerungsmaßnahmen den weiteren Wirtschaftsverlauf beeinflusst.
Die idealisierte Grundform eines Konjunkturzyklus sieht in allen Quellen ähnlich aus. Der ös- terreichische Ökonom Gottfried Haberler (1900 - 1995)13 entwickelte 193714 eine Klassifika- tion eines typischen Konjunkturzyklus der zwischen zwei Phasen und zwei Wendepunkten un- terscheidet:
- Aufschwung (Prosperitätsphase, Expansion)
- Abschwung (Depressionsphase, Kontraktion, Niedergang)
- oberer Wendepunkt (Niedergang, Krise im technischen Sinn)
- unterer Wendepunkt (Aufschwung, Wiederbelebung)15
1939 wurde dieses Modell dann durch den deutsch-österreichischen Ökonomen Joseph Alois Schumpeter (1883 - 1950) von zwei auf vier Phasen erweitert. Zusätzlich unterschied er die „Depression“ von der „Rezession“ und die „Erholung“ von der „Prosperität“.16 Es hat bis heute unveränderten Bestand.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Modell der Konjunkturphasen17
1. Die Aufschwungphase nach dem unteren Wendepunkt wird als Erholung oder Expansions- phase bezeichnet, gekennzeichnet durch verbesserte Kapazitätsauslastung, steigende private Investitionen und Beschäftigung, zunehmendes Volkseinkommen und erhöhten privaten Konsum.
2. Die Erholung geht in die Prosperität (Hochkonjunktur, Boom) über, sobald die Produktions- faktoren mehr als im Trend üblich ausgelastet sind. Diese Phase dauert an, bis die Volks- wirtschaft ihre Auslastungsgrenze erreicht und eine Erhöhung des realen Volkseinkommens nicht mehr möglich ist. Es kommt zu starken Preissteigerungen und Störungen auf dem Geld- und Kapitalmarkt.
3. Nach Erreichen des oberen Wendepunktes geht die Entwicklung in einen Abschwung (Re- zession, kontraktive Phase) über. In der Boomphase bei überhöhtem Zinsniveau durchge- führte Investitionen erweisen sich als unrentabel. Es kommt zu einem Rückgang der priva- ten Investitionen, höherer Arbeitslosigkeit und zu einer Stagnation des privaten Konsums. Gewinne und Beschäftigung sinken, zahlreiche Unternehmen geraten in Schwierigkeiten.
4. Die Phase vor dem unteren Wendepunkt ist die Depression (Krise), gekennzeichnet durch hohe Arbeitslosigkeit, geringe Kapazitätsauslastung, geringe Investitionstätigkeit und hohe Bankenliquidität.18
Im Abschwung sieht Schumpeter einen im Ablauf der kapitalistischen Wirtschaft normalen Vorgang, der das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht wieder herstellt. In der Depression hingegen komme es durch „abnorme Liquidation“ zur Vernichtung von Dingen, die ohne diese einfach weiter bestehen würden. Während die Abschaffung der Rezession einer Abschaffung des kapitalistischen Prozesses insgesamt gleichkäme, sei die Depression indes eine besondere wirtschaftliche Notlage, die das Eingreifen des Staates unvermeidlich mache.19
Doch auch wenn sich die Zyklen vom Ablauf der Phasen her nicht unterscheiden, tun Sie es in anderer Hinsicht: erstens in der Frequenz und zweitens in der Amplitude.
Wirtschafts- und Sozialgeschichte lehren, dass sich der enge Zusammenhang aller Wirtschafts- elemente im Laufe des 18. Jahrhunderts einspielte und es erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu klaren Konjunkturbildungen mit wellenförmigen Bewegungen kam. Die Historie der perio- dischen Wirtschaftszyklen beginnt nach dem russischen Ökonomen und Historiker Michail Iwanowitsch Tugan-Baranowsky20 (1865 - 1919) mit der englischen Krise von 1825. Dafür spricht, dass nach ihr drei 10- bis 11-jährige Zyklen (Krisen von 1836, 1847, 1857) folgten.21 Diese Zyklusart sollte Joseph Schumpeter, wie die kurzen Kitchin- und die langen Kondratieff- Zyklen, später22 nach ihrem „Entdecker“, dem französischen Arzt und Wirtschaftstheoretiker, Clement Juglar (1819 - 1905) benennen.
Juglar, vermutlich vom Ökonomen und Enzyklopädisten François Quesnay (1694 - 1764) inspiriert,23 verglich den „wirtschaftlichen Kreislauf mit dem menschlichen Blutkreislauf“24. Juglar studierte zuerst Zyklen von Geburten- und Sterberaten und erst später fing er an sich mit Zinssätzen und Kreditbedingungen zu beschäftigen. Er wertete unter anderem Zinssätze, Preise und Bankbilanzen aus Großbritannien, Frankreich und den USA der Jahre 1803 bis 186225 aus und stellte so empirisch eine Zyklizität fest. Später konnte Juglar mit den gefundenen Zyklen auch Schwankungen der Gold- und Wechselbestände erklären.26
Die Juglar-Zyklen haben eine Länge von 7 - 11 Jahren27 und ihre Ursachen sind eher psychologischer Natur, da positive wie negative Erwartungen in die Zukunft projiziert werden. In der ersten Hälfte des Zyklus wird das Wachstum durch starke Investitionen in Fertigungsanlagen verursacht, während die Unternehmen in der zweiten Hälfte in Erwartung der Amortisation und Gewinnabschöpfung eher zurückhaltend agieren. Durch Folgeinvestitionen und Ersatzanschaffungen für verschlissene Anlagen wird dann ein neuer Zyklus angestoßen. Der Aufschwung beginnt von neuem.28 Der Juglar-Zyklus wird deshalb heute auch als Investitionszyklus bezeichnet29 und gilt als Konjunkturzyklus im eigentlichen Sinn.30
Der Kitchin-Zyklus wurde von Schumpeter nach dem britischen Geschäftsmann und Statistiker Joseph Kitchin (1861 - 1932) benannt31, der zudem in Südafrika als Bergbauunternehmer tätig war.32 Kitchin bemerkte in seinem Warenabsatz einen regelmäßigen Rhythmus33 und begann sich mit Großhandelspreisen und Bankclearings vorwiegend aus Großbritannien und den USA zwischen 1890 und 1922 zu beschäftigen.34 Auch hier bemerkte er in den Daten einen Intervall den er als Folge zyklischer Lagerinvestitionen interpretierte. 1923 publizierte er seine Ergebnis- se im US-amerikanischen Fachblatt „The Review of Economic Statistics“35. Sein Kerngedanke war, dass Unternehmen ihre Lagerbestände bei günstigem wirtschaftlichen Umfeld, um der erhöhten Nachfrage gerecht zu werden, auf- und bei schlechten Absatzmöglichkeiten wieder massiv abbauen.36 Kitchin unterschied in seiner Veröffentlichung zwischen „major and minor cycles“, wobei er mit erstgenannten die Juglar-Zyklen meinte, die sich je nach Ausprägung aus zwei bis drei der von ihm entdeckten kleineren Zyklen zusammensetzen, sie folglich also nicht als eigenständig betrachtet werden können. Selbst veranschlagte er für letztere eine durch- schnittliche Länge von 40 Monaten37, die auch Schumpeter so in seinen „Business Cycles“ übernahm38. Einige zeitgemäße Quellen hingegen geben ihre Spannweite mit 3-5 Jahren an.39 Tolksdorf schrieb, dass unter anderem aufgrund moderner Lean-production-Verfahren und Just- in-time-Lieferungen der Kitchin-Zyklus nicht mehr in der beschriebenen Form festgestellt wer- den kann40 und Horn sieht ihre Existenz gar als „umstritten“41 an.
Eine Zyklusart die Schumpeter in seinem Werk „Business Cycles“ zwar erwähnte42, jedoch nicht in seinem Drei-Zyklen-Schema mit aufnahm war der Kuznets-Zyklus,43 herausgearbeitet durch und benannt nach dem US-Amerikaner russisch-jüdischer Herkunft und Träger des von der schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preises für Wirt- schaftswissenschaften und Harvard-Professor, Simon Smith Kuznets44 (1901 - 1985). Die Grundtheorie zu deren Vorhandensein wurde bereits 1927 durch Charles Annsson Randlett Wardwell (1896 - 1965) in dessen Dissertation aufgestellt, der ihre Länge mit 15 Jahren an- gab.45 Kuznets untersuchte (ob mit oder ohne Kenntnis über die Arbeit von Wardwell ließ sich nicht ermitteln)46 das Konsumverhalten der US-Bürger mittels einer Querschnittsanalyse über verschiedene Einkommensklassen. Aus 59 Reihen zu Produktion und Preisen eliminierte er den Trend („primary secular movement“) durch deterministische Funktionen der Zeit. Durch Glät- tung mittels gleitender Mittelwerte wurden die „secundary secular movements“ sichtbar. Er- gebnisse seiner Analyse waren, dass die Zyklen von Produktion und Preisen ca. 22 Jahren dau- erten.47
Bedeutsam an seiner Untersuchung war, dass Kuznets die Bewegungen nicht streng zyklisch, sondern als Reaktionen der Wirtschaft auf exogene Schocks betrachtete. Mit dem von ihm ein- geführten Begriff des Bruttosozialprodukts brachte er die „long swings“ in einen systemati- schen Zusammenhang zu Bevölkerungsbewegung und populationssensitiven Größen, wie etwa der Bautätigkeit.48
Zumindest bis 1914 gilt die Existenz des Kuznets-Zyklus als gesichert. Für Deutschland wur- den sie von Metz und Spree für einige Wirtschaftssektoren bis 1913 nachgewiesen.49 Als eine Form der Langen Wellen wurde ihre Existenz für die neuere Zeit jedoch stark angezweifelt, da die Untersuchung der Zyklen stark auf die Geschichte der USA zugeschnitten ist und eher eine Erscheinungsform mit begrenztem Erklärungswert darstellt.50 Mit einer Länge von 15-25 Jah- ren51 werden Kuznets-Zyklen, entgegen den Trendphasen, sowohl theoretisch als auch empi- risch von einigen Wissenschaftlern der Konjunkturkomponente zugerechnet, also eher den mit- telfristigen Schwankungen, während andere diese „long swings“ als langfristige Wachstums- schwankung betrachten.
