Am 10. Oktober 1912 wird der junge Blaise Cendrars zu einer wichtigen Vernissage der Pariser Galerie La Boétie eingeladen. Von 31 Künstlern – in der Hauptsache Kubisten – werden 185 Bilder ausgestellt. Cendrars fällt an diesem Abend insbesondere ein großgewachsener, stämmiger Mann auf, der wie ein Bauer aus der Normandie aussieht: Fernand Léger.
Zwei Tage später besucht er ihn in seinem Atelier. Der Maler findet den sechs Jahre jüngeren Dichter sympathisch und beantwortet bereitwillig seine unzähligen Fragen. Der Grundstein für ihre – wenn auch mit Unterbrechungen – mehr als vierzig Jahre überdauernde Freundschaft, die sich auch in einer künstlerisch fruchtbaren Zusammenarbeit äußern wird, ist hiermit gelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Blaise Cendrars und Fernand Léger
- Die Begegnung
- Simultaneität in Kunst und Literatur
- Cendrars' „simultanes Buch“
- Künstlerische Zusammenarbeit
- Cendrars' Texte über Léger
- Gemeinsame Projekte
- Abschließendes Gespräch
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text untersucht die enge, über vier Jahrzehnte andauernde Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit zwischen dem Schriftsteller Blaise Cendrars und dem Maler Fernand Léger. Er beleuchtet deren gegenseitige Beeinflussung und die gemeinsamen künstlerischen Prinzipien, die ihre Werke prägten.
- Die Freundschaft und der künstlerische Austausch zwischen Cendrars und Léger
- Das Konzept der Simultaneität in der Kunst und Literatur der Avantgarde
- Die gemeinsame Nutzung von Collage und Montage als stilistische Mittel
- Die Rolle des Ersten Weltkriegs und der Modernisierung in ihrem Werk
- Analyse gemeinsamer Projekte (Bücher, Filme, Ballett)
Zusammenfassung der Kapitel
Blaise Cendrars und Fernand Léger: Der Text untersucht die bisher wenig beachtete Freundschaft zwischen Blaise Cendrars und Fernand Léger, die über vier Jahrzehnte andauerte. Er setzt den Fokus auf die künstlerische Zusammenarbeit und den gegenseitigen Einfluss der beiden Künstler. Die Einleitung beschreibt Cendrars' abenteuerliches Leben und seinen Erfolg als Schriftsteller. Sie führt die erste Begegnung der beiden Künstler an und legt den Grundstein für die weitere Analyse der Beziehung und des gemeinsamen Schaffens.
Die Begegnung: Dieses Kapitel beschreibt die erste Begegnung zwischen Cendrars und Léger im Jahr 1911 in Paris, vermittelt durch Marc Chagall. Es betont die unmittelbare Sympathie zwischen den beiden Künstlern und den Beginn einer fruchtbaren Freundschaft, die durch den Austausch über Kunst und die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Kubismus und der Moderne geprägt wird. Cendrars' Zugang zur Welt der modernen Malerei durch Léger wird hervorgehoben, sowie die daraus resultierende Überzeugung, dass Literatur und Malerei nicht getrennt betrachtet werden können. Die Bedeutung von Chagalls Aussage über seine erste Begegnung mit Cendrars wird analysiert.
Simultaneität in Kunst und Literatur: Dieses Kapitel thematisiert das zentrale Konzept der Simultaneität, das für die Avantgarde von Bedeutung war. Es erläutert die Wurzeln des Begriffs in der Synästhesie und den Korrespondenzen des Symbolismus. Der Text erklärt den Ausdruck der Simultaneität im Kubismus (Polyperspektivismus) und in der Literatur (Abkehr von der linearen Erzählhaltung). Die Verwendung von Collage und Montage als stilistische Mittel zur Darstellung von Komplexität und Simultaneität im modernen Großstadtroman wird erläutert.
Cendrars' „simultanes Buch“: Hier wird Cendrars' „Prose du Transsibérien et de la petite Jeanne de France“ als Beispiel für ein „simultanes Buch“ vorgestellt. Der Text analysiert die formale Gestaltung des Buches (Faltblatt, Farben, Schrifttypen, Illustrationen von Sonia Delaunay-Terk) und das Leitmotiv des Transsibirienexpress. Die Beschleunigung des modernen Lebens und der damit verbundene Umbruch in der optischen Wahrnehmung werden als zentrale Themen der Erzählung herausgestellt. Das Werk wird als kaleidoskopische Erzählung beschrieben.
Künstlerische Zusammenarbeit: Das Kapitel beleuchtet die wechselseitige künstlerische Betätigung von Cendrars und Léger, wobei Cendrars' frühe Versuche in der Malerei und sein späterer Wechsel zum Film erwähnt werden. Légers Position im Kubismus wird im Kontrast zu anderen Künstlern dieser Bewegung dargestellt, mit Betonung auf der „Rohheit“ und „visuellen Darstellung“ seiner Bilder. Cendrars' Ablehnung von Künstlergruppen und sein Individualismus werden als Gründe für seinen Wechsel zu anderen Medien interpretiert. Cendrars' Roman „Dan Yack“ wird erwähnt als Beispiel für seine Absage an verschiedene Kunstformen, mit der Ausnahme der „Kunst des Lebens“.
Cendrars' Texte über Léger: Dieses Kapitel untersucht Cendrars' Schriften über Léger, die in verschiedene Gruppen unterteilt werden: autobiographische Anmerkungen, Kunstkritik, Berichte über gemeinsame Projekte und die Darstellung Légers als literarische Figur. Der Text analysiert die Artikel „Le CUBE s'effrite“ und „Modernités: Fernand Léger“, sowie Cendrars' „Neunzehn elastische Gedichte“ (1919): Construction. Es wird betont, dass Cendrars' Ziel nicht Kunstkritik ist, sondern das Aufzeigen von Analogien zwischen den Künsten.
