Ich habe letztes Semester das Seminar „Dietrich Bonhoeffer - Weg in den Widerstand“ besucht. In dieser Vorlesung sollte sich jeder mit dem Buch „Dem Rad in die Speichen fallen“ von Renate Wind mit der Lebensgeschichte Dietrich Bonhoeffers beschäftigen. Ich habe in diesem Buch einen Menschen voller Widersprüche erlebt. Mit der Unbedingtheit, die seinem Wesen entsprach, suchte Bonhoeffer nach seinem Platz in der Welt. Die Beschäftigung mit der Bibel und sein Interesse an Menschen trieben in vorwärts, ließen ihn immer wieder Grenzen überschreiten: konfessionelle, nationale, soziale. Es lohnt sich, sich in einen Menschen hineinzudenken, der aus gutbürgerlicher Familie bewusst den Weg in den politischen Widerstand gegen Hitler gewählt hat. Viele Fragen tun sich dabei auf. Wer war Dietrich Bonhoeffer, und wie wurde er als Mann der Kirche zu einem der führenden Männer im Widerstand gegen das „Dritte Reich“? Was und wer hat ihn beeinflusst, dass er in allen Zeiten aufstand gegen das Unrecht und dass er dabei blieb? Dass er, obwohl er die persönliche Gefahr realistisch einschätzte, Deutschland nicht verließ, sondern aus dem Ausland kurz vor Kriegsbeginn sogar wieder zurückkehrte?
Dietrich Bonhoeffer war also ein Mann voller Widersprüche. Sein Weg, als Sohn des Klinikchefs der Berliner Charité, war voller Möglichkeiten, Karriere im Bildungsbürgertum zu machen. Er war der jüngste von vier Söhnen und hatte noch vier Schwestern. Er wuchs auf in der Lebensart des aufgeklärten, konservativ- liberalen Bürgertums. Die ersten Lebensjahre wird Dietrich von seiner Mutter unterrichtet, denn sie hält nichts von preußischer Erziehung. Sie findet, dass den Deutschen zweimal im Leben das Rückgrat gebrochen wird, einmal in der Schule und dann beim Militär. Dietrich ist der Mutter ähnlich, gefühlsbetont, interessiert am Menschen und ihren Geschichten. Er kommt aus einer heilen Welt und wird sich auch erst spät für die Realitäten um ihn herum interessieren. Den Ersten Weltkrieg erlebt er als Kind in Berlin, ein Bruder fällt, die „gute alte Zeit“ ist vorbei.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Lage 1933
2. Fragen zur Produktion
2.1 Herkunft des Textes Wer hat den Text geschrieben? In welcher Zeit, zu welchem Anlass und unter welchen Umständen ist er entstanden?
2.2 Absicht des Autors
Welchen Zweck verfolgt der Verfasser? Erscheint es nur zwischen den Zeilen? Stimmt die ausdrücklich genannte Intention mit der unausgesprochenen überein?
3. Fragen zum Inhalt
3.1. Erfassung des Themas Wie wird der Sachverhalt behandelt?
3.2. Untersuchung des Aufbaus
3.3. Beschreibung des Verfahrens
Enthält der Text Wertungen? Welche Argumente bringt der Verfasser zur Erhärtung seiner Aussagen? Aus welchen Bereichen stammen seine Beispiele? Wo werden Zitate eingebaut? Geht der Autor deduktiv oder induktiv vor? Ist der Text dialektisch entworfen?
