Der Unterrichtsalltag in einer Grundschulklasse ist ausgesprochen heterogen, denn hier werden nahezu alle Kinder des Stadtteils (Sprengelprinzip) aufgenommen. So auch in der Pestalozzischule, als einzige Grundschule in Raunheim, Hessen. Von den nahezu 700 Kinder aus über 30 Nationen, die hier gemeinsam lernen, kommen viele aus schwierigen Lebenslagen, einige mit erheblichen sprachlichen Defiziten.
Dazu haben wir im Zuge der Inklusion auch viele Kinder mit Beeinträchtigungen zum Beispiel beim Lernen oder in der Wahrnehmung, die ebenfalls zur Vielfalt in den Lerngruppen beitragen. Unsere Schüler/-innen bringen somit ganz unterschiedliche Vorerfahrungen, Fähigkeiten und Interessen mit und damit ist klar, dass ein Lernen im Gleichschritt nicht zielführend ist. Angesichts dieser Herausforderung habe ich mich gefragt, wie erfolgreiches Lernen für alle gelingen kann, sodass alle grundlegenden Lernziele erreichen und darüber hinaus bestmöglich gefördert werden können.
Inhaltsverzeichnis
Methodische Ansätze aus dem Primarbereich
Dienstag, 2. Stunde, Freiarbeit
1. Vorbereitung
Klassenführung, Stukturen, Selbstständigkeit
Strukturen herstellen, Abläufe einüben und Regeln aufstellen
Vorbereitete Umgebung
Wertschätzende Beziehung aufbauen
2. Selbstlernhefte
3. Planarbeit und individuelle Hausaufgaben
Gute Aufgaben
4. Projektorientiertes Lernen
Unterrichtsbeispiel: Die Planeten
Selbsteinschätzungsbögen
Fazit:
Methodische Ansätze aus dem Primarbereich
Der Unterrichtsalltag in einer Grundschulklasse ist ausgesprochen heterogen, denn hier werden nahezu alle Kinder des Stadtteils (Sprengelprinzip) aufgenommen. So auch in der Pestalozzischule, als einzige Grundschule in Raunheim, Hessen. Von den nahezu 700 Kinder aus über 30 Nationen, die hier gemeinsam lernen, kommen viele aus schwierigen Lebenslagen, einige mit erheblichen sprachlichen Defiziten. Dazu haben wir im Zuge der Inklusion auch viele Kinder mit Beeinträchtigungen z. B. beim Lernen oder in der Wahrnehmung, die ebenfalls zur Vielfalt in den Lerngruppen beitragen. Unsere Schüler/-innen bringen somit ganz unterschiedliche Vorerfahrungen, Fähigkeiten und Interessen mit und damit ist klar, dass ein Lernen im Gleichschritt nicht zielführend ist. Angesichts dieser Herausforderung habe ich mich gefragt, wie erfolgreiches Lernen für alle gelingen kann, sodass alle grundlegenden Lernziele erreichen und darüber hinaus bestmöglich gefördert werden können.
Dienstag, 2. Stunde, Freiarbeit
H. beugt sich über sein Heft. Er arbeitet an der Wortschatzkartei. B. übt zusammen mit E. Plusaufgaben zum Zehnerübergang. In der Sitzecke besprechen drei Kinder das Wochendiktat. S. muss noch ihre Lernkärtchen zum Buchstaben „V“ ausschneiden. Die Lehrerin erklärt derweilen A. und H. den Umgang mit der Lernuhr und den dazugehörigen Aufgabenkarten. Von den 24 Erstklässler aus der 1b befinden sich zurzeit acht Schüler im angrenzenden Computerraum und bearbeiten ihr Pensum in der Software „Die Lernwerkstatt“. Insgesamt geht es recht ruhig und geordnet zu. Um den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass hierbei keine/keiner über- oder unterfordert wird, haben ich in den ersten Schulwochen grundlegende Abläufe mit den Kindern eingeübt, sie Schritt für Schritt an selbstständiges Arbeiten herangeführt und gemeinsam mit ihnen die Klassenregeln aufgestellt.
1. Vorbereitung
Klassenführung, Stukturen, Selbstständigkeit
Individuelle Lernformen erfordert ein höheres Maß an Selbstständigkeit und Selbstdisziplin als ein lehrerzentrierter Unterricht. Die Kinder müssen in der Lage sein, bestimmte Abläufe einzuhalten, benötigtes Materialien bereit zulegen, sich im Klassenraum zu orientieren und störungsarm in Partner- und Gruppenarbeit zu kooperieren. Schritt für Schritt übernehmen die Kinder zudem eine Mitverantwortung für den eigenen Lernprozess und Reflektieren ihre Leistungen.
Daher beginne ich in den ersten Wochen damit, grundlegende Strukturen, Rituale, Regeln und Abläufe mit den neuen Erstklässler zu erarbeiten.