Schumpeter befasste sich tiefgehend mit den unterschiedlichen Konjunkturzyklen, deren Abfol- ge und Kausalzusammenhänge er intensiv studierte. Als Ergebnis kam unter anderem das Drei- Zyklen-Schema heraus, anhand dessen er die wirtschaftliche Entwicklung als parallele Abfolge und Überlagerung der unterschiedlichen Zyklenarten darstellte (siehe Abbildung 2).52 Durch diese graphische Darstellung wird schlagartig bewusst, warum gerade die Langen Wellen so bedeutsam für die wirtschaftliche Entwicklung sind - sie bilden die eigentliche Bezugsgröße für den Ausschlag der Amplitude. Um das Drei-Zyklen-Schema, was „in den vierziger und fünfziger Jahren eine gewisse Berühmtheit“ erwarb, entwickeln zu können, musste Schumpeter die Kitchin-Cycles auf 3,5 Jahre, die Juglar-Cycles auf 9,5 Jahre und die Langen Wellen auf 57 Jahre determinieren. Daraus ergibt sich, dass drei kurze, eine mittlere und sechs mittlere einen langen Zyklus abbilden. Die vierte Kurve stellt die additive Originalzeitreihe dar. Schumpeter war sich darüber klar, dass auch andere Schemata (beispielsweise mit Berücksichtigung des Kuznets-Zyklus) möglich gewesen wären, was die Darstellungsproblematik allerdings noch deutlich gesteigert hätte.53
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Drei-Zyklen-Schema nach Schumpeter54
Mit Hilfe dieses Modelles erklärte Schumpeter auch die Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts als zeitlichen Zusammenfall der Tiefpunkte aller drei Zyklenarten und vertritt die Meinung, dass zusätzlich Fehler in der Geldpolitik zu ihrer außergewöhnlichen Intensität geführt hätten.55
Um über zukünftige Entwicklungen Vorhersagen treffen zu können, muss die Konjunkturtheorie wichtige Wirkzusammenhänge verstehen. Ein erster Schritt dazu ist, dass Ursachen für Veränderungen grundsätzlich unterschieden werden, beispielsweise exogene Faktoren wie die Bevölkerungsentwicklungen oder den technischen Fortschritt, von endogenen, sprich aus dem Wirtschaftsprozess selbst heraus generierte Einflüsse, wie unter anderem höhere oder geringere gesamtwirtschaftliche Nachfrage.56
In der Vergangenheit wurden darüber hinausgehend zahlreiche Theorien über die Ursachen wirtschaftlicher Veränderungen aufgestellt, die erstmals Haberler bereits in der Frühzeit der Konjunkturtheorie zu ordnen versuchte. Heraus kam eine Typologie, die bis heute (für die vorkeynesianischen Theorien) verwand wird. Er unterschied fünf grundständige Arten:
1. Rein-monetäre Theorien: Die Kreditgewährung der Banken spielt hier die zentrale Rolle. Ein Aufschwung kommt dann zustande, wenn die Banken die Kreditzinsen senken.
2. Überinvestitionstheorien: Bei den monetären Überinvestitionstheorien wird der Grund für die Konjunkturzyklen in einem permanenten Ungleichgewicht zwischen der Produktion von Investitions- und Konsumgütern vermutet. Nach den Nicht-monetären Überinvestitionstheo- rien wird der Aufschwung durch Investitionen beziehungsweise durch den technischen Fortschritt ausgelöst.57
3. Unterkonsumtionstheorien: Eine mangelnde Konsumnachfrage führt bei dieser nichtselbst- ändigen Theorie zur Unterbeschäftigung.
4. Psychologische Theorien: Hier steht die Bedeutung von Preis- und Absatzerwartungen als möglicher Verstärker für Aufschwung und Abschwung im Fokus.
5. Erntetheorien: Sammelbegriff für Sonnenflecken-Wetter-Ernte-Theorien, wonach die kapi- talistische Krise aus natürlichen Umwelteinflüssen resultiert.58
Nach Haberler wurden weitere Konjunkturtheorien formuliert. Dazu gehören die neoklassi- schen, unter anderem der durch Milton Friedman (1912 - 2006)59 mitentwickelte Monetaris- mus60, basierend auf exogenen Ursachen wie der Geld- und Fiskalpolitik oder die Angebots- ökonomie nach George Gilder (geb. 1939)61 und Arthur Betz Laffer (geb. 1940) in deren Mittelpunkt dessen Laffer-Kurve62 steht.
Hinzu kommt eine durch John Maynard Keynes63 (1883 - 1946) entwickelte und heute bekann- te Theorie, in der er zeigt, dass Angebot und Nachfrage auf den Märkten nicht automatisch zu einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht führen, bei dem auch Vollbeschäftigung herrscht. Die staatliche Steuerung der Konjunktur im Sinne einer Fiskalpolitik erfolgt dabei je nach kon- junktureller Lage, was bedeutet, dass der Staat im Abschwung die gesamtwirtschaftliche Nach- frage belebt, indem er durch Defizitfinanzierung mehr ausgibt, als er einnimmt. Im Auf- schwung muss dann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dagegen gebremst und die entstande- nen Schulden durch Steuererhöhungen getilgt werden.64 Eine solche antizyklische Wirtschafts- politik und Globalsteuerung der Wirtschaft im Sinne von Keynes wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren auch in der Bundesrepublik Deutschland betrieben und hat im Stabilitätsgesetz ihren Niederschlag gefunden.65
Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle abschließend der Postkeynesianismus und die Neue Politische Ökonomie als neueste Ansätze der Konjunkturtheorie genannt.66
Bis heute herrscht in der Fachwelt darüber Uneinigkeit, welcher Ansatz den größten Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hat. Unbestritten ist jedoch heute, dass die Zeit, der evolutorischen Ökonomie folgend, eine irreversible Größe ist.
Die evolutorische Ökonomik steht in Schumpeters Denktradition (siehe Abschnitt 2.4). Für Ökonomen wie ihn oder Kondratieff entwickelt sich die Wirtschaft analog biologischer Re- geln.67 Sie begreift „wirtschaften“ daher als offenen ökonomischen Vorgang, der durch Zeit- und Pfadabhängigkeit irreversibel ist. Nicht Existenz, Bedingungen, Eindeutigkeit und Gleich- gewichtsstabilität sondern Wandel, vor allem durch langfristige Entwicklung der Technologie, damit verbunden die der Industrie-, Institutions- und Volkswirtschaftsstrukturen stehen im Vor- dergrund. Sie benutzt in der Weiterentwicklung das Denkprinzip der Selbstorganisation und Konzepte aus der Evolutionstheorie wie Zufall, Irreversibilität, Mutation und Selektionsfakto- ren.68 Und am wichtigsten ist: sie erkennt die entscheidende Rolle der Zeit für die wirtschaftli- che Entwicklung an.69
Als entscheidende Konsequenz ergibt sich daraus, dass sich die reale Wirtschaftskraft wie in dem ökonomischen Modell eingangs nicht linear aufsteigend entwickeln kann, sondern im Wechsel von Auf- und Abbewegungen.70
Durch Schumpeters Drei-Zyklen-Modell (Abbildung 2) wurde zudem deutlich, dass die Langen Wellen der eigentliche Motor für die gesamtwirtschaftliche und damit auch für die soziokulturelle Entwicklung sind.
Die folgenden Abschnitte dieses Kapitels sollen daher die Entwicklungsgeschichte der Langen Wellentheorie genauer erläutern um daraus zu erklären, wie sich ihr Bild und ihr Verständnis im zeitlichen Verlauf gewandelt hat - bis hin zu dem, was wir heute als Kondratieff-Zyklen kennen.
2.2 Die Anfänge der Theorie
Nikolaus Kondratieff wird allgemeinhin als derjenige Ökonom bezeichnet, der die Langen Wel- len in der konjunkturellen Entwicklung entdeckte. Dies ist jedoch darauf zurückzuführen, dass Schumpeter die Langen Wellen nach ihm benannte und ihm damit zu einer gewissen Bekannt- heit verholfen hat.71 Allerdings gab es vor Kondratieff andere Ökonomen, die bereits Thesen über das Vorhandensein von langen konjunkturellen Wellenbewegungen formulierten.
Es ist heute nicht mehr ganz klar nachzuweisen, wer tatsächlich als Urheber der Theorie der Langen Wellen angesehen werden kann. Die zwei ältesten (erhaltenen) schriftlichen Quellen im ökonomischen Kontext72 gehen auf Karl Marx73 (1818 - 1883) gemeinsam mit Friedrich En- gels74 (1820 - 1895) sowie Hyde Clarke (1815 - 1895) zurück - beide aus dem Jahre 1847.75
Marx und Engels schreiben im Manifest der Kommunistischen Partei recht allgemein gehal- ten76: „Es genügt die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen. In den Handels- krisen wird ein großer Teil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern sogar der bereits geschaf- fenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet."77 Als Auslöser sehen sie „die Epidemie der Überproduktion", ausgelöst durch „zu viel Zivilisation, zu viel Lebensmittel, zu viel Industrie [und] zu viel Handel“.78
Die etwas spezifiziertere Vermutung der Existenz der Langen Wellen geht auf den Briten Hyde Clarke zurück, der im „Railway Register“ die Schlussfolgerung zog, dass die Hungersnöte in Großbritannien von 1793 und 1847 einer zyklischen Bewegung unterliegen. Er ging dabei be- reits von einem 54-jährigen Zyklus aus, der sich in fünf je zehn- beziehungsweise elfjährige Teilintervalle zergliedern lässt.79 Damit griff er ebenfalls dem Juglar-Zyklus vor (siehe Ab- schnitt 2.1). Clarkes Veröffentlichung teilte jedoch das Schicksal zahlreicher auf astronomische Regelmäßigkeiten beruhender Krisentheorien wie unter anderem die von Friedrich Wilhelm Herschel (1738 - 1822), William Stanley (1835 - 1882) und dessen Sohn Herbert Stanley Je- vons (1875 - 1955), die Jöhr unter dem Sammelbegriff der „Kosmischen Theorien“80 zusam- menfasste.81
Später wurde die Existenz von langen Wirtschaftszyklen vor allem in Russland beziehungswei- se der Sowjetunion erforscht. Tugan-Baranowsky thematisierte 1894 den Kern späterer Deu- tungen dieser Thesis. Jedoch wird sein Werk erst 1901 in deutscher und 1913 in französischer Sprache veröffentlicht.82 Dadurch gilt heute zumeist der ebenfalls 1901 in Deutschland publi- risches Museum (Hrsg.) o. J., über: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/EngelsFriedrich/, Stand: 15.05.2013) zierende und als „Parvus“ bekanntgewordene Weißrusse Israil Lasarewitsch Helphand83 (1867- 1924) als Begründer des Theorems Langer Wellen.84 In seinem Werk bezeichnet er die Phasen langfristiger Preis- und Gewinnsteigerungen als „Sturm- und Drang-Perioden des Kapitals“85, auf die eine Phase langfristigen Preisrückgangs folgt.86
Die Gedanken von Parvus und Tugan-Baranowsky werden ein Jahr später vom deutschtschechischen Philosophen und sozialdemokratischen Vordenker Karl Kautsky (1854 - 1938) aufgegriffen, wobei er letztgenanntem einen wichtigen „Beitrag zur Erforschung des Wesens der Krisen“87 kapitalistischer Wirtschaftsysteme bescheinigte.