4. Stellungnahme zum Text
5. Flugblatt: „Der Arierparagraph in der Kirche“
I. Einleitung
Ich habe letztes Semester das Seminar „Dietrich Bonhoeffer - Weg in den Widerstand“ besucht. In dieser Vorlesung sollte sich jeder mit dem Buch „Dem Rad in die Speichen fallen“ von Renate Wind mit der Lebensgeschichte Dietrich Bonhoeffers beschäftigen. Ich habe in diesem Buch einen Menschen voller Widersprüche erlebt. Mit der Unbedingtheit, die seinem Wesen entsprach, suchte Bonhoeffer nach seinem Platz in der Welt. Die Beschäftigung mit der Bibel und sein Interesse an Menschen trieben in vorwärts, ließen ihn immer wieder Grenzen überschreiten: konfessionelle, nationale, soziale. Es lohnt sich, sich in einen Menschen hineinzudenken, der aus gutbürgerlicher Familie bewusst den Weg in den politischen Widerstand gegen Hitler gewählt hat. Viele Fragen tun sich dabei auf. Wer war Dietrich Bonhoeffer, und wie wurde er als Mann der Kirche zu einem der führenden Männer im Widerstand gegen das „Dritte Reich“? Was und wer hat ihn beeinflusst, dass er in allen Zeiten aufstand gegen das Unrecht und dass er dabei blieb? Dass er, obwohl er die persönliche Gefahr realistisch einschätzte, Deutschland nicht verließ, sondern aus dem Ausland kurz vor Kriegsbeginn sogar wieder zurückkehrte?
Dietrich Bonhoeffer war also ein Mann voller Widersprüche. Sein Weg, als Sohn des Klinikchefs der Berliner Charité, war voller Möglichkeiten, Karriere im Bildungs- bürgertum zu machen. Er war der jüngste von vier Söhnen und hatte noch vier Schwestern. Er wuchs auf in der Lebensart des aufgeklärten, konservativ-liberalen Bürgertums.
Die ersten Lebensjahre wird Dietrich von seiner Mutter unterrichtet, denn sie hält nichts von preußischer Erziehung. Sie findet, dass den Deutschen zweimal im Leben das Rückgrat gebrochen wird, einmal in der Schule und dann beim Militär. Dietrich ist der Mutter ähnlich, gefühlsbetont, interessiert am Menschen und ihren Geschichten. Er kommt aus einer heilen Welt und wird sich auch erst spät für die Realitäten um ihn herum interessieren. Den Ersten Weltkrieg erlebt er als Kind in Berlin, ein Bruder fällt, die „gute alte Zeit“ ist vorbei.
1. Die Lage 1933
Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, hatte er sein seit Mitte der zwanziger Jahre verfolgtes Ziel erreicht. Die nationalkonservativen Partner in der Reichsregierung glaubten, ihn mit dem Konzept der "Zähmung" und der "Einrahmung" kontrollieren zu können. Hitler belehrte sie eines Besseren. Er stieg auf zum Diktator und Führer. Die nationalsozialistische Diktatur entfaltete sich und sollte für zwölf lange Jahre die Geschicke Deutschlands und schließlich der Welt bestimmen.
Nach dem inszenierten Reichstagsbrand wurde die Jagd auf Sozialdemokraten, Sozialisten, Anarchisten und Kommunisten mit dem Ermächtigungsgesetz auch gesetzlich legitimiert. Zunächst wurden die KPD und die ihr nahestehenden Organisationen verboten. Gleiches galt für die kommunistische und sozialdemokratische Presse. Es begann eine Verhaftungs- und Terrorwelle, vor allem gegen kommunistische Funktionäre.
Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand wurden die ersten Konzentrationslager errichtet. Die meisten Lager entstanden um Berlin herum. Hinzu kamen eine große Anzahl von Folterkammern der SA. Insgesamt waren 1933 bereits 50 Konzentrationslager im deutschen Reich errichtet.
Der nächste Schritt in Richtung einer Führer-Diktatur war das am 23. März verabschiedete "Ermächtigungsgesetz", das Reichstag und Reichsrat von der Gesetzgebung ausschloss.
Anfang Juli 1933 waren alle Parteien mit Ausnahme der NSDAP aufgelöst und der Einparteienstaat errichtet. Rund fünf Monate nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler war die "Machtergreifung" im wesentlichen vollzogen.
