Gerhard Richters Bilderzyklus trägt den schlichten Namen "18. Oktober 1977". Der Titel verweist auf das Ende eines langen Konfliktes zwischen den staatlichen Autoritäten der BRD und der ersten Generation einer radikal militanten Vereinigung, der Roten Armee Fraktion. Die unmittelbare Konfrontation mit dem linken Terrorismus gehörte zu den prägendsten Ereignissen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Thematik ist bis heute wesentlich stärker mit Verboten, Scham und Angst besetzt als die Verbrechen des Dritten Reiches, mit denen sich viel zu viele längst psychisch und sozial arrangiert zu haben scheinen.
Durch die bis heute anhaltende politische Brisanz gehört der Zyklus zu den strittigsten Werken Richters. Kein anderes Kunstwerk des ausgehenden 20. Jahrhunderts ist von der Kritik mit vergleichbarem Interesse aufgenommen oder ähnlich kontrovers diskutiert worden. Von vielen Seiten wurde Richter vorgeworfen, er verharmlose mit seinem Werk den Terror und seine Fokussierung auf die RAF-Täter stelle eine Pietätlosigkeit gegenüber den Opfern dar. Hilton Kramer warf Richter gar vor, er wolle die Erinnerung an die RAF romantisieren und erhebe die Baader-Meinhof-Bande zu politischen Heiligen. Dem Vorwurf der Heldenverehrung widerspricht diese Arbeit entschieden. Vielmehr stellt diese Arbeit die These auf, Richters Zyklus stellt es eine umfassende, allgemeine Kritik an ideologischen bzw. totalitären Denkmustern dar.
Um den Nachweis der Richtigkeit dieser These zu erbringen, erfolgt zunächst ein Exkurs zur RAF- Thematik. Ein chronologischer Ablauf der Ereignisse wäre dabei jedoch unsachgemäß, vielmehr soll das totalitäre Denken der RAF hier im Vordergrund stehen. Anschließend wird im weiteren Verlauf auf ausgewählte Werke des Zyklus eingegangen. Eine umfassende Untersuchung des gesamten Zyklus lässt der begrenzte Umfang dieser Arbeit nicht zu. Dass im Zyklus wichtige zeithistorische Motive nicht dargestellt wurden, ist hinsichtlich der Interpretation des Zyklus von Bedeutung. Hinsichtlich der These scheint es zudem angebracht, genauer auf frühere Werke Richters einzugehen. Der Film Volker Bradke und der Lichtdruck Mao sind nicht nur frühe Werke Richters, in denen er sich kritisch mit ideologischen Denkmustern auseinandersetzte, in beiden Arbeiten wurde auch das Prinzip der Unschärfe angewandt. Die Verifizierung der eingangs postulierten These erfolgt abschließend in einem kurzen Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sechs gegen 60 Millionen - die RAF
- Der Bilderzyklus 18. Oktober 1977
- Betrachtung einzelner Bilder des Zyklus
- Auslassen einzelner Bildmotive
- Ideologiekritik in früheren Werken Richters
- Vom Umgang anderer Künstler mit der RAF-Thematik
- Sigmar Polke: Ohne Titel (Dr. Bonn) und Sicherheitsverwahrung
- Odd Nerdrum: Der Mord an Andreas Baader
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Gerhard Richters Bilderzyklus "18. Oktober 1977" im Hinblick auf seine ideologiekritische Aussage. Der Fokus liegt auf der Darstellung der RAF und der Frage, ob Richters Werk eine Heldenverehrung der Terroristen darstellt oder eine umfassende Kritik an totalitären Denkmustern.
- Die RAF und ihre ideologische Motivation
- Richters künstlerische Auseinandersetzung mit der RAF-Thematik
- Die Rolle von Bildmotiven und -auslassungen im Bilderzyklus
- Vergleichende Betrachtung des Umgangs anderer Künstler mit der RAF
- Die Bedeutung von Richters Werk im Kontext der deutschen Nachkriegsgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die These vor, dass Richters Bilderzyklus "18. Oktober 1977" eine umfassende Kritik an ideologischen und totalitären Denkmustern darstellt.
Kapitel 2 befasst sich mit der RAF und ihrer ideologiegeschichtlichen Entwicklung. Dabei wird das totalitäre Denken der Gruppe beleuchtet, das auf marxistisch-leninistischen und anarchistischen Idealen basiert.
Kapitel 3 analysiert den Bilderzyklus "18. Oktober 1977". Es wird auf die Bedeutung einzelner Bilder, die Auslassung bestimmter Motive und die Verbindung zu Richters früheren Werken eingegangen.
Kapitel 4 beleuchtet den Umgang anderer Künstler mit der RAF-Thematik anhand von Beispielen von Sigmar Polke und Odd Nerdrum.
Schlüsselwörter
Gerhard Richter, Bilderzyklus, 18. Oktober 1977, Rote Armee Fraktion (RAF), Ideologiekritik, Totalitarismus, Terrorismus, deutsche Nachkriegsgeschichte, Kunst und Politik.
- Arbeit zitieren
- Florian Bührer (Autor:in), 2012, Gerhard Richters Bilderzyklus "18. Oktober 1977". Heldenverehrung oder Ideologiekritik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319083
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