Als letzter der frühen Pioniere sei an dieser Stelle der schwedische Ökonom Knut Wicksell (1851 - 1926) genannt, der 1898 in seinem Werk „Geldzins und Güterpreise“88 Verbindungen zwischen langfristigen Preisschwankungen und der technologischen Weiterentwicklung her- stellte.89
Der erste Vertreter, der in den Langen Wellen mehr als nur Preisphänomene sah und den Ver- such unternahm, die Langen Wellen mittels empirischer Nachweise zu belegen, war der nieder- ländische Wirtschaftswissenschaftler und sozialistische Politiker Jacob van Gelderen90 (1891 - 1940). In seine Analysen, die er in der 1913 erschienenen Schrift „Springvloed. Beschouwin- gen over industrieele ontwikkeling en prijsbeweging“91 veröffentlichte, zog erweitere wirt- schaftliche Indikatoren wie Außenhandels-, Beschäftigungs-, Investitions- und Produktionsda- ten sowie Zinssätze, Neuemissionen und Tonnagen von Frachtschiffen diverser Länder mit ein. In seiner „Lange-Wellen-Hypothese“ für die entwickelten Industriegesellschaften bezeichnete er die einzelnen Auf- und Abbewegungen als Flut- und Ebbeperioden. Bereits vor Kondratieff kam er zu dem Schluss, dass die wirtschaftliche Entwicklung seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1920 drei Lange Wellen durchlaufen hat. Vermutlich allein dadurch, dass die Aufsatzreihe auf Holländisch erschien, wurde eine internationale Verbreitung verhindert.
Der Niederländer Salomón de Wolff (1878 - 1960) ergänzte van Gelderens empirische Belege noch um Mengenreihen wie beispielsweise die Produktionsergebnisse der französischen Kohleund Eisenbergwerke sowie der Stahlindustrie92 und vermochte mit seinem Beitrag für die Kautsky-Festschrift ,,Prosperitäts- und Depressionsperioden“93 im Jahre 1924 van Gelderen etwas bekannter zu machen. Trotzdem begann die eigentliche Diskussion in der Tat erst mit Kondratieffs Veröffentlichung der „langen Wellen der Konjunktur“ im Jahre 1926, so dass dieser fälschlicherweise bis heute zumeist als deren Entdecker gilt. Deshalb benannte Schumpeter die Langen Wellen 1939 auch nach ihm und nicht nach van Gelderen.94
Bis in die 1920er Jahre sahen Ökonomen konjunkturelle Entwicklung in der Regel nicht als Entwicklung des Produktionsvolumens an. Vielmehr stehen Indikatoren wie Güterpreise und Börsenkurse im Fokus. Der Schwerpunkt der Forschung der 20er und 30er Jahre des zwanzigs- ten Jahrhunderts lag auf empirische Studien.95 Besonders erwähnenswert sind hier die Arbeiten der deutschen Wirtschaftshistoriker Arthur August Kaspar Spiethoff (1873 - 1957) und Werner Sombart (1863-1941). In seinem umfangreichen zweibändigen Werk „Die wirtschaftlichen Wechsellagen“96 beschäftigte sich Spiethoff vor allem mit der Konjunktur im „Hochkapitalis- mus“97 zwischen 1822 und 1913.98 Für ihn, einem bekannten Vertreter der „Historischen Schule der (deutschen) Nationalökonomie“99, sind die „Wechsellagen Aufschwung und Stockung […] die Entwicklungsformen der hochkapitalistischen Wirtschaft“100. Der Musterkreislauf besteht aus etwa sieben bis elf Jahre dauernden Zyklen101, hier als Wechsellagen102 bezeichnete Juglar- Zyklen. Diese wiederholen sich in sogenannten Wechselspannen. Die einzelnen Phasen der Wechsellagen nennt er wiederum Wechselstufen.103 Er kommt im Zeitraum von 1822 bis 1913 für die deutschen Staaten auf vier Teilphasen der Langen Wellen beziehungsweise Wechselspannen.104 Weder Spiethoffs noch Sombarts hatten jedoch die Intention eine exakte Theorie zu entwerfen. Beide erklärten lediglich die langfristige wirtschaftliche Entwicklung über singulärhistorische Ereignisse und außerökonomische Einflussgrößen. Dies passt außerordentlich gut zu dem gleichgewichtstheoretischen Denken jener Zeit.105
2.3 Kondratieff und die Langen Wellen der Konjunktur
In seinem Artikel „Wellen des Fortschrittes“ für „DIE ZEIT“ schrieb Harry Maier, dass keiner der großen Ökonomen des 20. Jahrhunderts im Westen so unbekannt wie Kondratieff sei. In den gängigen Wirtschaftslexika sei kaum etwas über den russischen Ökonomen zu finden.
Nikolai Dmitrijewitsch Kondratieff106 wurde am 4. März 1892 in dem Dorf Galuyewskaja in der zentralrussischen Provinz Kostroma (heute Oblast Iwanowo) als Sohn einfacher Bauern geboren. Nach dem Besuch der „Grundschule“ konnten seine Eltern nicht die finanziellen Mittel für eine höhere Schulbildung aufbringen. Der junge Nikolai Kondratieff eignete sich daher den Unterrichtstoff auf autodidaktischem Wege an und bestand das Abitur. Anschließend schrieb er sich 1910 an der Petersburger Universität an der juristischen Fakultät ein. Bereits während dieser Zeit begann er sich für ökonomische Themen zu interessieren. Dies wird auch in dem Titel seiner 1915 als Monographie gedruckten Diplomarbeit: „Die Entwicklung der Wirtschaft des Distriktes Kineschma in der Provinz Kostroma“ deutlich. Seine analytische Begabung und diese Veröffentlichung verhalfen ihm bereits in jungen Jahren zu einem „Direktorat für Statistik und Wirtschaft“ eines St. Petersburger Distriktes.
1917 beteiligte sich Kondratieff aktiv am revolutionären Umbruch und den Sturz des Zaren. In der Folgezeit nahm er an der Vorbereitung des „Allrussischen Sowjets“ der Bauerndeputierten teil, schrieb diverse Artikel über die Lösung des Agrarproblems, analysierte die Nahrungsmit- telsituation nach der Februarrevolution und wurde Mitglied der verfassungsgebenden Ver- sammlung und schließlich am Vorabend der Oktoberrevolution Vizeminister für Lebensmittel der provisorischen Regierung. Nachdem die verfassungsgebende Versammlung durch die Bol- schewiki gewaltsam aufgelöst wurde, ging er 1918 nach Moskau. Dort wurde er 1920 Direktor des neugegründeten Konjunkturinstituts.107 Dies sollte unter seiner Leitung Russlands Zentrum für volkswirtschaftliche Forschung werden.
In den Mittelpunkt seiner Untersuchungen stellte er zwei Probleme, die ihm schließlich zum Verhängnis werden sollten: das Agrarproblem im neuen Russland und die Konjunkturforschung. 1922 veröffentlichte er zu diesen Schwerpunkten bereits zwei grundlegende Arbeiten: „Der Getreidemarkt und seine Regulierung während des Krieges und der Revolution“ sowie „Weltwirtschaft und Konjunktur während und nach dem Kriege“.
Nachdem der Bürgerkrieg beendet war, begann der Regierungschef der neu gegründeten Sow- jetunion, Wladimir Iljitsch Lenin108 (1870 - 1924), durch seine „Neue ökonomische Politik“ die Wiederherstellung marktwirtschaftlicher Verhältnisse. Kondratieff hatte Hoffnung, dass das Land durch den marktwirtschaftlichen Weg zu einem modernen und leistungsfähigen Staat werden würde. Deshalb stellte er sich zusammen mit anderen führenden Ökonomen gegen den später folgenden Übergang zur Planwirtschaft, der für ihn einen Rückschritt zum Kriegskom- munismus bedeutete.
Kondratieff stellte sich gegen jede Form volkswirtschaftlicher Planung, die im Gegensatz zu den Marktgesetzen steht, und setzte vielmehr auf „genetische Planung“. Diese sollte ihren Aus- gangspunkt in der Landwirtschaft haben und spontanen Marktkräften Freiraum geben. Für 1923 bis 1926 war er verantwortlich für die Ausarbeitung eines Fünfjahresplanes in der Landwirt- schaft und trat während dieser Zeit für „internationale Arbeitsteilung“ und die Heranziehung „ausländischen Kapitals auf Grundlage von Pachten und Konzessionen“ sowie gegen „unbe- gründeten Protektionismus zur Drosselung des Imports“ ein. Zudem setzte er sich dafür ein, leistungsfähige Landwirtschaftbetriebe zu fördern und Kleinbauern zu Genossenschaften zu- sammenzuschließen und traute sich nachzuweisen, dass sich deren Lebensstandard seit der Ok- toberrevolution um die Hälfte abgesenkt hatte.
Aber auch Kondratieffs Anschauungen auf dem Gebiet der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung waren in der Sowjetunion mehr als nur problematisch. Er folgte dem Marxschen Ansatz, der Aufschwung, Krise und Depression in der konjunkturellen Entwicklung aus dem kapitalisti- schen Wirtschaftsystem selbst heraus erklärte.109 Seit 1860 beziehungsweise 1923 war die Existenz der Juglar- und Kitchin-Zyklen bekannt (siehe 2.1). Kondratieff glaubte darüber hinaus, wie bereits einige vor ihm, an einen dritten, deutlich längeren Zyklus.
Kondratieff kam zu der Annahme des Vorhandenseins Langer Wellen laut eigener Angaben in den Jahren 1919/1921 und forschte offenbar seit 1921 zielgerichteter an dem Thema.110 Anstoß, sich tiefergehend mit der Materie zu beschäftigen, gab laut Menzel möglicherweise das Referat „Die wirtschaftliche Weltkrise und die neuen Aufgaben der Kommunistischen Internationa- le“111, das Leo Trotzki112 (1879 - 1940) auf dem 3. Weltkongress der Komintern113 hielt. An- hand von langen Zeitreihen über die Entwicklung des englischen Außenhandels, entnommen einer Ausgabe der Times vom Januar 1921, versuchte Trotzki den langen Abschwung des Kapi- talismus und die bevorstehende Weltrevolution zu propagieren. Dieses Referat, eventuell von Parvus beeinflusst, so vermutete Menzel weiter,114 war offenbar Anstoß für den russischen Ökonomen, den empirischen Gegenbeweis für Trotzkis These zu liefern.
Jedenfalls formulierte Kondratieff zu den Langen Wellen 1922 erstmals und auf Russisch seine „allgemeinen Thesen, kurz und ohne besondere Analyse“115 und publizierte sie unter dem Titel „Die Weltwirtschaft und ihre Konjunkturen in der Kriegs- und Nachkriegszeit“116. Eingehender beschäftigte er sich im Winter und Frühjahr 1925 mit dem Komplex und verfasste eine Spezialstudie („Lange ökonomische Zyklen")117, die in dem ersten Sammelband „Fragen der Konjunktur“118, (S. 28 - 79), herausgegeben vom Moskauer Konjunkturinstitut, veröffent- licht wurde.
