Das Chemnitzer Theater (1837/8) kann man als typisches Beispiel der deutschen Theaterbaugeschichte bezeichnen. Es lässt sich gut in die Anfänge des bürgerlichen Theaterbaus einordnen. Es war zwar nicht eines der ersten, aber doch ein relativ frühes Beispiel dafür. Die Theatergeschichte in Chemnitz spiegelt einen Teil der Entwicklungsgeschichte der Stadt - von einer Kleinstadt zu einer großen Industriemetropole - wider. Sie zeigt auch, dass das Chemnitzer Bildungsbürgertum dem bereits etablierten Leipziger und Dresdner nicht nachstehen wollte und sich selbstbewusst gab. Natürlich konnte der Bau des "Actientheaters" nicht die Qualität eines höfischen Baus wie beispielsweise der kurz danach erbauten Semperoper haben, aber im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten einer Actiengesellschaft wurde doch ein Gebäude geschaffen, mit dem sich die Stadt präsentieren konnte.
Die Analyse des ersten Zustands zeigt, dass sich der Architekt Heinig wahrscheinlich an den Anweisungen, die der Architekturtheoretiker Stieglitz (1797) vorgab, orientierte und eventuell auch an Bauten, die er während seiner Studienzeit kennengelernt haben könnte, so z. B. das Isartortheater in München.
Mit einem Umbau von 1865 versuchte man, einige Mängel, die sich schon bald zeigten, abzumildern oder zu beseitigen. So wurden sowohl an der räumlichen Aufteilung und Dekoration (großzügiges Foyer, Gestaltung des Zuschauerraumes) als auch an der technischen Ausstattung des Theaters Änderungen vorgenommen. Letztere sollten vor allem Sicherheitsmängel im Bereich der Treppen und Korridore beheben und Verbesserungen im Zuschauerraum bringen.
Erneute Umbaumaßnahmen waren 1924 aufgrund der neuen baupolizeilichen Vorschriften erforderlich. Das hatte zur Folge, dass das frühere Erscheinungsbild des Baus empfindlich gestört wurde. Die Neugestaltung läßt sich den zu dieser Zeit konzipierten Theatergebäuden zuordnen. Als herausragend kann die neue, fortschrittliche Bühne von Linnebach angesehen werden.
Trotz der mäßigen Quellenlage im Stadtarchiv Chemnitz ist es gelungen, die verschiedenen Inneren Einrichtungen und Äusseren Ansichten nachzuzeichnen. Neben den Beschreibungen des Baus und den Vergleich mit gleichrangigen Theatern, war es notwendig, einige Risse zu rekonstruieren, so dass man sich heute wieder einen Eindruck von den verschiedenen Zuständen des Baus verschaffen kann und ihn in den deutschen Theaterbau einzuordnen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Theatergeschichte der Stadt Chemnitz
- Fahrende Theatergesellschaften
- Das Gewandhaus
- Das „Freundschaftliche Theater“ und das „Liebhabertheater“
- Das erste Chemnitzer Theater
- Die Gründung des Opernvereins und das „Actientheater“
- Der Bau des „Actientheaters“
- Die Übernahme durch die Stadt
- Der Bau des Actientheaters 1837/38 durch J. T. Heinig
- Auswahl eines geeigneten Platzes
- Zum Architekt: Johann Traugott Heinig
- Baubeschreibung
- Grundriß
- Außenbau
- Fassade
- Langseiten
- Rückansicht
- Beschreibung des Inneren
- Foyer
- Auditorium
- Bühne
- Einordnung und Vergleich
- Zum Stil der äußeren Architektur
- Fassade und Sockel
- Foyer, Festsaal, Seitenzimmer und Galerie
- Zuschauerraum
- Treppenanlagen und Korridore
- Aufbau der Bühne als Kulissenbühne
- Vom Actientheater zum Stadttheater. Umbaumaßnahmen ab 1863 geleitet von E. Titz
- Der Berliner Baumeister Eduard Titz
- Baubeschreibung
- Außenbau
- Beschreibung des Inneren
- Vestibül
- Zuschauerraum
- Bühnenhausanbau
- Einordnung und Vergleich
- Außenbau
- Foyer, Restaurationszimmer und Garderoben
- Zuschauerraum
- Treppenanlage und Korridore
- Bühne
- Der Umbau zum Schauspielhaus 1924/25 nach Plänen von A. Linnebach und E. Anders
- Zur Person: Adolf Linnebach
- Baubeschreibung
- Außenbau
- Fassadenbeschreibung
- Nord- und Südseite
- Rückansicht
- Beschreibung des Inneren Aufbaus
- Zuschauerhaus
- Bühnenhaus
- Bühnenanlage
- Einordnung und Vergleich
- Außenbau
- Zuschauerraum
- Treppen und Korridore
- Renovierung 1938
- Der Abriß des im Krieg stark beschädigten Hauses
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Geschichte des Stadttheaters in Chemnitz und beleuchtet die bauliche Entwicklung des Gebäudes über eine Zeitspanne von 100 Jahren.
- Die Entwicklung des Theaterbaus im 19. Jahrhundert und seine Einordnung in die verschiedenen architekturtheoretischen Strömungen.
- Die Rolle des bürgerlichen Selbstbewusstseins und der Aktiengesellschaften bei der Finanzierung von Theatern.
- Die Herausforderungen und Veränderungen in Bezug auf die Funktionalität und die Sicherheit von Theatergebäuden.
- Die Bedeutung des Theaters als öffentliche Institution und Bildungsstätte.
- Die spezifischen Merkmale der Baugeschichte des Chemnitzer Theaters im Kontext seiner sozialen und städtischen Entwicklung.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Das Kapitel „Theatergeschichte der Stadt Chemnitz“ beleuchtet die Entwicklung des Theaters von den fahrenden Theatergesellschaften bis zur Gründung des „Actientheaters“ und der Übernahme durch die Stadt.
- Das Kapitel „Der Bau des Actientheaters 1837/38 durch J. T. Heinig“ beschreibt den ersten Bau des Theaters und analysiert dessen Architektur im Kontext der theaterbautheoretischen Strömungen seiner Zeit.
- Das Kapitel „Vom Actientheater zum Stadttheater. Umbaumaßnahmen ab 1863 geleitet von E. Titz“ beschreibt den Umbau des Theaters unter der Leitung des Berliner Baumeisters Eduard Titz und zeigt die Veränderungen im Außenbau und in den Innenräumen.
- Das Kapitel „Der Umbau zum Schauspielhaus 1924/25 nach Plänen von A. Linnebach und E. Anders“ beschreibt den letzten großen Umbau des Theaters und beleuchtet die neuartigen technischen und bühnentechnischen Lösungen, die von Adolf Linnebach entwickelt wurden.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit thematisiert die Geschichte des Stadttheaters in Chemnitz, den bürgerlichen Theaterbau, die Architekturtheorie des 19. Jahrhunderts, die Entwicklung der Bühnentechnik, die Aktiengesellschaft als Finanzierungsmodell, die Bedeutung des Theaters als öffentliche Institution und Bildungsstätte, sowie die städtische Entwicklung von Chemnitz im 19. und 20. Jahrhundert.
- Citation du texte
- Kay Richter (Auteur), 2001, Das Stadttheater in Chemnitz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31727