Strukturen herstellen, Abläufe einüben und Regeln aufstellen
Ein gut strukturierter Tagesablauf mit gleichbleibenden Elementen erleichtert den Schulanfänger der Übergang vom informellen Lernen in der Kita zum organisierten Lernen in der Schule. Ein gemeinsames Lied zum Beginn, ein visualisierter Tagesplan an der Tafel und Rhythmisierung der Arbeitsphasen dienen der Orientierung und geben Sicherheit. Das gemeinsame Aufstellen von Klassenregeln rundet die ersten Wochen ab. Nach einiger Zeit übernehmen die Kinder einzelne Aufgaben des Tagesablaufs. Sie stellen beispielsweise den Tagesplan vor oder führen Austeil- und Ordnungsdienste aus.
Vorbereitete Umgebung
Nachdem die Abläufe eingeübt sind, beginnt die Orientierung im Raum. Lernspiele, Karteien und Werkstätten, die im Klassenraum an verschiedenen Orten gelagert werden, sollen selbstständig von den Kindern genutzt werden. Die Schüler/innen müssen deshalb wissen, wie und wo diese Materialien aufbewahrt werden, wie sie verwendet und wieder aufgeräumt werden.
Im Morgenkreis stelle ich deshalb nach und nach Karteien oder Lernspiele vor und erläutert, wie damit gearbeitet wird und wie diese Dinge wieder weggelegt werden. Ein regelmäßig wechselnder Ordnungsdienst, der aus je zwei Kindern besteht, hilft mit, dass alles wieder an den richtigen Platz kommt.
Da eine ausreichende Arbeitsruhe beim individuellen Lernen und besonders bei Gruppen- oder Partnerarbeit ganz wichtig ist, vereinbaren wir in den ersten Tagen ein Lesezeichen, ein akustischen Signal. Einmal angeschlagen bedeutet der Ton: „Bitte im Flüsterton weiterarbeiten“. Bei zweimaligem Anschlag legen alle Kinder zusätzlich ihre Arbeitsmaterialen ab, damit kann ich neben Ruhe auch die Aufmerksamkeit für eine Ansage herstellen. Damit solche Vereinbarungen dauerhaft funktionieren, müssen sie in regelmäßigen Abständen thematisiert und immer wieder einmal neu trainiert werden.
Wertschätzende Beziehung aufbauen
Mehr noch als der vorgenannte Aufbau von Strukturen und Regeln ist die Entwicklung wertschätzender Beziehungen zu den Schüler/innen und ein positives Klassenklima unentbehrlich. Die Kinder sollen sich als individuelle Wesen wahrgenommen und wertgeschätzt empfinden. Gegenseitige Toleranz und Akzeptanz der Verschiedenheit erleichtern den Alltag. Daher lege ich großen Wert auf freundlichen und höflichen Umgang untereinander. Ich vermittle bei Konflikten und appelliere an gegenseitige Akzeptanz der Verschiedenheit. Wir entschuldigen uns, wenn es zu Reibungspunkten kommt, kleine Schäden werden möglichst rasch wieder gut gemacht.
Zur Schlichtung von unvermeidlichen Konflikten wird noch in den ersten Wochen ein Klassenrat eingeführt, der in regelmäßigen Abständen und bei Bedarf tagt. Hier werden Probleme aufgegriffen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten erörtert und beschlossen. Dabei achten wir unterschiedliche Sichtweisen und Befindlichkeiten und sorgen so für ein positives Klassenklima, indem sich alle angenommen und akzeptiert fühlen. Gegenseitige Hilfe und Unterstützung sind Selbstverständlichkeiten, denn jede/r kann etwas gut und noch nicht so gut. Insgesamt sollte auch eine positive Fehlerkultur etabliert werden, denn Fehler sind notwendige Schritte zu neuen Erkenntnissen, die für alle einen Lernzuwachs bilden können.
2. Selbstlernhefte
Nachdem die grundlegenden Abläufe, Strukturen und Regeln eingeschliffen sind, steige ich in Klasse 1 mit der individuellen Arbeit an differenzierten Selbstlernheften ein.
Im gemeinsamen Klassenunterricht und nach der Bearbeitung von vertiefenden Aufgaben gibt es immer einige Kinder, die ihre Aufgaben schneller fertig stellen können. Diese Situation und das bekannte: „Was kann ich jetzt tun?“ lässt sich mit Hilfe von Selbstlernhefte sinnvoll nutzen und so erste Erfahrungen mit individuellen Lernen sammeln. Die Kinder haben diese Hefte immer griffbereit im Fach unter dem Schülertischen und können so jederzeit daran weiterarbeiten. Es gibt unterschiedliche, aufeinander aufbauende Aufgabenhefte, z.B. Übungsmaterial auf verschiedenen Lesestufen, die die Schüler/-innen im eigenen Lerntempo bearbeiten. Die Zuweisung erfolgt anfangs von mir, in Klasse 3 und 4 entscheiden die Kinder mit, an welchen Aufgabenhefen sie arbeiten und erweitern damit ihre Selbsteinschätzung. Regelmäßige Zwischenkontrollen gewährleisten, dass es nicht zu Über- oder Unterforderung kommt.
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- Arbeit zitieren
- Claudia Kuse (Autor:in), 2016, Individuelles Lernen in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319643
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