Kondratieffs These wurde 1923 von Trotzki heftig kritisiert.119 Besonders stieß ihm auf, dass Kondratieff quasi einen Automatismus unterstellte, der lange Aufschwünge auf Ab- schwungphasen folgen ließ und damit auch die damalige Krise nicht der heraufbeschworene allgemeine Niedergang des Kapitalismus sei, der das Herannahen der Weltrevolution signalisie- re. Im Gegenteil, der Kapitalismus würde aus einem Akkumulationsprozess inhärenter Ursa- chen die Kraft für einen Aufschwung und damit zur Systemstabilisierung finden. Eine solche These war nicht mit den Zielen der Komintern vereinbar und galt als konterrevolutionär. Trotz- ki setzte dem entgegen, der Kapitalismus sei seit langem im Niedergang begriffen und die zwischenzeitlichen Aufschwünge seien in exogenen Ursachen wie Entdeckungen, Ausdehnun- gen der Weltmärkte und Kriegen begründet. Durch die Kondratieff-Trotzki-Debatte sahen sich zahlreiche russische Autoren wie unter anderem Sergei Alekseevich Pervushin (1888 - 1966) und Dmitrij Ivanovic Oparin (1891 - 1978) veranlasst, sich mit Kondratieff auseinanderzuset- zen und den Nachweis zu erbringen, dass seine These aufgrund empirischer und methodischer Unzulänglichkeiten unhaltbar sei.120 Zumeist erschienen diese Beiträge nur auf Russisch und wurden teilweise erst durch die Veröffentlichung von George Garvy121 (1913 - 1987) 1943122 verbreitet. Dieser ging hierbei auch auf das teilweise methodisch problematische Vorgehen Kondratieffs ein.
Kondratieffs russischsprachiger Aufsatz von 1925 diente ein Jahr später als Übersetzungsvorlage und wurde unter dem Titel „Die langen Wellen der Konjunktur“123 in „der damals bedeutendsten deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Fachzeitschrift“124 „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ abgedruckt. Diese deutsche Übersetzung machte Kondratieff und seine Arbeit international bekannter.
Im November 1935 wiederum diente die deutsche Ausgabe als Übersetzungsvorlage der gekürzten englischen Fassung, die unter der Überschrift „The Long Waves in Economic Life“ in der Publikation „The Review of Economic Statistics“125 +126 in den USA herauskam.
Die Zeitschrift „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ war als „Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik“ 1888 vom sozialdemokratischen Publizisten und Politiker Heinrich Braun (1854 - 1927) gegründet worden.127 Der bedeutende Soziologe Max Weber (1864 - 1920) ließ sich 1903 nach einem Nervenzusammenbruch von seiner Lehrtätigkeit an der Uni- versität Heidelberg beurlauben128 und übernahm zusammen mit seinem Freund, dem Ökono- men, Historiker und Soziologen Werner Sombart129 (1863 - 1941) und Edgar Jaffé (1866 - 1921), einem bedeutenden Nationalökonomen und späterem bayerischen Finanzminister, die Redaktion der Zeitschrift. Zusammen bauten sie die Zeitschrift, die von 1904 bis 1933 erschien, zum bedeutendsten deutschen Organ im Bereich von Soziologie und Nationalökonomie aus.130 Nach dem Tode von Max Weber und Edgar Jaffé übernahm Emil Lederer (1882 - 1939) in Verbindung mit Joseph Alois Schumpeter und Max Webers Bruder Alfred (1868 - 1958) die Herausgeberschaft. Im Verlauf der zwanziger Jahre, auch in Folge von Hyperinflation und Wirtschaftskrise, setzten sie verstärkt auf national-ökonomische Beiträge.131
Kondratieffs Arbeit erschien im 56. Band der Zeitschrift und umfasst 37 Seiten inklusive sechs Verlaufsdiagrammen sowie zirka 10 Seiten Datentabellen. In seiner Arbeit versucht er anhand von:
- Indexzahlen von Warenpreisen
- Kursen von festverzinslichen Wertpapieren
- der Entwicklung von Arbeitslöhnen
- Umsätzen im Außenhandel
- Förderung und Verbrauch von Kohle und Eisen- und Bleierzeugung
- sowie die Produktionskosten und die Gewinnentwicklung von Golderz die These über das Vorhandenseins langfristiger Konjunkturwellen im kapitalistischen Wirtschaftsraum empirisch nachzuweisen.
Er begann seinen Aufsatz damit, dass „die Dynamik des Wirtschaftslebens in der kapitalisti- schen Gesellschaftsordnung nicht einfachen und linearen, sondern komplexen und zyklischen Charakters ist […], die Wissenschaft jedoch [..] noch weit davon entfernt [ist] das Wesen und die Typen dieser zyklischen, wellenförmigen Bewegungen geklärt zu haben.“132 Außer des Kit- chin- und des Juglar-Zyklus habe „man Grund zu der Annahme, dass es in der kapitalistischen Wirtschaft außerdem noch Lange Wellen von einer Durchschnittsdauer von etwa 50 Jahren gibt.“133
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Frontend - Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band 56134
Offenbar kannte Kondratieff die Werke derjenigen nur teilweise, die bereits vor ihm über die Langen Wellen publizierten. Er nannte in seiner Arbeit namentlich „Moor135, Lescure136, Afta- lion137, Spiethoff138 und Cassel139, die den Langen Wellen „zwar nähergetreten [seien], allerdings nur in einer ziemlich fragmentarischen und zufälligen Form.“140
Kondratieff erlangte durchaus Kenntnis von den elementaren Arbeiten von van Gelderen und de Wolff. Wie aus einer kommentarischen Fußnote der deutschen Ausgabe hervorgeht, erfuhr er von ihnen jedoch erst nach der russischen Erstveröffentlichung. Zu Beginn des Jahres 1926, so schrieb er, las er de Wolffs Aufsatz „Prosperitäts- und Depressionsperioden“, „der in vielem zu den gleichen Ergebnissen gelangt“141. Unbekannt geblieben sind ihm, so führte er weiter aus, die Arbeiten von van Gelderen, die nur auf Holländisch erschienen war.142
Kondratieff konstatierte, dass aufgrund des sehr langen Beobachtungszeitraumes die Forschung mit „außerordentlich großen Schwierigkeiten“143 verbunden war, zumal die Datenbasis nicht vollständig und zuverlässig sei. Dennoch unternahm er den Versuch „die vorhandenen Daten statistischer und deskriptiver Art für Deutschland, Frankreich, England und [der] Vereinigten Staaten von Amerika für einen möglichst großen Zeitraum zu sammeln und auszuwerten.“144 Um das Hervortreten der Wellen überhaupt zeigen zu können beziehungsweise deutlicher her- vortreten zu lassen, mussten „komplizierte[] Methoden der Verarbeitung statistischer Rei- hen“145 angewandt werden. So galt es beispielsweise den Einfluss der mittleren und kurzen Wellen und zufällige Schwankungen weitestmöglich zu eliminieren. Nach der Methode des beweglichen Mittelwertes (über 9 Jahre) wurde der Einfluss des Juglar-Zyklus ausgeglichen, dessen Länge durchschnittlich etwa 9 Jahre beträgt, und damit zugleich der des kürzeren Kit- chin-Zyklus sowie die zufälligen Schwankungen. Zudem wurden Erzeugungs- und Ver- brauchsmengen auf Pro-Kopf-Werte umgerechnet, also Gesamtvolumina durch die jeweilige Bevölkerungsanzahl dividiert.
Andere Daten wie das in Abbildung 4 dargestellte mittlere Niveau der Warenpreise wurde mithilfe von Indexzahlen dargestellt. Bereits anhand dieses Diagrammes lässt sich eine langfristige Entwicklungstendenz erkennen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Indexzahlen der Warenpreise146
Hingegen war es Kondratieff bei einigen untersuchten Indikatoren nicht gelungen, Lange Wellen nachzuweisen, so beispielsweise beim französischen Baumwollverbrauch und in der Zucker- und Wollerzeugung der USA.147
Überträgt man jedoch die Ergebnisse derjenigen Elemente, bei denen sich Lange Wellen herauskristallisieren, ergibt sich folgende zusammenfassende Matrix (Abbildung 5):
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Abbildung 5: Ergebnismatrix aller untersuchten Elemente148
Darauf folgend grenzte Kondratieff die ersten drei Langen Wellen zeitlich ein, wie in Abbildung 6 dargestellt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Zeitliche Eingrenzung der ersten drei Zyklen149
und zieht darüber hinaus folgende Schlüsse:
- Man kann große Zyklen aus den Bewegungen der untersuchten Elemente erkennen und die aufgefundenen Zyklen sind kein zufälliges Ergebnis der angewandten statistischen- mathematischen Methoden.150
- Die Langen Wellen fallen trotz der Unterschiedlichkeit der untersuchten wirtschaftlichen Kenngrößen zeitlich mehr oder weniger zusammen.
- Die Langen Wellen sind international. Vor allem die Perioden der untersuchten europäi- schen Länder stimmen weitgehend überein.
Im Weiteren stieg er nicht weiter in die Analyse der Materialien ein, sondern beschränkte sich auf ein paar „allgemeine Sätze.“151 In diesen Thesen verknüpfte er auch die Entwicklung der ökonomischen mit der des sozialen Lebens.
- Die Juglar-Zyklen bekommen durch das Vorhandensein der überlagernden Langen Wellen einen bestimmten Charakter dahingehend, dass während des Ansteigens letztgenannter die Jahre des Aufschwunges und während deren Absinkens die Jahre der Depression vorwie- gen.152
- Während des Absinkens der Langen Wellen kommt es im primären Wirtschaftssektor zu einer besonders scharfen und langanhaltenden Depression.153
- Zu Beginn der Aufschwungphasen wächst die Goldgewinnung und in den Weltmarkt wer- den neue beziehungsweise kolonial neu erschlossene Länder stärker miteinbezogen.
- In Aufschwungphasen fallen besonders viele und heftige kriegerische sowie innere soziale Auseinandersetzungen.
Die Erkenntnis, die sich postum als wichtigste herausstellen sollte, nennt Kondratieff nur bei- läufig - widmet ihr nur wenige Zeilen. Erst Schumpeter erkannte deren wahre Bedeutung für das Entstehen der nächsten langen Aufschwungphase und leitete aus ihr eine eigene Hypothese ab und lancierte damit auch Kondratieffs Bekanntheit:
„Während des Absinkens der Langen Wellen werden besonders viele wichtige Entdeckungen und Erfindungen in der Produktions- und Verkehrstechnik gemacht, die jedoch gewöhnlich erst beim Beginn des neuen langen Anstiegs im großen auf die wirtschaftliche Praxis angewandt zu werden pflegen.“154
In Kondratieffs Aufsatz folgt eine Einwandbehandlung, mit der er sich sicher auch gegen Kritik von Seiten der Trotzkisten erwehren wollte:
- Kritikern, die das Vorhandensein Langer Wellen ablehnten, weil ihnen anscheinend die Regelmäßigkeit abging, widersprach er mit dem Hinweis, dass der Juglarzyklus mit seiner Länge von 7 bis 11 Jahren eine Divergenz von 57 %, die Langen Wellen mit einer Länge von 48 - 60 Jahren jedoch nur um 25 % schwanken. Strenge Periodizität gäbe es in sozia- len und ökonomischen Erscheinungen nicht.
