Für die vorliegende Arbeit ist der Bezug Agambens auf Schmitts Souveränitätskonzept von Relevanz. Vor dem Hintergrund der Konzeption des Ausnahmezustands bei Schmitt und Agamben sollen im Folgenden die Unterschiede zwischen den theoretischen Ansätzen erarbeitet werden. Dabei wird zunächst auf Schmitts Terminus des Ausnahmezustands eingegangen und die Funktionen des Begriffs in seinem Souveränitätskonzept dargelegt. Darauf aufbauend erfolgt die Auseinandersetzung mit Agambens Begriff des Ausnahmezustands. Anschließend werden die beiden theoretischen Ansätze einander gegenübergestellt.
„Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“. Diese Definition des Ausnahmezustands trifft der Staatsrechtler Carl Schmitt in seiner Schrift „Politische Theologie“. Schmitt verweist mit seiner prägnanten Definition darauf, dass der Ausnahmezustand kein Tatbestand ist, den die Rechtsordnung bestimmt, sondern dass er nur in Abhängigkeit von der Entscheidung des Souveräns über ihn existiert, gerade weil er eine Ausnahme vom Normalzustand darstellt, die nicht in Gesetzen geregelt werden kann.
Der Rechtsphilosoph Giorgio Agamben rekurriert auf Schmitts Konzeption des Ausnahmezustands in seinem Werk „Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben“. Er erweitert die Definition um eine biopolitische Perspektive: „In der modernen Biopolitik ist derjenige souverän, der über den Wert oder Unwert des Lebens als solches entscheidet“. Agambens Verständnis von Biopolitik steht in der Tradition Foucaults, wobei er den Anspruch erhebt, dessen Konzept eine neue Deutung zu verleihen: Die Biopolitik als historische Konstante der gesellschaftlichen Ordnung und in der Moderne in ihrer reinsten Form verwirklicht im Konzentrationslager des 20. Jahrhunderts. Agamben bezieht sich in seiner Rekonstruktion neben Foucault und Schmitt auf diverse weitere Philosophen wie Walter Benjamin.
Die Grundlage der vorliegenden Arbeit bilden Agambens Werk „Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben“, das 1995 erschienen ist, und die Schrift „Politische Theologie“, die Schmitt 1922 veröffentlichte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ausnahmezustand nach Carl Schmitt
- Der Ausnahmezustand als Anomie und Element der Rechtsordnung
- Korrelation von Souveränität und Ausnahme
- Paradox der Souveränität
- Funktionen des Ausnahmezustands
- Funktion der Konstitution der Souveränität
- Juristische Funktion
- Konzeptionelle Funktion
- Kritische Reflexion Carl Schmitts im Kontext des Nationalsozialismus
- Der Ausnahmezustand als Anomie und Element der Rechtsordnung
- Der Ausnahmezustand nach Giorgio Agamben
- Die souveräne Macht und das nackte Leben
- Ausnahmezustand und Biopolitik
- Agambens Diagnose der Moderne
- Vergleich der Konzeptionen Schmitts und Agambens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Konzeption des Ausnahmezustands bei Carl Schmitt und Giorgio Agamben. Die Arbeit analysiert die Unterschiede zwischen den beiden theoretischen Ansätzen und beleuchtet die Rolle des Ausnahmezustands in der modernen Staatslehre.
- Die Bedeutung des Ausnahmezustands für das Verständnis der modernen Souveränität
- Die Beziehung zwischen Souveränität und Rechtsordnung im Kontext des Ausnahmezustands
- Die Rolle der Biopolitik in Agambens Konzeption des Ausnahmezustands
- Der Vergleich der Konzeptionen Schmitts und Agambens in Bezug auf die Funktion des Ausnahmezustands
- Die Relevanz der Konzeption des Ausnahmezustands für die politische Theorie und Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die zentrale These der Arbeit, den Vergleich der Konzeptionen Schmitts und Agambens, vorstellt. Anschließend wird Schmitts Konzeption des Ausnahmezustands im Detail analysiert, wobei der Fokus auf der Rolle des Ausnahmezustands in der modernen Staatslehre liegt. Die Arbeit beleuchtet die Funktionen des Ausnahmezustands, die Beziehung zwischen Souveränität und Rechtsordnung sowie die kritische Reflexion Carl Schmitts im Kontext des Nationalsozialismus.
Im nächsten Kapitel wird Agambens Konzeption des Ausnahmezustands untersucht. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Biopolitik in Agambens Theorie, die Verbindung zwischen dem Ausnahmezustand und dem nackten Leben sowie die Diagnose der Moderne, die Agamben vornimmt.
Im Anschluss daran werden die Konzeptionen Schmitts und Agambens einander gegenübergestellt. Die Arbeit analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Ansätze und diskutiert die Relevanz der beiden Konzeptionen für die politische Theorie und Praxis.
Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammenfasst und einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen bietet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen des Ausnahmezustands, der Souveränität, der Rechtsordnung, der Biopolitik und dem nackten Leben. Darüber hinaus werden wichtige Autoren wie Carl Schmitt, Giorgio Agamben und Michel Foucault diskutiert. Die Arbeit analysiert die Konzepte dieser Autoren und ihre Bedeutung für das Verständnis der modernen Staatslehre.
- Citar trabajo
- Anna Mimikri (Autor), 2015, Der Ausnahmezustand. Die Konzeptionen Carls Schmitts und Giorgio Agambens im Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319790
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