Gemeinsame Projekte: Hier werden die gemeinsamen Projekte von Cendrars und Léger detailliert beschrieben: „J'ai tué“ (mit Illustrationen von Léger), „Fin du Monde filmée par l'Ange Notre-Dame“ (mit Gestaltung und Illustrationen von Léger), der Film „La Roue“ (mit Léger als Berater und Cendrars als Assistent), und das Ballett „La Création du monde“ (mit Cendrars' Libretto und Légers Ausstattung). Der Fokus liegt auf den gemeinsamen Themen wie die Beschleunigung der Wahrnehmung und die Auswirkungen des Krieges auf die Kunst.
Abschließendes Gespräch: Das Kapitel beschreibt das letzte Treffen der beiden Künstler kurz vor Légers Tod im Jahr 1954, bei dem sie ein Vorwort für einen Ausstellungs-Katalog auf Tonband aufnahmen. Das Gespräch wird als Erinnerung an die frühen Jahre ihrer Freundschaft beschrieben, die die wichtigsten Orte und Ereignisse der ersten gemeinsamen Zeit beinhaltet. Die Rückbesinnung auf den Anfang als Symbol für die Beständigkeit ihrer Freundschaft wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Blaise Cendrars, Fernand Léger, Simultaneität, Kubismus, Avantgarde, Moderne, Collage, Montage, Freundschaft, Künstlerische Zusammenarbeit, Erster Weltkrieg, optische Wahrnehmung, Film, Ballett.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Blaise Cendrars und Fernand Léger
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text untersucht die intensive, über vier Jahrzehnte andauernde Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit zwischen dem Schriftsteller Blaise Cendrars und dem Maler Fernand Léger. Er beleuchtet ihre gegenseitige Beeinflussung und die gemeinsamen künstlerischen Prinzipien, die ihre Werke prägten. Die Analyse umfasst ihre erste Begegnung, die Entwicklung ihrer künstlerischen Beziehung, gemeinsame Projekte (Bücher, Filme, Ballett) und die Bedeutung des Konzepts der Simultaneität in ihrem Werk.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Der Text behandelt folgende Themenschwerpunkte: die Freundschaft und den künstlerischen Austausch zwischen Cendrars und Léger; das Konzept der Simultaneität in der Kunst und Literatur der Avantgarde; die gemeinsame Nutzung von Collage und Montage als stilistische Mittel; die Rolle des Ersten Weltkriegs und der Modernisierung in ihrem Werk; eine detaillierte Analyse gemeinsamer Projekte (Bücher, Filme, Ballett); Cendrars' Texte über Léger (Kunstkritik, autobiographische Anmerkungen); und ein abschließendes Gespräch kurz vor Légers Tod.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text ist in Kapitel gegliedert, die jeweils einen Aspekt der Beziehung und Zusammenarbeit zwischen Cendrars und Léger behandeln. Es beginnt mit einer Einleitung, die die beiden Künstler und ihre erste Begegnung vorstellt. Die folgenden Kapitel analysieren die Simultaneität in Kunst und Literatur, Cendrars' "simultanes Buch" ("Prose du Transsibérien"), ihre künstlerische Zusammenarbeit, Cendrars' Schriften über Léger, ihre gemeinsamen Projekte und endet mit einem abschließenden Gespräch.
Was ist unter "Simultaneität" zu verstehen und welche Rolle spielt sie im Werk von Cendrars und Léger?
Simultaneität ist ein zentrales Konzept der Avantgarde, das im Kubismus (Polyperspektivismus) und in der Literatur (Abkehr von der linearen Erzählhaltung) zum Ausdruck kommt. Es beschreibt die gleichzeitige Darstellung verschiedener Perspektiven und Aspekte. Cendrars und Léger nutzten Collage und Montage als stilistische Mittel, um diese Simultaneität in ihren Werken darzustellen, besonders deutlich in Cendrars' "Prose du Transsibérien".
Welche gemeinsamen Projekte von Cendrars und Léger werden im Text besprochen?
Der Text beschreibt detailliert gemeinsame Projekte wie "J'ai tué" (mit Illustrationen von Léger), "Fin du Monde filmée par l'Ange Notre-Dame" (mit Gestaltung und Illustrationen von Léger), den Film "La Roue" (mit Léger als Berater und Cendrars als Assistent), und das Ballett "La Création du monde" (mit Cendrars' Libretto und Légers Ausstattung). Der Fokus liegt auf gemeinsamen Themen wie der Beschleunigung der Wahrnehmung und den Auswirkungen des Krieges auf die Kunst.
Welche Bedeutung hat die Freundschaft zwischen Cendrars und Léger für den Text?
Die über vier Jahrzehnte andauernde Freundschaft ist der zentrale Rahmen des Textes. Sie bildet die Grundlage für die intensive künstlerische Zusammenarbeit und den gegenseitigen Einfluss der beiden Künstler. Der Text zeigt auf, wie diese persönliche Beziehung die künstlerischen Werke beider prägte und wie sie sich in ihren gemeinsamen Projekten widerspiegelt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter, die den Text charakterisieren sind: Blaise Cendrars, Fernand Léger, Simultaneität, Kubismus, Avantgarde, Moderne, Collage, Montage, Freundschaft, Künstlerische Zusammenarbeit, Erster Weltkrieg, optische Wahrnehmung, Film, Ballett.
- Citar trabajo
- Gabriele Eschweiler (Autor), 2002, Die Freundschaft zwischen dem Dichter Blaise Cendrars und dem Maler Fernand Léger, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317560