- Kritikern, die das Vorhandensein Langer Wellen ablehnten, weil die Ursachen dafür durch zufällige, exogene Einflussfaktoren bedingt sind, zum Beispiel 1. durch technologischen Fortschritt, 2. durch Kriege und innerstaatliche Umbrüche, 3. durch Einbeziehung von Neu- ländern und 4. durch Schwankungen der Goldgewinnung, hielt er entgegen, dass sie den Kausalzusammenhang umkehrten. Sie würden die Folgen für die Ursache halten und wo Gesetzmäßigkeit vorliege, Zufälligkeit sehen.
1. Technologischer Fortschritt:
Die Steigerung der Arbeitsproduktivität benötigt im klassischen ökonomischen Sinne zwei Vo- raussetzungen. Es müssen erstens neue wissenschaftlich-technischen Entdeckungen und Erfin- dungen vorliegen und zweitens muss ihr Einsatz wirtschaftlich vorteilhaft sein. Viele spätere Innovationen155 lassen sich auf zufällige, irrationale Einflüsse bei ihrer Entdeckung zurückfüh- ren. Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten ist es jedoch auch zu kurz gegriffen, Richtung und Intensität von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten ebenfalls diesen zufälligen Ein- flüssen zuzuschreiben. Vielmehr hängen sie von der praktischen Wirtschaftlichkeit und den Marktbedingungen und -voraussetzungen im Umfeld der Innovation ab.
[...]
1 Der Begriff „Dotcom-Blase“ ist ein durch die Medien geprägter Kunstbegriff für eine weltweite Spekulationsbla- se, die insbesondere die sogenannten „Dotcom-Unternehmen“ der New Economy betraf und vor allem zu Ver- mögensverlusten für Kleinanleger aus Industrieländern führte. Der Begriff Dotcom bezieht sich dabei auf die Internet-Domain-Endung „.com“ (engl. für Commercial). (Vgl. Göbel, K. 2009, S. 197)
2 Vgl. Metz, R. 1993, S. 463 f.
3 An dieser Stelle wird bewusst nicht näher auf den letzten langen Konjunkturzyklus und die dahinterstehenden treibenden Kräfte eingegangen. Dies ist Teil des Abschnittes 2.1 ff.
4 Leo A. Nefiodow ist zumindest im deutschsprachigen Raum einer der bekanntesten Vertreter der Theorie der Langen Wellen und gilt als einer der Vordenker der Informationsgesellschaft. Seit 1965 ist er in der Forschung, Entwicklung und Anwendung der Informationstechnologie tätig, zuerst in der Industrie bei Siemens und IBM und später für das GMD-Forschungszentrum Informationstechnik / Fraunhofer-Gesellschaft e. V. Seit 2004 ist der in St. Augustin bei Bonn lebende Nefiodow Mitglied der Arbeitsgruppe „Our Future Economy“ des „Club of Rome“ (siehe zur Erläuterung Fußnote (Fn.) 381). Daneben ist er Berater und Autor von mehr als 90 Publi- kationen (vgl. Nefiodow, L. A. 2006, Einband). Vor der Wirtschaftskrise im Jahre 2000 galt Nefiodow vielen Vertretern des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams als Außenseiter, dessen Thesen Sie als unbewiesen ablehnten (vgl. Müller, A. 2010, o. S.).
5 Vgl. Bibliographisches Institut (Hrsg.) 2013a, Freie Marktwirtschaft, o. S., Stand: 28.05.2013
6 Vgl. Bibliographisches Institut (Hrsg.) 2013a, Konjunktur, o. S., Stand: 28.05.2013
7 Der Konjunkturbegriff stammt aus der Philosophie der Stoiker, die unter der „coniunctio rerum omnium“ eine geheimnisvolle, das gesamte Dasein des Menschen umspannende Schicksalskette verstanden, deren Einfluss der Mensch sich nicht entziehen kann. Im 17. Jahrhundert wurde er in Deutschland in der Astrologie gebraucht, um aus Stellungen der Gestirne zueinander, Schlüsse über das Schicksal der unter dieser Konjunktur geborenen Menschen zu ziehen. Nachdem der Begriff mit dieser Bedeutung in den allgemeinen Sprachgebrauch überge- gangen war, wird er erst seit dem 19. Jahrhundert für die Charakterisierung von ökonomischen Problemen, ins- besondere von den nicht an Periodizität gebundenen Katastrophenerscheinungen, den Krisen, in Verbindung gebracht (vgl. Schmölders, G. 1955, S. 7 und Zwer, R. 1963, S. 39).
8 Vgl. Horn, G. A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/136749/konjunkturgeschichte-v5.html, Stand: 28.05.2013
9 Bei der Analyse und ökonometrischen Berechnungen von wirtschaftlichen Zyklen wird daher strenggenommen zwischen Konjunktur- und Wachstumsschwankungen unterschieden. Die Frage, ob kurzfristige Konjunktur- zyklen mit berechenbarer Gesetzmäßigkeit nachgewiesen werden können oder sie nur Störungen des langfristi- gen Wachstums sind, ist für die Relevanz der Zyklustheorien von grundlegender Bedeutung.
10 Vgl. Bibliographisches Institut (Hrsg.) 2013a, Konjunktur, o. S., Stand: 28.05.2013
11 Vgl. Bibliographisches Institut (Hrsg.) 2013a, Konjunkturforschung, o. S., Stand: 28.05.2013
12 Vgl. Blanchard, O. J. / Fischer, S. 1989, S. 1
13 Bis 1919 Gottfried von Haberler
14 Erstmalig 1937 vom Völkerbund auf Englisch und Französisch veröffentlicht: Haberler, G. (1937): Prosperty and Depression - A Theoretical Analysis of Cyclical Movements, 1. Auflage, Geneva 1937 und Haberler, G. (1937): Prospérite et dépression - Étude théorique des cycles économiques, 1. Auflage, Geneva 1937. Eine deutsche Übersetzung wurde nach der 3. erweiterten Auflage (1941) unter Berücksichtigung einiger Zusätze des Autors vorgenommen und 1948 veröffentlicht: Haberler, G. (1948): Prosperität und Depression - Eine the- oretische Untersuchung der Konjunkturbewegungen, 3. Auflage, Bern 1948
15 Vgl. Haberler, G. 1946, S. 257 ff.
16 Vgl. Schumpeter, J. A. 1961, S. 150 ff.
17 Entnommen aus: Horn, G. A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/54617/konjunkturphasen- v4.html, Stand: 30.05.2013
18 Horn, G. A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/54617/konjunkturphasen-v4.html, Stand: 30.05.2013 und Stobitzer, C. o. J., o. S., http://www.wirtschafts-lehre.de/konjunkturphasen.html, Stand: 28.05.2013
19 Vgl. Schumpeter, J. A. 1961, S. 152, 158 f.
20 Russisch Михаил Иванович Туган-Барановский, auch Michail Iwanowitsch Tugan-Baranowski geschrieben, war ursprünglich Marxist, vertrat jedoch später revisionistische Positionen und versuchte, marxistisches Ge- dankengut mit Ansätzen der „Historischen Schule“ (siehe Fn. 99) und der Grenznutzenschule zu verbinden. Er gilt heute als einer der führenden Theoretiker des sogenannten „Legalen Marxismus“. (Vgl. Strobl, T. 2009, o. S.)
21 Vgl. Horn, G. A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/136749/konjunkturgeschichte-v5.html, Stand: 28.05.2013, siehe hierzu auch Abschnitt 2.2
22 Vgl. Schumpeter, J. A. 1961, S. 179
23 Vgl. Wildmann, L. 2012, S. 87
24 Vgl. Faulhaber, T. 2006, S. 81
25 Erstausgabe: Juglar, C. (1862): Des Crises commerciales et leur retour périodique en France, en Angleterre et aux États-Unis, 1. Auflage, Paris 1862
26 Vgl. Villani, O. 1997-2009, o. S.
27 Andere Autoren veranschlagen beispielsweise 6-10 Jahre je Zyklus (u. a. Wildmann, L. 2012, S. 87).
28 Vgl. Borbély, E. 2008, S. 406 und Faulhaber, T. 2006, S. 81
29 Vgl. Wildmann, L. 2012, S. 87
30 Horn, G. A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/55281/konjunkturzyklus-v4.html, Stand: 02.06.2013
31 Daneben wird er (vor allem) in der englischsprachigen Literatur auch nach dem US-amerikanischen Ökonomen, Konjunkturforscher und Mitbegründer und Forschungsdirektor des „National Bureau of Economic Research“ Wesley Clair Mitchell (1874 - 1948) als Mitchell-Zyklus bezeichnet. Durch seine umfangreichen Publikation, vor allem: Mitchell, W. C. (1913): Business Cycles, 1. Auflage, Berkeley 1913 und Mitchell, W. C. (1927): Business Cycles: The Problem and its Setting, in: Publications of the National Bureau of Economic Research, Inc. Number 22, 1. Auflage, New York 1927, als Zusammenfassung, Mitchell, W. C. (1927) Business Cycles: The Problem and Its Setting, in: Journal of the American Statistical Association Volume XXIII, No. 161 (March 1928), S. 89-94 machte er sich zu jener Zeit einen Namen als einer der führenden Autoren auf diesem Gebiet (vgl. Encyclopædia Britannica (2013): Wesley C. Mitchell, über: http://www.britannica.com/EBchecked/topic/385984/Wesley-C-Mitchell, Stand: 08.06.2013).
32 Vgl. Schumpeter, J. A. 1961, S. 179 und Borbély, E. 2008, S. 406
33 Vgl. Faulhaber, T. 2006, S. 81
34 Vgl. Borbély, E. 2008, S. 406 und Wildmann, L. 2012, S. 86
35 Siehe: Kitchin, J. (1923): Cycles and Trends in Economic Factors, in: The Review of Economic Statistics, Vol- ume V, Number I, January 1923, Cambridge 1923, S. 10-16
36 Vgl. Faulhaber, T. 2006, S. 81
37 Vgl. Kitchin, J. 1923, S. 10; Maußner, A. 1994, S. 4
38 Vgl. Schumpeter, J. A. 1961, S. 174, 179 und 183
39 Vgl. unter anderem Tolksdorf, M. 2006, S. 341 und Hagemann, H. 2008 S. 162
40 Vgl. Tolksdorf, M. 2006, S. 341
41 Vgl. Horn, G. A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/55281/konjunkturzyklus-v4.html, Stand: 02.06.2013
42 Vgl. Schumpeter, J. A. 1961, S. 409
43 Ihre grundlegende Beschreibung erfolgte in: Kuznets, S. S. (1930): Secular Movements in Production and Prices. Their Nature and their Bearing upon Cyclical Fluctuations, 1. Auflage, Boston 1930. Weiter ausgebaut wurde die Theorie dann in: Kuznets, S. S., assisted by Epstein, L. and Jenks, E. (1946): National Product Since 1869, in: Publications of the National Bureau of Economic Research, Inc. Number 46, 1. Auflage, New York 1946.