Eingehende Untersuchungen über das Verhältnis von Kirche und Staat zeigen, dass das Ziel nationalsozialistischer Kirchenpolitik der Ausschluss der Kirche aus dem gesellschaftlichen Leben war. Der Nationalsozialismus sollte selbst religiöse Geltung bekommen. Die Kirche trat nicht einmal mit aller Entschiedenheit für die doch zur christlichen Gemeinde gehörigen Judenchristen öffentlich ein und überließ es wiederum den einzelnen, wieweit diese ihrem Gewissen folgend in Einzelfällen helfen wollten.
Anfängliche Sympathien in beiden Kirchen und die Spaltung der Protestanten in "Deutsche" und "Bekennende" verhinderte einen geschlossen Widerstand der Kirche gegen das NS-Regime. Die Kirche erkannte die heraufziehende Gefahr des NS-Regimes nicht und es kam zu unverantwortlichen Kompromissen in Kirchenfragen mit dem Regime.[1]
Im Jahre 1933 gab es einschneidende Veränderungen in Bonhoeffers Leben. Er stand sofort in der kirchlichen Opposition. Schon in den ersten Tagen nach dem 31. Januar 1933 wurde ein Radiovortrag ausgeblendet, in dem Bonhoeffer davon sprach, dass ein Führer, der sich zum Idol seiner Anhänger mache, zum Verführer werde.
Im April 1933 veröffentlichte Bonhoeffer den Aufsatz "Die Kirche vor der Judenfrage". Als einer der Ersten und Entschiedensten nahm er gegen den Antisemitismus des Hitler-Staates Stellung. Während die unbeeinträchtigte kirchliche Mitgliedschaft der Juden- christen 1933 u.a. auch von Karl Barth und der Jungreformatorischen Bewegung verteidigt wurde, trat Bonhoeffer für das verfolgte Judentum schlechthin ein und entwarf im Ansatz ein Widerstandsrecht gegen das Unrecht des totalen Staates.[2]
2. Fragen zur Produktion
2.1 Herkunft des Textes
Durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen wusste Bonhoeffer sehr früh, welchen Weg das Hitler-Regime nehmen wollte, dass nämlich ein Krieg geplant war. Ebenfalls war er schon früh und viel detaillierter als fast alle anderen über das Ausmaß des Unrechts informiert, dass das nationalsozialistische Regime beging.
Der erste und bleibende Konflikt entstand für Bonhoeffer an den Judendiskriminierungs- gesetzen der neuen Gesetzgebung. Der § 3 des „Gesetzes für die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 schloss Nicht-Arier mit unbeträchtlichen Aus-nahmen von der Beamtenstellung aus. Die Deutschen Christen wollten diesen „Arierparagraphen“ auch in die Kirche übertragen. Auf das Berufsverbot für jüdische und kommunistische Beamten bezogen sich auch Bonhoeffers Äußerungen in dem Vortrag "Die Kirche vor der Judenfrage", den er vor den Berliner Pfarrern gehalten hatte.[3] Es war klar, dass niemand, der sich an die Bibel hielt, den neuen Rassismus mitmachen konnte. Bonhoeffer aber hat sofort gesehen, dass an der Judenfrage sich vieles, vielleicht alles für den Staat und für die Kirche entscheiden werde. Sein heute berühmter Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage“, April 1933, fordert dazu auf, die Solidarität mit getauften und ungetauften Mitbürgern durchzuhalten, und sieht voraus, dass um dieser Sache willen der Kirche sogar unmittelbar politisches Handeln, also aktiver Widerspruch und Aufruf zu aktivem Widerstand geboten sein könnte.[4]
[...]
[1] Knaurs Jugendlexikon, S. 266-267
[2] Bethge, Renate, 2004, S. 24-25
[3] Fuchs, 1986, S. 185-187
[4] Fuchs, 1986, S. 201-202
- Citar trabajo
- Julia Fischer (Autor), 2004, Dietrich Bonhoeffer und der gelebte Widerstand - mit besonderem Blick auf die Kirche vor der Judenfrage, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31985
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