44 Russisch Семён Абрамович Кузнец wäre die richtige Transkription „Semjon Abramowitsch Kusnez“, 1922 in die USA emigriert, „amerikanisierte“ er seinen Namen zu Kuznets. (Vgl. Cohn-Sherbok, D. 2005, S. 168)
45 Wardwell, C. A. R. (1927): An Investigation of Economic Data for Major Cycles, 1. Auflage, Philadelphia 1927
46 Tuchtfeldt, E. 1998, S. 5 unterscheidet zwischen Wardwell- und Kuznets-Zyklen, wohingegen die meisten ande- ren Autoren sie gleichsetzen (unter anderem Metz, R. 2002, S. 49 und Abramovitz, M. 1989, S. 247 f.).
47 Vgl. Metz, R. 2002, S. 49 ff.
48 Ebd. S. 52 f.
49 Vgl. Metz, R. / Spree, R. 1981, S. 343 ff. sowie: Spree, R. 1978, S. 1 ff.
50 Vgl. Metz, R. 2002, S. 50 nach: Abramovitz, M. 1989, o. A., auch: Spree, R. 1991, S. 99
51 Dies ist die häufigste Längenangabe. Andere Quellen geben sie auch mit 16-25 Jahren (vgl. Spree, R. 1978, S. 172), mit „etwa 20 Jahren“ (Maußner, A. 1994, S. 4), mit 14 bis 20 Jahren (vgl. Runte, T. 2004, S. 6) oder mit 15-20 Jahren Länge (vgl. Długoborski, W. 1981, S. 40; Gottschalck, A. 2008, o. S.) an.
52 Vgl. Borbély, E. 2008, S. 408
53 Vgl. Tuchtfeldt, E. 1998, S. 5
54 Entnommen aus: Schumpeter, J. A. 1939, S. 175
55 Vgl. Borbély, E. 2008, S. 407
56 Vgl. Bibliographisches Institut (Hrsg.) 2013a, Konjunktur, o. S., Stand: 28.05.2013
57 Haberler rechnete Schumpeters frühe Erklärungsansätze für konjunkturelle Entwicklung vor allem aufgrund seiner Veröffentlichung von 1911 noch den Überinvestitionstheorien zu (vgl. Haberler, G. 1946, S. 81), wo- hingegen ihnen heute vor allem wegen der Veröffentlichung von 1939 (richtigerweise) eine eigene Art (Innova- tionstheorien, siehe Abschnitt 2.4) zugesprochen wird (vgl. u. a. Erdmann, G. 1993, S. 1 ff. und Fries, F.-R. 2008, S. 132).
58 Vgl. Haberler, G. 1946, S. 14-167
59 Friedman, Träger des von der schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteten Preises für Wirtschaftswissenschaften 1976, war unter den Ökonomen des 20. Jahrhunderts weltweit einer der bekanntes- ten. Seine Bücher wie „Capitalism and Freedom” (1962), „Free to Choose” (1980) und „Tyranny of the Status Quo” (1984) waren allgemeinverständlich geschrieben und nicht zuletzt deswegen sehr populär. Originelle, oft bahnbrechende Leistungen hat Friedman auf verschiedenen Gebieten vollbracht: bei der permanenten Ein- kommenstheorie des Konsums, der Geldgeschichte der Vereinigten Staaten der letzten 100 Jahre, der Inflati- onstheorie (Monetarismus), der Akzelerationsanalyse, der Phillips-Kurve, der Rolle der Stabilisierungspolitik und der Methodik in den Wirtschaftswissenschaften. Zudem war er der maßgebliche Anführer der Gegenbewe- gung zu den Theorien von John Maynard Keynes (siehe Fn.63). (Vgl. Woll, A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/4635/milton-friedman-v8.html , Stand: 10.06.2013)
60 „Der Monetarismus ist im Unterschied zum traditionellen Keynesianismus weniger eine Einkommens- und Be- schäftigungstheorie, sondern in erster Linie eine Theorie zur Erklärung von Inflation. Dabei wird vermutet, dass Inflation langfristig allein durch das Geldmengenwachstum einer Volkswirtschaft bestimmt wird. Kurz- fristig kann eine Steigerung der Geldmengenwachstumsrate auch Realeinkommens- und Beschäftigungseffekte erzielen, die jedoch nicht dauerhafter Natur sind.“ (Wohltmann, H.-W. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/54360/monetarismus-v8.html, Stand: 15.06.2013)
61 Mit seinem Buch: Gilder, G. (1981): Wealth and Powerty, 1. Auflage, New York 1981, prägte Gilder den 40. US-amerikanischen Präsidenten, Ronald Wilson Reagan (1911 - 2004), erheblich und beeinflusste damit sei- nen Politikstil entscheidend. Im Zentrum steht die Vorstellung, dass hohe Steuersätze die Einnahmen des Staa- tes aufgrund geringerer Leistungsbereitschaft der Bevölkerung reduzieren. Gilder ging es vor allem um die Frage, was das Wirtschaftswachstum verursacht. Die Antwort, basierend auf Schumpeter, sind die kreativen Unternehmer. Nur durch Innovation kann neues Wachstum entstehen. Auch wenn das kurzfristig aufgrund Re- duzierung staatlicher Lenkung und dem Abbau von Sozialstandards, sich für viele Menschen zuerst einmal ne- gativ darstellt, auf lange Sicht durch Innovation der Wohlstand aller jedoch steige. (Vgl. Jungblut, M. 1981, o. S. und Medosch, A. 2013, o. S.)
62 Die Laffer-Kurve (1974) ist Laffers bekannteste Theorie. Sie spielte im Rahmen der „Reaganomics“ und der Angebotsökonomik eine Rolle als Begründung dafür, dass durch Senkungen des Steuersatzes das Steuer- und Nationaleinkommen gesteigert werden können. Bei einem Steuersatz von Null fallen keine Steuereinnahmen an; wird der Steuersatz erhöht, steigen die Steuereinnahmen zuerst überproportional an, dann langsamer bis zu einem Maximalpunkt, danach sinken sie. Bei einem Satz von 100 % fallen keine Einnahmen mehr an, da jegli- ches Interesse an einer der Besteuerung unterliegenden Einkommenserzielung erlischt. Diesen Sachverhalt er- klärte im Prinzip bereits das Swift'sche Steuereinmaleins von 1728. (Vgl. Eggert, W. ,o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/6342/laffer-kurve-v8.html , Stand: 15.06.2013)
63 John Maynard Keynes war englischer Geschäftsmann, politischer Berater, Lehrkörper in Cambridge und einer der bedeutendsten Nationalökonomen in der Geschichte. Sein Hauptwerk „The General Theory of Employ- ment, Interest and Money“ (1936, siehe Fn. 218) führte zu einer Revolution in den Ökonomie, die mit der von Adam Smith (1723 - 1790) vergleichbar war. Während die klassische Lehre ihren Schwerpunkt in der Mikro- ökonomik hat, liegt der im Keynesschen System in der Makrosicht. Unter dem Eindruck der Weltwirtschafts- krise gelangte Keynes zu der Überzeugung, andauernde Unterbeschäftigung sei generell möglich (Keynesia- nismus) und ihre Gefahr ließe sich nicht durch die traditionellen angebotsorientierten Steuerungsmechanismen bannen, zu der besonders die Geldpolitik zählt. An derer statt solle nachfrageorientierte Politik, eine Redistri- bution der Einkommen und eine Abwehr der importierten Arbeitslosigkeit gesetzt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist in den meisten marktwirtschaftlichen Staaten eine an Keynes orientierte Wirtschaftspolitik betrie- ben worden. (Vgl. Woll, A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/2787/keynes-v8.html, Stand: 15.04.2013)
64 An dieser Stelle sei aufgrund des Zusammenhanges und der Vollständigkeit zumindest auf die auf Keynes aufbau- enden mathematischen Multiplikator-Akzelerator-Modelle von Paul Anthony Samuelson (1915 - 2009) (1939) und Sir John Richard Hicks (1904 - 1989) (1950) hingewiesen, die zu den bekanntesten linearen Konjunkturmo- dellen zählen. Das Zusammenwirken von linearem Multiplikator (Konsumfunktion) und linearem Akzelerator (Investitionsfunktion) führt zu einer linearen Differenzengleichung zweiter Ordnung, deren qualitative Lösungen von den Werten der unterstellten Parameter abhängen. (Weiterführend siehe u. a.: Allen, R. G. D. 1968)
65 Vgl. Bibliographisches Institut (Hrsg.) 2013a, Keynesianismus, o. S., Stand: 16.06.2013
66 Diese Ansätze sind jedoch für vorliegende Arbeit irrelevant, daher soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Zur Beschreibung dieser Ansätze und Vertiefung der allgemeinen Konjunkturtheorie eignet sich be- sonders Tichy, G. 1999, S. 79 ff.
67 Vgl. Maier, H. 1993, o. S.
68 Vgl. Feess, E. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/6902/evolutorische-oekonomik-v6.html, Stand: 09.01.2013
69 Damit steht diese Sichtweise im Gegensatz zur neoklassischen Ökonomie, in der sie nur ein qualitätsloser Para- meter der Bewegung ist. (Vgl. Maier, H. 1993, o. S.)
70 Die Klassiker der Nationalökonomie hatten dieses Phänomen zwar erkannt aber keiner wissenschaftlichen Me- thode standhaltende Erklärung dafür. (Vgl. Maier, H. 1993, o. S.)
71 Vgl. Goldstein, J. A. 1988, S. 31
72 Wenn man die Erscheinung der Langen Wellen nicht nur auf die Ökonomik beschränken möchte, sondern sie in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang stellt, könnte man bereits Aristoteles als Urtheoretiker der Lan- gen Wellen nennen (vgl. Tuchtfeldt, E. 1998, S. 2).
73 Karl Marx gilt als einflussreichster Theoretiker des Kommunismus, dessen Schriften die sozialistisch- kommunistischen Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts weltweit, wenngleich auf sehr unterschiedliche Weise, geprägt haben. In der modernen Volkswirtschaftslehre wird er den Nationalökonomen zugeordnet. Auch die Philosophie und Sozialwissenschaften beeinflusste Marx wesentlich. Zusammen mit seinem lebens- langen Freund Friedrich Engels entwickelt er ein Konzept einer klassenlosen Gesellschaft. Marx versucht nicht eine fertige Utopie des Kommunismus zu entwerfen, sondern begreift das Ziel des Kommunismus als etwas, welches sich aus den materiellen und historischen Bedingungen entwickelt. Die kommunistische Bewegung begreift Marx dabei als „selbständige Bewegung der ungeheuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehr- zahl“ (Marx, K. / Engels, F. 1847, S. 10). Träger einer notwendigen revolutionären Umwälzung sei das in einer Arbeiterpartei organisierte Proletariat (die Arbeiterklasse), welches die Pflicht habe die politische Macht zu er- obern und die Kapitalistenklasse zu enteignen. Diese Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln sei die Hauptbedingung für eine Entwicklung zum Kommunismus. Nach und nach würden die Klassengegensätze und die Klassen selbst verschwinden. Die genauen Konturen einer kommunistischen Gesellschaft wurden dabei nur vage umrissen. Als seine wichtigsten Publikationen gelten das gelegentlich als Frühwerk bezeichnete „Ma- nifest der Kommunistischen Partei“ (1847) das durch seinen programmatischen Charakter eine Sonderstellung einnimmt und sein dreibändiges Hauptwerk „Das Kapital“ (1849, 1885, 1895, die beiden letzten Bände postum durch Friedrich Engels veröffentlicht). (Vgl. Ziesemer, B. 2012, S. 90 ff.; Elenberger, A. o. J., o. S.; Stiftung Deutsches Historisches Museum (Hrsg.) o. J., über: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MarxKarl/index.html, Stand: 15.05.2013)
74 Friedrich Engels, Vordenker des Kommunismus und scharfer Kritiker der kapitalistischen Produktionsweise ist zusammen mit Marx Begründer jener Ideologie, die die Welt mehr verändert hat als jede andere. Ohne ihn wä- re an den Marxismus nicht zu denken. Dennoch stand er meist im Schatten seines Freundes. Engels jedoch war eigenständiger Denker, dessen Werk demjenigen von Marx nicht nachsteht. Durch seine publizistische Tätig- keit und die Arbeit an der theoretischen Ausformung der gemeinsamen Weltanschauung, welche er nach Marx‘ Tod unter anderem in „Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats“ (1884) und „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie“ (1888) fortsetzte, trug er zudem wesentlich zur Verbreitung des Marxismus bei. Darüber hinaus erfuhr er starke Resonanz mit „Die Entwicklung des Sozia- lismus von der Utopie zur Wissenschaft“ (1880). Engels gilt geradezu als die Verkörperung der dialektischen Denkweise, die den Marxismus konstituierte. Diese Eigenschaft nutzte er um sich neben seinen ökonomischen und philosophischen Studien intensiv mit der Entwicklung der Naturwissenschaften und der Mathematik ausei- nanderzusetzen und schuf damit den Grundstein für den späteren dialektischen Materialismus. Selbst aus einer reichen Fabrikantenfamilie stammend, war er zudem erfolgreicher Unternehmer und mit seiner einflussreichen Untersuchung „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ (1845) gehörte er zu den Pionieren der empiri- schen Soziologie. (Vgl. Liedman, S.-E. 1997, Sp. 385; Hunt, T. 2012, Einband sowie: Stiftung Deutsches Histo-
75 Unter anderem wird Clarkes Werk bei Janssen, C. 1997, S. 11, Kriedel, N. 2005, S. 18, Weinstock, U. 1964, S. 17 als heute noch nachweislich erste Vermutung der Existenz der langen Wellen bezeichnet. Es kommen mehrere Gründe dafür in Betracht: 1. Die Vermutung, dass es sich bei den Ausführung von Marx und Engels um die langen Wellen handelt geht auf den Marxisten Parvus (1901) zurück (vgl. Tuchtfeldt, E. 1998, S. 3), die vor allem von älteren Autoren so übernommen wurde. Andere (neuere) Veröffentlichungen sehen hingegen eher einen Zusammenhang mit dem Juglar-Zyklus, (welcher sich auch der Autor vorliegender Arbeit anschließt). 2. Clarke hatte 1847 bereits veröffentlicht, wohingegen Marx und Engels zwar ebenfalls 1847 ihr „Kommunistisches Manifest“ verfassten, es jedoch erst im Februar 1848 veröffentlichten. 3. Die Ausführungen von Marx und Engels sind als sehr unspezifisch einzustufen, wenngleich sie auch viele Autoren dazu veranlassten sich mit Konjunkturzyklen zu beschäftigen (vgl. Tuchtfeldt, E. 1998, S. 3).
76 Eine weitere Andeutung des Tatbestands Langer Wellen findet sich nach Kuczynski im dritten Band des „Kapi- tal“ (1885). (Vgl. Kuczynski, T. 1987, S. 37)
77 Marx, K. / Engels, F. 1847, S. 8
78 ebd.
79 Vgl. Clarke, H. 1847, S. 2 ff.
80 Nach Haberler den Erntetheorien zuzurechnen (siehe. Haberler, G. 1946, S. 151 ff.).
81 Vgl. Jöhr, W. A. 1952, S. 152 ff.
82 Deutsche Erstausgabe: Tugan-Baranowsky, M. I. (1901): Studien zur Theorie und Geschichte der Handelskrisen in England, 1. Auflage, Jena 1901, beziehungsweise Tugan-Baranowsky, M. I. (1913): Les crises industrielles en Angleterre, 1. Auflage, Paris 1913. Die russischsprachige Erstveröffentlichung erfolgte bereits 1894.
83 Russisch: Израиль Лазаревич Гельфанд, wissenschaftliche Transliteration Izrail' Lazarevič Gel'fand
84 Vgl. Weinstock, U. 1964, S. 18 f.
85 Parvus, A. 1901, S. 31 ff.
86 Vgl. Spree, R. 2006, S. 24
87 Kautsky, K. 1902, S. 33 ff.
88 Erstausgabe: Wicksell, K. (1898): Geldzins und Güterpreise. Eine Studie über die dem Tauschwert des Geldes bestimmenden Ursachen, 1. Auflage, Jena 1898
89 Vgl. Janssen, C. 1997, S. 114 ff.
90 Van Gelderens Vorname wird in der Literatur teilweise mit Johan angegeben. Dieser Fehler lässt sich auf eine gemeinsame Quelle zurückführen. Im 1987 erschienenen „The new Palgrave, A Dictionary of Economics Vo- lume 3” benamte Christopher Freeman den eigentlich Jacob heißenden mit Johan (vgl. Freeman, C. 1987, S. 241).
91 Erstausgabe: Gelderen, J. van, unter dem Pseudonym Fedder, J. (1913): Springvloed. Beschouwingen over industrieele entwikkeling en prijsbeweging, in: Die Nieuwe Tijd 18. 4-6, 1913
92 Vgl. Runte, T. 2004, S. 5
93 Erstausgabe: de Wolff, S. (1924): Prosperitäts- und Depressionsperioden in: Der lebendige Marxismus: Festgabe zum 70. Geburtstage von Karl Kautsky, Jenssen, O. (Hrsg.), 1. Auflage, Jena 1924, S. 13-43
94 Menzel, U. 1996, S. 9
95 Vgl. Spree, R. 2006, S. 29 und 31
96 Erstausgabe: Spiethoff, A. (1955): Die wirtschaftlichen Wechsellagen. Aufschwung, Krise, Stockung, 1. Auflage, Tübingen / Zürich 1955
97 Spiethoff, A. 1955, S. 87
98 Vgl. Janssen, C. 1997, S. 120
99 Die „Historische Schule“ verstand sich als eine selbständige Richtung deutscher Volkswirtschaftslehre. Sie präg- te die deutschsprachige Sozialwissenschaft und Volkswirtschaftslehre zwischen 1850 und 1950 deutlich und beschäftigte sich mit vielen Teilproblemen der Ökonomie, wie der Wertlehre oder dem Wesen des Zinsen, setzt sich aber auch insbesondere mit praktischen Problemen, wie der aufkommenden sozialen Frage auseinander. (Vgl. Stiller, G. o. J., über: http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/historische-schule/historische-schule.htm, Stand: 28.12.2012)
100 Spiethoff, A. 1955, S. 17
101 Vgl. Kondratieff, N. D. 1926, S. 573
102 Die Bezeichnung „Wechselspannen“ für die langen Konjunkturzyklen den Spiethoff zu etablieren versuchte hat sich nicht durchgesetzt. Dies ist sicher dem Umstand geschuldet, dass sich im angelsächsischen Sprachraum der Ausdruck „business cycles“ schon längst durchgesetzt hatte (vgl. Tuchtfeldt, E. 1998, S. 4). Beispielsweise hatte Wesley Clair Mitchell bereits 1913 ein gleichnamiges Buch veröffentlicht (siehe Fußnote 31).
103 Vgl. Spiethoff, A. 1955, S. 80 und 83
104 Ebd., S. 83
105 Vgl. Rentmeister, J. 2010, S. 11 in Anlehnung an: Janssen, C. 1997, S. 120 f., Weinstock, U. 1964, S. 22 und 24
106 Im Russischen Николай Дмитриевич Кондратьев geschrieben lautet die wissenschaftliche Transliteration Nikolaj Dmitrievič Kondrat’ev (Google-Hits: 156.000). International wird dessen Name jedoch häufiger Kond- ratiev (Google-Hits: 400.000) oder Kondratieff (Google-Hits: 315.000) transkribiert. In der deutschen Erstver- öffentlichung des Aufsatzes „Die langen Wellen der Konjunktur“ von 1926 wird die Schreibweise „Kondra- tieff“ genutzt. Sie wird bis heute in der deutschsprachigen Literatur am häufigsten verwendet. Daher folgt auch die vorliegende Arbeit dieser Orthographie.
107 Unter Ökonomen war zu dieser Zeit das Interesse an der Konjunkturforschung weit verbreitet. In den USA entstand 1917 mit dem Harvard University Committee of Economic Research das erste Konjunkturforschungs- institut, gefolgt vom Institut der Universität Cambridge und 1920 vom National Bureau of Economic Research in New York. (Vgl. Metz, R. 2010, S. 2)
108 Russisch Владимир Ильич Ленин, wissenschaftliche Transliteration Vladimir Il'ič Lenin, eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow, russisch Владимир Ильич Ульянов, wissenschaftliche Transliteration Vladimir Il'ič Ul'janov, war russischer kommunistischer Politiker und Revolutionär sowie marxistischer Theoretiker, Vorsit- zender der Bolschewiki-Partei und der aus ihr hervorgegangenen Kommunistischen Partei Russlands (1912 - 1924), Regierungschef Sowjetrusslands (1917 - 1922) und danach der Sowjetunion (1922 - 1924), als deren Begründer er gilt. (Vgl. Stiftung Deutsches Historisches Museum (Hrsg.) o. J., über: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/LeninWladimir, Stand: 03.04.2013)
109 Vgl. Maier, H. 1993, o. S.
110 Vgl. Kondratieff, N. D. 1926, S. 599
111 Vgl. Trotzki, L. 1921, S. 72 ff.
112 Leo Trotzki (russisch Лев Троцкий, wissenschaftliche Transliteration Lev Trockij, Pseudonym von Lew Dawidowitsch Bronstein / Лев Давидович Бронштейн / Lev Davidovič Bronštejn, im deutschen Sprachraum meistens Leo Trotzki geschrieben war ein russischer Revolutionär und marxistischer Theoretiker, Volkskom- missar des Auswärtigen, für Kriegswesen, Transport, Ernährung, Verlagswesen sowie Gründer der Roten Ar- mee. Nachdem er im Machtkampf mit Josef Stalin unterlegen war, wurde er von diesem 1927 entmachtet und 1929 ins Exil getrieben. 1940 wurde er von einem sowjetischen Agent in Mexiko ermordet. (Vgl. Stiftung Deutsches Historisches Museum (Hrsg.) o. J., über: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/TrotzkiLeo/, Stand: 16.02.2013)
113 Die Komintern, Kurzform für Kommunistische Internationale, war ein internationaler Zusammenschluss kom- munistischer Parteien zu einer Weltpartei. Gegründet wurde das auch „Dritte Internationale“ genannte Bündnis am 4. März 1919 in Moskau auf Initiative der Russischen Kommunistischen Partei.
114 Vgl. Menzel, U. 1996, S. 9
115 Kondratieff, N. D. 1926, S. 599
116 Eine deutsche Veröffentlichung mit dieser Bezeichnung ist nicht auffindbar. Der angegebene Titel findet sich nur in Kondratieff, N. D. 1926, S. 599. Dabei handelt es sich vermutlich um eine Übersetzung des russischen Originaltitels.
117 Главные Экономические Циклы, lateinische Transliteration: Glawnui ekonomitscheski zyklui
118 Вопросы конъюнктуры, die lateinische Orthographie variiert je nach Quelle aufgrund der Transliteration des Kyrillischen. Die häufigste Schreibweise ist „Voprosy konjunktury“, man findet daneben auch „Woprosij Konjunkturij“.
119 Vgl. Trotzki, L. 1923, S. 121-132
120 Ausnahmen sind: Oparin, D. I. (1930): Das theoretische Schema der gleichmäßig fortschreitenden Wirtschaft als Grundlage einer Analyse ökonomischer Entwicklungsprozesse, in: Weltwirtschaftliches Archiv - Zeitschrift des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, Band XXXII, Jena 1930 (II), S. 105-134 & 406-445 sowie: Pervushin, S. A. (1930): Die langen Konjunkturzyklen - Berichte und Kritiken des Wirtschaftsinstituts, in: Weltwirtschaftliches Archiv - Zeitschrift des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, Band XXXII, Jena 1930 (II), S. 40-44
121 Siehe: Garvy, G. (1943): Kondratieff's Theory of Long Cycles, in: The Review of Economic Statistics, Volume XXV, Number IV, November 1943, Cambridge 1943, S. 203-220
122 Menzel, U. (1996, S. 10) schreibt hier fälschlicherweise 1953
123 Deutschsprachige Erstausgabe: Kondratieff, N. D. (1926): Die langen Wellen der Konjunktur, in: Lederer, E. (Hrsg.): Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Band 56, 1. Auflage, Tübingen, S. 573-609
124 Eßlinger, H. U. 1993, o. S.
125 Englischsprachige Erstausgabe: Kondratieff, N. D. (1935): The Long Waves in Economic Life, in: The Review of Economic Statistics, Volume XVII, Number VI, November 1935, S. 105 - 115
126 Die Zeitschrift ist eine 1917 gegründete und 1919 erstmals erschienene Publikation, verlegt durch die Harvard Kennedy School. Sie veröffentlichte seitdem einige der wichtigsten Artikel der empirischen Ökonomie und er- scheint bis heute. (MIT Press Journals (Hrsg.) 2013, über: http://www.mitpressjournals.org/loi/rest, Stand: 10.01.2013)
127 Vgl. Kaesler, D. 2003, S. 27
128 Vgl. Chickering, R. / Gummer, S. C. / Rotramel, S. (Hrsg.) o. J., über: http://germanhistorydocs.ghi- dc.org/sub_image.cfm?image_id=1663&language=german, Stand: 12.01.2013
129 Vgl. Schnaas, D. 2012, S. 1
130 Vgl. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaft (Hrsg.) 1974, S. 290
131 Vgl. Sieg, A. 2003, S. 117
132 Kondratieff, N. D. 1926, S. 573
133 ebd.
134 Entnommen aus: Lederer, E. (Hrsg.) 1926, o. S.
135 Trotz intensivster Recherche war ein „Moor“ der in Verbindung mit einer Arbeit über die Langen Wellen zu bringen wäre nicht zu ermitteln - vermutlich handelt es sich hier um einen Fehler der Orthographie. Am Wahr- scheinlichsten ist Henry Ludwell Moore (1869 - 1958) gemeint, dessen „Name unlösbar mit dem Aufstieg der Ökonometrie verbunden“ (Schumpeter, J. A. 1954, S. 1069) ist. Der amerikanische Ökonom machte die ersten großen Versuche, Wirtschaftstheorie und statistische Methoden in der empirischen Schätzung der theoretischen wirtschaftlichen Beziehungen zu kombinieren. In seinen Werken „Synthetic Economics“ (1914) und “Econo- mic Cycles: Their Law and Cause” (1929, verschiedene Kapitel wurden vorher bereits 1925 und 1926 im “Quarterly Journal of Economics” veröffentlicht (vgl. Ricci, U. 1930, S. 649)) beschäftigt er sich mit der Suche nach einer grundlegenden Erklärung der Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität. Er stellte eine Theorie auf, wonach die Konjunktur von Flächenerträgen bei der Ernte dependiert, deren Schwankungen wiederum durch der Rhythmus der wechselnden Wetterbedingungen, genauer, den Niederschlagsmengen, verursacht werden (vgl. Stigler, G. J. 1962, S. 12 ff.).
136 Jean Lescure (1882 - 1947) hatte bereits 1914 auf- und niedergehende Phasen in Preisen, Zinssätzen, Löhnen und Grundrenten mit etwa 25 jährigen Phasen entdeckt die er durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage zu erklären versuchte. Außerdem machte er sich einen Namen auf dem Gebiet der Entstehung und der Folgen von Krisen. Der Franzose veröffentlichte darüber zahlreiche Bücher und Artikel, die zu Beginn des 20. Jahrhun- derts sehr bekannt waren, heute aber ziemlich in Vergessenheit geraten sind. So findet sich sein Name in kei- nem der großen Wirtschaftslexika und lediglich einmal in einer aktuellen und namhaften Veröffentlichung über die Theorie der Langen Wellen, und zwar bei Christopher Freeman. (Vgl. Gaus, H. 2001, S. 37)
137 Albert Aftalion (1874 - 1956) „entwickelte eine reale Konjunkturtheorie, in der die Überinvestitionen nach einer Erhöhung der Konsumgüternachfrage ein wesentliches Erklärungsmerkmal bilden. Sein zweibändiges französisches Hauptwerk von 1913 wurde 1927, ebenfalls wie das Werk Kondratieffs 1935, in „The Review of Economic Statistics“ veröffentlicht (Erstausgabe: Lescure, J. (1927): The Theory of Economic Cycles based on the Capitalistic Technique of the Production, in: The Review of Economic Statistics, Volume IX, S. 165 ff. 1927). (Vgl. Woll, A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/aftalion.html, Stand: 15.01.2013)
138 Siehe Abschnitt 2.2
139 Karl Gustav Cassel (1866 - 1945), in der Literatur meist Gustav Cassel genannt, gehörte mit Knut Wicksell zu den Begründern der modernen schwedischen Schule der Nationalökonomie. Cassel war wichtiger Vordenker der sogenannten Überinvestitionstheorien. Sie erklärt konjunkturelle Zusammenbrüche hoch industrialisierter Volkswirtschaften durch ein vertikales Ungleichgewicht der Produktionsstruktur, verursacht durch das Akzele- rationsprinzip. In Zeiten der Hochkonjunktur werden viel mehr Investitionen in die Kapitalgüterproduktion (ähnlich den Industriezweigen zur Herstellung dauerhafter Konsumgüter wie Automobile und Häuser) eingelei- tet, als dem späteren Dauerbedarf entspricht. Der Aufschwung bricht nicht infolge Geldknappheit, sondern we- gen Überentwicklung der Kapitalgüterindustrien zusammen. Diese werden kräftiger von Konjunkturschwan- kungen betroffen als die Industrien kurzlebiger Konsumgüter. (Vgl. Woll, A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/cassel.html, Stand: 15.01.2013; Horn, G. A. o. J., über: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/ueberinvestitionstheorien.html, Stand: 15.04.2013; Külp, B. o. J., über: http://www.bernhard-kuelp.de/dogmen29.htm, Stand: 15.04.2013)
140 Kondratieff, N. D. 1926, S. 574
141 Kondratieff, N. D. 1926, S. 599
142 Vgl. ebd.
143 Kondratieff, N. D. 1926, S. 574
144 Kondratieff, N. D. 1926, S. 574
145 Kondratieff, N. D. 1926, S. 575 f.
146 Entnommen aus: Kondratieff, N. D. 1926, S. 579 und um die Trendpfeile und Zyklenphasen ergänzt
147 Vgl. Kondratieff, N. D. 1926, S. 587
148 Entnommen aus: Kondratieff, N. D. 1926, S. 589 f.
149 Entnommen aus: Kondratieff, N. D. 1926, S. 590
150 Dies wird von Kritikern Kondratieffs bis heute bestritten und versucht zu wiederlegen. So hält beispielsweise der US-amerikanische Träger des Preises für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Ge- denken an Alfred Nobel von 1970 und Autor eines volkswirtschaftlichen Standardwerkes, Paul Anthony Sa- muelson (1915 - 2009) Kondratieff-Zyklen für (blühenden) Unsinn. (Vgl. Wildmann, L. 2012, S. 87 oder Faul- haber, T. 2006, S. 83)
151 Kondratieff, N. D. 1926, S. 591
152 Kondratieff bezieht sich bei dieser Erkenntnis auf Spiethoff, A. (1923): Krisen, in: Elster. L. / Weber, A. / Wie- ser, F. (Hrsg.): Handwörterbuch der Staatswissenschaften Band VI, 4. gänzlich umgearbeitete Auflage, Jena 1925, S. 8-91
153 Kondratieff verweist hier auf: Prothero, R. E., 1st Baron Ernle (1917): English farming past and present, 3. Auflage, London 1922 und Warren, G. F. / Pearson, F. A. (1924): The agricultural situation, 1. Auflage, New York 1924
154 Kondratieff, N. D. 1926, S. 591
155 Den Begriff der Innovation gab es zur Zeit Kondratieffs noch nicht, wurde folglich auch noch nicht von ihm verwandt. Joseph A. Schumpeter prägte den Begriff erst ein paar Jahre später. Zur Definition und der Bedeu- tung von Innovationen für die Langen Wellen siehe Abschnitt 2.4.
- Quote paper
- Daniel Kretschmann (Author), 2014, Die Langen Wellen der Konjunktur. Theorieentwicklung und Innovationsdynamik des sechsten Kondratieffzyklus im gesamtgesellschaftlichen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320757
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